ver.di Bezirk Stuttgart, Lautenschlagerstr. 20, 70173 Stuttgart
Veranstalter: Rosa Luxemburg Stiftung BaWü & ver.id
Die Finanzmarktkrise und die nachfolgende realwirtschaftliche Krise sowie die ökonomischen und sozialen Verwerfungen in Europa sind in Deutschland seltsam folgenlos geblieben. Staatliche Konjunkturprogramme haben die Krisenfolgen abgemildert, nach dem Kriseneinbruch boomt die Exportindustrie wieder, größere soziale Auseinandersetzungen sind hierzulande ausgeblieben. Offenbar hatten wir es mit einer «Krise ohne Konflikt» zu tun – zumindest dem Anschein nach.
In einer solchen Sichtweise geraten allerdings diejenigen Bereiche aus dem Blick, die von den Spätfolgen der Krise und ihrer politischen Bewältigung besonders betroffen sind: die öffentlichen und sozialen Dienstleistungen. Einnahmerückgänge und staatliche Sparzwänge («Schuldenbremse») führen zu einer Verlagerung der Krisenfolgen und einer verschobenen Krisenbetroffenheit. Allerdings finden sich in diesen Tätigkeitsbereichen verschiedene Anzeichen dafür, dass das interessenpolitische Stillhalten zum Ende kommt: der ErzieherInnen-Streik bereits 2009 oder vermehrter Protest und Auseinandersetzungen etwa im Bereich der Krankenhäuser zeigen, dass Ungerechtigkeitserfahrungen und Ansprüche auf verbesserte Arbeitsbedingungen und -entgelte wachsen. Werden die öffentlichen Dienstleistungen zum Ausgangspunkt einer neuen interessenpolitischen Aktivierung?
Wolfgang Dunkel und Wolfgang Menz vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. – ISF München berichten aus drei Forschungsprojekten, die sich mit Krisenerfahrungen und Gerechtigkeitsvorstellungen von Beschäftigten auseinander setzen: «Krise ohne Konflikt?» (2010-11), «Krisenerfahrungen und Politik» (2012-13) sowie «Brüchige Legitimationen – neue Handlungsorientierungen?» (seit 2012).