Gewerkschaftshaus Stuttgart, Willi-Bleicher-Str. 20, 70174 Stuttgart
Veranstalter: DGB
Am Freitag, 3. Februar, wird um 16 Uhr die Ausstellung
„Vergessene Geschichte: Berufsverbote – politsche Verfolgung in der BRD“
im DGB-Haus in Stuttgart eröffnet. Es sprechen Bernhard Löffler, der DGB-Vorsitzende von Nordwürttemberg, die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz und Cornelia Boos-Ziegling, die die Ausstellung konzipierte.
Am 28. Januar 1972 stimmten alle Ministerpräsidenten und Bundeskanzler Willy Brandt dem Vorschlag der Innenministerkonferenz zu, alle BewerberInnen für den öffentlichen Dienst auf ihre „Verfassungstreue“ hin untersuchen zu lassen. Ziel war, die 68er-Bewgung einzuschüchtern und sie ihrer beruflichen Existenz zu berauben. Bis Ende der achtziger Jahre gab es rund 11 000 Berufsverbotsverfahren. Aber Willy Brandt meinte später, seine Zustimmung sei ein großer Fehler gewesen.
Dieses Eingeständnis nützte jedoch den Betroffenen nichts. Auch wenn einige sich später in den Schuldienst einklagen konnten, blieben das Trauma, das Stigma, die psychische und finanzielle Unsicherheit.
Nicht wenige sind daran zerbrochen, haben den Beruf, das Vertrauen in sich selbt verloren.
Die Initiative „40 Jahre Radikalenerlass“ fordert daher vollständige Rehabilitierung und materielle Entschädigung für die Betroffenen. Obwohl Ministerpräsident Kretschmann kurzzeitig ebenfalls betroffenwar, hat er auf Schreiben der Initiative bisher nicht reagiert.
Mittlerweile ist die Berufsverbotepraxis der BRD aus dem öffentlichen Bewußtsein verdrängt, jüngere Leute wissen nichts darüber.
Diese Informationslücken zu schließen und erneut die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Schicksal der Betroffenen zu richten, ist das Ziel der Ausstellung. Konzipiert wurde sie vom Ausstellungteam „40 Jahre Radikalenerlass“. Sie war schon in zahlreichen Städten zu sehen – nun bis 7. März auch in Stuttgart. Und es werden einzelne Biographien und Schicksale auch von Betroffenen aus Baden-Württemberg dargestellt.