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Philosophisches Café – Kulturindustrie – neue Perspektiven auf ein altes Konzept

So, 12. Dezember 2021, 14:00 Uhr - 16:00 Uhr
Freies Radio für Stuttgart, Stöckachstraße 16A, 70190 Stuttgart
Veranstalter: Freies Radio Stuttgart
Wichtiges:

Die Philosophin Ulrike Ramming betrachtet Kulturindustrie, die Verbindung von technischen Medien und Unterhaltung, im Wandel der Zeit unter Berücksichtigung technischer Neuerungen. Sie spannt einen Bogen von Horkheimer/Adorno über Diedrichsen bis hin zu Zuboff und Betancourt.

Mit Dr. Ulrike Ramming, Philosophin
und dem Duo Oliver Biella/Florian Vogel, musikalischer Kommentar

Live im Foyer, On Air UKW 99.2, Audio- und im Videostream

Mit der Einführung von iPod, iTune und iPhone veränderte sich nicht nur die Art und Weise, wie die meisten von uns Musik konsumieren, vielmehr wurde damit auch eine neue Phase der Kulturindustrie eingeleitet. Vordergründig handelt es sich dabei um die Kombination von technischen Medien und Unterhaltung, unter deren Oberfläche sich tiefgreifende gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen abzeichnen. Die Philosophen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno identifizierten diese Zusammenhänge erstmals in den 1940er Jahren an Rundfunk und Film: gerade die Filmindustrie entwickelte sich aufgrund ihres hohen Finanzbedarfs zum bevorzugten Objekt ökonomischer Investitionen. Daraus ergibt sich wiederum die Notwendigkeit, das investierte Kapital einzuspielen, was eine gewisse Konformität der Produkte nach sich zieht. Kultur wird zur Ware, so lautete der eingängige Slogan; nicht in den Blick genommen wurden von den Autorencdie ästhetischen Möglichkeiten, die das neue Medium Film bot.
Gegen die Einseitigkeit dieser Perspektive hebt der Kulturtheoretiker Diedrich Diederichsen für die zweite Kulturindustrie der 1960er und 1970er Jahre die neuen Erfahrungsräume hervor, die die Kombination von Schallplatte und Fernsehen bot. Pop, als ein Bereich zwischen bloß kommerzieller Kulturindustrie und sogenannter Hochkultur, erlaubt ganz eigene ästhetisch Erfahrungen, führt zugleich neue Stile, Haltungen, Prägungen in unser Alltagsleben ein.
Versteht man Kulturindustrie in diesem Sinn als die Verbindung unterschiedlicher Medien, durch die neue Stile und damit auch neuartige Erfahrungsräume eröffnet werden, die sich in alltäglichen Gewohnheiten und Haltungen niederschlagen, die wir uns – in befreiender oder einschränkender – Weise zu eigen machen, so stellt sich die Frage nach den tiefgreifenden Veränderungen, die sich derzeit unterhalb dieser Ebene der Unterhaltungs- und Alltagskultur abspielen. Shoshana Zuboff spricht in diesem Zusammenhang vom Überwachungskapitalismus, der sich über die kleinen Geräte einschleicht, die wir bei uns tragen. Michel Betancourt verwendet den Ausdruck ‚digitaler Kapitalismus‘ um zu analysieren, wie eine „Aura des Digitalen“ die Notwendigkeit materieller Ressourcen verschleiert und damit die Krisenanfälligkeit dieser Phase des Kapitalismus verdeckt.

Ulrike Ramming (geb. 1959) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität. Sie promovierte 2005 zu Fragen der Medienphilosophie. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Medienphilosophie, Kritische Theorie und Feministische Philosophie.

Einlass 13.30 Uhr, es gilt die 2G-Regel

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Verschlagwortet mit: Digitalisierung, Kultur, Kulturindustrie