Prof. Dr. Winfried Thaa
Politisches Handeln – Warum Arendt und nicht Marx?

Sa., 21. November 2015, 11:30 Uhr
Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart
Veranstalter: Die AnStifter & Stadtmuseum
Wichtiges:

Ob ein Ministerpräsident über politische Pluralität oder die Sprecherin einer Protestbewegung über Spontaneität redet – Hannah Arendt wird gern bemüht, und das auffallend oft von Leuten, die sich vor geraumer Zeit noch eher auf Karl Marx beriefen. Woher diese Popularität Arendts? Als Totalitarismustheoretikerin wurde sie von der Linken der alten Bundesrepublik weitgehend ignoriert, heute scheint Hannah Arendt, wenn es um normatives Orientierungswissen geht, eine kaum mehr kritisierbare Autorität zu sein. Tatsächlich hat Arendt, wie niemand sonst, einen positiven Begriff des politischen Handelns entwickelt. In Zeiten einer weitgehenden Entpolitisierung der Gesellschaft, in denen offene politische Auseinandersetzungen schmerzhaft vermisst werden, liegt es nahe, auf ihr Denken zurückzugreifen. Politisierung war allerdings auch schon ein Begriff der alten Linken, und die heutigen, poststrukturalistisch geprägten Radikaldemokraten klagen ebenfalls „das Politische“ ein. Dass jeweils Unterschiedliches gemeint ist, bleibt dabei meist im Dunkeln. Der Vortrag wird sich vor dem Hintergrund aktueller Debatten zur Krise der Demokratie darauf konzentrieren, die Besonderheit des Arendtschen Denkens darzustellen und dabei zu begründen, weshalb ihr Begriff des politischen Handelns marxistischen und poststrukturalistischen Ansätzen vorzuziehen ist.

Winfried Thaa ist Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Trier. Er arbeitete über die Dissidenten und Oppositionsbewegungen Mittel- und Osteuropas, den Entfremdungsbegriff bei Marx und Arendt sowie zu Fragen der politischen Repräsentation.

Über Fritz Mielert

Fritz Mielert, Jahrgang 1979, arbeitete von 2013 bis 2017 als Geschäftsführer beim Bürgerprojekt Die AnStifter in Stuttgart. Davor betreute er ab 2011 bei Campact politische Kampagnen im Spektrum zwischen Energiewende und Vorratsdatenspeicherung, engagierte sich in der AG Antragsbearbeitung der Bewegungsstiftung, baute ab 2010 maßgeblich die Parkschützer als eine der wichtigsten Gruppierung im Protest gegen Stuttgart 21 auf und war ab 1996 mehrere Jahre ehrenamtlich bei Greenpeace aktiv.

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