Hegelhaus, Eberhardstraße 53, 70178 Stuttgart
Veranstalter: Die AnStifter, Museum Hegelhaus
Wichtiges:
Die Diskussion um Menschenwürde ist immer noch,weithin durch den Widerstreit gekennzeichnet, dass Menschenwürde entweder verstanden wird als eine Würde jedes in seiner Vereinzelung lebenden Einzelnen, als eine Würde, die jedem „Robinson“ von Natur aus oder durch seine Gottesebenbildlichkeit zukommt; oder die Würde wird verstanden als Wert, der der Menschheit, aber eben nicht jedem einzel-
nen Menschen als Einzelnem zukommt. Die Wert-Bestimmtheit der Gattung Menschheit, erlaubt dann durchaus, dass einzelne Menschen in ihrer Würde als
Angehörige der Gattung Menschheit beeinträchtigt oder verletzt werden, um die Würde der Menschheit aufrechterhalten zu können. Dieser Widerstreit zeigt sich bereits in den zwei biblischen Schöpfungsberichten des Menschen. Im zweiten heißt es: Gott formte aus Lehm „den Menschen“ und dann zeitlich später „sein Weib“ bzw. „die Män-nin“. Mit „dem Menschen“ kann die Gattung gemeint sein oder ein Individuum mit Namen Adam. Im ersten Schöpfungsbericht heißt es dagegen: „Und
Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.“ Als Widerspruchsverhältnis wird angezeigt, dass „der Mensch“ oder das Mensch-Sein der Menschen nur in der Pluralität von Unterschiedenen existiert und somit die Menschenwürde in dieser und als
diese Pluralität bestimmt werden muss. Führt man dieses Anerkennungsverhältnis aus, wird sichtbar, dass das mit Menschenwürde Gemeinte nicht allein der christlichen Tradition entstammt, sondern als Denk-Modell sich in allen nachachsenzeitlichen Kulturen zu entwickeln begann. Exemplarisch soll dies an der „Nikomachischen Ethik“ von Aristoteles gezeigt werden.
Michael Weingarten lehrte Philosophie an den
Universitäten Stuttgart und Marburg.