Haus 44, Fritz-Elsass-Straße 44, 70174 Stuttgart
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit der Gruppe for your interest (f.y.i.)
Seit Januar 2016 hat die Ethnisierung und Kulturalisierung von Gewalt gegen Frauen im medialen Diskurs Hochkonjunktur. Berichte von sexuellen Übergriffen von Tatverdächtigen «aus dem arabischen Raum» wurden zum Anlass genommen, eine weitere Asylrechtsverschärfung populär zu machen und, trotz der Proteste von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen, im Eiltempo durchzupeitschen. Medien zeichneten eine angeblich «fremde patriarchale Kultur», die vollkommen anders sei als die sogenannte «westlich-demokratische Kultur», in der Frauen angeblich gleichberechtigt sind. Eine Kultur, die «Wir» hier nicht wollen. Ausgeblendet blieb dabei die Situation geflüchteter Frauen, die unter den Asylrechtsverschärfungen am meisten zu leiden haben. Damit entlarvte sich dieser Diskurs zum «Schutz von Frauen» selbst als schlicht rassistisch. Gewalt gegen Frauen sollte herhalten, um Migrationskontrollen zu legitimieren.
Neu ist das nicht. Bilder von migrantischen Tätern, deren «Kultur» besonders frauenverachtend sei, dienen seit langem als Begründung für Verschärfungen im Aufenthaltsrecht. Migrantinnen wird in diesem Diskurs überwiegend die Opferrolle zugewiesen, Migrationskontrollen und sogar Aufenthaltsverweigerung werden als Schutz der Frauen ausgelegt. Darauf bezogen stellen sich mehrere Fragen: Welche Auswirkungen und Funktionen haben solche Bilder und welche Verhältnisse verbergen sie? Wo zwingen aufenthaltsrechtliche Regelungen Frauen gerade in Abhängigkeitsverhältnisse? Und vor allem: Wie kann Feminismus antirassistisch bleiben?