Evangelisches Bildungszentrum Hospitalhof, Büchsenstraße 33, 70173 Stuttgart
Veranstalter: Institut für Sozialwissenschaften, Abteilung Technik- und Umweltsoziologie, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart in Kooperation mit der Berthold Leibinger Stiftung und Evang. Bildungszentrum Hospitalhof
Der Diskurs über die Digitalisierung wird oft eher dystopisch geführt – auch der sozialwissenschaftliche. Was offensichtlich fehlt, ist eine theoretische Perspektive darauf, wie man das Phänomen der Digitalisierung mit der Modernität moderner Gesellschaften in Verbindung bringt, also eine Erklärung dafür, warum ausgerechnet die Digitaltechnik zur Leittechnik der Gegenwartsgesellschaft geworden ist. Der Vortrag wird zeigen, dass die moderne Gesellschaft schon in ihrer Struktur einen digitalen Charakter hat.
Wir glauben, der Siegeszug der digitalen Technik habe innerhalb weniger Jahre alles revolutioniert: unsere Beziehungen, unsere Arbeit und sogar die Funktionsweise demokratischer Wahlen. In seiner neuen Gesellschaftstheorie dreht der Soziologe Armin Nassehi den Spieß um und zeigt jenseits von Panik und Verharmlosung, dass die Digitalisierung nur eine besonders ausgefeilte technische Lösung für ein Problem ist, das sich in modernen Gesellschaften seit jeher stellt: Wie geht die Gesellschaft, wie gehen Unternehmen, Staaten, Verwaltungen, Strafverfolgungsbehörden, aber auch wir selbst mit unsichtbaren Mustern um?
Schon seit dem 19. Jahrhundert werden in funktional ausdifferenzierten Gesellschaften statistische Mustererkennungstechnologien angewandt, um menschliche Verhaltensweisen zu erkennen, zu regulieren und zu kontrollieren. Oft genug wird die Digitalisierung unserer Lebenswelt heutzutage als Störung erlebt, als Herausforderung und als Infragestellung von gewohnten Routinen. Im vorliegenden Buch unternimmt Armin Nassehi den Versuch, die Digitaltechnik in der Struktur der modernen Gesellschaft selbst zu fundieren. Er entwickelt die These, dass bestimmte gesellschaftliche Regelmäßigkeiten, Strukturen und Muster das Material bilden, aus dem die Digitalisierung erst ihr ökonomisches, politisches und wissenschaftliches Kontroll- und Steuerungspotential schöpft. Infolge der Digitalisierung wird die Gesellschaft heute also regelrecht neu entdeckt.
KOOPERATION: Institut für Sozialwissenschaften, Abteilung Technik- und Umweltsoziologie, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart in Kooperation mit der Berthold Leibinger Stiftung und Evang. Bildungszentrum Hospitalhof
REFERENT: Prof. Dr. Armin Nassehi, Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschafstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kostenbeitrag entfällt