Veranstalter: Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg in Kooperation mit dem MdB-Büro Bernd Riexinger
Vortrag von Dr. Joachim Beerhorst, Begrüßung von Bernd Rieixinger
Regierungen, die weitreichende Entscheidungen treffen, müssen sich in der Bundesrepublik alle vier bis fünf Jahre demokratischen Wahlen stellen. Doch in Unternehmen, egal ob große Aktiengesellschaft oder mittelgroßer Familienbetrieb, geht es noch weit weniger demokratisch zu. An dem Ort, an dem sich arbeitende Menschen unterm Strich einen großen Teil ihrer Lebenszeit aufhalten, werden Entscheidungen weitestgehend über ihre Köpfe hinweg getroffen. Zum Beispiel, wenn es um Investitionsentscheidungen, Betriebsschließungen oder -verlagerungen geht. Trotz der hart erkämpften Mitbestimmungsrechte von Betriebsräten (und Arbeitnehmervertreter*innen in Aufsichtsräten) regieren Geschäftsleitungen und Eigentümer noch wie Alleinherrscher über die Wirtschaftsunternehmen. Die Demokratie endet auch heutzutage noch «am Werkstor».
Die Vorstellung, dass man auch die Wirtschaft demokratisieren will, ist eine alte Idee der Gewerkschaften und Arbeiter*innenbewegung. Neben der Perspektive, den Arbeitsplatz demokratisch nach den Bedürfnissen der Arbeitenden zu gestalten, beinhaltet „Wirtschaftsdemokratie“ aber noch mehr: Es geht im Kern auch darum, dass nicht mehr wenige Privateigentümer allein nach Gesichtspunkten des Profits entscheiden, wohin investiert wird und wohin nicht, was produziert wird und was nicht.
Zum Beispiel: konzentriert sich ein großes Autounternehmen auf einen enger werden Markt teurer, hochmotorisierten Luxusautos, die sich die breite Masse der Bevölkerung nicht leisten kann und die angesichts des Klimawandels auch kaum als zukunftsweisend durchgehen? Oder werden die technischen Anlagen und das ganze Wissen und Können der Arbeitnehmer dazu eingesetzt, um Produkte herzustellen, die einen Beitrag leisten, die Herausforderung einer ökologischen und sozial-gerechten Verkehrswende zu bewältigen? Und würde es nicht auch Sinn ergeben, wenn nicht nur Unternehmensangehörige, sondern auch Umweltverbände, Vertreter/innen der betroffenen Gemeinden (und viele mehr) ein Wort mitzureden haben?
Dr. Joachim Beerhorst wird in seinem Vortrag einen Überblick über die Entwicklung des Konzepts der Wirtschaftsdemokratie in der deutschen Arbeiterbewegung geben. Wo und mit welchem Ergebnis wurde in der Vergangenheit versucht, Elemente von Wirtschaftsdemokratie durchzusetzen? Würde es angesichts industrieller Umbrüche lohnen, diese Ideen heute wieder stärker in den Vordergrund zu stellen?
Bernd Riexinger (MdB) wird im Anschluss diesen Gedanken aufgreifen und kurz das Konzept eines «Transformationsrats für die Mobilitätswende in der Region Stuttgart» vorstellen. Im Anschluss an den Vortrag wird es genügend Zeit für Fragen und Diskussion geben.
Dr. Joachim Beerhorst ist Dozent an der Europäischen Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. Er ist Autor zahlreicher Artikel zum Thema Demokratisierung der Wirtschaft. Früher leitete er die Aus- und Weiterbildung für Hauptamtliche beim Vorstand der IG Metall.
Bernd Riexinger ist Bundestagsabgeordneter der Partei DIE LINKE. Er ist Mitglied im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags. Früher war er Geschäftsführer des Bezirks Stuttgart der Gewerkschaft ver.di.
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