Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart
Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung BaWü
Zeitungen stehen überall in Europa vor dramatischen Herausforderungen. Einst der öffentliche Ort des demokratischen Diskurses schlechthin, geraten sie durch vielfältige Entwicklungen unter Druck. Die Zeitungen sind von der Digitalisierung im besonderen Maße betroffen. Die Erlöse durch Verkäufe und Anzeigen gehen drastisch zurück, während die Suche nach neuen Geschäftsmodellen noch nicht abgeschlossen ist. In Zeiten von Twitter und Facebook haben sich aber auch die Art und Geschwindigkeit der Produktion und der Konsumierung von Nachrichten verändert – manchmal scheint nichts so alt wie die Zeitung von heute. Das Erstarken von rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien stellt Zeitungsjournalist*innen vor neue Fragen. Autoritäre Regierungen schränken inzwischen auch in europäischen Ländern die Pressefreiheit zunehmend ein. Aber auch in liberalen Demokratien wächst vielfach der Druck auf die vierte Gewalt – der Umgang mit Journalist*innen im Umfeld des Hamburger G-20-Gipfels oder der Versuch des österreichischen Innenministeriums, unliebsame Medien auszugrenzen, sind Beispiele dafür.
Ist das Zeitalter der (gedruckten) Zeitung zu Ende? Oder können die Zeitungen ihre Funktion als Orte des demokratischen Diskurses bewahren oder sogar noch verstärken? Denn Zeitungen sind im Idealfall das genaue Gegenteil der Filterblase. Sie berichten, kommentieren und bilden den öffentlichen Raum für politische und gesellschaftliche Debatten. Sie geben Orientierung, indem sie Nachricht, Reportage und Kommentar in einen politischen und kulturellen Sinnzusammenhang stellen und damit den Kontext bilden, der in den sozialen Medien oftmals fehlt.
Dazu kommt ihre demokratische Funktion gerade in Ländern, in denen staatliche Medien zunehmen politischer Einflussnahme durch die Regierungen ausgesetzt sind und private Medienkonzerne zur politischen Macht werden. Dort bilden vielfach die Zeitungen eine wichtige Bastion der Zivilgesellschaft.
Lassen sich aus diesen Entwicklungen neue Perspektiven für die Zeitung ableiten? Liegt hier der Grund dafür, dass in einigen Ländern neue Zeitungsprojekte gerade einen Aufschwung erleben?
Wir bringen Journalist*innen und Zeitungsmacher*innen aus ganz Europa ins Gespräch über die Zukunft der Zeitung, ihre neuen Aufgaben und Herausforderungen in Zeiten von Populismus, Fake News und Filterblase. Dabei soll es um den Austausch, das gemeinsame Lernen und die gemeinsame Arbeit an neuen Konzepten gehen. Aber auch die breite Debatte mit einer interessierten Öffentlichkeit soll geführt werden. Schließlich geht es um die Zukunft dieses für unsere Demokratie entscheidenden öffentlichen Raums, der sich zwischen bedruckten Seiten oder immer häufiger auch auf den Websites der Zeitungen im Internet konstituiert.
u.a. mit:
Prof. Dr. Heribert Prantl, Leiter der Meinungsredaktion der „SZ“
Muhterem Aras, Landtagspräsidentin Baden-Württemberg
Jakob Augstein, Verleger Der Freitag
Dr. Michael Rediske, Vorstandssprecher Reporter ohne Grenzen
Tabea Rößner, MdB & Sprecherin für Netzpolitik und Verbraucherschutz – Bündnis 90/Die Grünen
Nina Horaczek, Chefreporterin bei der Wiener Stadtzeitung Falter
Márton Gergely, leitender Redakteur der Wochenzeitschrift HVG (Ungarn)
Bartosz Wielinski, leitender Redakteur Gazeta Wyborcza (Polen)
Dr. Reinhard Olschanski, Publizist und Philosoph
Harriet Wolff, taz, Mitverfasserin taz-Innovationsreport
Dr. Bernd Zywietz, Johannes Gutenberg Universität Mainz
Kaki Bali, Chefredakteurin der griechischen Tageszeitung AVGI
Patrik Garaj, Editor und Reporter bei Denník N (Slowakei)
Jun.-Prof. Dr. Leyla Dogruel, Institut für Publizistik, Johannes Gutenberg Universität Mainz
Donatien Huet, Leiter Zukunftswerkstatt Mediapart (Frankreich)
Stefan Reinecke, Redakteur, taz
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