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Energiepreisentwicklung mit und ohne Energiewende
Bereits vor 40 Jahren hat der Club of Rome mit seinen „Grenzen des Wachstums“ vor einer Entwicklung gewarnt, die wir heute massiv zu spüren bekommen. Die Verknappung der Ressourcen hat solche Ausmaße angenommen, dass selbst in den Industrienationen viele Menschen mit den Preisen für Heizung, Strom und Kraftstoff nicht mehr klarkommen. Der Strompreis hat sich seit 2000 verdoppelt, in den vergangenen 10 Jahren ist der Heizölpreis um 158% gestiegen, der von Dieselkraftstoff um 82%.
Das hat nichts mit der Umlage für die Einführung der Erneuerbaren Energien zu tun, was fälschlicherweise oft behauptet wird, denn Heiz- und Kraftstoff sind umlagefrei und der Strompreis ist im Jahresmittel um 4% gestiegen, auch zu Zeiten, als die Umlage noch nicht existierte bzw. im Mittel bei 1,5 Cent pro Kilowattstunde lag. Der Grund liegt vielmehr in der Verknappung atomar/fossiler Energieträger. Seit 5 Jahren geht die Weltölförderung zurück, alle neuen Vorkommen sind schwerer und teurer erschließbar und weniger ergiebig.
Ein weiterer massiver Energiepreistreiber ist der Klimawandel, der mit der Verbrennung fossiler Energieträger einhergeht. Der englische Notionalökonom Sir Nicholas Stern geht in seiner renommierten Studie davon aus, dass die Klimafolgeschäden in diesem Jahrhundert 5%, wenn nicht bis zu 20% des Bruttosozialprodukts der Weltökonomie erreichen werden: Das diesjährige und dritte Elbe-/Donau-/Oderhochwasser innerhalb von 11 Jahren (8 Mrd. Euro Bundeshilfe), Wirbelsturm Sandy (alleine in den USA 80 Mrd. US-Dollar), der Wirbelstrom Katrina 2005 mit 200 Mrd. US-Dollar und die weltweit unzähligen zunehmenden Dürren einerseits und Extremniederschläge andereseits werfen ihre Schatten voraus. Hinzu kommen die sogenannten externen Kosten der Stromproduktion aus Kohle und Atom (Schäden durch Luftschadstoffe und andere Folgeschäden), die vom Bundesamt für Umweltschutz mit ca. 10 Cent/kWh beziffert werden.
Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart im Auftrag der Bundesregierung kommt zu folgendem Ergebnis: Die jährlichen Gesamtenergiekosten Deutschlands von heute 200 Mrd. Euro werden beim business as usual auf 500 Mrd. Euro im Jahr 2050 steigen. Wird jedoch die Energiewende zu 100% Erneuerbaren Energien konsequent wie in den vergangenen Jahren fortgesetzt, so werden die Kosten in den nächsten Jahren zwar noch steigen, aber im Jahr 2050 wieder auf dem gleichen Niveau wie heute, bei 200 Mrd. Euro liegen, weil die EE nur Anlagenkosten, aber keine Brennstoffkosten und keine Folgekosten erzeugen.
Wenn die Biosphäre nicht völlig kollabieren soll, dann ist ein 100%-iger Umstieg auf Erneuerbare Energien bis spätestens Mitte dieses Jahrhunderts unabdingbar. Das in über 50 Staaten der ganzen Welt übernommene deutsche Erneuerbare Energiengesetz war der beste Motor der Energiewende. Das von CDU und FDP propagierte Quotenmodell – in Schweden und England praktiziert – ist bei weitem nicht so erfolgreich was die Zahl neuer Anlagen und vor allem was die Entflechtung von marktbeherrschenden Großkonzernen hin zu „Bürgerenergie“ (Stadtwerke und Energiegenossenschaften) anbelangt.
Heinrich Blasenbrei-Wurtz, Bauingenieur im Ruhestand. Seit 25 Jahren aktiv im Umweltschutz und der Ökoenergiebewegung. 20 Jahre selbständiger Unternehmer im Bau von Energieeffizienz- und Erneuerbaren Energieanlagen.