Theater Rampe, Filderstraße 47, 70180 Stuttgart
Veranstalter: Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit Stuttgart, in Kooperation mit Theater Rampe, die AnStifter und Stiftung Geißstraße 7.
Vortrag und Diskussion mit Titus Simon und anschließender Filmvorführung
Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Querdenken im Kessel – Kritik der Sozialen Arbeit“ des Arbeitskreises Kritische Soziale Arbeit Stuttgart statt.
Am 21. Mai 1929 sammelten sich im Garten der Stuttgarter Freidenker-Jugend in der Nähe des Weißenhofs etwas 300 „Vagabund*innen“. Unter ihnen zahlreiche Abenteuer*innen, Künstler*innen, Intellektuelle und Aussteiger*innen. Im Vorfeld wurden in zahlreichen Wanderherbergen und Obdachlosenasylen Flugblätter ausgelegt und viele erfuhren durch Mund-Propaganda von dem Kongress. Weder Stadt noch Polizei gelang es, das Treffen zu unterbinden – der Vagabunden-Kongress wird ein voller Erfolg.
Gregor Gog schrieb damals in seinem Vorspiel zu einer Philosophie der Landstraße: „Lieber ein ganzes Leben zu gottverfluchtem Dasein in der Gosse verurteilt, als einen einzigen Tag lang Bürger sein!“
Und doch: Der Versuch, Erwerbslose politisch zu organisieren, misslingt letztendlich. Im Nationalsozialismus wird die Bruderschaft der Landstraße zerschlagen und Teile der ehemals anarchistisch geprägten Bewegung wenden sich dem autoritären Kommunismus zu. Alle anschließenden Versuche der Reaktivierung scheiterten.
In dem Vortrag und der anschließenden Diskussion wollen wir auf einzelne Aspekte dieser Versuche eingehen und klären, welches emanzipatorische Potential in ihnen enthalten ist. In Zeiten von Leiharbeit, der neoliberalen Transformation des Sozialstaates und der Angriffe auf soziale Rechte von Erwerbslosen sind die damals aufgeworfenen Fragen immer noch aktuell.
Im Anschluss an die Diskussion möchten wir alle Besucher*innen einladen, gemeinsam den ersten Teil des Films „Landstraße – Kunden – Vagabunden“ von Hagen Mueller-Stahl und Klaus Trappmann zu schauen. In diesem kommen fünf Menschen, die 1929 dabei gewesen sind, zu Wort.
Prof. Dr. Titus Simon studierte Rechtswissenschaften, Sozialarbeit, Pädagogik und Journalistik. Er arbeitete in der Wohnungslosenhilfe und lehrte an der Fachhochschule Wiesbaden und an der Hochschule Mageburg-Stendal. Mittlerweile ist er in Pension, arbeitet freiberuflich, unter anderem als Schriftsteller. Der Referent ist vor 30 Jahren auf umfangreiches Material des vormaligen Kunsthauses Hirrlinger gestoßen. Dieses veranstaltete zeitgleich zum Kongress die erste „Vagabunden-Kunstausstellung“.
Eine Veranstaltung des Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit Stuttgart in Kooperation mit dem Theater Rampe, den AnStiftern und der Stiftung Geißstraße 7.
Eintritt frei.
Kontakt: aks-stuttgart@riseup.net
Verschlagwortet mit: Filmvorführung, Kritische Soziale Arbeit, Vagabund*innen