Freiheit statt Vollbeschäftigung – durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen

Do, 20. Juli 2017, 18:30 Uhr - 20:00 Uhr
Württembergischer Kunstverein (wkv), Schloßplatz 2, 70173 Stuttgart
Veranstalter: Hannah-Arendt-Institut für politische Gegenwartsfragen, die AnStifter und Württembergischer Kunstverein
Wichtiges:

Diskussionsveranstaltung mit Sascha Liebermann

Über alle politischen Lager hinweg wird seit etwa zwölf Jahren über ein Bedingungsloses Grundeinkommen diskutiert. Manche Länder haben bereits Feldexperimente begonnen, um Auswirkungen zu erproben, etwa Finnland, die Niederlande und Kanada. Was macht den Vorschlag so weitreichend, weshalb stößt er auf solch vehemente Kritik? Ein legitimes Einkommen, so die verbreitete Vorstellung, kann heute nur erzielt werden, indem man erwerbstätig ist. Diese Engführung des Leistungsverständnisses lässt jedoch andere Leistungsformen unter den Tisch fallen, die für ein Gemeinwesen ebenso unerlässlich sind, etwa sogenannten Care-Arbeit oder bürgerschaftliches Engagement. Aber wovon lebt die Demokratie: von Vertrauen oder bevormundender Anleitung? Wissen die Bürger*innen nicht selbst am besten, welches Leben sie leben sollen oder muss ihnen das nahegelegt werden? Wäre ein Bedingungsloses Grundeinkommen nicht ganz einfach eine konsequente Fortentwicklung des Sozialstaats aus dem Geist der Demokratie?

Verschlagwortet mit: Grundeinkommen

5 Gedanken zu „Freiheit statt Vollbeschäftigung – durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen

  1. Das bedingungslose Einkommen als sicherer Hafen für Schmarotzer. Dagegen würde ich die Hausfrau als
    Beruf anerkennen und ihr ein Grundeinkommen garantieren.

    1. Die von Ihnen so bezeichneten „Schmarotzer“ gab es immer und wird es immer geben. So what? Bemerkenswert ist was anderes: Dieser Anwurf, dieser Blick auf „die anderen“ ist grotesk. Eine verständliche Reaktion wäre, dass man nachdenkt, was würde ein BGE für mich bedeuten? Aber vor lauter Neid und Regulierungswut kuckt man immer nach dem Missbrauch der anderen. Aus diesem Geist ist Hartz IV entstanden. Das BGE hat ein anderes Bild vom Menschen. Es stützt sich dabei auf unser Grundgesetz. – Immerhin!

    2. Wie kommt es eigentlich dazu, daß Menschen in einer Gemeinschaft sich so verhalten, daß sie von dieser Gemeinschaft als „Schmarotzer“ erlebt werden – und wer schmarotzt da dann bei wem? Warum „schmarotzt“ jemand?
      Es gibt in der Entwicklung unserer Gesellschaft eine Verhaltensweise, die darauf aufbaut, damit sich einer nicht „falsch“ verhält (hier z.B. „schmarotzt“ – und das vielleicht sogar, ohne sich zu „bereichern“) werden 99 oder 999 oder 9999 andere gegängelt. Das ist für mich das Problem.
      Wieviele Menschen, die möglicherweise nur zeitweilig „auf Kosten der anderen“ leben, kann (oder will) sich eine Gesellschaft, eine Gemeinschaft leisten?
      Ist in diesem Sinne nicht auch ein Kind oder ein Kranker oder ein nicht mehr richtig handlungsfähiger (vielleicht alter) Mensch ein „Schmarotzer“?
      Haus-Frau (oder -Mann) zu sein, ist aktuell nicht gerade en vogue und „nur“ einen Haushalt mit Kindern zu führen (ein „kleines Familienunternehmen zu managen“) für das Selbstbild und für die gesellschaftliche Anerkenntnis nicht gerade attraktiv.
      Dabei ist es eine hoch verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe – und ein Lehrbeispiel für die Möglichkeiten der arbeitsteiligen Gesellschaft.
      Ein Teil dieser „unattraktiven“ Entwicklung ist, daß es in vielen Berufen nicht mehr möglich ist, als Alleinverdiener ein Einkommen zu generieren, das für eine einigermaßen ausreichende Familienversorgung als ausreichend empfunden wird.
      Ein anderer, daß suggeriert wird, selbst kleine Kinder wären in der Betreuung besser aufgehoben, als bei den Eltern.
      Ob ein BGE für die Mutter/den Vater, der zu Hause bleiben würde, diese Haltung ändern würde, kann ich im Moment gar nicht absehen.

  2. Das Problem ist, daß es in der „Vorstellung“ von Prozessen im gesellschaftlichen Miteinander einige „Denk-Lügen“ gibt, bzw. die Abläufe in den Prozessen aus traditionellen Denkverhaftungen einfach falsch gedacht werden. So heißt es zwar „Nur wer arbeitet soll auch essen“ – dabei wird aber übersehen, daß nur wer vorher einigermaßen ordentlich gegessen hat, überhaupt sinnvoll und erfolgreich arbeiten kann. Das ist im sozialen fast wie ein Naturgesetz, ähnlich, wie Wasser normalerweise im flüssigen Zustand immer den Berg hinunterlaufen wird. „Versorgung“ ist Voraussetzung für „Leistung“ und nicht umgekehrt. Das wir immer übersehen – oder eben bei der Prozeßbetrachtung falsch herum beschrieben weil falsch herum gedacht. Auf ein ganzes Leben geschaut, ist es eben auch nicht anders. Daß der Mensch zu einem in einer Gemeinschaft leistungsfähigen und leistungsbereiten Menschen wird, braucht am Anfang vollkommene (und bedingungslose) Versorgung.
    Mit Ware und Geld ist es übrigens nicht wirklich anders. Und eben auch mit Gehalt, Lohn und Arbeit.
    Sich dies einfach von Phänomen her einmal wirklich richtig klar zu machen schafft Voraussetzung, die Dinge dann auch anders zu denken und schließlich vielleicht auch anders zu handhaben. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre sicher noch nicht die letzte Weisheit und Lösung dazu, aber mindestens ein entscheidender Schritt in eine neue Chance, Wahrheiten zu denken!
    Für mich wäre aktuell noch die größte Chance, daß niemand mehr andere Menschen gängeln und entwürdigen müsste (wie die Hartz IV Verwalter und andere). Ein Bedingungsloses Grundeinkommen, ausreichend bemessen für eine wirkliche Teilhabe am sozialen Leben ist eine Frage der Würde!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert