Theater Rampe, Filderstraße 47, 70180 Stuttgart
Veranstalter:
Fotoausstellung: 22. Mai 2019 bis 5. Juni 2019 // 12 – 18 Uhr
Vortrag: 22. Mai um 17:30 Uhr
Führung: 23. Mai um 19:00 Uhr
Theater Rampe // Filderstraße 47 // 70180 Stuttgart
“Wir sehen JINWAR als einen Teil der Revolution in Rojava (Nordsyrien),
wir bauen das Dorf auf den gleichen Werten, wie Demokratie, Ökologie
und Frauenbefreiung, auf. Als Frauenkommune sind wir Teil der Demokra-
tischen Autonomie.”
Die Idee eines ökologischen Dorfes, in dem Frauen gemeinschaftlich
und selbstbestimmt leben können, wächst schon seit einigen Jahren.
Es wurde viel unter den beteiligten Frauen diskutiert, Ideen gesammelt,
Pläne geschmiedet und Träume gesponnen. Anfang 2016 wurde dann
das Dorf-Aufbaukomitee gegründet. An diesem waren von Beginn an ver-
schiedene Frauen aus Frauengruppen, Initiativen und Organisationen, aus
der Gesellschaft, sowie Internationalist* innen beteiligt. Am Internationa-
len Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November) 2016 wurde der Bau des
Dorfes öffentlich bekannt gegeben und die ersten Bäume gepfl anzt. Im
März 2017 wurde der erste Grundstein für JINWAR gelegt. Erneut am 25.
November, allerdings im Jahr 2018 wurde das Frauendorf dann offiziell
mit einer großen Feier, zu der Menschen aus der ganzen Welt kamen,
eröffnet. Das Dorf liegt im Herzen Rojavas in Nordsyrien und liegt zwi-
schen den Städten Serekaniye und Dirbesiye. Das Dorf umfasst insgesamt
40 Häuser in unterschiedlichen Größen und mit verschiedenen Zwecken.
Eine große Gemeinschaftsküche und Terrasse sowie der Dorfplatz wer-
den für das gemeinsame und gemeinschaftliche Leben genutzt. Diese
Orte bieten Raum sich auszutauschen, sich kennenzulernen, Ideen zu tei-
len, Diskussionen zu führen und Entscheidungen zu treffen. Der Platz ist
gesäumt mit Bäumen und in der Mitte plätschert ein sternförmiger, schön
verzierter Brunnen.
Ein wichtiger Teil des Dorfes ist der große Garten, der mit als erstes
angelegt wurde. In ihm wachsen neben Tomaten, Gurken, Paprika, ver-
schiedenen Kräutern, Salat und Zucchini auch Aprikosen, Melonen und
Granatäpfel. Angrenzend gibt es einen großen Lagerplatz für Getreide
sowie einen Tenur-Ofen (Lehmofen), der zu einer kleinen Bäckerei gehört.
In dieser wird für JINWAR und die umliegenden Dörfer Brot gebacken.
Sowohl der Garten als auch die Bäckerei sind die Basis für die Selbstver-
sorgung des Dorfes und somit Grundpfeiler einer kommunalen Ökono-
mie.
Neben den Häusern, dem Garten und dem Dorfplatz gibt es noch eine
Grundschule, eine Akademie und ein Gesundheitszentrum. In der Grund-
schule können die Kindern, in ihrer Muttersprache, einen Zugang zu ei-
nem ökologischen, freien und selbstbestimmten Leben entdecken und er-
lernen. Die Akademie ist ein Ort, an dem von Frauen für Frauen Bildungen
zu den verschiedenen Bereichen der Jineoloji organisiert wird. Theorie und Praxis werden zusammen gelebt und sind direkt mit dem Leben und Arbeiten im Dorf verbun-
den. Das Gesundheitszentrum legt einen Fokus auf alternative und tradi-
tionelle Heilmethoden legen. Das Wissen, das Frauen über Jahrhunderte
aufbewahrt haben, in diesen Zeiten aber immer weniger wird, wird dort er-
forscht, erlernt und lebt dort neu auf. Zu dem Gesundheitszentrum gehört
deswegen auch ein Heilkräutergarten. JINWAR als Ganzes, mit all seinen
Facetten, baut auf den Ideen der Revolution auf und verkörpert diese mit
viel Liebe und Farbe, bis ins kleinste Detail. JINWAR ist ein Ort, der von Frau-
en aufgebaut wird, von ihnen gestaltet und belebt wird. Ein Ort an dem alle
Frauen frei, kollektiv und freudig zusammen leben können.
JINWAR ist Teil des Widerstandes und des Kampfes um eine tiefe Ver-
änderung und Befreiung der Gesellschaft. Es ist der Aufbau lebendiger
gesellschaftlicher Alternativen, kommunaler und ethischer Lebensweisen,
die Menschen zur Selbstbestimmung befähigen und eine tatsächliche Al-
ternative zu einem sich durch Machtstrukturen und Kriege immer wieder
selbst reproduzierenden und zerstörerischen kapitalistisch-patriarchalen
System.
“Eine Blume können sie ausreißen, aber den Frühling können sie nicht
aufhalten”