Forum Gerechte Übergänge und alternative Produktion 1 – Reihe «Spurwechsel» Gerechte Mobilität und alternative Produktion

Sa., 3. Oktober 2020, 11:00 Uhr - 16:00 Uhr
Bürgerzentrum West, Bebelstraße 22, 70193 Stuttgart
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg und der RLS-Gesprächskreis «Zukunft Auto Umwelt Mobilität» (ZAUM)
Wichtiges:

Pandemie-bedingt können nur maximal 45 Personen vor Ort teilnehmen. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Wie kann nachhaltige Mobilität für alle flächendeckend ermöglicht werden und wie kann gleichzeitig gute Arbeit in Industrie und Dienstleistungen geschaffen und erhalten werden? Diesen Fragen widmet sich die Rosa Luxemburg Stiftung mit der Veranstaltungsreihe „Spurwechsel – Gerechte Mobilität und alternative Produktion“ im zweiten Halbjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021. Mit einer Vielzahl von Gästen aus Gewerkschaften, Betrieben und Umweltbewegung wollen wir gemeinsame konkrete Strategien für eine sozial-ökologische Mobilitätswende diskutieren.  Neben zahlreichen online-Events steht ein Forum am 3. Oktober 2020 in Stuttgart im Zentrum der Veranstaltungsreihe. Ziel ist es, Praktiker*innen aus verschiedenen Betrieben der Autoindustrie aber auch z. B. der Bahnindustrie zusammen und ins Gespräch zu bringen. Das Forum gliedert sich in zwei Teile mit insgesamt drei Diskussionsrunden.

Teil 1, 11:15 – 13:15 Uhr Beschäftigung und alternative Produktion
Erste Ergebnisse einer bundesweiten Untersuchung mit dem Projektteam der RLS, Kommentar von Marion Koslowski-Kuzu (IG Metall Salzgitter-Peine, u. a. zuständig für Alstom Schienenfahrzeugproduktion)
Moderation: Filippo Capezzone (RLS Baden Württemberg)

Das Projektteam der RLS diskutiert derzeit in Einzelinterviews und Fokus-Gruppen eine linke Konzeption für eine Transformation der Automobilindustrie, die in der Frage der alternativen Produkte vor allem solche jenseits des Autos in den Blick nimmt. Dabei werden im Gespräch mit Betriebsräten, Vertrauensleuten und hauptamtlichen Gewerkschafter*innen Anregungen und Einschätzungen zu dieser Konzeption eingeholt, die Voraussetzungen ihrer Umsetzung erörtert und Anknüpfungspunkte für betriebliche Konversionsinitiativen identifiziert

Teil 2, 14:00-16:30 Uhr Konversion, Mitbestimmung, Eigentum – über die Grenzen der Konzern-getriebenen Transformation hinaus
1. Runde Konversion im Betrieb…
mit Tom Adler (ehem. Plakatgruppe bei Daimler, DIE LINKE), Andrea Eckardt (VW Salzgitter) und Michael Clauss (BR Daimler, angefragt).
Moderation: Markus Wissen (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin)
In den 1980er Jahren fand in der IG Metall eine intensive Diskussion um die Konversion von Industrien statt. Neben der Rüstungsindustrie ging es dabei um die Autoindustrie, deren Zukunftsfähigkeit aus Umweltgesichtspunkten auch in offiziellen Publikationen der IG Metall Infrage gestellt wurde. In der IG-Metall Publikation von 1990 «Auto, Umwelt und Verkehr – Umsteuern, bevor es zu spät ist!» etwa hieß es: « …eine weltweite Angleichung der Pkw-Dichte an das Niveau der Industrieländer wäre beim Stand der Technik katastrophal für den Energie-, Rohstoff- und Klimahaushalt der Erde.»
Tom Adler, ehemaliger Betriebsrat bei Daimler in Stuttgart, berichtet über den kurzen Frühling einer gewerkschaftlichen Debatte, die in Ansätzen die Frage nach der Orientierung der Industrieproduktion am Gemeinwohl statt an Profitinteressen zum Gegensand hatte und in der auch ganz konkret auf betrieblicher Ebene nach Alternativen gesucht wurde. Andrea Eckhardt, Referentin des Betriebsrats bei VW in Salzgitter, analysiert die Spielräume und jüngsten Versuche alternativer Produktion im Rahmen der tariflichen Innovationsfonds bei VW. Michal Clauss Betriebsrat im Motorenwerk Untertürkheim in Stuttgart, informiert über die aktuellen betrieblichen Kämpfe bei Daimler, die zuletzt vor allem vom Übergang zum elektrischen Antriebsstrang gekennzeichnet waren.

2. Runde …und darüber hinaus
mit Katharina Grabietz (IG Metall), Lars Hirsekorn (VW Braunschweig), Merle Groneweg (PowerShift) und weiteren betrieblichen Vertreter*innen.
Moderation: Markus Wissen (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin)

In der zweiten Runde blicken wir über die betriebliche Ebene hinaus und fragen uns: Wie könnte der notwendige Druck aufgebaut werden, wie kann ein Machtfaktor entstehen, der Konzerne zu einer Berücksichtigung von Gemeinwohlbelangen zwingen könnte und damit eine Einschränkung der Verfügungsgewalt über das Eigentum gleichkäme? Unter diesem Gesichtspunkt soll die Notwendigkeit und Möglichkeit einer strategischen Allianz zwischen Arbeiter*innen- und Umweltbewegung diskutiert werden.  Im Einzelnen geht es um diese Fragen: Wie wird das Thema Konversion in der IG Metall heute diskutiert? Welche Rolle spielen in der gewerkschaftlichen Debatte die Eigentumsfrage und das Thema Wirtschaftsdemokratie? Wie könnte die IG Metall heute betriebliche Ansätze unterstützen, die über eine bloße Antriebswende in der Autoindustrie hinausgehen? Welcher Allianzen bedarf eine sozial-ökologische und demokratische Konversion der Autoindustrie? Gibt es Ansätze einer branchenübergreifenden Kooperation auf betrieblicher und gewerkschaftlicher Ebene? Wie ließen sich Bündnisse mit gesellschaftlichen Akteuren wie der neuen Klimabewegung herstellen bzw. festigen?

Veranstaltet von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg und dem RLS-Gesprächskreis «Zukunft Auto Umwelt Mobilität» (ZAUM).

Verschlagwortet mit: Verkehrswende