Theater tri-bühne, Eberhardstraße 61a, 70173 Stuttgart
Veranstalter: tri-bühne
Scheinbar sind es die Stilmittel des Realismus, mit denen Mrozek das Drama um zwei Asylanten aufbaut. In Wahrheit ist der Großmeister des Absurden sich selbst treu geblieben. Denn das Absurde bleibt sein Element, wenn auch vor allem dessen humanistische Inhalte: Er legt Zeugnis ab über die Notwendigkeit der Kommunikation von Mensch zu Mensch.
Das Stück ist die Geschichte einer Silvesternacht im Keller eines Hochhauses, wo die beiden Helden wohnen. Sie werden als AA und XX bezeichnet, denn sie sprechen sich nie mit Namen an. AA ist Intellektueller, ein politisch und philosophisch denkender Mensch, der mehrere Sprachen spricht, ein Schriftsteller, der ein umfangreiches Werk über die Menschheit zu schreiben beabsichtigt. XX ist ein einfacher Arbeiter, ohne Bildung, hart arbeitend, jeden Cent sparend für ein kleines bisschen Glück in der Heimat.
Die beiden verstehen sich nie, Streit und Versöhnung sind beinahe eins, das Zusammenleben ist unerträglich, die Einsamkeit wäre noch unerträglicher. Bis es, in besagter Silvesternacht, zur Eskalation mit höchst überraschendem Ausgang kommt …
Der Regisseur Fadil Jaf ist ein Wanderer zwischen den Welten: Künstlerisch ausgebildet in Baghdad, Stockholm, St. Petersburg und London, pendelt er nun zwischen Stockholm, Nordafrika und dem Irak (bzw. der Autonomen Kurdenrepublik und deren Hauptstadt Erbil) hin und her. Die Thematik von „Emigranten”, das er ins Kurdische übersetzte, ist ihm also nur allzu vertraut. Zusätzliche Brisanz erhält die hervorragende Inszenierung dadurch, dass sie an einem Ort entstand, der sich nur wenige Kilometer von der Frontlinie zum IS-Gebiet befindet. Bereit sein zur Flucht gehört zum alltäglichen Lebensgefühl der Menschen in Erbil.