Hegelhaus, Eberhardstraße 53, 70178 Stuttgart
Veranstalter: Die AnStifter
Mit dem „Internet der Dinge“ verschwimmt der Unterschied zwischen „Offline“ und „Online“ immer mehr. Das hat auch Auswirkungen auf unsere Privatsphäre und unser Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Ist es problematisch, wenn mein selbstfahrendes Auto mir aufgrund meiner Facebook-Likes eine neue Route vorschlägt, weil es gerade bei meiner Lieblingseisdiele eine Rabattaktion gibt? Oder wenn Überwachungsinstitutionen wie die NSA meinen smarten Kühlschrank anzapfen, um meine Lebensgewohnheiten auszukundschaften… nur so zur Sicherheit?
In diesem Vortrag soll es um die ethischen Grundlagen von Privatheit und die Implikationen der Digitalisierung für selbige gehen. Der Wert von Privatsphäre sowohl für Individuen als auch für moderne Gesellschaften als Ganze wird behandelt und die Frage, inwiefern er gegen andere Werte – speziell Profit, aber auch Ordnung und Sicherheit – abgewogen werden kann. Was ist falsch daran, wenn wir unsere Daten freiwillig verkaufen, z.B. gegen kostenlose Apps oder Nachrichtenportale? Wenn Privatsphäre tatsächlich ein recht junges Konzept ist, das mit der Entwicklung der bürgerlichen Kleinfamilie im 19. Jahrhundert einhergeht, wäre außerdem zu überlegen, ob nicht die Idee einer „Post-Privacy“-Gesellschaft, also einer transparenten Gesellschaft ohne Privatsphäre, ein attraktives Gegenmodell zum möglicherweise vergeblichen Versuch darstellt, die uns vertraute Anonymität in der Masse zu retten.
Wulf Loh ist seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Uni Stuttgart. Er beschäftigt sich vor allem mit Fragen aus dem Bereich der politischen, der Rechts- und Sozialphilosophie.
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