Städtisches Lapidarium, Mörikestr. 24/1, 70178 Stuttgart
Veranstalter: Die AnStifter
Von Michel de Montaigne (1533-1592) ist das Klischee geläufig, er habe sich in der Mitte seines Lebens auf sein Gut zurückgezogen und sich in seinem Turm ausschließlich der Beschäftigung mit der Philosophie gewidmet – kurz: es handele sich bei ihm um einen typischen Gelehrten im Elfenbeinturm. Dieses Bild ist schlichtweg falsch: Montaigne bekleidete über viele Jahre hinweg öffentliche Ämter in seiner Heimatstadt Bordeaux und war bis 1570 Bürgermeister dieser Stadt; auch nach seinem Rückzug wurde er sowohl von Heinrich III. als auch von Heinrich IV. mehrmals beauftragt, in den Religionskriegen als Vermittler zwischen den Parteien aktiv zu werden.
Der Vortrag wird einen Überblick über das Leben des Philosophen geben. Im Mittelpunkt wird dann dessen Tugendverständnis stehen. Dieses bezieht sich auf der einen Seite noch ganz auf die antike Tradition, gerade dort, wo Montaigne seine Pflichten als Bürger gegenüber seinem Land betont. Neuzeitliche Züge trägt dieses Tugendverständnis, wenn Montaigne einen moralischen Skeptizismus mit individualistischen Zügen verbindet und damit zu einer der wichtigen Inspirationsquellen der nachfolgenden Generationen von Philosophen wird.
Ulrike Ramming ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart.