Hegelhaus, Eberhardstraße 53, 70178 Stuttgart
Veranstalter: Die AnStifter
Der Ausdruck Kulturindustrie wurde von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno zum ersten Mal im Rahmen ihres gemeinsam verfassten Werks „Dialektik der Aufklärung“ verwendet. Die Autoren bezeichnen damit die Organisationsform der zur Zeit der Abfassung dieses Werks neuen Massenmedien Rundfunk und Film. Die darin entwickelte Kritik wird häufig als kulturkonservative Ablehnung medientechnologischer Innovationen missverstanden. Tatsächlich geschieht in diesem Text mehr: aufgewiesen wird, dass der hohe technische Aufwand, den die neuen, technisch-elektronischen Medien erfordern, nur durch hohen Kapitalbedarf finanziert werden kann. Die Produkte stehen daher mehrheitlich unter dem Diktat kapitalistisch-ökonomischer Interessen. Damit stellt sich aber auch die Frage nach ihrer Funktion für das Freizeitverhalten ihrer Konsumenten. Entfremdung wird verstanden als Ablenkung von den „eigentlichen“ Interessen des Publikums.
Neuere Ansätze zur Kulturindustrie greifen die Fragestellungen von Adorno und Horkheimer auf und differenzieren sie unter den Bedingungen des Pop sowie der Digitalisierung aus. Neuere Theorien der Entfremdung wiederum vermeiden den dogmatischen Beiklang und fragen danach, inwiefern Möglichkeiten zur Selbstentwicklung bereitgestellt oder verstellt werden.
Ulrike Ramming ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart. Sie promovierte mit einer Arbeit zur Medienphilosophie und beschäftigt sich seit ihrem Studium mit der Kritischen Theorie Horkheimers und Adornos.
Verschlagwortet mit: Ethik, Gesellschaft, Philosophie