Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart
Veranstalter: Literaturhaus Stuttgart
„Meine Mutter schickt mich runter in mein Zimmer. Da steht immer noch meine Ritterburg. Andreas Baader, mein wertvollster Ritter, ist gerade dabei, die Zugbrücke anzusägen, und Gudrun Ensslin stößt einen von den weißen Rittern in den Burggraben. Gudrun Ensslin ist eine Indianersquaw aus braunem Plastik. Ich habe sie mal in einer Wundertüte gewonnen, wo sie zwischen Puffreis lag.“ Frank Witzel
Die Ausstellung „Falsches Rot“ arbeitet mit Überraschungen einer Wundertüte und der Genauigkeit und Tiefe dreier herausragender zeitgenössischer Lyriker und Autoren, die unter anderem danach fragen, was heute noch links sein heißt. 50 Jahre nach 68 hat das Literaturhaus Stuttgart den Buchpreisträger, Schriftsteller und Lyriker Frank Witzel, den Lyriker, Verleger und gebürtigen Stuttgarter Ulf Stolterfoht und den Lyriker und Fotograf Dieter M. Gräf eingeladen, diese Frage in einer gemeinsam für das Literaturhaus entwickelten Ausstellung zu bearbeiten. Der Titel „Falsches Rot“ ist dem Gedichtband von Dieter M. Gräf entlehnt und spielt auf die falschen Versprechen der Linken an – „richtiges Rot“ dabei mitdenkend. Konkret verarbeiten die drei Lyriker z.B. die bei weitem nicht klassenlosen Gesellschaften in West- und Ostdeutschland, die zugleich entstehenden Inseln von Freiheit und Aufbruch der 60er und 70er Jahre, die Kämpfe und Gewalteskapaden der RAF und ihr eigenes Kapitel in Stuttgart/Stammheim sowie die Spiegelungen der Zeit in der Öffentlichkeit, die formatierten und zugleich freischwimmenden Kindheiten der 60er und 70er Jahre und nicht zuletzt die lauten und leisen Hin- und Herbewegungen zwischen Ausbruch, Identifikation und Abgrenzung in der politischen Orientierung. Was bleibt, ist die Frage: was bleibt?
Gefördert vom Innovationfonds des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Verschlagwortet mit: 1968, Kunst, Literatur