«Die Linke im Futur» Theodor Bergmann-Lectures 2022

So, 10. Juli 2022, 10:00 Uhr - 17:00 Uhr
Clara-Zetkin-Haus, Gorch-Fock-Str. 26, 70619 Stuttgart
Veranstalter: Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg
Wichtiges:

Mit: Frank Deppe, Ingar Solty, Christina Kaindl u.a.

Organisatorisches: Die Zahl der Teilnehmenden ist aus Platzgründen beschränkt. Verbindliche Anmeldung bitte per Email: bawue@rosalux.org. Getränke und Snacks werden gestellt. Mittagessen vor Ort auf Selbstkostenbasis. Es wird kein Teilnahmebeitrag erhoben. Freiwillige Kostenbeteiligung durch Spenden erwünscht!

Die Linke in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Umbrüche in der Arbeits- und Lebenswelt der Menschen, die mit den Schlagwörtern Digitalisierung und Industrie 4.0 verbunden sind, fortbestehende und sich verschärfende soziale Ungleichheiten, eine Zuspitzung von Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen in den internationalen Beziehungen sowie die planetarische Herausforderung des Klimawandels und die Notwendigkeit, diesen im Einklang mit den sozialen Interessen der Beschäftigten zu bewältigen, erfordern fortwährende programmatische und strategische Diskussionsprozesse und das Herausarbeiten klar konturierter Antworten auf die Fragen der Gegenwart. Ebenso notwendig ist die Formulierung von Perspektiven für eine andere, demokratisch-sozialistische Gesellschaft. In den Diskussionen und Auseinandersetzungen innerhalb der Partei DIE LINKE bündeln sich diese Schwierigkeiten und Bemühungen wie unter einem Brennglas.

Die diesjährigen Theodor Bergmann-Lectures sind diesen Gegenwartsherausforderungen der Linken gewidmet und wollen zugleich den Blick in die Zukunft richten: Welches sind die Konturen eines linken Zukunftsentwurfs? Und wie muss sich die Linke selbst verändern, um Schritte hin zur «anderen Gesellschaft» befördern zu können? Wie muss sie also aussehen, die «Linke im Futur».

10:00 Uhr | Begrüßung – Erhard Korn (stellvertr. Vorstitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung BW)

10:30 Uhr | Sozialismus weiter denken – Frank Deppe (Prof. em. Uni Marburg, Redaktionsmitglied der Zeitschriften «Sozialismus» & «Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung»)

Angesichts der Krisenhaftigkeit des Gegenwartskapitalismus ist für Frank Deppe klar: Eine «Transformation» ist in ökologischer, sozial-ökonomischer und politischer Perspektive unaufschiebbar geworden. Doch wirft das «Wie» dieser «Transformation» grundlegende Fragen auf. Um die Zukunft zu gewinnen, gilt es, aus der Vergangenheit, aus gescheiterten praktischen Versuchen, Ökonomie, Gesellschaft, Staat und Kultur jenseits des Privateigentums und der Profitproduktion zu gestalten, zu lernen. Weshalb sind diese Versuche gescheitert? Was gibt es dennoch an Bewahrenswertem? Wo muss die Linke weiter und neu denken? Im Mittelpunkt der Überlegungen steht für Frank Deppe die Frage, ob der Weg «Klasse – Partei – Staat» in einer historischen Sackgasse endet oder zu Verhältnissen beiträgt, in denen demokratische Rechte und Freiheiten mit sozialer Gerechtigkeit, Schutz der Umwelt und der Natur und entwickelten Formen der Selbstverwaltung verbunden sind.

11:45 Uhr | Multiple Krise und (k)eine linke Antwort? – Ingar Solty (Referent für Friedens- und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Dass der Kapitalismus inhärent krisenhaft ist und sich durch Krisen reproduziert, ist eine wesentliche Einsicht der Marxschen Kapitalismusanalyse. Der Gegenwartskapitalismus lässt sich dadurch beschreiben, dass in ihm verschiedene Krisenprozesse zusammenfallen und sich gegenseitig hochschaukeln: ökonomische Krisen, die Krise des gesellschaftlichen Naturverhältnisses (ökologische Krise), die Krise der sozialen Reproduktion (Care, Pflege, inter-individuelle Bindungen und Solidarverhältnisse), die Krise der gesellschaftlichen Repräsentation & neuer Autoritarismus (Demokratiekrise), die Krise der internationalen Beziehungen (Machtverschiebungen & die Zunahme von Konflikten und Kriegen). Wie können linke Antworten auf diese Krisen aussehen? Ingar Solty diskutiert Szenarien für die Welt von morgen – Zwischen Katastrophe und Hoffnung!

13:00 Uhr | Mittagspause

14:00 Uhr | Wo steht die Linke  – und wie soll sie sich in der Zukunft positionieren? – Christina Kaindl (Bereichsleiterin Strategie und Grunsatzfragen in der Bundesgeschäftsstelle der Linken)

Eine Partei mit dem Veränderungsanspruch DER LINKEN steht angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Krisenprozesse und der Notwendigkeit, Perspektiven für ein erneuertes sozialistisches Projekt mehrheitsfähig zu machen, vor besonderen Herausforderungen. Ein die Bewältigung von Gegenwartsproblem und einen erneuerten Sozialismusentwurf verbindendes Schlüsselprojekt könnte die sozial-ökologische Transformation des Gegenwartskapitalismus sein, die ökologischen Notwendigkeiten ebenso wie sozialen Interessen Rechnung trägt. Aus der LINKEN gibt es hierzu den Vorschlag eines «Green New Deal». Wie dieser aussehen kann und wie sich DIE LINKE im gegenwärtigen Transformationskonflikt positionieren sollte, darüber spricht Christina Kaindl.

15:30 Uhr | Die Linke im Futur – Offenes Forum mit Aktiven aus Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, Kommunalpolitik & LINKER

Zum Abschluss wollen wir unseren gemeinsamen Such- und Verständigungsprozess dazu, was «Die Linke im Futur» ausmachen könnte, in ein offenes Forum des Austauschs münden lassen mit Aktiven aus Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, linker Kommunalpolitik sowie aus der Partei DIE LINKE. Welchen Herausforderungen begegnet linke Politik dort? Was sind die Themen, die gerade im Mittelpunkt stehen, die Kämpfe, die geführt werden? Was können wir voneinander lernen, wie uns besser vernetzen? Alle Teilnehmenden sind herzlich eingeladen, sich einzubringen.

Was sind die Theodor Bergmann-Lectures?

Im Gedenken an unseren im Juni 2017 verstorbenen Mitstreiter Theodor Bergmann richtet die Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg jährlich eine wissenschaftlich-politische Tagung unter dem Titel «Theodor Bergmann-Lectures» aus. Bergmann war Professor für Agrarwissenschaft in Hohenheim und forschte zur Agrarpolitik in Entwicklungsländern. 1933 ging er als Kommunist und Jude ins Exil. Nach seiner Rückkehr gründete er die Zeitschrift «Arbeiterpolitik», wirkte als unabhängiger Linker und forschte zu den Oppositionsströmungen in der kommunistischen Bewegung, insbesondere zur KPD-Opposition. Zeitlebens blieb er ein entschiedener Kämpfer gegen alle Formen des Stalinismus. Er war nicht nur Gründungsmitglied der PDS in Baden-Württemberg und Ehrenmitglied der RLS BW, selbst als Hundertjähriger trat er in Schulklassen und Jugendzentren auf, um über die Ursachen des Faschismus aufzuklären

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