32 Sekunden 16 Hundertstel – von Michele Santeramo

Fr., 2. Dezember 2016, 20:00 Uhr - 21:30 Uhr
Theater tri-bühne, Eberhardstraße 61a, 70173 Stuttgart
Veranstalter: tri-bühne
Wichtiges:

Serena Sinigaglia und ihr Ensemble sind ein weiteres Mal zu Gast beim Stuttgarter Europa Theater Treffen. Ihre fulminante Produktion „32 Sekunden 16 Hundertstel” ist fest verankert in der Realität bzw. der jüngsten europäisch-afrikanischen Vergangenheit. Dabei lassen sie dokumentarische Formen weit hinter sich. Serena Sinigaglias atemberaubende künstlerische Umsetzung bringt dem Publikum nicht nur das persönliche Schicksal einer jungen Somali, die einfach nur laufen wollte, beeindruckend nahe. Gleichzeitig reflektiert sie über eine Realität in Europa, die niemand wollen kann und die doch tagtäglich passiert …

„2008: Olympische Spiele in Peking. Samia Yusuf Omar läuft neben den heiligen Monstern der Leichtathletik vor allen Fernsehkameras der Welt im 200-Meter-Lauf. Das Ergebnis ist voraussehbar: Sie ist letztplatziert, mit fast zehn Sekunden Abstand zur ersten. Zehn Sekunden im 200-Meter-Lauf sind eine unendliche Zeit. Die Zeit Samias: 32.16. Doch die Zuschauer jubeln der kleinen Somali zu.

2012: Der „Corriere delle Sera” veröffentlicht eine Nachricht – ‚Somalische Athletin stirbt in einem großen Kahn beim Versuch, Italien zu erreichen: Sie wollte an der Olympiade in London teilnehmen.“

„Die Geschichte hat mich umgehend elektrisiert. Denn die Frage der Zuwanderung, die Frage der Aufnahme und Frage des ‚Zusammenpralls von Zivilisationen’ … nun ja, ob es uns gefällt oder nicht, das ist unsere Gegenwart. Ich habe mich aber auch für die Geschichte begeistert, weil ich als Kind eben in Somalia gelebt habe. Gerade in Mogadischu, wo Samia geboren worden war und von wo aus sie ihre ‚Reise’ begonnen hatte.

Die ‚Reise’ Samias ist auch meine Reise. Und die Reise derjenigen, die täglich voller Sorge und Mitgefühl die Geschehnisse vor und auf Lampedusa und anderswo mitverfolgen.”(Serena Sinigaglia)

„Es geht um dieses unglückliche kleine Mädchen, das fest entschlossen war, bei den Olympischen Spielen in London mitzulaufen und das im Mittelmeer während einer Reise voller Hoffnungen verschollen ist – eine Reise, so wie bei Tausenden anderer ohne Namen auch. Doch ihre Reise bietet vor allem die Gelegenheit, auch über uns im Westen bzw. Norden zu reflektieren, die wir mit unserer Sattheit und Gleichgültigkeit am Ufer warten …”
(„La Provincia di Lecco”, 28.05.2016)

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