16. Gedenkveranstaltung an die Opfer der Pogromnacht in Cannstatt

Sa., 9. November 2024, 17:00 Uhr
Marktplatz Bad Cannstatt, Marktplatz Bad Cannstatt, 70372 Stuttgart-Bad Cannstatt
Veranstalter: Initiative zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht in Cannstatt
Wichtiges:

Aus dem Aufruf:

Am 9. November jährt sich die Pogromnacht zum 86. mal. In dieser Nacht und den darauffolgenden Tagen wurden jüdische Menschen in Deutschland und Österreich Opfer brutaler Gewalt. Synagogen brannten, Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört. Jüdische Menschen wurden verhaftet, misshandelt und getötet. Diese Ereignisse waren Vorboten der Shoa, des grausamen Völkermords an über sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Wir gedenken der Opfer und erinnern an die Schrecken, die aus Hass, Intoleranz und aus einer Politik der Profitmaximierung und Machterweiterung erwachsen.

Aus der Geschichte Schlüsse ziehen

In diesen Zeiten, in denen die AfD in Ostdeutschland zur stärksten Kraft heranwächst, ist es wichtiger denn je, wachsam zu bleiben. Die Rechtsentwicklung, die bereits vor 1933 ihren Anfang nahm, weist bedrückende Parallelen zur heutigen politischen Situation auf. Damals wie heute schaffen populistische und nationalistische Strömungen ein gefährliches Klima der Intoleranz und des Hasses.

Für eine Welt des Friedens und der Solidarität

Wir solidarisieren uns mit allen Menschen weltweit, die von Faschismus, Verfolgung, Unterdrückung, Krieg und Hunger betroffen sind. Jegliche Unterstützung des deutschen Staates für unterdrückende Regierungen lehnen wir entschieden ab. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Schrecken der Vergangenheit sich nicht wiederholen. Erinnern heißt handeln – gegen das Vergessen, gegen das Erstarken rechter Ideologien und Politik. Für eine gerechte, solidarische und friedliche Welt. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.

Die Gedenkreden werden gehalten von:

Anthony Cipriano; Landesgeschäftsführer, VVN-BdA Ba.-Wü. (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten)
Einem Zusammenschluss Stuttgarter Jugendorganisationen
Einem/einer Vertreter/in des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart und Region (AABS)

Kulturprogramm:

Freier Chor Stuttgart mit jüdischen und antifaschistischen Liedern

 

Anschließend gemeinsamer Zug zum Platz der ehemaligen Synagoge – 18.15 Uhr Kranzniederlegung

Im Anschluss Konzertveranstaltung am Abend mit dem duo eyla und yidishen Liedern mit Albert Kunze (Gesang) und Vladimir Romanov (Klavier).

Samstag, 9. November 2024, 19.00 Uhr im Saal des Bezirksrathauses Marktplatz 10, Stuttgart Bad Cannstatt

„Betty Rosenfeld – Stuttgarterin, Aktivistin, Antifaschistin“ – Vortrag

von Dr. Klaus Kunkel, aktiv in der Initiative „Ein Platz für Betty Rosenfeld“

Jüdisch-yidisher Widerstand gegen die Nazis – Musik- & Textprogramm

zum Gedenken an die Novemberpogrome von 1938 mit dem duo eyla (Albert Kunze & Vladimir Romanov)

 

Dr. Klaus Kunkel wird uns das Leben der Jüdin Betty Rosenfeld vorstellen, die in Stuttgart-West aufgewachsen ist. Die politische Entwicklung in der Weimarer Republik ließ sie bald aktiv gegen die Nazis werden. Doch als Jüdin und Kommunistin sah sie sich in den dreißiger Jahren zweifach zur Flucht nach Palästina gezwungen. Aber bald war sie die einzige Frau aus Stuttgart, die sich in Spanien den Internationalen Brigaden anschloss, um dort für die Freiheit und gegen die Faschisten zu kämpfen. Ihr Lebensweg endete nach einer jahrelangen Irrfahrt durch französische Internierungs-Lager in Auschwitz. Die Initiative möchte mit einer Petition erreichen, dass der Bismarck-Platz in Betty-Rosenfeld-Platz umbenannt wird.

 

Zum wiederholten Mal treten die beiden Musiker vom duo eyla beim Pogromgedenktag in Bad Cannstatt auf, Kunze am Mikrophon, Romanov am Flügel. Entsprechend ihrem Duonamen – „eyla“ kommt von „Ensemble yidishe Lieder“ – bringen sie wieder Klezmersongs und yidish-sprachige Lieder mit, die teilweise auch in deutschen Nachdichtungen erklingen. Wichtig ist Albert Kunze, dass die yidishen Texte verstanden werden, was nicht so schwer ist, da Yidish die engste Schwestersprache des Deutschen ist. Außerdem sind die meisten Liedtexte eine nähere Betrachtung wert, weil ihre Bedeutungen tiefgehend und bewegend sind.

 

Vladimir Romanov wird uns das von Esther Bejarano oft gesungene Parisanenlied zog nisht keynmol / Sage nie in einer yidishen und deutschen Version beibringen, so dass wir es gemeinsam singen können – in Erinnerung an die 2021 im Alter von 97 Jahren gestorbene Esther. Der Schwerpunkt unserer diesjährigen Veranstaltung sind Formen des jüdisch-yidishen Widerstands gegen Naziverbände und Wehrmacht am Beispiel einiger Lieder und von deren Schöpfern & Protagonistinnen. Denn in einigen der Songs werden verschiedene Formen des Widerstands geschildert, von der Kultur & Literatur bis hin zum bewaffneten Partisanenkrieg.

Verschlagwortet mit: Antisemitismus