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Unglaublich …

Unglaublich … – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

… aber eben nicht postfaktisch! Doch was für ein Glück. Wie gern würde ich heute sagen, wie viel ich Lotto gewonnen habe und was ich mit dem Geld alles machen werde! Abgesehen von solchen Lappalien wie Haus und Hof mit neuem Sicherheitskonzept, Geld für die Kinder, auch etwas für sehr gute Freunde, von denen man plötzlich ganz viele hat: Ich denke an einen neuen Wagen! Favorit momentan: Der Tesla Combi, Erdgas. Eine größere Summe bekommen Kontext und die AnStifter, eine dicke Spende geht an Wikipedia. Postfaktische Politik ist exakt jenes politische Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht im Mittelpunkt stehen und Geld keine Rolle spielen darf.

Anders gesagt: Nach den Möglichkeiten handeln, aber nicht ohne Sinn und Verstand, logisch. Ich denk‘ manchmal: Manche denken einfach zuviel und kommen so ein Leben lang nicht in der Gänge. Aber wo dem Wort nicht die Tat folgt, wo der Überschuss an Worten so zunimmt, dass sie zu hohlen Sprüchen werden, läuft irgendwas verkehrt. Manchen ist das vielleicht zu abstrakt, zu ‚evangelisch‘. Und wir alle haben uns ja längst ein Stückweit an die hohlen Sprüche gewöhnt, mit denen wir gerade in diesen Tagen unberufen traktiert werden.

Im Neuen Jahr würde ich unsereins gern öfters auf den Straßen und Plätzen treffen, als Förderer, Abonnenten eines kritischen Journalismus, als querdenkende Diskussionsteilnehmer, als Wort- und Feuermelder, wo doch so viel gezündelt wird, als Musikanten und Demonstrantinnen auf den Marktplätzen, vor den Waffenfabriken und Kasernentoren, als Kandidatinnen auf parteifreien und parteiischen Wahllisten, als engagierte Genossen in Genossenschaften, als Initiatoren von Bürgerinteressen, Leserbriefschreiber, als Ideengeberinnen für politische Praxis, als Leute, die auch mal Fünfe gerade sein lassen, als Mitstreiter, die sich irren können, als Zeitgenossen, die nicht vergessen, dass wir etwas Älteren den etwas Jüngeren eine Erbschaft von über zwei Billionen Euro Schulden hinterlassen, was die leider nicht ausschlagen können, als Produzentinnen für eine bessere Welt, als Menschen, als Leute, denen auch mal der Kragen platzt, die wütend, zornig, sauer werden können, die Spaß am Leben haben und gemeinsam dafür sorgen, dass es so bleibt. Es muss Freude machen,sonst klappt es nicht. Darauf verwette ich meinen Gewinn.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Still

Als Mensch erkannt werden

Können wir uns Mut machen in diesen Berliner Tagen oder nur resignierend mit den Schultern zucken? Unser Autor will dazu anstiften, laut zu werden – für das Privileg, in Freiheit und Demokratie zu leben.

1434: Advent auf dem Dresdner Altmarkt. Da kamen durch die Jahre die Händler aus Ost und West, aus Süd und Nord, sie kamen aus Böhmen und Mähren auf den Striezelmarkt. Sie kamen über den Großen Belt und aus den alten Städten der Hanse und dem Neuen Land. Und immer dazwischen die Käufer und Verkauften, kunterbuntes, reiches armes Volk, Handel und Händel suchend, im Gepäck Lebkuchen und neue Testamente, Glasperlen, die abhängig machen. Und dazwischen die Kriege, die fürchterlichen Siege und Niederlagen: Hungerjahre, und die Eroberer im niedergeschlagenen Land, dem eigenen und dem fremden.

2016: Heute auf den Weihachsmärkten, nach fast 600 Jahren, sind da die Zeiten anders, die Siege, die Niederlagen weniger fürchterlich? Man ist sich näher und doch fremd geblieben, abhängig. Wir wissen alles über uns und doch zu wenig über die anderen. Wir kennen mehr als alle Fakten und sind nicht mehr in der Lage, sie gewinnbringend zu bewerten. Kennen wir die anderen, die Fremden – und das Fremde in uns tatsächlich?

Warum stellen wir Menschen uns gegen das, was uns miteinander verbindet, gegen das, was wir gemeinsam haben – unser Menschsein? „Der Fremde in uns, das ist der uns eigene Teil, der uns abhanden kam und den wir zeit unseres Lebens, jeder auf seine Weise, wiederzufinden versuchen“, sagt der Psychoanalytiker Arno Gruen, der 1936 mit seiner Familie vor den Nazis in die USA geflüchtet ist.

Können wir uns Mut machen heute, an Weihnachten 2016? Hoffnung vielleicht für das Kleine, für die kurzen Schritte, für das tägliche Engagement? Das geht gegen die Angst, das hilft, den Fremden in uns und den Fremden im Alltag zu erkennen, denn ich kann doch nur ein Mensch sein, wenn mich ein anderer als Mensch erkennt.

Es ist ein alter Traum, erkannt zu werden in diesen Zeiten – als Mensch mit Schwächen, als BürgerIn, als Citoyen. Das geht nur, wenn wir selbst auch den Nächsten im Blick haben: die Leute mit ihrer Ohnmacht, Schwäche, Hilflosigkeit, mit ihrem Hunger nach Gerechtigkeit. Sie leben nicht nur in Wilmersdorf, Gomadingen oder Tettnang. Sie waren auch in Aleppo zu Hause, in Mossul, in den kurdischen Bergen.

Es sind die neuen internationalen Brigaden, die Kellerkinder der neuen Zeit, die Schwangeren auf den schwankenden schäbigen Schiffen, nordwärts getrieben von Verfolgung, Angst, Terror und Fanatismus, der doch auch bei uns zu Hause ist! Die Nächsten von heute sind die HIV-positiven Jugendlichen in den Townships, die arbeitslosen Jungs und Mädels im Maghreb, es sind die 100 000 Verhafteten in der Türkei, die angeketteten Gefangenen der ägyptischen Stasi, die wir als unsere Nächsten erkennen müssen.

Den Nächsten im Blick zu haben – das wird nur klappen, wenn wir mehr als Wohlstand, Vollbeschäftigung und Selbstzufriedenheit in den Blick nehmen, mehr als das eigene Stück deutsches Land. Es klappt nur, wenn wir die Augen aufmachen und offenhalten.

Es lohnt sich alle Anstrengung, für bessere Sicht zu sorgen und für die freie Sicht zu streiten. Dazu gehört der schärfere Blick auf asoziale Medien und obskure Netzwerke. Dazu gehören kluge Widerworte. Dazu gehört: laut zu sein, wenn Stille gefordert wird. Es ist unser Privileg, für Freiheit und Demokratie einzustehen, für das Recht auf freie Meinung, auf eine freie, unabhängige Presse.

Die Republiken nur schlecht zu reden, ist das Privileg der orthodoxen Rechten, der konservativen und reaktionären Statthalter überall auf der Welt – und aller, die jedem Streit, jeder Kritik aus dem Wege gehen. Und: Wer in diesen Berliner Tagen mit einem resignierenden Schulterzucken dem politischen und sozialen Engagement mit der Behauptung entgegentritt, man könne ja doch nichts tun, dem werden wir das Gegenteil beweisen.

Wir brauchen die kleinen anstrengenden Schritte im Alltag. Diese Anstrengung nenne ich Selbstermächtigung, und Vertrauen in die gemeinsame Sache, die so schwer zu beschreiben ist. Wäre es zu wenig, aufrecht zu gehen und Mensch zu sein?

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

 

Alles Verbrecher…

Alles Verbrecher – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

… sagte meine Omi Glimbzsch aus Zittau gern und warf die schlechten Nachrichten in die Ecke. Als Junger Pionier wollte ich natürlich wissen, wer da genau gemeint war: Verbrecher interessieren mich von klein auf, aber ich bin mir bis heute unsicher. Nehmen wir den persischen Kriminellen Reza Pahlavi. Der olle Schah war sehr gern zugegen, wenn seine Folterknechte mit Küchengeräten politische Gegner zum Reden brachten. Aber ein Freund der deutschen Bundesregierung kann ja kein Verbrecher sein, sagt sich der Junge Pionier und schaut heute zu den befreundeten Terrorhelfern in Saudi-Arabien oder zum Waffenbruder Erdoğan. Der hat zwar eine sichere Mehrheit, aber kein sicheres Land mehr. Der türkische Teppich- und Immobilienhändler (Rassismus pur!) weiß, dass man nicht alles haben kann, jedenfalls nicht auf einmal. Der Rotchinese wiederum schnappt jenseits der großen Wasser dem Trump(el)-Präsidenten die besten Äcker Afrikas vor der Nase weg! Unerhört, ungelesen! Also, Leute: Beim neuen Agrarkapitalismus geht’s ja nicht nur darum, den Leuten zu Hause die Ernten aus der Fremde zu sichern. Die freie Welt von morgen braucht vor allem Rohstoffe, Infrastruktur und Landeplätze für schnelle Eingreiftruppen. In den besoffen gemachten Dörfern diskutieren abends Befürworter und Gegnerinnen von Zukunftsprojekten fröhlich das Pro und Contra von Landnahme, Profit und Umweltzerstörung, während sich die weißen oder gelben Männer tagsüber die schwarzen Minister gekauft haben und die Strippen ziehen. Alles längst beschlossen, alles streng geheim, alles wird gut, wie bei Ceta & TTIP.

Blut-und-Boden-Bald-Präsident Donald Trump verspricht dieser Tage den Nordamerikanern (außer den Rothäuten in Nord-Dakota) bessere Zeiten, mexikanische Mauern und seine harte Hand. Die kann belohnen oder bestrafen. Während wir längst und aus eigener Erfahrung wissen, dass Wahlversprechen auf keinen Fall ernst genommen werden dürfen, ahnen wir gruselnd, dass Trump tut, was er versprochen hat. Verkehrte Welt! Alles ist unsicher in diesen Zeiten, nur das Polar-Eis weiß, was zu tun ist: Schmelzen, schmelzen, schmelzen, bis die Wasser die Oberkante der Unterlippe erreichen.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Blut und Boden

Blut und Boden – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Nahezu die ganze „Welt“ ist dagegen, dass die etwas Reicheren unter uns durch die Vermögenssteuer zur Kasse gebeten werden. Da gibt’s eine Union von der FAZ über die SZ bis zum Handelsblatt. Als Ausgleich könnten ja die Mautobahnen privatisiert werden. Wo du hinguckst: Eine Wahl zwischen Pest und Cholera oder Pocken! Die Pest hat knapp gewonnen, jedenfalls in den Staaten, sagen Unternehmensberater, und die haben sich vorher impfen lassen, zur Sicherheit gegen alles. Donald Trump weiß ja auch: Jemand muss das Drecksgeschäft machen. Deshalb wird er vorerst nur zwei bis drei statt geplanten elf Millionen Migranten ausweisen. Der Weg vom Tellerwäscher zum Millionär ist keine Einbahnstraße, wusste schon Bernie Sanders. Keiner redet mehr über ihn. Sanders hätte, was die verbitterte Arbeiterschaft und die wahlmüde, daheimgebliebene Jugend anging, das Zeug gehabt, Trump zu schlagen. Nur er.

In grauer Vorzeit haben die Siedler, in der einen Hand die Bibel, in der anderen die Flinte, die Rothäute ausgewiesen, besoffen gemacht oder erschossen und sich dann das Land zu eigen gemacht. Historiker behaupten gar, der weiße Wähler hätte mit Pocken infizierte Decken an die Ureinwohner verteilt – ganz nach dem Credo der Herrschenden, deren Zeitung The North-West im Mai 1859 schrieb, „…die Indianer sind eine abscheuliche und arbeitsscheue Rasse, von keinerlei irdischem Nutzen für sich oder sonst irgend jemanden.“ Das könnt‘ Donald Trump gesagt haben. Seitdem die Roten überall den Kampf um ihren Boden verloren haben, ist der weiße Mann im Vormarsch, in Frankreich sogar als Frau. In Europa sind reaktionäre und faschistische Kräfte auf dem Vormarsch, stellen selbst die Kieler Nachrichten fest, der Spiegel gar weiß, dass sich Präsident Erdogan zu Hitler als Vorbild bekennt. Wir ignorieren das. Vor zwei Jahren hatten unsere Analysten noch orakelt, Pegida habe sich endgültig ausgelutscht (Gefahr erkannt – Gefahr gebannt). Heute wissen wir, dass die Eliten aus dem Hause Blut und Boden das Zeug haben, in freien Wahlen in die erste Liga aufzusteigen. Droht also ein rechtes Debakel? „Haben wir schon“, behauptet meine Omi Glimbzsch in Zittau. Oder sieht das wer anders? 450 gewalttätige Attacken gegen gegen Politiker und Flüchtlingshelfer hat das BKA 2016 schon gezählt. Aber nun beruhigen Sie sich mal, das Jahr ist doch noch nicht zu Ende! Und das Innenministerium hatte vor acht Wochen noch ganz andere Zahlen parat. Nach denen gab es seit Jahresbeginn mehr als 800 Übergriffe allein auf Amts- und Mandatsträger.

Ich will niemanden Angst machen – die Angriffe auf Migranten habe ich deshalb gar nicht erst mitgerechnet, auch nicht die auf Schwule, Linke, Behinderte, Dunkelhäutige oder Juden. Nach Ansicht des BKA ist es den Tätern egal, ob eine attackierte Unterkunft bewohnt ist oder nicht. Kommt Zeit, kommt Rat, kommt zu spät.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Querfront jetzt!

Querfront jetzt! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Auch Nazis möchten nicht immer alleine spielen – deshalb versuchen manche, sich über Themen wie Globalisierungskritik, Frieden, Tierschutz oder schlechtes Wetter in Aktionen und Publikationen der liberalen und linken Aktiven einzuschleichen, diese Schufte. Allerdings sind die Hintergedanken der Braun-Nationalen die von vorgestern, wenn auch aktuell eingefärbt. Es geht ihnen um Macht und Gehorsam, Gefolgschaft und Nation, um Rassismus, Antisemitismus und Homophobie.

Die Querfronten dieser Tage verlaufen anders und viel erfolgreicher, auch wenn die gegensätzlichen Ideologien auf der Hand liegen und geblieben sind. Wo sollten sie auch hin? Nehmen wir das christliche Abendland mit seinen wertvollen Werten auf der einen und die eher bei Allah angesiedelten Demokratiefeinde am Bosporus auf der anderen Seite. Gemeinsam stehen sie in der ff-Freiheits-Front der Nato – das Gute gegen das Böse, samt Bruderkuss und Waffensegen. Oder schauen wir auf’s operationelle Grenz- und Küstenwachsystem Frontex: Die ungarischen Nationalisten am Ruder, die auf Radio Maria hörenden Polen auf der Kommandobrücke, die deutschen Sozialdemokraten backbord, um gemeinsam und auf hoher See die Menschenrechte zu versenken. Die Frontex-Kooperation klappt vorzüglich. Außer den Nachdenkseiten meckert auch keener, dass die Querfront den mitten auf dem Meer aufgefischten Flüchtlings-Menschen das Recht kapert, einen Asylantrag zu stellen. Sie dürfen auch nicht zurückgeschoben werden, wenn’s nach einem Rechtsgutachten des europäischen Zentrum für Menschenrechte (ECCH) geht und wenn ihnen Verfolgung oder Misshandlung droht. Fürs gute Gelingen schickt Lothar de Maiziere gerade eben ein Stoßgebet nach noch weiter oben: Die Frommen unter sich.

Nun wollen wir aber anstelle der Chicago-Boys (Querfront CIA / Pinochet) fairerweise die Querfront in Nicaragua nicht auslassen: Die ex-linksrevolutionäre Familie Ortega hat sich, vereinfacht gesagt, die Macht mit den Ex-Contras geteilt und mit ihnen eben die demokratischen Wahlen gewonnen. Zu ihrem Privateigentum gehört die halbe Regierung ebenso wie große frühere Staatsgüter oder die wichtigsten Medien des Landes. „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“, ruft da meine Omi Glimbzsch aus Zittau in den Wald, und die Ehefrau des Revoluzzers, Rosario Murillo, wird Vizepräsidentin. Es lebe die sandinistische Revolution – oder jedenfalls ihre Querfront.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Paar in die Fresse?

Paar in die Fresse? – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Was das Gelabere über eine geeignete Gauck-Nachfolgerin angeht – ich finde, wir sollten uns gemeinsam für Peer Steinbrück stark machen! Wenn schon, denn schon! Er hat das notwendige Feeling für jedes Amt. Schon in jungen Jahren wurde er wie wir alle vergeblich vom Verfassungsschutz überwacht und hätte fast Berufsverbot bekommen. Meine Güte, mögen manche denken, was wäre uns da alles erspart geblieben, auch finanziell! Andere wieder erinnern sich dankbar an Peer (ohne Joschka oder Gerhard zu vergessen). Der humorvolle Sozialdemokrat wäre der rechte Mann. Er kommt aus relativ gutem Hause und weiß seit eh‘ und je: enough is never enough. Da ist er nicht allein.

Von ganz anderem Kaliber sind da andere Rechtspopulisten – etwa vom Schlage der Chicago-Boys (einer Fiktion der Linken). Die Jungmännerband sollte seinerzeit unserem chilenischen Querfront-Verbündeten General Pinochet aus der Patsche helfen und Chile in ein neoliberales Paradies (eine Fiktion der Rechten) verwandeln. Das klappte letztlich nur durch die Herstellung einer zweiten Querfront – diesmal zum CIA. Die funktioniert bis heute und auch in unseren Breitengraden. Seitdem jedenfalls gehören Privatisierungen, Senkung von Steuern und Zöllen, das Verbot von Gewerkschaften, Mindestlohn und die Deregulierung des Finanzsektors weltweit zu den Patentrezepten, wenn’s gesellschaftlich klemmt und der Pöbel durch übermäßige Bildung frech wird. Die oft bildungsfernen Schichten in den Staaten andererseits, die jetzt an die Urnen gerufen wird – vornehmlich weiße Facharbeiter – handeln eher gefühlsecht: Paar in die Fresse, aber eben nur, wenn jemand anderer Meinung ist. Das ist eine Haltung, die sich mehr und mehr durchsetzt, hier wie da. Die einfach Gestrickten gehen mit Frauke Petry, Donald Trump, Newt Gingrich und Pegida einig, dass bei den nächsten Wahlen in jedem Fall gefälscht werden wird. Leute, Leute, wir sind doch nicht mit Rolf in Florida!

Apropos Pegida: Wer sich jetzt wieder mal hoffnungsfroh die Hände reibt und glaubt, dass die Angsthasen den Zenit überschritten hätten, den tröstet meine Omi Glimbzsch aus Zittau: Der Zenit kommt ja erst noch! Will sagen: Die deutschen Volkskundler (deren Vorfahren überwiegend aus Sibirien oder Afrika stammen) haben ja mit Hilfe der Behörden längst auch und ganz ohne Wahlbetrug ihren parlamentarischen und ihren militärischen Arm. Der eine zündelt tagsüber, der andere zündet nachts.

*) Peter Grohmann schreibt für die Wochenzeitung kontext.

Zwischen den Beinen ist unter dem Gürtel

Zwischen den Beinen ist unter dem Gürtel – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Vor 150 Jahren wurden auf Sizilien versteinerte Weinreben entdeckt, die bereits vor 6 Millionen Jahren entstanden sind. Da können deutsche Kiesgruben nicht mithalten: Bei Hamburg wurden neulich Elefantenzähne ausgegraben, die allenfalls eine Million Jahre alt sein sollen. So oder so muss der gemeine Holländer und sein östlicher Nachbar nun keine Angst mehr vor dem Klimawandel haben, der ist nicht haus- und CoZwo-gemacht, sondern gewissermaßen gottgewollt: Schon damals war’s in Friesland elefantenmäßig warm. Und das mit den Klimawandel ist ja eh ein Schwindel und der größte Betrug in der Geschichte der Wissenschaft, vermutlich von den Amis gesteuert.
Doch vielleicht sind ja die steinernen Reben in Sizilien auch nur ein Werbejux der Wein- und Mineralöl-Mafia? Ach nee? Vielleicht wird man dann ja doch weder in Zittau noch in Buxtehude einen wie den „Palari Faro DOC 2009“ anbauen können? Schade, sagt meine Omi Glimbzsch.

Hoffnung bleibt: Der Hacker Putin trifft den Kampfschwimmer Erdogan und umgekehrt, und beide haben ernsthaft darüber nachgedacht, wie es um die Pressefreiheit, ja um die Zivilisation etwa in den USA steht. Sie sind sich einig: Zwischen den Beinen ist unter dem Gürtel. Und Männer sind gar nicht so primitiv, wie viele Frauen glauben. Sie sind noch viel primitiver. Siehe Aleppo.

Wir könnten uns natürlich auch gern – statt über Elefantenzähne – über hungernde Kinder heute unterhalten oder über Rententiefen morgen, die bei 42 % des jetzigen Niveaus liegen sollen, über Geldanlagen in Vaduz oder Immobilien, die Enteignung der Sparerinnen durch Minus- und Null-Zinsen? Gäärne auch über eine den Reformparteien nicht bekannte US-Studie, nach der CETA 200.000 Arbeitsplätze in Europa und 30.000 in Kanada kosten dürfte. Ob der Angriff auf soziale Standards, Arbeitsrechte, Umweltschutz, nachhaltige Landwirtschaft und Demokratie abgewehrt werden kann? Kaum – solange Er zwischen den Beinen denkt.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Paranoia

Paranoia – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Es gibt momentan zwei große Gruppen, die an Paranoia leiden: Die deutsche Bahn und die deutschen Dresdner. Die Bahn sagt, die Eidechsen sind schuld, die Dresdner sagen, der Ami. Beides ist falsch.

Es ist die allein die Paranoia, eine schlimme, aber heilbare Krankheit des Geistes. Kein Mensch etwa würde behaupten, Donald Trump sei paranoid. Er ist lediglich gedankenlos, dumm und reich, er kann es sich leisten, Prolet zu sein: „Ich könnte in der Mitte der 5th Avenue stehen und jemanden erschießen – und ich würde keinen einzigen Wähler verlieren“, sagte der künftige Präsident der USA am 11. Januar 2016 im Sioux Center.
Das ist einer der wenigen Nachteile einer Demokratie – es kann der Paranoide den Dummen wählen – und umgekehrt. Unser Spaßvogel hat im Falle seiner Wahl die Finger am Abzug, sprich: am Roten Knopf. Und da hört der Spaß natürlich auf, auch wenn ihn keiner stoppen könnte.

Von Paranoia betroffene Zeitgenossen leiden an einer verzerrten Wahrnehmung ihrer Umgebung – ich sage nur: VW-Skandal, Kondensstreifen oder NSU. Tatsache ist, dass das BKA 2000 Waffenfunde bei Rechtsextremisten registriert hat. Die nichtregistrierten Waffen sind nicht mitgerechnet, die haben unter Umständen die etlichen hundert untergetauchten Nazis. Paranoid wäre nun die Annahme, die Rechtsextremisten würden die Waffen morgen schon einsetzen, denn es könnte ja auch später werden. Harmlos gegenüber solchen Mutmaßungen ist dagegen die Paranoia der Deutschen Bahn, die für Chaos, verdreifachte Baukosten oder defekte Scheißhäusle wahlweise die Projektgegner, den Juchtenkäfer oder den Bundesrechnungshof verantwortlich macht. Sie tut es dem Deutschen Dresdnern nach: Ehedem bedroht von polnischen Touristen, die ihnen auf dem Altmarkt den letzten Christstollen vor den Nase wegschnappten – und heute durch tausende Terroristen, die im Flüchtlingstreck einwanderten und den sächsischen Atheisten die Weihnachtskerzen auspusten wollen. Ganz zu schweigen davon, dass ihnen unser Staat das Geld in den Hintern bläst, während unsereins … ach Mensch, das wissen Sie ja aus eigener Erfahrung. Das untere Drittel der Gesellschaft muss für die Miete die Hälfte des Einkommens hinlegen – bei schrumpfenden Löhnen, während der Asylant kostenlos wohnt. Dieser Aussage würden 62% der Deutschen zustimmen, ein Irrwitz, meint Omi Glimbzsch aus Zittau dazu. Sie wohnt im Eigenheim und will jetzt untervermieten – wegen des Rentenrisikos.
„Wenn’s sein muss, ein Neger!“

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Alles Beschiss

Peter Grohmann steckt seine Nase in Dinge, die uns was angehen
Peter Grohmann steckt seine Nase in Dinge, die uns was angehen

Jeremy Corbyn, der linker Stürmer bei Labour United, hat rund 300.000 Parteimitglieder so manipuliert, dass sie ihn als Parteichef wiedergewählt haben. Corbyn, das linke Ei der englischen Sozialisten, ist im Gegensatz zu den hiesigen ein unorthodoxer Marxist, der die Kaufkraft der Massen stärken und das Militärische schwächen will – und noch mehr in der Richtung. So etwas hätte in Deutschland null Chancen. Sigmar Gabriel kann sich nun wie geplant an seine Basis wenden und fragen, wen die denn gern als Kanzlerkandidatin hätte.

Anstand bescheisst nicht, daran glaubte meine Omi Glimbzsch aus Zittau ebenso wie an den heiligen Vater. Das globale Wirtschaftssystem führt zur Barbarei, sagte der, es braucht den Krieg, und es stellt das Geld und nicht den Menschen in den Mittelpunkt. OK, das war 2014 – solche Zitate gelten maximal 12 Monate. Für Papst Franziskus ist die freie Marktwirtschaft Teufelszeug. Weiß er eigentlich genau, wohin seine Kritik führt? Man dürfte von einem Heiligen mehr Fähigkeit zur Differenzierung erwarten, etwa, wie beim Mundgeruch: „Meist bemerkt der Korrupte seinen Zustand nicht einmal, ähnlich wie jemand, der starken Mundgeruch hat und diesen selbst gar nicht bemerkt.“

Es stinkt. Mundgeruch hat auch der international tätige Cum-Ex-Klan*). Er soll allein den deutschen Fiskus um mehr als zehn Milliarden Euro beschissen haben – verzeihen Sie die ordinäre Sprache, aber ich hab‘ das Wort aus einer eMail geklaut, die im Kontext mit dem VW-Bosch-Audi-Dobrindt-Abgasskandal die Runde machte. In Wahrheit haben die Betroffenen Ingenieure und ihre Herren ja nicht selbst beschissen, gelogen und betrogen, sondern lediglich ihren Autos korrektes Lügen beigebracht. Ob nun beim Cum-Ex-Skandal Lügner und Betrüger aus echtem Schrot und Korn den Fiskus manipuliert haben, bleibt ein Geheimnis. Aber viele sind sauer, weil es rausgekommen ist. International hoch angesehene Geldinstitute wie JP Morgan aus New York, Barclays aus London und BNP Paribas aus Paris waren an den Aktiendeals beteiligt – und wer hat den Schaden? Sie! Ich muss einräumen, dass es hier allenfalls um 10 Milliarden Euro geht. Mit im Boot auch HSBC Deutschland, „die global vernetzte Geschäftsbank für Firmenkunden, institutionelle Investoren und vermögende Privatkunden“, UBS aus Zürich und weiß Gott, wer noch – und ich prügle mich mit meinem Steuerberater um die Frage, ob bei ehrenamtlichen Reisen das Frühstück selbst bezahlt werden muss oder erstattet wird.

*) Banken und andere Schwindler ihrerseits haben sich beim Handel von Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividende eine nur einmal gezahlte Kapitalertragssteuer mehrmals erstatten lassen.

Falschpisser

Spricht auch heikle Themen an: Peter Grohmann
Spricht auch heikle Themen an: Peter Grohmann

In Köln wackelt der Dom – wegen der Falschpisser. Und in Dresden rümpft sogar Pegida das empfindliche Näschen, weil sie dauernd angepinkelt werden. Das alles stinkt zum Himmel, um im Bild zu bleiben, und zwar so, dass sich die Stadtverwaltung genötigt sieht, den Alleshelfer Lavendel als alternative Duftmarke einzusetzen. Man könnte natürlich auch die landauf – landab aus finanziellen Gründen geschlossenen Klo-Häusel wieder öffnen. Neue Pissoirs braucht das Land! Richtig bleibt: Der Dom nimmt tatsächlich Schaden, aber da sind die Kölner nicht allein. In allen Domstädten klagen nicht nur die Dombaumeister über bröckelnde Fassaden – auch atheistische Städte (ohne Dom) sind nicht strahlensicher. Falschpisser sind zu 98 % wahlberechtigte Männer, viele von ihnen Parteigänger von CDU/CSU und anderen demokratischen Parteien. Sie treten vorzugsweise bei Oktoberfesten auf – in Stuttgart, zum Beispiel, auf dem Cannstatter Wasen, aber auch bei Frühlingsfesten, Weinfesten, Fisch- und Weihnachtsmärkten etc. pp. – genau genommen das ganze Jahr über. Unter den Falschpissern leiden ferner viele Lindenbäume – etwa vor Dorfgasthäusern – und mussten dürren Parkplätzen weichen. Vermutlich kränkelt auch der nordamerikanische Urwald eher durch den Urin der Indianer vom Stamm der Apachen oder Wallawalla, als an CoZwo; vom inzwischen baumlosen Stuttgarter Schlossgarten, in den tausende Demonstranten gepinkelt haben, ganz zu schweigen.

Die 2 % der Männer, die nicht zu den Wildbieslern (bayrisch) oder Pinkelbarbaren gehören, erkennt man sofort: Sie irren mit schmerzverzerrtem Gesichtern und vollen Blasen, die jeden Augenblick platzen können, auf der Standspur der Autobahn, durch die Weiten des Königsbaus, durch Tiefgaragen und Einkaufszentren, verfolgt von diversen Videokameras, die beim ersten Tropfen bei der Polizei Alarm auslösen.

OK, das Thema ist jetzt erschöpfend genug behandelt. Die Frage ist: Wie kriege ich jetzt die Kurve in die aktuelle Politik? Franz Beckenbauer als Falschpisser zu bezeichnen, wäre zu einfach, ja primitiv. Vielleicht hat sich ja Albrecht Müller von den Nachdenkseiten wieder einen schrägen Kommentar erlaubt? Oder ich knöpf‘ mir die beliebten Falschwähler aus Marzahn-Hellersdorf vor: AfD 23,6 %. Und die sind nicht alleine. Ich glaub‘, ich muss mal.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Die Hure Babylon


Morgendämmerung im Abendland – und gute Nachrichten in harten Zeiten: Die Kinderarmut nimmt zu, aber doch nicht so, wie die Linke es gern hätte, um Recht zu behalten. Die Altersarmut nimmt ebenfalls zu, freilich ist als Ausgleich dafür der Zeitarbeiter stark im Kommen und der Niedriglohnsektor voll integriert. Hier müssen die Älteren allerdings genau auf die Ansagen der Deutschen Rentenversicherung achten: Wer heute mehr will als eine Rente auf Hartz-IV-Niveau – und wer wollte das nicht? – muss 40 volle Jahre lang mindestens 2100 Euro brutto im Monat verdient haben. Da stimmt auch der Langzeitarbeitslose einem klugen Spruch meiner Omi Glimbzsch in Zittau zu: „Was nich is, kann ja noch werden!“

Auch die 40 Jahre DDR sind schneller vergangen und vergessen, als man einst dachte. Die ganze Wahrheit aber ist: Wer zu den wirklich Reichen zählt, muss sich nicht sorgen. Der eine hat neben seinem Häusle eine gut vermietete schwäbische Eigentumswohnung in Friedrichshain (alternativlos!), der zweite hat sein Kapital unversteuert auf einen Auslandseinsatz geschickt, der dritte hat ein Aktienpaket (Depot wird empfohlen) und der Letzte eben ein Sparkassenbüchle. Das sollte auch jeder wissen: Neben der eigenen Falle, in der man die Decke noch eigenhändig über den Kopf ziehen kann, gibt es die Rentenfalle, die Pflegefalle, die Lebensversicherungsfalle, die Bausparvertragsfalle, die Erbschaftssteuerfalle und die Schenkungssteuerfalle – um nur die wichtigsten zu nennen.

Fallensteller – ein neuer Beruf? Mehr als 13 Millionen Deutsche mussten nach dem verpassten Endsieg 1945 ff. mit mir ihre angestammte Heimat verlassen und wurden, sofern sie nicht auswanderten, mehr oder weniger gut integriert – auch in neuen Berufen. Dazu kamen etwa 3,5 Millionen Republikflüchtige und ein paar hunderttausend Russlanddeutsche, die auch dazugehören wollen. In deutschen Landen leben außerdem mehr als 16 Millionen Migrationshintergründler. Die Hure Babylon lächelt, aber nageln Sie mich jetzt nicht fest: Pi mal Daumen, wenn wir die vielen Illegalen nicht dazurechnen, 33 Millionen! Sie alle sind Altenpfleger, Steuerzahler, Rentenzahler oder Rentner, Verbraucher und Blutspender und alle haben in ihrem Blut den gleichen Anteil an roten und weißen Blutkörperchen, Proteinen und Wasser, oft auch in den Beinen.

Wären die 33 Millionen nicht gekommen, könnten wir erst im Alter von 104 Jahren in den endgültigen Ruhestand.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Gemeinsam gegen CETA, TTIP und die AfD

Liebe Leute,

das muntere Bächlein der AfD speist sich nicht aus dem Nichts, schwillt nicht durch schwere Unwetter an, tritt nicht durch höhere Mächte über die vielen Ufer. Eine große Quelle der AfD liegt direkt vor unserer Haustür – es sind die wandernden Wähler aus CDU, SPD, Linken und Grünen, die zweite ist das enorme Reservoir der Nichtwähler. Den Traditionsparteien ist es offensichtlich nicht gelungen, ihren Wählerstamm zu demokratisieren, immun zu machen gegen die Rechten, gegen Populismus, Fremden- und Existenzängste. Gelingt es uns denn? Schön wär’s. In der Realität freilich kämpfen wir mit mageren Mitteln, Widersprüchen und der Müdigkeit der Aufgeklärten.

Wenn alles gut geht und sich wirklich nicht nur Hinz und Kunz sondern auch Maier und Müller am Samstag, den 17.09., auf die Straße begeben, könnte es aber klappen, dass wir gemeinsam die sogenannten Freihandelsabkommen CETA & TTIP gekippt bekommen (ab 12 h am Hbf Stuttgart und in 6 weiteren Orten Sie können Ordnerin oder Ordner sein? Schreiben Sie uns!).
Zu diesemThema gehört auch die EU und „Herr Bürger“: Furchterregend sehenswert. Die Anstalt vom 06.09.16.

Am 08. September diskutierte im Württembergischen Kunstverein Alexander Neupert-Doppler beim Hannah-Arendt-Institut für politische Gegenwartsfragen über Prinzipien: Angst oder Hoffnung? Gegen den Mythos von Gemeinschaft und verlorener Sicherheit haben wir die Utopie der solidarischen Vernunft zu setzen.
Und politische Praxis: Der Stuttgarter Friedenspreis der AnStifter ging 2011 an die kenianische Friedensaktivistin Fatuma Abdulkadir Adan, Sie war am 11. September bei Allmende in Stetten zu Gast und berichtete über ihre anstiftenden Projekte.

Vom Philosophischen Cafe im Hegelhaus nach Sils Maria, von der Hilfe für Flüchtlinge, Bildungsarbeit und Vernetzung bis zur FriedensGala am 10.12.:
Vielfältig, widersprüchlich, Gegenreden: Mit Ihnen!
Werden Sie AnSifter*in!

Herzlich grüßen aus der DenkMacherei

Evy Kunze, Fritz Mielert, Ebbe Kögel und Peter Grohmann

Die Quellen der AfD

Tragisch – wie konnte uns das mit der AfD bloß passieren! Herbei, herbei, ins Dschungelkamp der Wahrsager, zum große Rätselspiel: Welches Schweinderl hätten ‚S denn gern?

Das muntere Bächlein der AfD speist sich nicht aus dem Nichts, schwillt nicht durch schwere Unwetter an, tritt nicht durch höhere Mächte über die vielen Ufer. Eine große Quelle der AfD liegt direkt vor unserer Haustür – es sind die wandernden Wähler aus den traditionellen Parteien CDU, SPD, Linken und Grünen. Die zweite große Quelle ist das enorme Reservoir der Nichtwähler. Den Traditionsparteien ist es offensichtlich nicht gelungen, ihren Wählerstamm zu demokratisieren, immun zu machen gegen die Rechten, gegen Populismus, Fremden- und Existenzängste. Wie auch? So lange sie allesamt am rechten Rand fischen gehen statt aufzuklären, werden auch künftig viele Altwähler in braunblauen Gewässern zum Schwimmen gehen. Neben den etwa 15% Verlusten bei den parlamentarischen Linksrotgrünen ist es den Klassikern allesamt nirgends gelungen, ihren wadenschwachen Bürgern Beine zu machen. Dass dabei auch die Grünen ersoffen sind, ist mehr als traurig. Dabei könnte Demokratie fast begeistern, noch mehr Demokratie noch mehr! („… Peter, Du übertreibst mal wieder maßlos!“, tät‘ meine Omi Glimbzsch in Zittau jetzt sagen). Und doch: Vielleicht wären da Diskussion, Emanzipation und Aufklärung in den eigenen Reihen notwendig? Offene Strukturen, richtiges Leben, kräftige Winde? Im Gegensatz dazu konnte die AfD ihre schlafenden Hunde wecken, und das ganz ohne Schappi. Vielleicht wäre es nun endlich an der Zeit, sich mit der eigenen Klientel auseinanderzusetzen, aber echt, statt der AfD hinterher zu labern?

Man sagt: „Wegen der Flüchtlinge und so“ seien die Menschen hier im Lande verunsichert – das schaffen wir also. Vielleicht sollten wir die Modelle unserer Demokratie überdenken, etwa in Gabun. Vielleicht sollten wir – alle gemeinsam – einfach aufklären, erzählen, in einfachen Worten, damit es auch die früheren Wähler von Linken, Grünen und SPD verstehen, wie „verunsichert“ die Menschen in Aleppo sind, in Homs, in Afghanistan, Irak, Nigeria, Pakistan … Wie verunsichert Kinder auf eine Nacht ohne Bomben hoffen, eine Handvoll Reis, auf ganz wenig von der heiliggesprochenen Barmherzigkeit?

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Schweigen ist gefährlich

Schweigen ist gefährlich

TTIP ist mausetot, weiss Sigmar Gabriel – Sie könnten also davon absehen, am 17.9. (nicht nur) Stuttgarts Straßen unsicher zu machen. Doch die Demonstrantinnen haben vorgesorgt! Die haben nicht nur TTIP, sondern auch den Stopp von CETA im Auge – jenes fragwürdige Abkommen mit Kanada, für das wiederum Gabriel jederzeit auf die Straße geht. Noch.

Ansonsten bleiben die Straßen so leer, dass neulich gar ein Fernsehkommentator fragte, wo denn um Himmels Willen die Friedensbewegung angesichts der Kriege bliebe. Welche Kriege? Richtig: Die Kriege sind so vielfach, so alltäglich, so hässlich, so lang und so grausam, dass wir am liebsten nichts, aber auch gar nichts von ihnen wissen wollen. Wer lässt sich morgens schon gern den Appetit verderben? Und dann noch der Terror, die türkischen Selbstmordkommandos, Burkini Faso, der weltweite Anmarsch der Rechtspopulisten, Klima- und Umweltkatastrophen, Chemie in Lebensmitteln (wo bleiben die Umweltschützer?), VW & Co. (wo bleiben die Autofahrenden?), zunehmender Analphabetismus (wo bleiben die Lehrer?) und Desinteresse an unserer Demokratie – wo bleiben die Wähler?

Zu Hause. Weil die Tageszeitungen immer dünner werden, die Info-Happen in Funk und Fernsehen knapp und gefällig wie ein Slip in Nizza daherkommen, die Parteien sich innerlich und äußerlich immer ähnlicher sehen und uns die Fülle der schlechten Nachrichten schier verzweifeln lässt, bleiben wir (wie unser gutes, altes liberales Bürgertum) am liebsten daheim. Fürs Grobe haben wir ja unsere Initiativen und Bewegungen. Alle lebensnotwendigen Informationen bietet das Netz – über CETA und Giftpilze, Radarfallen, TTIP und Tage, an denen man sich keinesfalls die Haare schneiden lassen sollte. Draußen, auf den Straßen, wo das Leben pulsiert, wo sich Bettler und Asylanten um milde Gaben prügeln, müsste man ja eine Revolution machen – streng gewaltfrei natürlich. Das kann keiner wahrlich wirklich wollen, allenfalls meine Omi Glimbzsch in Zittau. Sie unterschreibt auch generell jede Petition.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Burka! Jetzt!

Peter G.
Peter Grohmann – ohne Burka, mit Hut

Mal so gesagt: Die Sturmhauben unserer Sondereinheiten sind ja irgendwie auch Burkas. Oder nehmen wir den gewöhnlichen Mopedfahrer – ohne Burka, unter der Helmpflicht geht da gar nix – aber mit, wird jeder Einsatz zum Vergnügen. Wenn meine Omi Glimbzsch aus Zittau seinerzeit ein Kopftuch tragen musste als Tabakarbeiterin in der Dresdner Yenidze, wusste sie: Das Tuch bewahrt das Haar vor Tabakdreck und verhindert, dass sich der schöne Zopf in der Maschine verheddert.
Klar, die echte Burka ist nochmal eine andere Nummer: Sie läutet den Wahlkampf ein und wird uns noch sehr lange begleiten. Momentan geht nur die CSU auf echten Abstand zum Burka-Verbot. Nein, nicht wegen Rechtsstaat, sondern wege’m Kommerz. Denn ob in den bayerischen Alpen, auf Neuschwanstein, im Tierpark Hellabrunn, in der BMW-Arena oder in Dachau (…sie wissen schon): Mehr und mehr Vermummte erschrecken Mensch und Tier, den zivilen Wachschutz und Leute aus dem deutschen Osten. Ob im schnieke Schuhladen, beim Barbier von Sevilla oder in der Kebabberie: Es schleiert. Was unsereins, urlaubend in Zell am See, in der ersten Schrecksekunde für verkappte Asylbewerberinnen hält, was Neu-Touristen mit offenem Maul stehen lässt, sind keine unwillkommenen Flüchtlinge, sondern Touris aus Saudisch-Arabien in den besten Einkaufszonen – samt begleitenden Familien. Sie fahren per Taxis erster Klasse in noble Berg-Ressorts, dort gibt’s Halal und geschultes Personal, das die Neugierigen verscheucht. Echt wahr. „Und im Vertrauen“, sagte mir der Taxidriver, „seit die kommen, brummt’s wieder so richtig, überall! Die lassen mehr Kohle in zwei, drei Tagen hier als 100 Vollzeit-Urlauber.“
Bei unserem Verbündeten und Waffenkunden in Saudi-Arabien ist die Verkleidung und Vermummung der Frauen vom Gesetzgeber verpflichtend festgelegt. Todesstrafe gibt’s u.a. für falschen Sex, Hexerei, Ehebruch und Gotteslästerung. Im Schnitt alle zwei Tage wird dort unten ein Mensch geköpft, meist mit dem Schwert. Das tut nicht so weh wie bei Giftspritzen oder auf den elektrischen Stühlen in anderen zivilisierten Ländern. Fast jeder zweite Hingerichtete ist allerdings ein Gastarbeiter. All dies aber interessiert die Menschen hier oben einen feuchten Dreck. Aber die Burka.

NB: Durch den Seh-Schlitz ist der Blick der geschundenen Frau geschärft. Sie erkennt in den Augen des Gegenübers meist offenen Hass, kaum Nach-Sicht und selten Mitleid. Vielleicht weiß sie ja: Die wenigsten Betrachter haben vermutlich nie Rückgrat oder gar Gesicht gezeigt.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Quatsch mit Soße

Bravo Franziskus – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Neulich war’s. Da sprechte unmittelbar an die großartigen Ansprechen der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des bayerischen Innenministers Huber der kommentierende Redakteur von „Politiker-Sprech“. In kurzen, ja treffenden Passagen wurden anschließend die seligmachenden Forderungen bei beiden Protagonisten ad absurdum geführt. Anders gesagt: Alles, was da gesprecht und gefordert wurde, gäb’s schon zur Genüge – selbst der Einsatz der Bundeswehr sei früher oder später wahrscheinlich. Und was es nicht gibt, nu, nebbich, kann man nur machen, wenn man die Verfassung außer Kraft setzt. Das will momentan noch niemand so richtig.

Der Terror ist in Deutschland angekommen. Das ist Quatsch mit Soße, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen. Sie würde sich ans Münchner Oktoberfest erinnern, an die Rote-Armee-Fraktion, an die Wehrsportgruppe Hoffmann, an die Anschläge der ostanatolischen Mafia namens „NSU“, an zahlreiche andere und unaufgeklärte Verbrechen und an die rund 400 untergetauchten und von der Bundesanwaltschaft dringend gesuchten Rechtsradikalen. Vielleicht würde sie sich sogar daran erinnern, dass wir Kulturvolk hordend und mordend durch die Welt gezogen sind, mit langen Metzgermessern, Kinder und Frauen zuerst, wie bei Boko Haram & Co. Was nicht niet- und nagelfest war, haben wir mit nach Hause genommen, ins Land der Dichter und Denker, oder gesprengt oder abgebrannt oder vergiftet, wie das liebe Vieh und die Brunnen.

Heute schießen die Opfer mit unseren Waffen zurück, sie sind weltweit billig zu haben, und wir sagen ihnen: Gewalt löst keine Probleme.
Oder, um den etwas gehaltvolleren Papst-Sprech zu zitieren:

„Wir sind aufgerufen, uns der Gewalt und der Ungerechtigkeiten in vielen Teilen der Welt bewusst zu werden. Wir dürfen nicht gleichgültig und tatenlos zuschauen. Wir müssen aufstehen. Jeder von uns muss sich einbringen, damit wir eine wirklich gerechte und solidarische Gesellschaft schaffen können.“

Sein Wort in Gottes Ohr.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Raus aus der Nato, rein ins Vergnügen

Raus aus der Nato, rein ins Vergnügen – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch: Die Nordatlantische Vertragsorganisation (NATO) versteht sich als Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten. In der Präambel heißt es über Wesen und Ziel der Allianz: „Die Parteien des Vertrages bekräftigen erneut ihren Glauben an die Ziele und Grundsätze der Satzung der Vereinten Nationen und ihren Wunsch, mit allen Völkern und allen Regierungen in Frieden zu leben. Sie sind entschlossen, die Freiheit, das gemeinsame Erbe und die Zivilisation ihrer Völker, die auf den Grundsätzen der Demokratie, der Freiheit der Person und der Herrschaft des Rechtes beruhen, zu gewährleisten. So steht’s jedenfalls auch heute noch auf der Website des Verteidigungsministeriums. Mit anderen Worten: Die Türkei ist nicht mehr mit von der Partie – oder wir ändern eben die Präambel.

Die Sache mit den Grundsätzen der Demokratie ist natürlich nicht der volle Ernst, genauso wenig wie das mit der „Freiheit der Person“ oder gar „der Herrschaft des Rechts“. Hauptsache, wir sind gesund, war ein Grundsatz meiner Omi Glimbzsch in Zittau. Ganz ungesund sehen hingegen die in der Türkei öffentlich vorgeführten Verschwörer und Putschisten aus: Total zerschundene Gesichter, offene Wunden, geplatzte Lippen, geschwollene Augenlider. Ein öffentlich-rechtlicher Wichtigtuer (kann auch eine Tussy gewesen sein) rang sich Tage nach der Präsentation der Folteropfer durch das türkische Regime zu einem zweifelnden Kopfschütteln durch. Aber auch sonst und offiziellerseits läuft man deutschlandweit wie auf rohen Eiern und zieht reaktionäre Samthandschuhe an – wir haben Erfahrung im Schnauzehalten, wenn Verbündete auf Menschenrechte pfeifen. Und das angesichts von 30.000 Verhafteten, 800.000 Entlassenen, von Willkür und Terror? Menschenskinder, da gab’s doch schon ganz andere Geschichten! Und wenn ein Erdoğan-Minister meint: „Die sind schlimmer als Tiere“, dann zitiert der doch nur den Koran. „Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten! …“, meint schließlich selbst unsere Bibel (Psalm 139,19).

Freuen würd’s in diesen Tagen schon, wenn wenigstens die Wächter über Moral und Sitte und Recht und Ordnung – die Medien – auf die Barrikaden gingen, und sei es nur für ihre verfolgten und gedemütigten KollegInnen am Bosporus.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Streng geheim

Streng geheim – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Nicht mal die Vorstandsfritzen der grünschwarzen Fraktionen in Stuttgart sollen gewusst haben, was ihre obersten Chefs nachts um halb drei (Zeit geschätzt) klammheimlich vereinbart haben. Auf 12 Seiten sind angeblich Ausgaben von 1,365 Milliarden Euro für einmalige Maßnahmen fixiert worden, so mein Doppelagent. Riesige Aufregung bei der Opposition – wegen dieser lächerlichen Summe! Stuttgart21 soll – ebenfalls nach Geheimangaben – 10 Milliarden mehr kosten und alles geht in Deckung. Wen wundert’s, dass das Bürgertum nachrechnet? Die Planungs- und Kostenschätzerbüro Ostertag, Kappes, Vieregg und Rössler rechnen mit bis zu 16 Milliarden – „nichtbahnverkehrliche“ Kosten includet. Warum nicht gleich 21? Damit wären wir auf der sicheren Seite, es sei denn, Blitz und Donner samt Starkregen und Wetterleuchten machen das Projekt unbefahrbar. Im demokratischen Normalfall würde man nun erwarten, dass die vom Saulus zum Paulus gewandelten Protagonisten jetzt ein Ende der Spekulationen fordern und Klarheit herstellen. Das hieße: Prüfung der geheimen wie der ungeheimen Zahlen durch unabhängige Gutachter, Schluss mit der blauäugigen Nabelschau. Höchst unangenehm, das alles.
Ach, übrigens: In einem ebenfalls geheimen Telefonat soll das Kanzleramt Recep Tayyip Erdoğan letzte Woche fünf vor 12 abgeraten haben, in Deutschland um Asyl nachzusuchen. Die Asylverfahren seien inzwischen sehr langwierig hierzulande und das Asylrecht nicht mehr so recht mit den sogenannten Menschenrechten kompatibel. Recep soll geantwortet haben, er könne jederzeit Zensur, Polizeiterror, politische Verfolgung und auf Wunsch auch Folter nachweisen und gern auch nachliefern, wenn bis hierher etwas unklar sei. Im übrigen sei ihm das alles höchst unangenehm.
Man will zunächst abwarten, so die Bundesregierung.
Auch Gregor Gysi weiß natürlich um Geheimverträge zwischen den Regierungen Westdeutschlands und den Alliierten, die Fifa hat Geheimverträge mit Gott und der Welt, Katar hat Geheimverträge mit den Sponsoren und der Verfassungsschutz weiß nichts, rein gar nichts über die Geheimverträge zwischen sich und dem NSU. Nur meine Omi Glimbzsch in Zittau … aber das ist ja nicht geheim.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Kriegsgeheul

Kriegsgeheul – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

„Kriegsgeheul!“, schimpft Deutschlands beliebtester Politiker (jetzt ein Platz vor Kretschmann, laut Politbarometer). Franz Walter meint mit Kriegsgeheul nicht die Straßen in den Staaten, nicht Dallas. Dort kann ein kranker Krieger im T-Shirt und mit geschultertem Sturmgewehr am hellen Tag durch die Straßen laufen, ohne dass es besonders auffällt oder gar jemanden juckt – um anschließend weiße Polizisten abzuknallen.

„Der Knall ist das Schöne, aber man muss aufpassen, es kommt häufig zu einem Knalltrauma, und sie ist doch erst sechs!“ sagt eine weiße junge Mutter und zieht ihrer Tochter den Lärmschutz über die Ohren, während das Kind noch zappelt beim Zielen. „Ruhig halten!“, befiehlt die Mutti streng. Im informellen Schießclub von Dallas ist Genauigkeit beim Schuss das oberste Ziel. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind in dumpfer Stube beisammen sind. Der Vater kauft inzwischen am Ständle nebenan Munition. Die neuesten Waffen – vom einfachen Colt übers Schnellfeuergewehr bis zum MG – kann die Familie kostenlos nutzen und testen. Das Geld macht der Club mit dem Verkauf der Munition. Bei einer Schießübung mit der Familie ist die schnell mal 1000 Dollar los – manche lassen auch schon mal 2000 Dollar liegen. Ein teurer Spaß, den sich das farbige Lumpenproletariat von Dallas nie wird leisten können. Mutti Jessica schimpft auf Obama und lästert über die Gegner eines freien Waffenverkaufs. „Das kleine Vergnügen lassen wir uns nicht auch noch nehmen!“, sagt sie, „und es wäre zudem ein Verfassungsbruch!“

Nu ja ja, nu nee nee. Nur der Tod ist umsonst, das wusste schon meine Omi Glimbzsch in Zittau. Sie ist als Sozialdemokratin eine waschechte Populistin und freut sich über jedwedes Kriegsgeheul. Für die Region Zittau würde die Stationierung routinierter NATO-Truppen einen enormen politischen und volkseigenen Effekt haben – Lohn und Brot für die Arbeiterklasse. Das weiß sie natürlich, denkt aber vorerst nur über eine Petition via Change.org auf Facebook nach. Wir hingegen wissen: Wäre am Sonntag eine Volksabstimmung für die Wiederherstellung der DDR ohne Honecker und Stacheldraht, würde das Votum fifty-fifty ausgehen und unsere ganzen Investitionen wären im Eimer. Allerdings stehen die meisten Wessis ja im Osten im Grundbuch – das ist beruhigend. Insoweit kann man nur auf freie Wahlen hoffen – demnächst in Österreich, Frankreich – und dann erst in den Staaten. Die Hoffnung, dass nichts knallt, stirbt zuletzt.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Deutschland – Italien
70 Milliarden

Deutschland – Italien: 70 Milliarden – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Ganz unter uns: Ich krieg‘ jetzt ab Juli 1085 Euro Rente! Exakt 48 Euro mehr als noch im Juni! Danke an die Genossen, an Dietmar, an alle, die dazu beitragen! Nicht zu vergessen auch: Schon seit September ’15 gibt es mehr Kindergeld: 4 Euro pro Rotznase. Eine lukrative Sache vor allem für die kinderreichen Familien. Auch erwachsene Hartz-IV-Empfänger kommen in den Genuss erhöhter Wohltaten. Sie kassieren von Väterchen Staat gleich 5 Euro: 1 Euro mehr als die Kids. Die Alten essen natürlich auch deutlich mehr als die Kleinen. Monat für Monat fette 404 Euro – und das vielleicht ein Leben lang! Wobei berücksichtigt werden muss, was das für eine undankbare Unterschicht ist, denn gerade bei Hartz IV wird wahnsinnig oft geschummelt. Etwa 60 Millionen Euro gehen uns Jahr um Jahr durch Hartz-IV-Betrug verloren! 60 Millionen. Schön, werden Sie jetzt einwenden – und was ist mit den etwa 60 Milliarden Euro Jahr für Jahr (Tendenz steigend, wegen der Kontrollen), die durch richtig fetten Steuerbetrug verloren gehen sollen?
Wie sagt Wladimir Lenin wieder und wieder zu meiner Omi Glimbzsch in Zittau? Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser! Nach einer Emnid-Umfrage gaben 6 Prozent der Befragten an, schon einmal bei der Steuererklärung gesündigt zu haben (vgl.: Steuersünder statt Betrüger). Nach dieser Glosse wird die Zahl der Selbstanzeigen auf ein Rekordhoch steigen. Und Steuerschummler, die ihr Geld im Ausland (vor allem in der Schweiz) gut versteckt haben, kriegen nun Muffensausen. 60.000 meldeten sich in den letzten Jahren beim Finanzamt. Weitere 60.000 (geschätzt) meldeten sich allerdings noch nicht und weitere 60.000 werden sich nie melden. Allerdings: Das ist eine Bedrohung im tiefsten Inneren. Doch gemessen an dem, was unser Heimatland gegen die Bedrohung außen ausgibt, für Rüstung, Kriegsversehrte, Wiedergutmachung, psychiatrische Folgebehandlungen für die Soldaten, sind das letztlich fast Peanuts. Deutschland und Italien (das Beispiel nenne ich wegen des Halbfinales) geben jährlich etwa 70 Milliarden Euro für Rüstung aus, der Russe fünf Milliarden weniger. Aber dem Iwan hab‘ ich noch nie getraut – wahrscheinlich ist die Rote Armee marode bis zum Geht-nicht-mehr und der Russe guckt in den Mond, wenn’s hart auf hart kommt.

Schlechte Nachrichten? Quatsch! Eine Menge Geld kommt ja durch unsere Rüstungsexporte wieder zurück und sichert Arbeitsplätze und unseren Wohlstand – einschließlich meiner Rente und den Hartz-IV-Leistungen morgen auch an Sie. (Alle zahlen ohne Gewehr.)

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter