Schlagwort-Archive: Peter Grohmann

Geld im Spiel, Glück in den Wahlen

Geld im Spiel, Glück in den Wahlen – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Mit der Politik ist es momentan so wie mit dem überfallenden Berliner Geldtransporter: Viel schweres Gerät, kurze Überraschungsmomente, Flucht, Geballere und Blaulicht, ab durch die bürgerliche Mitte, aber keine Beute. Der Diesel war leer.

Leer wie die saudische Botschaft in der Türkei. Wir wissen seit Karl May: Der Arrraber als solcher kann grausam sein, inclusive Folter, Mord und Totschlag. Zugegeben, andere zivilisierte Nationen stehen ihm da in nichts nach, Deutschland eingeschlossen, auch wenn’s weh tut. Da hilft keine Leitkultur, und da muss man nicht extra den Lehrmeister Martin Luther zitieren. Merke also: Wenn Geld im Spiel ist oder Ölquellen, sichere Landebahnen und sichere Absatzmärkte oder gern auch seltene Erden, da wird rucki-zucki auch der Rest von Moral über Bord geworfen. Wirtschaft vor. Bei 90% aller Delegationen, die von Fall zu Fall Hausbesuche bei den Diktatoren und Polizeistaaten weltweit machen, sitzen immer „hochrangige“ Wirtschaftsführer im Boot, nie etwa Vertreter der Zivilgesellschaft. Wie schön also, dass uns der turbanesische Außenminister, mit dem bisher alle so gut konnten, Fehler eingeräumt hat bei der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi. Im Normalfall bemüht man sich ja, bei Mord und Totschlag keine Fehler zu machen.

Frau von der Leyen hat jetzt übrigens von der Bundeswehr die Schnauze gestrichen voll. Nicht genug damit, dass die Presse (öffentlich!) die zu dünnen Unterhosen unserer Soldaten aufs Korn nimmt – jetzt petzen die Gefreiten mit niedrigem Dienstgrad auch noch und melden sich hinter dem Rücken der Generälin bei Abgeordneten.

Vielleicht wird ja überall zuviel Wind gemacht! Nehmen wir Bayern, immerhin noch Deutschland und der Verfassung verpflichtet, die mit eigenen Grenzkontrolleuren das Grundgesetz untergraben. Das hat der (bayrische!) Staatsrechtler Thorsten Kingreen den Grünen im Bundestag gesteckt. Die sind jetzt eh obenauf, warum auch immer, und nehmen die gesamte Republik in den veganen Würgegriff. Der Hesse an sich gilt ja als gutmütig, anders als der Arrraber.

Aber bei Tarek Al-Wazir weiß man’s nicht, da käme selbst meine Omi Glimbzsch aus Zittau ins Zweifeln.

Nichtwähler werden?

Nichtwähler werden? – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Oder gar Nichtwähler bleiben? Wie wäre es mit einer Wahlpflicht? Wenn es den Menschen an den Geldbeutel geht, werden sie schwach. Die Angst, dass sie AFD wählen, ist unbegründet, denn es gibt nach Bayern und vor Bayern. Nach Bayern werden jetzt nämlich sogar die Nichtwähler als gefährliche Fracht und Demokratiegut (Vorsicht, Schwertransporter – Kran, schwenkt aus!) gerechnet: 28 % blieben zu Hause oder im Stau stecken. Herrschte Wahlpflicht, dann, wie schön – hätte die AfD nur noch lächerliche 7,3 % und die SPD satte 6,9 %. Und gäbe es noch die Münchner Räterepublik, wäre die Linke im Landtag. Aber so…

In der Szene ist jetzt ja großes Gerede übers Aufstehn. Also ob man zu früh oder zu spät aufgestanden ist oder immer schon stand und wohin man geht, wenn man endlich aufgestanden ist. Ganz vergessen wird, dass es viele gibt, die einfach liegenbleiben. Böse Schelte von den Spätaufstehern bekamen am Wochenende die unteilbaren Berliner mit ihren lächerlichen 250000 Mauerpilgern. Die Losung UNTEILBAR für eine solidarische Gesellschaft sei letztlich kontraproduktiv, hörte ich, sei ein Angstmacher, der die gute Stimmung im Land verdirbt, die Angst vor offenen Grenzen schürt und ergo den Rechten die Wähler in die Arme treibe. Klar, die Parolen gegen Hass und Ausgrenzung, noch dazu, wo sie getanzt und gesungen werden, können den Menschen in den dunklen Tälern des Thüringer Waldes schon einen rechten Schrecken einjagen. Da hilft der Hinweis, dass viele aus dem Hause Gotha letztlich von den Hunnen abstammen, eher wenig. Hie gut Wirtemberg allewege!

Meine Omi Glimbzsch in Zittau war Frühaufsteherin – die Schicht in der Tabakmanufaktur begann um 5:30 Uhr. Leute wie sie hätten mitgetanzt zwischen Münchner Räterepublik und Münchner Freyheit und auf Herrn Höcke geschissen. Sie hat ausgetanzt. Sie liegt jetzt im eignen Quark im Pflegeheim, zwei Leute in der Bude, die Schwestern haben alle einen dicken Hals. Übermüdet. Überlastet. Überfordert. Wie die ganze Gesellschaft.

Und dann der Feinstaub! Die hiesige Presse motzt, dass die Stadt wieder viel zu früh den Alarm aufruft und die Autofahrer kirre macht und fürchtet den Wasserrohrbruch in der Hasenbergsteige: Die Stadt ertrinkt, wenn der Handwerker mit seinem Diesel nicht durchkommt. Vielleicht ist es ja das Wasser auf die Mühlen von Bernd Höcke?

Kusch!

Kusch! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Die fünf Leute stiegen an der Bushaltestelle am Wangener Marktplatz ein. Drei vorn ein, zwei hinten. Einer bleibt beim Busfahrer stehen. Die anderen schauen sich um. Der Bus fährt an. Sie gehen langsam durch die Reihen, die einen von vorn, die anderen von hinten. Kontrolleure? Vermutlich werden sie gleich sagen: „Die Fahrausweise bitte“. Sagen sie aber nicht. Sie fixieren lediglich die Fahrgäste, sehr langsam. Suchen die jemanden? Der eine der fünf nimmt sich die rechte Seite vor, ein anderer die linke. Die etwa 25 Fahrgäste werden aufmerksam, und jetzt spürt man förmlich, wie sich die Luft verändert, wie unbehaglich es den Leuten im Bus wird. Warum? Die Gespräche verstummen. Offenbar machen alle ihre Handys aus oder legen sie weg. Die fünf Jungs sind jung und muskulös und ernst. Manche Leute schauen angestrengt nach draußen. „Was gibt’s denn da zu sehen?“ fragt einer der fünf. Der Gefragte, 40, 45, sieht so aus, wie Südländer aussehen können. Er schüttelt unsicher den Kopf, sagt nichts. „Ich hab dich was gefragt!“ Er schaut sich um im Bus, will sich sicher sein, dass es alle gehört haben. Es haben alle. Ein Mann in der Mitte der Sitzreihen kramt sein Handy hervor. Der Fünfte geht jetzt auf seine Sitzreihe zu. „Wenn willscht denn anrufen?“ Der Mann mit dem Handy ist irritiert, schaut fragend auf. Er ist vielleicht 20, 22. „Steck’s weg!“ Die Botschaft ist nicht unfreundlich, laut genug für alle im Bus, und doch eher neutral. Mein Nachbar stupst mich unauffällig an, zeigt wortlos auf seine Brust und dann mit einem Kopfnicken in die Richtung des Mannes, der immer noch beim Busfahrer steht und alles im Blick hat. „Consdaple“ steht auf seinem Pullover. Keine Ahnung. Bei dem hinten steht auf der Bommelmütze Pit Bull.

An der dritten Haltestelle steigen sie aus, niemand sonst. Sie grinsen.

Der mit der Pit Bull-Mütze kommt noch mal zurück, ruft durch die noch offene Bustür: „Kusch!“

Es klingt wie ein Bellen. Die Bustür geht zischend zu. Die fünf lachen und schauen dem Bus nach.

Der eine kuscht, sobald er eine Polizeiuniform sieht. Die andere kuscht, wenn ihr der Chef auf den Leib rückt. Der da wechselt die Straßenseite. Der eine kuscht bei den Autobauern, der dritte bei Glyphosat. Der eine kuscht bei der Bankenkrise, der andere beim Parteivorstand. Die eine kuscht bei der Arbeit, die andere an der Kasse. Das macht der Regelsatz im September 2018.

Die nächste Haltestelle. Alle steigen aus.

Ooch, Mensch Nahles!

Quatsch, nein, ich will nicht auch noch auf der rumhacken! Ich fände es stattdessen ganz gut, wenn Hans-Georg Maaßen Sonderermittler in Sachen Demokratie werden würde. Mal egal, wo sein neues Amt anzusiedeln ist – überall, bloß nicht beim Verfassungsschutz! So wie sich die Bundeswehr einen Wehrbeauftragten leistet, der den Nöten der Soldatinnen und Soldaten nachgeht, brauchen wir jemanden, der den Sorgen und Nöten der Demokratinnen und Demokratinnen nachgeht, der sie liebhat, ihre Anliegen ernst nimmt, ihnen beisteht, wenn sie angegriffen werden. Und da gibt’s ja zur Zeit viel zu tun. Seriöse Prognosen kommen zu dem Schluss, dass es künftig eher mehr Arbeit in diesem Sektor geben wird. Maaßen als Sonderermittler könnte nach den Ursachen forschen, Lösungen erarbeiten wie im Fall Amri. Als Ombudsmann für Demokratie wäre er unabhängig und direkt der Öffentlichkeit und den Medien unterstellt. Um seine verfassungsmäßigen Aufgaben erfüllen zu können, stünden ihm natürlich weitreichende Rechte zu und er müsste nicht länger neben Seehofer dumm herumstehen. Recht auf Auskunft und Akteneinsicht etwa, und bevor Akten geschreddert werden, darf er sich eine Kopie machen. Maaßen kann verdeckte Ermittler besuchen (und wie jetzt: einsetzen!), die dem deutschen Volk auf den Weisheitszahn fühlen. Er kann Behörden, Dienststellen, Demonstrationen heimsuchen – ganz gleich, ob angemeldet oder unangemeldet. Und er kann straf- oder disziplinargerichtliche Verfahren einleiten, wenn es mit der Demokratie irgendwo klemmt. Genug zu tun tun also. Maaßen wird ja in diesen Tagen überall als hervorragender, guter Beamter gelobt, was immer das sein mag. Klar, seinen Beamtenstatus müsste er aber aufgeben, um unabhängig zu sein. Doch er weiss besser als wir alle: Momentan findet eine dramatische politische Verschiebung statt: Rassismus und Menschenverachtung werden gesellschaftsfähig. Was gestern bei den anderen noch undenkbar war und als unsagbar galt, ist heute längst die von allen gesehene Realität: Humanität und Menschenrechte, Religionsfreiheit und Rechtsstaat werden offen angegriffen. Es ist ein offener und öffentlicher Angriff auf Verfassung, Gesellschaft, Demokratie, der uns allen gilt.

Gut, der Vorschlag kommt vielleicht eine Woche zu spät, und OK, vielleicht ist Hans-Georg nicht der rechte Mann für so eine umfassende Aufgabe, vielleicht wäre auch eine Frau geeignet, zum Beispiel Andrea Nahles. Jemand mit Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft, um die Menschen von ihren dummen Ansichten zu heilen. Eine Schule für Demokratie, mit Oberlehrern und allem Drumrum.

Ach so: Vorher muss natürlich Seehofer gehen, egal wohin.

Vortragsreihe
Vom Scheitern unserer Hoffnungen und vom Mut eines neuen Anfangs

Über die Vortragsreihe:

Geschichtswissen für unser Handeln in der Gegenwart: Wir greifen in den Vorträgen aktuelle Enttäuschungen – und vielleicht auch Ohnmachtsgefühle – auf, die uns gerade in Stuttgart bewegen.  Gemeinsam stellen wir Fragen an die Geschichte, ob und vorallem wie sie uns zum Weitermachen ermutigen kann. Dabei hilft ein Blick zur sozialistischen Bewegung in Stuttgart – denn Stuttgart bzw. Württemberg hat viel zu bieten: Clara Zetkin, Fritz Rück, Fritz Lamm, August Thalheimer, Georg Elser, Eugen Eberle, Theodor Bergmann, Willi Hoss, Peter Grohmann …

Spenden und Eintritt:

Der Eintritt ist frei. Spenden (Stichwort „Vortragsreihe Geschichte“) sehr erwünscht, steuerlich absetzbar über die Konten von:

SÖS Stuttgart Ökologisch Sozial IBAN: DE95 4306 0967068 9987 00

Die AnStifter IBAN: DE31 4306 0967 7000 5827 01

Die Referenten:

Dr. Axel Kuhn, früher apl. Prof. für neuere Geschichte an der Uni Stuttgart, seit 2008 im Ruhestand
Dr. Annette Ohme-Reinicke ist Soziologin, Lehrbeauftragte der Universität Stuttgart, Mitgründerin des Hannah-Arendt-Institut für politische Gegenwartsfragen, Stuttgart (HAIS) und Vorsitzende der AnStifter

Literatur:

Axel Kuhn: Die deutsche Arbeiterbewegung. Stuttgart (Reclam-Taschenbuch) 2004.

Die Veranstaltungen im Einzelnen:

Mi, 26. September 2018, 19:00 Uhr
Dr. Axel Kuhn: 100 Jahre Novemberrevolution in Deutschland

Mi, 24. Oktober 2018, 19:00 Uhr
Dr. Axel Kuhn: Die Machtübernahme der NSDAP 1933

Mi, 21. November 2018, 19:00 Uhr
Dr. Axel Kuhn: Über Parteitreue, Links- und Rechtsabweichler

Mi, 12. Dezember 2018, 19:00 Uhr
Zeitzeugenbericht: 1968 in Stuttgart- Kurz-Geschichten

Mi, 23. Januar 2019, 19:00 Uhr
Dr. Axel Kuhn: Der Zusammenbruch der DDR und der Mythos von der ersten erfolgreichen Revolution in Deutschland

Mi, 27. Februar 2019, 19:00 Uhr
Dr. Annette Ohme-Reinicke: Der Kampf gegen »Stuttgart 21« im Kontext weltweiten Aufbegehrens

Veranstaltungsflyer zum Herunterladen: Hoffnung light

 

Weiche, Satan, weiche!

Weiche, Satan, weiche! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

In diesen Tagen geht die Republik baden. Viele fahren ans Mittelmeer, andere lieben eher verschmutzte Binnengewässer oder fliegen mit Ryanair in den hohen Norden, um sich von den letzten Gletschern zu verabschieden. Richtig ist: Ob in Lampedusa, Kufstein, am Südpol oder auf Spitzbergen – so schön wie heute wird’s nie mehr. Das sagen sich auch die Anlieger-Demokratien des Mittelmeers, die längst noch nicht mit allen Mitteln, über die das Christentum verfügt, unsere Strände sauber halten wollen.

Sybille Krause-Burger, eine Lady leicht rechtsaußen in der hiesigen Qualitätspresse, spricht nicht nur den Blauen und Schwarzen aus dem Herzen, wenn sie sich über die „Art des Missbrauch europäischer Großzügigkeit“ hermacht (StZ 24.7.18) und den Aufruf zur Mäßigung in der Asyldebatte „Gesäusel“ nennt. Ihr Wort in das Ohr der Menschen, die im Mittelmeer ertrinken! Hat sie verdrängt, dass eben dieses Europa der weißen Herrenrasse die Kontinente, aus denen die Flüchtlinge zu uns kommen, ausgesaugt, ausgelaugt, ausgebeutet hat – und es weiter tut? Dies vor allem und unser imperialer Lebensstil auf Kosten der „Anderen“ ist der Hintergrund der Fluchten.

Gerade die „freie Rede ist es doch, die wir …an einer funktionierenden Demokratie für unverzichtbar halten, und zwar jede Rede, die strafrechtlich unbedenklich ist“. Das „verordnete Gesäusel“, das zur verbalen Mäßigung beim Aufeinander einstechen in der Asyldebatte mahnt (sie meint wohl Merkel, Vosskuhle und ähnliche Hallodris) bringe uns nicht weiter. Ja, wohin denn, gnädige Frau? Es bringt zwar nicht uns, aber die Mitte ihrer guten Gesellschaft weiter nach rechts und macht die Populisten noch hoffähiger. Es geht in der Rede in diesen Zeiten eben nicht darum, ob etwas strafbar ist oder nicht, sondern darum, welches Klima Sprache erzeugt und welchen Haltungen sie Vorschub leistet. Weiss Frau Krause-Burger eigentlich, was bei uns alles an Rassismus, Antisemitismus und Gewaltverherrlichung nicht strafbar ist?

Ganz im Gegensatz dazu fehlt’s im Land an freier Rede, am ehrlichen Wort, am Protest gegen Populisten. Die Intelligenz an Universitäten und Medien, in Kunst, Kultur und Politik hält sich in in diesen Zeiten stark bedeckt – im festen Glauben, dass ein geflüstertes „Weiche, Satan, weiche“ die populistischen Gespenster dem guten Hause fern hält. Nein. Denn sie haben sich längst festgesetzt, neben mir, neben dir.

Klugscheißer…

Klugscheißer – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

… nennt Klugscheißer Buschkowsky von der SPD seine Partei. Mach mir den Heinz – ein Mann, ein Wort für schnelle Lösungen und gewissermaßen ein Vorläufer des Populismus. Vor Jahren hat der Ex-Neuköllner Bezirksbürgermeister denen schon den blauen Teppich ausgerollt, ohne daß ihm jemand ans Bein pinkelte oder gar das Parteibuch abnahm. Trösten wir uns: Auch Thilo Sarrazin gehört zum Spektrum einer Partei, das sich vor den Ertrinkenden verkriecht wie der Christ vorm Fegefeuer. Die „kommen aus Ländern mit einer völlig anderen Wertestruktur“, sagte Buschkowsky und sprach schon in grauer Vorzeit von einer„vordemokratischen widerspruchslosen Gehorsamspflicht einer gottgegebenen Ordnung“. Also wie bei uns: Für Gott, Führer und Vaterland. Momentan erleben wir den Aufstand der Unanständigen. In Konstanz oder München verbieten Rechts-Bürokraten den Intendanten das Maul – mehr als ein Grummeln ist nicht zu hören, auch nicht beim Seehofern, Södern oder Klugscheißen. Das alles spricht ja so vielen aus dem Herzen. Die Anständigen sind beim Heckenschneiden oder im Sommerurlaub: Luxus und Wellness auf einer Insel der Scheinheiligen. Toscana ist out of Rosenheim.

Die Straße überlassen wir den Straßenkötern, bis die anderen mehr sind. Klar, wir versuchen auch das Entlarven oder das mit der Fudamental-Opposition wie meine Omi Glimbzsch in Zittau: Nein. Etwas einfacher gesagt: So einen Dreck machen wir nicht mit. Tatsächlich passiert das Gegenteil: Wir machen alles mit. Klar, alleine kommen wir in diesen schweren Zeiten nicht zurecht. Deshalb will die Bundeswehr jetzt auch echte AusländerInnen in die Armee nehmen, also nicht nur Ossis oder welche mit Migrationshintergrund. Ganz so wie beim Pflegenotstand, wo bei jedem dritten Bio-Deutschen bald eine Rotchinesin mit Stäbchen zum Füttern am Bett stehen könnte.

Hier unser Garantieschein für Menschenrechte, wir sind ja Vertragspartner: Aus dem Meer werden künftig alle gefischt, die deutsch oder englisch können, ein Führungszeugnis oder den Facharbeiterbrief dabei haben, gesunde Zähne und keine blutigen Hände. Offen sind wir durchaus auch für ausgebildete Altenpfleger, Mechatroniker für die Hubschrauber-Pflege bei der Luftwaffe und IT-Spezialisten für Daimler. Alle aus sicheren Herkunftsländern. Wer nicht freiwillig kommt, wird gekauft.

Demokratie wagen

Demokratie wagen – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Das Wichtigste zuerst: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“, wie das uneheliche Kind Willy Brandt alias Herbert Frahm 1969 behauptete, als es Kanzler wurde. Heute nimmt Deutschland 50 Flüchtlinge auf, und beim Stuttgarter Festival der Kulturen bekommen alle, die „öffentlich“ anreisen, zwei Gläser Sekt zum Preis von einem.

Wären nicht erst im Oktober 2018, sondern bereits am nächsten Sonntag Wahlen in Bayern, käme die CSU auf 39 Prozent, scharf verfolgt von AfD und Grünen mit je 14 Prozent, während die SPD mit satten 12 Prozent und die Linken immerhin mit 3% punkten könnten. In der gleichfalls gebirgigen Sächsischen Schweiz, der Heimat meiner Omi Glimbzsch, wird erst 2019 gewählt. Hinter den Bergen kann die AfD dort mit 40 Prozent rechnen, die NPD sattelt noch 7 Prozent drauf. Falls da Unruhe aufkommt (die erste Bürgerpflicht, so die Hoffnung von Jürgen Habermas 1958): Dort, wo der Pole keine Fahrräder klaut, sieht alles viel ruhiger aus. So Gott will und uns kein Krieg heimsucht, hätte zwar auch dort das Schwarz-Rote Regierungsbündnis in Dresden keine Mehrheit mehr und die Wahl, entweder die Linken oder die AfD mit ins Boot zu nehmen, um noch mehr Demokratie zu wagen. Aber woher kommt’s? „Es fehlt der Linken an überzeugenden Konzepten“, meint wohl Sahra Wagenknecht. Doch offenbar fehlt auch der Demokratie selbst ein überzeugendes Konzept.

Vielleicht braucht man ja gar keine Opposition? Nehmen wir Afrika, die FIFA oder Russland, da geht’s auch ohne, und wir kommen trotzdem gut miteinander aus. Herr Müller sitzt ja direkt in der Bundesregierung und möchte, dass europäische Kommissare gewissermaßen die Macht in Afrika übernehmen und den anderen Schwarzen sagen, wie man richtig wirtschaftet und sich wohlfühlt zu Hause (Wohlfühl-Kapitalismus). Von 2021 bis 2027 solle die EU für Afrika 39 Milliarden Euro ausgeben, sagt Müller. Mit dem Geld, sag‘ ich jetzt mal, könnten die Afrikaner dann Hähnchen, Getreide oder Dieselfahrzeuge und manches mehr bei uns kaufen.

Wahr ist: Als Togo noch Deutsch war, 1848, mussten die Menschen jedenfalls nicht abhauen (sofern sie anständig waren). Ja, die guten alten Zeiten! Die neue Rheinische Zeitung hatte 1848 eine Auflage von 60 000 Exemplaren – aber sie könnte der TAZ nie das Wasser reichen. Wir sehen: Fehlfarben! Geschichte wird gemacht – es geht voran. Wenn wir trotzdem nicht locker lassen: Wir brauchen keine Alternative für Deutschland, aber drübernaus. Das hält uns wach.

Meine Fresse!

Meine Fresse! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

In Sidney werden jetzt beim Abflug aus dem Land der Kängurus Gesichtsscanner eingesetzt – für die Kriminellen wird immer sinnloser, mit gefälschten Papieren zu reisen. Auch Erdoğan kommt zunehmend in Kalamitäten: Eben hat er wieder über 18000 Staatsbedienstete – Lehrerinnen, Polizisten, Militärs entlassen, darunter auch viele seiner eigenen Wähler, weil sonst niemand mehr da war. Am Ende hat er niemanden mehr, der im Kriegsfall für ihn schießt. Dann muss der Gute selber ran. Ostfront? Westfront? Heimatfront!

In den USA wäre das alles kein Problem – do it yourself. Die Bibel in der Rechten, die Knarre in der Linken. Bei den Militärausgaben stehen die Staaten allerdings mit ihren 4,3 % des BIP auf einem ganz miesen 9. Platz – weit hinter dem Südsudan, das mehr als 10 % für sein Militär her-gibt. Schlecht für die Neger, gut für die Weißen – Heckler & Koch ist hocherfreut. Unsereins reicht eben mal 1,3 % an die Truppe weiter – das sind schlappe 38 Milliarden im Jahr. Sechs bis sieben Milliarden EU mehr (jedes Jahr) müssen schon drin sein, fordert Cheflobbyist Donald Trump. Geld, das dann allerdings bei Stuttgart 21 fehlen würde.

Keinundzwanzig? Ein ganz heikles Thema, bei dem sogar meine Omi Glimbzsch in Zittau kalte Füße bekommt. Mittlerweile findet ja auf breiter Front eine Art S-21-Absetzbewegung statt – frei nach dem Motto: Umsteigen, bevor der Russe kommt oder der letzte Zug weg ist. Es war nicht irgend jemand, sondern die Schwertgosch aus Tübingen, Ministerin für Justiz und Ordnung von 1998 -2002, die die hohe Kunst der tiefen Schläge beherrscht. Herta Däubler-Gmelin, die frisch-fröhliche Sozialdemokratin, meinte in ihrem Plädoyer auf der Stuttgarter Kundgebung am 7.7.2018, es könne sich niemand mehr darauf berufen, daß die Volksabstimmung zu S 21 Grundlage oder auch nur ein politisches Mäntelchen für irgendeinen Auftrag sei. Die Abstimmung beruhte auf falschen Angaben, die entweder mit der Absicht der Täuschung von Anfang an verfälscht wurden oder die jedenfalls der Volksabstimmung die Grundlage entzogen haben, wenn später relevante, nicht kalkulierte Veränderungen hinzugekommen sein sollten:
„Die missbräuchliche Verwendung öffentlicher Gelder (bezeichnet) unser Strafgesetzbuch … als Untreue … .“

Sag‘ ich doch! Herr Staatsanwalt, Ihre Zeugin. Übernehmen Sie!

„Süperdoğan!“

Der Türke an sich ist pflegeleicht, ob als Fußballerina, Chefarzt, Journalist oder Putzfrau, und willig obendrein. Er ist bündnistreu, auch wenn er hin und wieder mit Putin poussiert – aber nur, um uns zu ärgern. Der Türke kennt seine Grenzen, und er hält sie dicht. Aber darauf ist geschissen, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen, denn er hat wider besseres Wissen Erdoğan gewählt. Geschenkt, dass es in den kurdischen Gebieten massive Manipulationen gab, dass zehntausend Widerständige drangsaliert, inhaftiert, schikaniert wurden: Asyl würden wir ihnen nur ungern geben. Ganz abgesehen davon sind wir letztlich doch treue Erfüllungsgehilfen des Tayyip. Der Kurde an sich hat jetzt übrigens auch oft genug Erdoğan gewählt, erstens, weil wir ihm davon dringend abgeraten haben, zweitens, weil er trotz aller Sucherei nichts Besseres auf den Wahlzetteln fand. Rache ist süss: Jetzt müssen wir alle Drei achten – den Kurden, den Türken und Erdoğan – und wie rohe Eier aus Ungarn der Polen behandeln. Übung haben wir ja.

Der Hiob und seine Botschafter sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Die vier Boten, die Hiob in seinem Wüstenrot-Eigenheim besuchten, erzählten ihm das, was wir auch unseren Kindern erzählen: Dass durch Kriegs- und Naturkatastrophen sein gesamtes Vieh den Bach runtergeht, schließlich gar seine Knechte und um Gottes Willen auch seine Söhne und Töchter verloren gehen. Klima hin, Flüchtlinge her, die schlechten Nachrichten überholen sogar das Internet. Weiss man’s, ob Merkel noch an der Macht ist, wenn diese Hiob-Zeile hier die werte Leserin liest? Eben.

Wenn 320000 Pflegekräfte in Alten- und Pflegeheimen fehlen, müssen sich eher die Alten Sorgen machen und nach dem Verursacher suchen: Zu lange Lebensdauer, zu viel Gesundheit, zuviel Geld in falschen Kanülen. Bei uns pflegt Maria aus Ratibor. Wenn 270000 Kindergärtner und Erzieherinnen fehlen, müssen sich dagegen die Jungen sorgen machen und nach dem Verursacher suchen. Wenn zwei Millionen Mietwohnungen fehlen, müssen sie sich gemeinsam auf die Suche machen. Sie werden schnell fündig, müssen aber mindestens bis an ihr Lebensende warten, bis sich was ändert. Alles Hiob, oder was? Hiob ist ein freundlicher Mann. Er ist reich. Hiob hilft den Armen, selbst Frauen, deren Mann gestorben ist, oder Kindern, die keine Eltern mehr haben. Gut zu wissen!

Arschkarte

Bitte auswechseln – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Was für die einen der Sonnenaufgang ist, ist für die anderen ihr Untergang. Aber wenn Deutschland in der Vorrunde ausscheidet, gibt es die Chance zu einer Rochade: Angela Merkel, die früher oder später sowieso zurücktreten muss, wird Bundestrainerin und Jogi Löw wird Kanzler.

Sonnenaufgang war für viele Menschen die Aquarius. Viele der in letzter Minute geretteten Schiffbrüchigen mussten wiederbelebt werden, andere waren schwer verletzt: Ein giftiges Gemisch aus Urin, Salzwasser und Benzin hatte vor allem die Haut der kleinen Kinder verätzt. Nach neun Stunden waren mehr 600 Menschen in einer halblebigen Sicherheit. Wie gut, dass es internationale Verträge gibt, etwa das Seerecht. Das gebietet, Schiffbrüchige in den nächstgelegenen sicheren Hafen zu bringen.

Aber was ist heut schon sicher, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau fragen. Nicht mal Fünf Sterne in Italien, kein Macron, kein Rajoy. Das gute alte Recht ist im Mittelmeer ertrunken und gilt natürlich weder für Frankreich noch für Italien, nicht für Sachsen oder Bayern. In beiden Bundesländern gibt es ja bislang Null Meer, aber eine historische Achse. Und so müssen wir Österreich schon aus Sicherheitsgründen weiter im Auge behalten. Zugegeben, die Türkei und Italien haben die Arschkarte gezogen. Sie müssen uns gegen gutes Geld (gelobt sei Jesus Christus) die muslimischen Flüchtlinge vom Hals halten.

Was lernen wir daraus? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das weiss am besten der evangelikale Markus Söder, ein frommer Staatstrojaner, der selbst vor dem Papst nicht zurückschreckt. Laut Innenministerium ist die Kriminalität auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren – da muss man doch was tun, etwa die Polizeigesetze verschärfen. Da sind sich alle Bundesländer mit der AfD einig, und so gibt’s demnächst ein Wunschkonzert für Scharfmacher: Nach dem vorbildlichen Bayrischen Polizeigesetz u.a.m. sind Einbrüche jetzt vollkommen legal, wenn sie von der Polizei begleitet werden. Die Unschuldsvermutung wird auf den Müll der Geschichte geworfen, wenn Gefahr droht. Gefahr droht bekanntlich jederzeit und überall. Wer’s kritisiert, kann weggesperrt werden und bekommt Oktoberfestverbot. Der Rest vom Fest wird per Video überwacht.

Wer sagt’s denn: Es geht doch! Und so kann auch der mögliche Einsatz von Maschinengewehren und Handgranaten weder schrecken noch schocken, wir haben ja (noch) die Süddeutsche. Leute, der Terrorist sucht doch eh‘ den Tod und nicht die Demokratie!

Eine Hüpfburg für die Linke!

Eine Hüpfburg für die Linke! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Merkel kritisiert Trump, Wagenburg kritisiert Klipping, Gauland kritisiert Auschwitz – eine Hüpfburg jedenfalls würde Wunder wirken bei der Partei der Arbeiterklasse. Kritik war ja zeitlebens ein Qualitätsmerkmal der emanzipatorischen Linken – aber die „linken“ Machthaber haben in der Geschichte ihre Widersacher dafür oft kurzerhand in den Knast gesteckt. Denn dann war Ruhe im Karton, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen würde. Heute sehnen wir uns alle nach Harmonie, Küsschen und Rückenklopfen, bis es rülpst. Kein Angst – anders als gestern (oder war’s früher?) führt der Streit um den richtigen Weg aus dem Sumpf des Neoliberalismus nicht mehr zwangsläufig in den Gulag.

Es gibt so viel zu tun! Wenn ich nur an die Bienchen denke, unsere Bestäuber, an den Preisverfall für gewürzte Schweinehälse, an die Diätenmacher der Großen Koalition! Was tun, wenn Trump den Nordkoreaner aus dem Sattel schießt? Das Besetzen einer leerstehenden Wohnung gilt den Regierenden faktisch als Verbrechen, während sie die Totmacher aus Untertürkheim moralisch durchwinken: Freie Fahrt für freie Bürger. Die werden jederzeit gemeinsam mit den staats- und autotragenden Parteien auf die Barrikaden gehen, wenn man dem Auto auch nur das geringste Leid zufügt.

In Mannheim hebt die Bundeswehr letzte Woche wie beim Tag der nationalen Volksarmee jubelnde Kinder in die Panzer – demnächst dürfen die Kleinen auch mit uranummantelter Munition spielen, eingebettet in die eigene Scheiße einer maroden Armee. Das ist zum Kotzen, Herr Major. Dass sich auch die Fernsehleute (am Besten Südwesten) zu Jubelpersern für den Kindsmissbrauch mausern und den Pazifisten vor den Kasernentoren nicht einen Ton, nicht ein Bild, nicht ein Wort widmen, den Protest einfach untergehen lassen im Kindergeschrei, lässt auf Demenz schließen. Die Aufgaben einer öffentlich-rechtlichen Anstalt werden einfach runtergespült im redaktionellen Hurra für unsere Jungs. Wache, abführen.

Und jetzt ist mal Schluss mit dem Gezerfe! Vergesst Erdogan und Merkel, Klaus und Lindner, Fifa und Folter. Jetzt ist Fussball und nicht Kopfball. Ich bin sicher, wir werden siegen. Sonst marschieren wir ein, wo auch immer. Schwerter zu Weltmeistern! Wir werden siegen – und dann ist aber auch mal Frieden!

Kruzitürken…

Kruzitürken – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

…jetzt hammers! Das Kreuz des Südens hängt seit dem 1. Juni schief im Jahre des Herrn 2018 über den bayrischen Dächern: Leuchten sollten sie, die fünf Sterne des Populisten Söder. Dem Gekreuzigten aus München schwimmen die Felle davon, und kein Ankerzentrum weit und breit! Es rettet ihn kein höh’res Wesen, sang ihm der Heilige Vater in Rom ins Ort. Vergebens.

Der Italiener als solcher ist ja guter (Europa-)Liebhaber, aber er kann seine alten Parteien auf Teufel komm raus nicht mehr leiden. Die haben über Jahrzehnte geschummelt und betrogen, sagt er sich, und mit Europa war’s auch keine wahre Liebe. Er greift wie der Flüchtling auf dem Mittelmeer nach dem letzten Strohhalm – halb links, ganz rechts, halb mittig, halb egal, aber immer ganz volksnah, etwas Wagenknecht, etwas Söder, etwas Trump, etwas Putin, eine Prise SPD mit Grünkern. Unsereins muss nun tüchtig mit dem Südländer schimpfen, weil er uns ins Schlamassel führt. Oder waren das doch eher die traditionsreichen demokratischen Parteien? Polit-Kommissar Günther Oettinger (einer von uns) ist ehrlich genug: „Die Märkte weisen euch den Weg“ – und sonst garnix. Ich sag mal so: Hauptsache, der Italiener hält uns die Flüchtlinge vom Hals.

Macron seinerseits will die Fluchtursachen durch eine Interventionsarmee bekämpfen: Angela Merkel ist dankbar über jeden Vorschlag. Kein Mensch hat vor, eine Mauer zu bauen, sagte meine Omi Glimbzsch in Zittau gern. Und wenn der Italiener oder Grieche nicht gut tut, kommen wir mit Oettinger, General Speidel und der Deutschen Bank zum Aufräumen. Abflug in Hamburg. Bei der Räumung von zwei besetzten Wohnungen in Stuttgart-Heslach musste die Armee leider noch nicht eingreifen, da reichte die Ausgangssperre für die Göppinger Hundestaffel der Bundespolizei, die Abriegelung des Viertels und 100 für den Nahkampf ausgerüstete Polizisten mit Schlagstock und Pfefferspray. Die Behörden, so hört man, wollen keine Illegalitäten nicht länger dulden.

Ich entschuldige mich für jede Polemik, auch Ihre. Auch die Bahn hat sich nochmal entschuldigt, wg. Eschede. Verspätung 15 Jahre. Bundespräsident Steinmeier hat sich letzte Woche ebenfalls entschuldigt, da war die Verspätung noch krasser. 85 Jahre.

Kruzifix aber au

Kruzifix aber au – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

… auch wenn das Kreuz kein Kruzifix ist! Wir sind so frei: Weder dies noch das wird beim Pressefest am 12. Mai auf der Kulturinsel an die Wand genagelt. Man könnt‘ dort aber eine Aktion starten: Ein Kreuz für Söder, gebastelt von Abschiebehäftlingen, die ihr Kreuz endlich los hätten.

Ja, es ist ein Kreuz mit den Kriminellen! 9 % der jungen Deutschen sind für die Hälfte aller Straftaten verantwortlich und können nicht ausgewiesen werden. Wie kommt’s? Wir Alten sind eben nicht mehr so fit im Sektor Straßenkriminalität, um noch nennenswert zur Statistik beizutragen. OK, wir können Gerichtsurteile ignorieren (Feinstaub), Imperien in die Pleite führen (Banken & Bahnen) oder auf die Würde des Menschen pfeifen. Aber für den hundsnormalen Diebstahl oder das Sterbenlassen haben wir doch unsere Leute!

Ganz nebenbei bemerkt: Von den Flüchtlingen „aus Nordafrika“ ist ungefähr jeder Zweite 14 bis 30 Jahre alt, männlich und offenbar von Natur aus gern kriminell. Zwar werden im Heimatland von Omi Glimbzsch (Zittau, Deutschland) naturgemäß ebenso wenig böse Leute produziert wie in Sachsen, Tunesien, Marokko oder Algerien. Doch im Gegensatz zu denen da, kann der Deutsche friedlich mit einem Pass wedeln, in Kinderarbeit und Rüstung investieren, eine Kreuzfahrt buchen, fasten oder prassen und sich auf die Würde des Menschen verlassen. Das Leben des Nordafrikaners – wenn er nicht zur ausbeutenden herrschenden Klasse gehört – ist von Hunger und Armut gekennzeichnet.

Sein bestimmt das Bewusstsein. Wer solche Fakten weglässt, manipuliert die öffentliche Meinung. Etwa die Stuttgarter Zeitung, die kürzlich eine „geheime“ Lageübersicht des BKA schlecht zitiert und postet, was allein schon die Schlagzeile „Warum Nordafrikaner häufiger Straftaten begehen“ zeigt. Köstlich auch: Kronzeuge der StZ ist u.a. Rainer Wendt, rechtslastiges Mitglied von CDU und CSU. Der wegen Gehaltsturbulenzen in den Ruhestand geschickte Ex-Polizist hat ja ein gespanntes Verhältnis zu Menschen, die ihre demokratischen Grundrechte wahrnehmen.

Unter jenen Flüchtlingen, die etwa aus dem Süden Amerikas im befreiten Texas landen, dürfte die Zahl der Nordafrikaner relativ gering sein. Die Ursachen für Straftaten liegen vor allem an der Verzweiflung. Nach einer kurzen Phase der Aufnahme- und Integrationsbereitschaft – „Altenpfleger willkommen“, so Die Grünen, wird auf Abwehr geschaltet – Menschenrecht hin oder her.

Endlich, seufzt da der Populist, kocht sein Süppchen und passt auf seinen Geldbeutel auf. Auf die Bank passt niemand auf. Auf die Presse auch nicht.

50.000

50 000 – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

50.000 Krankenschwestern, Trostspenderinnen, Pflegediener, Arschputzer, Nachtwächter und Kindergärtnerinnen fehlen in Deutschland, mindestens. Das weiss man seit vielen Jahren. Das weiß der schwarze Vielschwatz Spahn, aber er kann natürlich nix machen. Die Parteien wissen es auch, die können auch nix machen, genauso wenig wie die Krankenkassen, die Kostenträger oder die Sozialversicherungen, die Angehörigen. Nur die Betroffenen machen was. Ins Bett, in die Kissen heulen, nach Schmerztabletten klingeln, aufgeben. Sie liegen unrasiert und fern der Heimat im Nest und klingeln nach der Nachtschwester. Die hat aber zwischen 40 bis 80 Leute zu betütteln und betreuen, hin und wieder auch ein paar mehr, Schwerkranken und Simulanten, latente Demente, Bettnässer, Aggressive, Verzweifelte, Sterbende. Sie rennt von Bett und Bett, von Zimmer zu Zimmer, und wenn sie endlich beim sechzigsten Bett angekommen ist, ist der erste gestorben, ohne letztes Händchenhalten oder Nachricht an die Verwandtschaft. Ich weiss, dass Sie alle das wissen, die Ärzte wissen es, die Presse sowieso, aber da sind wir uns mit meiner Omi Glimbzsch in Zittau einig: Da kann man nix machen. Die Bezahlung der Dienste ist ungerecht und mehr als mies, die Ausbildung praxisfern, die Belastung für die Pflegekräfte so gross, das tausende das Pflegehandtuch in die Ecke schmeißen und mit Hartz IV sichtlich besser gestellt sind. Echt jetzt. Der Rest heult mit den Patienten.

Die meisten von uns haben bekanntlich noch nie eine echte Pflege erlebt und nie einen echten Krieg, so mit Blut und Bomben und allem Drum und Dran, und mit Flüchtlingen. Gut so. Gut so, dass Sie dafür sind, dass es so bleibt. Kriege heute sind „auswärts“ und ein Erlebnis am Fernseher. Das hat was! Mit eingebetteten Journalisten in Irgendwo einzumarschieren, in der ersten Reihe, auf besten Plätzen, auf auf, auf die Krim, in den Irak, nach Libyen, in den Libanon, befreien, befrieden, Palästina, Syrien, egal. Assad muss weg, Kim darf bleiben. Gaddafi muss weg, Mohammed bin Salman darf bleiben. Allende muss weg, Pinochet darf bleiben. Manchmal helfen Pflegekräfte aus den USA oder aus Russland, wenn es um die Beseitigung geht. Und was den Krieg angeht: Die da oben werden schon wissen, was richtig ist. Ein Krieg ist viel zu gefährlich, als dass er uns Angst machen könnte. Wir leben auf der sicheren Seite und tun was für die Flüchtlingspflege.

Kanonenboote

Kanonenboote – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Kanonenboote sind eine Klasse von kleineren Kriegsschiffen und kommen im küstennahen Bereich zum Einsatz. Sie werden zur Artillerieunterstützung der Landstreitkräfte, zum Wach-, Geleit- und Kolonialdienst eingesetzt. Aber das kann doch einen Seemann wie Assad nicht erschüttern. Heute nimmt man deshalb auch gern Marschflugkörper, da reichen gut und gerne 100 Stück für den ferngesteuerten Feuerzauber.

Während manche Antisemiten in Israels Regierung Öl ins Feuer gießen, gehen in Budapest 100000 Menschen gegen Seehofer und Orban auf die Straße: Handyfeuer gegen die autokratische Finsternis. Und direkt an den Heimatminister, der in Treue fest zu Orban steht: „Herr, lass dein Licht mir leuchten, dass ich in Dunkelheiten den Weg auch finde, dass ich nicht falle, die Schwachheit überwinde“. Frau Merkel ihrerseits mag nicht zur Waffe greifen, persönlich sowieso nicht, dafür hat sie ja ihre Jungs. Sie glaubt aber noch. So glaubt sie auch felsenfest, dass der Militärschlag am Sabbat gegen Assad „erforderlich und angemessen“ war. Man wird sehen.

Dass der Russe an sich gemein und gefährlich ist, wenn man ihn reizt, wissen wir. Nun bekommt er gute Gesellschaft. Ex-FBI-Chef James Comey hat seinen Präsidenten Donald Trump bescheinigt, dass er genauso ist. Es ist, zur besten Sendezeit, die Abrechnung mit einem Hochstapler, der im Weißen Haus sitzt. Doch andererseits wollen auch die weißen Rechtsradikalen in den Staaten wissen, ob wirklich ein neuer Sheriff in der Stadt ist. Sie wollen fühlen, dass Amerika zurück ist. Zurück von Bush, Obama? Und wohin nach wo? Zivilisierte Staaten, da sind sind sich Merkel, Marcon, May und Trump einig, sind keine zivilisierten Staaten, wenn sie Chemiewaffen einsetzten. Agent Orange in Vietnam durch die US-Army, Blausäure, Senfgas und Nervengifte durch Ägypten im Jemenkrieg, Senfgas und Tabun durch den Irak gegen den Iran sowie gegen die eigene, wehrlose kurdische Bevölkerung – Halabja, 1988, mit tausenden von Toten. Kurz nach dem Angriff scheiterte eine Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat am Veto der USA und den Enthaltungen Großbritanniens, Frankreichs, Australiens und Dänemarks.

Ach so. Die Bundesregierung gab am 18.09.2013 bekannt, dass zwischen 2002 und 2006 ca. 137 Tonnen Fluorwasserstoff, Ammoniumhydrogendifluorid, Natriumfluorid sowie Zubereitungen mit Kalium- und Natriumcyanid von Deutschland nach Syrien exportiert worden sind – für zivile Zwecke.

Gegen den Strom
Urbi et Orbi

Gegen den Strom: Urbi et Orbi – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Mein Freund Franziskus hat mal wieder zugeschlagen, mit Osterworten. Der einzige Linke im Erdkreis geißelte die Korruption, die Waffenbrüder und die Mafiosi. Mehr ging zu Ostern nicht rein. Der Kapitalismus blieb diesmal ausnahmsdweise außen vor. So wie die Nato nicht friedenstauglich ist, sind die deutschen Unterhosen der Bundeswehr nicht Nato-tauglich. Im Kriegsfall wird’s kalt am Arsch, von den deutschen Tornados und vom Frieden mal ganz zu schweigen.

Oh Heimatland! Heimat ist Hoffnung, ist schön, ist keinesfalls Seehofer, meinte Ernst Bloch aus der Wahlheimat von Boris Palmer. Dabei kannten sich die drei gar nicht. Heimat ist was gegen deine Entfremdung – nicht Raum, sondern eine Perspektive, die erobert werden muss, lieber Horst. Und Raum meint hier nicht das Ministerium fürs Innerste und Bauen, wiewohl mehr Bauen auch mehr Heimat verspräche. Heimat als Baugenossenschaft? Wohl dem, der hatte! Die vereinigte Dummheit soll ja bekanntlich nicht nur in Stuttgart, sondern selbst in Zittau, wo meine Omi Glimbzsch in anderthalben Zimmern haust, das kommunale Wohneigentum den Haien zum Fraß vorgeworfen haben. Und 1990 wurde eine der größten Fehlentscheidungen in der Wohnungspolitik seit 1945 vollzogen: Die Schwarz-Gelben schafften die Wohnungsgemeinnützigkeit ab, wegen des Skandals der Sozis (hellrot) um die Neue Heimat. Heute bringt der Staat (in Wahrheit: Sie) Jahr für Jahr über 15 Milliarden Euro für Wohngeld und Kosten der Unterkunft auf. In den 1980er Jahren gab es 3,3 Millionen gemeinnützige Wohnungen – jetzt sind’s nur noch weniger als 1,5 Millionen. Jedes Jahr werden weitere 60.000 Wohnungen aus der Sozialbindung fallen und die Kosten der Unterkunft und das Wohngeld für Rentnerinnen und Rentner, Erwerbstätige mit niedrigen Einkommen und Arbeitslose weiter so steigen wie die Stimmen der AfD.

Jetzt herrscht späte Einsicht: Wohnungen her, oder ich schieße. Aber wir verkaufen bekanntlich keine Waffen in Konfliktgebiete, verspricht jedenfalls die Bundesregierung. Ein Patrouillenboot ist ja rein rechtlich nicht für Saudi-Arabien oder den türkischen Pascha im Angriffskrieg unterwegs, sondern eben auf Patrouille. Das gilt auch für Patroullienpanzer, Patrouillen-MGs und Patrouillendemokratie, vornehm gesagt. Wer derart vornehm über die Despoten jenseits von Mauer und Stacheldraht schwadroniert, macht sich auch den Hosenstall mit Messer und Gabel auf und zu.

Putin 107 %

Putin 107,5 Prozent – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Nur in einem einzigen der vielen tausend Wahlkreise in den Weiten Russlands erreichte Wladimir Putin mehr als 107 % der abgegebenen Stimmen. Der gesamte Rest ging an die Opposition. Im Gegensatz zu den USA, wo man sich das Präsidentenamt teuer erkaufen muss, sind in Russland Mehrheiten deutlich preiswerter zu haben. Wie die Sondersendung des ZDF zu den Wahlen (jenseits von Gut und Böse) zeigte, genügen oft schon Rote Würste oder ein paar warme Unterhosen, um die russischen Wähler in die Urnen zu locken, während man bei uns allenfalls kalte Füße kriegt.

Im hiesigen Burladingen (Provinz I, diesseits von Gut und Böse) ist einstens der einstige CDU-Mann Harry Ebert als Parteiloser zum Bürgermeister gewählt worden: Verdammt lang her. Der streitbare Einfaltspinsel, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen! Denn der schwarze Harry ist wie gedacht der AFD beigetreten: In Burladingen bleibt alles ruhig, keine Synagogen, keine Brandstiftungen, die Stimmung in der Stadt ist gut. Heimat eben – der rechte Ort, über den sich auch Horst Seehofer freuen tät. Nur einer gießt Wasser ist den Wein: Wolfgang Grupp. Der Unternehmer fordert Neuwahlen. Er ist der größte Arbeitgeber in der Gegend. Dem Trigema-Chef ist egal, wes Geistes Kind Ebert ist – solange er seine Arbeit macht. Aber er sei eben als Parteiloser gewählt worden und nicht für die AFD. Freilich: Bei Neuwahlen würde er den Mann natürlich auch wieder wählen, sagt er. Ein klares Signal aus dem geistig gehobenen Mittelstand!

In Berlin (Provinz II) wird nun wohl doch der neue Flughafen abgerissen, freut sich Thorsten Dirks, Lufthansa-Vorstand. Vorfreunde ist die schönster Freude. In Wahrheit war das nur eine überspitze Äußerung. Dirks fürchtet, dass bis zur möglichen Eröffnung (2020? 2025?) die eingebaute Technik überholt sei. Da wett‘ ich drauf.

Sigmar Gabriel ist übrigens inzwischen in den Untergrund gegangen. Nach dem Fall von Afrin (mit deutschen Waffen Frieden schaffen) will er sich nun gemeinsam mit Merkel, Putin und Erdogan um die 150 000 Füchtlinge kümmern, die aus der Stadt geflohen sind. Möglich, dass auch Baden-Württemberg wieder Schwangere und junge Mütter aufnimmt, wie es Jens Spahn fordert. Vorerst ist an 10 – 12 Frauen gedacht.

Sex in Höhlen, ungedopt

Sex in Höhlen, ungedopt – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Jetzt isses raus: Unsere guten Verwandten, die Neandertaler, hatten schon vor mehr als 40.000 Jahren nicht nur Sex, mit dessen Hilfe sie ihr Dasein fristeten, sondern auch tiefgelegene Höhlen. Wenn es nichts zu diskutieren gab (Schutz der Elefanten ja – aber wie, Auswanderung, Klimawandel) und auch nichts zu jagen, gingen die Neandertaler gern mal in den Untergrund, erholten sich vom Stress des Tages und bemalten die Höhlenwände mit Graffitis. Ja, das ist jetzt erwiesen – und nein, es waren nicht bloße Kritzeleien, wie wir es von Ergodan-Anhängern im Essener Norden kennen oder von Harald Naegeli, dem Sprayer von Zürich! Es waren richtig schöne Zeichnungen, die uns heute noch Freude und Mut machen zum Weiterkämpfen für ein Leben nach der GroKo.
mehr…