Früher, als die Schmetterlinge noch flogen… – nein, Sie sind zu jung, das können Sie nicht wissen! Da gab es noch echte Wiesenblumen und Bienen, Radfahrer ohne Helm und grüne Demonstranten vor Heckler und Koch und in Neckarwestheim und bei der Polizei wusste man noch, wo hinten und vorne ist. Sorry, aber woher sollten Sie wissen, dass ein großer Teil der deutschen Justiz nazi-durchnässt war, dass Nazis überall auf einflussreichen Positionen in Verwaltungen und Ministerien saßen, Gesetze machten, Bundespräsident waren, Bundeswehr und Geheimdienste nach 1945 aufbauten? Globke, Oberländer, Carstens, Speidel – ich fürchte, die Namen sagen Ihnen nicht viel. Und so verstehe ich auch Ihre Aufregung, wenn uns dieser Tage eine starke AfD-Fraktion den Marsch bläst und das Ansehen des ganzen Reiches beschädigt und Ihnen das dann irgendwie peinlich ist. Gottlob haben wir aber jetzt mit Wolfgang Schäuble einen Bundestagspräsidenten der unbefleckten Empfängnis – der alte Schatzmeister und Schlawiner aus dem politischen Schwarzwald hatte in der guten alten Zeit eine 100.000-Mark-Spende des Waffenlobbyisten Schreiber schlicht in seiner Schreibtischschubladen vergessen. Nun ist der gute Onkel für die Kontrolle der Parteifinanzen zuständig, da schließt sich der Kreis.
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Oberkante Unterlippe
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Manche Männer sehen nicht über ihrer Schwanzspitze hinaus, pflegt man im Weißen Haus zu sagen. Die US-Militärregierung hatte im Frühling 2017 den Wehretat um reichlich etwa 50 Milliarden Dollar erhöht – aber das reicht jetzt hinten und vorne nicht. Hätte man wissen müssen! „Korea, Korea, der Krieg kommt immer näha“, sang meine Omi Glimbzsch in Zittau bei den Jungen Pionieren aus voller Brust. Wie recht sie hatte! Momentan lässt Donald Trump ja nur seine Bomber über Korea donnern, sie werfen nicht ab und üben sich in Geduld. Die Generäle müssen natürlich „alle militärischen Optionen diskutieren“, heißt es im Pentagon. Und der Präsident meint, man müsse endlich Kriege gewinnen – wo unsereins doch eher fürs Verhindern ist. Aber um die große Politik können wir uns momentan kaum kümmern – die Fake-News der Auto-Mafia halten uns in Atem. So ist sie halt, trotz der Sommerferien, die Arroganz der Macht.
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Ein Frankreich der Menschenrechte
Angesichts des Desasters, das die Parteien in Frankreich eben erlebt haben, gerät man ins Grübeln. Die Frage ist also müßig, wer hinter Macron steckt – der liebe Gott in Frankreich, der Volkswille, die Fügung? Auch in Deutschland haben ja 706 Interessenvertreter derzeit einen Hausausweis zum Deutschen Bundestag – und es gibt im Parlament noch immer mehr Lobbyisten als Abgeordnete – das sagt zwar nicht alles, aber viel. Und wir wissen: Ein Lobbyist hat öfter mehr Einfluss als ein Abgeordneter. Gibt das nicht zu denken? Viele, die in ihrer Partei vorwärtskommen wollen, halten gern das Maul. Momentan scheint es ja so zu sein, dass Europa „am Arsch“ ist – es wird nicht zu Unrecht als Europa der Reichen, als Europa der Wirtschaft betrachet – mit dem Siegel „Demokratie Mangelware“. mehr…
Wer Visionen hat, soll sie umsetzen
Liebe Leute,
neulich erläuterte Alexander Neupert-Doppler auf Einladung des Hannah Arendt Instituts für politische Gegenwartsfragen im Württembergischen Kunstverein plastisch den Unterschied zwischen Ideologie und Utopie und, dass es immer schwieriger werde, Utopien für komplette Gesellschaften zu entwickeln. Vielmehr müsse man sich auf Teilbereiche konzentrieren. Die Debatte um Gemeingüter/Commons zeige viele interessante Möglichkeiten auf und setze diese in Nischen auch schon praktisch um.
In genau diese Kerbe schlägt die Ökonomin Friederike Habermann, die heute Abend ab 19 Uhr wiederum im Kunstverein unter dem Titel “Ecommony: UmCARE zum Miteinander” ihre Utopie eines Wirtschaftssystems nach dem Kapitalismus vorstellt. Sie zeigt in ihrem Vortrag Ansätze zu einer “neuen Form des Wirtschaftens” auf und lädt dazu ein, sich eine Welt nach dem Kapitalismus praktisch vorzustellen.
Klar, das ist jetzt etwas kurzfristig, verspricht aber umso mehr eine spannende Debatte, als dass sich gleich morgen schon ein Workshop mit der Referentin anschließt (10-13h).
Herzliche Grüße
Fritz Mieler, Peter Grohmann, Evy Kunze & Ebbe Kögel
PS: Peter Grohmann wetterte in der Zwischenzeit unter der Überschrift Paar in die Fresse?.
PPS: Ihr Hinterkopf könnte sich für die Nachricht interessieren, dass am 20. November im Stuttgarter Kino Atelier am Bollwerk der Film Das zweite Trauma über die Aufarbeitung des NS-Massakers im italienischen Sant’Anna Premiere feiert.
Mit dem eBike Getränke holen? Ein Selbstversuch
Neulich hörte ich einen ziemlich schlechten Podcast der Zeit über eine Testfahrt mit einem Tesla und das Phänomen der Reichweitenangst. Das mich als jemandem ohne Führerschein diese Angst nur zwei Wochen später mit voller Wucht treffen würde, hätte ich nicht gedacht. Doch der Reihe nach.
Am Sonntag vor einer Woche stieß ich zufällig auf die Ankündigung, dass die Initiative Lastenrad Stuttgart ab dem 6. April 2016 in Stuttgart mehrere Lastenräder verleiht. Die Lastenräder sind Gemeingüter. Wer im Gegenzug eine Spende geben will und kann, tut dies. Das wollte ich ausprobieren. Und sofort hatte ich das passende Projekt: Getränke in einen Garten auf den Höhen über dem Remstal bringen. Ok, das sind ein paar Kilo- und auch etliche Höhenmeter. Schnell die verschiedenen Lastenräder gesichtet. Mein Rad der Wahl ist eindeutig Long John Rapid von Radkutsche: Eine halbe Europalette Platz, Eigengewicht 30 kg, Transportkapazität 150 kg, Vorderradantrieb mit 800 Watt Spitzenleistung und ein Akku mit 15 Amperestunden überzeugen mich – bzw. sind das Maximum bei Lastenrad Stuttgart.
Ausleihbar bei Hobbyhimmel in Feuerbach. Das passt ja wie die Faust auf’s Auge, denn die offene Werkstatt Hobbyhimmel wollte ich mir schon lange einmal anschauen.
Nur schafft Rapid die Strecke? Hier beginnt, noch ganz unterbewusst, meine Reichweitenangst. Kurze Streckenplanung. Ich will von Feuerbach nach Cannstatt, dort Leergut aufsammeln, in Fellbach Getränke einkaufen, dann über Beutelsbach und Schnait zum Garten und wieder zurück nach Cannstatt. Mein Routenplaner spricht von 44 Kilometern, 460 Metern hoch und 500 Metern runter. Davon 180 Meter Anstieg auf nur drei Kilometern. Rapid soll mit einer Ladung 30-80 Kilometer schaffen. Es wird eindeutig knapp. Im Örtchen Schnait kenne ich jemanden, der auch sofort bereit ist, das Rapid im Notfall über Nacht unterzustellen und zu laden.
Ich beschließe also, das Rad für’s komplette Wochenende auszuleihen und so mit den zeitlichen und energetischen Druck zu nehmen. Nach einer reibungslosen Buchung am Mittwoch freue ich mich auf Samstag.
Wegen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 sind einigen Unterführungen am Bahnhof Feuerbach gesperrt, sodass ich eine Weile brauche, um zum Hobbyhimmel in der Siemensstraße 140 auf der Rückseite des Bahnhofs zu finden. In der wirklich großen Werkstatt mit gut ausgestatteten Bereichen für 3D-Drucken, Stoff-, Holz- und Metallbearbeitung begrüßt mich Martin. Martin hat die Werkstatt aufgebaut, begeistert sich für Gemeingüter aller Art und sucht gerade ein Team, das den Hobbyhimmel mit ihm zusammen auf ein dauerhaftes Fundament stellt.
Nach einem kurzen Gang durch die Räumlichkeiten checken wir gemeinsam das Lastenrad durch. Es wirkt sehr stabil. Bei meiner ersten Proberunde zeigt sich, dass der kleine Elektromotor wirklich Kraft hat. Nun aber los! Ab Fellbach wird mich Bernhard begleiten, und ich will ihn nicht allzu lange warten lassen.
Ich schlängele mich also durch das Feuerbacher Industriegebiet, umfahre Schlaglöcher, um die Felgen des Rads zu schonen und lande am Pragsattel. Einer der vielen neugierigen Blicke, die das Rad bekommt, meint, seine Vorgängerversion sei untermotorisiert gewesen. Na, hoffentlich ist das aktuelle Rapid besser. Ich lande im Rosensteinpark. Hier ist noch nicht viel los, sodass ich auf den geraden Wegen ein bisschen mit der Geschwindigkeit spielen kann.
In Cannstatt stellt sich dann heraus, dass ich für eine halbe Europalette doch eine ganze Menge Leergut habe. Doch mit zwei Spanngurten hält die Ladung schließlich.
Nicht alles am Leergut ist wirklich leer. Eine Kiste Sprudel und eine Kiste Saft sind voll und so fährt sich das Rad schon deutlich anders. Ich brauche ein paar Meter, um wieder Sicherheit zu gewinnen – und ohne Motorunterstützung wird es nun schon bei kleinen Steigungen mühsam. Einer von fünf Strichen meiner Ladungsanzeige ist nun eindeutig verloren. Ein zweiter schwankt. Ich fahre mit möglichst wenig Motorunterstützung.
In Fellbach treffe ich dann auf Bernhard, bei dem nicht wie bei mir schon mal ein Dreiviertel Jahr zwischen zwei Touren vergeht sondern fast täglich auf dem Rad sitzt. Wir haben beide dieselbe, bis Schnait weitestgehend steigungslose, Route ausgewählt und so zuckeln wir neben- und hintereinander her. In Endersbach habe ich nur noch drei meiner fünf Ladebalken. Kurz nach dem Ortsschild Schnait sind es nur noch zwei. Na, wird schon klappen.
Nun beginnt der Aufstieg. Ich versuche, so langsam wie möglich zu fahren und so kräftig wie möglich in die Pedale zu treten, um (elektrische) Energie zu sparen. Zu langsam ist auch nicht gut. Einmal gerate ich ins Schwanken und muss anhalten. Doch der Motor schafft es auch auf großen Steigungen problemlos, die 150 170 Kilo, die Fahrrad, Ladung und ich gemeinsam wiegen, wieder in Schwung zu bringen.
Kurz vor der Kuppe leuchtet die Ladungsanzeige mit nur noch einer einsamen LED. Mir geht’s ähnlich: Seitenstechen. Doch die letzten Meter schaffen wir noch. Im Garten angekommen gibt’s eine Limo, um die verdiente Pause zu versüßen.
Zurück schiebe ich das Rad teilweise den Berg herunter, da ich das Dauerbremsen den Scheibenbremsen nicht zumuten will. Gemeingüter soll man ja schließlich schonen… Im Tal angekommen merke ich, dass meine Kräfte ziemlich nachgelassen haben. Ich brauche dauerhaft Unterstützung durch den Motor – und das, obwohl ich nur noch eine Mörtelwanne und etwas Pappe als Ladung dabeihabe. Die Rückfahrt nach Cannstatt wird teilweise eine Quälerei und zieht sich noch bis 16:30 Uhr.
Dort angekommen bin ich sehr froh, dass ich erst morgen nach Feuerbach muss, um das Rad wieder zurückzubringen. Und auch der Akku scheint wirklich Durst zu haben. Fünf Stunden saugt er Strom.
Die Rückgabe am Sonntag Abend beim Hobbyhimmel läuft reibungslos. Ich packe also noch ein Hundertstel Rapid als Ausleihspende in eine kleine Kunststoffschachtel und freue mich auf meine nächste Tour mit einem Lastenrad.
PS: Ich habe den Hersteller des Rapid wegen eines Ersatzakkus angeschrieben.
Hör mal, wer da hämmertStuttgarts 1. Offene Werkstatt öffnet offiziell ihre Pforten
von Martin Langlinderer
Für Werkler, Tüftler, Kreative, Reparier und solche, die es noch werden möchten, gibt es in Feuerbach ein neues Zuhause: den HOBBYHIMMEL – Stuttgarts erste Offene Werkstatt. Sieben Tage die Woche finden hier Interessierte auf fast 300 Quadratmetern Werkzeuge und Maschinen, die das SelberMacherHerz höher schlagen lassen. Zunächst lief alles noch im Probebetrieb, der nun so erfolgreich war, dass das HOBBYHIMMEL-Team am Samstag, den 27. Februar 2016 zu einer offiziellen Eröffnungsfeier einlädt. Startschuss ist um 16 Uhr in der Werkstatt in der Siemensstraße 140 – der Eintritt ist frei. Man kann natürlich bereits jetzt an jedem anderen Tag während den großzügigen Öffnungszeiten vorbeikommen und sich umschauen und das Angebot nutzen.
Raum für Ideen und Projekte
In der Halle auf dem Areal des ImWerk8 hat jeder die Möglichkeit, gegen eine geringe Gebühr seine Ideen zu verwirklichen. „Uns ist es wichtig, dass wir ein Angebot schaffen, das so vielen Menschen aus der Region wie möglich die passende Umgebung bietet, Werkstücke herzustellen, Defektes zu reparieren, Neues zu lernen und vor allem sich mit anderen auszutauschen und in Kontakt zu kommen.“, erklärt Martin Langlinderer, Initiator des HOBBYHIMMEL. Auf diesem Gedanken basiert das gesamte Konzept, das der gelernte Diplom-Wirtschaftsingenieur bereits seit zwei Jahren plant und welches nun anläuft. Das HOBBYHIMMEL-TEAM stellt seinen Nutzern eine Fülle an Hand- und Elektrowerkzeugen sowie Maschinen zur Verfügung. Es ist jede Menge Platz und Know-how in mehreren Bereichen von Holz über Metall bis hin zu Elektro, Textil und Fahrrad vorhanden. Neben dem offenen Werkstattbereich können Interessierte auch verschiedene Kurse oder regelmäßige Repair Cafès besuchen.
Soziale Werte als Treiber des gemeinnützigen Projekts
Das Konzept des HOBBYHIMMEL vereint verschiedene zukunftsfähige wirtschaftliche und soziale Ausrichtungen. Triebfedern sind dabei vor allem Sharing Economy (die gemeinsame Nutzung von Ressourcen) oder Social Entrepreneurship (der unternehmerische Einsatz für einen wesentlichen, positiven Wandel einer Gesellschaft) sowie viele Theme der OpenSource Bewegung. „Für uns sind das mehr als nur abstrakte Begriffe, täglich versuchen wir möglichst gemeinwohlfördernd zu handeln.
Der HOBBYHIMMEL und sein Team freut sich über zahlreiche Interessierte Besucher und bietet zudem noch viele Möglichkeiten sich in das Projekt einzubringen.
Schaut einfach mal auf die Website (www.hobbyhimmel.de), die Facebookseite (facebook.com/hobbyhimmel.stuttgart) oder am Besten direkt vor Ort vorbei.
transform Stuttgart! – Karawane des Wandels
Stuttgart Open Fair will die Welt verändern und fängt damit in Stuttgart an. Auf der Karawane des Wandels zwischen Bismarckplatz und Schillerplatz am 11. Juli werden Aktionen angeboten und Ideen präsentiert. Wer noch mitmachen möchte, kann sich bis 1. Juli beim SOFa melden: www.stuttgartopenfair.de
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GemeingüterDas Mietshäuser Syndikat in Tübingen
Am Samstag, den führte eine Exkursion der AnStifter zum Mietshäuser Syndikat nach Tübingen. Ziel war es, die theoretischen Grundlagen, die Axel Burkhardt bei seinem Vortrag am 1. Dezember in Stuttgart gelegt hatte, durch einen Eindruck vor Ort zu vertiefen.
Vom Bahnhof führten uns Marc Amann und zwei seiner Kollegen vom Mietshäuser Syndikat zuerst Richtung Epplehaus, dem ältesten besetzten und immer noch in Selbstverwaltung befindlichen Haus in Tübingen – nicht, ohne dabei auf die neueste Besetzung von Anfang Dezember 2014 hinzuweisen, die Anfang Dezember auf dem Gelände des Tübinger Güterbahnhofs stattfand. Beide Projekte zeigen nach Angaben der Drei, das Funktionieren der sogenannten Tübinger Linie.
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Axel BurkhardtGemeinsam wohnen, vernetzt finanzieren. Das Konzept Mietshäuser-Syndikat
Videomitschnitt eines Vortrags von Axel Burkhardt vom Mietshäuser Syndikat Tübingen über die Möglichkeiten, Immobilien dem Markt zu entreißen und einen Raum „zwischen Staat und Privat“ zu schaffen.
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Solidarische LandwirtschaftArbeitseinsatz auf dem Reyerhof
Die Ernte wird einerseits im Hofladen des Reyerhofes verkauft und andererseits an die SoLaWiS-Mitglieder verteilt.
Bei SoLaWiS findet diesen Samstag eine sogenannte Bieterrunde statt, an der man sich noch beteiligen kann, um in Zukunft Gemüse vom Reyerhof zu beziehen. Der nächste Hofeinsatz ist für Samstag, den 17. Januar 2015 angedacht. Bis dahin gibt’s Infos über Solidarische Landwirtschaft online und einen Vortrag über Postknappheitsökonomie am Montag ab 19:30 Uhr im Welthaus Stuttgart.
Mitschnitt onlineJan Hendrik Cropp: Postkapitalistische Landwirtschaft
Bei unserer ersten Veranstaltung im Welthaus Stuttgart hat Jan Hendrik Cropp aus Witzenhausen das vorwiegend junge Publikum vom dortigen Konzept einer solidarischen/postkapitalistischen Landwirtschaft begeistert.
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Etwas Praxisluft wollen wir am Samstag, den 15. November ab 10 Uhr bei einem Hofeinsatz auf dem Reyerhof (Unteraicher Str. 8, Stuttgart-Möhringen) schnuppern. Bis heute Abend sind noch Anmeldungen unter hofeinsatz@solawis.de möglich.
Tauschen statt kaufen?
Unter dem Titel Tauschen statt kaufen – wie verändert Technologie den Konsum? skizziert Arte momentan anhand von vielen Beiträgen ein interessantes, wenn auch zuweilen sehr zukunftsgläubiges Bild eines Wirtschafts- bzw. Gesellschaftssystems nach dem Kapitalismus oder als Ergänzung hierzu. Auf jeden Fall bietet es zahlreiche Anknüpfungspunkte für eigene Gedanken.
Unsere Terminsammlung rund um Gemeinwohl, -güter und Commons.
Brigitte Kratzwald„Commons sind nicht, sie werden gemacht“
Der Auftakt unserer Veranstaltungsreihe über Commons begann am Montag mit Brigitte Kratzwald und den theoretischen Grundlagen. „Commons – Selbstorganisation zwischen Lust und Notwendigkeit“ war der Titel und spannte einen Bogen von der Definition und Prinzipien, über die geschichtlichen Hintergründe zu aktuellen Herausforderungen. Eine Kernaussage ist: „Commons sind soziale Vereinbarungen darüber, wie Menschen mit Dingen umgehen wollen, die ihnen wichtig sind.“ Mehr steht in der Präsentation Brigitte Kratzwald – Commons zwischen Lust und Notwendigkeit.
Die anschließende Diskussion war geprägt von theoretischer Kapitalismuskritik und Erklärungsversuchen sowie praktischen Umsetzungsmöglichkeiten von Commons-Prinzipien.
Der nächste Termin ist schon am übernächsten Montag, 13.10., ebenfalls um 19.30 Uhr im Glastrakt des Württ. Kunstvereins. Dann wird Moritz Tremmel über „Creative Commons: Teilen im Internet“ sprechen.
(Aufgrund technischer Probleme hat die Videoaufzeichnung leider nur sehr eingeschränkt funktioniert, so dass wir zumindest die Präsentation hier veröffentlichen. Im Sinne der Selbstorganisation nehmen wir Angebote von Menschen gerne an, die die Sache zuverlässiger als wir hinbekommen.)
Gemeingüter sind Gefahrgüter
Liebe Leut,
als Gefahrgut werden Dinge bezeichnet, die aufgrund ihrer Eigenschaften eine Gefahr z.B. für die öffentliche Sicherheit darstellen. Gemeingüter wiederum sind Güter, die für alle potenziellen Nachfrager frei zugänglich sind. Sie stellen somit eine prinzipielle Gefahr für unser Wirtschaftssystem dar, das darauf ausgelegt ist, allem einen Preis zuzusprechen.
Gemeingüter und das Gemeinwohl an sich sind aber auch selbst in Gefahr, immer weiter monetarisiert und kommerzialisiert zu werden, was der Kapitalismus-Kritiker Byung-Chul Han in einem interessanten Beitrag in der Süddeutschen Zeitung anprangerte.
Insbesondere geht die sogenannte New Economy gefährliche Wege, die Han unter dem Stichwort Sharing-Ökonomie zusammenfasst: Sie zerstört z.B. mit dem hotelmäßigen Vermieten von Wohnraum (Stichwort 9flats) private Unterkünfte, die in der Vergangenheit häufig ohne Geld auskamen. Gleichzeitig schafft sie durch das Anbieten der entsprechenden Internetplattform für die Vermittlung zwischen Anbietern und Reisenden sich selbst gleich zwei Kundengruppen und damit zwei Abhängigkeitsverhältnisse – inklusive der Definition sämtlicher Spielregeln. Der Kolumnist des Spiegel Sascha Lobo bezeichnet diesen Trend als Plattform-Kapitalismus.
Im selben Spiegel-Beitrag weist Sascha Lobo aber auch auf ein Missverständnis hin: „Das ursprüngliche Verständnis des Wortes „Teilen“ (Sharing) hat gerade nichts mit Geld zu tun.“
Um dieses Teilen drehen sich die jahrhundertealten Ansätze von Allmende und Gemeingütern, die in letzter Zeit wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Mit verschiedensten Projekten stemmen sich Menschen weltweit gegen den beschriebenen Trend zur weiteren Kommerzialisierung.
Und auch rund um Stuttgart sprießen zarte Pflänzchen: In Repair Cafés werden Alltagsgegenstände wieder funktionstüchtig, auf den Fildern wird solidarische Landwirtschaft geprobt und in Tübingen scheinen die Mietshäuser-Syndikate immer besser zu funktionieren.
Im Herbst wollen wir die verschiedenen Zugänge und Möglichkeiten innerhalb der Commons, Gemeingüter, Allmende beleuchten. Unsere Reihe beginnt am 29. September mit einem Einführungsvortrag der österreichischen Sozialwissenschaftlerin Brigitte Kratzwald über die Funktionsweise von Gemeingütern. Im Abstand von wenigen Wochen folgen ihm die Themen Creative Commons, als eine Grundlage nicht-profitorientierten Teilens im Internet, am 13.10., Landwirtschaft am 10.11., Open Source Ecology über die gemeinsame Entwicklung frei nachbaubarer Maschinen am 24.11. und am 1.12. Wohnformen.
Diese und auch noch weitere Termine zum Themenkomplex finden Sie unter https://www.die-anstifter.de/termine/schlagworte/commons/
Herzliche Grüße
Fritz Mielert & Peter Grohmann
PS: Seit gestern läuft die Eröffnungswoche des Stuttgarter Weltladens am Charlottenplatz. Schauen Sie doch mal vorbei!
PS: Heute Abend um 20 Uhr spielt die Berliner Compagnie ihr Stück Die Stille Macht – Eine Lobbyistenkomödie in Erdmannshausen. Um pünktlich zu kommen, sollten Sie die S4 ab S-Hbf um 18:38 Uhr nehmen (in Marbach dann Bus 456).
PS: Sonntag um 11 Uhr läuft im Planetarium Schwarze Katze, weißer Kater
– Crna mačka, beli mačor
PS: Ebenfalls am Sonntag bieten wir die allerletzte Exkrusion zur Kunstausstellung Underground an
PS: Am 9. Oktober wird der Konsumtempel Milaneo feierlich eröffnet & viele Gruppen werden insbesondere gegen Primark protestieren.
PS: Am 8. November findet unser zivilgesellschaftlicher Kongress zum NSU-Komplex statt. Was sonst noch alles zum Thema läuft, finden Sie unter https://www.die-anstifter.de/termine/schlagworte/NSU/
PS: Mehr Demokratie hat eine sinnvolle Unterschriftensammlung für mehr Transparenz in Baden-Württemberg gestartet: https://www.mehr-demokratie.de/aufruf-informationsfreiheit-bw.html
Gutes Leben ohne WirtschaftswachstumDegrowth-Konferenz in Leipzig startet
Heute startet die fünftägige Degrowth-Konferenz in Leipzig. Bis Samstag werden in Vorträgen, Kleingruppen, Kunstaktionen neue Theorien der ökologischen Nachhaltigkeit und sozialen Gerechtigkeit diskutiert, Ansätze ausprobiert und mit einer Demo eingefordert.
Die Veranstalter schreiben: „Im Deutschen gibt es für “Degrowth” unterschiedliche Übersetzungen mit verschiedenen Bedeutungen: beispielsweise “Postwachstum”, “Schrumpfung”, “Wachstumswende” oder “Entwachstum”. Gemeinsam ist die Überzeugung, dass eine auf Wachstum basierende Gesellschaft keine Zukunft hat: Trotz technologischer Lösungsversuche für ein „Grünes Wachstum“ steigen Ungleichheit und Umweltverbrauch weiter an. Es ist an der Zeit, Formen von Wirtschaft und Gesellschaft aufzubauen, die unabhängig von Wirtschaftswachstum ein gutes Leben für alle ermöglichen!“
Von der Konferenz gibt es eine Live-Übertragung. Die Eröffnungvorträge für Einsteiger beginnen am heutigen Dienstag um 14.30 Uhr und 17.00 Uhr.
Der Medienpartner detektor.fm begleitet ebenfall die Konferenz als Themenwoche mit Radio-Beiträgen.
Commons – Wir schaffen die Gemeingüter von morgen!
Im Herbst werden wir uns dem Thema Commons nähern. Commonisch zu wirtschaften bedeutet, dass Menschen gemeinsam das herstellen, was sie zum Leben brauchen, und dabei über Verteilung und Regeln selbst bestimmen. Mit dem Einführungsvortrag über die Funktionsweise der Commons im September beginnt die Reihe, es folgen die Themen Creative Commons, Landwirtschaft, Open Source Ecology und Wohnen. Aber das Theoretische ist uns nicht genug: Wir wollen nicht nur Törtchen essen, sondern auch beim Backen mitmachen. Deswegen scannen wir Bücher mit dem Württembergischen Kunstverein, packen bei der Solidarischen Landwirtschaft in Stuttgart-Möhringen mit an und besuchen zwei Mietshäuser-Projekte in Tübingen.
Das Commons-Prinzip beginnt schon: Alle Veranstaltungen sind kostenlos, haben aber ihren Preis. Wir verlangen keinen Eintritt und bitten daher um Spenden, um die Kosten zu decken.
Außerdem wurde das angehängte Faltblatt mit Creative Commons-Lizenzen hergestellt und versehen. D.h. kopieren und verbreiten, abmalen und aushängen, ausdrucken und weitergeben ist sorgenfrei möglich und erwünscht.
Die Veranstaltungen der Anstifter finden Sie auch im Terminkalender unter dem Stichwort Commons.
Für jeden Stadtteil ein Reparaturcafé! Für jedes Reparaturcafé ein Spezialschraubenzieher!
Die Idee des Reperaturcafés kommt aus den Niederlanden, wo es mittlerweile in jeder größeren Stadt ein Repair Café gibt. In Amsterdam gibt es sogar in jedem Stadtteil Treffen, die teilweise mehrmals monatlich stattfinden.
Stuttgart hat nun auch zwei Reparaturmöglichkeiten in West und Wangen und weitere Initiativen in Vaihingen, Untertürkheim und Hallschlag können Unterstützung gebrauchen.
Vom letzten Treffen im westQuartier gibt es ein schönes Video, bei dem die Organisatoren erklären um was es geht und wie es abläuft.
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Das Stuttgarter Repair Cafe war nun auch schon Schauplatz für Video-Aufnahmen für einen ARD-Beitrag über die Reparaturanfälligkeit von Tablet-Computern und Smartphones.
Vorgestellt wird auch die Firma ifixit, die spezielle Reparatursets für diese Geräte verkauft. Nun muss angemerkt werden, dass es kaum sinnvoll, ressourcenschonend und nachhaltig ist, wenn jede Person sich ein Reparaturset fürs Smartphone kauft. Besser ist es ein Repair Cafe zu gründen, und so die Spezialschraubenzieher vielen Leuten zugänglich zu machen. Nichtsdestotrotz bietet ifixit auf der Homepage kostenlos Anleitungen zum Reparieren von iPads, Kühlschränken oder Nähmaschinen an. Außerdem kann sich jeder daran beteiligen Anleitungen zu schreiben oder zu verbessern.
Es ist eine Möglichkeit kaputte Gegenstände zu reparieren, aus alt wieder neu machen. Genauso könnte man alte Gewohnheiten wieder neu aufleben lassen und erweitern, bei denen es um die Produktion von Gütern geht. Das Verständnis von Gemeingütern, Allmende und Commons geht davon aus, dass eine lokale, institutionalisierte Kooperation bessere und nachhaltige Lösungen im Zusammenleben schafft als die staatliche und marktwirtschaftlich Organisationsform. Im Herbst werden die AnStifter diesen Themenkomplex in einer Veranstaltungsreihe beleuchten. Zunächst wird es eine generelle Einführung in das Konzept Gemeingüter und Commons geben, um dann die Bereiche Landwirtschaft, Wohnen und Creative Commons näher zu betrachten.