Archiv der Kategorie: Wettern der Woche

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext.

Achtung Panzer! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Achtung Panzer! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Richtig: Wir Pazifisten müssen uns wieder mehr mit den Kriegsspielern beschäftigen, z.B. mit Achtung – Panzer! Das 1937 erschienene Sachbuch des begeisterten Nazis und Panzergenerals Heinz Guderian leert die Möglichkeiten motorisierter Kriegsführung, zeigt, wie durch konzentrierten Einsatz von Panzern mit Infanterie und Luftwaffe Kriege gewonnen werden. Bei Guderian hat’s mit der Blitzkrieg-Taktik aber nicht geklappt …

Einmarsch in Peking – Grohmanns „Wettern der Woche“

Einmarsch in Peking – Grohmanns "Wettern der Woche"

Ein Flüchtling aus Afghanistan oder dem Erzgebirge muss seine Flucht jahrelang vorbereiten: Geld sparen, pumpen oder einen Sponsor besorgen, gutes Schuhwerk und ein Handy anschaffen, vielleicht auch einen Deutschkurs im Goethe-Institut buchen. Freilich – auch dem Sportler aus Wuppertal fallen die Medaillen nicht in den Schoß. Wenn er in Peking einmarschiert, liegen harte Jahre der Zwangsarbeit hinter ihm. Auch er musste sparen, Lebenszeit opfern, einen Sponsor finden, sich fragen, was mit den Uiguren und Thomas Bach los ist oder welche deutschen Unternehmen in Xinjiang richtig gut Kohle machen.

Wie der Einmarsch in Peking ist auch der Einmarsch in die Ukraine kein Kinderspiel. An den Grenzen haben die Don-Kosaken 5.000 Holzstöcke in die frostige Erde gerammt, mit übergestülpten militärischen Schutzhelmen Made in VR China, Einzelpreis 139 Euro: in Erinnerung an die verlorenen Schlachten am Don an der Seite der Deutschen vor exakt 80 Jahren.

Dieser Tage appellierte der Ukrainische Fremdenverkehrsverband an die Touristen aus aller Welt: Besucht uns! Kommt jetzt! Es lebt sich gut und sicher in der Ukraine, auch wenn man Geld hat. Selbst Touristen aus Russland sind willkommen. Die Einreise ist leicht, Impfnachweise, Maske und das Dokument einer Versicherung, dass die die Kosten des Rücktransports in die Heimat bei Krankheit oder Tod übernimmt, genügen.

In Leipzig-Einundleipzig haben deutsche Putinfreunde aus dem Milieu der Querdenker kürzlich eine Klinik gestürmt: um abzukürzen, behaupteten sie gegenüber den dreifachen Polizeiketten, die sie oft, gern und problemlos überwinden. Die Wahrheit ist: Sie wollen bloß üben. Heute gehört uns die Klinik – und morgen gehört uns Deutschland. Vielleicht wollten die Edelsachsen ja auch bloß die Corona simulierenden Patienten befreien? Harald Schmidt, Kabarettist und Chefzyniker wie du und ich, kontert: „Wirkliches Chaos entsteht nur durch Befolgen von Anordnungen.“

Was tun, wenn Linke und Rechte gemeinsam mit aufgebrachten Bürgerschaftlern, ApothekerInnen, AutobauerInnen, neuen AtomkraftfreundInnen, Grünen und Klügeren Spazierengehen und der „Systempresse“ aufs Fell rücken? Stellen abbauen? Redaktionelle Reduktion? Groß Kohle machen lässt sich mit kritischer Berichterstattung offenbar nicht, wie man sieht.

„Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren“, rief Annalena Baerbock, als sie Julian Assange im Knast besuchte, bevor er abtrat, träumte ich. Wahr ist mein letzter Satz: Frau Baerbock spricht von schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen im Fall Assange, von Folter und Freiheitsberaubung. Das bleibt aber unter uns, Leute!

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.

Der offene Hosenladen der Kirche – Grohmanns „Wettern der Woche“

Der offene Hosenladen der Kirche – Grohmanns "Wettern der Woche"

Der geöffnete Hosenladen verrät in diesen düsteren Zeiten so manches päpstliche Geheimnis. Ich weiss, derlei Vergleiche irritieren und sind nicht nur der Öffentlichkeit peinlich. Aber wir Missbrauchsopfer haben halt wenig Chancen auf’s eigene freie Wort, nicht aufs Gedruckte, nicht auf Gehörte. Die Kirche ist nun mal die Heimat der Täter – wie das Meer die Heimat der Flüchtenden ist.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.

Bunga Bunga mit Berlusconi und Djokovic

Bunga Bunga mit Berlusconi und Djokovic – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Steuerbetrug. Meineid. Schmiergeld. Bilanzfälschung. Bestechung. Lüge. Amtsmissbrauch. Prostitution. Kavaliersdelikte? Ja, aber alles mit Freispruch durch Manfred Weber. Der christlich-soziale Demokrat ist behilflich, die Müllberge vor dem Cavaliere und Milliardär aus dem Weg zu räumen – Dreck. Und Schmutz und Schund und Abschaum. Doch Müll ist das Gold von morgen. Wer weiß, vielleicht reicht dem deutschen Weberknecht (lateinisch Opiliones) ja bereits das reichliche Echo auf seinen Appell, Berlusconi zum Staatspräsidenten zu machen?

Im Gegensatz zu Berlusconi, der nie ein Kostverächter war, ist Boris Johnson ein Wahrheitsverächter, ein Freund von Märchen und Sagen, aber auch der ins Gerede gekommene katholischen Kämpfer für Sitte, Anstand und Abendland. Möglich, dass die beiden Helden schon weg sind vom Fenster, wenn das gedruckt wird. Die Wahrheit lebt eben auch nur von der Hand in den Mund.

Nur Caren Miosga ist schneller. Letzte Woche interviewte die Gute den Rodelmeister und Olympiasieger Felix Loch, der für die Allianz in China bergab fährt und im Angermaier-Dirndl poussiert. Im Gespräch mit dem sympathischen Werbesportler ging’s auch um Moral und ob man – wie im Fußball-Fall Katar – doch lieber daheim bleiben sollte wie meine Omi Glimbzsch in Zittau, bei Baerbock und Bildschirmschoner und Fernsehen aus Oberhof. Felix Loch hat den Hut auf für die Allianz – und ohne Hut und Logis kein Interview für Caren. Bekanntlich ist die Allianz ja selbst das Paradebeispiel für Moral: Mal ermittelt die BaFin, mal das US-Justizministerium. Halt! Alles Schnee von gestern! Wichtig allein ist der Sport. Naja. Und eben die öffentlich-rechtlichen Chancen, zusätzlich abzusahnen.

Ob angezogen oder als a Nackter
Der Novak hat am ganzen Leib Charakter
Ich hätt‘ schon längst ein böses End genommen:
Aber der Novak lässt mich nicht verkommen … (Cissy Kraner)

Eine Goldmedaille für die Medien von Novak Djokovic, ungeimpft und fern der Heimat. „Ein Führer der freien Welt“, sagt sein Väterchen, „ein Symbol der armen und unterdrückten Länder und Völker“. Genau genommen wie Jesus, diesmal an der Seite der spazierenden Republikflüchtlinge und Staatsfeinde.

Und mein letzter Satz? Assange stirbt, Russland ist eingekesselt und der Krieg läuft frei herum.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.

Impfpflicht, Haftpflicht, Gurtpflicht – Peter Grohmanns „Wettern der Woche“

Impfpflicht, Haftpflicht, Gurtpflicht – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Impfdurchbruch bei Maaßen
Der Islam gehört zu Deutschland wie die Impfpflicht, die Haftpflicht und die Wehrpflicht – von der Gurtpflicht, der Maskenpflicht, der Helmpflicht, der Schulpflicht, der Meldepflicht und der Visumpflicht mal ganz zu schweigen. Bei uns gilt: Bei Grün gehen, bei Gelb warten, bei Rot stehen. Alles andere ist gefährlich. Gut, man kann auch bei Rot gehen wie die schwäbischen Truppen des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel vor 80 Jahren bei El Alamein: Mit knirschenden Zähnen (das ist der Wüstensand von Heino) und 100 000 deutschen Mann: Pflicht oder Kür? Die Schlacht endete unentschieden, wenn man von den 10000 Gefallenen der Mörderei im Krieg und 10000 Toten und Verstümmelten Ägyptern nach dem Krieg (deutsche Minen) absieht. Der Durchbruch bei El Alamein gelang nicht, die Laune des Führers sank, aber der Rest war begeistert. Da hätte es nicht mal der Wehrpflicht bedurft.

Heute überlegt man sich natürlich zweimal, bei Rot eine Straße zu über-queren, für Volk und Vaterland nach El Alamein, Mali oder Afghanistan in den Krieg zu ziehen oder Islamisten zu küssen. Aus dem Internet weiß man: Da kann es zu Impfdurchbrüchen kommen. Auf der anderen Seite droht das spätbürgerliche Pflichtenheft mit Könnten und Müßten und Sollten, mit Maaßen, Bhakdi, mit Drosten, Ethik und Albert Camus, der meiner Omi Glimbzsch in Zittau und ihren Enkeln wieder und wieder predigte: Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten.

Gegen Camus, die Wissenschaft, gegen Masken, Impfpflicht und Diktatur marschieren nun schon – Tendenz steigend – jede Woche die Hunderttausend: Nachbarn wie Du und ich, Förster, Krankenschwestern, gut und böse eng beinander, Lehrerinnen, Schausteller, ungeimpfte Kneipenwirte und Grüne, echte Sozis, Anthroposophen, AFD und CDU und FDP, Linke, Reichsbürgerinnen und Ärzte und Arbeiter. Sie freuen sich, weil sie endlich wissen, wie man sich mit der Polizei und anderen Obrigkeiten anlegt: Ein neuer anachronistischer Zug!

Die Mitte schließt die Fenster, die Regierenden tauchen ab, die Medien sind ahnungslos und der Rest arrangiert sich mit neuen Virus-Varianten und leugnet, dass da die eigenen Leute mitsingen: Solidarisieren – Mitmarschieren. Das alles klappt viel besser als bei Demos gegen Wehrpflicht, Sozialabbau oder Antisemitismus. Man ist querbeet meistens gut gelaunt und bestens vernetzt, hat viel Ausdauer und Geld, eine vorzüglich Infrastruktur und wenig gesicherte Informationen. Egal. Die andere Seite der Medaille sind Karneval, Fasching, Fasnet, derderwegen kann der Bundestag nicht tagen, heißt es aus dem heißen Haus. Richtig ist: Die einen haben die Nase voll, die anderen die Hose. Das ist keine neue Variante und kann noch heiter werden.

Und mein letzter Satz? Assange stirbt und Russland ist eingekesselt.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)
ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts www.die-anstifter.de

Triage
Mensch oder Atom? Peter Grohmanns Wettern der Woche

Triage: Mensch oder Atom? – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Als allererstes meine ergebensten Wünsche und Hoffnungen – auf Sie und aufs neue Jahr! Ich mach‘ jede Wette: Ohne Sie läuft 2022 gar nichts, ob mit oder ohne Triage!

Vor Triage hatte ich noch im letzten Jahr den größten Respekt, ja regelrecht Schiss! Inzwischen habe ich mich kundig gemacht und bin beruhigt: Triage kommt lediglich vom französischen Verb „trier“ und bedeutet so viel wie sortieren! Und im Sortieren sind wir Deutschen Meister! Denken Sie nur mal an DIN A 4 oder wie und über wen das LKA politisch motivierte Straftaten sortiert, oder an die vielen sicheren Herkunftsländer, falls Sie mal abgeschoben werden sollten. Im einen Land kann das für Sie Folter, Vergewaltigung oder Tod heißen, in einem anderen Land kommen Sie vielleicht mit dem Verlust der Menschenrechte davon.

Triage – das ist ja erstmal nur eine ethische Frage, die die behandelnden Ärzte vor große Herausforderungen stellt. Damals, unterm Hitler, behauptet meine Omi Glimbzsch in Zittau, war für die Ärzte vieles einfacher, weil der Führer jeden Tag ganz allein entschieden hat, was lebenswertes Leben ist und was nicht – also wer nach Grafeneck oder Hadamar oder Sonnenstein oder in eine der anderen Tötungsanstalten kam oder wer im Stuttgarter Bürgerhospital mit dem Leben abwarten konnte. Zugegeben, das ist weit hergeholt. Heute wird sogar demokratisch entschieden, welche Medikamente erforscht und weiter entwickelt werden und welche nicht, weil es sich nicht lohnt. Das ganze Leben ist ein ständiges Für und Wider, ein Abwägen und Aussortieren von Menschen und Möglichkeiten.

Wenn wegen Omikron & Co. KG der Platz auf Intensivstationen knapp wird, wenn zu wenig Ärztinnen und Pfleger und Krankenhäuser und passable Medikamente da sind, kann das – wählen Sie! – am Tarifvertrag liegen, am niedrigen Organisationsgrad der Pflegekräfte, an der grünen CDUSPDFDP oder der Lobby im Bundestag, Landtag, Gemeinderat, am politischen Bewusstsein der Menschen, an der Ethik – oder daran, dass die meisten Leute glauben statt wissen. Sie bilden sich ein, dass sie doch relativ gesund sind. Sie sollen nicht wollen, dass ihre Steuergelder in gemeinwohl-orientierte und unrentable Zuschussbetriebe fließen: Kultur, Soziales, Gesundheit.

Okay, sie sind tolerant, sie machen auch mal ’ne außerklinische Ausnahme, bei Atomkraft. Jährlich produziert Deutschland 230 Tonnen Atommüll. Weltweit wurde noch keine Lösung gefunden, wie die Abfälle entsorgt werden sollen. 99 Prozent der Leute wollen aber auf keinen Fall, dass der strahlende Atommüll bei ihnen gelagert wird, in gesunden Regionen mit guten Steinen. Sie haben also die Wahl: Hamburg, Hannover, Schwerin, Stuttgart und Bremen liegen da günstig. Oder Triage erste Wahl: Afrika.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.

Facebook gefährdet ihre Gesundheit – Peter Grohmanns „Wettern der Woche“

Facebook gefährdet ihre Gesundheit – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Facebook – Hass, Hetze, Heimtücke
„Facebook gefährdet die Gesundheit von Menschen, Facebook ist mitverantwortlich für Hass, Hetze, Suizide, Versklavung und Völkermorde. Facebook arbeitet auf der ganzen Welt mit verrückten Faschisten zusammen und fackelt die Demokratien der Erde ab.“ Meine Fresse, das ist stark!  Quelle? ZDF, 10.12.2021. Sehen Sie? Geht doch. Bezüglich Aufklärung gibt’s immer Aufklärungsbedarf. Die Sateliten von heute etwa erkennen vom Weltall aus selbst Autonummern und die Marke einer Zigarettenschachtel – doch bei den Aufmärschen der Roten Armee herrscht undankbarer Aufklärungsnebel. Ami-Panzer? Russen-Panzer? Nicht erkennbar. Abgesehen davon: Putins Drohkulisse fehlt das Äquivalent: Die gut gelungene Einkesselung Russlands. Das gilt auch für die Ukraine-Berichterstattung dieser Tage – sie erinnert an die schlechten Zeiten eines wohlig eingebetteten Journalismus vergangener Kriege, bei der sich die Medien den vorgegebenen politischen Strukturen und Erwartungen anzupassen hatten und zum Sprachrohr von Regierungen und Militärs wurden (ob im Osten oder Westen) – oder eben draußen bleiben mußten. Was bleibt? Alternative Medien, ‚alternativen‘ Fakten? Vielleicht Facebook? 10 prominente Deutschen haben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Bubi Scholz, Außenministerin Annalena Baerbock und Bundesjustizminister Marco Buschmann appelliert, sich bei Joe Biden für den todkranken inhaftierten Whistleblower Julian Assange einzusetzen. Biden hätte ja bei seiner Amtseinführung versprochen, die Bevölkerung vor Polizei- und Justizgewalt zu schützen. Scholz, Baerbock und Buschmann forderten daraufhin unter Hinweis auf die deutsche Verfassung, diverse Wahlprogramme und die Menschenrechte umgehend eine Blockade der Olympischen Sommerspiele in China, die Aussetzung der Fußball-WM in Katar und freie Wahlen in Guantanamo ohne Fußfesseln. Was Katar angeht: Die britische Tageszeitung The Guardian berichtet von mehr als 6500 Toten: Gastarbeiter, Zwangsarbeiter, keine Uiguren. Aber was die Promis, Assange und den Rest angeht: Natürlich alles Lüge! Mir ist nicht ein einziger Brief eines halbwegs prominenten Menschen bekannt, der sich bei der neuen Regierung für Assange eingesetzt hätte, kein Verleger, der wegen des Assange-Skandals auf journalistischen die Barrikaden gegangen wäre. Warum? Zum Beispiel, weil Ziffer 1 der Präambel des Pressekodexes
behauptet: Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse. Aber? Stattdessen eine lauwarme Berichterstattung bei Verletzungen der Menschenrechte und ein weltweites Sauberwaschen, wenn’s der Rendite dient. Ruhe im Stall von Bethlehem.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)
ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts www.die-anstifter.de

Wettern der Woche
Olaf impft die SPD

Olaf Scholz impft die SPD – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Das hat es in der SPD seit Martin Luther und Otto Grotewohl nicht gegeben. Scholz schaffte, was kein Genosse vor ihm vollbracht hatte: 99 Prozent Zustimmung zum Ruck, zum Wumms. Der Hallodri Willy Brandt meinte mal schenkelschlagend: „Wenn jemand bei ’ner Wahl auf mehr als 95 Prozent kommt, wirft das Fragen auf.“ In ihren besten Zeiten kam die SED maximal auf 97,7 Prozent – aber das war unter den Kommunisten, wo es die Genossen natürlich immer besonders schwer hatten.

Das erinnert mich an meine Omi Glimbzsch in Zittau. „Im Konsum gibt’s wieder Bratwürschtel!“, rief sie am 6. Dezember 1951. Den Nikolaustag verbrachten wir meist mit dem Absingen antifaschistischer Lieder bei den Jungen Pionieren, aber so eine Nachricht sprengt jede Versammlung! Das wär‘ exakt wie heute, wenn es hieße: „Es ist wieder Biontech da.“ Selbst beim Spiel Hamburger SV gegen Bayern München wäre das Volksparkstadion ratzfatz leer, um die nächste Impfe zu stürmen.

Sie sehen, die DDR geht mir nicht aus dem Sinn – genau wie die guten Thüringer Würschtel, heute höcke-braun-gebrannt: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral! Mal so gesagt: Eine volkseigene Kuh in der LPG Ernst Thälmann gab vor 70 Jahren 12 bis 15 Liter Milch pro Tag. Kapitalistische Rindviecher liefern heute das Doppelte, andernfalls werden sie kaltgestellt oder zu Rindsbratwürschteln verarbeitet. Die Rasse Deutsche Holstein Schwarzbunt gehört dabei zu den beliebtesten bei den Großagrariern.

Aber jetzt eine gute Nachricht: Die Waffenkäufe wachsen weltweit – die Ostfront lockt das Kapital. Insider sagen sogar eine Kriegsweihnacht voraus – diesmal freilich nur im engen Kreis der Liebsten. Und die Friedensgala am 19.12. fällt auch aus. Für die Ampel stellt sich dann die Frage: Solle mer se durchlasse, also Grün geben à la Kosovo für die Truppen? Obwohl die Weltwirtschaft 2020 aufgrund der Corona-Pandemie geschrumpft ist, notieren die Hundert größten Kriegswaffenschmieden nämlich weiter arbeitsplatzsichernde wachsende Umsätze. Spitzenreiter bleiben US-Konzerne, die deutschen Rüstungsunternehmen hinken mit läppischen 7,8 Milliarden Euro hinterher – ein Rülpser mehr als 2019.

Nochmal zurück zu den Milchkühen. Der Milchmädchenrechner Ferdl Dudenhöfer meinte mit Blick auf Auto, Ampel und Auspuff, wenn alles gut werden soll mit dem Klima, brauchen wir wieder Atomkraft, ja bitte. Gut heißt: So wie’s im Koalitionsvertrag steht – kein Trabant, sondern die neue E-Klasse von Mercedes: „Athletisch bis ins Innerste – dynamisch, elegant und luxuriös wie niemals zuvor.“ (Originalzitat 8.12.2021). Die Tragik dabei: „Die künstliche Intelligenz bei Bedienung, Navigation und Komfortfunktionen passt sich dem Fahrer an“.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.

Coronadiktatur – das Sterben verlacht
Peter Grohmanns Wettern der Woche

Coronadiktatur – das Sterben verlacht: Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Heute früh bin ich mal wieder aufgewacht und sofort furchtbar erschrocken: Die Corona-Diktatur ist über Nacht eingeführt worden – und ich hab’s komplett verschlafen! Selbst alte Freunde aus fernen Dörfern im Remstal waren schneller und haben bereits vor Wochen maskenfrei gegen das neue Regime gewettert. Sie sind inzwischen untergetaucht. Am ehesten, sekundierten sie der AfD, merke man es an der gleichgeschalteten Presse. Keine Debatte nirgends, die ersten Journalisten aus der Verantwortung geflohen – das hatten wir ja früher schon – oder verfolgt oder schlicht von der Bildfläche verschwunden wie diese rotchinesische Tennisspielerin und der totgeschwiegene Julian Assange. Allenthalben manipulierte Auflagenzahlen der System-Medien a la Wirecard.

Das Auto-Immun-System steht wie eine Eins. Aus der Illegalität ist mir von unterdrückten rosa Luxemburgisten ein digitales Flugblatt aus Österreich zugespielt worden, das sich wie das Kommunistische Manifest in einfacher Sprache liest. Ich hab’s geahnt: Ein Gespenst geht um in Europa oder „30 Gründe, warum ich mich nicht impfen lasse“.
Ich kann Sie beruhigen, das österreichische Bundesheer rebelliert vom Offizierschor aus gegen Impfpflicht, aber Österreich bleibt deutsch, von der Maaß bis an die Ischgl. Inzwischen wurde von Israel und Christian Drosten festgestellt, dass auf den innerdeutschen Intensivstationen fast keine Querdenker oder routiniertere Impfgegner am Tropf hängen, sondern größtenteils erschrockene Nachbarn, oft nicht informiert, oft mit bereits halbtoten Bildungsstand, oft nicht mal biodeutsch.

Tot oder lebendig – das führt mich direktemang zu Friedrich Hecker, bei dem die Leute fragen: Lebt der Hecker noch? / Dann könnt ihr ihnen sagen / Ja, er lebet noch! /Er hängt an keinem Baume / er hängt an keinem Strick / Er hängt nur an dem Traume / der deutschen Republik. Ausgeträumt? Ist die Republik als Gemeinschaft entschiedener Freunde der Menschenrechte passé? Habt acht, Freunde: Ebenso wie das ‚Offene‘ liegt die Würde der Menschen nicht offen dar. Sie in Anspruch zu nehmen, zu verteidigen und auszukosten, ist in diesen Zeiten schwer, ob hier oder bei den Bergvölkern meiner Omi Glimbzsch, ob im bayrischen Rottal oder Tirol.

Die Gesellschaft von heute lässt Unglückliche und sozial Ausgesonderte zurück – an den Rändern der Städte, an den Grenzen der Nachbarschaft. Theorie ist die Fähigkeit, aus der Anschauung allgemeine Schlüsse zu ziehen, nach denen sich handeln lässt. Dieses Handeln ist das Eigentliche im Leben, das Richtige im Richtigen – als Maxime der ‚Versammlung der entschiedenen Freunde der Verfassung‘ vom 12. September 1847. Mit Blick auf die Möglichkeiten des Volkes heute – auf Deine Möglichkeiten, Freundin und Freund, auf die sich selbst begrenzende Presse, auf fehlende Laune zur Demokratie, auf Streitkultur, auf fehlende Mittel für uneigennützige, nicht am Profit orientierte Informationen. Dafür lohnt sich’s, den Diktatoren in der Demokratie Widerstand zu leisten.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de) ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts www.die-anstifter.de

Bis zum Endsieg!

Unser Nato-Partner Donald Trump will den Iran jetzt schnell und endgültig auslöschen – also noch vor seiner Wiederwahl und eventuell sogar noch vor der Sommerpause. Ein drohender Krieg, und sei er noch so niedlich, überschattet für gewöhnlich alle anderen Nachrichten. Kein Mensch würde sich mehr über’s multifunktionale EUCOM oder fallende Daimler-Aktien aufregen. Das Offene Treffen gegen Militarisierung und Krieg, ja selbst die Klimakatastrophe oder Manipulationen der Deutschen Bank wären den Leuten relativ egal. Anders gesagt: Wenn Trump wie gewohnt weiter wütet, kämen wir ganz schön in die Bredrouille mit unseren Themen. Es sei denn, das ist gar kein Bündnisfall. Dann wären wir fein raus und könnten uns wieder um die Festung Europa kümmern: Wie verhindern wir dieses Strache-Modell? mehr…

Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft

Ihr müßt sie lieb und nett behandeln,
erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer Eigenart!
Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:
Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Kurt Tucholsky (1931).

Gegenwärtig warnen sie vor Israel und drohen: „Wir hängen nicht nur Plakate!“ Alle sind erschrocken und rufen nach Polizei und Staatsanwalt, prangern Volksverhetzung und Antisemitismus an, statt selbst Hand anzulegen. Aber die Staatsanwälte wissen: So schnell gehen deutsche Leitkultur und Rechtsstaat nicht vor die Hunde. Bei zwei anderen Rechtsstaaten sieht es dagegen eher düster aus: Tayyip Erdogan hat sich jede Kritik an der für Istanbul angesetzten Wiederholung verbeten – ganz so, als hätte er selbst für diese Fälschung… Sorry, Wiederholung gesorgt. Richtig ist: Die Unsrigen, also die Politischen, hatten tatsächlich ganz schön draufgehauen auf ihren Natopartner. Das hätten sie sich bei Donald Trump nie getraut. Der Cowboy ist fest entschlossen, dem Regime in Teheran den Garaus zu machen, behauptet jetzt Reinhard Baumgarten, Journalist wie ich. Krieg hin oder her: Trump pfeife auf internationale Abmachungen, Verbündete, Freunde – das zähle nur, wenn’s ins Weltbild jener pathologischen Narzissten und notorischen Lügner passe, die derzeit in den USA das Sagen haben. Mein lieber Herr Gesangsverein! Vorsichtshalber bleiben die höheren Chargen in der Berliner Regierung in Deckung wie die berühmten drei Affen. Denn Trump bringt’s fertig und zieht seine Atomraketen aus Büchel ab – und dann wird die Eifel Freiwild für die Kommunisten!

Sei’s drum: Bei den Europawahlen am 26.5. kann man’s allen mal so richtig besorgen. Es soll, so meine Omi Glimbzsch in Zittau, nicht die letzte Wahl gewesen sein. Aber mit Europa tut sich die Linke halt sauschwer. Klar, den Sitz im Euro-Parlament will jeder, aber für Europa auf die Barrikaden will niemand. Das ist wie mit dem Muttertag letzten Sonntag: Um den Rechten zuvorzukommen, hat die baden-württembergische Landesregierung termingerecht eine hochschwangere Frau nach Albanien abgeschoben – samt Tochter. Natürlich nicht persönlich, für so was hat eine Regierung ja ihre Leute.

Doch um hier auch mal was Positives zu bringen: Biennale in Venedig! Wahnsinnig toller Beitrag Deutschlands! Thema Migration, Integration, Ein- und Abgrenzung, Zusammenleben und der ganze Scheiß. Kunst eben. Aber dennoch gut.

Lieber Fritz Kuhn,

… natürlich freuen sich Grüne, SPD und viele von uns, wenn der Stuttgarter Airport brummt und sich in absehbarer Zeit das Fluggastaufkommen fast verdoppelt haben wird. Wer wartet schon gern auf die Bahn und dann in einem Tunnel auf die Feuerwehr? Im Grunde unseres Herzens sind wir aber alle ein wenig Greta, freuen uns über Schulschwänzer, leicht vegane Maultaschen und Sigmar Gabriel, den künftigen Aufpasser im Aufsichtsrat von Deloitte. Deloitte ist einer der weltweit größten Wirtschaftsprüfer und Lobby-Akteure. mehr…

Wettern der Woche
Dein Licht leuchte


Die gute Nachricht zuerst: Am Anfang war das Wort. Die wortmagereren Zeiten heute leben allerdings eher vom Weglassen. Bei den jüngsten Wahlnachrichten aus Finnland reicht’s auch öffentlich-rechtlich eben mal von den Sozialdemokraten über die wahren Finninnen bis zu den Konservativen – und aus die Maus. Dann kommt Sport. Linke, Grüne und andere Kleinigkeiten machen dann zwar immer noch 25-30 % aus, verschwinden aber häufig wie das Nordlicht am Polarhimmel. Das ist wenigstens ganz kurz zu sehen. mehr…

Leerstand mit Heimsuchung

Leerstand mit Heimsuchung

Bevor wir uns Benjamin Natanjahuhu zuwenden und ihn herzlich bitten, Putins Idee mit der weiteren Annexion des Westjordanlands wenigstens zu überschlafen, eine Bitte an die Regierenden: Baut Wohnungen! Nein, nicht persönlich, lasst das mal die anderen machen. Wenn nicht, gibt es verdammt nochmal gewaltigen Ärger und Pfefferspray in den Plenar-sälen! Eure Anhänger waren ja mit Euch am Samstag fast zu 100000auf den Straßen der Republik und haben eimerweise Sand unter die protestierende Menschheit gestreut. Baut Wohnungen, wenn ihr nicht wollt, dass die Dach- und Bettlosen auf den Uni-Campussen, den Schloss- und Alexanderplätzen ihre Zelte aufschlagen, mit ihren Schlafsäcken die Tiefgaragen der Opernhäuser (warm mit Rigoletto) und Regierungsviertel, die Landtagslobbys oder die Flure der Rathäuser heimsuchen! mehr…

Europa Čaputová?

Das ist bei uns nicht möglich: Dass unerfahrene Komiker Wahlen gewinnen oder Oligarchen ganze Parteien kaufen. Zugegeben, hin und wieder schänden wir das Grundgesetz oder pfeifen auf unsere Verfassung, aber im Grunde genommen gibt es weder Komiker noch echte Korruption. Wir machen es anders. Bei allem Jubel über den Wahlsieg, oh Zuzanna!, bürgerbewegte Freundin Europas und der Umwelt, übersieht man leicht, dass Čaputová nicht viel zu sagen hat und rund 50 % der Schlowacken zu Hause blieben. So was ist scharf zu kritisieren und bei uns allenfalls bei Europawahlen zugelassen. mehr…

Messstelle Kretschmann

Messstelle Kretschmann

Aus des Waldes eigner Mitte erhält die Axt den Stiel.
Das wußte meine Omi Glimbzsch in Zittau schon, als die Braunkohle noch hoch im Kurs stand. Braunkohle – so nannten ihre Freunde in der DDR die Vertragsarbeiter aus Mozambique. Den schwarzen Kollegen wurden Teile ihres mageren Lohns vorenthalten – nach Ende der Arbeit und zurück in der Heimat, hätten sie dann neben der schönen Erinnerung an den Sozialismus eine bescheidene Rente, so das Versprechen. Heute haben sie nur die Erinnerung – also Pustekuchen und den Blick in die Röhre. Sie sehen schwarz. Keine DDR, kein Geld. Seit der Rückführung der DDR nach Deutschland wurden allein 2 Milliarden Euro an beiseite geschafften Vermögen aus DDR-Beständen entdeckt – vorwiegend auf Schweizer Konten, genau dort, wo auch der gewöhnliche deutsche Steuerbetrüger seine Millionen parkt. Banker, Berater und Superreiche, auch der Schwarze weiss es, betrügen den Staat um Milliarden. Wenn der Betrug aufliegt, greift der Ablasshandel. Strafrechtlich verfolgt werden oft (etwa beim Cum-Ex-Skandal) jene, die solchen Skandalen das Tageslicht gönnen. mehr…

Steigbügelhalter und Heuschrecken

Peter Grohmann

Meine Omi Glimbzsch in Zittau schlägt die Fusion von Deutscher Bank und Deutscher Bahn vor: Zwei Pleiteunternehmen mit dem neuen Logo „Commerz“. Ich stelle anheim. Die Unternehmen könnten dann, wenn die Firmen ihre Prozesse hinter sich haben, sie mit Steuermitteln ordentlich saniert worden sind und die Zahlen wieder stimmen, an bekannte Heuschreckler gehen. Es sind meistens nur die Zahlen, die irritieren. mehr…

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Hosen runter!


Bei uns ist’s ja gottlob nicht wie in Nordkorea, wo immer nur ein Kim gewinnen kann. Bei uns können meistens zwei gewinnen, genauer gesagt: Entweder – oder. Also Donald oder Hillery, Andrea oder Annegret. Derart demokratische Alternativen sind zur Zeit kaum durchsetzbar und kein Trost für die Nordkoreaner. Hinzu kommt: Zwischen den Wahlen gibt hier ja noch die Zivilgesellschaft, die praktisch alles darf, was nicht wehtut. Davon erzählt eine wahre Geschichte des nach Mexiko emigrierten Autors B. Traven (u.a. Die Rebellion der Gehenkten). Bei der Inthronisation ihrer Häuptlinge verlangten deren Wähler, dass der künftige Herrscher, bevor’s zum Herrschen kam, die Hosen runterlassen und mit nacktem Hintern auf einem Schemel Platz nehmen musste. Unter dem entfachte das versammelte und vergnügte Urwald-Fußvolk sodann ein Feuerchen. Der Schemel hatte allerdings in der Mitte ein Loch. Je länger es der Häuptling auf dem Schemel aushielt, umso länger konnte er dann regieren. Das Ritual war sehr erinnerungsstark – es nannte sich „Feuer unterm Arsch“. Der Herrscher wusste: Es konnte jederzeit neu entfacht werden. mehr…