Archiv der Kategorie: Wettern der Woche

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext.

Der Kommentar zur Nacht

Man versteht die ganze Aufregung nicht. Oder man versteht sie viel zu gut. Während der eine, als hätte man ihn in Frauenkleidern beim Pokerspiel entdeckt, zurücktritt und die beleidigte Leberwurst spielt, outet sich der andere im Rahmen einer breit angelegten Pressekampagne als zukünftige Bundeskanzlerin. Während jener der Öffentlichkeit vorwirft, sie unterstelle ihm Aussagen, die mit dem Grundgesetz nicht in Einklang stünden, scheint der andere, wie mit einem leichten Schwipps auf einem Teekränzchen – deutsch für „tea party“ –  gar nicht zu wissen, was jener damit meint. Dass Aristokratie keine Geschlechtskrankheit bezeichnet, sondern das lateinische Wort für Schamlosigkeit ist, erscheint auf einmal als die vernünftigste Erklärung dafür, dass ein Minister, der am 5. Dezember vor nicht einmal 40 Jahren geboren wurde, es als Selbstverständlichkeit betrachtet, darüber reden zu müssen, dass die Bundeswehr im Ausland fortan (noch gewissenloser) zur Realisierung wirtschaftlicher Interessen eingesetzt werde. In Zukunft, so ist zu vermuten, bekommt der amtierende Arbeitgeberpräsident eine zusätzliche Aufgabe:  Oberbefehlshaber der bundesrepublikanischen Wehrmacht, was von diesem und dessen (Verteidigungs-)Minister, der wiederum in Zukunft auch Anspüche auf das Wirtschaftsministerium anmeldet, als Sparmaßnahme dargestellt wird und dem Arbeitgeberpräsident das Budget für Lobbyismus wird reduzieren helfen. Dass das katholische Boniftiuswerk in Paderborn ausgerechnet jetzt dazu aufruft, den Nikolaus nicht mit dem Weihnachtsmann zu verwechseln, kann da kein Zufall sein. (bk)

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.

Das gilt zuvörderst für die Polizei, die am 30.9. von aufgehetzten Stuttgarter Kinderladenkindern angegriffen wurde, während die verantwortungslosen Eltern im Cafe NIL einen Campari nach dem anderen in sich hineinkippten. Mehr dazu, wenn Sie es rechtzeitig geöffnet haben, in Monitor (21.45 h). Ein ebenso lustiges Lehrstück in Sachen Demokratie bot sich am 13.10. bei einer Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung mit Partnern: Für den geplanten Büchertisch verlangten die freien Demokraten vorher eine Titelliste. So weit, so unverschämt. Wir machen aber die Probe aufs Exempel und schickten die Buchliste – drei Titel kamen auf den „Index“, darunter unser Buch „Stuttgart21 – Die entzauberte Stadt (von Roland Ostertag) und ein Machwerk des linksradikalen Professors Wolfgang Abendrot zum Thema Faschismus. Was sagt uns das? Passt. So wie der Versuch, die Intendantin des Theaters der Altstadt einzuschüchtern – sie sollte einen Revers unterschreiben, auf dem sie (auch für alle Kolleginnen und Kollegen des Theaters), versicherte, nicht mehr zur Montagsdemo zu gehen. Dafür haben wir auf unserer Webseite jetzt einen direkten Link zu den Verursachern gesetzt. Herzlich und sehr amüsiert: Ihr Peter Grohmann

Neue Daten zum Thema Steuersünder!

Neue Daten zum Thema Steuersünder! Unter den Steuersündern mit Konto in der Schweiz sind 51,4% FDP-Wähler, 29% CDU-Anhäger, 11%, die der SPD nahe stehen, 8,1% den Grünen und 0,9% der Linken. Deutlich mehr FDP-Anhänger (71,4%) bevorzugen allerdings ein Konto in Lichtenstein. Hartz-IV-Bezieher haben zu 82 % überhaupt kein Konto mehr, und wenn, dann ohne Überziehungskredit. Die eher Naiven Betrüger unter ihnen würden allerdings zu 14 % FDP wählen, weiß aus immer sehr gut-unterrichteten Kreisen Ihr Peter Grohmann

Peter Grohmann
Häschen in der Grube?

Noch nie in der Geschichte Stuttgarts hat ein politisches Projekt derart viele Menschen auf die Straße getrieben, empört, sensibilisiert wie Stuttgart21. Daß seit Monaten schon nun wirklich jeden Montag ein paar tausend Bürgerinnen und Bürger vor ihren Bahnhof ziehen und sich für seinen Erhalt einsetzen, trotz Regen, Eiseskälte, Schnee, ist sensationell. Die Stadtgesellschaft hat sich in kurzer Zeit in einem überraschend hohen Maße politisiert – trotz der Millionen Euro, die allein an PR für das Projekt ausgeben werden. Die Akzeptanz nimmt nicht zu, sondern ab. In gleichem Maße wie der Protest (der längst nicht seinen Höhepunkt erreicht hat) wächst das Bedürfnis nach sachlicher Information, nach Fakten. Insoweit kommt der Themenabend zu S21, zu dem wir, die AnStifter, am 24.2. (19 h) ins Theaterhaus einladen, wie gerufen. Jenseits von Polemik oder und Kommerz werden wir die Originaldokumente zu S 21 interaktiv und multimedial präsentieren und alle Fakten auf Herz und Nieren zu prüfen. Aufklärung und Information – eine notwendige Veranstaltung für Befürworterinnen, Gegner, Neutrale! Die Details bald hier www.die-anstifter.de und in der Presse. Mehr Demokratie wagen? Ein gutes Wort, meint Ihr Peter Grohmann

Segne Du unsere Wehrmacht auf dem Lande, zu Wasser und in der Luft.

„Segne Du unsere Wehrmacht auf dem Lande, zu Wasser und in der Luft. Segne allen Einsatz und alle Arbeit im deutschen Land, segne und schütze Du unseren Führer (Adolf Hitler), wie Du ihn bisher bewahrt und gesegnet hast, und lass es ihm gelingen, dass er uns einen wahrhaftigen und gerechten Frieden gewinne, uns und den Völkern Europas zum Segen und Dir zur Ehre…“ Fürbittengebet vom Geistlichen Vertrauensrat der Evangelischen Kirche zum Erntedankfest 1939. mehr…

Fast 40 000 Menschen versammelten sich gestern im Stadion von Lampedusa

Fast 40 000 Menschen versammelten sich gestern im Stadion von Lampedusa (Italien) im Gedenken in Onkondo Mukele, der sich aus Verzweiflung über seine Lage ins Mittelmeer geworfen hatte und ertrank. Vor drei Jahren war die 12jährige Tochter Mukeles als Kindersoldatin in Matadi erschossen worden. Mukele ist über den Verlust nie hinweggekommen. Silvio Berlusconi, dessen Sende die Totenfeier live übertrugen, hielt eine bewegende Trauerrede, in der er die Jugend Afrikas aufforderte, nicht länger nach den europäischen Sternen zu greifen, sondern zu Hause zu bleiben. Die etwas größeren deutschen Parteien ließen durch Angehörige der gemeinsamen Schutztruppe Frontex für die mehr als zehntausend Toten an der Grenze Kränze niederlegen (Meer: www.ffm-berlin.de/mittelmeer.html). In diesem Sinne: Herzlichst stets Ihr Peter Grohmann

Natürlich ist die Spur der Erinnerung kein Oktoberfest

Natürlich ist die Spur der Erinnerung kein Oktoberfest, und so ist verständlich, dass der öffentlich-rechtliche SWR für solche Themen allenfalls nach Null Uhr Sendezeit hat. Dass er damit seine gesetzlichen Pflichten zur Berichterstattung verletzt – interessiert Sie das? Dann fragen Sie doch mal nach. Oder setzen Sie auf Gegenöffentlichkeit: am 23. November wird Albrecht Müller über Meinungsmache in Wirtschaft, Politik und Medien wettern – der Macher der Nachdenksender ist ein scharfer Macher. Und morgen, Dienstag, 13.10., 22-24 h, gibt’s wieder die AnstifterFunken im Freien Radio: über die Spur, über Schiller, über Erinnerungen in uns. Vergessen Sie’s nicht. Ihr Peter Grohmann

Ich bin sehr unsicher

Ich bin sehr unsicher: Soll ich mir jetzt einen Porsche kaufen? Oder soll ich zu unserem Freund Wiedeking sagen: Junge, gib mir 50 von Deinen 100 Millionen, das reicht für beide, lebenslang? Anderswo ist oooch nicht schöner: Die Nordbank brennt, der Aufsichtsrat pennt. Besser gesagt, er, der Aufsichtsrat (dort sitzt ja auch die Politik – bitte nie vergessen) schmeißt den Lumpen noch einen Klumpen Gold hinterher. Das ist so Usus in der Branche. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, sagte meine Oma Glimbzsch aus Zittau gern. Auch in den USA. Kapitalismus zahlt sich aus – vorausgesetzt, man ist auf der richtigen Seite. Wenn eine Bank baden geht, muß man ihr nur genügend Geld hinterherwerfen, dann schwimmt sie wieder in den Milliarden. Übers Geld lästerte Ernst Bloch: Da es nicht für alle reicht, springen die Armen ein.

In diesem Sinne, systemkonform, Ihr Peter Grohmann

Peter Grohmann
Nun haben wir den Salat

Nun haben wir den Salat. In der Stuttgarter Rathauskantine nur noch junges Grün, zwischendrin vielleicht mal ein paar Rote Bete. Das kommt davon, wenn man Demokratie zulässt! Alle fünf Jahre einmal wird der Stimmbürger zum reißenden Wolf, zur Hyäne, zum Racheengel. Erst fordert man ihn auf, um Himmels Willen sein Wahlrecht wahrzunehmen, man bettelt ihn förmlich zur Urne, und dann ist man sauer, weil er nicht das macht, was er soll: Abnicken. mehr…