Archiv der Kategorie: Wettern der Woche

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext.

Die Quellen der AfD

Tragisch – wie konnte uns das mit der AfD bloß passieren! Herbei, herbei, ins Dschungelkamp der Wahrsager, zum große Rätselspiel: Welches Schweinderl hätten ‚S denn gern?

Das muntere Bächlein der AfD speist sich nicht aus dem Nichts, schwillt nicht durch schwere Unwetter an, tritt nicht durch höhere Mächte über die vielen Ufer. Eine große Quelle der AfD liegt direkt vor unserer Haustür – es sind die wandernden Wähler aus den traditionellen Parteien CDU, SPD, Linken und Grünen. Die zweite große Quelle ist das enorme Reservoir der Nichtwähler. Den Traditionsparteien ist es offensichtlich nicht gelungen, ihren Wählerstamm zu demokratisieren, immun zu machen gegen die Rechten, gegen Populismus, Fremden- und Existenzängste. Wie auch? So lange sie allesamt am rechten Rand fischen gehen statt aufzuklären, werden auch künftig viele Altwähler in braunblauen Gewässern zum Schwimmen gehen. Neben den etwa 15% Verlusten bei den parlamentarischen Linksrotgrünen ist es den Klassikern allesamt nirgends gelungen, ihren wadenschwachen Bürgern Beine zu machen. Dass dabei auch die Grünen ersoffen sind, ist mehr als traurig. Dabei könnte Demokratie fast begeistern, noch mehr Demokratie noch mehr! („… Peter, Du übertreibst mal wieder maßlos!“, tät‘ meine Omi Glimbzsch in Zittau jetzt sagen). Und doch: Vielleicht wären da Diskussion, Emanzipation und Aufklärung in den eigenen Reihen notwendig? Offene Strukturen, richtiges Leben, kräftige Winde? Im Gegensatz dazu konnte die AfD ihre schlafenden Hunde wecken, und das ganz ohne Schappi. Vielleicht wäre es nun endlich an der Zeit, sich mit der eigenen Klientel auseinanderzusetzen, aber echt, statt der AfD hinterher zu labern?

Man sagt: „Wegen der Flüchtlinge und so“ seien die Menschen hier im Lande verunsichert – das schaffen wir also. Vielleicht sollten wir die Modelle unserer Demokratie überdenken, etwa in Gabun. Vielleicht sollten wir – alle gemeinsam – einfach aufklären, erzählen, in einfachen Worten, damit es auch die früheren Wähler von Linken, Grünen und SPD verstehen, wie „verunsichert“ die Menschen in Aleppo sind, in Homs, in Afghanistan, Irak, Nigeria, Pakistan … Wie verunsichert Kinder auf eine Nacht ohne Bomben hoffen, eine Handvoll Reis, auf ganz wenig von der heiliggesprochenen Barmherzigkeit?

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Schweigen ist gefährlich

Schweigen ist gefährlich

TTIP ist mausetot, weiss Sigmar Gabriel – Sie könnten also davon absehen, am 17.9. (nicht nur) Stuttgarts Straßen unsicher zu machen. Doch die Demonstrantinnen haben vorgesorgt! Die haben nicht nur TTIP, sondern auch den Stopp von CETA im Auge – jenes fragwürdige Abkommen mit Kanada, für das wiederum Gabriel jederzeit auf die Straße geht. Noch.

Ansonsten bleiben die Straßen so leer, dass neulich gar ein Fernsehkommentator fragte, wo denn um Himmels Willen die Friedensbewegung angesichts der Kriege bliebe. Welche Kriege? Richtig: Die Kriege sind so vielfach, so alltäglich, so hässlich, so lang und so grausam, dass wir am liebsten nichts, aber auch gar nichts von ihnen wissen wollen. Wer lässt sich morgens schon gern den Appetit verderben? Und dann noch der Terror, die türkischen Selbstmordkommandos, Burkini Faso, der weltweite Anmarsch der Rechtspopulisten, Klima- und Umweltkatastrophen, Chemie in Lebensmitteln (wo bleiben die Umweltschützer?), VW & Co. (wo bleiben die Autofahrenden?), zunehmender Analphabetismus (wo bleiben die Lehrer?) und Desinteresse an unserer Demokratie – wo bleiben die Wähler?

Zu Hause. Weil die Tageszeitungen immer dünner werden, die Info-Happen in Funk und Fernsehen knapp und gefällig wie ein Slip in Nizza daherkommen, die Parteien sich innerlich und äußerlich immer ähnlicher sehen und uns die Fülle der schlechten Nachrichten schier verzweifeln lässt, bleiben wir (wie unser gutes, altes liberales Bürgertum) am liebsten daheim. Fürs Grobe haben wir ja unsere Initiativen und Bewegungen. Alle lebensnotwendigen Informationen bietet das Netz – über CETA und Giftpilze, Radarfallen, TTIP und Tage, an denen man sich keinesfalls die Haare schneiden lassen sollte. Draußen, auf den Straßen, wo das Leben pulsiert, wo sich Bettler und Asylanten um milde Gaben prügeln, müsste man ja eine Revolution machen – streng gewaltfrei natürlich. Das kann keiner wahrlich wirklich wollen, allenfalls meine Omi Glimbzsch in Zittau. Sie unterschreibt auch generell jede Petition.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Burka! Jetzt!

Peter G.
Peter Grohmann – ohne Burka, mit Hut

Mal so gesagt: Die Sturmhauben unserer Sondereinheiten sind ja irgendwie auch Burkas. Oder nehmen wir den gewöhnlichen Mopedfahrer – ohne Burka, unter der Helmpflicht geht da gar nix – aber mit, wird jeder Einsatz zum Vergnügen. Wenn meine Omi Glimbzsch aus Zittau seinerzeit ein Kopftuch tragen musste als Tabakarbeiterin in der Dresdner Yenidze, wusste sie: Das Tuch bewahrt das Haar vor Tabakdreck und verhindert, dass sich der schöne Zopf in der Maschine verheddert.
Klar, die echte Burka ist nochmal eine andere Nummer: Sie läutet den Wahlkampf ein und wird uns noch sehr lange begleiten. Momentan geht nur die CSU auf echten Abstand zum Burka-Verbot. Nein, nicht wegen Rechtsstaat, sondern wege’m Kommerz. Denn ob in den bayerischen Alpen, auf Neuschwanstein, im Tierpark Hellabrunn, in der BMW-Arena oder in Dachau (…sie wissen schon): Mehr und mehr Vermummte erschrecken Mensch und Tier, den zivilen Wachschutz und Leute aus dem deutschen Osten. Ob im schnieke Schuhladen, beim Barbier von Sevilla oder in der Kebabberie: Es schleiert. Was unsereins, urlaubend in Zell am See, in der ersten Schrecksekunde für verkappte Asylbewerberinnen hält, was Neu-Touristen mit offenem Maul stehen lässt, sind keine unwillkommenen Flüchtlinge, sondern Touris aus Saudisch-Arabien in den besten Einkaufszonen – samt begleitenden Familien. Sie fahren per Taxis erster Klasse in noble Berg-Ressorts, dort gibt’s Halal und geschultes Personal, das die Neugierigen verscheucht. Echt wahr. „Und im Vertrauen“, sagte mir der Taxidriver, „seit die kommen, brummt’s wieder so richtig, überall! Die lassen mehr Kohle in zwei, drei Tagen hier als 100 Vollzeit-Urlauber.“
Bei unserem Verbündeten und Waffenkunden in Saudi-Arabien ist die Verkleidung und Vermummung der Frauen vom Gesetzgeber verpflichtend festgelegt. Todesstrafe gibt’s u.a. für falschen Sex, Hexerei, Ehebruch und Gotteslästerung. Im Schnitt alle zwei Tage wird dort unten ein Mensch geköpft, meist mit dem Schwert. Das tut nicht so weh wie bei Giftspritzen oder auf den elektrischen Stühlen in anderen zivilisierten Ländern. Fast jeder zweite Hingerichtete ist allerdings ein Gastarbeiter. All dies aber interessiert die Menschen hier oben einen feuchten Dreck. Aber die Burka.

NB: Durch den Seh-Schlitz ist der Blick der geschundenen Frau geschärft. Sie erkennt in den Augen des Gegenübers meist offenen Hass, kaum Nach-Sicht und selten Mitleid. Vielleicht weiß sie ja: Die wenigsten Betrachter haben vermutlich nie Rückgrat oder gar Gesicht gezeigt.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts „Die AnStifter“

Quatsch mit Soße

Bravo Franziskus – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Neulich war’s. Da sprechte unmittelbar an die großartigen Ansprechen der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des bayerischen Innenministers Huber der kommentierende Redakteur von „Politiker-Sprech“. In kurzen, ja treffenden Passagen wurden anschließend die seligmachenden Forderungen bei beiden Protagonisten ad absurdum geführt. Anders gesagt: Alles, was da gesprecht und gefordert wurde, gäb’s schon zur Genüge – selbst der Einsatz der Bundeswehr sei früher oder später wahrscheinlich. Und was es nicht gibt, nu, nebbich, kann man nur machen, wenn man die Verfassung außer Kraft setzt. Das will momentan noch niemand so richtig.

Der Terror ist in Deutschland angekommen. Das ist Quatsch mit Soße, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen. Sie würde sich ans Münchner Oktoberfest erinnern, an die Rote-Armee-Fraktion, an die Wehrsportgruppe Hoffmann, an die Anschläge der ostanatolischen Mafia namens „NSU“, an zahlreiche andere und unaufgeklärte Verbrechen und an die rund 400 untergetauchten und von der Bundesanwaltschaft dringend gesuchten Rechtsradikalen. Vielleicht würde sie sich sogar daran erinnern, dass wir Kulturvolk hordend und mordend durch die Welt gezogen sind, mit langen Metzgermessern, Kinder und Frauen zuerst, wie bei Boko Haram & Co. Was nicht niet- und nagelfest war, haben wir mit nach Hause genommen, ins Land der Dichter und Denker, oder gesprengt oder abgebrannt oder vergiftet, wie das liebe Vieh und die Brunnen.

Heute schießen die Opfer mit unseren Waffen zurück, sie sind weltweit billig zu haben, und wir sagen ihnen: Gewalt löst keine Probleme.
Oder, um den etwas gehaltvolleren Papst-Sprech zu zitieren:

„Wir sind aufgerufen, uns der Gewalt und der Ungerechtigkeiten in vielen Teilen der Welt bewusst zu werden. Wir dürfen nicht gleichgültig und tatenlos zuschauen. Wir müssen aufstehen. Jeder von uns muss sich einbringen, damit wir eine wirklich gerechte und solidarische Gesellschaft schaffen können.“

Sein Wort in Gottes Ohr.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Raus aus der Nato, rein ins Vergnügen

Raus aus der Nato, rein ins Vergnügen – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch: Die Nordatlantische Vertragsorganisation (NATO) versteht sich als Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten. In der Präambel heißt es über Wesen und Ziel der Allianz: „Die Parteien des Vertrages bekräftigen erneut ihren Glauben an die Ziele und Grundsätze der Satzung der Vereinten Nationen und ihren Wunsch, mit allen Völkern und allen Regierungen in Frieden zu leben. Sie sind entschlossen, die Freiheit, das gemeinsame Erbe und die Zivilisation ihrer Völker, die auf den Grundsätzen der Demokratie, der Freiheit der Person und der Herrschaft des Rechtes beruhen, zu gewährleisten. So steht’s jedenfalls auch heute noch auf der Website des Verteidigungsministeriums. Mit anderen Worten: Die Türkei ist nicht mehr mit von der Partie – oder wir ändern eben die Präambel.

Die Sache mit den Grundsätzen der Demokratie ist natürlich nicht der volle Ernst, genauso wenig wie das mit der „Freiheit der Person“ oder gar „der Herrschaft des Rechts“. Hauptsache, wir sind gesund, war ein Grundsatz meiner Omi Glimbzsch in Zittau. Ganz ungesund sehen hingegen die in der Türkei öffentlich vorgeführten Verschwörer und Putschisten aus: Total zerschundene Gesichter, offene Wunden, geplatzte Lippen, geschwollene Augenlider. Ein öffentlich-rechtlicher Wichtigtuer (kann auch eine Tussy gewesen sein) rang sich Tage nach der Präsentation der Folteropfer durch das türkische Regime zu einem zweifelnden Kopfschütteln durch. Aber auch sonst und offiziellerseits läuft man deutschlandweit wie auf rohen Eiern und zieht reaktionäre Samthandschuhe an – wir haben Erfahrung im Schnauzehalten, wenn Verbündete auf Menschenrechte pfeifen. Und das angesichts von 30.000 Verhafteten, 800.000 Entlassenen, von Willkür und Terror? Menschenskinder, da gab’s doch schon ganz andere Geschichten! Und wenn ein Erdoğan-Minister meint: „Die sind schlimmer als Tiere“, dann zitiert der doch nur den Koran. „Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten! …“, meint schließlich selbst unsere Bibel (Psalm 139,19).

Freuen würd’s in diesen Tagen schon, wenn wenigstens die Wächter über Moral und Sitte und Recht und Ordnung – die Medien – auf die Barrikaden gingen, und sei es nur für ihre verfolgten und gedemütigten KollegInnen am Bosporus.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Streng geheim

Streng geheim – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Nicht mal die Vorstandsfritzen der grünschwarzen Fraktionen in Stuttgart sollen gewusst haben, was ihre obersten Chefs nachts um halb drei (Zeit geschätzt) klammheimlich vereinbart haben. Auf 12 Seiten sind angeblich Ausgaben von 1,365 Milliarden Euro für einmalige Maßnahmen fixiert worden, so mein Doppelagent. Riesige Aufregung bei der Opposition – wegen dieser lächerlichen Summe! Stuttgart21 soll – ebenfalls nach Geheimangaben – 10 Milliarden mehr kosten und alles geht in Deckung. Wen wundert’s, dass das Bürgertum nachrechnet? Die Planungs- und Kostenschätzerbüro Ostertag, Kappes, Vieregg und Rössler rechnen mit bis zu 16 Milliarden – „nichtbahnverkehrliche“ Kosten includet. Warum nicht gleich 21? Damit wären wir auf der sicheren Seite, es sei denn, Blitz und Donner samt Starkregen und Wetterleuchten machen das Projekt unbefahrbar. Im demokratischen Normalfall würde man nun erwarten, dass die vom Saulus zum Paulus gewandelten Protagonisten jetzt ein Ende der Spekulationen fordern und Klarheit herstellen. Das hieße: Prüfung der geheimen wie der ungeheimen Zahlen durch unabhängige Gutachter, Schluss mit der blauäugigen Nabelschau. Höchst unangenehm, das alles.
Ach, übrigens: In einem ebenfalls geheimen Telefonat soll das Kanzleramt Recep Tayyip Erdoğan letzte Woche fünf vor 12 abgeraten haben, in Deutschland um Asyl nachzusuchen. Die Asylverfahren seien inzwischen sehr langwierig hierzulande und das Asylrecht nicht mehr so recht mit den sogenannten Menschenrechten kompatibel. Recep soll geantwortet haben, er könne jederzeit Zensur, Polizeiterror, politische Verfolgung und auf Wunsch auch Folter nachweisen und gern auch nachliefern, wenn bis hierher etwas unklar sei. Im übrigen sei ihm das alles höchst unangenehm.
Man will zunächst abwarten, so die Bundesregierung.
Auch Gregor Gysi weiß natürlich um Geheimverträge zwischen den Regierungen Westdeutschlands und den Alliierten, die Fifa hat Geheimverträge mit Gott und der Welt, Katar hat Geheimverträge mit den Sponsoren und der Verfassungsschutz weiß nichts, rein gar nichts über die Geheimverträge zwischen sich und dem NSU. Nur meine Omi Glimbzsch in Zittau … aber das ist ja nicht geheim.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Kriegsgeheul

Kriegsgeheul – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

„Kriegsgeheul!“, schimpft Deutschlands beliebtester Politiker (jetzt ein Platz vor Kretschmann, laut Politbarometer). Franz Walter meint mit Kriegsgeheul nicht die Straßen in den Staaten, nicht Dallas. Dort kann ein kranker Krieger im T-Shirt und mit geschultertem Sturmgewehr am hellen Tag durch die Straßen laufen, ohne dass es besonders auffällt oder gar jemanden juckt – um anschließend weiße Polizisten abzuknallen.

„Der Knall ist das Schöne, aber man muss aufpassen, es kommt häufig zu einem Knalltrauma, und sie ist doch erst sechs!“ sagt eine weiße junge Mutter und zieht ihrer Tochter den Lärmschutz über die Ohren, während das Kind noch zappelt beim Zielen. „Ruhig halten!“, befiehlt die Mutti streng. Im informellen Schießclub von Dallas ist Genauigkeit beim Schuss das oberste Ziel. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind in dumpfer Stube beisammen sind. Der Vater kauft inzwischen am Ständle nebenan Munition. Die neuesten Waffen – vom einfachen Colt übers Schnellfeuergewehr bis zum MG – kann die Familie kostenlos nutzen und testen. Das Geld macht der Club mit dem Verkauf der Munition. Bei einer Schießübung mit der Familie ist die schnell mal 1000 Dollar los – manche lassen auch schon mal 2000 Dollar liegen. Ein teurer Spaß, den sich das farbige Lumpenproletariat von Dallas nie wird leisten können. Mutti Jessica schimpft auf Obama und lästert über die Gegner eines freien Waffenverkaufs. „Das kleine Vergnügen lassen wir uns nicht auch noch nehmen!“, sagt sie, „und es wäre zudem ein Verfassungsbruch!“

Nu ja ja, nu nee nee. Nur der Tod ist umsonst, das wusste schon meine Omi Glimbzsch in Zittau. Sie ist als Sozialdemokratin eine waschechte Populistin und freut sich über jedwedes Kriegsgeheul. Für die Region Zittau würde die Stationierung routinierter NATO-Truppen einen enormen politischen und volkseigenen Effekt haben – Lohn und Brot für die Arbeiterklasse. Das weiß sie natürlich, denkt aber vorerst nur über eine Petition via Change.org auf Facebook nach. Wir hingegen wissen: Wäre am Sonntag eine Volksabstimmung für die Wiederherstellung der DDR ohne Honecker und Stacheldraht, würde das Votum fifty-fifty ausgehen und unsere ganzen Investitionen wären im Eimer. Allerdings stehen die meisten Wessis ja im Osten im Grundbuch – das ist beruhigend. Insoweit kann man nur auf freie Wahlen hoffen – demnächst in Österreich, Frankreich – und dann erst in den Staaten. Die Hoffnung, dass nichts knallt, stirbt zuletzt.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Deutschland – Italien
70 Milliarden

Deutschland – Italien: 70 Milliarden – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Ganz unter uns: Ich krieg‘ jetzt ab Juli 1085 Euro Rente! Exakt 48 Euro mehr als noch im Juni! Danke an die Genossen, an Dietmar, an alle, die dazu beitragen! Nicht zu vergessen auch: Schon seit September ’15 gibt es mehr Kindergeld: 4 Euro pro Rotznase. Eine lukrative Sache vor allem für die kinderreichen Familien. Auch erwachsene Hartz-IV-Empfänger kommen in den Genuss erhöhter Wohltaten. Sie kassieren von Väterchen Staat gleich 5 Euro: 1 Euro mehr als die Kids. Die Alten essen natürlich auch deutlich mehr als die Kleinen. Monat für Monat fette 404 Euro – und das vielleicht ein Leben lang! Wobei berücksichtigt werden muss, was das für eine undankbare Unterschicht ist, denn gerade bei Hartz IV wird wahnsinnig oft geschummelt. Etwa 60 Millionen Euro gehen uns Jahr um Jahr durch Hartz-IV-Betrug verloren! 60 Millionen. Schön, werden Sie jetzt einwenden – und was ist mit den etwa 60 Milliarden Euro Jahr für Jahr (Tendenz steigend, wegen der Kontrollen), die durch richtig fetten Steuerbetrug verloren gehen sollen?
Wie sagt Wladimir Lenin wieder und wieder zu meiner Omi Glimbzsch in Zittau? Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser! Nach einer Emnid-Umfrage gaben 6 Prozent der Befragten an, schon einmal bei der Steuererklärung gesündigt zu haben (vgl.: Steuersünder statt Betrüger). Nach dieser Glosse wird die Zahl der Selbstanzeigen auf ein Rekordhoch steigen. Und Steuerschummler, die ihr Geld im Ausland (vor allem in der Schweiz) gut versteckt haben, kriegen nun Muffensausen. 60.000 meldeten sich in den letzten Jahren beim Finanzamt. Weitere 60.000 (geschätzt) meldeten sich allerdings noch nicht und weitere 60.000 werden sich nie melden. Allerdings: Das ist eine Bedrohung im tiefsten Inneren. Doch gemessen an dem, was unser Heimatland gegen die Bedrohung außen ausgibt, für Rüstung, Kriegsversehrte, Wiedergutmachung, psychiatrische Folgebehandlungen für die Soldaten, sind das letztlich fast Peanuts. Deutschland und Italien (das Beispiel nenne ich wegen des Halbfinales) geben jährlich etwa 70 Milliarden Euro für Rüstung aus, der Russe fünf Milliarden weniger. Aber dem Iwan hab‘ ich noch nie getraut – wahrscheinlich ist die Rote Armee marode bis zum Geht-nicht-mehr und der Russe guckt in den Mond, wenn’s hart auf hart kommt.

Schlechte Nachrichten? Quatsch! Eine Menge Geld kommt ja durch unsere Rüstungsexporte wieder zurück und sichert Arbeitsplätze und unseren Wohlstand – einschließlich meiner Rente und den Hartz-IV-Leistungen morgen auch an Sie. (Alle zahlen ohne Gewehr.)

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Prinz Charles auf der Scholle

Prinz Charles auf der Scholle

Schimanski wäre mit dem Fallschirm abgesprungen – Ursula von der Leyen aber zieht es leider vor, ihren Kasernenbesuch im türkischen Nato-Stützpunkt Incirlik großartig anzukündigen. Weiß man’s? Vielleicht kommt sie ja zu Fuß und es wird Advent bis dahin – die Ankunft des Herrn. Dann gibt’s Nürnberger Lebkuchen für die Truppe und eine Provokation für den Moslem, beides gratis. Erdogan, pass bloß auf! Die Panzer der Europameister stehen inzwischen 150 km vor Leningrad.

Ach ja, wir Europameister! Die Fußballer werden bekanntlich von Kindern (6 bis 10 Jahre alt) ins Stadion geleitet. Die Kinder sind Auserwählte für die „McDonalds-Escorte“. Sie werden vor und nach dem Spiel mal so richtig für die Werbewelt hergenommen. Wir sollten Mitleid haben mit den jungen Verlierern.
Nehmen wir Großbritannien. Nichts als Chaos! Was Wunder, wenn ziemlich beste Freunde fordern, Volksabstimmungen künftig gefälligst zu unterlassen. In der Konsequenz müsste man das dann aber auch für die Wahlen überlegen. Wie wär’s denn mit einem eingeschränkten Wahlrecht? Es gibt so verdammt viele unreife Menschen um uns herum – ohne die wären wir doch längst an der Macht! Doch selbst Alter schützt vor Torheit nicht. Meine Omi Glimbzsch in Zittau wusste noch, dass die Eskimos ihre Alten auf eine Eisscholle gesetzt haben, um sie in Jenseits zu entlassen, in der Hoffnung auf günstige Winde. Die Indigenen waren da nicht besser – sie schickten Oma und Opa zum Pilzesammeln in die Wälder. Heute haben alle ein Handy – die Alten wären morgen wieder da und machten uns das Erbe streitig. App!

Ja, das Erbe, das europäische. Jetzt ist es plötzlich wieder gefragt. Man entdeckt, dass der deutsche Europäer überhaupt nicht gern zur Europawahl geht, dass 92 % aller Befragten ihren Abgeordneten nicht kennen und der nicht seine Wähler. Und wenn, hört er nicht zu. Er weiß nicht, dass in den Südländern jeder zweite Jugendliche arbeitslos ist, er weiß nichts von Existenzangst, Wohnungsnot und den Zugangssperren zu Bildung. Für viele Yuppies aber, die jetzt am Trafalgar Square für den Euro demonstrieren, ist es die erste politische Aktion ihres Lebens überhaupt. Die Bessergestellten haben es immer schon den Minderbegabten überlassen, für sie die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen. Außer Prinz Charles, der holt selber.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Sofadeutsche

Peter G.
Peter G., heute mal unbewegt

Unglaublich, aber wahr: Vor exakt 75 Jahren haben wir sie richtig überrascht, sagen die Historiker. Am 22. Juni 1941 eröffneten wir in einer umfassenden Bewegung auf breiter Front zwischen Ostsee und Karpaten den Krieg gegen die offensichtlich nicht auf den Überfall vorbereitete Sowjetunion. Der deutschen Wehrmacht standen für den propagierten „Kreuzzug Europas gegen den Bolschewismus“ 153 Divisionen mit knapp über drei Millionen Soldaten, 3.600 Panzern und 600.000 Motorfahrzeugen zur Verfügung – und die 600.000 Mann (auch Frauen) aus den verbündeten Staaten Ungarn, Rumänien, Finnland, der Slowakei und Italien. Das sollten alle im Hinterkopf haben, die dieser Tage Frank-Walter Steinmeier überfallen, weil der Sozi die in Mode gekommenen Truppenaufmärsche an den Ostgrenzen kritisiert. Tut mir leid: Säbelrasseln und Kriegsgeheul erinnert unsereins nun mal fatal an die alten Kameraden. Soviel zur verdrängten jüngeren Geschichte.

Womit wir bei den jüngsten Geschichten sind. Rom, so sagen die Auguren, wurde doch nicht an einem Tag erbaut! Und außerdem sei die Stadt unregierbar. Landeinwärts & landauswärts stimmen meine Leitmedien diesem Urteil zu, um gleich ganz klar zu sagen, dass die mit fast zwei Dritteln der Stimmen gewählte junge Bürgermeisterin Virginia Raggi überhaupt kein Konzept habe, Null!, um Rom zu regieren. Na, dann ist ja alles gut – es bleibt alles beim Alten und antik. Der Papst kann sich sich auf neue Nachbarschaften freuen und vermutlich auch über Chiara Appendino, die das Turiner Rathaus eroberte. Sie ist 31 Jahre alt, deutlich jünger als meine Omi Glimbzsch in Zittau. Die jungen Frauen sind die neuen Sahnehäubchen der Fünf-Sterne-Bewegung, bei der alle Leute, ohne auch nur hinzuschauen, ganze Haarbüschel in der Suppe finden. Die römische Rechtsanwältin Raggi hat sich übrigens im Wahlkampf vehement gegen die Ausrichtung Olympischer Spiele 2024 in der italienischen Hauptstadt gewandt: Die Mafia wird Sturm laufen.

Eine dritte Volksbewegung reichte sich am Wochenende in Deutschland die Hände: Gegen Rassismus usw. usf. Die Daheimgebliebenen stellten am Montag fest, dass da zwischen Berlin und München, Hamburg und Freiburg viel zu wenig Leute auf den Straßen waren – gerade mal 40.000, im ganzen Land. Richtig. Richtig ist aber auch, dass die Bessergestellten immer schon zu Hause blieben: Sofadeutsche.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

G36

G 36 – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

„Das G36 ist die Braut des Soldaten“, behauptete früher das Verteidigungsministerium, wenn es seine Filme im Schulunterricht vorführen ließ. Die meisten Kinder haben in der Schule ja noch keine Zweitbraut und glauben auf Ehrenwort, was ihnen von oben herunter zusätzlich gesagt wird: Das „G36 ist das Gewehr der Zukunft.“ Heckler & Koch konnte da faktisch nachladen und abdrücken: „Das G36 ist perfekt geeignet für infanteristische Aufgaben im abgesessenen Kampf“ (also raus aus dem Panzer, rein ins Vergnügen) und „optimal in der Handhabung, im Gewicht und der Feuerdichte im Nahkampf sowie für ein schnelles, präzises und durchschlagkräftiges Einzelfeuer im Fernkampf.“ Lernen für den Frieden fällt aus – Wehrkundeunterricht. Der nette Jugendoffizier kommt gleich.

Ursula von den Laien wurde viel, viel Schlimmes über die deutsche Qualitäts-Feuerwaffe zugetragen. Am Schlimmsten: G36 sei offenbar für den Einsatz in Extremsituationen nur bedingt wehrtauglich. Das musste auch der Wehrbeauftragte zugeben, dem Soldaten ihr Leid geklagt hatten. Die Hightech-Waffe mit Kunststoffgehäuse läuft heiß, hieß es eiskalt, sie verfehlt unser gemeinsames Ziel und macht bei größerer Distanz den Taliban nicht sofort kampfunfähig. Es kommt noch schlimmer: Bei einer Entfernung über 300 bis 400 Meter wird nicht zuverlässig getroffen – schon ein leichter Wind kann die Kugeln nervös machen und ablenken, vom “friendly fire” ganz zu schweigen.

Leyen setzte aus diesen und unbekannten Gründen (Geheim!) die Beschaffung bis auf weiteres aus, doch der Schnellschuss ging nach hinten los. Heckler & Koch zog vor’s Gericht und wird wohl per Gerichtsbeschluss die Soldaten zum Schusswechsel mit dem G36 zwingen. Eine Kommission (immer gut!) unter Leitung des Pazifisten und Grünen-Verteidigungsexperten Winfried Nachtwei hat das alles nun untersucht und einen Bericht verfasst. Die Kommission weiß jetzt, wer den Schwarzen Peter bekommt, darf es aber nicht sagen: Auch dieses Papier ist geheim.

In schwachen, versagenden, zerfallenen Staaten, wo Gewalt und Konflikte, Kriegsherren und Gewaltunternehmer vor allem die Zivilbevölkerung malträtieren, ist G36 der gute Kamerad auf allen Seiten, ebenso in diktatorischen, angeblich starken Staaten oder lupenreinen Demokratien. Doch wenn das Recht der Stärkeren über den Völker- und Menschenrechten steht, braucht es neue, zielsichere Ideen Made in Germany – und echte, schussssichere weiße Westen statt Soldatenbräute und Kriegsgewinnler.

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts AnStifter

Ramadan

Ramadan – Peter Grohmanns "Wetter der Woche"

Ramadan für alle – wenn schon, denn schon! Oder sollen wir Multikultis etwa im eben angebrochenen Fastenmonat hintanstehen, wenn sich unsere muslimischen Nachbarinnen gesundfasten? Wenn es darum geht, sich von den großen und den kleinen Sünden fernzuhalten, auf den Genuss zu verzichten, könnten wir Deutschstämmigen doch mit von der Partie sein:
Fasten spart Kosten. Ramadan – das ist wie eine Reinigung für Körper und Geist, sagen die Praktiker. Keine Nahrungsaufnahme, kein Wasser, höchstens abends, keine dummen Gedanken ans Diesseits. Nachdenken stattdessen über’s Leben, die Schöpfung, die Natur. Tät‘ uns ja auch mal gut.
Und ganz ehrlich: Die dicken Populisten würden sich vor Wut in den Arsch beißen. Alles freiwillig, natürlich. Übrigens – prassen kann man später immer noch, also ganz wie bei meiner Omi Glimbzsch in Zittau, damals: Es ist genug für alle da, darum lasst uns trinken, rollt das Fass herein!
Ganz nebenbei: Im muslimischen Fastenmonat Ramadan gibt es bei Anschlägen der Glaubenskrieger Jahr für Jahr viele Tote unterschiedlichster Glaubensrichtungen. Auch hier sind wir uns also ähnlich.
Momentan leiden wir ja an Glaubenskriegen um die Demokratie. Bestes Beispiel ist die Schweiz: Erst gewährten die Männer den Frauen das Recht der freien Wahl, also das Frauenstimmrecht (zwar erst ab 1971), aber dann wählen die, wie sie wollen. Ach, was für eine verrückte Welt: Die offen frauen- und ausländerfeindliche Schweizerische Volkspartei SVP hat zwar eben eine Klatsche bekommen, weil das niedliche Land Ausländerinnen braucht. Und doch verdankt sie ihren neuen Aufstieg vor allem den Frauen. Die geben auf Teufel komm raus den Populisten bei Parlamentswahlen zunehmend das Ja-Wort. Anders gesagt: Früher war die SVP bei den Wahlen eine Männerpartei, jetzt steht’s fifty-fifty. Auch in Italiens großen Kommunen wurde eben deutlich falsch gewählt: Pizza Diavolo! Beppe Grillos 5 Sterne rücken mit Hilfe der wählenden Frauen aus dem landesweiten Formtief in vielen großen Städten auf die ersten Plätze, obwohl die Parteien der Mitte absolut nichts falsch gemacht haben, also: nicht wirklich. Und nicht immer. Und von den Männern ganz zu schweigen!

*) Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts
AnStifter

Schnauze!

Schnauze! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Torten sind keine Argumente, und wenn, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen, dann nur mit Sahne. „Torten wirft man nicht, man isst sie!“ Andererseits wissen wir, dass Argumente mit dem Vorwort „Totschlag“ – mit oder ohne Sahne – auch keine Alternative sind. Ein kurzes, häufig nur gebelltes Totschlag-Argument etwa ist das zweisilbige deutsche Wort „Schnauze!“. Natürlich kommt es im Normalfall nicht so plump daher, immer häufiger aber als mehr oder weniger anonymer Webseitenkommentar in anderen Worten. Immer aber hält der Absender das Messer unter (s)einem Fatasienamen versteckt. Statt „Schnauze“ heißt es dann etwa „Putinversteher“ oder „Nazi“ oder „geschichtsvergessen“ oder „Lüge“ (mit und ohne Pack), „Rassist“, „Faschischt (schwäbische Variante) oder „Rote Socke“. Letztere, einzeln und als Paar, gelten nie gewöhnlichen Sozialdemokraten oder parteilosen Linken, sondern immer den in der Partei organisierten Außenseitern (Wagenknecht/Lafontaine). In der guten alten Zeit, als man noch kein Geld für Torten hatte, mussten es die Betroffenen mit faulen Eiern vorlieb nehmen. Da lautete der Terminus technicus ganz knapp etwa „Trotzkist“, „Arbeiterverräter“, „Provokateur“, „Stalinist“ oder, zusammenfassend: „Die Partei hat immer recht“. Daher kann sie auch nur kritisiert werden, wenn der Kritiker bereit ist, sich in die rechte Ecke stellen zu lassen: Schäm dich!

Mensch, wir wissen doch: Die Ursachen für den Aufstieg der rechtsradikalen Parteien in Europa schließen zahlreiche politische und kulturelle Faktoren ein: Neben Krise (das dicke Ende kommt noch), gemachtem Prekariat und der Abstiegsangst der Mittelschichten, sind es der Verfall der Sozialdemokratie, der durch die Linken nicht durch eine glaubwürdige radikale Alternative kompensiert wird. Wir sind noch nicht am Ende des absteigenden Astes angekommen. Die Fähigkeit zu solidarischer Kritik mag vorhanden sein, ist aber nicht erwünscht: Schnauze, ihr Nestbeschmutzer.

Was hilft? Weiß der Geier! Regierung, Opposition, mehr Demokratie, Transparenz, Informationen, die man sich nicht erst durch das Gericht erstreiten muss und vielleicht sogar die Einsicht, dass wir momentan noch die SPD, die Grünen und die Linke brauchen. Was Schlechteres kommt immer nach – es wartet schon, rechts außen.

*) Peter Grohmann
ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Völker, hört die Signale!

Völker, hört die Signale! – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Wien ist eingekesselt: Die blauen Dragoner, die reiten mit klingendem Spiel durch das Tor – nach Europa. Der Jubel landauf, landab ist tatsächlich grenzenlos, denn das österreichische Beispiel zeigt, wie schnell man die 50-Pozent-Hürde überspringen könnte. Da hat’s dann Mann und Maus und Kind und Kegel gebraucht, um die Austria-Rechtspopulisten in letzter Sekunde zu stoppen. 50 Prozent: Das ist die Quittung für das jahreslange Dahinschlurfen der so geschmähten Staatsparteien von einem Heurigen zum nächsten, für’n Ringelpiez mit Anfassen. Keine Utopien, keine Alternativen, keine Träume – ein Graf als Strohalm und Aufatmen nicht nur im 6. Wiener Bezirk, wo sich in ehrwürdigen Stadtteil Mariahilf (Naschmarkt!) das rechts gestrickte politische Gesamtkunstwerk Hofer ein blaues Auge und van der Bellen mit mit 75 % plus X die Butter vom Brot holt.

Mal ganz ehrlich: Geht das wirklich ein Gespenst geht um in Europa, greift mit seinen knochigen Händen sogar nach unserem südöstlichen Zipfelchen, der Türkei? Dort gibt’s schöne Worte, Made in Germany. Dem chauvinistischen Bündnispartner wird von der Nato flugs die volle Solidarität hinten und vorne zugesichert wird. Noch zappelt die Demokratie im Erdoland und Ungarn und Polen, aber die Luft wird dünner, die Despoten haben Oberwasser. Wir lernen: Demokratien haben leider den ganz großen Nachteil, dass die Mehrheit der Wählenden manchmal relativ doof sein kann (von den Minderheiten mal ganz zu schweigen) und sich erst besinnt, wenn das Kind im Brunnen plätschert. Dummheit ist ja nicht nur eine Frage der fehlenden Bildung oder wenigstens der Information, sondern auch eine des Geldes, wie das Spiel Adidas gegen Nike kürzlich in Berlin oder das Elfmeterschießen in Wien zeigt. (Keine Gewähr für die Namen der Geldgeber).

Donald Trump, Orban, Höcke, Kaczynski, Le Pen, AfD, Front National, Geert Wilders, Timo Soini, wahre Finnen, falsche Bärte, Robert Fico, Petry, Bart De Wever, Meuthen, UKIP und weitere: Die Vertreter von Unkraut-Ex beten gemeinsam unser Vaterunser. Es sind die netten Koalitionspartner von gestern, heute und vor allem morgen, glauben Sie mir! Aber glauben oder nicht: „Ich hab‘ schon Pferde kotzen sehen“, würde meine meine Omi Glimbzsch in Zittau die Zukunft kommentieren.

Erschießungskommando

Giftspritze – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Leider sind wir ja bei diesem Liederabend vor ein paar Tagen in Schweden relativ weit hinten gelandet. Schade. Die Fremdenfeindlichkeit macht eben auch vor der Hochkultur nicht Halt. Abstimmungen tragen häufig den Keim der Manipulation in sich. Glyphosat ist da ein gutes Beispiel. Honigbienen mögen dieses Gift überhaupt nicht, weiss der Bienenfreund: Es schädigt ihr grandioses Navigationssystem – macht kaputt, was euch kaputt macht. Monsanto hingegen sagt wie die gesamte Giftlobby: Papperlapapp und pocht auf drei wissenschaftliche Studien. Diese Studien müssen verständlicher-weise geheim bleiben (Geschäftsgeheimnis). Geheim bleiben auch die Namen der Studienautoren – angeblich aus Personenschutzgründen. Glyphosat ist weltweit das am meisten verkaufte Pestizid und u.a. in „Roundup“ von Monsanto enthalten. Bezeichnend für die Macht der Giftlobby ist, dass die drei Studien allesamt aus der Feder glyphosatherstellender Firmen stammen. Da schlagen sogar Sozialdemokraten Alarm. In den nächsten Tagen wird die EU-Kommission entscheiden, ob sie die Zulassung des Pflanzengifts Glyphosat verlängert, egal, was die Fachleute in den eigenen Reihen sagen. Demokratie muss auch ihre Grenzen kennen! Das Aus für ganze Industriezweige, der Bankrott der Chemieindustrie, rapide sinkendes Wachstum, Arbeitsplatzverluste und Unkraut, das uns allen über den Kopf wächst: Das wären die Folgen!

Lobby hin oder her: Auch andernorts stehen Arzeimittelhersteller vor dem Aus. In den Vereinigten Staaten etwa weigert sich neuerdings der Medikamenten-Grossist Pfizer, den Hinrichtungsmeistern in den Gefängnissen Medikamente für die letale Injektion zu liefern. Das klingt ziemlich harmlos – gemeint ist freilich die ganz normale Giftspritze für Todeskandidaten. Mitunter dauerte der Todeskampf der Menschen nach der Spritze Stunden, weil die Mittel nicht wirkten. Einige US-Bundesstaaten wollen jetzt Erschießungskommandos rekrutieren, wenn es sein muss, per Zwangsrekrutierung.

Das sind unsere Probleme relativ harmlos: Zwangspsychiatrie, aber nur, wenn’s sein muss, Zwangsrente für Hatz-IV-Empfänger, aber nur, wenn keinerlei Aussicht auf Arbeit besteht – da bleibt als Ausweg nur die Zwangsumsiedlung oder eben die Zwangsheirat, mit der seinerzeit schon meine Omi Glimbzsch aus Zittau unter die Haube gebraucht wurde.

Flammenwerfer

Flammenwerfer – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Auch wenn Sie jetzt erschrecken: Das Christentum gehört nicht zu Deutschland! Nicht nur deshalb nicht, weil Jesus wie bekannt vor ungefähr 2000 Jahren in Galiläa (Palästina) in einer jüdischen Familie geboren wurde, sondern auch, weil sich der Mann als linker Wanderprediger besonders um Leute kümmerte, die wenig angesehen waren: Arme, Kranke, Gesetzesbrecher. Das Christentum widerspricht in seiner völligen Einseitigkeit zu Gunsten der Armen und Entrechteten, der Geschlagenen und Getretenen nicht nur gängiger Theorie und Praxis in unserem schönen Vaterland, sondern ist in seiner Radikalität ja auch fundamentalistisch. Zu uns gehören Odin und Thor, Donar, Loki und Wotan und Frigg, die Nibelungen, der Wartburg, Volkswagen, die Deutsche Mark, die Deutsche Bank und Heintje.

Man könnte es allerdings auch anders sehen – damit Sie jetzt nicht erschrecken: Zu uns gehören Atheisten und Monetaristen, Leute mit Handicap wie ich und du, Söder und Frauke Petry, Karl Marx und Karl Mosch, Pietisten, Wehrkraftzersetzer wie Gangolf Stocker, Hegel und die Sloterdijks, Bismarck der Hering, Petra Kelly und Petra Pau, Schwarze Grüne, Gelbe, Rosarote und Rote – und wenn Sie sich auf den Kopf stellen: Sachsen wie meine Omi Glimbzsch aus Zittau.

Wer anfängt, andere Menschen wegen ihrer Überzeugungen, ihres Unglaubens, ihrer Herkunft, sozialen Lage oder Hautfarbe auszugrenzen, verlässt freiwillig den heiligen Boden des Grundgesetzes, denn so etwas darf es bei uns nicht geben, auch wenn es das massenhaft gibt. Das eine ist eben Theorie, das andere Praxis.

Eine etwas andere Nummer ist da dieser Professor, der (deutsche) Studierende an der Hochschule Kehl zu Beamten des Landes Baden-Württemberg ausbildet, etwa zu Regierungsinspektoren, Kulturamtsleitern oder Finanzbürgermeistern. Wenn dieser öffentliche Professor davon spricht, unsere Republik sei rot-grün versifft und verseucht, dann steht der Saal im Jubel. Seuche und Siff – da braucht es letztlich Feuer und Schwert, Gift und Galle, ja, Flammenwerfer, um die Übel auszurotten mit Stumpf und Stiel.

*) Peter Grohmann
ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Aschenputtel

Aschenputtel – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Liebe Bürgerinnen und Bürger, „noch 5 Minuten, dann kommen die Täubchen zum Aschenputtel“. Im Ludwigsburger Märchengarten sind selbst die Tauben pünktlich und flattern von überall her zu Aschenputtels Futterteller, wenn sie diese Aufforderung über die versteckten Lautsprecher hören. Dressiert, gedopt, gut gezogen wie Pawlowsche Hunde. Zielsicher picken die Täubchen dann die Guten raus, fürs Kröpfchen – und lassen die Schlechten liegen – fürs Töpfchen der Habenichtse. Was dachten Sie denn?

Noch 5 Minuten, dann steht die Regierung wie eine Grün-Schwarze Eins – und fast alle Posten von Frauen besetzt, bis auf auf wenige Ministerämter. Mit Wehmut erinnern wir uns noch an die fetten grün-roten Jahre im Lande – an unbequeme Entscheidungen, an neue Wege, an mutige Innen- und Justizminister, an Reinhold Gall, Reiner Stickelberger und… Eben. Sozialdemokraten haben es oft genauso schwer wie Frauen bei der AfD.

Ja, wir alternden Sozialisten haben es uns mit der SPD nie leicht gemacht, und die alte, traditionsreiche Partei der kleingeratenen Leute hat es unsereins im reichsten Land Europas deshalb besonders schwer gemacht: Kritik war Majestätsbeleidigung. Jetzt, wo die Täubchen im deutschen Märchengarten rechts ihr Futter suchen, wo stimmberechtigte Deutsche ihr Petri Heil suchen, wo Genossen, die zu Zeiten meiner Omi Glimbzsch nicht nur in Zittau rot wählten und Stalin verachteten, fehlt dieser Partei fast alles: Die kommunalen Wohnungen verschachert, die Gemeinwirtschaft privatisiert, die Programme glatt gebügelt und allenthalben Nerds in Wartestellung auf Staatssekretärsposten.

Noch weiter rechts ist nur der Abgrund – eine nach Polizeistaat duftende Ordnungsmacht, Ratlosigkeit und das blaue Heilsversprechen der AfD, die die Wähler direkt an der Haustür abholen kann, weil links von der Mitte nicht erst seit gestern eine riesige Glaubwürdigkeitspanne entstanden ist. Randale hilft rechtsaußen. Die Kacke ist am Dampfen – nicht nur auf den deutschen Äckern, Wiesen und in den Atomkraftwerken. Wer soll das denn auslöffeln? Aschenputtel.

*) Peter Grohmann

ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Der Wienerwald brennt

Der Wienerwald brennt – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat großer Töchter, Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne:
Vielgerühmtes Österreich!

Nach jedem Guss schwellen die Bäche und färben sich ein wenig braun. Das klart sich nach einiger Zeit aber wieder auf. Meistens. Doch manchmal sieht’s so aus, als könnte ein braune Flut hinterher kommen. Der Wienerwald brennt, die Zeit für SPÖ und ÖVP scheint abgelaufen.

Im stolzen roten Wien, der uneinnehmbaren Festung, schafften es die Sozis auf 12,3 % (Stuttgart: 11,9). Nach unten geht also immer. Der alte Graf Alexander van der Bellen, freischwebender Grüner und TTIP-Gegner, erhält dreimal mehr Stimmen in Wien, im ganzen Öster-Reich mit 20 % fast das Doppelte als die Roten.

Zugegeben, Stuttgart ist nicht Wien, Vorarlberg noch nicht Baden-Württemberg.

Volks-front, Volks-front! würd‘ meine Omi Glimbzsch aus Zittau jetzt skandieren. Recht hätte sie: Der Graf, die Frau Griss und die Stimmen der letzten regierenden Mohikaner könnten Österreich vor dem Untergang retten. Man könnte aber auch sagen: Nicht mit denen und mit denen auch nicht und mit dem schon gar nicht. Dann steigt das braune Wasser in der Wiener Hochburg weiter und weiter und weiter und steht dem Establishment bald bis zum Hals. Fürs Abtauchen wie in Stuttgart reicht es natürlich immer.

Und die Zukunft? Hier und dort haben immer mehr Wahlberechtigte die Schnauze voll – von Mauscheleien, Verflechtungen, Ämterpatronage, etc pp. Großen Koalitionen hängt mit Recht sowas wie ein Einparteien-System an. SPÖ und ÖVP haben sich einmal mehr verkalkuliert. Sie sind den Slogans der braunen Blauen hinterher gerannt – der Ausländerfeind ist aber beim Original FPÖ besser aufgehoben.

Die Watschn fürs Establishment sind hoch verdient – und im schlimmsten Fall muss auch ein österreichischer Bundespräsident nicht fürchten, in Europa isoliert zu werden, wie man sieht. Man kann bestens miteinander, Gabriele liebt Sisi, Kohl liebt Orban, Rezip liebt Angela.

Ich liebe den Kaiser: Das wär‘ doch die Lösung für die angeschlagene Demokratie – und Abgaswerte bitte neu einstellen.

*) Peter Grohmann

ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Störfälle

Störfälle – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Die Einzigen, die wirksame Kontrollen beim internationalen Steuerbetrug verhindern, sind die Deutschen. Lassen wir diesen Vorwurf auf uns sitzen? Ja.

Was lag sonst noch an die Woche? Kontrollen, Prüfungen und Störfälle. Alle 100 000 Jahre ein Atomunfall, sagen die verdienstvollen Märchenerzähler der Atomwirtschaft. „Wie schnell doch die Zeit vergeht, Peter!“, tät da meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen. Aus Erfahrung weiß sie: Es gibt normale Prüfungen und ordentlich protokollierte Prüfungen. Und dann gibt es Prüfungen, die zwar ordentlich protokolliert wurden, aber nie stattgefunden haben – also Nichtprüfungen.

Bei einer ordentlich protokollierten Nichtprüfung eines Atomkraftwerks gibt es in der Regel keinen Ärger mit Herrn Untersteller ­– und anderen Unterstellern. Denn radioaktive Niederschläge kommen auf dem Papier gar nicht erst vor – was wesentlich zur Volksgesundheit beträgt (weniger Stress). So eine Nichtprüfung ist im Endeffekt deutlich preiswerter. Noch preiswerter ist natürlich Outsourcing – warum nicht an chinesische oder japanische Prüf-Dienstleister? Dort lebt geschultes Prüfpersonal, das bei einem GAU schnell im Nebel Pekings verschwinden kann.

Und was würde die Nichtprüfung der Dieselgifte durch Autominister Alexander Dobrindt (VW/CSU) bringen? Die Unprüfung von Todesfällen? Auch beim Bettvorleger der Autoindustrie, dem Kraftfahrt-Bundesamt, scheint unbekannt zu sein, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 35 000 Menschen durch Dieselgifte & Co. KG vom Leben zum Tode kommen, also zehnmal so viele wie im Verkehr. Meine Omi Glimbzsch hat ’n Trabbi überlebt, nu wird sie ooch am manipulierten VW Passat nich sterben.

Ach, übrigens: Am Ufer des Neckars verläuft ein alter schnuckeliger Leinpfad quasi mitten durch das Werksgelände des Neckarwestheimer Atomkraftwerks. Zur Sicherstellung des für diesen Pfad nach wie vor geltenden Wegerechts ist jeweils ein Tor im Sicherheitszaun, an dem z. B. Salah Abdeslam, wenn er je wieder neckaraufwärts wandert, einfach klingeln kann. Er würde dann in Begleitung des atomaren Wachpersonals das Betriebsgelände durchqueren können. Wär doch eine Prüfung wert.

In Erinnerung an die Nichtprüfungen (manipulierte Auswahl)
Los Alamos ’45, Los Alamos ’46, Chalk River, Idaho Falls, Majak/Kyschtym, Windscale/Sellafield ’57, Los Alamos ’58, Simi Valley, Knoxville, Idaho Falls, Charlestown/Rhode Island, Melekes, Monroe, Lucens, Rocky Flats, Windscale/Sellafield, AKW Leningrad, AKW Belojarsk ’77, AKW Bohunice, AKW Belojarsk ’78, Three Mile Island/Harrisburg, Saint-Laurent, Tschernobyl ’82, Wladiwostok, Gore, Tschernobyl (Super-GAU), Tomsk-7/Sewersk, Tokaimura, Fleurus, Fukushima (Super-GAU)

Böllerman schlägt zurück

Böllerman schlägt zurück – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Lieber Herr Ergohahn,

wir haben ja in unserer deutschen Republik ein mehr oder weniger seit Menschengedenken hervorragend funktionierendes Rechtssystem – von ein paar Ausrutschern (NSDAP 33 ff, NSU 2011 ff) mal abgesehen. In § 103 der StVO – sorry, StGB – etwa, ist bei uns zu Hause geregelt, wann wir ausländische Staatsoberhäupter beleidigen dürfen. OK, tät jetzt meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen – da hat Euer Böllermann ja Schwein gehabt! Meine Omi weiß Bescheid – die hat schon Majestäten wie den Kaiser oder Honecker beleidigt, da war Dein Vater noch Küstenschiffer in Stalins Heimat und Du hattest noch nicht mal eine von Deinen verdienten Gefängnisstrafen aufgebrummt bekommen! Bei uns steht die Justiz mehr oder weniger auf Seiten des Volkes! Und da kommt nach § 103 nur derjenige drei Jahre in den Knast, der Leute wie Dich beleidigt, wenn sie sich „in amtlicher Eigenschaft im Inland“ aufhalten. Und? Hast Du? Dein Inland, lieber Recep, sind wir aber noch lange nicht, da braucht ’s noch ganz andere Türkenwellen, wie unsere Rechtsausleger aus der Mitte sagen würden.

Nicht erst seit dem „Stürmer“ und der Spiegelaffäre wissen wir, wie weh es der Pressefreiheit tun kann, wenn sie sich verletzt. Informationen sind der erste Schritt zu Veränderungen – deshalb fürchten bekanntlich nicht nur autoritäre Regierungen wie Deine eine freie und unabhängige Berichterstattung. Merke, Tayyip: Wo Medien nicht über Unrecht, Machtmissbrauch oder Korruption berichten können, findet auch keine öffentliche Kontrolle statt, keine freie Meinungsbildung und kein friedlicher Ausgleich von Interessen. Aber daran, das wenigstens wissen wir, hast Du ja eh Null Interesse.

Ich sag mal so: Nicht der Böllermann macht uns Sorgen, über und unter der Gürtellinie, sondern Leute wie Du. Und der Lech Kaczyński, und der Viktor Orbán. Und die Marie Le Pen, damit auch eine Frau dabei ist. Und der Trump – Du weisst schon. Also, Alterchen, lass die Pferde im Stall, sonst machen wir Ernst mit der Pressefreiheit…

*) Peter Grohmann

ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter