Archiv der Kategorie: Sant’Anna di Stazzema

„Nie wieder Sant’Anna“
Zum zweiten Mal deutsch-italienisches Workcamp „Campo della Pace“

Vom 5. bis 14. August 2018 kamen junge Menschen im Alter zwischen zwischen 17 und 27 Jahren aus Deutschland und Italien in Camaiore und Sant’Anna di Stazzema (Toskana, Italien) zusammen, um sich mit der Geschichte der deutschen Besatzung Italiens und dem SS-Massaker von Sant’Anna di Stazzema am 12. August 1944 auseinanderzusetzen.

Begleitet wurden die 17 Teilnehmenden während des zehntägigen Projekts durch ein deutschitalienisches Team. Ein Historiker, eine Künstlerin und Erinnerungspädagogen organisierten ein vielseitiges Programm, das eine multiperspektivische Annäherung an das Thema ermöglichte. Entlang historischer Pfade wanderte die Gruppe gemeinsam zu dem Bergdorf Sant’Anna di Stazzema. Es fanden mehrere Begegnungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen statt. Zum Abschluss des Workcamps wirkte die Gruppe an der offiziellen Gedenkfeier zum 74. Jahrestags des Massakers aktiv mit.

Das „Campo della Pace“ („Friedenscamp“) konnte durch die finanzielle und administrative Unterstützung der Naturfreundejugend Württemberg, der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V., der AnStifter Stuttgart e. V., dem Land Baden-Württemberg, privaten Spendern, der Associazione Martiri di Sant’Anna und dem Parco Nazionale della Pace sowie dem Museo storico della Resistenza (Sant’Anna di Stazzema) bereits zum zweiten Mal nach 2017 realisiert werden. Die Landeszentrale für politische Bildung fördert die Vor- und Nachbereitung. Ein besonderer Dank gebührt den Überlebenden Siria und Adele Pardini, Enio Mancini und Enrico Pieri.

Das langfristig angelegte Workcamp-Projekt, bei dem junge Menschen aus Deutschland und Italien sich umfassend mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und des Faschismus auseinandersetzen, aber auch über die Bedeutung von Frieden und einem vereinten Europa reflektieren, soll auch den Austausch junger Menschen beider Länder verstärken und das Interesse fördern, die Zukunft Europas aktiv mitzugestalten.

Im Auftrag des Workcamp-Teams: Petra Quintini

Friedenscamp Sant Anna 2018
Rede von Chiara Bertolli

 

REDEBEITRAG CAMPO DELLA PACE 2018 Gedenkfeier 12.08.2018 – Sant’Anna di Stazzema (vorgetragen von Chiara Bertolli)

“Nie wieder Sant’Annas”, diese Worte, die Enrico Pieri häufig ausspricht, sind für uns von großer Bedeutung. Es sind einfache und klare Worte, die aber unsere Wünsche und Hoffnung ausdrücken, dass sich Ereignisse wie diese niemals wiederholen mögen. Und genau dafür setzen wir uns im Campo della Pace ein.

Das Campo della Pace, das sind wir, 17 junge Weltbürger, die in Italien und Deutschland leben und sich an diesem Ort, in Sant’Anna di Stazzema, treffen, einem Ort, an dem Schreckliches geschehen ist. Wir versuchen zu verstehen, wie es dazu kommen konnte und erarbeiten uns die Geschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Wir hatten das große Glück mit den Überlebenden Enio Mancini, Adele und Siria Pardini sowie Enrico Pieri sprechen zu können und dabei ist uns klargeworden, dass wir eine Verpflichtung haben, uns ihrer Berichte zu erinnern, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit und es wird nicht mehr viele Gelegenheiten geben, die Überlebenden selber zu treffen, mit ihnen zu sprechen und von ihnen zu lernen. Ein ganz besonderer Moment war für uns, als Enio Mancini uns sein Buch „Sant’Anna di Stazzema – 12.08.1944 – sie haben es auch Dir angetan“ überreicht hat, denn damit hat er seine Erinnerungen in unsere Hände übergeben.

Das von uns gestaltete Banner spiegelt unsere Erfahrungen und Reflektionen dieser Woche wider und unsere Botschaft, die wir in die Welt rufen möchten: Unser Aufruf für Menschenrechte, Brüderlichkeit und Frieden.

Die 12 Kinder, die sich an der Hand fassen und einen Ringelreihen tanzen, erinnern zum einen an das Foto von Sant’Anna di Stazzema, das auch ein bekanntes Symbol geworden ist, stehen aber auch für die 12 Sterne der europäischen Fahne. Dies drückt unseren Wunsch nach einem gemeinsamen Europa aus, in dem man sich einander wieder die Hand reicht um die Probleme unserer Welt zu lösen, was nur gemeinsam zu schaffen ist.
Die Taube als Symbol des Friedens haben wir mit den Abdrücken unserer Hände geformt. Damit wollen wir ausdrücken, dass jeder von uns die Verantwortung hat, die Erinnerung weiter zu tragen und die Menschenrechte zu schützen.

Das Zitat “Nie wieder Sant’Annas” haben wir in den Farben des Regenbogens geschrieben, denn diesen Satz verstehen wir als optimistische Vision der Zukunft und der Welt. Wir möchten nicht, dass Sant’Anna ein bloßer Ort der Trauer und des Schmerzes bleibt, es soll vielmehr ein Ort sein, der uns hilft zu erkennen, wie wir gemeinsam in Frieden und Harmonie leben können. In einer bunten Welt der Vielfalt.

 

 

 

Italienisch-deutsche Jugendbegegnungs- und Gedenkstättenfahrt
Workcamp 2018 der AnStifter-Initiative in Sant’Anna di Stazzema

Workcamp in Sant’Anna –
Eine italienisch-deutsche Jugendbegegnungs- und Gedenkstättenfahrt

  • Du bist zwischen 18 und 27 Jahren alt?
  • Du interessierst dich für politische Zusammenhänge und geschichtliche Hintergründe?
  • Du willst mit jungen Italienern und Deutschen etwas unternehmen?
  • Du möchtest deine Interessen und deine Neugierde einbringen?

Dann freuen wir uns über deine Anmeldung für eine besondere Reise in die Toskana!

Geschichtlicher Hintergrund und Aktivitäten:

Am 12. August 1944, gegen Ende des zweiten Weltkrieges, überfielen deutsche Soldaten das toskanische Bergdorf Sant’Anna di Stazzema und verübten eines der größten deutschen Verbrechen auf italienischem Boden. Bei dem dortigen Massaker ermordeten sie etwa 560 Zivilisten, darunter vor allem wehrlose Frauen und Kinder, auf erbarmungslose Art. Wo einst grauenvolles Töten vonstattenging, befindet sich heute ein Friedenspark mit Gedenkstätte und Museum, ganz besonders dank des jahrzehntelangen, unermüdlichen Einsatzes der wenigen Überlebenden. Es sind diese Zeitzeugen, die uns herzlich einladen, von ihnen persönlich ihre Geschichte zu hören, sowie am Ort des Gedenkens über die Vergangenheit zu forschen, über die Gegenwart und Zukunft Europas zu diskutieren und sie bewusst mitzugestalten.

Für unsere Friedensarbeit stehen uns vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Wir können aus verschiedensten Workshop-Angeboten mit kreativen oder multi-medialen Methoden wählen. Zum Abschluss kann dabei auch eine Präsentation und Dokumentation mit den Mitteln unserer Wahl entstehen. Geplant ist auch, dass wir einen eigenen Beitrag zu den Gedenkfeierlichkeiten des Jahrestags des Massakers am 11. und 12. August vorbereiten.

Klar, dass wir uns, zusammen mit den italienischen Teilnehmenden, viel Zeit fürs gegenseitige Kennenlernen und die Besichtigung der Umgebung nehmen, ob beim gemeinsamen Zubereiten der Mahlzeiten, beim Erkunden des mittelalterlichen Städtchens Pietrasanta, bei sportlichen Aktivitäten oder bei einem Ausflug ans Meer…

Vor- und Nachbereitungsseminare in Stuttgart (Änderungen vorbehalten!):

Vorbereitung: voraussichtlich 01.06. – 03.06.2018
Nachbereitung: voraussichtlich 11.10. – 14.10.2018

Workcamp-Flyer zum Herunterladen: Workcamp2018_Flyer_SantAnna

Infos & Anmeldung: Naturfreundejugend Württemberg / 0711-481077 / info@nfjw.de

PS: Die AnStifter-Initiative Sant’Anna freut sich über neue Mitstreiter*innen (gerne auch mit Buchhaltungskenntnissen). Bei Interesse einfach eine Mail an kontakt@die-anstifter.de mit dem Betreff „Sant’Anna“ senden, Termin und Einladung zum nächsten Treffen der Gruppe folgen.

PPS: Die Finanzierung des Projekts soll größtenteils durch den Zuschuss des Landes gesichert werden, für den Rest laufen noch Zuschussanträge. Spenden für das Workcamp und für unsere weitere Arbeit in Sant’Anna nehmen wir gerne entgegen.

Spendenkonto:
Die AnStifter e.V., IBAN DE31 4306 0967 7000 5827 01, Stichwort: SantAnna.

Artikel in der KONTEXT Wochenzeitung
Stadt der Antifaschisten

Von Sandro Mattioli
Datum: 28.02.2018

Im Jahr 1944 wurden mehr als 500 Bürgerinnen und Bürger von Sant’Anna di Stazzema Opfer eines Massakers der SS. Der Bürgermeister des toskanischen Bergdorfs setzt nun ein Zeichen gegen leichtfertige Reden über den Faschismus, seine Symbole und Gesten: Seit kurzem kann jeder Bürger werden, der die Welt als globales Friedensdorf begreift.

Er wollte es vor allem für die jungen Menschen machen, für die Werte der italienischen Verfassung, die dezidiert antifaschistisch ist. Für Freiheit und Demokratie, nicht gegen etwas. Am 27. Dezember des vergangenen Jahres hatte Bürgermeister Maurizio Verona, 51, die Idee. „Junge Menschen benutzen das Internet täglich, es ist ein wichtiges Instrument für sie. Es ist deswegen einfacher, sie dort zu erreichen“, erklärt er. Das Register steht aber jedem Menschen der Welt offen, so er oder sie die Werte der entsprechenden Charta teilt: die Welt als globales Friedensdorf. Noch ist die Seite und die Charta nur in Italienisch verfügbar, doch in Bälde soll auch eine deutsche, französische und englische Version online gehen. Mehr als 37 000 Bürgerinnen und Bürger hat die antifaschistische Gemeinde bereits.

Es ist ein symbolischer Akt, sich hier zu eintragen, er hat keine Rechtsfolgen und keinerlei verpflichtende Wirkung. Aber gerade für Deutsche ist es ein hoch aufgeladener Akt. Denn die Geschichte dieses Melderegisters reicht weit zurück, zurück in eine Zeit, in der sich Deutschland und die Deutschen von ihrer allerhässlichsten Seite in Italien gezeigt haben: in das Jahr 1944. Damals wurde Sant’Anna di Stazzema Schauplatz eines schlimmen Massakers an der italienischen Zivilbevölkerung. In Maurizio Veronas Gemeinde machten sich die deutschen Soldaten, vorrangig der Waffen-SS, zu Kriegsverbrechern, machten sich zu Massenmördern an der Zivilbevölkerung.

Gedenkfeier am Ossarium (Beinhaus) von Sant'Anna 2017. Foto: Christina Gohle.
Gedenkfeier am Ossarium (Beinhaus) von Sant’Anna 2017. Foto: Christina Gohle.

Der Ort Sant’Anna di Stazzema liegt in den toskanischen Bergen. Er hatte damals keinerlei strategische Bedeutung. Ursprünglich zählte Sant’Anna rund 400 Seelen. Weil aber in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs viele Kriegsflüchtlinge hier Schutz gesucht hatten, war die Einwohnerzahl deutlich angewachsen. Im Ort hielten sich neben den Einwohnern nur Menschen auf, die größtenteils aus tieferliegenden Orten an der Küste kamen, wo heftige Kämpfe tobten. Die militärische Bedeutungslosigkeit der Anwesenden hielt deutschen Soldaten am Morgen des 12. August 1944 nicht davon ab, den Ort auszulöschen. Sie erschossen rund 560 Menschen, vom Kleinkind bis zum Greis, sperrten die Menschen in Häuser, warfen Handgranaten hinein. Auf dem Platz vor der Dorfkirche schichteten sie die Bänke aus der Kirche auf mitsamt den Leichen und zündeten alles an. Sie wüteten, als seien sie keine Menschen. Sant’Anna hat die Folgen von Hass, Faschismus und Totalitarismus besonders heftig vor Augen geführt bekommen – doch lange hat das niemanden interessiert.

Deutsche Soldaten in Abwesenheit als Kriegsverbrecher verurteilt

Dieses Massaker war kein Thema, für Jahrzehnte. Zunächst wollte Italien nicht die gute Beziehung zu Deutschland riskieren, dann regierte das Vergessen. Bis im Jahr 2002 die Unterlagen zu dem Fall wieder auftauchten. Ein rühriger Staatsanwalt machte sich ans Werk, am Ende wurden im Jahr 2005 deutsche Soldaten in Abwesenheit als Kriegsverbrecher verurteilt. Zu befürchten hatten die Männer freilich nichts: die Bundesrepublik liefert keine Staatsangehörigen aus. Und die Mühlen der Justiz in Deutschland mahlten in der Folge betont langsam bis gar nicht.

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Bericht aus dem Workcamp in Sant’Anna

Alle Teilnehmenden unserer deutsch-italienischen Jugendbegegnung sind am vergangenen Samstag im italienischen Ort Pietrasanta, nahe Sant’Anna, angekommen. Am Wochenende fanden erste Workshops zum Thema „Erinnerung“ und zum geschichtlichen Hintergrund des Massakers in Sant’Anna im Zweiten Weltkrieg statt. Auf dem Programm stehen auch Begegnungen mit Zeitzeugen, die gemeinsame Arbeit an Projekten zur Völkerverständigung und Menschenrechten sowie die Teilnahme an den Gedenkfeiern zum Jahrestag des Kriegsverbrechens am 12. August.

Bericht aus dem Workcamp: Wer mehr über die Aktivitäten und Erlebnisse der Teilnehmer*innen erfahren möchte, kann das über den Blog einer Workcamp-Teilnehmerin. Christina Gohle ist Mitglied in der Ortsgruppe der Naturfreunde Giengen und bloggt auf ihrer Website.

DVD
Das zweite Trauma – Sant’Anna di Stazzema

DVD Das zweite TraumaNach der sehr erfolgreichen Premiere am 20. November im Atelier am Bollwerk ist nun die DVD zum Autorenfilm „Das zweite Trauma – das ungesühnte Massaker von Sant’Anna di Stazzema“ erschienen.

Unter der ISBN 978-3-941585-06-5 kann sie im Buchhandel für 15 Euro bestellt werden – und natürlich auch direkt beim Macher Jürgen Weber unter info@querwege.eu.

 

Sant’Anna
Ehrenbürgerschaft für Gabriele Heinecke

2016-03-19 Gabriele Heinecke Sant'Anna_2Die Gemeinde Stazzema verlieh Rechtsanwältin Gabriele Heinecke aus Hamburg die Ehrenbürgerschaft. Und zwar- wie Bürgermeister Maurizio Verona ausführte – „für ihren Einsatz von über zehn Jahren, um auch in Deutschland der Wahrheit und der Gerechtigkeit für die Opfer von Sant’Anna di Stazzema Geltung zu verschaffen.“

Am 19. März 2016 wurde die Urkunde in einer Feier im Museo Storico della Resistenza in Sant’Anna von Bürgermeister Verona überreicht. Anwesend waren zahlreiche Ehrengäste: u.a. aus der Versilia die Massaker-Überlebenden Enrico Pieri, Enio Mancini und die Schwestern Pardini (s. Foto) – aus Rom Militärstaatsanwalt Marco de Paolis, aus Süddeutschland Udo Sürer (Lindau) und Jürgen Weber (Konstanz) sowie Gunther Leibbrand als Vertreter der AnStifter-Initiative Sant’Anna (Stuttgart).

Gabriele Heinecke war sehr bewegt und bedankte sich mit einem Rückblick auf die zehn Jahre ihres Engagements.  Besonders aufschlussreich die Schilderung ihrer Erfahrungen mit der Stuttgarter Staatsanwaltschaft vertreten durch Oberstaatsanwalt Bernhard Häußler, sie spricht mit Bezug auf ihn von einem „System der Behinderung meiner Arbeit„, von frühen „Anzeichen dafür, dass von ihm keine sachgerechte Bearbeitung des Falles Sant’Anna zu erwarten war„. Und die Passivität des Justizministers werfe „einen dunklen Schatten auf die Justizbehörden des Landes Baden-Württemberg„.

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Kriegsverbrecher verzichtet auf Ehrenmedaille
Erleichterung in Italien

Kusterer 3

Die Meldung der Gemeinde Engelsbrand vom 15. März 2016 „Bürgermeister Rosenau erhält die Medaille …  zurück“ hat in Italien positive Reaktionen ausgelöst.

So wird in der Zeitung Il Tirreno vom 15.3.206 Paolo Grossi, der Bürgermeister von Fivizzano, einem der Orte der Massaker der Waffen-SS, an denen nach dem italienischen Gerichtsurteil von 2008 Kusterer in den Teilorten San Terenzo und Vinca beteiligt war, zitiert:
„Ich fühle mich erleichtert, glücklich und ermutigt von der Nachricht von der Rücknahme der Medaille des Kommandanten der SS; ein Akt, den wir dem Teil Deutschlands verdanken, der den Fehler begriffen hat, den man begangen hatte. …
Heute erneuere ich die Einladung an den Bürgermeister der Gemeinde Engelsbrand in Deutschland, die Gemeinde Fivizzano und die Orte der Nazi-Massaker zu besuchen, bei denen Kusterer einer der Hauptverantwortlichen war. …“

Weiter zum italienischen Originalartikel

„Ex-SS-Soldat gibt Ehrenmedaille zurück“

Am 15.3.2016 meldet der SWR:

Entscheidung in Engelsbrand: Ex-SS-Soldat gibt Ehrenmedaille zurück
„Nach internationalen Protesten gegen die Ehrung eines Kriegsverbrechers in Engelsbrand gibt der 94-Jährige die Auszeichnung zurück. Der Mann war wegen sozialer Verdienste geehrt worden. …“
  Weiter zur Nachricht des SWR

Und die Gemeinde Engelbrand teilt am selben Tag mit, die Auszeichnung habe „keinen Bestand  mehr“.
LINK zur Erklärung der Gemeinde

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Marzabotto – Engelsbrand
Die Täter sind unter uns.

Der Vorgang liegt bereits ein Jahr zurück, ein Foto dokumentiert eine alltägliche Szene aus dem Dorfleben: Ein Bürger wird vom Bürgermeister für sein ehrenamtliches Engagement geehrt. In einem kleinen Dorf im Nordschwarzwald, Engelsbrand südlich von Pforzheim. Sein Name: Wilhelm Kusterer.

Nun hat ein italienischer Anwalt aufgedeckt: Der Geehrte war – zumindest nach Auffassung eines italienischen Gerichts – an Massakern der Waffen-SS u.a. in Marzabotto beteiligt gewesen. Dies führte nun – ein Jahr später – zu großer Empörung in Italien, in den dortigen Medien und v.a. bei den Überlebenden und Angehörigen der Massakeropfer. Inzwischen auch in Deutschland, so wird er in der Stuttgarter Zeitung vom 9.3.2016 als Kriegsverbrecher tituliert. mehr…

Jugendbegegnungsprogramm mit Sant’Anna angekündigt

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… so lautete die Meldung in der Zeitung IL TIRRENO vom 1.2.2016.
Übersetzung: „Die Deutschen werden Jugendbegegnungen mit Italien finanzieren.
SANT’ANNA. Die Unterstützung für Sant’Anna von Seiten des Bundeslandes Baden-Württemberg ist noch nicht beendet. Sie haben gerade die Restaurierung des Kirchplatzes mitfinanziert, eingeweiht mit einer feierlichen Zeremonie.“  Und weiter: „Staatsrätin Gisela Erler hat im Museum des Widerstandes tatsächlich die Absicht  verkündet, Schülerbegegnungen zwischen ihrem Land und Sant’Anna di Stazzema zu finanzieren.“

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Baden-Württemberg-Projekt ‚Kirchplatz‘ eingeweiht

Am 30. Januar 2016 wurde in Sant’Anna di Stazzema der renovierte und neu gestaltete Eingangsbereich des Kirchplatzes eingeweiht. Das Land Baden-Württemberg stellte dafür 30 000 EURO zur Verfügung. KultusministerStoch hatte am 2. Juni 2015 vor Ort die entsprechende Entscheidung der Stuttgarter Landesregierung bekanntgegeben. Nun wurde der Platz in Anwesenheit von Staatsrätin Gisela Erler seiner Bestimmung übergeben.

Zuerst wurde gemeinsam von Frau Erler, die den den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann vertrat, Bürgermeister Verona und dem Künstler Finotti, der die neuen Skulpturen des Platzes geschaffen hatte, das rote Band am Eingang durchschnitten und damit der Zugang eröffnet. Allerdings unter den ungünstigsten äußeren Umständen: beiRegen und dichtem Nebel. Anschließend enthüllte Frau Erler gemeinsam mit der italienischen Gewerkschafterin Carla Cantone eine Tafel am Kirchplatz (s.Foto*).

Es folgte ein umfangreiches Programm im Museo della Resistenza. Frau Erler sagte u.a. in ihrer Ansprache:
„Wir wollen mit der Einweihung des neuen Kirchplatzes symbolisch den Boden und die feste Grundlage bereiten für künftige freundschaftliche Begegnungen. So kann es uns gelingen, vor dem schwarzen Hintergrund dieser Gräueltaten in Sant‘ Anna die Geltung der Menschenrechte in aller Welt deutlich hervortreten zu lassen.“

Darüber hinaus nahm sie Bezug auf das Versagen der Justiz in Deutschland und unterstrich mehrfach die Bedeutung  zivilgesellschaftlichen Engagements für die Gedenkstätten- und Versöhnungsarbeit.

Weiter zum vollen Wortlaut der Rede Gisela Erlers und zum Bericht des Staatsministerums

Gunther Leibbrand sprach für die AnStifter-Initiative Sant’Anna und wandte sich direkt an die Menschen von Sant’Anna: „Ihr habt uns als Freundinnen und Freunde empfangen. Ihr habt wiederholt auf Eure Vision von einem wirklich gemeinschaftlichen, wirklich friedlichen und von einem wirklichen sozialen Miteinander geprägten Europa hingewiesen. Ihr habt uns diese Botschaft anvertraut, die Ihr so furchtbar gelitten habt und durch die zweite Schuld der De facto-Verweigerung einer deutschen gerichtlichen Verurteilung des Massakers an Euch erneut ins Leid gestürzt worden seid! Dass wir Euch kennengelernt haben und seit dem Herbst 2012  einige gemeinsame  Schritte an Eurer Seite tun durften, Ihr uns begegnet seid, auch in einem Arbeitseinsatz und in gemeinsam angepackten Projekten,  lässt uns Euch danken und danken und nochmals danken.“

Weiter zum vollen Wortlaut der Rede Gunther Leibbrands

Beide betonten die Bedeutung des Projekts „Jugendbegegnungen in Sant’Anna“ (s. Extra-Beitrag)

* Übersetzung des Gedenktafeltextes: „Die Restaurierung wurde finanziert mit einem Beitrag des Landes Baden-Württemberg, der Gewerkschaft Spi Cgil, der Opfervereinigung Sant’Anna di Stazzema und [des Vereins] Die AnStifter – Sant’Anna di Stazzema, 30. Januar 2016“

Foto: Eberhard Frasch

Benefiz
Über 1000 EURO für die Friedensorgel

Die Benefizveranstaltung „Lesung und Musik“ am 27.1.2016 fand großen Anklang und erbrachte einen Ertrag von ca. 1000 EURO  (Überweisungen nicht eingerechnet). Sie kommen der Erweiterung der Friedensorgel in der Kirche von Sant’Anna zugute, die vom Verein der Freunde der Friedensorgel initiiert worden ist. Die alte Orgel war wie der gesamte Innenraum der Kirche von den Männern der Waffen-SS vollkommen zerstört worden.

2016-01-27 Kirche Gaisburg3
Carolin Kaiser und Jonathan Ferber

Ziele der Vereinsarbeit sind unter anderem:
Durch Konzerte und andere Veranstaltungen die Erinnerung an die Opfer des SS-Massakers vom 12. August 1944 wachzuhalten und gleichzeitig an die Opfer aller Massaker und Kriege, vereint durch die Geschichte und die Werte, die die Basis unserer Demokratien und der Europäischen Union sind.

Die Musik zu fördern in all ihren Erscheinungs-formen, als Universalsprache, die fähig ist, Völker und Kulturen anzunähern und den Dialog und die Auseinandersetzung zu fördern und so ein breites Publikum für die Thematik der Friedenskultur zu sensibilisieren.
(Auszug aus der Satzung des Vereins)

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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Benefizveranstaltung für Sant’Anna

Mancini        „Enio Mancini: Erinnerungen“
Benefizveranstaltung für Sant’Anna mit Lesung und Musik

Wann?    Mittwoch, 27. Januar 2016, 19:00 Uhr
WO?        Gaisburger Kirche, Stuttgart, Faberstraße 17
WER?      Michael Seehoff (Rezitation), Carolin Kaiser und Jonathan Ferber (Orgel)

Wir laden herzlich ein. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.
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Carla Kurz – ihr Tod bleibt ungesühnt

Carla Kurz Quelle Archiv Dr.Landi

Carmen Sylva Kurz, genannt Carla – eines von Hunderten zivilen Opfern des Massakers von Sant’Anna di Stazzema. Mit dem Ende der strafrechtlichen Möglichkeiten, die Täter in Deutschland vor Gericht zu bringen, wird auch ihr gewaltsamer Tod ungesühnt bleiben.

Ihre familiären Wurzeln reichen zurück bis nach Süddeutschland, auch nach Stuttgart, wo ihr Urgroßvater, der schwäbische Schriftsteller Hermann Kurz, viele Jahre gelebt und gearbeitet hat. Seine Kinder hatten eine enge Beziehung zu Italien und übersiedelten zum Teil dorthin, so auch Carlas Großvater Alfred – seine Nachkommen ließen sich in Forte dei Marmi nieder. Dort leben auch heute noch die Kinder von Carla Kurz, die schon früh ihre Mutter verloren haben. Sie war vom Evakuierungsort Valdicastello auf dem Weg zu Verwandten, um Lebensmittel zu besorgen – dabei geriet sie in Sant’Anna tragischerweise an jenem 12. August 1944 in die Gewaltaktion der Waffen-SS und wurde ermordet.

Ausgerechnet in Stuttgart, dem langjährigen Wohnort von Hermann Kurz,  wurde letztlich verhindert, dass die Mörder seiner Urenkelin vor Gericht mussten, verantwortlich: die Staatsanwaltschaft (Bernhard Häußler), die Generalstaatsanwaltschaft (Klaus Pflieger) und die Justizminister (Ulrich Goll, Rainer Stickelberger).

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„Justizschande“ – Das Echo in den Medien

Die Nachricht Kein Prozess in Deutschland gegen die Täter von Sant‘Anna
hat ein lebhaftes Echo in den Medien hervorgerufen.

Justizschande von Hermann G. Abmayr (KONTEXT 7.10.2015)

„Von dieser Schande kann sich die Justiz in Baden-Württemberg nicht mehr befreien: Das SS-Massaker von Sant’Anna di Stazzema bleibt endgültig ungesühnt. Denn jetzt ist auch für den letzten Beschuldigten die Frist für ein Klageerzwingungsverfahren abgelaufen. Er ist ‚dauerhaft verhandlungsunfähig‘. …“
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NS-Massaker bleibt ungesühnt von Andreas Müller (Stuttgarter Zeitung online 7.10.2015)

„Wegen der Ermordung von mehr als 500 Menschen im italienischen Sant Anna wird endgültig keine Anklage erhoben. Grund: der heute 94-jährige Kompaniechef ist dement. Die Überlebenden üben scharfe Kritik an der Stuttgarter Justiz, die die Ermittlungen verschleppt habe.  … „
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Pressemitteilung „Kein Prozess in Deutschland gegen die Täter von Sant‘Anna“

Pressemitteilung

Häußler siegt – Justitia hat verloren
Kein Prozess in Deutschland gegen die Täter von Sant‘Anna

Die Nachricht war verfrüht „Massaker von Sant‘ Anna bleibt ungesühnt“ (n-tv 28.5.2015). Am 26.5.2015 hatte die Staatsanwaltschaft Hamburg die Ermittlungen gegen den früheren Untersturmführer der Waffen-SS Gerhard Sommer eingestellt. Unbeachtet blieb, dass zu diesem Zeitpunkt die Rechtsmittel, die der Nebenklage zustanden, noch nicht ausgeschöpft waren. Dementsprechend hat Rechtsanwältin Heinecke (Hamburg) Anfang Juni im Auftrag des Überlebenden Enrico Pieri Beschwerde eingelegt, um die Staatsanwaltschaft mit Hilfe der Aussage eines Zeugen zu weiteren Ermittlungen über das tägliche Verhalten des Herrn Sommer zu bewegen. Da sich der Zeuge zurückzog und ein Gutachten vorlag, in dem der Beschuldigte als dauerhaft verhandlungsunfähig beurteilt worden war, hielt die Staatsanwaltschaft an der Verfahrenseinstellung fest und die Generalstaatsanwaltschaft wies Anfang August die Beschwerde zurück. Ein Klageerzwingungsantrag mit dem Ziel, gegen einen Verhandlungsunfähigen die Erhebung der Anklage zu fordern, machte daher keinen Sinn mehr, Anfang September ist die Frist verstrichen. Damit steht –wenn nicht gravierende neue Tatsachen zutage kommen – fest, dass es eine strafrechtliche Aufarbeitung des Massakers von Sant’Anna di Stazzema vor einem deutschen Gericht nicht geben wird. Am 12.8.1944 waren dort ca. 560 Zivilisten von der Waffen-SS grausam umgebracht worden.

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Erklärung „Häußler siegt – Justitia hat verloren“

Erklärung der AnStifter-Initiative Sant’Anna vom 29.9.2015 (PDF):

Häußler siegt – Justitia hat verloren
Kein Prozess in Deutschland gegen die Täter von Sant‘Anna

Einen Prozess gegen die Täter von Sant’Anna di Stazzema wird es nicht geben. Durch dieses bittere Faktum sehen wir uns in unserer Kritik an der Stuttgarter Justiz bestätigt. Das jahrelange Verschleppen der Ermittlungen und der mangelnde Strafverfolgungswille der Stuttgarter Staatsanwälte sind ursächlich für das Scheitern der Bemühungen um eine strafrechtliche Aufarbeitung des Massakers von 1944. Wir sehen unsere Kritik auf eindrucksvolle Weise vom Oberlandesgericht Karlsruhe bestätigt . Es hat im August 2014 die Stuttgarter Einstellungsverfügung aufgehoben und in der Begründung u.a. ausgeführt, Häußler und seine Kollegen hätten sich Beurteilungen angemaßt, die ihnen nicht zustünden , und „den bloßen Möglichkeiten eines den Beschuldigten S. entlastenden Tatgeschehens … zu großes Gewicht beigemessen“. Außerdem sei – im krassen Gegensatz zu der Annahme Häußlers – davon auszugehen, dass die Aktion „ von vornherein auf die Vernichtung der Zivilbevölkerung von Sant‘ Anna dl Stazzema gerichtet“ gewesen sei.

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Offener Brief an Kurt Schrimm

Die AnStifter-Initiative Sant’Anna wandte sich am mit einem Offenen Brief an Kurt Schrimm
(bis Ende September Leiter der Ludwigsburger Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen):

„Sie ziehen in diesem Interview [vom 5.8.2014 in der StZ] eine Bilanz Ihrer 15-jährigen Amtszeit. Dass Sie dabei auf Ihre Erfolge und auf Ihre Leistungen hinweisen, ist für mich selbstverständlich. Diese sollen auch nicht geschmälert werden, wenn ich auf einen kritischen Punkt hinweise: Bei Ihren Antworten auf Fragen nach Versäumnissen, Fehlern, Zufriedenheit oder Desillusionierung taucht an keiner Stelle der Name Sant’Anna auf, obwohl Sie – soweit ich richtig informiert bin – intensiv mit den Ermittlungen beschäftigt waren, auch in Italien. Die Zentralstelle hat den Fall 2002 an die Stuttgarter Staatsanwaltschaft – zuständig Oberstaatsanwalt Bernhard Häußler – abgegeben. Deren Ermittlungsverfahren wurde dann im Jahr 2012 eingestellt. …

Sie äußern sich in Ihrem Interview freimütig zu den verschiedensten Verfahren, warum eigentlich nicht zu dem – auch räumlich – naheliegenden von Sant’Anna? …“

Weiter zu dem Interview STUTTGARTER ZEITUNG vom 9.8.2015
Weiter zum Offenen Brief im vollen Wortlaut

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5. AnStifter-Reise nach Sant’Anna die Stazzema

Bericht zur Sant’Anna-Reise vom 29.5.bis 3.6.2015

Nachdem am 70. Jahrestag des Gedenkens an das Massaker vom 12. August der deutsche Generalkonsul für Norditalien verkündet hatte, dass die Restaurierung der Cappellina mit 60.000 € aus dem deutsch-italienischen Zukunftsfonds finanziert werden könne, wurden die notwendigen Arbeiten von den regionalen Institutionen zügig in Angriff genommen und schon nach wenigen Monaten abgeschlossen. Am 7. März sollte die feierliche Einweihung stattfinden, zu der auch die Anstifter eingeladen worden waren. Doch ein Orkan, der in der Nacht vom 4. auf den 5. März über die Toskana hinwegtobte, zwang zur Verschiebung: Sant’Anna war wegen vieler umgestürzter Bäume nicht mit dem Auto erreichbar, außerdem waren Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Das Dach der ansonsten unversehrt gebliebenen, neu renovierten Kapelle, war beschädigt worden. 
Der neue Einweihungstermin wurde letztlich auf den 2. Juni festgelegt, dem Jahrestag der Neugründung der Republik Italien, die zum 1.1.1948 in Kraft trat und die in dem Referendum vom 2. und 3. Juni 1946 ihre gesetzgeberische Grundlage gefunden hatte. Eine Delegation der AnStifter war bereits am 29. Mai in das toskanische Bergdorf gereist, denn am Morgen darauf fand dort eine Tagung statt, die gemeinsam von der Gemeinde Stazzema, der Nationalen Partisanenvereinigung Italiens (ANPI), dem Nationalen Friedenspark Sant Anna di Stazzema und dem Historischen Institut des Widerstandes und der Gegenwart in der Provinz Lucca verantwortet wurde. Es ging um die unzureichende Aufarbeitung der faschistischen Verbrechen während des 2. Weltkriegs in den von Italien besetzten Gebieten unter der Überschrift: „Die Bestrafung der faschistischen Verbrechen in den besetzten Gebieten – zwischen Verschweigen und Vergessen“. mehr…