Nu mal langsam mit die jungen Pferde, hat meine Omi Glimzsch aus Zittau gern gerufen, wenn man zu schnell war im Vor-Urteil! Warum sollte man nicht den Empfehlungen von Hartwig Fischer und Minister Niebel folgen, den Armen und Aussätzigen im Lande die Edel-Lasagne in den Wohnstall zu kippen? Also entweder ist am dem gefundenen Fressen nichts Verbotenes dran – keine gedopten Rösser, keine Reste aus der Apotheke wie beim Hühne- oder Schweinefleisch – dann mal ran an den Speck! Natürlich haben auch die Ärmsten der Armen das Recht, vom Reiten zu träumen, davon, einmal Springreiter zu werden im anderen Leben und im Pferd einen guten Kameraden zu sehen: Ronny mag Ponny! Aber eben nicht auf dem Teller!
Insoweit kann man die Scheu vorm Pferdefleisch nachvollziehen. Andererseits wäre es eine Sünde, gutes Essen einfach mir nichts – dir auch nichts auf den Müll zu werfen! In Deutschland sind unter anderem ca. 1,5 Millionen Menschen auf die Hilfe der Deutschen Tafel angewiesen – die anderen schämen sich. „Diesen Menschen und Hilfsorganisationen könnten die eingezogenen Lebensmittel nach einer Neudeklarierung zur Verfügung gestellt werden“, meint der christliche Demokrat Hartwig Fischer, der natürlich weder seinen Mantel noch seine Ökokost mit anderen teilen mag. Der besseren Durchsetzbarkeit halber sollten bei beiden Herrenreiter der Nation vor-speisen: Beim beginnenden Wahlkampf eine „große Tafel“ auf dem Marktplatz, eingeladen zur Ehrenspeisung die Honoratioren von Stadt, Land, aus Metzgereien und Fachfleicherbetrieben. Unsere Sterneköche machen – coram publico – die Fertiggerichte in den glänzenden Edelstahlbehältern zunächst mal so richtig heiß. Dann betreten die Vorkoster vom Dienst die Bühne: Es werden feine Pappteller samt Plastikbesteck (elfenbeinfarben) gereicht – und dann wird gefuttert und gefüttert, was das Zeug hält.
Jeder der eingeladenen Hartz-VI-Empfänger – hinter der Absperrung – darf dann zunächst mal abbeißen – es ist fast so schön wie auf der Grünen Woche! Wer der Einladung keine Folge leistet, wer unentschuldigt fehlt oder einfach nur kotzen möchte, dem wird die Sozialhilfe entzogen.
Frau Schickedanz, um ein Beispiel aus besseren Kreisen zu nehmen, hat sich nie gescheut, in Stutenmilch zu baden, und Cleopatra auch nicht. „Lass mich dein Badewasser schlürfen“, haben die Comedian Harmonists noch gesungen, als sie Cleopatra in der Wanne panschen sahen. Dann mußten sie emigrieren.