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Wettern der Woche
ApO

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 18.12.2013

Nie war sie so wertvoll wie heute, die evangelische Klosterfrau aus der Uckermark. Denn nun hat sie dem Volke das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht, das je gemacht wurde: Die Große Koalition. Jetzt kann endlich, nach all den Anfeindungen, den widersprüchlichen Analysen der vormaligen Gegner, ihren kontroversen, trotzigen Programmen und bitteren Anfeindungen, an einem Strang gezogen werden: Für die Uckermark genauso wie für Südbaden, fürs Thüringer Land, die Saar und den Ruhrpott, für Deutschland, Europa, für die Welt. Mal ganz ehrlich: Wer hätte das gedacht, nach dieser verheerenden Niederlage der Opposition? Vor Monaten noch haben sich Soziologen, Journalistinnen und Parteistrategen die Haare gerauft oder die Schenkel geklopft, höhnisch die andere Seite fertig gemacht, je nach dem, und nun das! Reichen auch uns wir, wo immer wir leben, die Hände, lassen auch wir den Weihnachtsfrieden einkehren!

Andererseits – nie war sie so wertvoll wie heute, die andere Seite der Medaille, kurz ApO genannt, mag der eine oder die andere einwenden. ApO freilich bezeichnet treffend die illegalen Kinder der Demokratie, die außerparlamentarische (!) Versammlung der Möchtegerne, der Wutbürger und Schreihälse, die ohne Auftrag und Mandat auf Straßen und Plätze ziehen, ob nun in Kiew oder Kairo, Bangkok oder Rio, und den gewählten Regierungen das Leben zur Hölle machen wollen. Davon sind wir gottlob weit entfernt. 95 % unserer Menschen finden die Linke schlimm genug, 91 % halten nichts von den Außerparlamentarischen und 75,8 % finden auch eine parlamentarische Opposition unnötig. Ja, es gibt sogar ernst gemeinte Vorschläge wie jene: „Verbieten!“ oder „Geh‘ doch nach drüben!“ Beide Ideen haben eine gewisse Tradition im Lande, kommen also nicht nur aus dem hohlen Bauch, gründen auf alte Erfahrungen und lassen sich natürlich auch beliebig kombinieren.

Meine Omi Glimbzsch aus Zittau würde sagen: „Nu‘ is‘ aber Ruhe im Karton!“ Eine Wahl ist ja auch so etwas wie eine Volksabstimmung oder der Abstieg aus der 1. Liga im Fußball. Die Menschen hatten jahrelang Zeit zum Krakeelen oder gar zum Nachdenken und haben dann, als Höhepunkt, freiwillig an der politischen Willensbildung mitgewirkt und ihr Kreuzle gemacht – jetzt ist gutt!

Man kann den Tag auch vor dem Abend loben. Denn der Segen kommt von oben (nach Schiller, Stuttgart).

Politische Justiz in unserem Land
Mitschnitt der Lesung im Kunstverein

Fluegel.tv war so freundlich und hat die sehr gut besuchte Lesung aus dem Buch „Politische Justiz in unserem Land“ der Wochenzeitung Kontext und uns AnStiftern mitgeschnitten. Das Buch kann ab sofort über den Buchhandel oder den Peter-Grohmann-Verlag direkt bezogen werden.

"Politische Justiz in unserem Land", Anstifter und Kontext, 11.12.1013: Buchvorstellung

"Politische Justiz in unserem Land", Anstifter und Kontext, 11.12.1013: Lesung D. Reicherter

"Politische Justiz in unserem Land", Anstifter und Kontext, 11.12.1013: Lesung R. Kugler

"Politische Justiz in unserem Land", Anstifter und Kontext, 11.12.1013: Lesung J. Lang

"Politische Justiz in unserem Land", Anstifter und Kontext, 11.12.1013: Lesung J. Bartle

Wettern der Woche
Kein Auge!

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 11.12.2013

„Kein Auge hat sie …“, sang meine Omi Glimbzsch aus voller Brust für uns Kinder in der Adventszeit – aber eben nur diese fünf Silben. Es war ein Lied zum Kindererschrecken: Wir stellten uns eine augenlose Frau vor, blind, grausam – und baten um Dacapo.

Der ganze Liedtext? Bitte: Zwei Engel sind hereingetreten, kein Auge hat sie kommen sehn. Sie gehn zum Weihnachtstisch und beten – und wenden wieder sich und gehn. Dass sie sich wieder abwenden und gehen, hat uns natürlich ebenso ebenso beschäftigt wie das „kein Auge“. Die Engel dieser Tage kommen aus Syrien. Es sind die Waisenkinder, Kriegsopfer und ohne jede Chance, je das christliches Weihnachtsfest zu erleben. Die Engel sind die vergewaltigten Frauen, traumatisierte Jugendliche, Giftgasopfer, Menschen mit Amputationen, Kriegswunden, häuserlos, heimatlos. In einer Art Gnadenakt hat der leider immer noch amtierende Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich entschieden, dass „wir“ weitere 5000 syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aufnehmen. Der bedauernde Tonfall ob dieser Großtat war nicht zu überhören, der CSU-Mann mag diese Menschen – 5000 von zwei Millionen – als Zumutung empfinden.

Deshalb erfolgte denn auch postwendend eine Art Wiedergutmachung für die rechtslastige Wählerschaft: eine kräftige Watschen für Bulgaren und Rumänen, die frei in Europa umeinanderreisen könnten, dann überall mal kurz haltmachen, die Wäsche von der Leine klauen und die Sozialkassen plündern. Kein Auge hat sie gehen sehn. Mit diesen „Auslassungen“ vergreift sich der deutsche Innenminister am Kern der europäische Idee. Im Haus Europa wohnen eben nicht nur die Profiteure, die am internationalen Markt mit deutschen Produkten ganz gut Kohle machen.

Und übrigens, Hans-Peter: Niemand zahlt für Lumpenbuden in den Slums der deutschen Großstädte höhere Mieten als der gepiesackte Rumäne, niemand lässt sich als illegaler Billiglöhner für zwei fuffzig leichter ausbeuten! Freizügigkeit für alle EU-Bürgerinnen und -Bürger ist vertraglich zugesichertes Recht. Alles andere zementiert Ausbeutung und eine menschenverachtende Zweiklassengesellschaft. Im Weihnachtsgepäck von Friedrich stecken jede Menge Gemeinheiten – und kein Auge hat sie kommen sehn.

Wettern der Woche
Fette Sau!

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 04.12.2013

Eine Sau braucht, um fett zu werden und 120 bis 130 Kilogramm auf die Waage zu werfen, weder Auslauf noch Freunde und auch nicht viel Zeit für Spaziergänge. So erleben etwa die meisten Schweine nie in ihrem Leben Weihnachten. Und da geht es ihnen nicht viel besser als den Gänsen – die Mehrheit schafft’s nicht mal bis zum ersten Advent. Dabei könnten sie, ging’s nach der Natur, 20 Jahre alt werden – doppelt so alt wie eine Wildsau, wenn die nicht in eine Falle tappt.
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TV-Tipp
Themenabend ‚Geheimer Krieg‘ heute im Ersten

Ein Ergebnis der umfangreichen Recherche von Süddeutscher Zeitung und Norddeutschem Rundfunk ist ein Themenabend heute ab 21:45 Uhr in der ARD. Im Rahmen von einer kompletten Folge des Magazins Panorama, der Talkshow Beckmann und ab Mitternacht der Dokumentation Schmutzige Kriege werden die Verstrickungen Deutschlands in die nicht nur schmutzigen sondern auch völkerrechtlich höchst fragwürdigen Aktionen der USA beleuchtet.

Weitere Infos: NDR & Süddeutsche

Wettern der Woche
Falsche Fuffziger

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 27.11.2013 – Dieter Hildebrandt

Jetzt werden wieder massenweise falsche Fuffziger in Umlauf gesetzt, diesmal für Dieter Hildebrandt. Der Kollege würde sich im Grabe rumdrehen, tät‘ er hören, was ihm nachgerufen wird. Damit nicht auch das noch passiert, wird er sich wohl verbrennen lassen.

So gemein ist das Leben: Du warst jahrzehntelang aufmüpfig, frech, eine Münchner Schnodderschnauze aus Breslau, hast den Hartleibigen im Lande den Magen rumgedreht und den Goldfingern den Stinkefinger gezeigt – es wird Dir nichts nützen: Sie weinen, schluchzen, trauern, finden ganz, ganz große Worte, beteuern, dass der Verlust unersetzlich ist, daß man solche Dich braucht. Gestern noch haben sie Dir das Mikrofon abgedreht, Filmriss im Studio, haben Dich abgehört, verscheissert. Jaja, sie haben auch den Deckel gelupft, den Hut gezogen vor Dir, wer weiss, werden sie sie sich gesagt haben, vielleicht knöpfst Du sie Dir ja doch mal vor.

Deine Gewitter haben jedes Wetter in den Schatten gestellt.

Jetzt werden sie sich streiten, wer wie lange reden darf bei Deiner Trauerfeier, wer in der ersten Reihe sitzen darf neben dem Intendanten und den Honoratioren. Aber vielleicht hast Du ja vorgesorgt, Du weisst schon: „In aller Stille“.

Nein, das politische Kabarett ist nicht tot, wie der entertönende Scheinkollege Harald Schmidt – der vom Flachbildschirm – – offenbar meinte, als der die politischen Kabarettisten, die scharfen Alten im Fernsehen, neulich madig machte. Gemeint hat er mit den Alten offenbar die Hildebrandt, Schramm, Priol, die Polt, Zimmerschied & Co. Die sind lebendiger als die Demokratie in diesem Lande, das scheintote Luder, mißbraucht, gebenedeiht, gedemütigt und immer wieder auferstanden aus Ruinen. Tot sind die Sender, die öffentlich-rechtlich alles Anspruchsvolle, alles Kritische an den Rand des Tages schieben, je später, je lieber – wenn überhaupt. Und scheintot sind die verschnorchelten Rundfunkräte, die zusehen, wie den Sendern die Luft zum Atmen genommen wird. Tot ist die Unabhängigkeit der Presse, tot sind die Feuilletons und politischen Magazine, die die Zeit der Unkultur nicht begreifen und die einem Hildebrandt jetzt dicke Krokodilstränen nachweinen.

Der meinte: „Die Öffentlich-rechtlichen machen sich in jede Hose, die man ihnen hinhält. Und die Privaten senden dann, was drin ist.“

Dieter Hildebrandt stand für eine andere Kultur, für eine andere Republik, für eine andere, eine radikale Demokratie, zu der es noch ein ganzes Stück hin ist. Mit solcher Weltanschauung haben die meisten Nachrufer nichts am Hut. Sie haben sich bei keiner Demo schmutzig gemacht, sie denken, Lampedusa ist eine Hautcreme, kennen Mutlangen nicht mal vom Hörensagen. Aber sie kürzen bei nächster Gelegenheit die milden Gaben für Soziales und kritische Kultur. Sie setzen immer Prioritäten – für Schnelle Eingreiftruppen, Auslandseinsätze, Drohnen, Notstandsgesetze und den Überwachungsstaat. Etwas Sonne am Grab reicht ihnen, wenn Du weisst, was ich meine, Alter.

Wettern der Woche
Schön blöd

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 20.11.2013

Wer heute noch mit der Sparkassenbuch spart, muss schön blöd sein, meinte einer jener Gauner, die unser Geld in Immobilienblasen gesteckt haben und anschließend vom Staat eine füllige Leibrente kassierten. Ein Sparbuch heißt Sparbuch, weil man es sich sparen kann. Die Zinsen sind mehr als lausig – eine kalte Enteignung, die die Sparer aber offenbar geduldig hinnehmen. Bei den jungen Leuten ist das Sparbuch trotzdem beleibt – es hat eben jeder seine Omi Glimbzsch, wenn auch nicht in Zittau, die zur heiligen Jugendweihe dem Enkel das Büchle in die Windeln wickelte. „Schöne Scheiße“, würde der heute sagen, wenn er nachdenkt. Aber das muss er ja nicht: Von den 14- bis 24-jährigen haben deutlich mehr als 65 Prozent ein Sparbuch. Dass sie davon weniger als zuvor haben werden, ahnen sie noch nicht. Später einmal, vielleicht schon bei den Europawahlen im Mai, wird man ihnen sagen, wer an diesem Desaster schuld ist: Die EU, der Euro, die Amis, die Juden, die Linken, die Griechen und die anderen Asylanten. Griechenland ist zu weit weg, also wird man ihnen zeigen, wo die Flüchtlinge hausen: In aufgelassenen Kasernen, vermoderten Schulen, Lagern. Ein kleinerer Teil der „Assis“ wartet noch im Flughafen Frankfurt auf die Abschiebung: Heimat, Du hasst mich wieder! Die Fackelaufmärsche der Populisten („Wir sind keine Rechtsradikalen, wir sind das Volk!“ – der Slogan ist geschützt!) werden so viel Widerhall finden wie seinerzeit die Scheiterhaufen für die schädlichen und unerwünschten Bücher der entarteten Schriftsteller. Interessant bleibt, dass die besseren Kreise in der Regel toleranter sind – weil in ihren besseren Gegenden niemals eine Asylbewerberunterkunft stehen wird. Im übrigen sind weder ganz Rote noch Halbrote oder Grüne vor dem Virus Fremdenhass, Antisemitismus oder Intoleranz gefeit: Die populistischen Bündnisse in Europa gegen die Überfremdung haben die bildungsfernen Schichten und das Bildungsbürgertum längst erreicht. Na, denn mal Prost beim Prosecco im Mai! Mal ganz unter Freunden: Gute Nacht um Sechse, wenn die Alternative für Deutschland Führer wie Haider, Le Pen oder Wilders gebiert. Der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Wenn wir nicht hinstehen gegen Rechts, werden wir auch hier unser blaues Wunder erleben.

Wettern der Woche
Kaltes Land

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 13.11.2013

Friss die Hälfte, das wußte schon meine Omi Glimbzsch in Zittau, und für sie galt das auch in schlechten Zeiten. Denn „je schlechter die Zeiten, umso dicker die Bäuche.“ „Iss mit ‘m Kopp, nich mit die Oogen“, sagte sie. Armut frisst, Reichtum lebt. Anders in China – da kommen die Leute bekanntlich mit einer Handvoll Reis aus.

In Herne, die Stadt mit den meisten Arbeitslosen und den meisten Hartz-IV-Empfängern, hat wohl auch die meisten Dicken. Dicht auf folgt Gelsenkirchen, dann kommen die Amis. Aber wer Sorgen hat, hat auch Likör. Logisch, jetzt folgt die Leier mit dem Alkoholismus, dem die Armen verfallen, weil die Realität so triste ist. Diese Realität wird auch die geplante schwarz-rote Scham-Offensive nicht ändern. Richtig Arme haben übrigens auch mehr Kinder als richtig Reiche, weil sie sich damit die Zeit vertreiben. Denn wenn der Strom abgestellt ist, weil die Rate nicht bezahlt werden kann, bleibt die Bude kalt und dunkel, der Zugriff auf arte gesperrt und das Bett die letzte Zuflucht. Hoffnung auf neues Leben?

Wenn die Kinder aus der Schule kommen, wenn sie überhaupt noch nach Hause wollen, wird es erst recht ungemütlich. Papa ist nicht beim Joggen, Mama nicht im Yoga-Kurs, der Pizza-Service gestern hat das letzte vom Baren gestern mitgenommen. Neulich wurde der Kleine erwischt, weil er einem Schulkameraden das Pausenbrot geklaut hat. Früh übt sich. Geduscht wird kalt, wenn, und gewaschen wird von Hand, das Zeug trocknet nicht, und solche Höschen wird kein Mensch niemals auf die Wäscheleine hängen. Im Eine-Welt-Laden zwei Häuser weiter stellte sich neulich die Initiative Fair Trade vor, warb für die Grüne Kiste, regionale Produkte und warnte vor den Billig-Klamotten von kick: In Bangladesch würden die Arbeits-Neger eben mal einen Dollar kriegen. In der Stunde, am Tag, in der Woche? Wer weiss das schon!

Wenn Sie bisher gelesen haben, wissen Sie auch, dass seelische Leiden zur Volkskrankheit Nr. 1 geworden sind, auch aus diesen Gründen. Depressionen und Angsterkrankungen stehen ganz oben auf der Liste – zur Freude der Pharmaindustrie und ihrer Genossen in den Vorzimmern der Ministerien. Bayer und Co. haben nämlich gegen alles ein Mittelchen – nur nicht gegen die wachsende Armut. Und wie steht‘s mit  dem „Recht auf Stadt“? Das geht den Menschen am Arsch vorbei, die Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen in diesen Kreisen liegt bei 25-30 %, Tendenz fallend. Lobby? Nicht für solche, das lohnt sich nicht. Stattdessen Vesperkirche, Trost von der Kanzel und die Weihnachtsaktion der Tageszeitung, Krokodilstränen zum Advent für das traurige Einzelschicksal und im übrigens das große Schweigen im Blätterwald.

Ein Georg Büchner müßte her.

Anmerkung des Säzzers: Irgendwie passt der Text zwar zum Video, ein Manuskript ist es aber keinesfalls.

Wettern der Woche
Hype

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 30.10.2013

Das Abhören, sagte mir ein unbekannter US-Senator dieser Tage, hat viele tausend Tote gespart, und die Merkel samt ihren Europäern solle sich gefälligst nicht so haben. Ob bissel Folter oder bissel Schläge in Guantanamo, ob Drohneneinsätze weltweit, Spionage, nicht erklärte Kriege, katastrophale Zustände in den Knästen, Rechtlosigkeit für die Ärmsten der Armen, ach Mensch Amerika, Land der Freiheit, Erfinderin der Menschenrechte, wie bist du nur so verkommen!?

„Wir halten diese Wahrheit für uns selbst einleuchtend, dass alle Menschen frei und gleich geschaffen sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen. unveränderlichen Rechten begabt sind, dass darunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit, dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt sind, die ihre gerechten Vollmachten von der Zustimmung der Regierten ableiten, dass wenn eine Regierungsform diesen Zwecken schädlich wird, es das Recht des Volkes, ist sie zu ändern oder abzuschaffen.“ Soweit eine frühe Behauptung, ja, ein Traum von Thomas Jefferson.

Dass also die Kanzlerin, unsere Kanzlerin, von ihren besten Freunden abgehört wird, scheint indes die deutsche Menschheit mehr zu erschüttern als die Abwesenheit jener versammelten Menschenrechte, die sich die Kolonialisten einstens auf ihre Sternenbanner schrieben. Was wird erst los sein, wenn einmal herauskommen sollte, dass mon Ami seit Jahren 96 000 Daten aus den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Daimler, Porsche, Stihl, Dürr und Allianz geklaut und ausgewertet hat? Mein Gott, Walter, würd‘ da meine Omi Glimbzsch aus Zittau singen und sich an Lale Andersen und die Stümper von der Stasi erinnern: Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, nach jedem Dezember kommt wieder ein Mai! Das Wiegenlied für die Söldner von heute singt jetzt unsere Angela Merkel mit den Sängern aus Finsterwalde – der neue schwarz-rot-gemischte Chor versammelt sich dann unterm Tannenbaum im Kanzleramt und kündet von besseren Zeiten. Denn beim neuen Koalitionsvertrag geht’s gottlob nicht um Fukushima und erst recht nicht um Lampedusa oder Aufklärung von rechtem Terror, sondern um 8,50 Euro und die Homoehe, zwei Themen, so erhebend und erhellend wie die Weltmeisterschaft für Sebastian Vettel. „Fürs Gewesene gibt’s nischt“, könnte jetzt die Omi Glimbzsch sagen.

Wettern der Woche
Lächeln an Land

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 09.10.2013

Nicht nur ein Schiff wird noch kommen, sondern noch viele, viele mehr. Übervoll mit Flüchtlingen. Weiter zuschauen, wie diese untergehen und deren Passagiere ertrinken, dürfen wir nicht mehr, meint Peter Grohmann.

Die Katholischen sind ja vom Naturell her an Leiden gewöhnt, selbst an eigene, und die Christen und Atheisten auch. Letztere können allerdings bei der gemeinsamen Show aufs Elend in der Welt nicht glaubhaft die Hände falten, sind also im Nachteil. Gemeinsam ist allen, dass sie mit dem Lächeln der Auguren am Strand stehen – und zuschauen, wie die kleinen Schiffe kentern, die ungünstige Winde aus Afrika an die Küsten treiben. mehr…

Wettern der Woche
Krieg den Palästen

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 02.10.2013

Die gute Nachricht zuerst: Nur lächerliche 24 % der Wahlberechtigten stehen wirklich hinter Angela Merkel. Und das ist noch nicht alles! Wenn ich nämlich die nie und nimmer Wahlberechtigten auch noch davon abziehe, bleiben peinliche 17,5 % übrig. Die Kanzlerin ist also gerade noch mal mit einem blauen Auge und über die 5-Prozent-Hürde gehüpft. So kann man’s also auch sehen. Bitte – gern geschehen, wenn Sie das tröstet. mehr…

Wettern der Woche
Mamatschi

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 25.09.2013

Es war einmal ein kleines Bübchen, das bettelte so wundersüß: „Mamatschi, schenk’ mir ein Pferdchen ! Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies….“ .
Mal ganz unter uns – ein Gutes hatte diese Wahl denn doch: Die CDU liegt deutlich unter 80 %. Und das will was heißen in einer Volksdemokratie, die ja medial betrachtet nur zwei Parteien kannte: CDU und SPD. Alles andere landete bei den Redaktionen auf dem Müllhaufen der Geschichte – und dem der ungedruckten Nachrichten. Um es mit dem Lieblingsspruch meiner Omi Glimbzsch aus Zittau etwas seriöser auszudrücken: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.

Ich hab’ mir die halbe Nacht über den Kopf zerbrochen, wo ich denn diesen oft zitierten rot-grüne Linksruck schon mal gesehen habe der an allem Schuld ist. In den beiden Parteiprogrammen war er nicht, da bin ich mir sicher. Im Wahlkampf, bei dem man in der Hektik der Gefühle auch mal das Parteiprogramm mit der eigenen Partei verwechselt, auch nicht. Nicht in den Sprüchen, Reden, Interviews, nicht auf den schönen Plakaten, Flyern, Bannern, Anzeigen. Vielleicht bei den Hausbesuchen? Und da gibt’s allerdings keine glaubwürdigen Zeugen, allenfalls Leute, die später mal ihren Enkel sagen werden: Ich war’s nicht. Bei den Hartz-IV-Empfängern hätte man ja eventuell noch mit links punkten können – aber die hatten sich bereits mehrheitlich für Merkel entschieden: Mamatschi, schenk wir ein Pferdchen. Den Teufel wird die tun.

Der kleine Mann auf der Straße, unberechenbar und immer noch still, sagte mir mal, als ich ihn mal auf die Sorgen von morgen ansprach: Lass mich in Frieden, Alter! Ich sag’ noch zu ihm: Junge, deine Rente ist nicht sicher! Wir müssen mehr Geld in die Bildung deiner Enkel stecken, sag’ ich noch, und deine Geldanlage …Er lachte nur nachhaltig und ging wählen. Fukushima und Freie Demokraten, Mondfinsternis und Massentierhaltung, Klimawandel und soziale Katastrophen, Armutsflüchtlinge und Abhörskandale, Gentechnik und Giftmüll: Das sollen jetzt endlich mal die ausbaden, die uns das eingebrockt haben, die, die die Macht haben.

Mamatschi, das ist die Sehnsucht von uns allen nach der Mutterbrust, für die einen mit, für die anderen ohne schwarz-rot-goldner Kette. Merkels Mantra bietet allen großen Frauen und ihren kleinen Männern und Schutz und Frieden, auch wenn der einer oder andere bei Heckler und Koch arbeitet und Schießgewehre produziert. Solche Pferde wollt’ ich nicht? Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Also Schweinskopfsülze am Veggie-Day.

"Mein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin"

CC-BY-NC Fritz Mielert/Die AnStifter
CC-BY-NC Fritz Mielert/Die AnStifter
Nur vier Tage blieben uns für die Werbung. Trotzdem kamen 50 BesucherInnen am 12. September in die GLS-Bank um Peter Grohmann zuzuhören, wie er aus „Mein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin“ von Matthias Willenbacher liest und sich an der anschließenden Diskussion über verschiedenste Fragen aus den Bereichen Technik und Politik rund um Energiewende und Nachhaltigkeit lebhaft zu beteiligen.

Lesung Matthias Willenbacher: "Mein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin"

Die Diskussion vor Ort haben wir leider nicht mitgeschnitten. Dafür gibt es aber die einleitenden Worte von Matthias Willenbacher und eine Diskussion mit ihm direkt von bzw. aus einer Windkraftanlage in Rheinland Pfalz online zu sehen.

Wettern der Woche
Der kleinen Mann

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 11.09.2013

Einmal alle vier Jahre kommt er ganz groß raus, der kleine Mann auf der Straße, und seine Frau auch. Die nimmt ihn dann an der Hand und geht mit ihm wählen. Nie sonst ist der kleine Mann auf der Straße so wichtig, so groß, so mächtig so selbstbewußt wie heute, und seine Frau auch! Kurz vor dem mehr…

Wettern der Woche
Giftgas

Peter Grohmanns "Wettern der Woche" vom 04.09.2013

Halabdscha: Das sollten wir auswendig lernen, wir, Satiriker, Kanzlerinnen und Kandidaten, Presseleute, Leser. Halabdscha – das ist 25 Jahre her. 5000 Giftgastote – aus dem Leben geworfen, aus dem Bewußtsein gelöscht. Und auch kein Wort weiter von Genozid bis heute über das qualvolle Sterben von rund 180 000 Kurden im Krieg Irak/Iran. Stattdessen tut die Journaille samt Machthaltern gestern und heute so, als sei dass, was in Syrien passiert, das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte seit dem Verbot von Chemiewaffen. «Vier Stunden», schrieb der Korrespondent der Aargauer Zeitung im März mehr…