Archiv der Kategorie: Allgemein

Polen
Roma droht Zwangsräumung

Vom 16. bis 19. Mai sind die AnStifter in Breslau (heute Wrocław), um unter anderem an die Bücherverbrennungen zu erinnern. Doch auch in der Gegenwart passieren ungute Dinge im Westen Polens: Roma sind Repressionen ausgesetzt und Amnesty ruft dazu auf, ihnen beizustehen und an Breslaus Bürgermeister zu schreiben:

Über 60 Roma, die in einer informellen Siedlung in Breslau im Westen Polens leben, droht jederzeit die Zwangsräumung. Am 26. März stellte die Kommunalverwaltung die entsprechenden Räumungsbefehle zu.

In Briefen an den Bürgermeister von Breslau und den Minister für Arbeit und Soziale fordern wir die Verantwortlichen auf, die Räumung nur als letztes Mittel in Erwägung zu ziehen und in Übereinstimmung mit internationalen Menschenrechtsstandards durchzuführen.

Weitere Infos auf amnesty.de.

Bundespräsident Gauck besuchte am 24. März 2013 Sant’Anna

– Rasche Reaktion des Bundespräsidenten auf einen Brief von Enrico Pieri –

DER BUNDESPRÄSIDENT: Rede in Sant’Anna di Stazzema zum Gedenken an die Opfer des Massakers (24.3.2013):

„Es ist für einen Deutschen kein leichter Gang, hierher, nach Sant’Anna di Stazzema zu kommen. Und für ein deutsches Staatsoberhaupt, als Repräsentant seines Landes und seiner Geschichte erst recht nicht. Es ist nicht leicht, und das soll es auch nicht sein, sich zu einer großen Schuld zu bekennen und mit einem schrecklichen Verbrechen konfrontiert zu werden, das von eigenen Landsleuten begangen worden ist. …“    mehr …

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KONTEXT 27.3.2013   Wenn Gerichte schweigen
Die SS-Männer, die in Italien wegen ihrer Beteiligung am Massaker von Sant’Anna di Stazzema verurteilt sind, genießen in Deutschland die Freiheit. Am Sonntag hat mit Joachim Gauck erstmals ein Bundespräsident den Ort in der Toskana besucht. Kontext-Autor Sandro Mattioli war dabei.    mehr …
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Berichte 24.3.2013:

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Auf der Website der Regionalzeitung Il’Tirenno der Nachrichtenticker vom Tage

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DER SPIEGEL: Gauck und Napolitano gedenken Opfer von SS-Massaker

„Binnen weniger Stunden ermordeten SS-Truppen 560 Menschen in dem italienischen Bergdorf Sant’Anna di Stazzema. Jetzt hat Joachim Gauck gemeinsam mit dem italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano der Opfer gedacht. Der Bundespräsident warb für Versöhnung. … “     mehr …

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HANDELSBLATT:  Gauck gedenkt der Opfer von Sant’Anna

„Die SS hat 1944 in Sant’Anna binnen weniger Stunden über 400 Menschen getötet. Gemeinsam mit Italiens Staatschef besuchte Joachim Gauck als erster Bundespräsident den Ort und rief dazu auf, die Opfer nie zu vergessen. …

Der Bundespräsident sprach auch die äußerst schwierige und immer noch nicht abgeschlossene juristische Aufarbeitung des Verbrechens an. „Es verletzt unser Empfinden für Gerechtigkeit tief, wenn Täter nicht überführt werden können, wenn Täter nicht bestraft werden können, weil die Instrumente des Rechtsstaates dieses nun einmal nicht zulassen“, sagte er.  …“   mehr …

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BILD: Gauck gedenkt der Opfer des SS-Massakers in Italien

„Das Verbrechen schreit bis heute zum Himmel  ….“     mehr …           (mit Bildergalerie)

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DEUTSCHE WELLE: Gauck gedenkt SS-Opfer in Italien

„Die SS verübte im August 1944 ein Massaker in der Toskana. Mit Joachim Gauck ist erstmals ein Bundespräsident nach Sant’Anna gereist. Er gedachte gemeinsam mit Italiens Staatspräsident Napolitano der etwa 560 Toten.  … “    mehr …

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ZDF HEUTE: Kriegsverbrechen – Gauck gedenkt der SS-Opfer von Sant’Anna

„Es war ein Massaker: Die SS tötete 1944 in Sant’Anna in nur wenigen Stunden mehr als 400 Menschen. … “     mehr …

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Zum Programm des Besuchs: s. die  Homepage des Bundespräsidenten

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ARD Tagesschau Vorabmeldung 24.3.2013.   Gauck und Napolitano gedenken 560 SS-Opfern

„Angehörige der SS exekutieren 1944 italienische Zivilisten.

Die SS verübte im August 1944 ein grausames Massaker in einem Bergdorf im Norden Italiens. Einige der mutmaßlichen Täter leben bis heute unbehelligt in Deutschland. Heute will Bundespräsident Gauck Sant’Anna besuchen und gemeinsam mit Italiens Staatspräsident Napolitano der 560 Opfer
gedenken. …“     mehr…

Mit Audio-Hintergrundbericht von Jan-Christoph Kitzler (BR) – ARD-Hörfunkstudio Rom

Der Tagesschau-Bericht von Gaucks Besuch ist nicht mehr online.

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DEUTSCHE WELLE 23.3.201: Interview mit Carlo Gentile: Die Erinnerung ist allgegenwärtig

„Bundespräsident Joachim Gauck besucht Sant‘ Anna di Stazzema, den Ort eines der schlimmsten deutschen Kriegsverbrechen in Italien. Die Traumata wirken bis in die heutige Generation, sagt der Historiker Carlo Gentile.  … “   mehr …

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Zum Hintergrund „Ein Brief und seine Folgen“:
Enrico Pieri u.a. waren im Januar von Staatspräsident Napolitano empfangen worden. Nach diesem Empfang übersandte Enrico Pieri dem italienischen Staatsoberhaupt einen Brief an Bundespräsident Gauck mit der Bitte, ihn diesem bei nächster Gelegenheit zu überreichen. Am 28. Februar geschah dies bei Napolitanos Staatsbesuch in Berlin. Auf einem Staatsbankett zu dessen Ehren änderte daraufhin Gauck – offensichtlich kurzfristig –  seine vorbereitete Rede und fügte diesen Passus ein:

Ein guter Freund ist manchmal auch ein kritischer Freund. Ich weiß, dass Ihnen die Arbeit der Deutsch-Italienischen Historikerkommission sehr am Herzen gelegen hat. Zu Recht. Denn die – allzu oft verleugneten oder verdrängten – Verbrechen an Ihren Landsleuten unter der deutschen Besatzung beschämen uns bis heute. Ein solches Verbrechen wurde auch in Sant’Anna di Stazzema begangen. Sie haben mir heute Morgen den berührenden Brief eines Überlebenden dieses Massakers überreicht. Wenn wir – hoffentlich gemeinsam – Sant’Anna besuchen könnten, würde mich das sehr bewegen. Und ich wünsche mir, dass die Übergabe des Abschlussberichts der Historikerkommission an unsere Außenminister vor wenigen Wochen nicht Schlussstrich einer für beide Seiten schmerzhaften Aufarbeitung war, sondern im Gegenteil die weitere aufrichtige gemeinsame Aufarbeitung der Vergangenheit fördert. Wir Deutsche haben schlechte Erfahrungen mit der Verdrängung von Fakten und der Leugnung von Schuld gemacht. Aber das war in einer anderen Epoche. Seit Jahrzehnten wissen wir, dass wir unserer geschichtlichen Verantwortung gerecht werden, wenn wir nicht verdrängen, sondern die Vergangenheit ehrlich aufarbeiten.

Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2013/02/130228-Italien-Staatsbankett.html [11.3.2013]

Der Brief ist im Original hier nachzulesen.

… und hier Enrico Pieri – Brief an Gauck deutsch

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In KONTEXT ein Artikel von Hermann G. Abmayr und Sandro Mattioli

„Beschämter Gauck“ 
Die Autoren gehen vor allem auf den Hintergrund von Gaucks Besuch ein,  nämllich das skandalöse Verhalten der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, die das Ermittlungsverfahren gegen die Täter von Sant’Anna zehn Jahre verschleppt und im Oktober 2012 schließlich eingestellt hat.
mehr …

Samstag, 6. April Busfahrt nach München

München ist allemal eine Reise, weshalb es jetzt von den AnStifter zum Ziel eines nachösterlichen Ausflugs gewählt wurde.

 

Nach der (hoffentlich staufrei verlaufenden) Fahrt auf der A 8 gibt es zuerst eine von zwei Münchner Stadtführern geleitete Kombination aus Stadtrundfahrt und Stadtspaziergang. Dieser endet um ca. 13h vor dem „Augustiner“, wo für uns zum Mittagessen (à la carte) reserviert ist.

Den Nachmittag (bis 17.30h) kann jeder nach Lust & Laune verbringen: Stadtbummel, Englischer Garten, Besichtigung der Residenz, Besuch des Deutschen Museums, der Glyptothek, der Alten Pinakothek, der Neuen usw.

 

Preis: 45 Euro pro Person

Leistungen: Hin- und Rückfahrt im komfortablen Reisebus, geführte Stadtrundfahrt und Stadtspaziergang

Abfahrt in Stuttgart: 7 Uhr am Treffpunkt Rotebühlplatz (Rotebühlstrasse)

Rückkehr in Stuttgart: ca. 20.30 Uhr am Treffpunkt Rotebühlplatz

Irrtum und Änderungen vorbehalten

 

Reiseleitung: Peter Grohmann und Frank Ackermann

 

Es ist eine verbindliche Anmeldung erforderlich.

Der Teilnehmer-Betrag ist zu überweisen auf das Konto der AnStifter, Verwendungszweck „München“

 

Jetzt aber ganz schnell anmelden:

peter-grohmann@die-anstifter.de, 0711 248 56 77, fax 0711 248 56 79

 

Vorwürfe gegen Staatsanwaltschaft
Anzeige gegen Chef von Untergebener abgelehnt

In der Stuttgarter Justiz ist auch Unmögliches möglich: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen sich selbst – innerhalb der politschen Abteilung, die Oberstaatsanwalt Häußler untersteht.  Heute ein aufschlussreicher Bericht darüber in der Stuttgarter Zeitung (1.3.2013). Dazu Rechtsanwalt Mann: „Rechtsstaatlich korrekt und andernorts auch üblich wäre es gewesen, das Verfahren zur objektiven Überprüfung an eine andere Staatsanwaltschaft zu übergeben“.  Mehr ….

Und passend dazu in der gleichen Ausgabe der Artikel „Mappus, Grube und das ‚Handbuch der
Krawalle‘ „. Darin wird u.a. auf eine „Richterin am Stuttgarter Amtsgericht hingewiesen, die mehrfach durch harte Urteile gegen Projektgegner aufgefallen ist.“  Deren Ehemann, ein Stuttgarter Anwalt, hatte Mappus – ausdrücklich zugleich im Namen seiner Familie – geschrieben, er verfolge „mit Freude Ihre klare Haltung“ im Konflikt um Stuttgart 21, zwei Wochen nach dem Polizeieinsatz. „Seien Sie versichert, dass Sie zahlreiche Bürger auf Ihrer Seite haben.“ Mehr …

Was Joe Bauer wirklich sagte

Guten Tag, meine Damen und Herren,
heute melde ich nicht ohne Stolz, dass ich hier auf dem Schlossplatz schon zu jeder Jahreszeit mal was gesagt habe. Denn das bedeutet: Der Stuttgarter Protest ist kein saisonales Ereignis in der Geschichte dieser Stadt. Diese Protestbewegung ist wetterunabhängig, resistent und bereit zum Weiterkämpfen.
Zunächst hat mich das Motto der Kundgebung leicht irritiert. „Endstation Stuttgart 21 – bitte alle aussteigen.“ Dann wurde mir klar: Das Motto meint ja nicht uns, die wir hier stehen wie eine Eins. Wir sind keine Aussteiger. Für eine demokratische Bürgerbewegung wie diese,die so unglaub-lich viele Dinge auf die Beine gestellt hat, gibt’s keine End-station. Im Gegenteil: Je länger man sich mit den Bürger-rechten befasst, desto besser begreift man: Es gibt eine Menge zu tun. Diese Arbeit wird nicht aufhören, wenn wir etwas verändern wollen. Von den Aktionen gegen Stuttgart 21 habe ich einiges gelernt: Wer sich mit Stuttgart 21 be-schäftigt,wer die Wahrheit hinter diesem Größenwahnpro-jekt sucht, darf nicht eingleisig unterwegs sein. Ein Blick in dieses Milliarden-grab eröffnet uns die Sicht auf andere Baustellen. Baustellen, die vom Bahnhof wegführen und neue politische Herausforderungen bringen.

Eine der dümmsten Floskeln überhaupt will den Leuten in der Republik weismachen, in Stuttgart gehe es um einen Bahnhof. Wer so redet, ist hereingefallen auf das Propa-ganda-Prinzip Merkel/Geißler. Der Bahnhof, diese Ruine neben dem umgepflügten Schlossgarten, ist vor allem dies: ein Symbol für die Stadtzerstörung, für Immobilien-Spekulationen in großem Stil. Der kaputte Bahnhof steht schon jetzt als Mahnmal für die Überheblichkeit der Poli-tiker gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Manche mögen denken, der Einzug grüner Regierungsspolitiker in die Villa Reitzenstein und ins Stuttgarter Rathaus sei so etwas wie die Endstation einer aufregenden Reise der Aufmüpfigen – man könne jetzt aus dem Protest ausstei-gen und sich zum Schnarchen aufs Sofa zurückziehen. Wer so denkt, muss dringend geweckt werden – weil er die kalten Duschen der grün-roten Mitmacher und Wegschauer womöglich verpennt hat. Der verbliebene Torso des Paul-Bonatz-Baus ist ja nicht nur ein Stuttgarter Symbol. Der Architekturkritiker Dieter Bartetzko von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschrieb neulich in einem erstklassigen Aufsatz über die Großprojekte in Deutschland die beteiligten Politiker und Manager als ein Gemisch aus Geldgier, Verantwortungslosigkeit, Über-forderung. Sein Artikel endete mit dem Zitat „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ und der zornigen Bemerkung: „Und wir sehen tatenlos zu.“ Mit dieser bitteren Pointe hat der Mann ausnahmsweise mal nicht recht: Wir in Stuttgart schauen nämlich nicht zu, wie Profiteure die Stadt verein-nahmen, wie sie die Leute aus der Stadt hinausbauen. Wir gehen auf die Straße. Und diese Aktionen sind ausbau-fähig. Man muss wieder mehr Leute motivieren: junge Leute, die womöglich jetzt erst begreifen, was in Wirklich-keit läuft in dieser Stadt.Nicht mal in weiter Ferne sehe ich die Endstation für den Protest – und Licht im Tunnel warnt bekanntlich nur vor einem entgegenkommenden Zug.
Eine demokratische Bürgerbewegung ist anders als jede Partei. Die Bürgerinnen und Bürger sind neugierig, sie bilden sich weiter und erkennen deshalb ständig neue Gründe, ihre oppositionelle Arbeit fortzusetzen. Es gibt ja keine andere Opposition! Die Politiker haben 20 Jahre lange versucht, uns Stuttgart 21 als „Stadtentwicklung“ unterzujubeln. Mit beleidigend unterentwickelter Intelligenz wollte die Propaganda vertuschen, dass es um die Um-wandlung von Schienen- in Immobiliengelände ging – und damit um astronomische Profite. Dabei feierten schon Mitte der 90er Jahre neoliberale Magazine wie Focus einen bevorstehenden „Mega-Milliarden-Deal“. Damals im Glauben, auch Städte wie Frankfurt und München seien so hirnverbrannt, sich auf den Unterwelt-Coup namens 21 einzulassen.
Inzwischen erleben wir, was auf dem Immobilienmarkt im Umfeld von Stuttgart 21 läuft. Nachdem die LBBW 2011 mithilfe der grün-roten Wegschauer Tausende von Wohnungen an die Patrizia AG verscherbelt hat, finden die ersten Mieterversammlungen am Nordbahnhof statt, und die Angst geht nicht nur am Nordbahnhof um. Die Kosten fürs Wohnen in der Stadt steigen extrem. Es herrscht der Mietwahnsinn. Unterdessen stieg der Anteil von mehr als 750 000 Euro teuren Luxuswohnen in Städten wie Stuttgart in den vergangenen zwei Jahren um 25 Prozent!
Und 20 Prozent beträgt nach Auskunft des Statistischen Landesamts der Anteil der Stuttgarter Bevölkerung, den man als „armutsgefährdet“ einstuft – dieser Bürokratenbegriff heißt nichts anderes, als dass jeder Fünfte in dieser superreichen Stadt Stuttgart seine Existenz nicht mehr selbst bestreiten kann – oft nicht einmal, wenn er voll arbeitet.
Der Anteil der Armen in Stuttgart ist in den vergangenen zwei Jahren extrem gestiegen. Besonders gefährdet sind Rentner, allein erziehende Frauen, Kinder und Jugendliche. Es ist ein Märchen aus alten Zeiten, wenn behauptet wird, in Stuttgart gebe es weniger Arme als in anderen deutschen Großstädten. Wir haben gleichgezogen.
Das leistungslose Geschacher der Investoren bringt uns mehr Einkaufszentren, mehr Schmutz und Dreck in die Stadt, etwa an der Tübinger Straße und hinter dem Bahnhof. Es bringt uns ein Luxus-Hochhaus mit dem dämlichen Namen „Cloud No seven“ und ein Reichen-Quartier mit der ebenso peinlichen Adresse Killesberghöhe – wohl als soziale Abgrenzung zur Killesberg-Tiefe.
Meine Damen und Herren: Es gibt keine Endstation. Die Themen Mietwahnsinn und Armut in der Stadt habe ich heute bewusst gewählt: Als Bürgerbewegung, als einzige Opposition in dieser grünen Hochburg sind wir verpflichtet, uns damit auseinanderzusetzen. Soll uns doch keiner erzählen, die Milliarden für Stuttgart 21 hätten mit sozialen Problemen nichts zu tun. Man kann das Geschwätz von den „verschiedenen Finanztöpfen“ nicht mehr hören. In dieser Stadt verbrennt man Unsummen von Steuern für ein desaströs geplantes und aufwändig propagiertes Milliardenprojekt, während man zur gleichen Zeit Wellblechcontainer als Kindertagesstätten aufstellt. Und die Vesperkirche in der Altstadt kommt nicht mehr nach, den Leuten ein bezahlbares warmes Essen auszugeben.
Wir wagen ja nicht einmal zu hoffen, die Landesregierung oder der neue Oberbürgermeister könnten die sozialen Zustände entscheidend ändern. Beschämend ist allerdings, dass die neuen Politiker dazu keine Haltung zeigen – und nichts dazu sagen. Der Ministerpräsident startet lieber populistische Ablenkungsmanöver. Kretschmann fordert ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen – und eröffnet zur gleichen Zeit die Kampftrinker-Orgie beim Volksfest auf dem Cannstatter Wasen. Prost, Gemeinde!
Die Stuttgarter Bürgerbewegung, meine Damen und Herren, hat viele Dinge ans Licht gebracht. Diese Bewegung hat vielen die Augen geöffnet und das Interesse an Politik geweckt. Viele Menschen in dieser Stadt wollen die Dinge inzwischen selbst in die Hand nehmen. Klar ist, dass ohne den Protest, dass ohne den Einsatz von Zigtausenden aufgeweckter Leute und das mutige Engagement vieler kleiner Gruppen die meisten S-21-Schweinereien nie aufgedeckt worden wären. Wichtig für die politische Arbeit ist es aber auch, Zusammenhänge zu erkennen.
Es ist kein Zufall, wenn ausgerechnet in dieser Zeit der neoliberalen Übermacht die Zahl der Neo-Nazis extrem wächst, in manchen Gegenden geradezu erschreckend.
Meine Damen und Herren, wir müssen genau hinschauen, uns mit dieser Entwicklung beschäftigen und uns dem Problem stellen. Man erkennt die Nazis nicht mehr an Bomberjacken, Springerstiefeln und Glatzen. Experten warnen vor der politischen Scharnierfunktion in unserer Gesellschaft: Immer mehr Nazis, adrett gekleidet und halbwegs gebildet, drängen sich ungehindert in konservative Kreise – und ihre rassistischen Parolen werden dort auch noch unterstützt. Noch einmal: Niemand erwartet von grünen oder roten Regierungspolitikern Wunder. Aber es ist höchste Zeit, ein sichtbares und hörbares Zeichen gegen den neuen Nazi-Terror zu setzen.
Mag sein, dass Stuttgart selbst nicht im Fokus der Nazis steht – aber schon im Rems-Murr-Kreis und in Göppingen sieht es anders aus. Wir dürfen nicht zuschauen, wenn Justiz und Polizei mit der Unterstützung rechter Parteipolitiker den Nazi-Terror rechtfertigen, indem sie sich linke Nazi-Gegner greifen und abstrafen.
Wie Justiz und Polizei mit Demonstranten generell umgehen, wissen wir ja bestens von Stuttgart 21. Und damit schließt sich der Kreis: Eine Bürgerbewegung kennt keine Endstation. Wir steigen nicht aus.
Da unser zerstörter Bahnhof als Symbol für unsere politische Reise steht, möchte ich Ihnen zum Abschluss ein Zitat aus der Stuttgarter Zeitung vorlesen:
„Der von Paul Bonatz erbaute Stuttgarter Bahnhof war ein Glanzstück unter den repräsentativen Bauten unserer Stadt. Die Reisenden waren voll des Lobs über die klare Übersichtlichkeit und Sauberkeit unseres Bahnhofs, den Schwaben aber war dieses, in seiner schlichten Linienführung … so sehr dem schwäbischen Geschmack entsprechende Bauwerk besonders ans Herz gewachsen, und sein Anblick erfüllte sie mit lokalpatriotischem Stolz … Von der einstigen Sauberkeit ist nichts, aber von der architektonischen Schönheit trotz der schweren Zerstörungen doch so viel übrig geblieben, dass man hoffen kann, den Hauptbahnhof in einigen Jahren ungefähr so vor sich zu sehen, wie er war.“ Dieses Zitat ist vom 2. Juni 1948.
In diesem Sinne: Bitte alle einsteigen – es geht weiter!

Rede von Joe Bauer am 23. 2. 2013 auf der Kundgebung am 23.2.2013 auf dem Schlossplatz

Petition | #Amazon Deutschland
Verbessern Sie die Arbeitsbedingungen Ihrer Leiharbeiter

Die ARD zeigte diese Tage eine Reportage über den Online-Versand Amazon. Die Dokumentation mit dem Titel „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“ zeigt die widrigen Umstände, unter denen die Arbeiter Pakete für den Versand vorbereiten. Der Bericht zieht eine Welle der Entrüstung auf Facebook nach sich – jetzt ist der Zeitpunkt, konstruktiv zu handeln!

via Petition | #Amazon Deutschland: Verbessern Sie die Arbeitsbedingungen Ihrer Leiharbeiter | Change.org.

Liesel Hartenstein

Noch Hitze überm Land. Bergauf.
Wildes rechts des Weges, Äcker, Wiesen links.
Ein Fuchs, der gute Nacht sagt
Furchen im Gesicht der Menschen wie im Boden.
Eine Handvoll Vögel in den Saaten, juchzend.
Korn im Wind.

Für Liesel Hartenstein, die eine von uns war

Tovia Ben-Chorin muss unser Rabbiner bleiben.

Es war eine freudige Nachricht für die Jüdische Gemeinde zu Berlin, als im Jahr 2009 Rabbiner Dr. Tovia Ben-Chorin als neuer Gemeinderabbiner  gewonnen wurde – ein bedeutender Rabbiner, streitbarer Geist und Gelehrter mit internationalem Renommee, der die Jüdische Gemeinde zu Berlin bereichern würde. Der Sohn des renommierten Religionswissenschaftlers Schalom Ben-Chorin amtierte zuvor als Rabbiner in Ramat Gan, Manchester, in der Har El Gemeinde in Jerusalem und in der Gemeinde Or Chadash in Zürich. Ben-Chorin hat als Israeli drei Kriege in der Panzerwehr mitgekämpft, war Leiter der israelischen liberalen Jugendbewegung und Gründer des Kibbuz Lotan im Negev.

via Tovia Ben-Chorin muss unser Rabbiner bleiben..

Wettern der Woche
Am Aschermittwoch…

…wird in Dresden wieder gedacht, an die Toten, nicht an die Lebenden. Überhaupt denkt man beim Gedenken viel lieber an die Toten – die können sich bekanntlich nicht mehr wehren und sind der Stadt am 13. Februar in lebhafterer Erinnerung. Die eigenen, na klar! Soll man, bei derart vielen zvilen Opfern, auch noch an die Schlowacken oder Zwangsarbeiter denken, die nicht in die Bunker durften? Na sehnse! mehr…

Aschermittwoch-Gedenken

Am Aschermittwoch wird in Dresden wieder gedacht, an die Toten, nicht an die Lebenden. Überhaupt denkt man beim Gedenken viel lieber an die Toten – die können sich bekanntlich nicht mehr wehren und sind der Stadt am 13. Februar in lebhafterer Erinnerung. Die eigenen, na klar! Soll man, bei derart vielen zvilen Opfern, auch noch an die Schlowacken oder Zwangsarbeiter denken, die nicht in die Bunker durften? Na sehnse!

„Meine Fresse, was da alles zerstört wurde – das geht ja auf keine Kuhhaut“, tät’ meine Omi Glimbzsch aus Zittau jammern. Sie sah den blutenden Himmel über Dresden, hörte die Bombengeschwader und Hans Albers aus den Volksempfängern „Flieger, grüss‘ mir die Sonne , grüss‘ mir die Sterne und grüss‘ mir den Mond“.

Zwei links, zwei rechts, und mit heißer Nadel gestrickt: Während sich die deutschen Kameraden und die NPD Gedanken ums Heldengedenken machen und wie man mit den linken Gesocks, das am 13. 2. auf die Straße drängt, am schnellsten fertig wird, stoppt das Dresdner Verwaltungsgericht ein sogenantes Blockade-Training der demokratiefreundlichen Gruppe „Dresden nazifrei“. Die Nazis, so die Richter, seien schließlich eine Minderheit und bedürften des Grundrechtsschutzes. Der Sinn des Trainings? Nachzudenken und auszuprobieren, ob und wie man das Stärkerwerden der Nazis verhindern kann.

Am 18. September 2012 hat das OVG Münster geurteilt, dass das Verbot von Blockadetrainings ein rechtswidriger Eingriff in das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit ist – oder andersrum: Auch Blockaden stehen unter dem Schutz des Versammlungsrechts. Beim Stricken mit den heißen Nadeln kann natürlich auch ein Gericht einen Fehler machen. Dann heißt es, einfach mal die Masche fallen lassen.

Als die Russen Dresden befreiten, bargen sie als erstes die Kunstschätze – das, was die Nazis nicht verscheuert, verbrannt und verbannt hatten als entartete Kunst. Sie waren halt bissel spät dran, weil unsere Großväter bis zum Umfallen ihren Mann standen. Das mit der Bergung und Rettung hatten auch die Franzosen vor – doch Geschichte wiederholt nicht, selbst wenn in diesen Tagen das französische Afrika-Korps unserer westlichen Werte schützt. Es geht eben nicht nur um Uran, sondern auch um Menschenrechte.

Die Bibliothek von Timbuktu brannte längst, als die Truppen noch im brennend heißen Wüstensand vor Timbuktu steckten. Dem Afrikaner bleib nichts anderes übrig, als seine Bibliothek selbst zu retten, bevor der weiße Mann da war. Man weiß ja nie… Aber er weiß aus Erfahrung: Befreier verspäten sich meistens.

Schon die Furcht zu irren ist der Irrtum selbst. (Hegel-Spruch am Stuttgarter Hauptbahnhof)
Nachrichten aus der DenkMacherei am 8.2.2013

He, Annette, in die Ecke!
Und schavane Dich!
Lass den falschen Doktorhut für mich.
Und dann Deckel zu und kräftig spülen:
Der Baron wird mit Dir fühlen!
Wer mit falscher Münze zahlt
und mit Doktorhüten prahlt,
kann nicht ministrabel sein:
Mach’s, Annette: Packe ein.
Lyrik von Peter Grohmann.

Noch mehr schlechte Gedichte am Aschermittwoch, 20 h, Theaterhaus:
Mi, 13. Feb, 20 h, Theaterhaus: Grohmanns politischer Aschermittwoch
Grohmann im Doppelpack: Ein politisches Donnerwetter – schräg, unorthodox, literarisch, musikalisch und satirisch – mit Peter und Ingo Grohmann (Akkordeon):MundArt, LesArt, ArtDeco: zum Davonlaufen. Ermunterungen für den Alltag und alles, was danach kommt. Erlöse des Abends für die Aktionen
zum 80. Jahredstag der Bücherverbrennungen.
mehr…

Enrico Pieri in Stuttgart – großes Presse-Echo

Bild

STUTTGARTER ZEITUNG  (31.1.2013):  „Das SS-Massaker im italienischen Sant’ Anna di Stazzema 1944 wird die Justiz weiter beschäftigen. Gabriele Heinecke, die Anwältin eines Überlebenden, hat am Donnerstag bei der Generalstaatsanwaltschaft in Stuttgart Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens eingelegt.“ … mehr 

STUTTGARTER NACHRICHTEN (31.1.2013): „Die Stimmung vor dem Justizgebäude an der Olgastraße ist am Donnerstag aufgeheizt: Über hundert Demonstranten halten Transparente in die Luft, überall deutsch-italienisches Stimmengewirr, das in Applaus mündet, als Enrico Pieri den Vorplatz erreicht. „Grazie“, sagt er gerührt, als das Blitzlichtgewitter einsetzt, „ich bin ein einfacher Mann.“ Er ist am Vortag eigens aus Italien angereist, um mit seiner Anwältin Gabriele Heinecke bei der Generalstaatsanwaltschaft Beschwerde einzureichen.“   … mehr

SÜDWEST-PRESSE (1.2.2013) „“Wir klagen an“, stand auf den Plakaten der Demonstranten. Und auf italienisch: „Noi accusiamo“. Auf dem Hof des Oberlandesgerichts Stuttgart traten gestern 150 Menschen dafür ein, dass noch lebende Verantwortliche des Massakers von Sant Anna di Stazzema vor Gericht kommen.“ … mehr

SWR (31.1.2013): „Opfer will weitere Untersuchungen zu NS-Massaker“ … mehr und Video-Bericht in Landesschau aktuell (nicht mehr online)

KONTEXT (31.1.2013): „Enrico Pieri, einer der wenigen Überlebenden des SS-Massakers in Sant‘ Anna die Stazzema, will ein Gerichtsverfahren gegen die noch lebenden acht beschuldigten SS-Männer durchsetzen. Gabriele Heinecke, seine Anwältin, hat deshalb am Donnerstag Beschwerde gegen die Einstellung der Ermittlungen durch den Stuttgarter Oberstaatsanwalt Bernhard Häußler eingelegt. Obwohl die Entscheidung sogar vom italienischen Staatspräsident Giorgio Napolitano kritisiert worden war, wurde Pieri, der extra nach Stuttgart kam, weder von einem Repräsentanten der Landesregierung empfangen, noch von einem der Generalstaatsanwaltschaft.“  … mehr

Eigener Bericht folgt.                                                                                      Foto: Frasch

Israel kritisieren – oder lieber nicht?

„Antisemitische und nicht-antisemitische Israelkritik – zur Problematik der Unterscheidung“: Diskussion mit Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber: So, 3. Februar 2013,18:30 h, Gemeindesaal Israelitische Religionsgemeinschaft, Hospitalstr.. 36, Stuttgart . Anmeldung: www.irgw.de, Tele0711.228360. Bitte Ausweis mitbringen.

Das Programm kann unter www.gedenkstaetten-bw.de heruntergeladen werden.

Die Abschiebungen von Sinti und Roma gehen weiter.

Das Innenministerium von Baden-Württemberg hat uns allerdings gebeten, klarzustellen, dass sich der baden-württembergische Winterabschiebestopp doch nur auf Familien mit minderjährigen Kindern bezieht. Erwachsene Einzelpersonen können weiter abgeschoben werden. Für den 1. Februar ist eine weitere Sammelabschiebung ab Baden-Airpark Karlsruhe vorgesehen. Nach unserer Kenntnis sind die Abgeschobenen in ihren Herkunftsländern nicht vor Verfolgung sicher, die soziale und medizinische Versorgung ist unter aller Sau – (im Sinne von Helmut Schmidt: Sagen, was ist). mehr…

Antifaschistische Praxis

Sa, 26. Januar 2013, 20 h: Spuren der Erinnerung, Spuren des Lebens
Theater im Schlosskeller, Schlossgartenstr. 3/1, 72622 Nürtingen: Tanzdialog – das getanzte Wort, der gesprochene Klang und der tönende Tanz. Die beteiligten Künstler/innen mit und ohne Handicap suchen die Spuren der verlorenen Leben – der Verfolgung, der Ausgrenzung, des Todes in Grafeneck und Hadamar – und machen sich auf die Suche nach den Spuren des Lebens morgen.
Inklusion – als raus aus den „behinderten Sonderwelten“, rein ins ganz normale Vergnügen, ins Theater des Lebens: Mit Laura Brückmann und Gitte Wax, Tanz, Peter Grohmann, Sprecher und Lyriker, Birgit Maier-Dermann und Rainer Brückmann, Musik. T 07022 – 94 64 150. Eine Gemeinschaftsproduktion von:
Bürgerprojekt Die AnStifter – www.die­anstifter.de und ILAN – Inclusion­Life­Art­Network –

Entschuldigung

Abschiebungen: Das Innenministerium von Baden-Württemberg hat uns gebeten, klarzustellen, dass sich der baden-württembergische Winterabschiebestopp doch nur auf Familien mit minderjährigen Kindern bezieht. Erwachsene Einzelpersonen sind ausgenommen. Für den 1.2. ist eine weitere „Sammelabschiebung“ ab Baden-Airpark Karlsruhe vorgesehen.
Anmerkung: Zum Tag der Menschenrechte sind vorerst keine Abschiebungen geplant.

Unverhältnismäßig und abschreckend
Dresdner Urteil gegen Demonstrierenden

Presseinformation im Namen der „Untersuchungskommission 19. Februar“

http://www.grundrechtekomitee.de/node/541

Das Schöffengericht des Amtsgerichtes Dresden hat am Mittwoch, 16. Januar 2013, einen 36-jährigen Berliner wegen Körperverletzung, besonders schwerem Landfriedensbruch und Beleidigung zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten ohne Bewährung verurteilt. mehr…