Archiv der Kategorie: Allgemein

Geheimdienste und Polizei nutzen Stasi-Akten

Wie netzpolitik.org heute berichtet, greifen Geheimdienste und Polizei auf Stasi-Akten zurück. Auch amerikanische Behörden wie die NSA interessieren sich für die Akten.

Verschiedene Geheimdienste aus Deutschland und der ganzen Welt haben Stasi-Unterlagen angefordert und verwendet. Das geht aus einer Antwort der Behörde des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen auf eine Anfrage nach Informationsfreiheitsgesetz hervor. Auch aus den USA waren Behörden dabei: National Security Agency, die Botschaft in Berlin, das Department of Justice und das Air Force Office of Special Investigations.

Haftungsbeteiligung bei Atomkraftwerken

Momentan wird über die Höhe der Haftungsbeteiligung von Atomkraftwerksbetreibern gestritten, wenn es zu einem Unfall kommt, der aus im Vorfeld vermeidbaren Fehlern resultiert. Es ist eine Farce, dass die Atomindustrie nicht schon längst voll für ihre tödliche Technologie haftet.

Bleibt nur zu hoffen, dass das finanzielle Haftungsrisiko so groß ist, dass sich die EnBW und damit das Land Baden-Württemberg den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Neckarwestheim (GKN) mit seinen im Untergrund immer weiter anwachsenden Hohlräumen nicht mehr leisten kann.

Die Probleme des GKN hat Dr. Hermann Behmel in seinem 20seitigen Reader „Atomkraftwerk Neckarwestheim: Geologische Zeitbombe“ (Peter-Grohmann-Verlag, ISBN 978-3-944137-22-3) zusammengestellt.

Sascha Lobo über Prism

Prism ist ein Symbol dafür, dass inzwischen jeder im Netz davon ausgehen muss, im Zweifel bis ins Detail überwacht zu werden: Willkommen in Schrödingers Überwachungsstaat, wo niemand sagen kann, ob in diesem Moment private Daten abgesaugt werden oder nicht.

In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ erklärte Wendt, das „wertvollste Bürgerrecht“ sei der Schutz vor Terror und Kriminalität.

Eigentlich müsste Rainer Wendt deshalb vom Verfassungsschutz beobachtet werden, wenn nicht der Verfassungsschutz selbst noch viel dringender vom Verfassungsschutz beobachtet werden müsste.

Sascha Lobo auf Spiegel Online über das Überwachungssystem Prism und Rainer Wendt, den Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG).

Walter Jens
Zum Tod eines Freundes

Abschied von einem streitbaren Humanisten und Pazifisten

Aufstehen für Demokratie und Menschlichkeit – und praktische Solidarität im Alltag zeigen. Das war eine Maxime für Walter Jens, sei es bei den Blockaden in Mutlangen oder bei der Hilfte für Deserteure. Walter Jens hat sich immer wieder für Kunst, Kultur und demokratische Projekte engagiert: Er gehörte wie seine Frau Inge zu den Projektgründern der AnStifter, zu denen er in Dresden und Stuttgart sprach, und war Freund des Theaterhauses. Wir wollen ihn nicht vergessen.

Regime sind immer die anderen

Peter Gelling von der Global Post experimentiert mit Journalismus. Das Experiment ist simpel, aber wirkungsvoll und entlarvend. In seinem Text beschreibt er den NSA-Skandal in einem Duktus, wie amerikanische Journalisten ähnliche Vorfälle in Russland, Iran, China oder irgendeinem anderen Land schildern würden.

John F. Nebel von Metronaut hat den netten Text teilweise übersetzt.

Newsletter
06.06.2013

„Die neue Bürgerrechtsbewegung im Taksim Gezi Park erinnert in vielem an die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21: Auch in Istanbul geht es um die Rodung eines Parks in der Innenstadt, um ein großes Immobilienprojekt, die Kommerzialisierung öffentlicher Flächen. Die hier entstandene neue Bürgerbewegung entstand jenseits der traditionellen Strukturen und geht – wie in Stuttgart – quer zu allen politischen Strömungen und sozialen Schichten. Hinter den Protesten aber steht in erster Linie eine neue und selbstbewusste Jugend, die berechtigte Angst um ihre Zukunft hat und ganz schlicht „mehr Demokratie“ fordert.“ Paul Schneidereit, Journalist, Istanbul mehr…

3. Mahnwache vor dem Justizministerium

Die 3. Mahnwache der Initiative Sant’Anna fand am 12. Juni 2013 vor dem Justizministerium in Stuttgart statt. Im Mittelpunkt stand unser Protest gegen die Abweisung der Beschwerde von Enrico Pieri gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Generalstaatsanwaltschaft (s.Artikel auf dieser Seite).
Neueste Information: Rechtanwältin Gabriele Heinecke wird beim Oberlandesgericht einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung einer Klageerzwingung einreichen.

Mit den Mahnwachen jeweils am 12. des Monats werden die General-/Staatsanwaltschaft und das Justizministerium in Stuttgart immer wieder an ihre Verantwortung für die Gerechtigkeit erinnert, bis das Ermittlungsverfahren wieder aufgenommen wird.

Germany's next Barbiepuppe

Report - Germany's next Barbiepuppe
Gestern beschäftigte sich das TV-Magazin Report mit dem Frauenbild in den Medien und den physischen und psychischen Folgen für junge Mädchen.

Modezeitschriften, Modelshows und Bekleidungsketten: Sie alle werben mit unnatürlich dünnen Frauen. Doch Wissenschaftler haben erforscht, dass dieses Schönheitsideal junge Frauen belasten und sogar seelisch krank machen kann. Eine deutsch-schweizerische Studie zeigt: Das Anschauen von Modeblättern erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen bei jungen Frauen, ihr Selbstwertgefühl sinkt.
Nach diesen Erkenntnissen können Bilder von dünnen Frauen sogar Essstörungen verstärken. Magersüchtige Frauen berichten, dünne Models und Castingshows wie „Germany’s Next Topmodel“, seien für sie Vorbild. Kritiker werben deshalb dafür, häufiger normalgewichtige Frauen zu zeigen, und fordern mehr Medienkompetenz für Jugendliche.

Generalstaatsanwaltschaft weist Beschwerde ab

21.5.2013: Die Generalstaatsanwaltschaft hat die Beschwerde, die Rechtsanwältin Gabriele Heinecke im Namen des Überlebenden Enrico Pieri gegen die gegen die Einstellung der Ermittlungen wegen des Massakers von Sant‘ Anna di Stazzema der Staatsanwaltschaft Stuttgart (Leitung: OStA Häußler) eingelegt hatte, zurückgewiesen.

Für die Anstifter-Initiative Sant’Anna erhält der Solidaritätsaufruf vom Dezember 2012 dadurch neue Aktualität:

Wir schämen uns und sind empört über den Umgang der Stuttgarter Justiz mit den deutschen Kriegsverbrechen in Sant’Anna di Stazzema.“    … mehr

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Auszüge aus dem Bescheid der Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart vom 15.5.2013:

„Bei einer Würdigung der Ermittlungsergebnisse erscheint es durchaus möglich, dass der Einsatz vom 12.08.1944 als „Dorfvernichtungsaktion“ mit einem Massaker an der gesamten Einwohnerschaft von Sant‘ Anna vorgeplant war. Durch die zunehmende Partisanentätigkeit geriet die nahe gelegene neue Verteidigungsstellung („Grün-Linie“) in Gefahr … (S. 39)

Ein erst im Verlauf des ur-sprünglich als Partisanenbekämpfungsaktion mit dem Ziel der Ergreifung oder Tötung von der Partisanentätigkeit verdächtigen (insbesondere jungen) Männern konzipierten Einsatzes erfolgter „Umschlag“ in eine Aktion zur Vernichtung der gesamten Einwoh-nerschaft lässt sich, wie dargetan, bei einer strafrechtlichen Bewertung nicht hinrei-chend sicher ausschließen. … (S. 40)

Bei dieser abschließenden Bewertung der für und gegen ein im Voraus geplantes Massaker an der Zivilbevölkerung sprechenden Indizien ist zu bedenken, dass an die Beweisführung in einem Strafprozess andere Maßstäbe anzulegen sind, als an die wissenschaftlich-historische Betrachtung eines Geschehens. Bei einer historischen Bewertung wird letztlich die Frage im Vordergrund stehen, ob die in eine Richtung weisenden Indizien insgesamt überwiegen, d. h. im vorliegenden Fall, ob eine vorab erfolgte Planung der Aktion als Massaker als der wahrscheinlichste Hintergrund des Geschehens betrachtet werden kann. Für eine strafprozessuale Beweisführung reicht dies nicht aus. …“ (S. 41f.)

Weiter zum vollen Wortlaut Bescheid GStA Sant’t Anna di Stazzema

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Auszüge aus der Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart vom 21.5.2013:

„Die Generalstaatsanwaltschaft hat der Beschwerde gegen die Einstellung des wegen des Massakers von Sant‘ Anna di Stazzema am 12.08.1944 geführten Ermittlungsverfahrens mit Bescheid vom 15.05.2013 keine Folge gegeben. Der Beschwerdeführer kann dagegen beim Oberlandesgericht einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung stellen (Klageerzwingungsverfahren).“ (S. 1)

„Die im Beschwerdeverfahren durchgeführte umfassende Überprüfung ergab, dass den noch lebenden Beschuldigten nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachgewie-sen werden kann, am 12.08.1944 selbst Verbrechen des Mordes begangen oder da-zu eine strafrechtlich noch verfolgbare Hilfe geleistet zu haben (Beihilfe). Im Falle ei-ner Anklageerhebung wäre daher mit hoher Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass ein Gericht die Beschuldigten freisprechen würde. Bei dieser Sachlage kann die Staatsanwaltschaft eine Anklage nicht erheben.“ (S. 3)

„Nach allem erscheint es zwar durchaus möglich, dass es sich bei den Geschehnissen von Sant‘ Anna di Stazzema um eine von vornherein geplante Aktion mit dem Ziel der Vernichtung unbeteiligter Zivilisten handelte. Bei der gegebenen Beweislage kann dies aber nicht mit der Sicherheit festgestellt werden, die nach deutschem Recht für einen Schuldnachweis erforderlich ist. Vielmehr kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Einsatz zunächst der Bekämpfung von Partisanen und der Ergreifung ar-beitsfähiger Männer diente und dass die Erschießung der Zivilbevölkerung erst befoh-len wurde, nachdem klar war, dass das ursprüngliche Ziel nicht mehr erreicht werden konnte.“ (S. 6)

Weiter zum vollen Wortlaut Pressemitteilung Sant’Anna di Stazzema vom 21-05-2013

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In KONTEXT schreibt Hermann G. Abmayr (22.05.2013):

„Streit um Massaker geht weiter“

„Das Verfahren wegen des SS-Massakers in Sant’Anna di Stazzema wird eingestellt. So will es auch die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart. Die Anwältin des Überlebenden Enrico Pieri kündigt deshalb jetzt ein Klageerzwingungsverfahren an.

Enrico Pieri (78), der Überlebende des Massakers, sei erschüttert über diese erneute Niederlage, berichtet Gabriele Heinecke. Zehn Jahre lang hatte Oberstaatsanwalt Bernhard Häußler gegen die damals noch lebenden SS-Schergen ermittelt, die beschuldigt wurden, für das Massaker im italienischen Sant’Anna di Stazzema verantwortlich zu sein. Im Herbst hatte Häußler dann das Verfahren eingestellt, weil keine individuelle Schuld nachweisbar sei.

Ganz anders sahen das die italienischen Richter 2005. Sie verurteilten zehn Männer des SS-Bataillons wegen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe. Seit 2008 ist das Urteil rechtskräftig. Ausgeliefert hat die Bundesregierung die Männer, gegen die ein europäischer Haftbefehl vorliegt, nicht. Bisher haben sich die zuständigen Behörden auch geweigert, die Strafe, wie von Italien beantragt, in Deutschland zu vollziehen. Die entsprechenden Verfahren laufen aber noch, da die deutschen Behörden immer wieder neue Informationen anfordern. Mittlerweile leben jedoch nur noch vier der in Italien verurteilten Täter. Von den einst 17 Männern, gegen die in Deutschland ermittelt wurde, leben noch fünf.

Jetzt hat Oberstaatsanwalt Peter Rörig für die Generalstaatsanwaltschaft die Einstellung des Verfahrens durch Bernhard Häußler für zulässig erklärt. Damit bleibt Enrico Pieri nur noch das Klageerzwingungsverfahren. Zuständig dafür wäre das Landgericht Karlsruhe, da der letzte noch lebende Beschuldigte in Baden wohnt.“   …. mehr

Post aus der DenkMacherei am 21.5.2013


An allem Unfug, der passiert, sind etwa nur die schuld, 
die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.  Erich Kästner

Im Brokdorf-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts heißt es: „Sie (Versammlungen) … enthalten ein Stück ursprünglich ungebändigter unmittelbarer Demokratie, das geeignet ist, den öffentlichen Betrieb vor Erstarrung in geschäftiger Routine zu bewahren.“ Von Stuttgart aus fährt ein Sonderzug am Sa, 1.Juni 2013 nach Frankfurt. Fahren Sie mit! mehr…

Auftakt zur Mahnwachenaktion

mahnwache 12-04-2013 02

Am Freitag, 12. April 2013, fand die 1. Mahnwache der Initiative Sant’Anna vor dem Justizministerium auf dem Schillerplatz statt. Diese Aktion bildete den Auftakt zu einer geplanten Serie: Jeweils am 12. des Monats  – zum Gedenken an den 12. August 1944 – soll eine Mahnwache abgehalten werden.

Etwa 20 Menschen waren aktiv: Sie zeigten ein großes Banner (s.Foto), Kleinplakate („Wir klagen an!“), verteilten Flyer und kamen mit Passantinnen und Passanten ins Gespräch, von denen sich viele sehr interessiert zeigten.

Die Serie wird fortgesetzt. Bitte die Aktualisierungen beachten!

Foto: Jens Volle

#mahnwache

Schäuble tut nicht, was er sagt
NGOs fordern Ende anonymer Briefkastenfirmen

Pressemitteilung:

Schäuble tut nicht, was er sagt: Attac, Netzwerk Steuergerechtigkeit und Transparency Deutschland fordern Ende anonymer Briefkastenfirmen

Berlin/Frankfurt am Main, 23.04.2013 – Die zivilgesellschaftlichen Organisationen Attac, Netzwerk Steuergerechtigkeit und Transparency Deutschland fordern die verpflichtende Offenlegung der wahren Eigentümer („beneficial owner“) von Firmen in Unternehmensregistern. Anlass sind die gerade laufenden Verhandlungen über die 4. Revision der EU-Antigeldwäsche-Richtlinie. Dazu wird am morgigen Mittwoch, den 24. April, ein erstes offizielles Treffen der Europäischen Ratsmitglieder in Brüssel stattfinden.

Markus Meinzer vom Netzwerk Steuergerechtigkeit: „Während Finanzminister Schäuble die Herausgabe von Offshore-Leaks-Daten fordert, bremst sein Ministerium die Vorschläge anderer EU-Staaten aus, genau solche Daten künftig besser zu erfassen und auswertbar zu machen. Auch Merkels große Gesten gegenüber dem britischen Premier Cameron in Bezug auf Steueroasen sind unglaubwürdig, wenn sie gleichzeitig den wirksamsten Schritt gegen die Geheimniskrämerei in britischen Überseegebieten blockieren lässt.“ mehr…

Gutachten widerlegt Einstellungsverfügung

Am 12.4.2013 hat Rechtsanwältin Heinecke namens des Überlebenden Enrico Pieri das von ihm in Auftrag gegebene historische Gutachten von Dr. Carlo Gentile an die Stuttgarter Generalstaatsanwaltschaft zugestellt. Es enthält eine umfassende Kritik der Einstellungsverfügung – hinsichtlich unzähliger Details, der Beachtung des historischen Kontextes und der Vorgehensweise bei der Auswahl und Auswertung der Quellen.

AUSZÜGE aus dem Gutachten:

Schon bei der ersten Lektüre fallen deutliche Fehler hinsichtlich der historischen Daten auf. Aus historischer Sicht fehlt es der Arbeit an der notwendigen wissenschaftlichen Sorgfalt bezüglich der Berücksichtigung des historischen Kontextes der untersuchten Ereignisse. (S.4)

Zahlreiche Dokumente, die für das Verständnis der Umstände, die zu dem Kriegsverbrechen von Sant’Anna di Stazzema geführt haben wichtig sind, sind ungenutzt geblieben. (S.7)

Der Staatsanwaltschaft gelingt es nicht, ein tragfähiges Tatmotiv für das Massaker von Sant’Anna di Stazzema herauszuarbeiten. … Weder die Verärgerung und die Frustration über eine erfolglose „Zwangsarbeitererfassungsaktion“ noch die versäumte Evakuierung des Dorfes sind als überzeugende Tatmotive zu betrachten. (S.9)

Die Analyse des Ablaufs der verschiedenen Massaker der 16. SSPanzergrenadierdivision „Reichsführer-SS“ zwingt zu der Schlussfolgerung, dass die Aktionen nicht nur in militärisch-operativer Hinsicht sorgfältig geplant waren, sondern dass auch die Ermordung der Einwohner der „gesäuberten Bandengebiete“ als „Banditen“ oder „Bandenhelfer“ bereits vor Beginn des Unternehmens feststand. (S.60)

Das Gutachten demnächst im Wortlaut an dieser Stelle.

Presselinks:
KONTEXT: Hermann Abmayer – Häußlers Fehler   zum Artikel
Süddeutsche: Constanze von Bullion, Roman Deininger, Charlotte Frank und Cornelius PollmerBlutspuren   zum Artikel