Archiv der Kategorie: Allgemein

Helden im Fußball

Man ist kein Held, wenn man ein Fußballspiel gewinnt. Wir waren einfach gute Fußballer, die wunderbar harmoniert und sicherlich einen großen Erfolg gefeiert haben. Da war Glück und ganz sicher auch Können dabei. Aber Helden, das sind für mich Leute, die ihr Land verteidigen, oder Feuerwehrleute, die in ein brennendes Haus rennen, um Menschen zu retten.

Hans Schäfer, der 1954 als Teil der bundesdeutschen Mannschaft die Fußballweltmeisterschaft gewann, im Interview auf dfb.de via E.B.

Sollen Vorschulkinder Personalmangel bei der Bundeswehr beheben?

Beim Tag der Bundeswehr in Stetten am kalten Markt: Kind mit Maschinenpistole von Heckler und Koch © DFG-VK
Beim Tag der Bundeswehr in Stetten am kalten Markt: Kind mit Maschinenpistole von Heckler und Koch © DFG-VK

Unter der Überschrift „Spektakel in Flecktarn“ hatte die Junge Welt letzte Woche auf Aktionen gegen den Tag der Bundeswehr hingewiesen. Mit dem Tag versucht die Bundeswehr ihre immer dramatischer werdenden Personalprobleme zu bekämpfen und sich selbst ein positives Image zu verpassen.

Die deutsche Armee setzt schon seit langem auf Kindersoldaten indem sie schon 17jährige rekrutiert. Doch ihre Werbung setzt schon viel früher an. Die Junge Welt hat ihren Artikel mit einem Dreijährigen an einer Panzerabwehrwaffe mit dem schönen Namen Milan bebildert. Nun aber ließ die Bundeswehr in Stetten am kalten Markt Kinder auch an Handfeuerwaffen und reißt damit ein weiteres Tabu ein – entgegen eines Erlasses des Ministeriums.

Da freuen sich die Großeltern, dass der Junge so schön auf einen Soldaten zielt! © DFG-VK
Da freuen sich die Großeltern, wenn ihr Junge so brav auf einen Soldaten zielt! © DFG-VK

Gemeinsame PM der Deutschen Friedensgesellschaft – Verteinigte
KriegsdienstgegnerInnen, terre des hommes und dem Netzwerk
Friedenskooperative vom 13. Juni:

Für die Streitkräfte war es das Werbeevent des Jahres: Am 11. Juni 2016 fand an 16 Standorten der großangelegte „Tag der Bundeswehr“ statt. In Kasernen und Innenstädten präsentierte sich die Armee und warb um Zustimmung und neuen Nachwuchs. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Bundeswehr dabei Grenzen überschritten. Auf Fotos vom „Tag der Bundeswehr“ im baden-württembergischen Stetten sind Vorschulkinder mit Handfeuerwaffen zu sehen: Ein Kind bestaunt ein Scharfschützengewehr vom Typ „G28“, ein anderes hat eins der umstrittenen „G36“-Gewehre in der Hand. Weitere Bilder zeigen ein Kind mit einer „P8“-Pistole und die Einweisung eines Kinds an einer Maschinenpistole vom Typ „MP7“ – alles Waffen des Herstellers „Heckler & Koch“.

Dabei verbietet es ein für Soldaten bindender Erlass des Bundesministeriums der Verteidigung seit 2011 bei Armee-Veranstaltungen Personen unter 18 Jahren an Handfeuerwaffen zu lassen: „Es ist erschreckend, dass zur Nachwuchswerbung selbst die eigenen Richtlinien außer Acht gelassen werden“, so Roland Blach von der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) – Mitglieder der Organisation haben die Fotos aufgenommen. Überrascht ist Blach von dem Vorfall aber nicht: „Die Bundeswehr spricht junge Menschen heute gezielt wegen ihrer Technikbegeisterung mit Waffen an“, so der Friedensaktivist. Im Gegensatz zum Hantieren mit Kleinwaffen erlaube es das Verteidigungsministerium sogar, dass Kinder in Panzer, Kampfjets oder anderes militärisches Großgerät steigen.

Dieser neue Skandal heizt die Debatte über den Umgang der Armee mit Kindern und Jugendlichen wieder an. Seit Jahren kritisieren Kinderrechtler und Friedensaktivisten, dass die Bundeswehr jährlich über 1.300 Minderjährige an der Waffe ausbildet. Ralf Willinger vom Kinderhilfswerk „terre des hommes“ bezeichnet das Verhalten der Bundeswehr als „inakzeptabel“: „Wir werden den Vorfall dokumentieren und an den UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes weitergeben. Dieser UN-Ausschuss hat Deutschland schon 2014 aufgefordert, die Rekrutierung Minderjähriger einzustellen und Militärwerbung, die auf Kinder und Jugendliche abzielt, zu verbieten“, so der Kinderrechtler. Willinger fordert die Bundesregierung auf, die Forderung der Vereinten Nationen endlich umzusetzen. Die Bundeswehr sei nur noch eine von wenigen Armeen weltweit, die Unter-18-Jährige bei sich aufnehme. „Zudem sollte das Verteidigungsministerium Konsequenzen gegen die Verantwortlichen für die Vorfälle in Stetten einleiten, die gegen den Ministeriumserlass von 2011 verstoßen haben“, so der Kinderrechtler von „terre des hommes.

Beim neuerlichen „Tag der Bundeswehr“ stand die Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen durch die Armee besonders im Fokus der Proteste, wie Marvin Mendyka berichtet. Er ist beim „Netzwerk Friedenskooperative“ aktiv, welches die Gegenaktionen an dem Armee-Werbetag gemeinsam mit der DFG-VK und weiteren Friedens-Organisationen koordiniert hat. „Wir fordern nicht nur die Abschaffung des ‚Tags der Bundeswehr‘, der reine Propaganda ist, sondern von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auch ein Ende der Rekrutierung von 17-Jährigen“, so der junge Friedensaktivist. Mendyka und andere Aktivisten haben bei ihren Aktionen daher auch Unterschriften für die seit Februar laufende Kampagne „Unter 18 nie“ gesammelt, die auch online auf www.unter18nie.de unterzeichnet werden kann: „Der neue Skandal um Kinder an Handfeuerwaffen zeigt, wie nötig es ist, das Thema anzugehen.“ Mendyka, Willinger und Blach sind gespannt, was das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr zu den Vorwürfen sagen.

Aufbau der Antidiskriminierungsstelle Stuttgart

Zum 1.7.2016 – zunächst befristet bis 31.12.2018 – suchen wir eine
Person zum Aufbau einer Antidiskriminierungsstelle

Aufgabengebiet
Antidiskriminierungsarbeit ist ein zentrales gesellschaftliches Thema. Auf Initiative des Stadtjugendring Stuttgart e.V., des Forum der Kulturen Stuttgart e. V. und der AnStifter entsteht in Stuttgart ein Antidiskriminierungsbüro. Aufgabe des Büros ist die qualifizierte Beratung nach den Standards des Antidiskriminierungsverbands Deutschland. Zum Aufbau des Antidiskriminierungsbüros wollen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Stelle (bis zu 50 Prozent) besetzen. Wichtige Aufgaben des Büros sind: Unterstützung von Empowermentstrukturen, Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Qualifizierung der Fachwelt, Aufbau von Einzelberatung.

Ihr Profil

  • Bereitschaft zur Parteilichkeit für Betroffene
  • Kenntnisse in der Antidiskriminierungsarbeit
  • Selbstverantwortliches Arbeiten in enger Abstimmung mit dem zu gründenden Trägerverein
  • Kenntnisse in Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit und Projektmanagement
  • Eigeninitiative
  • Beratungserfahrung ist erwünscht, aber nicht Bedingung
  • Bereitschaft zur persönlichen Weiterbildung

Wir bieten
ein vielseitiges Tätigkeitsfeld in einem interessanten Umfeld. Anstellung und Entgelt erfolgen nach der Arbeitsvertragsordnung des Stadtjugendrings Stuttgart. Die Eingruppierung erfolgt je nach Berufserfahrung in Anlehnung an den TVöD (bis EG 10)

Wir freuen uns insbesondere über Bewerbungen von Menschen mit Expertise in eigener Sache.

Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte bis zum 15.6.16 an:
Rainer Mayerhoffer,
Stadtjugendring Stuttgart e.V.,
Junghansstr. 5, 70469 Stuttgart.

Ihre Bewerbung wird nicht nur vom SJR, sondern vom Trägerkreis gesichtet.

Gefördert vom Ministerium für Integration Baden-Württemberg

Flüchtlingsrat sucht GeschäftsführerIn

Gerne leiten wir diese Stellenausschreibung weiter:

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg bildet das einzige unabhängige und überregionale Netzwerk lokaler Initiativen, die sich ehrenamtlich mit Flüchtlingen und für Flüchtlinge engagieren. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Gespräche mit Politik und gesellschaftlichen Gruppierungen setzt er sich für die Rechte der Flüchtlinge und für eine menschliche Flüchtlingspolitik in Baden-Württemberg ein.
Für unsere Geschäftsstelle suchen wir ab sofort eine/n engagierte/n Geschäftsführer.
Wir wünschen uns Bewerbungen von Personen mit:

  • Fachhochschul- oder Hochschulabschluss im sozialwissenschaftlichen Bereich
  • Kenntnissen in den Themenbereichen Flüchtlingspolitik, Asyl- und Aufenthaltsrecht, Migration und Antirassismusarbeit
  • Erfahrung in Personalführung und Büroleitung
  • Erfahrung in Projektantragstellung, -steuerung und -abwicklung
  • Erfahrung in Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
  • Bereitschaft zur Mitarbeit in Projekten
  • Bereitschaft zur Teamarbeit
  • Bereitschaft zur Fortbildung von und zur Zusammenarbeit mit ehrenamtlich
    Engagierten
  • Wertschätzendem Umgang mit der Zielgruppe
  • Guten Kenntnissen in den büroüblichen PC-Programmen
  • Berufserfahrung
  • Lust, sich in die Materie einzuarbeiten und das Vermögen, die gesetzlichen
    Regelungen zu verstehen und weiterzugeben
  • Gute Beherrschung des Englischen
  • Flexibilität, Belastbarkeit und persönlichem Engagement

Wir bieten:

  • Eine Vollzeitstelle, die auch die Mitarbeit in verschiedenen Projekten beinhaltet
  • Ein engagiertes Team, das die vielfältigen Aufgabenfelder des Flüchtlingsrats
    wahrnimmt
  • Ein Netzwerk ehrenamtlich Engagierter
  • Ein abwechslungsreiches Arbeitsgebiet

Die Vergütung erfolgt nach TVÖD Bund.
Wir möchten ausdrücklich Menschen mit Migrationshintergrund ermuntern, sich angesprochen zu fühlen.
Wir freuen uns über Ihre Bewerbung mit den üblichen und vollständigen Unterlagen bis zum 30. Mai 2016 auf elektronischem Wege an bewerbung@fluechtlingsrat-bw.de

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg ist einer der 11 Partner im „Netzwerk Integration von Flüchtlingen in Arbeit“ NIFA, Partner im von der EU finanzierten Asylum, Migration, Integrationfonds finanzierten Netzwerk „Welcome“ und des vom Land Baden-Württemberg geförderten Projektes „Aktiv für Flüchtlinge“

Stellenausschreibung TTIP (Verlängerte Ausschreibungsfrist!)

Wir leiten gerne diese Stellenausschreibung des bundesweiten Anti-TTIP-Bündnisses weiter:

Gesucht werden sieben Mitarbeiter/innen für die Organisation der überregionalen Demonstrationen gegen TTIP und CETA im September 2016 in Berlin, München oder Nürnberg, Stuttgart, Köln, Frankfurt/Main, Hamburg und Leipzig.
Der Trägerkreis der Demonstrationen sucht an jedem Demonstrationsort ein/e Koordinator/in für die Organisation der Demonstration gegen TTIP und CETA im September 2016, ab 1. Juni und befristet bis 30. September 2016.

Über die Demonstrationen
Im Herbst 2016 tritt die Auseinandersetzung um das Handels- und
Investitionsabkommen zwischen der EU und Kanada, CETA in die entscheidende Phase: Der EU- Ministerrat bereitet seine Entscheidung über das Kanada-Abkommen CETA vor, das bereits fertig ausverhandelt ist. Währenddessen wird weiter an TTIP, dem Handels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA, verhandelt. Die Demonstrationen in sieben Städten sollen den Protest der Bürger/innen gegen die Abkommen auf die Straße bringen. Die Demonstrationen werden getragen von einem breiten Trägerkreis aus Initiativen und Organisationen.

Ihre zukünftigen Aufgaben
Als Mitarbeiter/innen arbeiten Sie an einem der o.g. Demonstrationsorte vor Ort koordinierend und organisierend und stimmen diese Prozesse eng mit dem bundesweiten Demo-Büro in Berlin ab. Ihre Aufgaben sind im Einzelnen:

  • Als Schnittstelle koordinieren Sie das Projekt und binden aktiv lokale und regionale Bündnispartner/innen und andere Akteure der Proteste gegen TTIP/CETA ein (zB. Die Organisation von Bündnistreffen)
  • Sie planen und organisieren Auftakt und Hauptkundgebung sowie den Demonstrationszug
  • Sie organisieren kleinere Aktionen im Vorfeld
  • Sie betreuen eine Mitfahrbörse und koordinieren die Anreise von Bussen zur Demonstration
  • Sie setzen die gemeinsame Strategie für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit um.
  • Sie bewerben die Aktion on- und offline, entwerfen und pflegen die dazugehörige Website / Social Media-Kanäle

Unsere Anforderungen an Sie

  • Sie haben Erfahrung in der Organisation von Großveranstaltungen, wünschenswerterweise Demonstrationen oder andere politische Aktionen
  • Sie verstehen politische Zusammenhänge, identifizieren sich mit unseren Zielen und kommen idealerweise aus der Protestbewegung
  • Sie sind ein Organisations- und Kommunikationstalent, das mit den unterschiedlichsten Menschen professionell umgehen kann
  • Sie haben idealerweise Erfahrungen in der PR und Öffentlichkeitsarbeit gesammelt und verfügen über Grundkenntnisse zu Datenbanken und Typo3
  • Sie haben einen Führerschein Klasse B
  • Sie können die Stelle zum 1. Juni 2016 antreten

Unser Angebot

  • Ein befristeter Vertrag mit einem Gehalt angelehnt an TvöD 10
  • Eine abwechslungsreiche und spannende Aufgabe in einem hochmotivierten und sympathischen Team

Da die Stelle äußerst zügig besetzt werden soll, freuen wir uns möglich über Ihre Bewerbung bis Sonntag, den 22.05.2016. Die Auswahlgespräche finden voraussichtlich am 25. oder 26. Mai statt. Bitte halten Sie sich wenn möglich beide Tage frei.
Bitte schicken Sie Ihre vollständigen Unterlagen (bzw. mögliche Fragen) ausschließlich an Christian Weßling (wessling@ttip-demo.de) und Esther Hanauer (hanauer@ttip-demo.de)

Wessen Polizei?

Am Wochenende war bekanntlich AfD-Programmparteitag im Kongresszentrum der Messe Stuttgart. Rund um die Veranstaltung hatten verschiedene Gruppen ihrerseits Gegenveranstaltungen angekündigt. Eine Mahnwache sollte die vollen zwei Tage laufen, eine Demonstration am Samstag um 13 Uhr und eine Kundgebung um 16:30 Uhr beginnen. Zusätzlich waren mehrere Mahnwachen und Demonstrationen direkt am Messegelände angekündigt.

Für 7 Uhr rief ein breites Bündnis auf, zur Messe zu kommen. Und dementsprechend voll wurde die S-Bahn, die um kurz vor Sieben den Flughafen erreichen sollte. Ab Hauptbahnhof standen die meist jungen Leute so gepresst in der Bahn, dass Menschen mit Koffern – und manches Mal auch solche ohne – keine Chance hatten, hineinzukommen. Trotzdem war, zumindest in meiner Nähe, die Stimmung gut und ruhig – was bis zur Station Oberaichen auch so blieb. Dort verkündeten die Lautsprecher, die S-Bahn müsse auf Weisung der Polizei zehn Minuten stehenbleiben.

In Echterdingen, eine Station vor Flughafen/Messe, verließen dann plötzlich gefühlte 95 Prozent derjenigen, die auf dem Weg zu einem der Aktionsorte an der Messe waren, die Bahn. Warum wurde mir nicht klar und wurde auch unter denjenigen, die ausstiegen, nicht diskutiert.

Ich blieb sitzen und wurde von vielen Polizisten in voller Montur an der nächsten Haltestelle empfangen. Von dort aus ging es dann ohne Behinderung direkt zum Hauptzugang des Parteitagsgeländes, das mit Hamburger Gittern und sogar einigen Rollen, die wie NATO-Draht aussahen, gesichert war. Einlasskontrolle. Nur Menschen mit Presse- oder AfD-Ausweis kamen durch.

Ein Weiterkommen in Richtung eines größeren, vom Ordnungsamt zugewiesenen, Versammlungsort war hier nicht möglich. Also ein Stückchen zurück und eine Straße Richtung Westen. Ein Wasserwerfer und viele Polizisten blockierten hier die Straße. Ob sich zwischen ihnen auch Demonstranten in einem Kessel befanden, fand ich nicht heraus. Unverständliche Durchsagen. Ein Polizist, den ich fragte, was durchgesagt wurde, drängte mich nur zurück. Er bildete mit anderen eine Kette über die komplette Straßenbreite.

Dann halt links über einen Parkplatz. Hier behinderte niemand mein Vorankommen. Kurze Zeit später stand ich auf einem großen Versammlungsort, dem Busterminal Messe Ost, mit direkter Sicht auf das Messegelände. Hier war nicht viel los. Die Boxen der LKW-Bühne spielten etwas Musik. Daneben verteilten Menschen Kaffee und Brote. Demonstranten tröpfeln herbei. Unter ihnen auch einige, die die S-Bahn in Echterdingen verlassen hatten und von einem Katz und Maus-Spiel mit der Polizei auf den Feldern berichteten.

Nach rechts begrenzte ein großes Parkhaus den Versammlungsort, links ein Bürohaus, vorne Hamburger Gitter und Polizisten und hinten eine Straße. Über diese Straße nun kamen immer wieder Autos mit AfD-Anhängern an. Ca. Zehn kamen innerhalb von 1,5/2 Stunden auf die Idee, direkt über den Versammlungsort der Gegendemo zu laufen – statt einen aus meiner Sicht problemlosen Zugang in ca. 50 Metern Luftlinie zu wählen.

Die Polizei, deren Aufgabe es normalerweise ist, rivalisierende Gruppen zu trennen, hinderte, soweit ich es beobachten konnte, kein einziges Mal AfD-Anhänger daran, auf den Platz zu laufen. Im Gegenteil bildeten Polizisten in Vollmontur innerhalb kürzester Zeit einen Ring um die AfDler und brachte sie unter Pfeffersprayeinsatz durch die ca. 80 Meter lange Demonstrationszone. Das Antikonfliktteam der Polizei, das zu Beginn noch vor Ort war, zog sich schnell wieder zurück. Auf meine Nachfrage an der Bühne hieß es, von der Polizei sei, wenn denn überhaupt ein Kontakt bestünde, keine Antwort auf die Frage zu bekommen, warum sie die AfDler über den Platz schleuse.

Einer der AfDler nahm sich wohl vor, diagonal über den Platz und direkt an der Bühne vorbei zu laufen – was ihm die Polizei auch ermöglichte. Die Stimmung war dementsprechend aufgeheizt. Plötzlich standen schätzungsweise acht Polizeipferde direkt vor der Bühne und trieben die Demonstrierenden auseinander. Von hinten drängten vermehrt Polizisten auf das Gelände. Ein in der Nähe wartender Wasserwerfer bewegte sich langsam in Richtung der Versammlung und wurde schließlich auf der Versammlungsfläche in Position gebracht.

Gleichzeitig fing die Polizei von hinten an, den Platz zu schließen. Warum ich gegen 9:15 Uhr den Kessel noch verlassen durfte und nicht, wie andere, bis 10:30/11 Uhr auf dem Platz bleiben musste, weiß ich nicht. Auf meinem Rückweg zur S-Bahn kam ich an dem nächstgelegenen Zugang zum Parteitagsgelände vorbei. Hier waren nirgends Demonstrierende zu sehen. Im Gegenteil: AfDler schlenderten aus Richtung S-Bahn kommend zum von zehn Polizisten bewachten Zugang und kamen ohne Probleme zu ihrer Veranstaltung.

Ich kann mir das Verhalten der Polizei an diesem Versammlungsort nur mit Unfähigkeit der Leitungsebene oder mit der Absicht erklären, die Stimmung aufzuheizen – beide Möglichkeiten finde ich erschreckend.

PS: Auf Beobachternews findet sich ein weiterer Beitrag zum Thema.

1660-seitige Bericht und Beschlussempfehlung des NSU-UA jetzt online

Der anonymisierter Bericht und Beschlussempfehlung des Untersuchungsauschusses „Die Aufarbeitung der Kontakte und Aktivitäten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in Baden-Württemberg
und die Umstände der Ermordung der Polizeibeamtin M.K.“ Drucksache 15/8000 ist online


Aktuelles zum NSU UA:
Juristisches Nachspiel. Wer trug Interna aus dem NSU-Ausschuss?
Mit dem NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag befasst sich jetzt die Justiz: Weil einige heikle Informationen an die Öffentlichkeit gelangten, ermittelt die Staatsanwaltschaft Heilbronn

Mit dem eBike Getränke holen? Ein Selbstversuch

Neulich hörte ich einen ziemlich schlechten Podcast der Zeit über eine Testfahrt mit einem Tesla und das Phänomen der Reichweitenangst. Das mich als jemandem ohne Führerschein diese Angst nur zwei Wochen später mit voller Wucht treffen würde, hätte ich nicht gedacht. Doch der Reihe nach.

Am Sonntag vor einer Woche stieß ich zufällig auf die Ankündigung, dass die Initiative Lastenrad Stuttgart ab dem 6. April 2016 in Stuttgart mehrere Lastenräder verleiht. Die Lastenräder sind Gemeingüter. Wer im Gegenzug eine Spende geben will und kann, tut dies. Das wollte ich ausprobieren. Und sofort hatte ich das passende Projekt: Getränke in einen Garten auf den Höhen über dem Remstal bringen. Ok, das sind ein paar Kilo- und auch etliche Höhenmeter. Schnell die verschiedenen Lastenräder gesichtet. Mein Rad der Wahl ist eindeutig Long John Rapid von Radkutsche: Eine halbe Europalette Platz, Eigengewicht 30 kg, Transportkapazität 150 kg, Vorderradantrieb mit 800 Watt Spitzenleistung und ein Akku mit 15 Amperestunden überzeugen mich – bzw. sind das Maximum bei Lastenrad Stuttgart.

Ausleihbar bei Hobbyhimmel in Feuerbach. Das passt ja wie die Faust auf’s Auge, denn die offene Werkstatt Hobbyhimmel wollte ich mir schon lange einmal anschauen.

Nur schafft Rapid die Strecke? Hier beginnt, noch ganz unterbewusst, meine Reichweitenangst. Kurze Streckenplanung. Ich will von Feuerbach nach Cannstatt, dort Leergut aufsammeln, in Fellbach Getränke einkaufen, dann über Beutelsbach und Schnait zum Garten und wieder zurück nach Cannstatt. Mein Routenplaner spricht von 44 Kilometern, 460 Metern hoch und 500 Metern runter. Davon 180 Meter Anstieg auf nur drei Kilometern. Rapid soll mit einer Ladung 30-80 Kilometer schaffen. Es wird eindeutig knapp. Im Örtchen Schnait kenne ich jemanden, der auch sofort bereit ist, das Rapid im Notfall über Nacht unterzustellen und zu laden.

Ich beschließe also, das Rad für’s komplette Wochenende auszuleihen und so mit den zeitlichen und energetischen Druck zu nehmen. Nach einer reibungslosen Buchung am Mittwoch freue ich mich auf Samstag.

Wegen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 sind einigen Unterführungen am Bahnhof Feuerbach gesperrt, sodass ich eine Weile brauche, um zum Hobbyhimmel in der Siemensstraße 140 auf der Rückseite des Bahnhofs zu finden. In der wirklich großen Werkstatt mit gut ausgestatteten Bereichen für 3D-Drucken, Stoff-, Holz- und Metallbearbeitung begrüßt mich Martin. Martin hat die Werkstatt aufgebaut, begeistert sich für Gemeingüter aller Art und sucht gerade ein Team, das den Hobbyhimmel mit ihm zusammen auf ein dauerhaftes Fundament stellt.

Nach einem kurzen Gang durch die Räumlichkeiten checken wir gemeinsam das Lastenrad durch. Es wirkt sehr stabil. Bei meiner ersten Proberunde zeigt sich, dass der kleine Elektromotor wirklich Kraft hat. Nun aber los! Ab Fellbach wird mich Bernhard begleiten, und ich will ihn nicht allzu lange warten lassen.

Ich schlängele mich also durch das Feuerbacher Industriegebiet, umfahre Schlaglöcher, um die Felgen des Rads zu schonen und lande am Pragsattel. Einer der vielen neugierigen Blicke, die das Rad bekommt, meint, seine Vorgängerversion sei untermotorisiert gewesen. Na, hoffentlich ist das aktuelle Rapid besser. Ich lande im Rosensteinpark. Hier ist noch nicht viel los, sodass ich auf den geraden Wegen ein bisschen mit der Geschwindigkeit spielen kann.

Rapid noch ohne Ladung
Rapid noch ohne Ladung

In Cannstatt stellt sich dann heraus, dass ich für eine halbe Europalette doch eine ganze Menge Leergut habe. Doch mit zwei Spanngurten hält die Ladung schließlich.

Rapid mit Leergut
Rapid mit Leergut

Nicht alles am Leergut ist wirklich leer. Eine Kiste Sprudel und eine Kiste Saft sind voll und so fährt sich das Rad schon deutlich anders. Ich brauche ein paar Meter, um wieder Sicherheit zu gewinnen – und ohne Motorunterstützung wird es nun schon bei kleinen Steigungen mühsam. Einer von fünf Strichen meiner Ladungsanzeige ist nun eindeutig verloren. Ein zweiter schwankt. Ich fahre mit möglichst wenig Motorunterstützung.

In Fellbach treffe ich dann auf Bernhard, bei dem nicht wie bei mir schon mal ein Dreiviertel Jahr zwischen zwei Touren vergeht sondern fast täglich auf dem Rad sitzt. Wir haben beide dieselbe, bis Schnait weitestgehend steigungslose, Route ausgewählt und so zuckeln wir neben- und hintereinander her. In Endersbach habe ich nur noch drei meiner fünf Ladebalken. Kurz nach dem Ortsschild Schnait sind es nur noch zwei. Na, wird schon klappen.

Rapid mit 50 kg Getränken auf den Höhen über dem Remstal
Rapid mit 50 über 70 kg Getränken auf den Höhen über dem Remstal

Nun beginnt der Aufstieg. Ich versuche, so langsam wie möglich zu fahren und so kräftig wie möglich in die Pedale zu treten, um (elektrische) Energie zu sparen. Zu langsam ist auch nicht gut. Einmal gerate ich ins Schwanken und muss anhalten. Doch der Motor schafft es auch auf großen Steigungen problemlos, die 150 170 Kilo, die Fahrrad, Ladung und ich gemeinsam wiegen, wieder in Schwung zu bringen.

Batterieanzeige des Rapid
Batterieanzeige des Rapid

Kurz vor der Kuppe leuchtet die Ladungsanzeige mit nur noch einer einsamen LED. Mir geht’s ähnlich: Seitenstechen. Doch die letzten Meter schaffen wir noch. Im Garten angekommen gibt’s eine Limo, um die verdiente Pause zu versüßen.

Zurück schiebe ich das Rad teilweise den Berg herunter, da ich das Dauerbremsen den Scheibenbremsen nicht zumuten will. Gemeingüter soll man ja schließlich schonen… Im Tal angekommen merke ich, dass meine Kräfte ziemlich nachgelassen haben. Ich brauche dauerhaft Unterstützung durch den Motor – und das, obwohl ich nur noch eine Mörtelwanne und etwas Pappe als Ladung dabeihabe. Die Rückfahrt nach Cannstatt wird teilweise eine Quälerei und zieht sich noch bis 16:30 Uhr.

Dort angekommen bin ich sehr froh, dass ich erst morgen nach Feuerbach muss, um das Rad wieder zurückzubringen. Und auch der Akku scheint wirklich Durst zu haben. Fünf Stunden saugt er Strom.

Die Rückgabe am Sonntag Abend beim Hobbyhimmel läuft reibungslos. Ich packe also noch ein Hundertstel Rapid als Ausleihspende in eine kleine Kunststoffschachtel und freue mich auf meine nächste Tour mit einem Lastenrad.

PS: Ich habe den Hersteller des Rapid wegen eines Ersatzakkus angeschrieben.

Koordinator*in für ehrenamtliches Engagement Bereich Asyl/Flucht gesucht

Gerne verbreiten wir diese Stellenausschreibung weiter:

Der Bundesverband NEMO e.V. sucht in Zusammenarbeit mit dem Forum der Kulturen Stuttgart e.V. zum nächstmöglichen Termin ein*e Koordinator*in für die Arbeit von Migrantenorganisationen im Bereich Asyl und Flucht. Die Stelle ist in Vollzeit (39 w/h) vorerst bis zum 31.12.2016 zu besetzen. Es besteht Aussicht auf Verlängerung.

Kurzvorstellung des Forum der Kulturen Stuttgart e.V.
Das Forum der Kulturen Stuttgart e. V. ist Dachverband der Stuttgarter Migrantenvereine, Interkulturbüro und Herausgeber der Zeitschrift „Begegnung der Kulturen – Interkultur in Stuttgart“. Im Zentrum der Arbeit des Forums der Kulturen stehen die Stärkung und Sichtbarmachung der gesellschaftlichen Vielfalt unserer Stadt, vor allem des bürgerschaftlichen Engagements von Migrantenvereinen. Alljährlich veranstalten wir das Sommerfestival der Kulturen sowie diverse interkulturelle Veranstaltungen und Projekte.

Zum Bundesverband NEMO
Der Bundesverband NEMO e.V. ist ein Zusammenschluss von 10 lokalen Verbünden von Migrantenorganisationen mit 397 Migranteneinzelorganisationen aus 7 Bundesländern und vertritt ihre Interessen auf Bundesebene. Er ist bundesweiter Ansprechpartner und Politikberater in Fragen der Migration, Teilhabe und Entwicklungszusammenarbeit.

Für das Modellprojekt „Aktive aus Migrantenorganisationen in der Arbeit mit Geflüchteten – Koordinierung als lokaler Handlungsansatz“ suchen wir Sozialwissenschaftler*innen (Magister/Master) oder Absolvent*innen der Sozialen Arbeit.

Hintergrund
Eine vielgestaltige lokale Praxis zeigt schon heute, dass die Beteiligung von Freiwilligen und Lotsen mit Migrationsgeschichte eine wichtige und produktive Rolle in der Arbeit mit Geflüchteten spielen und im Grunde noch mehr als bisher benötigt wird. Ihre Kompetenzen und ihre Bereitschaft, auf die Menschen zuzugehen sind sehr hilfreich. Gleichzeitig befinden sich in den lokalen „Migranten-Communities“ noch vielfältige ungenützte Potenziale, insbesondere auch im Inneren der überall vorhandenen oder entstehenden Migrantenorganisationen. Außerdem ist festzustellen, dass trotz des vielfältigen Engagements von Migrantinnen und Migranten und ihrer Organisationen in der lokalen Flüchtlingsarbeit dieses bislang zu wenig formale und institutionelle Anerkennung findet, jedenfalls im Sinne einer gewollten und gesicherten Teilhabe von Migrantenorganisationen an der lokalen übergreifenden Gestaltung und Steuerung der Flüchtlingsarbeit.

Dies alles macht eine professionelle Koordinierung der Aktivitäten und der Aktiven in den Händen von Migrantenorganisationen selbst sinnvoll, wenn nicht dringend erforderlich.

Von daher ergeben sich für die Koordinierung vor Ort u.a. folgende Aufgaben:

  • Bündelung und Weitergabe von Informationen über die Angebote der lokalen „Willkommensstruktur“ und die einschlägigen Dienste an die Ehrenamtlichen;
  • Vermittlung von Kenntnissen und sinnvollem Verhalten im Umgang mit Geflüchteten, insbesondere, was „respektvolle Nähe“ und die Vermeidung von „Stellvertreter-Handeln“ und behutsame, aber wirksame Begleitung meinen;
  • Informationen über Treffen und Veranstaltungen zwischen Bewohner*innen und Geflüchteten mit dem Ziel, sich wechselseitig besser verstehen zu lernen, unter aktiver Einbeziehung der Ehrenamtlichen; insbesondere auch im Rahmen von Migrantenorganisationen und entsprechenden Einrichtungen;
  • gezielte Einbeziehung und Stärkung jener Migrantenorganisationen, in denen sich bereits Personen aus denselben Herkunftsländern oder Regionen der Geflüchteten zusammen geschlossen haben;
  • Aufbau eines Netzes von Sprachmittlern;
  • Entwicklung und Verteilung von Informationsmaterialien an die Geflüchteten, in Arbeitsteilung mit anderen, und an die Hand der Ehrenamtlichen, und gemeinsame Entwicklung dieser Materialien mit ihnen und auf der Basis ihrer Erfahrungen;
  • regelmäßige Informationen an die Migrantenorganisationen, Werbung weiterer Ehrenamtlicher;
  • gezielte Förderung der Fähigkeiten und Bereitschaften der Geflüchteten zur Teilhabe, einschließlich der Übernahme von „Patenschaften“ etc.,
  • Entwicklung eines stabilen Qualifizierungsangebots für Ehrenamtliche;
  • Entwicklung und Pflege einer Homepage, die von ihrem Charakter her auf die besondere Rolle von Migrantenorganisationen für das gute Ankommen abhebt, leicht zugängliche Informationen in angemessener sprachlicher Fassung bereithält und die Ehrenamtlichen vorstellt;
  • Regelmäßige Abstimmung und Teilnahme an den bundesweiten Erfahrungsaustausch- und Konzeptentwicklungstreffen

Am Standort Stuttgart, wird diese Stelle beim Forum der Kulturen Stuttgart e.V. verortet sein. Dort geht es insbesondere darum, die in dem Netzwerk engagierten Initiativen in Ihrem Engagement für Geflüchtete zu unterstützen und sie mit anderen Akteuren des Bürgerschaftlichen Engagements in München strategisch zu vernetzen. Darüber hinaus sollen weitere Initiativen von und für Geflüchtete für das Netzwerk gewonnen werden.

Wir erwarten:

  • Abgeschlossenes Studium der Sozialwissenschaften, der sozialen Arbeit, oder vergleichbare Ausbildung (Abschluss Magister/Master/Diplom)
  • Interkulturelle Kompetenz und möglichst Erfahrungen in der Arbeit mit Migrantenorganisationen
  • Erfahrungen in der Arbeit mit sozialen/verbandlichen Strukturen im Zusammenwirken mit ehrenamtlichen Kräften
  • Kenntnisse in der Netzwerkarbeit/Sozialraumarbeit
  • Engagierte, einfühlsame Persönlichkeit, die selbständig und verantwortungsbewusst arbeitet und sich durch Flexibilität auszeichnet

Wir bieten

  • Entlohnung nach TVöD Bund (E11 Stufe 2, je nach Qualifikation)
  • freundliches und offenes Team
  • Auf Bundesebene: Austauschmöglichkeit mit Koordinator*innen anderer Kommunen, wissenschaftliche Begleitung; Fortbildungsmöglichkeiten, uvm.

Wir fördern die berufliche Gleichstellung, daher sind Bewerbungen von Frauen ausdrücklich erwünscht. Die Bewerbung von Menschen mit Migrations-/Fluchterfahrung ist ausdrücklich erwünscht.

Bitte schicken Sie Ihre Bewerbungsunterlagen schnellstmöglich an sara.alterio@forum-der-kulturen.de

Ansprechpartner: Informationen zum Forum der Kulturen e.V.
Sara Alterio
Tel: 0711 / 24848 08 -25
Email: sara.alterio@forum-der-kulturen.de

Ansprechpartner: Informationen zum Modellprojekt
Ismail Köylüoglu
Tel: 0231/ 286 78-754
Email: info@bv-nemo.de

Zur Freiheit der Medien

„Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten“ – so hatte Recep Tayyip Erdogan in einer seiner Reden ein religiöses Gedicht zitiert, das dem Schriftsteller Ziya Gökalp (1875-1924) zugeschrieben wird. Daraufhin ist er 1998 vom Staatssicherheitsgericht Diyarbakır wegen Missbrauchs der Grundrechte und -freiheiten, nach Artikel 14 der türkischen Verfassung und Artikel 312/2 des damaligen türkischen Strafgesetzbuches (Aufstachelung zur Feindschaft auf Grund von Klasse, Rasse, Religion, Sekte oder regionalen Unterschieden), zu zehn Monaten Gefängnis und lebenslangem Politikverbot verurteilt worden. (Quelle Wikipedia)
Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Was sagen Sie zum Thema Pressefreiheit?
Ihre Meinung an:

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konsulat.stuttgart@mfa.gov.tr
Presidential Complex, 06560 Beştepe-Ankara
Fax: 0 (312) 525 58 31

Hotel Silber- Veranstaltungsprogramm „Zwischenzeit 2“ beginnt

Das „Hotel Silber“ wird Ende 2017 /Anfang 2018 eröffnet. Bis dahin wird das Haus umgebaut, die Ausstellung und die Veranstaltungsräume eingerichtet. Aber auch jetzt schon finden Veranstaltungen der Initiative und ihrer Mitgliedsorganisationen an vielen verschiedenen Orten statt.  Für die Zwischenzeit ist dies das zweite Veranstaltungsprogramm der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V. Eine Gelegenheit, mehr über das Hotel Silber zu erfahren, die Mitgliedsorganisationen der Initiative und ihre Arbeit kennenzulernen und neue Verbindungen zum historischen Ort herzustellen.  Für uns eine Zeit, das Netzwerk der Kooperationspartner auszudehnen und den Horizont der Themen zu erweitern…

Das vollständige Programm finden Sie hier.

In gedruckter Form bekommen Sie den Flyer bekommen über

alexander.schell@sjr-stuttgart.de

Der Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschuss Baden-Württemberg
Von offenen Fragen und Antworten, unglaubwürdigen Zeugen und verpassten Chancen

Der Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses Ba-Wü – Mehr Fragen als Antworten?

Nachdem der NSU-Untersuchungsausschuss Baden-Württemberg am vergangenen Donnerstag einen fast 1000-seitigen Abschlussbericht vorlegte, haben die Journalisten Sven Ullenbruch und Rainer Nübel auf dessen Arbeit zurückgeblickt und die Ergebnisse kritisch betrachtet. Knapp 100 Leute kamen in den Württembergischen Kunstverein – direkt neben dem provisorischen Plenarsaal, in dem die öffentlichen Sitzungen ein Jahr lang stattfanden.

Analog zu den Themen, die im UA behandelt wurden, wurde auch in dieser Veranstaltung über den Fall Florian H., den Ku-Klux-Klan und den Mord an der Polizistin Michele K. sowie den Mordversuch an ihrem Kollegen Martin A. gesprochen.

Zum Schluß zeigte sich ein differenziertes Bild an offenen Fragen und geklärten Sachverhalten; offensichtlich unglaubwürdigen Zeugenaussagen und verpassten Chancen bei der Befragung. Und auch die Wichtigkeit eines weiteren Untersuchungsausschusses und seine Beobachtung durch zivilgesellschafte Akteure.

(Video der Landtagssitzung und Stellungnahmen der Fraktionen. Ab 2:46, Kapitelauswahl TOP 4: http://www.landtag-bw.de/cms/home/mediathek/videos.html#mid&2ab54566-86ab-4ad1-9a34-26e4286a4440)

Nordwürttembergische Ärzteschaft macht düstere Zeit präsent

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Kammerpräsident Dr. Klaus Baier, Dr. Robin Maitra, Dr. Wolfgang Miller, Künstler Renato Santarossa (v.r.) neben der Gedenkstele

„Nie wieder wollen wir als Ärzteschaft einer verbrecherischen und menschenverachtenden Medizin Raum geben.“ Dieses Versprechen gibt die Ärzteschaft Nordwürttembergs auf ihrem  Mahnmal, das Mitte Februar in Stuttgart enthüllt wurde. Die Mediziner gedenken mit der modern gestalteten Stele aus Verbundglas „den Opfern der Medizin im Nationalsozialismus und aller Ärztinnen und Ärzte, die von 1933 bis 1945 gedemütigt, verfolgt und ermordet wurden.“

Hör mal, wer da hämmert
Stuttgarts 1. Offene Werkstatt öffnet offiziell ihre Pforten

von Martin Langlinderer

Für Werkler, Tüftler, Kreative, Reparier und solche, die es noch werden möchten, gibt es in Feuerbach ein neues Zuhause: den HOBBYHIMMEL – Stuttgarts erste Offene Werkstatt. Sieben Tage die Woche finden hier Interessierte auf fast 300 Quadratmetern Werkzeuge und Maschinen, die das SelberMacherHerz höher schlagen lassen. Zunächst lief alles noch im Probebetrieb, der nun so erfolgreich war, dass das HOBBYHIMMEL-Team am Samstag, den 27. Februar 2016 zu einer offiziellen Eröffnungsfeier einlädt. Startschuss ist um 16 Uhr in der Werkstatt in der Siemensstraße 140 – der Eintritt ist frei. Man kann natürlich bereits jetzt an jedem anderen Tag während den großzügigen Öffnungszeiten vorbeikommen und sich umschauen und das Angebot nutzen.

Raum für Ideen und Projekte
In der Halle auf dem Areal des ImWerk8 hat jeder die Möglichkeit, gegen eine geringe Gebühr seine Ideen zu verwirklichen. „Uns ist es wichtig, dass wir ein Angebot schaffen, das so vielen Menschen aus der Region wie möglich die passende Umgebung bietet, Werkstücke herzustellen, Defektes zu reparieren, Neues zu lernen und vor allem sich mit anderen auszutauschen und in Kontakt zu kommen.“, erklärt Martin Langlinderer, Initiator des HOBBYHIMMEL. Auf diesem Gedanken basiert das gesamte Konzept, das der gelernte Diplom-Wirtschaftsingenieur bereits seit zwei Jahren plant und welches nun anläuft. Das HOBBYHIMMEL-TEAM stellt seinen Nutzern eine Fülle an Hand- und Elektrowerkzeugen sowie Maschinen zur Verfügung. Es ist jede Menge Platz und Know-how in mehreren Bereichen von Holz über Metall bis hin zu Elektro, Textil und Fahrrad vorhanden. Neben dem offenen Werkstattbereich können Interessierte auch verschiedene Kurse oder regelmäßige Repair Cafès besuchen.

Soziale Werte als Treiber des gemeinnützigen Projekts
Das Konzept des HOBBYHIMMEL vereint verschiedene zukunftsfähige wirtschaftliche und soziale Ausrichtungen. Triebfedern sind dabei vor allem Sharing Economy (die  gemeinsame Nutzung von Ressourcen) oder Social Entrepreneurship (der unternehmerische Einsatz für einen wesentlichen, positiven Wandel einer Gesellschaft) sowie viele Theme der OpenSource Bewegung. „Für uns sind das mehr als nur abstrakte Begriffe, täglich versuchen wir möglichst gemeinwohlfördernd zu handeln.
Der HOBBYHIMMEL und sein Team freut sich über zahlreiche Interessierte Besucher und bietet zudem noch viele Möglichkeiten sich in das Projekt einzubringen.
Schaut einfach mal auf die Website (www.hobbyhimmel.de), die Facebookseite (facebook.com/hobbyhimmel.stuttgart) oder am Besten direkt vor Ort vorbei.

Bericht und Beschlussempfehlung des NSU UA am 18. Februar 2016

Live-Tweets aus dem NSU Untersuchungsausschuss des Landtags Baden-Württemberg ‏von @FranzFeyder und @fraufoo (am Ende der Tweets vermerkt)

Plenarsitzung des Landtags am Donnerstag, den 18. Februar 2016
Tagesordnung Punkt 4
Bericht und Beschlussempfehlung des Untersuchungsausschusses
„Die Aufarbeitung der Kontakte und Aktivitäten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in Baden-Württemberg und die Umstände der Ermordung der Polizeibeamtin M. K.(Rechtsterrorismus/NSU BW)“
Drucksache 15/8000 (Nachtrag: der anonymisierte 1660-seitige Abschlussbericht mit Beschlussempfehlung ist jetzt online)
BE: Abg. Petra Häffnerund Abg.Matthias Pröfrock

Video der Sitzung im Landtag (Top 4 ab 2:46:25)

Transkribierte Protokolle des Landtags aller öffentlichen Sitzungen
(die Protokolle wurden nachträglich auch jeweils bei den enstprechenden Protokollen der AnStifter eingefügt. Übersicht aller Sitzungen)


Im Landtag BaWü beginnt die Aussprache über den Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses, erster Redner Wolfgang Drexler (SPD) – ‏@FranzFeyder

Für Ausschusschef Drexler ist die parteiübergreifende Zusammenarbeit der Parteien „rekordverdächtig“ – ‏@FranzFeyder

Dexler: NSU-Ua BaWü konnte nicht alle Fragen klären – ‏@FranzFeyder mehr…

Rückschau und Kritik zur Kundgebung gegen Rassismus „halt:zusammen“

Knapp einen Monat später hat der DGB Baden-Württemberg Videos von der Kundgebung gegen Rassismus auf dem Stuttgarter Schloßplatz veröffentlicht. Mit ca. 7000 Teilnehmern und einem breiten Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen wurde durchaus ein eindeutiges Zeichen gesetzt.

Dennoch gibt es auch kritische Stimmen, so z.B. die Präsenz der „Arbeitgeber Baden-Württemberg“. So deutlich sich der Redner Stefan Wolf auch gegen Rassismus und Diskriminierung positioniert hat, es bleibt ein Beigeschmack. Haben Menschen mit vermeintlich ausländisch klingenden Namen wirklich die gleichen Chancen bei der Bewerbung als andere? Sehen die Arbeitgeber in den Flüchtlingen nicht bloß billige Arbeitskräfte, mit denen man den Mindestlohn umgehen kann?

Und: Tragen die in den Arbeitgeberverbänden organisierten Firmen nicht auch zu den Fluchtursachen bei, indem sie ungleiche Handelsbeziehungen ausnutzen? Vor allem in Baden-Württemberg sitzen viele global agierende Unternehmen, die im Verband Südwestmetall organisiert sind. Darin sitzen neben den üblichen regionalen Über-Unternehmen Daimler, Bosch, Stihl, Festo, etc. auch die Rüstungsfirmen ZF Friedrichshafen AG und Airbus Defence & Space (ehemals EADS). Wäre gut, wenn die „Arbeitgeber Baden-Württemberg“ mal vor der eigenen Haustüre kehren.

Kundgebung halt zusammen am 16. Januar 2016 in Stuttgart

Kundgebung halt zusammen am 16. Januar 2016 in Stuttgart, Langversion 33Min

Ein Denkmal für die ermordeten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit

Buchvorstellung: "Behandlung empfohlen" – NS-Medizinverbrechen an Kindern und Jugendlichen

Der staatliche Mord an Kindern und Jugendlichen durch die Nazi-Diktatur ist ein eher weniger beachtetes Thema. Karl-Horst Marquardt hat ein Buch über die Organisation der staatlichen Morde, die verantwortlichen Personen und einige Einzelschicksale geschrieben. Am 18. Januar 2016 wurde es vor knapp 100 Interessierten in Stuttgart vorgestellt. Marquardt las das Einführungskapitel und hielt eine kurze Präsentation. Die Wortlaute der Originalunterlagen offenbaren die menschenverachtenden, verbrecherischen und zynischen Einstellungen der Verwaltungsmitarbeiter und Ärzte in diesem System.

Abgerundet wurde die Lesung mit der Darstellung der Lebensschicksale von Gerda Metzger und Renate B. Nach einem früheren Interview von Marquardt mit dem SWR meldete sich ein Hörer, der die Lebensgeschichte der Mutter eines von den Nazis ermordeten Kindes erzählte. Durch weitere Recherchen konnte diese Erzählung Gerda Metzger zugeordnet werden. In einem Erfahrungsbericht von Renate B.s Mutter werden die menschenverachtenden Verhältnisse in der sogenannten Kinderfachabteilung deutlich. Renate B. hat die „wissenschaftlichen“ Versuche der NS-Ärzte dank des persönlichen Einsatzes ihrer Mutter überlebt und lebt in der Stuttgarter Gegend. Sie und die vielen anderen ermordeten Kinder und Jugendlichen haben eine würdevolle Erinnerung an ihr Leiden verdient. Die Bezirksärztekammer Nordwürttemberg wird im Februar auf ihrem Gelände ein Denkmal für die Opfer errichten. Die Stadt Stuttgart sollte dem in nichts nachstehen und ihnen endlich die angemessene Würdigung zukommen lassen.

39. Sitzung des NSU UA am 15. Januar 2016

39. Sitzung: Freitag, 15. Januar 2016
Tagesordnung
Beweisaufnahme: Einführung von Schriftstücken (öffentlich)
Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses (nicht öffentlich)

Pressemitteilung: Untersuchungsausschuss „Rechtsterrorismus/NSU BW“ legt gemeinsamen Abschlussbericht vor

Wenig gesichert neue Erkenntnisse, aber viele ungeklärte Fragen mit Audio der Pressekonferenz – radio dreyeckland

„Keine gewaltsamen rechtsterroristischen Strukturen in Baden Württemberg“ Wie sich die FDP von gemeinsamen Bericht abgrenzt und von neuen NSU-Untersuchungsauschuss distanziert – radio dreyeckland

Wenig geklärt, vorschnelle Schlüsse – Verschiedene Anmerkungen zum NSU- Abschlussbericht – radio dreyeckland

NSU: kein Schlussstrich – Kontextwochenzeitung

Keine Nahrung für Verschwörungstheoretiker – SWR

Mehr Überwachung als Konsequenz des NSU-Skandals – SWP

Aufarbeitung auf 997 Seiten – StN

Nicht alle Fragen sind beantwortet – SWR

Austreibung der Dämonen – StZ

Kiesewetter war zur falschen Zeit am falschen Ort – StN

NSU-Ausschuss: Kiesewetter war Zufallsopfer – Stimme

NSU-Ausschuss beendet Arbeit – Badische

Mehr offene als geklärte Fragen – StN (20.1.2016)

Ku-Klux-Klan: Polizei hebt Munitionsversteck bei Plochingen aus – StN (14.1.2016)

Verbindung zu Ku-Klux-Klan? Erneut Patronen in Plochingen gefunden – StN (21.1.2016)

Cumhuriyet-Journalisten freilassen!

Liebe Leute,
wir beobachten mit Sorge die Entwicklung in der Türkei und bitten um Unterstützung:

Can Dündar, der Chefredakteur der Oppositionszeitung „Cumhuriyet“ wurde mit fadenscheinigen Ausreden verhaftet. Dündar ist ein kritischer Journalist, welcher der Regierung ein Dorn im Auge war. Die Zeitung, die er verantwortet, ist nicht immer bequem. Sie wurde 2015 Jahr von „Reporter ohne Grenzen“ zum Medium des Jahres gewählt, da sie trotz allen Repressalien die amtierende AKP-Regierung und Präsident Erdogan mutig kritisiert. (Reporter ohne Grenzen ist – neben anderen – auch für den Friedenspreis der AnStifter 2016 vorgeschlagen).

Vor etwa zwei Monaten war Dündar live in Hamburg. Er ist ein sehr angenehmer Mensch, der seine Meinung ruhig und humorvoll vorträgt. Jetzt sitzt er im Gefängnis. Weil die Cumhuriyet in einem investigativen Leitartikel aufgedeckt hat, dass die Türkei den IS mit Waffen beliefert. Nun wird Dündar als Chefredakteur „Landesverrat und Spionage“ vorgeworfen.

Mehr zu Dündar erfahrt ihr auf der Website von „Reporter ohne Grenzen“. Untenstehend findet ihr einen Link dorthin. Dort könnt ihr auch mit eurer Unterschrift die Freilassung von Can Dündar fordern. Der Druck der Öffentlichkeit ist aktuell das wirksamste friedliche Mittel, das der türkischen Opposition verbleibt.
www.reporter-ohne-grenzen.de/mitmachen/cumhuriyet-journalisten-freilassen/