Philosophisches Café
Frieder Birzele: Mehr Demokratie wagen?!

Sa. 15. Januar 2011, 10:30 – 12h, Hegelhaus

Die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger besser an Entscheidungen in Bund, Land und Kommunen beteiligt werden können, wird derzeit heftig diskutiert. Gefährdet dies unser System der parlamentarischen Demokratie oder ist mehr Bürgerbeteiligung notwendig, um Politikverdrossenheit zu begegnen und mehr Akzeptanz für politische Entscheidungen zu erreichen? Dargestellt werden sollen die verschiedenen Regelungen in den Ländern und die Vorschläge auf Bundesebene sowie deren Vor- und Nachteile.

Frieder Birzele, seit 1976 selbständiger Rechtsanwalt, ist Mitglied der SPD seit 1963; Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg von 1976 bis 2006, Innenminister in der großen Koalition von 1992 bis 1996, 1. stellv. Landtagspräsident von 1996 bis 2006. Er wirkte an zahlreiche Initiativen mit zur Verbesserung von Bürgerbegehren, Bürgerentscheiden, Volksbegehren und Volksentscheiden.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café
Abendveranstaltung im Hegelhaus – Prof. Dr. Michael Weingarten: Jenseits des Liberalismus – Veränderte Konturen des Politischen und der Politik

Di. 11. Januar 2011, 19.30 – 21h, Hegelhaus
Mit Beginn der Globalisierung im Verlauf der 1970er Jahre und dem damit einhergehenden Zusammenbruch der sozialistischen Staaten sind die politischen Modelle des Liberalismus, die klassischen Formen politischer Organisationen und Repräsentationen zunehmend fragwürdiger geworden: Die Bürger selbst verstehen sich immer mehr als die eigentlichen Souveräne, die über die Belange ihres Gemein-wesens entscheiden möchten.
Die republikanische Tradition politischer Philosophie, von Baruch Spinoza über Hannah Arendt bis hin zu vielen gegenwärtigen Theoretikern, thematisiert genau diesen Anspruch auf Selbst-bestimmung und macht ihn zum Ausgangspunkt einer Neukonturierung des Raums des Politischen und der politischen Akteure.

Michael Weingarten lehrt Philosophie an den Universitäten Stuttgart und Marburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Dialektik und Sprachphilosophie sowie Politische und Sozial-Philosophie.

Im Veranstaltungspreis von 8 € ist je Person ein Glas (0,1l) Hegel-Wein enthalten.

Philosophisches Café
Abendveranstaltung im Hegelhaus – Prof. Dr. Jürgen Wertheimer: Wie teuer ist der Mensch?

Dienstag 7. Dezember, 19.30 – 21 Uhr
Proppenvoll war es, als Jürgen Wertheimer zu Jahresanfang ins Philosophische Café kam und hier Stellung bezog zu seinem Roman „Als Maria Gott erfand“. Zum Jahresende kommt Jürgen Wertheimer noch einmal ins Hegelhaus und wird diesmal an seinen Vortrag anknüpfen, den er in Tübingen auf dem internationalen Kolloquium „Ware Mensch. Die Ökonomisierung der Welt“ hielt.
Was ist der Wert der Werte? Wie viel an Werten und welche Werte „leisten“ wir uns? Und spezieller: Wie stellt das Phänomen „Ware Mensch“ sich in der Literatur dar?

Jürgen Wertheimer, seit 1991 Professor für Neuere Deutsche und für Vergleichende Literaturwissenschaft in Tübingen, überschreitet immer wieder die Grenzen des universitären Betriebs; so als er gegen den „Infantilismus in der Fun-Gesellschaft“ (2002) schrieb oder zuletzt mit seinem Roman „Als Maria Gott erfand“ (2009).

Für diese Veranstaltung ist eine verbindliche Anmeldung erforderlich im Hegelhaus: Tel. 0711-216 6733.
Im Veranstaltungspreis von 8 € ist je Person ein Glas (0,1l) Hegel-Wein enthalten.

Weißheit

Die Privatisierung des Staates ist die Überführung des Gemeinwohls in die Banken (Abraksus)

Der Kommentar zur Macht

George Herbert Walker Bush, Vater des immer noch nicht angeklagten Kriegsverbrechers George Walter Bush, soll von Klein auf ein eher feindliches Verhältnis zu seiner Umwelt gehabt haben, vor allem wenn er es mit einem dem Blumenkohl verwandten Gemüse zu tun hatte. mehr…

Wolfgang Kallert
die Nachtigall vom Nesenbach: Schmerz

[wpaudio url=“https://www.die-anstifter.de/wp-content/uploads/2010/11/350-nachtigall-schmerz.mp3″ text=“Schmerz“]

Der Kommentar zur Nacht

Man versteht die ganze Aufregung nicht. Oder man versteht sie viel zu gut. Während der eine, als hätte man ihn in Frauenkleidern beim Pokerspiel entdeckt, zurücktritt und die beleidigte Leberwurst spielt, outet sich der andere im Rahmen einer breit angelegten Pressekampagne als zukünftige Bundeskanzlerin. Während jener der Öffentlichkeit vorwirft, sie unterstelle ihm Aussagen, die mit dem Grundgesetz nicht in Einklang stünden, scheint der andere, wie mit einem leichten Schwipps auf einem Teekränzchen – deutsch für „tea party“ –  gar nicht zu wissen, was jener damit meint. Dass Aristokratie keine Geschlechtskrankheit bezeichnet, sondern das lateinische Wort für Schamlosigkeit ist, erscheint auf einmal als die vernünftigste Erklärung dafür, dass ein Minister, der am 5. Dezember vor nicht einmal 40 Jahren geboren wurde, es als Selbstverständlichkeit betrachtet, darüber reden zu müssen, dass die Bundeswehr im Ausland fortan (noch gewissenloser) zur Realisierung wirtschaftlicher Interessen eingesetzt werde. In Zukunft, so ist zu vermuten, bekommt der amtierende Arbeitgeberpräsident eine zusätzliche Aufgabe:  Oberbefehlshaber der bundesrepublikanischen Wehrmacht, was von diesem und dessen (Verteidigungs-)Minister, der wiederum in Zukunft auch Anspüche auf das Wirtschaftsministerium anmeldet, als Sparmaßnahme dargestellt wird und dem Arbeitgeberpräsident das Budget für Lobbyismus wird reduzieren helfen. Dass das katholische Boniftiuswerk in Paderborn ausgerechnet jetzt dazu aufruft, den Nikolaus nicht mit dem Weihnachtsmann zu verwechseln, kann da kein Zufall sein. (bk)

Philosophisches Café im Hegelhaus – Frank Ackermann
Hegel und sein „Leben Jesu“

Sa. 18. Dezember, 10.30 – 12 Uhr, Hegelhaus

Während seines Theologiestudiums am Tübinger Stift hat Hegel sich mit seinen Freunden Hölderlin und Schelling für die französische Revolution und Kants Philosophie der Freiheit begeistert. Diese jugendliche Begeisterung fand nun Eingang in eine Schrift, die Hegel nach dem Abschluss seines Studiums fertig stellte: „Das Leben Jesu“.
Hierbei hat Hegel den Text der Evangelien neu übersetzt und auf eine Weise verarbeitet, die so revolutionär war, dass er es zeitlebens nie gewagt hat, diese Jugendschrift zu veröffentlichen. Sie wurde in seinem Nachlass gefunden und erst im 20. Jahrhundert publiziert.
„Das Leben Jesu“ ist die einzige Schrift des Philosophen, die sich an alle richtet.

Frank Ackermann hat in Tübingen Philosophie und Literaturwissenschaft studiert; lebt als Philosoph und Schriftsteller in Stuttgart und leitet hier das „Philosophische Café im Hegelhaus“.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café im Hegelhaus – Dr. Thomas Rothschild
„O Gerechtigkeit!“

Sa. 11. Dezember, 10.30 – 12 Uhr, Hegelhaus

Noch nie schien der Menschheitstraum von Gerechtigkeit so gefährdet wie heute. Das neoliberale Dogma von der unbehinderten Bereicherung einiger Weniger auf Kosten der Anderen hat sich in den Köpfen selbst derer eingenistet, die darunter zu leiden haben. Ungestraft darf man mittlerweile jene als „Sozialschmarotzer“ verhöhnen, die keine Arbeit haben und mit einem Existenzminimum abgespeist werden. Mit Applaus darf rechnen, wer den angeblichen Verlust von Freiheit zugunsten der Gleichheit beklagt und den Abbau des Sozialstaats fordert, Verteilungsgerechtigkeit als leistungs- und damit wirtschaftsfeindlich diffamiert und nicht etwa die Nutznießer unbesteuerter Milliardenvermögen, sondern Bezieher von Sozialhilfe als unproduktiv empfindet. Weder die Sozialdemokraten noch die Grünen haben dieser Wertordnung etwas entgegenzusetzen.

Thomas Rothschild, 1942 in Glasgow geboren, Studium der Slawistik und Germanistik in Wien, Moskau und Prag, 1968-1971 Linguist, 1971-2007 Literaturwissenschaftler an der Universität Stuttgart. Publikationen u.a. zum politischen Lied, zur Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts, zu Medienfragen; umfangreiche journalistische Tätigkeit.
Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café im Hegelhaus – Prof. Dr. Elisabeth Walther
Das Schöne bei Hegel, C.S. Peirce und Max Bense

Sa. 4. Dezember, 10.30 – 12 Uhr, Hegelhaus

Max Bense (1910 – 1990) wurde einerseits von Hegel Ästhetik und ihrer Unterscheidung des Naturschönen vom Kunstschönen beeindruckt. Andrerseits hatte der amerikanische Philosoph und Mathematiker Charles Sanders Peirce (1839 – 1914) einen großen Einfluss auf Benses ästhetisches Denken: Peirce, der von der antiken Unterscheidung des Schönen, Guten, Wahren ausging, hat diese Begriffe mit seiner Zeichenlehre verbunden. Und Zeichen nehmen nun auch in Benses Schriften zur Ästhetik einen prominenten Platz ein.
Obwohl Max Bense schon als Student das Schöne mit der Mathematik verband, betonte er später vor allem die Begriffe Formation, Information und Kommunikation im Bereich der Kunst, Ästhetik, Mathematik und in den Wissenschaften.

Elisabeth Walther (geb.1922) studierte in Jena, Mainz und Stuttgart Kulturwissenschaften, Philosophie, Mathematik und Physik. Sie promovierte bei Max Bense zum Dr. rer. nat. und habilitierte sich 1962 für Systematische Philosophie an der TH Stuttgart. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut von Max Bense, nach der Habilitation wurde sie Dozentin und schließlich a.o. Professorin.
Sie heiratete Max Bense 1988.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café im Hegelhaus – Rüdiger Vaas
Gefühle und Vernunft

Sa. 13. November, 10.30 – 12 Uhr, Hegelhaus

„Alles, was von den Menschen getan und erdacht wird, gilt der
Befriedigung gefühlter Bedürfnisse, sowie der Stillung von Schmerzen“,
hat Albert Einstein einmal geschrieben. Demnach sind Lust und Unlust –
im weitesten Sinn – die eigentlichen Beweggründe menschlichen Wollens und Handelns. Doch worin genau besteht die Natur unserer Entscheidungen und das Verhältnis von Gefühl und Vernunft? Warum stehen sie zuweilen im Widerspruch? Wie ist Willensschwäche möglich? Und wie finden wir am besten heraus, was wir wirklich wollen und anstreben sollen? Häufig wird die Rationalität den Emotionen übergeordnet – sowohl in der Hierarchie als auch in der Wertigkeit –, oder aber beide werden als Gegner betrachtet, die gleichsam um die Durchsetzung ihrer gegensätzlichen Ziele streiten. Aus der Perspektive des Erlebens, der Psychologie, Hirnforschung und Evolutionsbiologie ist es jedoch plausibler, Emotionen und Rationalität als auf einander angewiesene, gleichberechtigte und eigenständige Partner zu verstehen.

Von Rüdiger Vaas stammen zahlreiche Publikationen zur modernen Hirnforschung, darunter auch die populären Bücher „Schöne neue Neuro-Welt“ und „Gott, Gene und Gehirn“ (Hirzel-Verlag 2008 und 2009).

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café im Hegelhaus – Ulrich Cassel
Mehr Geld!

Sa. 6. November, 10.30 – 12 Uhr, Hegelhaus

Ulrich Cassel rezitiert Dichtung und Philosophie zum geschichtlichen Dauerbrenner Geld. Nur die oberen Zehntausend leben von ihm – mit ihm leben müssen wir alle. Selten reicht es.
Geld verleiht Macht, unendliches Geld Allmacht. Alles ist käuflich. Wirklich?
Unsere Geldgier – ein angeborenes Übel? Am Ende gar heilbar?
Cassels Lesung nimmt diesmal die Gegenwart zum Schwerpunkt: Nachhegelianer, Nachmarxisten, Max Weber und Georg Simmel, Romanciers, Satiriker, Expressionisten wie die Manns, den Tucholski, den Kraus oder den Benn.

Ulrich Cassel, Journalist, Kabarettist und Rechtsanwalt, liest ausgewählte Stellen aus seinem demnächst erscheinenden „Lesebuch vom Geld“.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Abendveranstaltung im Hegelhaus – Prof. Dr. Gerhard Ernst
Die Natur moralischer Erkenntnis

Dienstag 2. November, 19.30 – 21 Uhr

In diesem Vortrag wird es darum gehen, die Existenz und gegebenenfalls die Natur moralischer Erkenntnis zu klären. Kann man sehen, was zu tun gut und was schlecht ist? Oder gibt es da schlicht nichts zu sehen, weil alle Werte nur „im Auge des Betrachters“ sind? Oder gibt es da etwas zu erkennen, obwohl es nichts zu sehen gibt?

Gerhard Ernst (geb. 1971) studierte Philosophie, Physik, Logik und Wissenschaftstheorie in Kaiserslautern und München. Seit 2008 ist er Professor für Geschichte der Philosophie und Praktische Philosophie an der Universität Stuttgart. – Buchveröffentlichungen u.a.: „Das Problem des Wissens“ (2002), „Einführung in die Erkenntnistheorie“ (2007), „Die Objektivität der Moral“ (2008).

Für diese Veranstaltung ist eine verbindliche Anmeldung erforderlich im Hegelhaus: Tel. 0711-216 6733.
Im Veranstaltungspreis von 8 € ist je Person ein Glas (0,1l) Hegel-Wein enthalten.

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.

Das gilt zuvörderst für die Polizei, die am 30.9. von aufgehetzten Stuttgarter Kinderladenkindern angegriffen wurde, während die verantwortungslosen Eltern im Cafe NIL einen Campari nach dem anderen in sich hineinkippten. Mehr dazu, wenn Sie es rechtzeitig geöffnet haben, in Monitor (21.45 h). Ein ebenso lustiges Lehrstück in Sachen Demokratie bot sich am 13.10. bei einer Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung mit Partnern: Für den geplanten Büchertisch verlangten die freien Demokraten vorher eine Titelliste. So weit, so unverschämt. Wir machen aber die Probe aufs Exempel und schickten die Buchliste – drei Titel kamen auf den „Index“, darunter unser Buch „Stuttgart21 – Die entzauberte Stadt (von Roland Ostertag) und ein Machwerk des linksradikalen Professors Wolfgang Abendrot zum Thema Faschismus. Was sagt uns das? Passt. So wie der Versuch, die Intendantin des Theaters der Altstadt einzuschüchtern – sie sollte einen Revers unterschreiben, auf dem sie (auch für alle Kolleginnen und Kollegen des Theaters), versicherte, nicht mehr zur Montagsdemo zu gehen. Dafür haben wir auf unserer Webseite jetzt einen direkten Link zu den Verursachern gesetzt. Herzlich und sehr amüsiert: Ihr Peter Grohmann

Philosophisches Café – Nazim Cetin
Zur Psychologie und Philosophie der Finanzmärkte

Sa, 23. Oktober 2010, 10.30 – 12 h, Hegelhaus, Eberhardstr. 53
Es ist eine gängige Vorstellung, dass die Ökonomie zur Hälfte von der Psychologie bestimmt werde. Und so wurde denn das Entstehen von Spekulationsblasen schnell auf ein irrationales Verhalten zurückgeführt: Der Mensch sei ja schließlich auch nur ein Tier und folge seinen Instinkten, etwa dem Herdentrieb.
Es gibt eine eigene Forschungsdisziplin, die Behavioral Finance, die dieses Thema untersucht, und es überrascht dabei nicht, dass eines der bekanntesten Bücher auf diesem Gebiet den Titel „Animal Spirit“ trägt.
Die Sache mit der Irrationalität erweist sich indessen als keineswegs so einfach: Es gibt nämlich sehr wohl eine Logik im irrationalen Handelsmuster des Tieres „Mensch“ – was ihn wieder ein wenig rationaler macht. Und es sind nicht nur blinde Triebe, sondern auch die Prinzipien von Glauben und Wissen, die das ökonomische Verhalten, das Spekulieren beeinflussen.

Nazim Cetin studierte in Tübingen und Barcelona Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt „quantitative Methoden der Wirtschaftswissenschaften“. Er war Investmentbanker, ist aber jetzt Herausgeber des Magazins agora42, das makroökonomische Sachverhalte anschaulich darstellt und philosophisch reflektiert.

Kostenbeitrag: 8 € incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café – Dr. Axel Braig
Arbeit – Zwischen Arbeitsstress und Arbeitslosigkeit

Sa, 16. Oktober 2010, 10.30 – 12 h, Hegelhaus, Eberhardstr. 53
Auf der einen Seite gilt noch immer das Prinzip, dass die Arbeit der Schlüssel zur Teilhabe an der Gesellschaft ist: Arbeit gibt Anerkennung, und wohl die meisten, die arbeitslos sind, betrachten sich als gescheitert, als unnütz oder nutzlos.
Auf der anderen Seite möchten viele am liebsten ihre Arbeit loswerden, weil diese als unbefriedigend, als sinnlos empfunden wird, als eine erdrückende, die Persönlichkeit zerstörende Last: Stress, Burn out, Mobbing, Depressionen. – Dies Seite der Arbeit ist geradezu tabuisiert; keiner darf offen bekennen: „Meine Arbeit ist unsinnig und macht mich krank.“

Axel Braig weiß aus eigener Erfahrung um die verschiedenen Aspekte der Arbeit: Mit dem Buch „Die Kunst, weniger zu arbeiten“ hat er sich vor zehn Jahren von seinem Leben als viel beschäftigter Hausarzt verabschiedet und ein Philosophiestudium absolviert. Er hat mittlerweile eine philosophische Praxis und organisiert das regelmäßig stattfindende Café Philo in Tübingen.

Kostenbeitrag: 8 € incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café – Dr. Angelika Kreß
Über die Schwierigkeit, den Zweifel zu widerlegen – Hegel und der Skeptizismus

Sa, 9. Oktober 2010, 10.30 – 12 h, Hegelhaus, Eberhardstr. 53
Was unter Skeptizismus zu verstehen sei, ist keineswegs ausgemacht. Der Name steht nicht nur für eine Schule der antiken Philosophie, sondern für eine heterogene Vielfalt wissenschaftlicher und lebenspraktischer Überzeugungen, die vom methodischen Zweifel bis zum alltäglichen Sich-Arrangieren mit dem Provisorischen als Dauerzustand reichen.
Hegels Dialektik erbt vom Skeptizismus die Kunst, zu jeder These die gegenteilige zu begründen. Anders als in der Skepsis als Widerlegungstechnik ist Hegels Ziel aber nicht allein die Destruktion unzulänglich begründeter Meinungen, sondern umgekehrt die Fundierung und Sicherung „wahrer“ Erkenntnis. Wie aber ist eine positive Begründung denkbar, die nicht sogleich ihrerseits zum Gegenstand skeptischer Widerlegung wird? Lässt sich die Skepsis überhaupt zügeln oder gar selber widerlegen?
In Hegels Antwort auf die Herausforderung des Skeptizismus dürfte nicht nur der Schlüssel zu seinem philosophischem System, sondern auch der zum Begreifen unserer modernen Lebenspraxis zu finden sein.

Angelika Kreß studierte Philosophie in Frankfurt am Main. Sie wurde mit einer Arbeit über Hegels Begriff der Subjektivität promoviert und lehrt nach beruflichen Stationen am Wissenschaftsministerium und an der Akademie für Technikfolgenabschätzung Philosophie an der Universität Tübingen.

Kostenbeitrag: 8 € incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Philosophisches Café – Frank Ackermann
Wie lassen sich ethische Normen begründen?

Sa, 2. Oktober 2010, 10.30 – 12 h, Hegelhaus, Eberhardstr. 53
Es ist eine triviale, aber leider allzu oft ignorierte Tatsache, dass alle empirischen Wissenschaften – also Biologie, Psychologie, Soziologie, Politologie, Rechtswissenschaft usw. – keine ethischen Normen aufstellen und begründen können: Empirische Wissenschaft hat es mit dem zu tun, was geschieht, nicht aber mit dem, was geschehen soll. Die Religionen hingegen stellen nun zwar ethische Normen auf, führen sie aber auf einen göttlichen Willen zurück, der sich der empirischen Erkenntnis entzieht und insofern eine Sache des Glaubens ist. Daraus ergibt sich die Grundfrage der Ethik: Sind alle ethischen Normen nur willkürliche Setzungen mit einer nur relativen Verbindlichkeit oder ist es möglich, auf eine rationale Weise allgemeinverbindliche Normen aufzustellen?

Frank Ackermann hat in Tübingen Philosophie und Literaturwissenschaft studiert; lebt als Philosoph und Schriftsteller in Stuttgart und leitet hier das „Philosophische Café im Hegelhaus“.

Kostenbeitrag: 8 € incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Ralf Jandl
Sanierungsfall Demokratie?

Sa, 18. September 2010, 10.30 – 12 h, Hegelhaus

Sind wir unbemerkt in die Postdemokratie gelangt? Regieren uns „Multis“ und Lobbyisten? Dies behaupten der Politikwissenschaftler Crouch, aber auch die Brüsseler Parlamentarier anlässlich ihrer Niederlage gegen die Nahrungsmittelindustrie.
In diesem Zusammenhang stellen sich weitere Fragen: Erfolgt im politischen Prozess die Willensbildung von unten nach oben – oder umgekehrt: Gibt es fürs Volk die Gesetze, für die „Eliten“ aber die Gesetzeslücken? Zieht das Ende der Freiheit herauf, wie es der indisch-amerikanische Publizist Fareed Zakaria für möglich hält? Gibt es unfreie oder gar gelenkte Demokratien?
Und schließlich: Ist das Wohl der Bevölkerung Ziel der Politik und verträgt sich das Wohl der Einzelstaaten mit dem Wohl der Welt? – Wie viel Demokratie verträgt der Mensch?

Ralf Jandl trat nach seinem Jurastudium in den Staatsdienst ein und arbeitete u.a. im Stuttgarter Staatsministerium und in der Kunstabteilung des Wissenschaftsministeriums. Sein umfangreiches schriftstellerisches Werk (Hörspiele, Satiren, Glossen, Kurzgeschichten usw.) publizierte er zumeist unter dem Pseudonym Karl Napf.

Kostenbeitrag: 8 € incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Dr. Sandro Gaycken
Krieg – Regel oder Ausnahme?

Das Philosophische Café der AnStifter im Hegelhaus

Ist Krieg ein gesellschaftlicher Ausnahmezustand oder ein gängiger Modus sozialen Handelns? Der Vortrag will verschiedene Antworten auf diese Frage testen. Dabei wird sich zeigen lassen, dass die meisten Thesen von normativen, ideologisierten Annahmen zur Natur des Menschen gestützt werden. Das ist problematisch. Denn die Haltungen zu Krieg bereiten die Grundlagen für die Prävention zukünftiger Kriege und den Erhalt eines angemessenen Gleichgewichts zwischen Freiheit und Sicherheit.

Sandro Gaycken ist Philosoph an der Universität Stuttgart und forscht zu Politik, Sicherheit und Technik. Er berät zahlreiche militärische und zivile Sicherheitsinstitutionen im In- und Ausland und Unternehmen der IT- und Verteidigungsindustrie.

Kostenbeitrag: 8 € incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf