Broders Augsteine

Das hab’ ich mir doch gleich gedacht, als ich mal wieder dieses hochgekochte Donnerwetter sah: Antisemit schlägt Semiten, Pro-Semit schlägt zurück. Da ist Krieg im Lande, da verhungern Kinder, da ersaufen Menschen im Mittelmeer, da brennt die Welt – wir aber albern im Oberstübchen munter vor uns hin, gefräßig auf alles, was nach Antisemitismus klingt. Henryk, mein guter Broder aus alten Zeiten, aufsässig und provokativ gegen Dummheit und Dünkel im Land, hat eine linke Gerade gelandet gegen Augsteins Jakob: Voll aufs Auge. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Klügste im deutschen Land? Der Jakob sei einer, der „propagandistisch die nächste Endlösung der Judenfrage“ vorbereite, wetterte Bruder Broder gegen Bruder Augstein und gab noch ein Freibier drauf, indem er Augstein mit Julius Streicher verglich.

Mit derlei Spielchen und Sprüchlein kommt man rasch ins Gerede – das ist gewollt. Schlagzeilen machen, hinter denen dann die gesamte Medienwelt herhechelt. Da vergisst man die täglichen Sauereien des Systems, da übersieht man gern die Menschen, die im Stacheldraht hängen, weil wir sie nicht reinlassen, das bleibt kein Blick auf die todkranken Flüchtlingskinder in Syrien. Semitismus ist gefragt – und Antisemitismus. Wie trefflich läßt sich da lästern. Broder entschuldigte sich am letzten Sabbat: Augstein sei weder ein kleiner noch ein großer Streicher und nur für das verantwortlich, er heute mache, meinte Henryk – und nicht für das, was er in einem anderen Leben möglicherweise gemacht oder nicht gemacht hätte. Ach.
Peter Grohmann (sonntag aktuell, 13.1.2013)

Wettern der Woche
Irren

„…daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist“: Welche Weisheit leuchtet doch aus diesem Zitat des Meisters, das in verheißungsvollem Blau am Stuttgarter Hauptbahnhof prangt und eine neue Zeit einzuläuten scheint.
In der Einleitung zur Phänomenologie des Geistes meint unser Stuttgarter G.W.F. Hegel, daß es weniger die Furcht vor dem Irrtum als die Furcht vor der Wahrheit ist, die die Absolutisten ins ewige Beharren und so in die Verderbnis treibt. mehr…

Rassisten in Deutschland

Das Syndrom des «verleugnenden Verdrängens» der rassistischen Verbrechen der Nazis betrifft die kollektive Bewusstseinslage der Deutschen nach 1945 sowohl in der DDR als auch in der BRD. Rassisten und ihre Vorstellungen über eine Ungleichwertigkeit der Menschen verschwanden weitgehend aus der Öffentlichkeit, wucherten aber, auf allen gesellschaftlichen Ebenen der Alltagskultur und in Institutionen, bis in die Gegenwart hinein fort. mehr…

Streitschrift
Jetzt entrüsten!

streitschriftEins

 

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Offenes Nachtreffen der Solidaritätsfahrt nach Sant‘ Anna di Stazzema

6. Januar 2013 
15 bis 17:30 Uhr

Bischof-Moser-Haus, Wagnerstraße 45, 70182 Stuttgart

Hintergrund:
Am 12. August 1944 sind in Sant’ Anna über 500 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, von Soldaten der Waffen-SS ermordet und das Dorf zerstört worden. Die Täter sind in Italien verurteilt. In Deutschland hingegen erklärte der mit dem Fall betraute Oberstaatsanwalt Häußler am 1. Oktober 2012, es könne kein Prozess eröffnet werden.

Nach der Entscheidung der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, das Kriegsverbrechen in Sant’Anna di Stazzema nicht weiter zu verfolgen, initiierten das Bürgerprojekt Die AnStifter und die Initiative 10. Mai eine Solidaritätskampagne. Am 8. Dezember 2012 überbrachte eine 40-köpfige Delegation den Überlebenden und Hinterbliebenen in Sant‘ Anna stellvertretend für über 400 Unterzeichner eine Solidaritätserklärung und eine Spende von 4000 Euro.

Am 31. Januar 2012 wird Gariele Heinecke (Hamburger Rechtsanwältin, vertritt den Verband der Opfer von Sant’ Anna in Deutschland gerichtlich) die Begründung für eine Klageerzwingung an die Stuttgarter Staatsanwaltschaft übergeben.

Wir wollen mit unserer Solidaritätskampagne die Klageerzwingung 2013 in Stuttgart mit dem nötigen gesellschaftlichen Druck unterstützen. Wir fordern, dass sich die wenigen noch lebenden SS-Mörder auch vor deutscher Justiz verantworten müssen.

Bei unserem offenen Nachtreffen am 6. Januar von 15 bis 17:30 Uhr im Bischof-Moser-Haus, Wagnerstr. 45, 70182 Stuttgart, wollen wir (nach einem kurzen Rückblick auf die Solifahrt und aktuellen Infos) gemeinsam erarbeiten, wie unsere Solidaritätskampagne weitergehen soll.

TOPs (vorläufig)
– kurzer Rückblick Solidaritätsfahrt
– Aktuelle Infos
– Arbeitsgruppen / Aktionsvorbereitung (z.B. Mahnwache, Demo zum Justizministerium + Übergabe der Unterschriften, offener Brief, Presse- + Öffentlichkeitsarbeit, Fotos der Fahrt sichten, Material aufarbeiten, Infoflyer, Organisation der 5-Tagesreise nach Italien im Sommer/Herbst 2013…)

Briefwechsel eines Mannes aus einer Opferfamilie mit BPräs. Gauck

Am 28. Mai 2012 schrieb Roberto Oligeri einen Brief an Bundespräsident Gauck. Oligeri ist Angehöriger einer Familie, die 5 Kinder zwischen 3 und 17 Jahre bei dem Massaker von San Terenzo Monti, einem Dorf, dass ebenfalls in den Alpi Apuane liegt und in dem die 16. Panzergrenadier-Division „Reichsführer-SS“ wenige Tage später ca. 150 Menschen ermorderte. Der Ort liegt etwa 40 km von Sant‘ Anna entfernt.

Dieser Brief sowie die Antwort des Bundespräsidialamts können über folgende Links herunter geladen werden:

Brief von Roberto Oligeri: BriefOligeri28Mai12

Antwortschreiben des Bundespräsidialamts: BriefBPrAJuli12.1 und BriefBPrAJuli12.2

Kommentar von Marianne Wienemann (Soziologin/Uni Bochum) zum Brief von Gauck an Roberto Oligeri 24.12.12:

Das Mitgefühl mit den Opfern der deutschen Kriegsverbrechen wird in einem mageren Satz angesprochen, der eher floskelhaft klingt als wirklich betroffen. Dann heißt es:“ Die Bundesrepublik bekennt sich uneingeschränkt zu ihrer Verantwortung für die Erinnerung an die im Zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen.“ Wann denn, wo denn und vor allem nur Verantwortung für die Erinnerung nicht aber für die Wiedergutmachung? Nicht für die Bestrafung der Täter und nicht für die Entschädigung der Opfer. Den Opfern wird seit 68 Jahren Gerechtigkeit verweigert und nicht nur dass, sie werden in diesem Brief geradezu verhöhnt mit dem Hinweis auf das Urteil des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag 2012, das als Basis für einen “ vertrauensvollen Weg der Versöhnung“ propagiert wird, wo doch gerade dieses Urteil von den Opfern als „Schlag in den Magen“, als Sieg des Rechts des Stärkeren gegen die Gerechtigkeit betrachtet wird. Der Verweis auf die deutsch-italienische Historikerkommision verschweigt, dass deren Einsetzung eine abwiegelnde Funktion anbetrachts der Entscheidungen italienischer Gerichte haben sollte, die die BRD zu hohen Entschädigungszahlungen verurteilt hatten, die diese nicht bezahlen wollte. Anbetrachts dieser Weigerung der BRD, Entschädigungen zu bezahlen, waren von einem Anwalt der Opfer Maßnahmen zur Zwangsvollstreckung an deutschem Besitz in Italien eingeleitet worden, diese betrafen auch die Villa Vigoni am Comer See. Bemerkenswert am Verhalten der deutschen Regierungen (der jetzigen und auch der vergangenen) ist, dass sie auf gar keinen Fall bereit sind, finanzielle Entschädigungen an die zivilen Opfer zu bezahlen, sondern dass sie versuchen, diese mit symbolischen Maßnahmen ruhig zu stellen.

Ralf Jandl
Ist Armut verschuldet – Reichtum verdient?

Samstag, 3. März, Hegelhaus, 10.30h

Ralf Jandl: Ist Armut verschuldet – Reichtum verdient?

Bekanntlich klafft die soziale Schere in Deutschland immer weiter auseinander: Es gibt auf der einen Seite 7 Millionen Mini-Jobber, 7 Millionen Arbeitslose, 7 Millionen Analphabeten (!) und fast 7 Millionen extrem Verschuldete – vier Gruppen, die sich zum Teil überschneiden, die aber alle ohne ausreichende Altersversorgung in einem Staat  leben, der von der europäischen Schuldenkrise noch hart getroffen werden wird.

Auf der anderen Seite gibt es im deutschen Steuerrecht den seltsamen Umstand, dass Einkünfte aus Kapitalvermögen (Dividenden, Zinsen etc.) durch die sogenannte Abgeltungssteuer erheblich privilegiert werden, was dem Reichtum ein sattes Wachstum beschert.

Aufklärung tut not, stattdessen betätigen sich Politik und Medien als Nebelwerfer.Der Referent, Ministerialrat a. D. Ralf Jandl, war ursprünglich Steuerbeamter und hatte Mitte der 70er Jahre im baden-württembergischen Staatsministerium den Auftrag, im Landeshaushalt eine (!) Milliarde einzusparen, was sich als sehr schwierig erwies.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

 

 

Rüdiger Vaas
Die Ewige Wiederkehr – Das irritierendste Weltbild der aktuellen Kosmologie

Samstag, 23. Februar, Hegelhaus 10.30h

Rüdiger Vaas: Die Ewige Wiederkehr – Das irritierendste Weltbild der aktuellen Kosmologie

Die Vorstellung von einer Ewigen Wiederkehr des Gleichen ist uralt. Friedrich Nietzsche hat sie übernommen und radikalisiert. Bis zur Urknall-Theorie schien dies mit der Physik vereinbar, galt dann aber als widerlegt. Überraschenderweise kehrt der Wiederkehr-Gedanke in der Kosmologie nun selber wieder: In vielen verschiedenen Weltmodellen ist er unvermeidlich, und der Urknall wäre dann nur ein Ereignis unter unzähligen. Mehr noch: Alles, was physikalisch überhaupt möglich ist, müsste auch irgendwo und irgendwann realisiert werden – sogar unendlich viele Doppelgänger von jedem von uns.
Rüdiger Vaas (siehe auch 16.2. und Nietzsche-Fahrt nach Sils-Maria) ist Philosoph und Astronomie-Redakteur bei „bild der wissenschaft“; zum Thema hat er zuletzt einen Fachbeitrag im Buch “Nietzsches Wissenschaftsphilosophie“ (2012) veröffentlicht sowie das Buch „Hawkings Kosmos einfach erklärt“ (Kosmos-Verlag 2011).

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Rüdiger Vaas
Götter, Gene und Gesellschaften – Evolution, Psychologie und Soziologie der Religiosität

Samstag, 16. Februar, 10.30h, Hegelhaus

Rüdiger Vaas: Götter, Gene und Gesellschaften –
Evolution, Psychologie und Soziologie der Religiosität

Ob Übernatürliches existiert, kann die Wissenschaft vielleicht nicht herausfinden – sehr wohl aber, warum viele Menschen daran glauben. In jüngster Zeit haben Forscher erstaunliche Erkenntnisse gewonnen zum Zusammenhang von Religion und Spiritualität mit Charakter, Glück, Ängsten, Gesundheit und sogar politischen, soziologischen und wirtschaftlichen Merkmalen unterschiedlicher Gesellschaften. So sind nun Psychologen und Sozialforscher den Bedingungen des Glaubens auf der
Spur. Ergebnis: Wie viele Menschen eines Landes religiös sind, hängt davon ab, wie gut dessen sozioökonomische Lage ist und umgekehrt. Doch neben kulturellen Faktoren im weitesten Sinn gibt es auch biologische Grundlagen der Religiosität: Sie ist nämlich ein Evolutionsprodukt. Umstritten jedoch ist, ob sie eine vorteilhafte „Anpassung“ darstellt (doch wofür?) oder eine womöglich schädliche Nebenerscheinung anderweitiger Entwicklungen (aber welcher und warum?). Der Vortrag berichtet über den aktuellen Forschungsstand.

Rüdiger Vaas (siehe auch 23.2. und Nietzsche-Fahrt nach Sils-Maria) ist Philosoph und Redakteur beim Monatsmagazin „bild der wissenschaft“, wo er kürzlich seine vierte Titelgeschichte zum Thema publiziert hat (Heft 1/2013). Ausführlich dazu auch sein Buch „Gott, Gene und Gehirn – Die Evolution der Religiosität“ (Hirzel, 3. Aufl. 2012, mit M. Blume).

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

 

Günter Guben
„Nicht, dass Sie lachen!“ – Knaller und andere Plausibilitäten

DER LITERARISCHE ABEND

Faschingsdienstag, 12. Februar, 19.30h Hegelhaus

Günter Guben: „Nicht, dass Sie lachen!“ – Knaller und andere Plausibilitäten

Texte aus tiefen Kellern, von viven Kellnern und Damen, die mit uns kamen, sowie, aber das weiß man nie …

Musikalische Girlanden hängt Frank Eisele auf.

Günter Guben ist Autor, Maler, Zeichner und Photograph, arbeitete bis 2003 hauptberuflich als Regisseur im Kulturbereich des Südwestrundfunks in Stuttgart, war 2004-2010 Leiter des Stuttgarter Schriftstellerhauses.

Frank Eisele ist freischaffender Musiker auf dem Akkordeon; zuhause in vielen Stilrichtungen und den Gruppen: „Bluesette“, „Le Trio for me-dable“, „Odessa Blue“, „Capella rebella“.

In Kooperation mit dem Stuttgarter Schriftstellerhaus

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. ein Glas Hegel- bzw. Hölderlinwein

Theodor Huett
Die revolutionäre Dimension der Hegelschen Rechtsphilosophie

Samstag, 2. Februar, 10.30h, Hegelhaus

Theodor Huett: Die revolutionäre Dimension der Hegelschen Rechtsphilosophie

Die Rechtsphilosophie ist zweifellos einer der umstrittensten Texte aus Hegels Feder. Vor allem dieser Text hat seinen Ruf als Reaktionär und preußischer Staatsphilosoph begründet. Wer kennt nicht den Satz: „Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig.“ In der Einleitung zur Enzyklopädie bescheinigt Hegel seinen Kritikern „Wer wäre nicht so klug, in seiner Umgebung vieles zu sehen, was in der Tat nicht so ist, wie es sein soll?“ Damit befinde man sich aber nicht im Bereich der Philosophie. Im übrigen verweist er sie auf die „Logik“, wo der Begriff der Wirklichkeit ausführlich abgehandelt sei. Leider haben diesen Ratschlag die wenigsten seiner Kritiker befolgt. Diese  von Hegel so nebenbei gemachte Bemerkung verweist uns auf den Tatbestand, dass die hegelschen Texte sich uns nur erschließen, wenn wir uns ihrer methodischen Grundlage versichern. Denn die Logik ist wesentlich eine Selbstexplikation der Methode. Eine solche Leseweise zeigt uns denn auch einen anderen, einen revolutionären Hegel.

Theodor Huett hat in Tübingen und Marburg Soziologie, Politik und Philosophie studiert. Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildet eine erkenntnislogische Interpretation der Hegelschen Philosophie. 1999 hat er die Seminarreihe „Hegel im Hegel-Haus“ ins Leben gerufen, die u.a. darauf zielt, die Aktualität der Hegelschen Philosophie zu thematisieren.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Frank Ackermann
Kants moralischer Beweis vom Dasein Gottes

Samstag, 26. Januar, 10.30h, Hegelhaus

Frank Ackermann: Kants moralischer Beweis vom Dasein Gottes

Nachdem zuletzt meine Vorstellung der drei klassischen Gottesbeweise ein großes Interesse fanden, bot es sich an, abschließend Kants moralischen Beweis zu betrachten.

Dieser Beweis gehört überhaupt zu den großartigsten Leistungen Kants: Nachdem er in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ gezeigt hatte, dass alle Versuche, nach Prinzipien der theoretischen Vernunft das Dasein Gottes zu beweisen, scheitern müssen, nahm er in der „Kritik der praktischen Vernunft“ einen völlig neuen Ausgangspunkt: die Freiheit des menschlichen Geistes bzw. die Willensfreiheit.

Und dieser von Kant gefundene Ansatz fand denn auch Hegels Beifalls…

Frank Ackermann initiierte und leitet die Veranstaltungsreihen „Philosophisches Café im Hegelhaus“, „Literarischer Abend im Hegelhaus“, „Philosophie im Lapidarium“. – Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt die vier Bände „Kant, Goethe, Schiller, Hegel – 100 Gedanken und Aussprüche“ (Peter Grohmann-Verlag).

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Timo Brunke
Mörikes Eros – Lesung mit Kommentar

DER LITERARISCHE ABEND

Dienstag, 22. Januar, 19.30h Hegelhaus

Timo Brunke: Mörikes Eros – Lesung mit Kommentar

Wollust ist ein Thema im lyrischen Schaffen Eduard Mörikes. Freilich fliegt der Eros Mörikes vor den kontrollierenden Augen der biedermeierlichen Moral. Es ist die Sünde, die den Gott der Hingabe auf Schritt und Tritt straucheln zu machen droht. In welch feinen Nuancen der „Mozart der deutschen Sprache“ den „süßen Aal“ des Begehrens zu fassen verstand, dem widmet sich Sprachkünstler Timo Brunke in seiner die Tiefen und Untiefen des „Aalgewässers“ auslotenden Rezitation. Und er setzt den berühmten „Peregrina-Gedichten“ Mörikes durch fünffachen Rollen- und Perspektivwechsel ein kabarettistisches Denkmal.

Timo Brunke ist Dichter-Schauspieler. Vom gesprochenen Wort herkommend reizt ihn die Mischung aus Rezitation klassischer Lyrik und kommentierendem literarischen Kabarett, wobei letzteres nie zynisch oder ätzend, sondern im Gegenteil auf Wertschätzung für die Gedichte der Tradition aufbaut. – Mit Mörike verbindet Timo Brunke zum einen ein (erlittenes) Theologiestudium in Tübingen sowie der Glaube an eine mythische Durchdringung der Wirklichkeit mit Mitteln der Romantik, des Scherzes und der Sprachmagie.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. ein Glas Hegel- bzw. Hölderlinwein

Prof. Dr. Sebastian Müller-Rolli
Erziehung als Kommunikationsprozess?

Samstag, 12. Januar, 10.30h Hegelhaus

Prof. Dr. Sebastian Müller-Rolli: Erziehung als Kommunikationsprozess?

Die These, dass es Erziehung auch mit Kommunikation zu tun habe, leuchtet leicht ein. Alle Menschen sind, wie auch immer, erzogen worden und haben ihre eigenen Gedanken über das, was unter dem Wort Erziehung zu verstehen ist. Dem Alltagsverständnis von Erziehung stehen aber gegenüber wissenschaftliche Erklärungen, was die Bezeichnungen Erziehung und Kommunikation bedeuten. Wie lassen sich Alltagsverständnis und wissenschaftliches Verständnis aufeinander beziehen?

Hinter den Bezeichnungen Erziehung und Kommunikation verbergen sich verschiedene Modelle und zwar im Alltag wie in der Wissenschaft. Darum wird von Erziehungsmodellen und Kommunikationsmodellen gesprochen. Doch was sagen solche Modelle aus? Worin unterscheiden sich diese Modelle? Was haben sie gemeinsam? Diese Fragen sollen beantwortet werden. Dies geschieht auf der Grundlage des erkenntnistheoretischen Ansatzes von Gregory Bateson.

Sebastian Müller-Rolli war bis 2010 Professor für Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Ludwigburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Sozialgeschichte der Erziehung sowie Geschichte und Theorie der Erziehungswissenschaft. 2012 erschien von ihm „Erziehung und Kommunikation: von Rousseau bis heute“.

Kostenbeitrag: je 8 Euro incl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf

Silvesterböller für 2013

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Wo kämen wir denn hin,
wenn jeder sagte,
„wo kämen wir denn hin?“
und keiner mehr ginge,
um einmal zu schauen,
wohin wir kämen,
wenn wir mal gingen…“

Ich wünsche uns allen dieses Unterwegssein, die Neugier, das gründliche Nachschauen. Den Mut zu neuen Wegen haben wir ja alle gezeigt in den letzten Jahren, als Querdenker und Seiteneinsteiger. Wir haben alte Gewohnheiten abgestreift, alte Antworten neu hinterfragt und neue Fragen gestellt.

Ich wünsche mir im Neuen Jahr weniger Übelnehmer und Kriegsmacher, mehr Menschen mit dem Herz am rechten Fleck und Geduld mit Andersdenkenden. Ich wünsche uns allen mehr Zivilcourage und mehr Gelassenheit im politischen Alltag. Ich wünsche mir Euer Erschrecken über den Zustand der Erde und Euren Widerstand gegen die Rechtgläubigen und Besserwessis in den eigenen Reihen. Ich wünsch’ mir, daß möglichst viele sagen, was ich für meine Maxime halte: Irrtum vorbehalten.

Ein gutes Neues Jahr kann nur eins sein, in dem man aneckt, wo man die Widersprüche aufdeckt, bei dem man an die Welt von morgen denkt. Ein gutes Neues Jahr kann nur eins sein, bei dem man alte Freundschaften aufkündigt, die nur vom Streicheln leben. Ein gutes Neues Jahr wird nur eins sein, daß durch uns vor Zorn
bebt über Ungerechtigkeiten. Ein gutes Neues Jahr wird nur eins sein, in dem wir
uns die Hände reichen – allen, die mit uns streiten, allen, die mit uns aufstehn, allen, die wissen: Eine andere Welt ist möglich.

Wettern der Woche
Jesus auf der Flucht

Kein Mensch ist illegal, behaupten Unentwegte immer wieder. Gerade in der Weihnachtszeit ist es wichtig, Legalen wie Illegalen Zuspruch und Trost zu spenden, ihnen das Fest der Nächstenliebe und die frohe Botschaft näher zu bringen, auch wenn sie gar keine Christen sind und im Grunde genommen ja kaum verstehen werden, um was es uns in der Weihnachtsbotschaft geht. Wenn schon die Kinder der legalen Armen nicht so recht wissen, worum es im wirklichen Leben geht und daß man lernen, lernen und nochmals lernen muß – wie sollen es dann die Wirtschaftsflüchtlinge verstehen? Auch Jesus war ja auf der Flucht! mehr…

NOTUNNEL TAV Komitee begrüßt die Freunde aus Stuttgart… PM 7.11.12 (it./dt.)

COMUNICATO STAMPA
Firenze, 7 novembre 2012

Il Comitato NOTUNNEL TAV saluta gli amici che da Stoccarda vengono a Stazzema a rendere omaggio alle vittime dell’eccidio nazista

Il Comitato NOTUNNELTAV di Firenze saluta calorosamente i compagni che da Stoccarda vengono sabato 8 dicembre a rendere omaggio alle vittime dell’eccidio nazista di Stazzema nell’agosto del 1944.
La loro visita ha una importanza particolare dopo che la Procura di Stoccarda ha archiviato il fascicolo relativo a quel fatto con una motivazione davvero inquietante: non era dimostrato che l’azione di guerra non fosse contro formazioni partigiane. mehr…

Bericht der Deutsch-Italienischen Historikerkommission – Juli 2012 (erschienen 19.12.12)

Der Bericht der Deutsch-Italienische Historikerkommission ist abrufbar unter
http://www.auswaertiges-amt.de/cae/servlet/contentblob/633874/publicationFile/175264/121219-DeuItalHistorikerkommission-Bericht.pdf

Man kann über die Suchfunktion Sant’Anna-Stellen finden.
Besonders beeindruckend/bedrückend die Schilderung der Situtation in den Tagen nach dem Massaker auf S.102 ff (Seitenzählung im Dokument).

Und Westerwelles nichtssagende Diplomatie:

Außenminister Guido Westerwelle im Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera zur Vorstellung des Abschlussberichtes der deutsch-italienischen Historikerkommission, … . Erschienen am 19.12.2012:

Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Interviews/2012/121219-Corriere.html?nn=360110

Rede von Pfr. Gunther Leibbrand zur Reise der AnStifter nach Sant’Anna di Stazzema, Parkgebet am 13.12.2012

Pfr. Gunther Leibbrand, Stuttgart. Überarbeitete Rede zur Reise der AnStifter nach Sant’Anna di Stazzema aus Empörung gegen die Einstellung des Verfahrens gegen in Italien rechtskräftig wegen Mordes Verurteilte, die hier in unserem Staat leben und nicht ausgeliefert werden wollen. Parkgebet am 13.12.2012

Liebe Parkgebetsgemeinde, wir alle kennen den mit großem Eifer gegen manche von uns vorgehenden Oberstaatsanwalt Bernhard Häußler. Nun hat Bernhard Häußler in einer noch skandalöseren Weise von sich reden gemacht, weil er die Ermittlungen gegen in Italien 2005 wegen Mordes rechtskräftig zu lebenslangen Haftstrafen verurteilte SS-Angehörige mit Bescheid vom 26.9.2012, veröffentlicht am 1.10.12, einstellte. Worum geht es genauer? Es geht um ein Kriegsverbrechen in Italien, verübt am 12. August 1944 von SS-Verbänden in Sant’Anna di Stazzema.

Die „AnStifter“ haben am letzten Samstag, 8.12.12, in Sant’Anna di Stazzema in der Nähe der Stadt Lucca, Region Toscana, Italien, mit 40 Teilnehmern einen Besuch gemacht, um ihrer Empörung über die Einstellungsverfügung Ausdruck zu verleihen. Ich gehörte auch zu der Gruppe. Wir wurden dort vom Bürgermeister empfangen und haben mit Überlebenden des grauenvollen Blutbades sprechen können. Die große italienische Tageszeitung „La Stampa“ machte mit einem halbseitigen Artikel auf unseren Besuch aufmerksam. (ich teile ihn nachher aus.) Diese politische und mediale Aufmerksamkeit in Italien steht in bemerkenswertem Kontrast zum Totschweigen unserer Unternehmung in der hiesigen Presse.

Immerhin berichtete im Oktober die Stuttgarter Zeitung kritisch über die Einstellung des Verfahrens.

1. Wieso unterstütze ich die Kritik an der Einstellungsverfügung?
2. Und wieso ist das ein Thema für unsere Parkgebetsgemeinde?

1. Es geht mir um die Veränderung der hiesigen Rechtspolitik, die aus ganz offensichtlich politischen Gründen ein Verfahren verzögert und die biologische Lösung abwartet. Und damit schwerste Menschenrechtsverbrechen mit ein paar Krokodilstränen bagatellisiert, anstatt die Verantwortung dafür zu übernehmen und den Sachverhalt einer ordentlichen Prüfung durch ein Gericht zuzuführen. mehr…

Thomas de Maizière im Hörsaal 3