Schöne Sch…! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Schöne Sch…! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Die Äpfel sind runter, die Kartoffeln sind raus, der Herbst ist da. In Cottbus sind die deutschen Demokraten nochmal mit einem hellblauen Auge davongekommen, während in Hannover Lindners Leitfiguren in die Röhre gucken. „In der Röhre steht die Mauke“, sagte meine Omi Glimbzsch in Zittau öfters, wenn’s nischt zum Essen gab – aber Mauke gab’s immer: Das ist Kartoffelbrei, warmgehalten den lieben langen Tag für hoffentlich vorüberziehende Flüchtlinge oder anderen überraschenden Besuch, Leute, die keine Angst vor bellenden Hunden hatten. Seinerzeit, damals.

Heute hamwa zentralbeheizte Räume: Es wird zum Runterdrehen geraten, dafür kann man beim Volksfest aufdrehen beim klassenlosen Ruckizucki. Das ist die neue Masche / Die jede gleich erkennt / Im ganzen Land das Liedchen / Im Ruckizucki-Trend. Beim Cannstatter Wasen orientiert sich der Preis an den Bayern, da kostet die Maß 13,50. Das Publikum? Eher in den einkommensstarken Jahrgängen. Die Rentner:innen trinken die Reste, wenn niemand hinguckt. Der Atomkrieg wird weggetrunken, Krisen und Kriege ersaufen im Suff.

Ruckizucki, denk‘ ich mir, müsste man jetzt verhandeln, aber erst, wenn der Rausch ausgeschlafen ist. Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln als eine Minute Krieg, stellt auch die SPD Oberhausen-Rheinhausen auf ihrer Website fest. Putin und Selenskyj sind trinkfeste Genossen. Ist es die unschützbare oder eher die marode Infrastruktur, die die beiden und uns zum Glase greifen lässt?

Das Atomkraftwerk Neckarwestheim bleibt am Netz und ist auch ohne Erdbeben unsicher, was selbst viele Grüne wissen. Beim explodierten Atomkraftwerk Tschernobyl schützen uns vorläufig Schutzhütten – und das Atomkraftwerk Saporischschja etwa ist zwar wieder am Netz, aber Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat niedrigschwelliges Wissen und stellt auch als Mutter klar, wie Krieg geht und dass der russische Geigerzähler anders tickt als der amerikanische und dass der Russe jederzeit und so weiter und fährt schweres Geschütz auf. Putin ängstelt.

Am 30. Mai ist der Weltuntergang. Anlass für dieses Lied war die erste Flächenbombardierung Kölns im Zweiten Weltkrieg – ah, Sie erinnern sich? Sie richtete sich nicht gegen militärische Ziele, sondern gegen die Zivilbevölkerung – als Vergeltung für die Angriffe der Deutschen auf London und Coventry. Der Weltuntergang als Gassenhauer bleibt im musikalischen Gedächtnis der Menschen – Coventry nicht.

Bis zum nächsten Krieg verteidigen wir die westlichen Werte in Brasilien und auf den Philippinen, in Indien, Ungarn, Polen, Italien, Frankreich, Schweden, den Vereinigten Staaten, Chile, Italien und Kolumbien. Hab‘ ich noch alle? Aber Sie können die Liste gern erweitern. Schöne Sch…!

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.

Vorübergend nicht zu erreichen

Kampfschwimmer Joe Biden – Grohmanns „Wettern der Woche“

Kampfschwimmer Joe Biden – Grohmanns "Wettern der Woche"

Kampfschwimmer Joe Biden
Brasilien, also dieser Kreditkartenfälscher und Urwaldmörder Bolze Naro hat ja klipp und klar gesagt: Wenn die anderen die Wahl gewinnen, also nicht er und seine Faschos, gibt’s richtig Bambule. Die Messer sind geschliffen, alles wird gut, sagte der betende Kandidat. Ja, freie Wahlen, die sind schwer zu machen – soweit sie überhaupt erlaubt sind. Da hatte Scholz Glück, im Februar: Da erlaubte Joe Biden unserem Kanzler den Zutritt zum Weißen Haus in Washington zur gemeinsamen Pressekonferenz. Es ging um Friede, Freundschaft, Eierkuchen und westliche Werte wie Würde, Waffen, Wasser – also auch Gas und Nordstream Zwo. Noch standen die Soffjetts mit scharrenden Füßen an der Grenze zur Ukraine, im kalten Ostwind, die Zeiss-Fernrohre westwärts auf die Faschisten gerichtet. Die deutsche Industrie war bereits leicht beunruhigt, aber guten Muts, weil sie mit Biden und mir der Meinung waren, dass Diplomatie die Lösung ist. Verdamp lang her (BAP):

Auf der PK am 7.2.22 – 14 Tage vor dem Überfall auf die Ukraine – wollte ein vorlauter Journalist wissen, wie denn das mit Nordstream 2 wäre, wenn je was wäre (was keiner will). Biden wiegelte hin, wiegelte her, wiegelte auf: „If Russia invades Ukraine, then there will be no longer a Nord Stream 2. We will bring an end to it.“ Als der Frager, der nicht an Wunder glaubte, nachfragte, wie denn sowas möglich sei, wo das Projekt doch unter gesamtdeutscher Kontrolle stehe, fügte der Präsident weise hinzu: „I promise you, we’ll be able to do it“ – vielleicht in Erinnerung an Angela Merkel.

Nach Sichtung der Fakten fordere ich eine Untersuchungskommission unter Teilnahme der USA, Polens, der Nato, der Ostsee-Anrainer außer Rußland und Ukraine, ob Mitglied oder nicht: Untersucht!

Mit Blick auf die Weltlage würde meine Omi Glimbzsch in Zittau allerdings nun vielleicht resignierend sagen: „Friher hätts das nich gegäbn!“ In diesem Kontext ist ein viel genutztes Zitat von Konrad Adenauer hilfreich: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!“ Um dem konservativen Knochen Adenauer zu schaden, ließen seine intimsten Feinde allerdings den zweiten Teil des Zitas weg: „Nichts hindert mich, weiser zu werden.“ Keine Ahnung, ob’s geklappt hat. Der größereTeil der Medien läßt gern auch mal was weg, wenn’s um Aufklärung gehen sollte – zum Beispiel die Biden-Zitate.

Jedenfalls sind die USA die einzige Macht, die so eine gelungene Sabotage von Nordstream nicht nur technisch jederzeit durchführen kann, sondern auch noch so, dass niemand was merkt und die Ausführenden unter Wasser (also unentdeckt) bleiben werden. Um noch einmal den Kampfschwimmer Biden zu zitieren: „Ich verspreche Ihnen: Das werden wir schaffen“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter
Materialien – 30 Tage im November

Become deserters! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Become deserters! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Ein Dach überm Kopp versprachen wir den Deserteuren – das war das Mindeste. Essen und Arbeit und einen fremden Ausweis fürs Dableiben. Ich sprech‘ vom Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger, und es waren vor allem junge Algerier, politisch verfolgt, die aus Frankreich rübergemacht hatten nach Stuttgart: Hier gab’s ein bescheidenes Netzwerk, das diese Hilfe für die Flüchtigen garantierte und organisierte, und hier gab’s auch das rechte linke Klima für alle Arten von Deserteuren, für Verfolgte. Ob sie nun aus dem faschistischen Spanien kamen, aus der südafrikanischen Rassen-Republik oder aus den US-Patch-Baracks im heimattreuen Stuttgart-Vaihingen.

Im Hintergrund wirkten Menschen wie der Gewerkschafter Otto Höft, der Übersetzer vom Französischen ins Alltägliche. „Genosse O“ hatte in der Resistance gedient. Auch Fritz Lamm half, er war in den Internierungslagern Frankreichs, in Kuba und in den Drucksälen der „Stuttgarter Zeitung“. Junggebliebene Partisanen, undogmatische Linke allesamt, bestens vernetzt mit Kolleg:innen im Wohnungsamt der Stadt und demokratischen Wachleuten der seinerzeit noch kommunalen Polizei – wegen der Papiere für die Duldung und eben dem Dach überm Kopp.

Höft und Lamm und Susanne Leonhard oder Otto Wahl und Hans Gasparitsch: Sie waren mit anderen Widerständlern zugleich die Verbindungsleute zwischen den Flüchtlingen und Organisationen wie der IG Druck und Papier, den Naturfreunden oder roten Falken, waren Hintermänner und Zuträger oft zweisprachiger Infoblätter, kleiner Zeitungen wie „Das Freie Algerien“ (1959 bis 1961), die die Drangsalierung der Algerier in Frankreich offenbarten, über die Aufstände in Nordafrika berichteten und der Nationalen Befreiungsfront FLN ein Forum boten.

Natürlich, es brauchte auch die breitere Basis, die Auffangbecken, Schlupflöcher wie den Club Voltaire im Leonhardsviertel oder den Zeltplatz der sozialistischen Jugend im tiefen Hotzenwald. Die Naturfreundehäuser mit den Achtbett-Zimmern, alles etwas abseits des Mainstreams. Es brauchte den Sprung ins Offene, Freunde: Reimar Lenz schrieb der Tagespresse, Tübinger Studierende demonstrierten von der Uni kommend auf dem Marktplatz mit den Stuttgarter Buchdruckern für die Freiheit und die Menschenwürde des algerischen Volkes.

Es war eine gute Schule für den zweiten Schritt – die Solidarität mit den meist farbigen Deserteuren aus dem EUCOM, der US-Army und drumrum, die nicht nach Vietnam ins Sterben mochten, die den Rassismus in der Army und zu Hause satt hatten. Ihr Fluchtweg führte über die Prostituierten in der Stuttgarter Altstadt direkt in eine kleine illegale Wohnung in der Hauptstätter Straße: Von da ging’s um halber Viere morgens nach Straßburg, im R 4, um im Strom der Berufspendler illegal den Rhein westwärts zu queren. Im gotischen Liebfrauenmünster hieß man die desertierten Amis willkommen, im Zeichen Jesu: Du sollst, verdammt nochmal, nicht töten!

Ach, wie schön wär’s doch, würde man heute die Russen bei uns so willkommen heißen. Desertiert. Die Waffen nieder. Aber überall.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Trauer ist unsere Königin

Wir trauern mit den Müttern und Vätern in aller Welt,
die ihre Kinder in den Kriegen verloren haben.

Wir trauern mit den Töchtern und Söhnen.

Wir trauern mit den traurigen Kindern,
die keine Tränen mehr haben.
Wir trauern um Zehntausende,
die in den Fluten des Mittelmeers ertrunken sind,
an die vielen, die an unseren Grenzen,
an den Grenzen der Reichen und Satten,
zurück in Meer getrieben wurden.

Wir trauern um alle, die im Stacheldraht sterben,
um die Gedemütigten, Vergewaltigten, Gefolterten
und Gemarterten in den Gefängnissen Nordafrikas,
die die Küsten nicht erreichen.

Wir trauern um die Kinder, Millionen,
die verhungert sind, die Hungernden mit den großen
Augen heute und morgen.

Wir trauern mit jenen, die im Elend zurückbleiben,
mit den Flüchtlingen und Geflüchteten,
den Vertriebenen und den Verfolgten, den
Gefolterten und Geschlagenen überall auf dem
Erdball,
mit den Leidenden und Ausgebeuteten.

Nicht nur heute.

Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter und Mitorganisator von 30 Tage im November – Vom Wert der Menschenrechte.

Video
Kipp-Punkte in Sicht – Wie und mit wem können wir das Ruder noch rumreißen?

Kipp-Punkte in Sicht - Wie und mit wem können wir das Ruder noch rumreißen?

Podiumsdiskussion am 19.9.22 im Kesselbambule Klimacamp mit:

Prof. Dr. Dr. Helge Peukert, Universität Siegen, Professor für Finanzwissenschaft und Finanzsoziologie

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH)

Dr. Winfried Wolf, Verkehrsexperte, Journalist und Herausgeber von ‚LunaPark21′

Moderation: Judith Scheytt, Fridays for Future

Video: Eberhard Linckh

Das Wettern der Woche
Heißer Herbst und kalte Füße

Peter Grohmann mit Maske
 

Wir reden diesmal ausnahmsweise nicht über den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Deutschlands auf die Ukraine 1941, nicht über die Sommeroffensive der Nazi-Wehrmacht 1942, nicht über den zeitgleichen Großangriff der Russen in der Ost-Ukraine, nicht über 850.000 Juden, die wir bereits nach wenigen Monaten ermordet hatten. Schwamm drüber. Vergeben und vergessen. Wir reden über Siege, über schnelle Siege heute hier wie dort, die vielen Menschen die Freudentränen in die Augen treibt. Und daher pocht das Herz der öffentlich-rechtlichen Moderatorin im kurzweiligen und königstreuen Nachrichtenblock des ZDF am 11.9.2022 (22:37 Uhr) an der richtigen Stelle für schwere Waffen, wie wir merken

Halt! Стой! Denn da hält der interviewte Ex-General dagegen: Egon Ramms, einst einer der ranghöchsten deutschen Soldaten in der Nato, versteht die ganze Debatte um schwere Waffen nicht und kontert die Tränen von Anne Gellinek. Hörte sich gut an, mon General! Im ZDF-Transkript des Interviews fehlt sein kritischer Unterton komplett. Und während ich mich ärgere über die Kritik, erinnert mich meine Omi Glimbzsch in Zittau an Lotte Lenyas feinen Song in der Dreigroschenoper: „Anstatt dass, anstatt dass sie was täten was ’nen Sinn hat und ’nen Zweck, machen sie Spaß …“.

Jetzt aber kein Spaß: Bundespräsident F.-W. Steinmeier hat am 11. September Obdachlose in sein Schloss eingeladen, auch solche, die aus den Innenstädten gern vertrieben werden, weil sie die Kauflust mindern. Alle waren relativ fein angezogen und haben einen guten Eindruck hinterlassen. Der Bundespräsident rechnet damit, dass es mehr werden, und da ist er nicht allein. Freilich: Essen gibt’s reichlich, noch. Zwischen 20 und 30 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich in Deutschland weggeworfen und vernichtet. Die Zahlen variieren, je nachdem, was man so hin und her rechnet. Gleichzeitig sind fast 14 Millionen Menschen in Deutschland von Armut betroffen. Sie können die steigenden Mieten und Energiekosten nicht mehr bezahlen. Okay, vielleicht ist das übertrieben, die Mieten wie die Zahlen.

Zeitenwende also, ein heißer Herbst in kalten Buden für alle – wenn da nicht die Atomkraft wär‘. Aber das Umweltbundesamt warnt: „Es gibt immer ein Risiko beim Betrieb von Atomanlagen, die Endlagerung ist ungelöst und mit der Gefährdung von Mensch und Umwelt verbunden … Der Uranabbau verursacht erhöhte Uran- und Radiumbelastung in Gewässern und Sedimenten. Radioaktiver Staub und Radongas gefährden Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Anwohnerinnen und Anwohner von Uranminen …“ Ich sag‘ mal so: Glauben schützt vor Wissen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.

Stellungsnahme der AnStifter zur Demonstration „Keinen Euro für Krieg und Zerstörung! Stattdessen Milliarden für eine soziale, gerechte und ökologische Friedenspolitik!“

Liebe Kolleg*innen vom Friedensratschlag

Die Anstifter sehen sich in Tradition der Friedensbewegung der 80iger Jahre und unterstützen viele der allgemeinen Forderungen eures Aufrufes zum Aktionstag am 1.10.2022. Sie haben in den letzten Jahrzehnten nicht an Aktualität verloren.

Wir sehen ein Problem dieses Aufrufs allerdings darin, dass er ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. So wichtig und richtig viele Forderungen sind bieten sie doch leider keine Antwort gegenüber dem aktuellen Krieg in der Ukraine.

Zum einen vermissen wir in eurem Aufruf eine klare Absage an den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. Zugleich können zwei eurer Forderungen den Eindruck nicht zerstreuen, dass ihr doch ein wenig einseitig auf diesen Krieg schaut.

mehr…

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Winnetou, schon ganz meschugge

Winnetou, schon ganz meschugge

Dieser Tage habe ich über mein Leben nachgedacht: Wo komm ich her, wo will ich hin, wo muss ich, wo darf ich und wo kann ich bleiben? Bei der Recherche fiel mir auf, dass wir alle ja letztlich aus Afrika kommen, menschheitsgeschichtlich gesehen, auch wenn wir heute in Berlin, Stuttgart oder Moria leben. Auf den langen Wanderungen haben sich wetterbedingt die einen mehr an Homo Faber orientiert, die anderen eher an Homo Sapiens. Die einen waren eher gezwungen, den Weg Nord-Nord-Ost zu nehmen, den anderen stand der Stern nach Nord bei Nordwest. Egal: Das Klima war schuld. Und ob sie nun wollten oder nicht: Auf ihren Wegen mussten sich sie alles aneignen, was sie fanden, ja, ihr gesamter Körper musste lernen, anders zu werden – heller, dunkler, weißer, roter, größer. Nirgends gab es Brillen, die Augen mussten selbst sehen, wo sie blieben. Mal aßen die Leute unterwegs rohes Fleisch, mal gebratenes (Rosmarin, Thymian!), mal tranken sie aus der hohlen Hand an den Quellen, die heute Nestle gehören, mal aus Nussschalen, wie wir sie heute im Eine-Welt Laden finden, neben dem Schmuck der Flüchtlingsfrauen. Auf ihren Wanderungen durch die Welt eigneten sie sich das an, mehr dem Trieb gehorchend als der Not, was sie vorfanden: Bast und Baumrunden und Tierfelle, wenn’s kalt wurde, Knochen, Feuersteine, Kartoffeln aus den Anden, Essstäbchen, Winnetous Federn, damit sie von Tieren nicht gleich als Fremde erkannt und umgebracht wurden. Sie lernten Feuer-machen und Schießen und effektives gegenseitiges Umbringen. Viel, viel später gierten sie nach Coca-Cola oder in der DDR nach den strammen und stoffstarken Hosen der Arbeiter, weil die mehr aushielten als normales kapitalistisches Garn.

Wenn der Rot-Chinese von heute eine Europaflugreise macht, kommt er (Hundertpro!) in Stuttgart zu allererst ins Geburtshaus von G.W.F. Hegel und nimmt mit, was er kriegen kann. Mag sein, dass dies seine späte Rache am deutschen Studenten Kretschmann ist, der zu seiner Jugendzeit mit den Sprüchen Mao Tse Dungs (Das Rote Büchle) die Grundlagen zu Macht und Reichtum legte.

Wenn die Sonne bei Capri im Meer versinkt, fällt mir Genua ein, wo die Jeans erfunden wurden, oder die Deutsch-Amerikanerin Marlene Dietrich mit der Kaserne vor dem Tor. Dann denk‘ ich gern an die Indigenen, die auch nicht immer dort wohnten, wo sie geboren wurden, und da bin mir fast sicher: Wir waren alle mal indigen, viel, viel früher, und das ist gut so. Heute sind die meisten Leute bissel meschugge (auch geklaut). Warum gilt unsere Sorge nicht endlich dem ausbleibenden Regen in weiten Teilen Afrikas gelten, den steigenden Fluten und Meeresspiegeln, den brennenden Wäldern und schmelzenden Gletschern, den menschengemachten Katastrophen? Warum nicht der Dummheit und Ignoranz, mit der der Mensch seine Welt in Trümmer legt?

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Atomidioten – Grohmanns „Wettern der Woche“

Atomidioten – Grohmanns "Wettern der Woche"

Dieser Tage stand in einem Leitmedium meiner Regierung (richtig lesbar nur für Insider), dass der Russe quasi jederzeit unsere Atomkraftwerke abschalten könnte, wenn er wollte: Der meiste Füllstoff kommt aus dem Osten. Wir sind Vasallen! Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim liegen still, wenn Putins starker Arm es will (Georg Herwegh 1863, lange vor der Zeitenwende). Ganz abgesehen davon kamen 2021 rund 55 Prozent unseres Gases, 35 Prozent unseres Öls und 50 Prozent unserer Steinkohle aus Russland, vom Ostwind ganz zu schweigen. Was tun, Markus Söder?

Friedrich Merz andererseits, der sich selbst nicht zur CDU-Oberschicht zählt, erzählte diese Tage der staunenden Öffentlichkeit, dass diese 300-Euro-Pauschale total scheiße ist (nicht wörtlich). Man hätte besser allen, die es nötig haben, 1.000 Euro zustecken sollen, so der Radikalinski – also selbst Künstler:innen, Journalist:innen, Rentner:innen, Ossis und Obdachlosen ohne Konto. Bei den Ossis fürchtet der freie Westen das Schlimmste, weil die Menschen auf der anderen Seite von Mauer und Stacheldraht schon 1989ff durch kollektives Handeln so manchen Palast zum Einsturz brachten. Sie wissen: Kollektives Handeln senkt die Risiken und erhöht die potenziellen Gewinne. Unsereins kann da nur Wackersdorf, Wyhl und Brokdorf vorweisen, die durchs Netz fielen.

Wäre da nicht Saporischschja! In der gesamten Ukraine misstraut man der Aussage von Annalena Baerbock, dass der Krieg Jahre dauern könnte, und setzt eher auf schnellen Sieg, verzichtet mit Andrij Jaroslawowytsch Melnyk auf Verhandlungen mit den Russen und kauft Jodtabletten. Diesbezüglich sieht das regierungstreue Bundesstrahlenschutzamt für Deutschland aber kaum Gefahr. Wenn das AKW hochginge (Atomkraft ist sicher drin), „im schlimmsten Fall, also nur bei einem erheblichen Austritt von Radioaktivität und einer Wetterlage, die Luftmassen von der Ukraine nach Deutschland verfrachtet“, könnten bei uns – sorry: von uns festgelegte Grenzwerte überschritten werden. Es könnte dann „gegebenenfalls“ auch eine Vermarktungssperre für kontaminierte Produkte geben. Nu, was ist das schon? Schrot und Korn.

Meine Omi Glimbzsch in Zittau weiß aus leidvoller Erfahrung: Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist nicht vernunft-, sondern profitorientiert. Es ist gewissermaßen vom Volk gewähltes Chaos auf hohem Niveau und wäre dem Untergang geweiht, wenn es nicht als Überbau den Staat gäbe, der es als höh’res Wesen rettet.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. 

Der Aufruf „Free Julian!“ und die Teilnahme am 24-Stunden-Marathon finden weltweiten Anklang

„Die Teilnehmerzahl des Marathons „24 Stunden für Julian Assange“, der am 15. Oktober stattfinden wird, wächst schnell und breitet sich über den ganzen Globus aus.

Der von der internationalen Nachrichtenagentur Pressenza Ende Juli gestartete Aufruf wurde bereits von Hunderten von Menschen auf der ganzen Welt unterstützt, von Julians Heimat Australien bis Lateinamerika, von den großen europäischen Hauptstädten bis in den Fernen Osten…“

Der Aufruf „Free Julian!“ und die Teilnahme am 24-Stunden-Marathon finden weltweiten Anklang (pressenza.com)

Petition – Ein Platz für Betty Rosenfeld!



Pushbacks + Weizen – Grohmanns „Wettern der Woche“

Pushbacks + Weizen – Grohmanns "Wettern der Woche"

Annalena Baerbock findet das mit den Pushbacks total scheiße, das hat sie auch den Griechen und den Türken, ja der ganzen Welt gesagt. Sie war, kurz gesagt, schockiert. Was ein Normalo wie ich aus den Abendnachrichten kennt, war ihr irgendwie neu. Etwa, dass auf dem Balkan Flüchtlinge mit Elektroschockern wie Vieh zurückgetrieben werden, wenn sie die Außengrenzen der EU übertreten möchten. Kotte & Zeller bietet dazu den gern genutzten Elektroschocker „Power“ (mit PTB-Prüfzeichen) für aktuell 99,98 Euro inkl. MwSt. an – „Schützen Sie sich mit dem Elektroschocker Power Max 500.000 Volt vor Belästigung, Überfall, Vergewaltigung …“

Letztlich kann sich den Schocker auch eine Hartz-IV-Empfängerin leisten, wenn’s das nächste Mal Bürgergeld gibt. Deshalb war ja auch Annalena Baerbock bei ihrem Ägäis-Trip derart konsterniert – woher sollte sie denn wissen, dass da auch die Unseren mit von der Partie sind, wenn’s ums Abstoßen geht. Also: Beim Abstoßen benutzen Sie eine etwa zwei bis drei Meter lange Leichtmetallstange, mit der Sie die Flüchtlingsboote (auch Schlepperboote genannt) vom rettenden Seenotrettungsboot der Küstenwache oder der Frontex zurück ins tiefe Wasser stoßen, Richtung Heimat.

Die von uns finanzierte libysche Seenotrettung macht das anders: Sie jagt die Boote aus internationalen Gewässern zurück zur libyschen Küste. Die Flüchtlinge, Kinder, Frauen, Kranke, Alte – egal, alle gleichberechtigt! –, werden dort eingesperrt, gefoltert, erpresst, vergewaltigt. Nein, natürlich nicht alle. Hin und wieder gelangen kleine Filme mit zu leisen Hilfeschreien aus den Lagern.

Die Menschen, die da unterwegs sind, glauben an Brot für die Welt, an das Wunder des Weizens, den Sponti-Spruch „Es ist genug für alle da“ und die schönen Bilder vom schönen Leben bei uns. Sie wissen, dass man 13 Kilo Getreide füttern muss, um 1 Kilo Rindfleisch zu erhalten, und denken, dass da doch das eine oder andere Kilo für sie dabei sein könnte. 60 Prozent des Getreides kommen in den Trog als Tierfutter, 20 Prozent auf deinen Teller, aber nicht auf ihren, 10 Prozent in den Tank und 10 Prozent für allerhand Tinnef.

Das erste Schiff mit Weizen hat Odessa verlassen. Ob es ankommt oder untergeht, ist offen. In den USA werden 60 Millionen Tonnen Weizen pro Jahr produziert, jedoch 4,4 Milliarden Tonnen Weizen an der Börse gehandelt. Der spekulative Finanzhandel mit Weizen, Mais und Soja blüht. Klar, auch deutsche Versicherungen und Banken mischen kräftig mit, sie investieren Milliarden für ihre Anleger. Daher sind steigende Getreidepreise gewissermaßen erwünscht, weil sie die Renditen erhöhen. Damit die Renditen stimmen, landen pro Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschlands Tonnen. Das ist ungefähr ein Drittel des aktuellen Verbrauchs. „Das Mitnehmen von Lebensmitteln aus Tonnen ist nach §123 Abs. 1 StGB (Hausfriedensbruch) und nach §242 StGB (Diebstahl) und ggf. nach §243 StGB (schwerer Diebstahl) verboten.“ Auch das unbefugte Übertreten von Grenzen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.

Roter Bruder, schwarzer Mann – Grohmanns „Wettern der Woche“

Roter Bruder, schwarzer Mann – Grohmanns "Wettern der Woche"

In Kanada kniete der Schwarze Mann zu Wochenbeginn nieder, um an die 150 000 Kinder zu erinnern, die die Katholiken den indigenen Völkern gestohlen hatten. Nein, das war nicht im Mittelalter, sondern im 19. und 20. Jahrhundert, das gab’s bereits Zündkerzen und Patronen mit rauchlosem Pulver, da war der Menschenfreund Humboldt unterwegs, Edith Stein mit Freiligrath und Heine, da wehte der Wind der Aufklärung durch die Welt, auch wenn’s vielerorts windstill blieb. Die Christen von damals, selten zimperlich mit Kindern, prügelten aus den Kleinen alles raus, was die von zu Hause mitgebracht hatten: Sprache und Heimat, Erinnerung und Hoffnung – und das Leben. Die Gesundheit des Papstes, hört man, sei angeschlagen. Die der indigenen Völker auch.
Ganz anders die von Henry Kissinger. Der einstige Kriegsverbrecher (Chile u.v.m.) kommt mit seinen 99 Jahren flott daher und beantwortet alle Sonntagsfragen von Wulf Schmiese, Leiter des heute Journals, akzentfrei – selbst die nicht gestellten. Es war ein nettes Gespräch über Putin, die Russen, den Atomkrieg, das Leben, da ging fast unter, dass sich der kluge Alte anders als seinerzeit (Einmarsch und Putsch, Folter und Terror, Tod und Teufel) für Verhandlungen ausgesprochen hat. Auf englisch: Alle an einen Tisch, Russen und Ukrainer und West und Ost und Drumrum. Klar, Annalena Baerbock ist jetzt sauer, und Katrin Göring-Eckardt, einst prominente Frau auf der militärischen Seite Atlantik-Brücke (luv), würde vielleicht lieber heute als morgen Panzer ohne Umwege liefern: No risk, no fun.
Apropos Panzer: Beim Italiener, der jetzt auf der Sportgaststätte Germania in Degerloch sitzt, entdeckte ich auf der Speisekarte unter anderen Pizzen die Pizza „Panzer“ – vielleicht eine Offerte an die Grünen in Stuttgart, vielleicht auch an die Daimler-Kollegen weltweit. Mit dem „Typhoon-K“ fuhren russische Soldaten in die Ukraine ein. Denn Typhoon-K ist ein Fahrzeug, dem weder Minen, Sprengfallen noch direkter Beschuss gefährlich werden können. Mercedes-Benz arbeitete einst, als alles noch gut war, mit dem russischen Hersteller Kamaz zusammen. Aber jetzt ist Sense.
Übrigens, die Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Franziskus nach Kanada endet am 30. Juli 2022, wenn alles gut geht. Bis dahin ist die Abholzung im Amazonas erneut angestiegen – eine Steigerung zum Vorjahr um 22 Prozent. Wenn nur dieser verdammte anthropogene Klimawandel nicht wäre!

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de) ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Ein Platz für Betty Rosenfeld – Bilder der Veranstaltung am 23.7.22 am Bismarckplatz

Alle Fotos: Raimond Stetter

Alle Infos zur Veranstaltung zum Nachlesen

 

Peter Grohmann
Das Wettern der Woche – Wenn Pferde kotzen (diesmal kein Film)

Buy now, pay later, sagte Dieter Hundt den Rotchinesen – natürlich auf chinesisch – und verkaufte ihnen sein Imperium. Allgaier? Auto teile und herrsche! Das wußte auch Weitschwimmer MaoTseTung. Ob sich die beiden je kannten, ist mir nicht bekannt, aber die Kapitalistenpresse schreibt im Jahr des Tigers, dass der Schwabe „die Chinesen lieben und schätzten“ lernte (StZ 19.7.2022), Uiguren und Lieferketten hin, Menschenrechte her. Eines Tages, ich warne Euch, machen die neuen Maos einen Lieferengpass am Hindukusch auf und wir steh’n mit offenen Mund auf unserer letzten seltenen Erde.

Sei’s drum – Buy now, pay later betet in Aserbaidschan nun auch EU-Präsidentin Ursula von der Leyen: Gas für Blut, Blut für Öl, Öl für Waffen, Waffen für Demokratie. Wir küssen auch korrupten Machthabern die Füße, wenn die Kasse stimmt, denn wir machen nie was für umme. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau, die schon Pferde vor der Apotheke kotzen sah, wußte sofort, dass seit Aserbaidschans Eintritt in den Europarat Jahr um Jahr zwei-drei Dutzend EU-Abgeordnete nach Baku und drumrum eingeladen werden. Nein, nicht für‘ n Appel n und ’n Ei, sondern für Kaviar und Seidenteppiche, Geld und Gold und Silber. Selbstverständlich konnten auch Bundestags-Abgeordneten solchen Reise-Reizen nicht widerstehenden und ließen sich den luxuriösen Ausflug  nach Baku finanzieren. Nun ist man also wieder friedlich beisammen, der Krieg macht manches möglich:

Auf den internationalen Warenmärkten boomen die Fonds für Getreide. Die bessere Gesellschaft schwitzt Blut und Wasser, dass alles gut geht. Was tun, wenn der Krieg in der Ukraine unerwartet früh zu Ende geht? Und soll man garnicht (Hollywood) oder nur zwei oder dreimal pro Woche duschen? Und mit oder ohne Seife? Und was tun, wenn man keine Dusche hat? Gurken- und Erdbeerpflückern oder Bandarbeitern empfehlen wir wie immer das gesunde Mittelmaß.

Und was sagt Dein Börsenratgeber dazu? Insbesondere im Börsenumfeld bieten sich Anlegern durch die gestiegenen Preise für Agrarrohstoffe, aber auch wegen der schwindenden Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zu alten Preisniveaus viele Chancen. Wenn Sie Weizen handeln und auf den Weizenpreis spekulieren möchten, gibt es dazu aktuell hervorragende Möglichkeiten.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)

ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Hier kann man anstiften: https://30tageimnovember.de/

Wasser marsch – Grohmanns „Wettern der Woche“

Wasser marsch – Grohmanns "Wettern der Woche"

Wasser marsch
ist der Befehl der Feuerwehr, eine Wasserleitung freizugeben, vor allem, wenn’s brennt. Doch was tun, wenn’s nur tröpfelt? Brennen lassen.
 
An heißen Tagen sterben in Deutschland jedes Jahr Tausende Menschen. Was tun? Sterben lassen? Die meisten Behörden ignorierten diese Katastrophe. Sie wissen nicht einmal genau, wer denn da bedroht ist, stellt die ZEIT aktuell fest. An heißen Tagen fallen aber auch die Vögel tot vom Himmel, Felder und Wälder und Wiesen verdorren. Flüsse versiegen. „Erzähl‘ mir nichts vom Pferd“, sagt da meine Omi Glimbzsch aus Zittau, und die kennt Katastrophen. Die extreme Dürre in der Po-Ebene ist momentan besonders extrem – die Ernten sind im Eimer, und ein Loch ist im Eimer, oh Henry, ein Loch. Schnee im Sommer – sowas gab’s immer. Bereits 2006 floss mal Salzwasser aus den italienischen Leitungen, weil der Pegelstand des Po unter dem des Meeresspiegels lag. Hydrologen warnen weltweit, aber sie werden politisch überhört. Wer lässt sich schon gern was von Katastrophen erzählen außer meiner Omi Glimbzsch aus Zittau und Euch? Grenzen sind unsicher, Frieden ist unsicher, Nahrung ist unsicher, nur das Klima ist sicher:
 
Deutschland trocknet aus, eher früher als später, da kannste dich auf’n Kopp stellen. Die Republik mit den meisten Grünen weltweit gehört nämlich auch zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust pro Jahr weltweit. „Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren. Das ist unvorstellbar viel Wasser“, sagte uns Jay Famiglietti. Der Professor weiß es. Er war der leitende Wasserwissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena, Kalifornien. „Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Kleiner Schock? Nein.
 
Felder und Naturflächen versorgen uns mit Gemüse und Sauerkraut, mit Korn und Kartoffeln, sind gleichzeitig Kleinklimazonen, auch wenn morgen Fichten, Buchen, Birken und Buchs verrecken, sagen die Bauern. Sie sind Frischluftschneisen und Naherholungsräume für die Menschen. Mit den besonders fruchtbaren Lössböden ist die Filderebene bei Stuttgart bestens für die landwirtschaftliche Erzeugung geeignet, denn viele der Filderböden erreichen eine Bodenwertzahl von 75 und mehr, an einigen Stellen über 90. Kein Boden kann mehr Wasser speichern als Löss.
 
Aber die Spitzköpfe in Politik und Profit pfeifen auf den Lössboden. Sie bauen Autobahnen vier- und sechsspurig aus, erweitern Bundesstraßen, Flughäfen und Tunnel, Parkhäuser: Der Vernichtungsfeldzug der Ignoranten richtet sich gegen junges Gemüse – gegen die letzte Generation.
 
Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)
ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Artikel in der KONTEXT:WOCHENZEITUNG
„Wer nach Sant’Anna kommt, hat eine Verpflichtung“

Oliver Stenzel in der Kontext:Wochenzeitung über Irene Lupis Graphic Novel  „Enrico Pieri: mai più – nie wieder – sant‘ annas!“:

Graphic Novel über Enrico Pieri: „Wer nach Sant’Anna kommt, hat eine Verpflichtung“ – Ausgabe 588 (kontextwochenzeitung.de)

Das Wettern der Woche – Melnyk, hau ab!

Natürlich kann man einen Botschafter nicht einfach abschieben, nur weil er sich immer wieder danebenbenimmt. Und die Frage ist auch, ob sie ihn zurücknehmen würden, denn er schadet dem Ansehen seines Landes hier ebenso wie zu Hause. Die Lösung: Melnyk geht von selbst. Aber wann? Na schön, vielleicht bietet sich ja eine Kandidatur an.

Es ist ganz aktuell mal wieder an der Zeit, Schicksal und Geschichte der Ukraine etwas näher unter die Lupe zu nehmen – und dabei einmal mehr auf die Verbrechen nach dem Überfall 1941 zu blicken und an die ermordeten Juden, Russen, Polen zu erinnern. Denn Melnyks Augen sind getrübt. Einsatzgruppen und deutsche wie ukrainische Polizeieinheiten ermordeten vor allem die lokale jüdische Bevölkerung in Massenerschießungen. Das wurde nicht einmal vertuscht, die Anwohner wurden sogar zur Teilnahme eingeladen und waren oft gern dabei. Allein in Babij Jar erschoss an zwei (!) Septembertagen ein deutsches Sonderkommando 34.000 Juden.

Bis zu 40.000 Ukrainer profitierten vom Holocaust – vor allem aus Profitgier und politischem Opportunismus. Solange die Ukraine der UdSSR gehörte, bestimmten Symbole vom Großen Vaterländischen Krieg die Erinnerung. Die Verbrechen Stalins & Konsorten gingen in der Sowjetunion im Ruhm und Jubel unter, der Holocaust selbst war kein großes Thema. Heute ist in der Ukraine der Zweite Weltkrieg zwar noch präsent, aber der Untergrundkampf der ukrainischen Nationalisten (OUN) und der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) bestimmen Szene, Bild und Erzählung. Die Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht und die Beteiligung am Holocaust sind in der Öffentlichkeit weitgehend tabu, die Historiker im Lande und die Botschafter außerhalb sind meist um Schönschreibung bemüht. Als großer Held für die Unabhängigkeit und die Freiheit wird wieder und wieder Stepan Bandera gefeiert – auch von Melnyk. Er weiß nicht, dass Bandera alle Mittel recht waren.

So mag es die EU als lädierte Wertegemeinschaft also eher schwer haben, ihren Demokrat:innen in den alten und neuen Mitgliedsländern die Menschenrechte nahezubringen (nein, auch in der Praxis) und für Freiheit und Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit als Voraussetzung für die Mitgliedschaft in diesem seriösen Club zu kämpfen.

Kurzum: Es wird dauern, aber einmal werden Träume wahr. Denn was wären wir schon, wenn wir nicht träumten: von Menschlichkeit, Glück und Frieden – möglicherweise sogar durch Verhandeln? Doch ich hörte: Die Zeiten der Träume sind vorbei. Da bleibt nur die Hoffnung, dass der Krieg krank wird und stirbt. Wir sollten nachhelfen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.

BOYCOTT QATAR 2022

„Der DFB tritt der Verletzung von Menschenrechten, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie jeder Form von gewalttätigen, diskriminierenden oder menschenverachtenden Einstellungen und Verhaltensweisen entschieden entgegen.“ (aus der Menschenrechtspolicy des DFB: MenRePolicy_V3.indd (dfb.de))

Die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in Katar sind bekannt: Arbeitsmigrant*innen müssen unter unwürdigen Bedingungen schuften, Frauen werden systematisch benachteiligt, Homosexualität ist verboten, das Recht auf freie Meinungsäußerung ist eingeschränkt.

Wenn die oben zitierten Worte des DFB glaubwürdig sein sollen, dann müssen diesen auch Taten folgen. Deshalb schließen sich die AnStifter der Initiative Boycott Quatar 2022 an:.

Zum Aufruf: boycott-qatar