Abschiebehaft
Etwas mehr Menschlichkeit?

Es gibt ein richtiges Leben im falschen. Nach diesem Motto hat der Europäische Gerichtshof heute geurteilt und Deutschland aufgefordert, Menschen die in Abschiebehaft sitzen, gesondert von „normalen“ Häftlingen unterzubringen. Wenn es im betreffenden Bundesland keine spezielle Einrichtung gäbe, seien die Flüchtlinge in ein anderes Bundesland zu bringen.
Zur Besserung unserer immer restriktiveren Flüchtlingspolitik trägt das Gericht mit seinem Urteil nicht bei, wohl aber entschärft es die individuelle Lage von Flüchtlingen.

Quelle: Deutschlandradio

Mitschnitt der 6. Info-Kommission AKW Neckarwestheim

Fluegel.tv hat freundlicherweise die 6. Info-Kommission zum AKW Neckarwestheim am 14. Juli in der Reblandhalle in Neckarwestheim aufgezeichnet. Leider ist die Kommission noch nicht wirklich auf Transparenz aus.

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Aktuelles und Sicherheitsüberprüfung

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Aktuelles und Sicherheitsüberprüfung

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Bericht der EnBW / EnKK

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Bericht der EnBW / EnKK

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Änderungen der Katastrophenschutzplanungen

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Änderungen der Katastrophenschutzplanungen

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Verschiedenes und Frage der Aufzeichungen durch fluegel.tv

Info-Kommission AKW Neckarwestheim: Verschiedenes und Frage der Aufzeichungen durch fluegel.tv

Newsletter
AnStifters Bettelbrief

Liebe Leut,

Anfang August fahren acht AnStifterinnen und AnStifter nach Italien. Nicht etwa, um Urlaub zu machen (was in der zu dieser Jahreszeit völlig überlaufenen Toskana auch nicht die beste Idee wäre). Nein, sie werden Gedenkwanderwege rund um Sant’Anna di Stazzema pflegen und mithelfen, die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Massakers am 12. August vorzubereiten. Gerne würden wir die acht, die zehn Tage vor Ort arbeiten werden, nicht ganz alleine auf den Kosten sitzen lassen – insbesondere, da staatliche Stellen sich leider nicht in der Lage sehen, das Projekt zu unterstützen. Wenn Sie unsere Delegation unterstützen wollen, können Sie dies gern unter dem Stichwort „Stazzema“ tun (AnStifter-GLS-Konto: DE31 4306 0967 7000 5827 01). Natürlich sind auch stichwortfreie Spenden willkommen…

Am kommenden Sonntag, den 20. Juli läuft um 11 Uhr läuft “Citizen Kane” von Orson Welles (USA, 1941) in unserer Reihe “Filme, die Geschichte machen” im Planetarium Stuttgart. Wir versprechen auch hoch und heilig, dass wir die Technik jetzt im Griff haben. Und auch sonst wird’s runder laufen. Also: Bitte, bitte, bitte kommen Sie wieder! (kostet verzehrfreie 7,50€)

Kurz davor gibt’s noch zwei spannenden Veranstaltungen zu Krieg und Frieden und eine zur Energiewende, zu denen wir Sie herzlich einladen – auch wenn wir nicht unbedingt dahinterstecken. Am Donnerstag, den 17. Juli ab 19 Uhr wird der Medienlinguist Friedemann Vogel von der Uni Freiburg über “Werben fürs Sterben? – Die mediale Selbstinszenierung der Bundeswehr gegenüber Jugendlichen” referieren (Rosa-Luxemburg-Stiftung, Ludwigstraße 73A). Freitag, den 18. Juli folgt dann um 19:30 Uhr im Bürgerzentrum West Helmut Lohrer (Berater der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges) mit einem Beitrag unter dem Titel “Wir ziehen in den Krieg !? – Begründung von Krieg und Gewalt – damals und heute” und, leider parallel, bringt der AnStifter Rolf Gühring den Film Leben mit der Energiewende 2 – 100% regenerativ ins Theaterhaus Stuttgart und diskutiert anschließend mit Michael Sladek. Bitte kommen sie trotzdem zu allen drei Veranstaltungen.

Und natürlich gibt’s auch diesen Monat eine Exkursion zur beeindruckenden Kunstausstellung “Underground” in elsäßischen Bunkeranlagen. Für den nächsten Tagesausflug, der am 26. Juli um 11:30 Uhr am Rotebühlplatz startet, sind noch sieben Plätze frei. Also: Melden Sie sich doch noch schnell unter underground@die-anstifter.de an und machen Sie den AnStifter-Bus voll – leere Plätze können wir uns leider nicht leisten.

Zwei herzliche Grüße senden

Fritz Mielert & Peter Grohmann

PS: Peter Grohmann wetterte seit dem letzten Newsletter drei Mal
PPS: Die Mitschnitte von Veranstaltungen haben wir mittlerweile etwas gebündelt
PPPS: Unser Büro in der DenkMacherei ist während des Augusts nahezu unerreichbar.
PPPPS: Die Friedensgala am 23. November nimmt ganz langsam Form an: Taz-Chefredakteurin Ines Pohl wird die Laudatio halten.

Es wird Sommer und unser Terminkalender leerer

Wettern der Woche
Schwarz. Rot. Gold.

Dass wir mal Papst waren, damals, unter Ratzinger, Gott hab‘ ihn selig, war meiner Omi Glimbzsch aus Zittau so was von egal! Als gute Atheistin war sie sich des Himmels auch unter Pieck, Grotewohl, Ulbricht und Honecker ganz sicher – bei Helmut Kohl freilich zweifelte sie, zu Recht, wie wir heute wissen. Und kann mir lebhaft vorstellen, wie sie jubelte, als wir 2003 und 2007 Weltmeister wurden! Von der grandiosen Europameisterschaft 1989 ganz zu schweigen: Das Finale ausverkauft, alle im Siegesrausch, im Freudentaumel. Unglaublich, was da geleistet wurde. Und für den Sieger gab’s ein 40-teiliges Kaffeeservice aus Meißner Porzellan, allerdings nur 2.Wahl. Was für Zeiten! Da saß die Omi Glimbzsch noch hinter Mauer und Stacheldraht, schenkte sich einen Nordhäuser Doppelkorn ein und sah das 4:1 gegen Norwegen illegal im Westfernsehen. Freie Sicht auf die schwarz-rot-goldenen Siege gab es aber dann sofort nach dem Mauerfall – und was für eine Erfolgsserie für das wiedervereinigte Deutschland und den Fußball: Wir waren Europameister 1991, 1995, 1997, 2001, 2005, 2009, 2013! Und jetzt, in diesen Stunden, läuft die EM in Norwegen, Anfang August die Weltmeisterschaft in Kanada, und Omi bügelt schon mal fürs public viewing vor der Volksband Zittau-Löbau ihr historisches Trikot mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz auf Schwarz-Rot-Goldnem Grunde. Auf die Farben ist sie übrigens ganz schön stolz, die alte Glimbzsch, auf den März 1848 in Berlin, auf das Hambacher Fest und den Donnersberg, na ja, und wenn ich schon mal dabei bin, schließe ich mich ihr an: auf den 14.Juli 1789, den Sturm der Pariser Bürger die Bastille, auf das 125 Jahre alte Bundeslied für den Pariser Arbeiterkongress am 14. Juli 1889 des Stuttgarter Dichters Georg Herwegh: „Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!“ Nach dem November 1918 gingen sie in Berlin und Stuttgart noch mal auf die Straßen, für Freiheit, Gleichheit, Brüder-lichkeit. Auch für die mies bezahlten Schwestern. Die kriegen zwischen Baden-Württemberg und Sachsen im Monatsdurchschnitt nicht mal 2000 Euro. Brutto natürlich. Die Diätenerhöhung der Schwestern ist der kalte Kaffee fürs Service. Schau doch! Denn es gibt ein Leben nach dem Fußball – aber das meiste davon sieht man nicht, es lohnt sich nicht, dieses Leben. Keine Direktübertragung. Kein public viewing.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Die Sicherheitspolitik der EU – Aufstandsbekämpfung im Fokus

Das Schweizer Radio hat eine sehr interessante Sendung über die Sicherheitspolitik der EU online gestellt, die aufzeigt, wie sich deren Schwerpunkt Richtung Aufstandsbekämpfung verschiebt.

2001 forderte der deutsche Innenminister Otto Schily in einem Interview den Aufbau einer internationalen Aufstandsbekämpfungspolizei. Mittlerweile existieren in der EU besondere Polizeieinheiten, die für diesen Zweck ausgebildet sind. Gedacht sind sie für Einsätze in Drittländern. Doch seit dem Vertrag von Lissabon hat die Europäische Union die Möglichkeit, paramilitärische Verbände wie die Gendarmerie und auch Armeeeinheiten in Mitgliedsländer zu entsenden. Angesichts des Unwillens gegen Wirtschaftskrise und die drastischen Folgen der Sparpolitik in südeuropäischen Ländern eine beunruhigende Perspektive.

Die Berliner Journalistin Aureliana Sorrento hat recherchiert, bei «EuroGendFor» im italienischen Vicenza, beim «Gefechtsübungszentrum Heer» (GüZ) nahe Magdeburg und bei Sicherheitspolitikern und Experten.

Einige AktivistInnen planen für Mitte August übrigens die Besetzung des GÜZ.

Georg Schramm über den Krieg Reich gegen Arm

Mitte Juni beging die GLS-Bank ihr 40-jähriges Bestehen. Anlässlich der Feierlichkeiten hielt Georg Schramm eine gute Rede, die nicht wirklich viele kabarettistische Elemente enthält.

Propagandaschlacht um die Gentechnik

Bildschirmfoto 2014-07-09 um 21.11.57So lautete der etwas reißerische Titel einer Sendung in der ARD, die am 8. Juli ausgestrahlt wurde und noch in der Mediathek zu finden ist. In ihr decken die Reporterinnen und Reporter auf, was hinter den Versprechen der Agrogentechnik-Industrie steckt und wie die Lobbyisten ihr Ziel verfolgen.

Wenn man den Versprechen der Gentechnik-Industrie glaubt, gilt eines der größten Probleme der Menschheit schon als gelöst: die Welternährung. Viele Millionen Euro haben Agrartechnik-Riesen in Kampagnen für Politiker, Bauern und Verbraucher gesteckt. Sie behaupten, dass sich mit Gentechnik größere Erntequoten auf kleineren Feldern erzielen ließen, und das mit weniger Pestizid. Doch vielerorts kommen Zweifel auf: Erträge mit gentechnisch verändertem Saatgut gehen oft nach wenigen Jahren zurück – die Natur wehrt sich und bildet Resistenzen.

 

Mitschnitt
Thomas Moser & Friedrich Burschel Blick in den Abgrund – Konsequenzen aus dem NSU-Komplex

Thomas Moser und Friedrich Burschel: Blick in den Abgrund – Konsequenzen aus dem NSU Kom

Veranstalter: Die AnStifter, Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg & VVN/BdA

Hinter dem Agieren des NSU und seines wohl mehrere Hundert Personen umfassenden UnterstützerInnen-Netzwerks öffnete sich das Panorama des wohl größten Geheimdienstskandals der Geschichte der BRD und eines unvorstellbaren behördlichen Rassismus in den Mordermittlungen.

Wie weit staatliche Verstrickung in das Geschehen gegangen ist, ist bis heute nicht ansatzweise geklärt.

Die Verstrickungen des NSU reichen tief bis nach Baden-Württemberg. Hier fand der immer noch mit Fragezeichen versehende Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter statt. Hier existierte eine Ku-Klux-Klan-Gruppe in Schwäbisch Hall, deren Anführer auf einer Kontaktliste des NSU stand und in der zwei Kollegen von Kiesewetter aktiv waren. Und hierhin reichten auch direkte Kontakte des NSU.

Thomas Moser, der sich journalistisch seit langer Zeit mit dem NSU beschäftigt und u.a. den Untersuchungsausschuss im Bundestag hierzu intensiv beobachtet hat und Friedrich Burschel, der als Prozessbeobachter den Prozess gegen Beate Zschäpe in München seit dessen Beginn verfolgt, fragen nach Stand und Konsequenzen der strafrechtlichen Ermittlungen und nach den politischen Konsequenzen – nicht zuletzt für die baden-württembergische Landespolitik.

Moderation: Janka Kluge, VVN/BdA

Wettern der Woche
Wahnsinn

Fußball-Wahnsinn! – Peter Grohmann's "Wettern" vom 8.7.2014

Millionen Menschen, Lebende und Sterbende, verfolgen in diesen Augenblicken diese kühne, ja grandiose Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Und sie vergessen vielleicht für einen Augenblick, vielleicht auch für immer, was sie bislang bedrückt oder beflügelt hat, Mord und Totschlag in der Welt, Hunger, aber auch Fettleibigkeit, oder, wie der Italiener gern sagt: Adipositas. In diesen Augenblicken brandet beispielhafter Jubel auf, zum Teil sogar Trubel. Viele der Zehntausende haben Tränen in den Augen, selbst Frauen, als die beiden Mannschaften, angeführt von dem umstrittenen, aber dynamischen Schiedsrichter Master Card aus Purchase (NY), auf dem im saftigen grün angespritzten Rasen einlaufen. Konterfußball und Foulspiel pur – das erwartet hier der einfache Mafiosi genauso wie der Profi von Respect! Und just in diesem Moment wird angepfiffen, und Adidas sofort vorn, ganz vorn, wunderbar, schiebt den Ball fast lässig rüber zu Sony, dem Linksaußen, direkt auf die Socke – doch gaaaaaanz knapp verfehlt! Samsung greift sich sofort das Leder, mit einem zielgenauen Schuss rüber zu Pepsi, gekonnt, jetzt stürmt Lufthansa vor, gibt ab zu VW, Adidas – aber sicher gestoppt von Emirates! Was für ein fulminanter Auftakt. Die Viererkette mit Castrol steht, mit Oi, Apex und ihrem stärksten Mann Continentals. Auf der anderen Seite lauert CocaCola, komplett ungedeckt von Blattner, völlig abgefüllt von Budweiser ganz rechts jetzt Johnson Johnson. Knappe 6 Minuten nach dem Anpfiff die erste richtig gute Chance für Yingli, der haut den Ball im letzten Augenblick auf Emirates, Klasse gemacht. Kann sich aber nicht durchsetzen, Ballverlust, jetzt Freistoß Cola, das Leder hart auf Kante.

An der Außenlinie jetzt auch der 12. Mann, die erste richtig gute Chance mit der Aussicht auf Ausschreitungen nach der dritten Halbzeit – wenn nicht der Assistent wieder die Fahne hebt … Aber das Spiel verliert an Spannung, zu viele Pässe, zu wenig Tempo, und so mancher Hardliner hofft vergeblich auf eine Blutgrätsche, die dem Spiel noch eine Wendung geben könnte – Foul, rufe ich vorsichtshalber noch – das knallt mir einer das Rund in die Eier. Jetzt, spätestens jetzt zeigen mir alle, die noch lesen können, die Rote Karte. Ich, der beste Mann für einen gezielten Fernschuss im Zwölf-Meter-Raum, muss vom Platz. Welche Schandeden Meister aus Deutschland, für meine Omi Glimbzsch, die bei BSG Lokomotive Zittau die Wäsche gemacht hat. Und die hätte schon viel früher abgeschaltet.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

16. Mahnwache für Sant’Anna di Stazzema am 12. Juli

Wir erinnerten besonders an das Datum im folgenden Monat: Am 12. August jährt sich zum 70. Mal das Massaker an der Einwohnerschaft von Sant’Anna und den umgebenden Weilern durch Einheiten der Waffen-SS im Jahr 1944. Bis heute ist gegen keinen der Täter vor einem deutschen Gericht ein Verfahren eröffnet worden. Zuletzt hat der Stuttgarter OStA Häußler nach fast 10 Jahren sich hinschleppender Ermittlungen 2012 die Einstellung verfügt und wurde bis hinauf zu Justizminister Stickelberger darin bestätigt. Die letzte gerichtliche Entscheidung im darauf folgenden Klageerzwingungsverfahren steht noch aus. Ebenso bis heute warten wir auf die Antwort Herrn Stickelbergers auf unseren Brief vom Februar d. J..

Vor kurzem fand in Italien ein Symposium zum Thema statt. In Deutschland fehlt eine derartige Aufarbeitung. Alle Interessierten, Engagierten und Empörten sind herzlich eingeladen, an der Mahnwache jeweils am 12. des Monats teilzunehmen.

Die angekündigte Informationsveranstaltung zum Symposium von Castelnuovo Berardenga wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden – Ankündigung erfolgt auf dieser Seite.

Florence Hervé lehnt Bundesverdienstkreuzes ab – mit lesenswerten Begründung

Wir dokumentieren den Originaltext von Florence Hervé

Betr.: Zuerkennung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
Begründung meiner Verweigerung der Annahme

Monsieur le Président,*

laut Anfrage durch das Büro des Oberbürgermeisters in Düsseldorf vom 10. Juni 2014 soll mir das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen werden und die öffentliche Verleihung dieser Auszeichnung heute, am 2. Juli 2014, im Düsseldorfer Rathaus erfolgen.
Mit dieser Auszeichnung von Seiten des Herrn Bundespräsidenten soll meine langjährige ehrenamtliche Arbeit in Sachen Frauenpolitik, deutsch-französischer und internationaler Zusammenarbeit anerkannt und gewürdigt werden – ein Engagement, das sich häufig im Gegensatz zur Politik der jeweiligen Bundesregierung befindet.

Ich werde diese Auszeichnung nicht annehmen.
Wichtigsten Anliegen waren und sind mir die Emanzipation der Frau, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit, der Frieden und die Solidarität mit den Völkern der Welt, die deutsch-französische Zusammenarbeit, auch im Sinne einer gründlichen Aufarbeitung der NS-Zeit. Dementsprechend habe ich versucht, mich in den vergangenen Jahrzehnten zu verhalten und einzubringen – zumeist gegen die vorherrschende politische Praxis. Das betraf mein Engagement gegen den § 218 ebenso wie den Einsatz gegen die von den damaligen Regierungen in Bonn praktizierten Duldungen der faschistischen Regime in Griechenland, Spanien, Portugal und 1973 auch Chile.

Es widerstrebt mir, eine Auszeichnung vom höchsten Repräsentanten eines Staates anzunehmen, dessen Regierungen selten den Eindruck erweckten, an der Beseitigung von Diskriminierung, sozialer Ungleichheit, an dauerhafter Abrüstung und einer friedensfördernden, gleichberechtigten Zusammenarbeit mit anderen Staaten interessiert zu sein. Derzeit nimmt indes beispielsweise die Frauenarmut wieder zu, an Kindereinrichtungen und Kinderbetreuung wird gespart, die Sorgearbeit wird nach wie vor überwiegend von Frauen geleistet, oft unter prekären Bedingungen und gering entlohnt. Kinder werden so zum „Armutsrisiko“ und Alter als „Problem“ bezeichnet. Zugleich orientiert sich die offizielle Politik in erster Linie an den „Top-Girls“ – und eben nicht an der Mehrheit der Frauen. Die wenigen Fortschritte mussten von Initiativen und Bürger/innen, von Basisbewegungen und Gewerkschaften erstritten werden

Als ich Mitte der sechziger Jahre als junge Mutter begann, mich zu engagieren, war es schwierig, Familie, Partnerschaft und Berufstätigkeit zu vereinbaren. Zwar wurden inzwischen einige Verbesserungen erzielt, doch entsprechen diese in keiner Weise dem Reichtum dieses Landes. Frauen stehen heute immer noch vor der Entscheidung „Kinder oder Beruf“. Das Erziehungsgehalt („Herdprämie“) fördert diese Erscheinung und führt zu sozialer Ausgrenzung vieler Kinder gerade aus einkommensschwachen Schichten.

Inzwischen werden Frauen zum Dienst in der Bundeswehr zugelassen, mit dem fadenscheinigen Gleichstellungsargument, was viele von uns – darunter auch ich – in den 1980er-Jahren entschieden kritisiert haben. Heute werden Frauen als Soldaten in Kriegsgebiete geschickt. Zudem sollen sie die Bundeswehr „weiblicher“ machen und sie „familienfreundlicher“ erscheinen lassen. Was haben Kampfeinsätze mit Familienfamilienfreundlichkeit zu tun, was mit Emanzipation? „Wir wollen keine Kriege lindern, sondern verhindern“, hieß es schon damals. Wir brauchen keine Bundeswehrsoldaten – auch nicht weibliche – im Schulunterricht, sondern eine konsequente Friedenserziehung.

Sogenannte humanitäre Interventionen, an denen auch die Bundeswehr beteiligt war und ist, haben sich längst als inhuman erwiesen. Erinnert sei nur an Kunduz und den Kosovo-Krieg. Die Opfer sind in besonderem Maße unbeteiligte Zivilisten, Frauen und Kinder. Die Zunahme des Rüstungsexports und die angekündigte stärkere, notfalls auch militärische Interventionspolitik stehen im Widerspruch zu einer Politik des Friedens. „Die Waffen nieder“ rief schon die österreichische Friedenskämpferin Bertha von Suttner vor 125 Jahren.
Der Waffenexport der Bundesrepublik – häufig sogar in Konfliktregionen – trägt nicht zum friedlichen Zusammenleben der Völker bei. Das stimmt für die Vergangenheit mit Lieferungen von Waffen an den NATO-Partner Türkei im Kampf gegen die Kurden ebenso wie für jetzt, da Panzer und andere Waffen in die Golf-Diktaturen Qatar und Saudi-Arabien verkauft werden. Das gilt auch für die Lieferung von atomwaffenfähigen U-Booten an Israel.

Sie, Monsieur le Président*, fordern ein stärkeres Engagement in Afrika – auch im Sinne militärischer Einsätze. Dies hat mit einem friedlichen Zusammenleben wenig zu tun. Vonnöten wäre dagegen eine Aufarbeitung der historischen Verantwortung für die anhaltende Ungleichheit und Ausbeutung der betroffenen Länder vor dem Hintergrund der deutschen Kolonialgeschichte. Zum Beispiel gegenüber dem heutigen Namibia: Es gab 2004 eine symbolische Geste der Entschuldigung für den 1904 begangenen Völkermord an den Hereros durch die damalige Ministerin für Entwicklung und Zusammenarbeit. Dabei blieb es bis heute. Weder Entschädigung noch Wiedergutmachung folgten.

Auch Ihre Geste in Oradour-sur-Glane im September 2013 – fast 70 Jahre nach dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die SS-Division „Das Reich“ – blieb leider nur symbolisch. In Ihrer Rede erklärten Sie, mit den Überlebenden und den Familien der Opfer die Bitterkeit darüber zu teilen, „dass die Mörder nicht zur Verantwortung gezogen wurden, dass schwerste Verbrechen ungesühnt bleiben“. Was folgte daraus? Eine tatsächliche Aufarbeitung der Verbrechen deutet sich nicht an. Am 10. Juni 2014 fand nicht einmal ein offizielles Gedenken statt. Auch wurde bisher wenig unternommen, an deutschen Schulen künftige Generationen über das Verbrechen von Oradour aufzuklären.

Eine unzureichende Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit, eine nicht konsequente Bekämpfung des offenen und latenten Neonazismus und Rassismus und eine unzureichende Anerkennung des antifaschistischen Widerstands – über den 20. Juli 1944 und die Weiße Rose hinaus – kennzeichnen leider weiterhin die Politik und das Geschichtsverständnis der Bundesrepublik. Würde ich die Auszeichnung annehmen, befände ich mich zudem in einer Reihe mit solchen früheren Preisträgern, die Nazis bzw. Nazitäter waren. Soweit mir bekannt ist, wurde bis auf eine Ausnahme keinem von ihnen nachträglich das Verdienstkreuz aberkannt. Das wäre im Übrigen ein leicht machbares Unterfangen, das zudem der Geschichtsaufarbeitung diente.

Schließlich möchte ich nicht den Eindruck vermitteln, ich hätte meinen Frieden mit dieser Politik geschlossen.

Zahlreiche Menschen haben sich dafür eingesetzt, dass ich diese Auszeichnung erhalte. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich. Ich betrachte es als Ermutigung, auch künftig einzutreten für ein menschenwürdiges, gleichberechtigtes Leben von Frauen und Männern, gegen die Tolerierung von sexueller Ausbeutung und sozialer Ausgrenzung von Frauen, für ein friedliches Zusammenleben der Völker.

Ich verbinde meine Verweigerung der Annahme des Bundesverdienstkreuzes am Bande mit dem Wunsch, dass sich in der künftigen Politik dieses Staates die Ziele meines Engagements widerspiegeln.

Mit freundlichen Grüßen,

Florence Hervé

*Die Ansprache „Monsieur le Président“ wähle ich in Anlehnung an das antimilitaristische Gedicht und Chanson von Boris Vian „Le déserteur“ (1954), das zum zivilen Ungehorsam und zu gewaltloser Verweigerung des militärischen Einberufungsbefehl aufrief.

Straßentheater in Stuttgart am 28.6.14 zum hundertsten Jahrestag des Attentats von Sarajevo
Die Waffen nieder! Jetzt!

frieden1

Vor 100 Jahren, am 28. Juni 1914, erschoss der serbische Student Gavrilo Princip den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Ehefrau Sophie in Sarajevo. Dieses Attentat löste die Julikrise aus, in deren Verlauf Österreich-Ungarn und Deutschland aktiv mobilisierten und Österreich Serbien am 28. Juli den Krieg erklärte.

Das Stuttgarter Netzwerk “100 Jahre Erster Weltkrieg. Die Waffen nieder! Jetzt!”, nahm den Gedenktag zum Anlass, mit Straßenaktionen daran zu erinnern und darüber hinaus das Thema der Waffenproduktion und die Beteiligung der Bundeswehr an weltweiten, kriegerischen Auseinandersetzungen anzuprangern.

frieden2Das schwäbische Unternehmen Heckler & Koch aus Oberndorf am Neckar stellt das Sturmgewehr G3 her, 1959 als Standardgewehr in der Bundeswehr eingeführt, das weltweit millionenfach vertrieben wird. Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFK-VK) wählte ein zerbrochenes G3-Gewehr als ihr Logo. Auf dem Stuttgarter Schlossplatz wurde dieses Gewehr symbolisch zertrümmert.

Die Waffen nieder - jetzt!

frieden3Ebenfalls auf dem Schlossplatz führte eine Theatergruppe Rekrutierungsszenen auf. Die anfängliche Begeisterung der jungen Soldaten und die überschwängliche Verabschiedung durch ihre Frauen schlug sehr schnell um, als die Armee in einen mörderischen Stellungskrieg verwickelt wurde. Dieses dramatisierte die Theatergruppe mit Hilfe von Briefen und Postkarten, aus denen die SchauspielerInnen eindrucksvoll vorlasen. Die Kriegsgewinnler und die Rüstungsindustrie kamen in dem kleinen Straßentheaterstück ebenso zur Sprache.

frieden4Einen weiteren Aktionsraum konnte man am Ende der Königsstraße entdecken. Wo die Königsstraße in die Eberhardstraße übergeht, erlebten die Passanten einen ganz anderen Übergang der Aktionskünstlerin Loubna Forer. Einen, der in eine dreckige, mit blutüberströmten Leichen ausgestattete Schützengrabeninstallation führte, aus der die Künstlerin die Passanten direkt über ein Megaphon ansprach. Ein Totentanz durfte dabei nicht fehlen.

Crosspost vom Elsternest

Wettern der Woche
Drei Mal nein!

3x Nein! – Peter Grohmann's "Wettern" vom 2.7.2014

Keine kleinkalibrige Kritik an der vollautomatischen Diätenerhöhung unserer Abgeordneten! Die Neidgierer vergessen, dass der Abgeordnete ausschließlich dem Wohle des deutschen Volkes verpflichtet ist und sonst allenfalls sich selbst. Und viele haben ja neben der Familie auch noch einen Job. Noch mal nein: Keine Kritik an unserer Bundes-Drohnen-Beauftragten Ursula von der Leyen! Die Verteidigerin ist sich ihrer Verantwortung für die Truppe und die Heimat selbstverständlich bewusst, sonst wäre sie ja nie auf diesem Posten gelandet. Natürlich reichen die Mittel des BMFV hinten und vorne nicht aus, um die traumatisierten Heimkehrer von der Front anständig oder überhaupt zu behandeln. Denen geht es zum Teil so beschissen, dass sich jetzt sogar die verhassten Kriegsdienstverweigerer für die Exsoldaten einsetzen. Der kampferprobte Freiwillige hat immerhin die Chance, seinen Seelenschmerz bei der „Tatort“-Serie meistbietend zu verscheuern und kann dann linkshändig seinen Therapeuten bezahlen. Es geht also!

Nein, aber nein auch zu den Kleingeistern und Leisebetern, die Sigmar Gabriel jetzt das Leben schwermachen wegen dieser paar erneuerbaren Energien. Da haben wir früher ganz andere Sache verfeuert! Klar haben sich der eine oder die andere vor der Wahl die Hände gerieben, weil es jetzt dem Atommüll, ja dem ganzen Uran an den Kragen geht. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau würde jetzt einwerfen: Brennholzverleih der SPD! Aber auch sie vergisst gern, dass der Wirtschaftsminister faktisch am Tropf von CDU/CSU hängt. Gabriel ist ja ein echter Pferdeflüsterer, aber eben auch ein Bürgerversteher. Er weiß, dass er allein den Anstieg von CO2 in der Regierung nicht verhindern kann. Und wen hat er denn noch? Brandt ist tot, Helmut Schmidt schwächelt, und Ernst Ulrich von Weizsäcker will austreten.

Nein also, denn sonst verlieren wir und Deutschland in den nächsten 10, 15 Jahren unsere Konkurrenzfähigkeit. Ich sage nur russisches Gas! Nein auch zur linken Häme gegen Martin Schulz, unseren Hoffnungsträger und Chef der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament, aus Eschweiler übrigens! Alle Jasager wussten doch schon lange vor der Stimmabgabe, dass es Jean-Claude-Juncker genauso wie Martin machen wird – und haben mit dieser Sicherheit eben erst gar nicht an den Wahlen teilgenommen.

Damit wir uns nicht missverstehen: Nein auch zum Fracking-Zwang, Genmais und Polizeiwannen, Privatisierung, Krieg und Kapitalismus.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.

Der diesjährige Friedenspreis geht an…

Liebe Leut,

die AnStifterinnen und AnStifter haben abgestimmt: Edward Joseph Snowden, der uns mit seinen Enthüllungen einen Einblicke in das immense Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten – überwiegend der Vereinigten Staaten und Großbritanniens – gab, bekommt den Stuttgarter Friedenspreis 2014. Aber wie bekommt er unser Menschel wirklich? Sollen wir Snowden nach Stuttgart schmuggeln? Oder die Friedensgala, für die bisher das Theaterhaus am 23. November gebucht ist, nach Moskau verlegen? Gar mit dem lupenreinen Demokraten Putin als Ehrengast? Und einem Ständchen von Schröder! Das wär’s doch, oder? Mit Sonderzügen haben wir schließlich Erfahrung…

Für alle, denen der Spaß dann doch zu groß wäre und die lieber im Ländle bleiben, wollen wir an dieser Stelle auf zwei völlig verschiedene Veranstaltungen gesondert hinweisen:

Am Montag, den 7. Juli sprechen Thomas Moser und Friedrich Burschel ab 19:30 Uhr im Württembergischen Kunstverein über den sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund, ihre Verbindungen nach Baden-Württemberg, die Verstrickungen der Geheimdienste und die notwendigen Konsequenzen. Thomas Moser beschäftigt sich seit langer Zeit journalistisch mit dem NSU-Komplex und hat u.a. den Untersuchungsausschuss in Berlin intensiv begleitet. Friedrich Burschel verfolgt als Prozessbeobachter den Prozess in München.

Am darauffolgenden Freitag, den 10.11. Juli hält dann der international anerkannte Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl – wiederum im Kunstverein – ab 19:30 Uhr einen Vortrag über “Die Zwillinge Klimawandel und Energiewende”. Graßl, der seit den 1980er Jahren vor dem Klimawandel warnt, berichtet uns mit seinem Hintergrund als langjähriger Direktor des Max-Planck-Instituts für Metoerologie über die Schwierigkeiten und Herausforderungen beim momentan hierzulande laufenden Experiment der Energiewende.

Ein schaffiges Grüßle senden

Fritz Mielert & Peter Grohmann

PS: Peter Grohmann wetterte über Fußball
PPS: Exkursion zur Kunstausstellung Underground am 26. Juli: Noch sind Plätze frei.
PPPS: Für unsere Dresden-Reise (2.-5.10.) ist der 30. Juli Anmeldeschluss.
PPPPS: Urlaub in einem urigen Zigeunerwagen in Südfrankreich gefällig? Die Künstlerin Ena Lindenbauer hat so einen und gibt unter enalinde@orange.fr bereitwillig Auskunft.
PPPPPS: Unsere Reihe “Filme, die Geschichte machen” ist mit gut 80 Personen angelaufen. Nächste Termine
PPPPPPS: Der Mitschnitt der Podiumsdiskussion “100 Jahre Erster Weltkrieg. Die Waffen nieder! Jetzt!” ist jetzt online.

Wer sich gerne quält, sollte einen Blick in unseren Terminkalender werfen.

Pressemitteilung
Edward Snowden erhält Stuttgarter Friedenspreis 2014

Stuttgart: Der Stuttgarter Friedenspreis der AnStifter geht 2014 an Edward Snowden. Der Whistleblower wird für seinen Verdienst geehrt, das immense Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten öffentlich gemacht zu haben. An der Abstimmung zum mit 5.000 Euro dotierten Preis, der mittlerweile im zwölften Jahr verliehen wird, beteiligten sich 340 AnStifterinnen und AnStifter.

„Mit dem diesjährigen Friedenspreis wird ein Mensch geehrt, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat, um einen der größten Geheimdienstskandale der Geschichte zu enthüllen“, erklärt Fritz Mielert, Geschäftsführer der AnStifter. „Edward Snowden hat sich nicht nur um Demokratie und Rechtsstaat verdient gemacht, indem er aufgezeigt hat, wie Regierungen und Geheimdienste ihren Krieg gegen die Freiheit führen. Er hat mit seiner Aufklärungsarbeit auch einen wichtigen Impuls gegeben, um die Dauerattacken auf unsere Freiheit zu beenden. In diesem Sinne hat Edward Snowden einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für ein Leben in Frieden und Freiheit geleistet.“

Edward Snowden lebt seit seinen Veröffentlichungen als politischer Flüchtling in Russland, wo ihm befristetes Asyl gewehrt wurde. Im Oktober 2013 übergab er dem Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele einen Brief, in dem er schreibt: „Obwohl das Ergebnis meiner Bemühungen nachweislich positiv war, behandelt meine Regierung Dissens nach wie vor als Treuebruch und strebt danach, politische Meinungsäußerung zu kriminalisieren und unter Anklage stellen. Dennoch: Die Wahrheit auszusprechen ist kein Verbrechen. Ich bin zuversichtlich, dass die Regierung der Vereinigten Staaten mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft diese abträgliche Haltung ablegen wird.“

Auf Edward Snowden entfielen 24 Prozent der abgegebenen Stimmen zum Stuttgarter Friedenspreis. Die Plätze zwei und drei belegten Ulli und Sonnhild Thiel (17%) und Jean Ziegler (10%). Der Friedenspreis des Bürgerprojekts Die AnStifter wird am 23. November 2014 im Rahmen der Friedensgala im Theaterhaus Stuttgart verliehen.

Preisträger 2013 waren mit Enio Mancini und Enrico Pieri zwei Überlebende des NS-Massakers im italienischen Sant’Anna di Stazzema, 2012 die „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ und 2011 Fatuma Abulkadir Adan aus Kenia mit der Initiative „Fußball und Emanzipation“.

Mitschnitt
Podiumsdiskussion: 100 Jahre Erster Weltkrieg. Die Waffen nieder! Jetzt!

Podiumsdiskussion: 100 Jahre Erster Weltkrieg. Die Waffen nieder! Jetzt!

Diskustierende:
Jürgen Grässlin, Autor, Bundessprecher DFG-VK, Sprecher Aktion Aufschrei
Susanne Grabenhorst, Ärztin, Vorsitzende IPPNW — Deutsche Sektion
Jan van Aken, MdB, ehemaliger Waffen-Inspekteur
Detlef Bald, Autor, Experte für Militär- und Sicherheitspolitik

Moderation: Eggert Blum

Im August 2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Er wird für immer als Krieg der furchtbaren Stellungskämpfe in Erinnerung bleiben. Zum ersten Mal wurde Krieg in der Luft geführt, Panzer und Massenvernichtungswaffen wie Senfgas eingesetzt. 17 Millionen Menschen verloren ihr Leben, unzählige wurden traumatisiert.

Bei der Diskussionsveranstaltung des Stuttgarter Netzwerks „100 Jahre Erster Weltkrieg. Die Waffen nieder! Jetzt!“ am Vorabend des 100. Jahrestags des Attentats in Sarajevo soll mit kritischem Blick des Ersten Weltkriegs gedacht, Denkanstöße geliefert und nach Konsequenzen für eine Friedenspolitik im Zeitalter der Globalisierung gefragt werden.

Angesichts der unverminderten Aufrüstung bedeutet heute weltweit: den Abbau von Ungleichheit, Armut und Hunger, den Ausbau solidarischer Wirtschaftsbeziehungen, die Eindämmung der Klimakatastrophe, die Entwicklung friedlicher Konfliktlösungsstrategien und konsequente Abrüstung.

Veranstalter: Bündnis „100 Jahre Erster Weltkrieg – Die Waffen nieder! Jetzt!“

Noch ne Stelle im Welthaus
Koordinator/in Globales Klassenzimmer.

Momentan häufen sich wirklich die interessanten Stellen. Nicht nur, dass .ausgestrahlt, Campact und Mehr Demokratie spannende Ausschreibungen online haben, auch unser Stuttgarter Welthaus will mit zwei Hauptamtlichen im Herbst richtig durchstarten. Neben einer Stelle für allgemeine Koordination ist auch eine zur Koordination der Bildungseinrichtung Globales Klassenzimmer ausgeschrieben.

Für mich persönlich gleicht es immer noch einem Wunder, dass das Welthaus Wirklichkeit wird. Ohne den großartigen Einsatz insbesondere der Vorstandsmitglieder wäre es in so kurzer Zeit nie so weit gekommen.

PS: Die Stellen im Welthaus sind vergeben. Bitte keine Anfragen mehr.

Nach der Vorrunde
Alternativprogramm zur WM, Teil 2

Die deutschen Fußballfans jubeln, außer Franz Beckenbauer, der während der WM disqualifiziert wurde und nun nicht mehr mitspielen darf. Für 90 Tage wurde die „Lichtgestalt des deutschen Fußballs“ (Titanic-Magazin) vom Weltfußballverband FIFA gesperrt, weil er der Ethik-Kommision keine Auskunft erteilt hat. Selbst für deren Maßstäbe eine überraschend harte Vorgehensweise, die sich aber schon wieder in Luft aufgelöst hat.
Dass der „Kaiser“ sich selbst gut Urteile über die Menschenrechtslage in anderen Ländern bilden kann, hat er im November 2013 bewiesen – mit seinen legendären Sprüchen: „Also, ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen.“ und „Ich glaube mein Bild ist realistischer.“

Der Franzl kennt si fei aus

Die FIFA präsentiert sich gern als Wohltätigkeitsverein, vor allem während der Fußball-WM. Dahinter steckt aber natürlich ganz viel Kommerz, Vetternwirtschaft und Korruption. Einen guten Überblick gibt der Spiegel Online-Artikel „Fußball-WM in Brasilien: Die Fifa gewinnt immer“. Das Kuriose daran ist, dass die FIFA wirklich ein Verein nach dem Schweizer Vereinsrecht ist, was hauptsächlich Steuererleichterungen zur Folge hat.

Nun also zum Alternativprogramm: Das Anstifter-Büro empfiehlt ins Freibad zu gehen. Dort gibt es während Deutschland-Spielen genügend Schatten- bzw. Sonne-Plätze, keine Schlange an der Rutsche und freie Bahn im Schwimmerbecken.
Ob Freibad oder Freidenken: viel Spass mit dem Alternativprogramm!

Statt Achtelfinale am Mo, 30.6., 22.00 Uhr:

Mo, 30. Juni 2014, 19:00 Uhr
Argumentationstraining gegen rechte Stammtisch-Parolen

Veranstalter: ver.di Stuttgart

ver.di Bezirk Stuttgart, Lautenschlagerstr. 20, Stuttgart

Mo, 30. Juni 2014, 19:30 Uhr
Peter Grohmann: Alles Lüge. Außer ich.
Anmeldung: 6494804 oder lorettapetti@aol.com
Veranstalter: Alimentari da Loretta

Alimentari da Loretta, Römerstraße 8, Stuttgart

Mo, 30. Juni 2014, 20:00 Uhr
Alles für Kohle?

Veranstalter: Blockadegruppe

Umweltzentrum, Rotebühlstr. 86/1, Stuttgart

Mo, 30. Juni 2014, 20:00 Uhr
Prof. Arnd Diringer: Was ist Scientology? Was will Scientology in der Region Stuttgart?
Arbeitstitel
Veranstalter: Die AnStifter & Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen der Ev. Kirche in Württemberg

Württembergischer Kunstverein (WKV), Schloßplatz 2, Stuttgart

Statt Viertelfinale am Fr, 4.7., 18.00 Uhr: Marienplatzfest vom 3.-6.Juli. Ein Fest für Ohren und Augen. Mit Livemusik + Urban Art + Kinderprogramm.

Für das Halbfinale am Di, 8.7., 22.00 Uhr und Finale am So, 13.7., 21.00 Uhr gibt es noch keine Anstifter-Veranstaltungen. Es gibt also noch Kapazitäten für spontane Ideen.

60qm für Photovoltaik in Stuttgart dringend gesucht

Dieser Hilferuf erreichte die AnStifter von der Genossenschaft BürgerEnergie Stuttgart:

Lieber Freunde einer Energiewende in Stuttgart,

die Bürgerenergiegenossenschaft Stuttgart errichtet PV-Anlagen auf kirchlichen, betrieblichen und privaten Dächer. Damit können wir Strom aus klimazerstörenden Braun- und Kohlekraftwerken und strahlenden Atomstrom ersetzen. Für diese PV-Anlagen suchen wir dringend Dächer in Stuttgart und Region.
Unser Idealdach wäre neu oder renoviert, ein Schrägdach, nach Süden ausgerichtet mit einer Mindestgröße von 60 m2 oder ein Flachdach mit einer Mindestgröße von 100m2.
Die Bürgerenergiegenossenschaft wird die Eignung und die Wirtschaftlichkeit prüfen.

Falls Sie die Bürgerenergiegenossenschaft nicht kennen sollten, finden Sie Informationen unter:

http://www.buergerenergie-stuttgart.de/

Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung.
Wir bitten Sie, die Information an Interessierte weiterzuleiten.

Kontakt:
Manfred Niess
Kernerstr. 22B 70182 Stuttgart
Tel:0711/ 29 70 82 e-mail: MNiess@t-online.de

Wettern der Woche
Zwischen allen Toren

Zwischen allen Toren – Peter Grohmann's "Wettern" vom 25.6.2014

Natürlich dürfen bei den Spielen deutsche Fahnen gezeigt werden,

ob DDR-Fahne, Reichskriegsflagge oder eben das einfachere Schwarz-Rot-Geld. Das ist sich die Fifa seiner Demokratie schuldig. Klar, wenn jetzt jemand auf die Idee käme, ein Sinalco-Fähnele zu schwenken oder ein Boss-T-Shirt provokativ überzuziehen – das ginge der Fifa ihren offiziellen Partnern denn doch zu weit. Die FiFa hat dafür zu sorgen, dass kein einziges falsches Fernsehbild unzensiert ein Stadion verlassen kann. Nicht nur nackte Brüste und Ärsche (schade!) bleiben da außen vor, auch obszöne Gesten oder, viel schlimmer, Kritik an der Mafia im besonderen oder den Zuständen im Allgemeinen müssen werden beschnitten. Dass dennoch den Fans und einigen anderen Interessenten die Demonstrationen der Millionen gegen die Fifa und für den legalen Fußball nicht verborgen blieben, liegt an der freien Welt und der freien Presse. Das ist es, was wir den Negern und vielen andere Unterentwickelten voraus haben: Dieses tiefe Mitgefühl für Freiheit und Demokratie, zum Teil sogar für echte Menschenrechte. Nehmen wir nur mal Ghana, das uns jetzt nahesteht und das früher, als es den Menschen dort noch besser ging als heute, mehr oder weniger weiß war. Die reichen Rohstoffreserven wussten, wo sie hingehörten, und der Handel mit Gold und Elfenbein war ebenso lukrativ wie der Handel mit schwarzen Menschen. Das ist Gottlob vergessen, und nur ganz schwach erinnern sich heute multinationale Konzerne an die unvorstellbaren Erdöl- und Erdgasfelder an der Goldküste, an die immer noch nicht voll ausgebeuteten Vorkommen an Aluminium, Mangan und seltenen Steinen. Die meisten Schätze des Landes gehen, wie man gern sagt, nach Übersee, aber den Ghanaern bleiben, so will es das Gesetz, 10% der Erlöse. Da würden sich andere Ländern die Finger abschlecken. Na gut – es ist damit zu rechnen, das Ghana nicht Weltmeister wird, sondern wir. Dennoch muss man mit den Fouls vorsichtig sein, auch wenn die Zensur manches schönen kann.

Was ich sagen will: Wir sollten uns den Fussball nicht durch miesepetrige Kommentare versauen lassen! Wenn schon die deutschen Nationalspieler nur vor einer Reklamewand das sagen würfen, was sie nie denken, sollten wir einfachen Spieler ganz, ganz leise sein. Darauf ein Budweiser, würde meine Omi Glimbzsch in Zittau jetzt sagen und heimlich ihr Eibauer Schwarzbier knallen lassen. Prost.

Peter Grohmann schreibt und spricht das Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.