Workshop
Extrem demokratisch – Argumente gegen das Extremismuskonzept

Am vergangenen Freitag fand im Stuttgarter Hospitalhof der Workshop „Extrem demokratisch – Argumente gegen das Extremismuskonzept“ statt. Veranstaltet wurde dieser Fachtag von der Fritz-Erler-Forum Baden-Württemberg (Friedrich-Ebert-Stiftung), der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung Baden-Württemberg und dem Stadtjugendring Stuttgart. Alexander Schell vom Stadtjugendring erklärte eingangs wie es zur Veranstaltung kam. Der Stadtjugendring habe unter anderem die Aufgabe die Demokratie zu verteidigen und zu fördern, was auch ein entschiedenes Vorgehen gegen Rechtsextremismus bedeute. In der Vergangenheit habe sich der Stadtjugendring des öfteren den Vorwurf anhören müssen, dass man nur einseitig den Rechtsextremismus bekämpfe, den Linksextremismus aber nicht beachte. So war es höchste Zeit, sich einmal genauer mit Extremismuskonzepten zu beschäftigen, hierfür sollte der Workshop dienen. Als Referenten waren Prof. Dr. Astrid Messerschmidt von der TU Darmstadt sowie Martin Hünemann und Max Fuhrmann eingeladen. Die Inhalte der Vorträge und Workshops sind im Folgenden zusammengefasst.

Den Vormittag bestritt Frau Messerschmidt mit ihrem Vortrag „Rechtsextremismus, Rechtspopulismus aus der Sicht rassismuskritischer Bildung“. Sie erklärte eingangs, dass der Begriff „Extremismus“ meist als Distanzierungsformel diene. Niemand würde sich selbst als Extremist bezeichnen. Frau Messerschmidt versteht unter Extremismus einen organisierten nationalistischen Rechtsextremismus, einen dazu äquivalenten Linksextremismus gebe es in Deutschland nicht. Ein solcher sei inhaltlich nicht bestimmbar, es gebe lediglich vereinzelt Akteure, die scheinbar linksmotivert extremistisch handeln. Die zwanghafte Versuchung, einen Linksextremismus neben den Rechtsextremismus zu stellen, sei vor allem historisch bedingt. Immer wieder würde der Versuch unternommen die DDR als linke Schreckensherrschaft mit dem 3. Reich gleichzusetzen. Zudem gebe es ein nachwirkendes Trauma, welches in den 70er-Jahren von der RAF ausgelöst wurde. Ein wichtiger Unterschied sei zudem, dass sich rechte Bewegungen stets auf die angenommene Ungleichwertigkeit von Menschen beziehen. Frau Messerschmidt beschäftigt sich in ihrer Arbeit meist eher mit Rechtspopulismus, welchen sie als „bürgerlichen Extremismus“ bezeichnet, als mit expliziten Rechtsextremismus. Unter Rechtspopulismus seien in erster Linie Bestrebungen zur Wohlstandsverteidigung und zur Wahrung einer nationalen Kulturgemeinschaft zu verstehen. Kern des bürgerlichen Populismus sei die kulturelle Abgrenzung, biologische Argumente zur Identitätssetzung seien dagegen nicht mehr so aktuell. Rechtsextremismus und Rechtspopulismus können durchaus vermischt auftreten, so Messerschmidt. Ein Beispiel liefere hier die sogenannte „PEGIDA“. In der Dresdner Bewegung gebe es neben einem Gros von Rechtspopulisten auch explizit rechtsextreme Untergruppen.

Als Professorin beschäftigt sich Frau Messerschmidt vor allem mit Bildungsfragen, so war die „rassismuskritische Bildung“ auch der Schwerpunkt im weiteren Verlauf ihres Vortrages. Rassismuskritik sei nicht mit Anti-Rassismus gleichzusetzen. Das Konzept wende sich zunächst gegen die Wahrnehmung von Rassismus als Randerscheinung. Es gehe davon aus, dass Alltagsrassismus ein sehr verbreitetes Phänomen sei und dass viele Menschen Rassismuserfahrungen machen würden. Es gebe in Deutschland keinen expliziten Staatsrassismus, also einen Rassismus der fest in der Verfassung verankert wäre. Ein institutioneller Rassismus sei aber in staatlichen Einrichtungen dennoch durchaus vorhanden, unter anderem in der Schule und bei der Polizei. In Deutschland sei es vor allem ein Problem, dass es eine sehr starke Abwehrhaltung gegen den Begriff Rassismus gebe, eine wichtige Debatte werde durch eine solche Blockadehaltung verhindert. Hier setze die rassismuskritische Bildung an. Sie fördere die Wahrnehmung von Rassismus und das Anstoßen von Debatten sowie schlussendlich Veränderungen. Pädagogik solle hier ausdrücklich auch als Teil des Problems betrachtet werden und nicht nur als Teil der Lösung. Als Beispiel diene hier der Kolonialismus, welcher in der Bildung meist nur eine sehr kleine bis überhaupt keine Rolle spiele. In der rassismuskritischen Bildung sei die Beschäftigung mit dem Kolonialismus eine sehr wichtige Grundlage. Ein weiteres Defizit weiße die Bildung in der Auseinandersetzung mit Migration auf. Migration im historischen und gegenwärtigen Kontext werde meist nicht angemessen behandelt. So würden immer wieder Spaltungen und Zugehörigkeitsordnungen vorgenommen. Weitere Defizite sieht Messerschmidt in der Auseinandersetzung mit Anti-Semitismus und Anti-Ziganismus.

Im Weiteren beschäftigte sich Frau Messerschmidt in ihrem Vortrag mit den NSU-Morden. Die Morde selber wären explizit rechtsextreme Taten gewesen, dennoch sage die Mordserie auch etwas über Alltagsrassismus aus. Dieser offenbare sich beispielsweise bei der Wahl der Opfer, diese wären nach alltäglichen rassistischen Gruppenzuteilungen gewählt worden. Auch im Zuge der Ermittlungen wurde laut Messerschmidt Alltagsrassismus sichtbar. So suchte in Bayern eine „Sonderkommission Bosporus“ nach Tätern, eine überaus kritische Bezeichnung. Am Ende ihres Vortrages nannte die Referentin aktuelle Herausforderungen der rassismuskritischen Bildung. Dazu gehöre beispielsweise die Auseinandersetzung mit „antipluralistischen Ressentiments“ und „akzeptierten Feindseligkeiten“ (Bsp: „Niemand soll in unsere Sozialsysteme einwandern“). Problematisch seien zudem unter anderem autoritäre Bedürfnisse und die Sehnsucht nach einer heilen nationalen Identität.

Am Nachmittag gestalteten Martin Hünemann und Max Fuhrmann, welche unter anderem im „Netzwerk für Demokratie und Courage“ sowie bei der Plattform „Extrem demokratisch“ aktiv wurden. Auch dieser Block wurde mit einem theoretischen Input unter dem Titel „Grundlagen der Extremismuskritik“ gestartet. Hünemann und Fuhrmann stellten drei verschiedene Herangehensweise an den Extremismusbegriff vor. Zunächst gebe es den amtlichen Umgang mit dem Begriff Extremismus. Grundlage hierfür sei die freiheitliche demokratische Grundordnung in der Verfassung, die darauf basierende Bestimmung von Extremisten solle dem Staatsschutz dienen. Diese Bestimmung sei allerdings sehr kritisch zu betrachten. Es würden meist sehr fragwürdige Statistiken erstellt. Dies offenbare sich beispielsweise in der Bestimmung von linksextremistisch motivierten Straftaten. Diese würden von den verschiedenen Landesanstalten für Verfassungsschutz mit sehr unterschiedlichen Maßstäben erfasst. Zudem würden Klassifizierungen meist auch mit politischer Motivation angestellt. Unterschiedliche Phänomene würden auf kritische Weise zusammengefasst. Es sei Vorsicht beim Verfassungsschutz als Experte geboten. Eine zweite Herangehensweise an den Extremismusbegriff liefere die Extremismustheorie. Diese veranschauliche den Begriff mit einem Hufeisen. Der untere und mittlere Teil des Hufeisens stelle die demokratische Mitte dar. Auf der linken und rechten Seite würden die beiden extremistischen Pole abgebildet. Links- und Rechtsextremismus würden hier also nebeneinander auf eine Ebene gestellt, zudem bewegen sie sich nach diesem Bild aufeinander zu. Dieses Modell diene vor allem der „Feindbestimmung“. Wie im amtlichen Umgang mit dem Extremismusbegriff würden hier unterschiedliche Phänomen vermischt. Hünemann und Fuhrmann konstantierten, dass der Linksextremismus als Kategorie in Frage zu stellen sei. Zudem stellten sie fest, dass weder die amtliche Bestimmung, noch die Extremismustheorie als Grundlage für pädagogische Prävention dienen können. Eine Alternative böte die dritte Herangehensweise, die Rechtsextremismus-Forschung. Sie fundiere auf Untersuchungen auf der Einstellungsebene (Bsp.: wie entsteht rassistisches Gedankengut?) und der Handlungsebene (Bsp.: warum wählt jemand die NPD?). So würden soziale Verteilung und Ursachen von Rechtsextremismus untersucht. Eine Intervention in der „Mitte“ der Gesellschaft werde so möglich gemacht. Das Fazit: Rechts- und Linksextremismus als Kategorien seien nicht zielführend. Konkrete Einstellungen, so zum Beispiel Rassismus, Autoritarismus oder Antisemitismus, müssten untersucht werden. Diese Aussage deckt sich mit den Ausführungen von Frau Messerschmidt.

Im zweiten Teil des Workshop-Nachmittags kam es schließlich zur praktischen Übung. Zunächst sollten sich Kleingruppen mit Parolen zum Thema Extremismus auseinandersetzen. Zwei Beispiele: „Warum grenzt sich Ihre Organisation nur vom Rechtsextremismus, nicht aber vom Linksextremismus ab?“ oder „Auf Demonstrationen sind doch immer die linken Extremisten das Problem, nie aber die Rechten!“. An dieser Stelle war zu erkennen, dass viele Workshop-Teilnehmer in diesem Thema leidgeprüft waren, was den Workshop durchaus belebte. Zum Abschluss gab es ein Argumentationstraining für die Teilnehmer. Mittels der sogenannten „Fünf-Satz-Technik“ wurde die argumentative Reaktion auf die behandelten Parolen geübt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass FES, LAGO und SJR einen durchaus gelungenen Fachtag organisiert haben. Sowohl Frau Prof. Dr. Messerschmidt, wie auch Herr Hünemann und Herr Fuhrmann stellten hochinteressante Fakten vor, welche zweifelsohne für alle Tagungsteilnehmer eine Bereicherung darstellten. Der Schwerpunkt des Workshops lag definitiv auf theoretischem Input, was aber ausdrücklich positiv zu bewerten ist. Ein so gewonnenes fundiertes Fachwissen zur Thematik wird den Teilnehmern in Zukunft helfen, auf die eingangs erwähnten Vorwürfe zu reagieren.

Grab des unbekannten Flüchtlings in Stuttgart

In der vergangenen Nacht wurde auch in Stuttgart ein Grab für die an den EU-Außengrenzen ermordeten Flüchtlinge symbolisch errichtet. Wahrscheinlich nimmt die Aktion Bezug auf die Gruppe „Zentrum für politische Schönheit“, die in Berlin kürzlich Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrunken sind, beerdigt hat. Am Sonntag demonstrierten mehrere Tausend Menschen vor dem Bundestag für eine menschliche Asylpolitik, legale Einreisewege in die EU und gegen den Massenmord an den EU Außengrenzen. Dabei wurden symbolisch Gräber ausgehoben.
Das Grab in Stuttgart befindet sich am Durchgang vom Schlossplatz zur Oper. Auf dem Kreuz steht „Den ermordeten Flüchtlingen“ und „Borders kill“.
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Wettern
Die Feuerlöscher der Demokratie

Die Feuerlöscher der Demokratie – Grohmanns "Wettern" vom 17.6.2015

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Als wir noch jung und hübsch waren, kannten wir die Antwort: Wir schrien lauthals „Nieeeeeemand“ und stürmten los. Denn der schwarze Mann ist der Rattenfänger. Beim immer noch beliebten Laufspiel in Schulen und Hinterhöfen warnt er aber ausdrücklich: „Und wenn er aber kommt?“ Die Antwort ist überzeugend: „Dann rennen wir davon!“ mehr…

Mehr als 100 Gräber vor dem Kanzleramt ausgehoben

Einen Tag nach dem Weltflüchtlingstag haben über 5000 Menschen beim „Marsch der Entschlossenen“ in Berlin die ersten Gräber für tote Flüchtlinge vor dem Kanzleramt ausgehoben. Die Politik schwieg und die Medien berichteten darüber.

Dazu eine Stellungnahme des Zentrums für politische Schönheit auf deren Facebook-Seite:

„Es heißt, wir beerdigten Flüchtlinge „aus Protest“ (Tagesschau, Die Welt, Tagesspiegel). Wie kann man einen Menschen „aus Protest“ beerdigen? Jeder Tote verdient eine würdige Bestattung.

Das Zentrum für Politische Schönheit hat am Dienstag gegen alle Regeln der Wahrscheinlichkeit eine Mutter, die bei ihrer Einwanderung nach Europa durch unsere Untätigkeit ertrunken ist und die von den Behörden als „unbekannt“ auf Sizilien christlich verscharrt wurde, exhumiert und zu ihren Liebsten überführt. Wir haben am Freitag einen sechzigjährigen Einwanderer, der durch die Höllentortur des Mittelmeers kollabiert ist und dessen toter Körper von den Behörden zehn Wochen (!) beschlagnahmt wurde, um von den Angehörigen ein Geständnis gegen den Fluchthelfer wegen „Schlepperei“ zu erpressen, ausgelöst und vor den Augen der Weltöffentlichkeit mit Imam würdig bestattet.

Das Wunder des europäischen Denkens, das hier und jetzt von Deutschland ausgeht, verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Welt. Wir verbitten uns, dieses Wunder klein zu machen und uns in der Rolle von Protestierenden zu sehen. Die Beerdigung von Menschen kann und wird niemals „Protest“ sein. Es gibt massiven Protest gegen die Beerdigungen von Einwanderern. „Flüchtlingsleichen“, wie einige Medien sie bedenkenlos und widerwärtig nennen. Wir kennen nur die Leichen von Menschen. Wir leben den Verantwortlichen vor, wie sie mit den Opfern ihrer Abschottungspolitik umgehen müssen. Dagegen gibt es Protest. Viel Protest – auch nichtsichtbaren. So haben wir Imame, Friedhöfe, Pfarrer auf dem Weg verloren. Man sollte nicht vergessen, dass die größte deutsche Partei den Namen „christlich“ im Titel trägt und dass deren gottlose, unchristliche und menschenverachtende Hinterhältigkeit größer ist, als wir es je für möglich gehalten hätten. Dennoch gilt bis zuletzt: die Schönheit rettet die Welt.“

Gestern wurden in ganz Deutschland symbolische Gräber für die an den EU-Außengrenzen gestorbenen Menschen errichtet. Eine Bildersammlung gibt es auf dem Blog „Unknown Refugees“.

www.die-toten-kommen.de

Twitter-Protokoll der 21. Sitzung des NSU UA am 12. Juni 2015

Live-Tweets aus dem NSU Untersuchungsausschuss des Landtags Baden-Württemberg von ‏@nsuwatch_bw, @spaghettitarzan, @fraufoo und ‏@FraktionGruenBW (am Ende der Tweets vermerkt)

Themenkomplex Ku-Klux-Klan
Tagesordnung vom 12. Juni 2015
Transkribiertes Protokoll vom Landtag

Zeugenliste
1. Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann – damals Polizeipräsident von BW, bzgl. Mitgliedschaft der Polizeibeamten im KKK
2. Erich W. – KHK, damals im Staatsschutz in Schwäbisch Hall
3. „Rainer Öttinger“ – V-Mann Führer, LfV BW, zum KKK
4. Carmen G. – LfV BW, Sachbearbeiterin im Referat Rechtsextremismus
5. Dieter Schneider – Präsident a. D. vom LKA BW, bzgl. Mitgliedschaft der Polizeibeamten im KKK


Wir twittern heute ab 9.30 wieder aus dem NSU -UA in Stuttgart. Es kommen mehrere Vertreter von Landesbehörden u.a. vom  Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) – @nsuwatch_bw

Werde ab 9.30 Uhr zusammen mit @FrauFoo vom Untersuchungsausschuss zum NSU berichten. – @Spaghettitarzan

wenn im nsu ua kurz vor Beginn eine Mundharmonika zu hören ist und es sich als Klingelton eines offiziellen Anzugträgers rausstellt… – @FrauFoo

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Die Toten kommen

Das Zentrum für Politische Schönheit bringt die Sache auf den Punkt und die toten Flüchtlinge nach Deutschland. Weil die bei der Flucht nach Europa gestorbenen Menschen unwürdig bestattet werden, soll nun vor dem Kanzleramt das Friedhofsfeld Den unbekannten Einwanderern angelegt werden. (Mehr Informationen auf der Internetseite des Zentrums für Politische Schönheit)

Öffentliche Beerdigung
Morgen, Dienstag, 16. Juni 2015, 10 Uhr.
Wo? Friedhof Berlin-Gatow, Maximilian-Kolbe-Str. 6, 14089 Berlin
Wer? Muslimische Beerdigung zweier Opfer der militärischen Abriegelung Europas (Mutter und zweijähriges Kind, ertrunken)

Marsch der Entschlossenen
Sonntag, 21. Juni 2015, 14 Uhr.
Startpunkt: Unter den Linden 4
in Höhe der Neuen Wache Berlin.
Seien Sie bei der Neugestaltung des Vorplatzes dabei und behilflich. Bringen Sie Blumen, Schaufeln, Steinpickel oder gleich Presslufthammer mit!

Ein paar hundert Spender haben die Überführung der ersten beiden toten Flüchtlinge nach Deutschland möglich gemacht. Auf der Seite www.die-toten-kommen.de kann sowohl für weitere Leichenüberführungen und würdevolle Bestattungen, als auch für Kunstdrucke oder ein psychatrisches Gutachten über Thomas De Maizières Geisteszustand gespendet werden.

Newsletter
Die ewige Suche nach Erkenntnis

Liebe Leut,

was passiert nicht alles in 14 Tagen: AnStifterinnen und AnStifter haben unsere italienischen Freunde in Sant’Anna di Stazzema besucht und während des Kirchentags protestiert (Friedenskette) und informiert (Rundumschlag im Protest und eine Debatte zum Verfassungsschutz). Merkwürdigerweise ist die Welt trotzdem noch nicht ansatzweise in trockenen Tüchern. Was machen wir nur falsch? Müssen wir endlich anfangen, verbissen für das einzig Gute und Wahre zu kämpfen?

Leider lieben wir viel zu sehr die bunte Vielfalt, alsdass wir über unseren Schatten springen könnten, um die Welt schwarz-weiß zu sehen. Und so werden wir wahrscheinlich weiter vor uns hin stolpern. Wenn Sie uns bei unserer Erkenntnissuche begleiten oder sich selber auf diese begeben wollen, finden sich in nächster Zeit viele gute Gelegenheiten dazu.

Heute und morgen wir’s in Sachen NSU wieder spannend: Heute ab 19:30 Uhr geht es in den Räumlichkeiten der Stiftung Geißstraße um eine kritische Analyse der NSU-Aktivitäten in Baden-Württemberg und deren Aufklärung. Am Freitag, den 12. Juni beschäftigt sich dann ab 9:30 Uhr der NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag mit unseren „Freunden und Helfern“ beim Ku-Klux-Klan.

Falls Sie morgen Abend noch Kraft haben, können Sie ab 19 Uhr bis einschließlich Sonntag auf einer (Un)Konferenz im Literaturhaus Stuttgart im Rahmen von Workshops, Vorträgen und Co. über die anlasslose Überwachung der Zivilbevölkerung austauschen. Die AnStifter sind hier zwar nicht beteiligt, empfehlen die Veranstaltung jedoch nachdrücklich. Infos gibt’s hier.

Am kommenden Donnerstag, den 25. Juni berichtet dann der US-amerikanische Aktivist und Priester John Dear ab 19 Uhr im Haus der katholischen Kirche über seinen zivilen Ungehorsam gegen Krieg und Gewalt – und seine Beweggründe.

Damit ab Juli auch im Lapidarium und im Hegelhaus den Debatten nicht die Themen nicht ausgehen, hat Frank Ackermann ein schönes Sommerprogramm des Philosophischen Cafés zusammengestellt. Schauen Sie doch mal vorbei!

Weniger schön, trotzdem wichtig, ist eine Fahrt zum ehemaligen KZ Natzweiler-Struthof, die wir zusammen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der VVN für Samstag, den 25. Juli organisieren. Falls Sie Interesse haben, sollten Sie sich mit Ihrer Anmeldung an bawue@rosalux.de sputen – sonst sind die letzten Plätze weg.

Falls Ihnen das alles zu viel Erkenntnissuche ist: Am morgigen Freitag protestiert die AG Sant’Anna di Stazzema ab 12:30 Uhr mit einer handfesten Mahnwache vor dem Justizministerium gegen die jüngste Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen den SS-Schergen Sommer.

Herzliche Grüße

Fritz Mielert & Peter Grohmann

PS: Wettern – Geh sieben, O Gott
PPS: Unsere Freunde von Buch & Plakat erinnern am Sa, den 13. Juni ab 15 Uhr in der Weinstube Basta mit einer Lesung von und mit Barbara Stoll an den Völkermord an den Armeniern. Falls Sie Interesse haben, sollten Sie sich schnell anmelden: 0711 24 62 38 oder kontakt@buch-plakat.de
PPPS: Am Sonntag, den 21. Juni machen die Bildungsplangegner wieder mit ihrer Ausgrenzung weiter. Ab 12:30 Uhr stellt sich ihnen deshalb eine Demo entgegen.
PPPPS: Statt ordentliche Arbeitsbedingungen sicherzustellen, erhöht die Post lieber die Dividende. Unerträglich!

Wettern
Geh sieben

Geh sieben – Peter Grohmanns "Wettern" vom 10.6.2015

Schloss Elmau! 360 Millionen Euro Kosten. Themen? Plastikmüll vermeiden, Kleinbauern-Versicherung groß und Griechenland kleinkriegen, Antibiotika beobachten, Demonstrationsrecht abschaffen. 2700 Journalistinnen schauen zu. 22 000 Beamten aller Waffengattungen sind vor Ort: Alles wird gut. mehr…

5. AnStifter-Reise nach Sant’Anna die Stazzema

Bericht zur Sant’Anna-Reise vom 29.5.bis 3.6.2015

Nachdem am 70. Jahrestag des Gedenkens an das Massaker vom 12. August der deutsche Generalkonsul für Norditalien verkündet hatte, dass die Restaurierung der Cappellina mit 60.000 € aus dem deutsch-italienischen Zukunftsfonds finanziert werden könne, wurden die notwendigen Arbeiten von den regionalen Institutionen zügig in Angriff genommen und schon nach wenigen Monaten abgeschlossen. Am 7. März sollte die feierliche Einweihung stattfinden, zu der auch die Anstifter eingeladen worden waren. Doch ein Orkan, der in der Nacht vom 4. auf den 5. März über die Toskana hinwegtobte, zwang zur Verschiebung: Sant’Anna war wegen vieler umgestürzter Bäume nicht mit dem Auto erreichbar, außerdem waren Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Das Dach der ansonsten unversehrt gebliebenen, neu renovierten Kapelle, war beschädigt worden. 
Der neue Einweihungstermin wurde letztlich auf den 2. Juni festgelegt, dem Jahrestag der Neugründung der Republik Italien, die zum 1.1.1948 in Kraft trat und die in dem Referendum vom 2. und 3. Juni 1946 ihre gesetzgeberische Grundlage gefunden hatte. Eine Delegation der AnStifter war bereits am 29. Mai in das toskanische Bergdorf gereist, denn am Morgen darauf fand dort eine Tagung statt, die gemeinsam von der Gemeinde Stazzema, der Nationalen Partisanenvereinigung Italiens (ANPI), dem Nationalen Friedenspark Sant Anna di Stazzema und dem Historischen Institut des Widerstandes und der Gegenwart in der Provinz Lucca verantwortet wurde. Es ging um die unzureichende Aufarbeitung der faschistischen Verbrechen während des 2. Weltkriegs in den von Italien besetzten Gebieten unter der Überschrift: „Die Bestrafung der faschistischen Verbrechen in den besetzten Gebieten – zwischen Verschweigen und Vergessen“. mehr…

Der NSU U-Ausschuss vom 8. Juni – eine Zusammenfassung

hörenswertes 16 minütigen Interview mit dem Korrespondenten von Radio Dreyeckland zum 20. Sitzungstag des NSU Untersuchungsausschusses am 8. Juni

Thema waren die Ku-Klux-Klan-Zugehörigkeiten von Polizeibeamten

Beobachtungen, Einschätzungen und Kritik in dem  komplexen,  aber auch sehr anschaulichen Interview .

Mahnwache in Stuttgart gegen Hamburger Entscheidung

2015-06-12 Mahnwache alle ausschnitt

Am Freitag, 12. Juni 2015, fand in Stuttgart auf dem Schillerplatz (vor dem Justizministerium) die 19. Mahnwache “Gerechtigkeit für Sant’Anna” statt.

Wir protestierten gegen die Entscheidung der Hamburger Staatsanwaltschaft, das Verfahren gegen den letzten mutmaßlichen Täter von Sant’Anna, Gerhard Sommer, einzustellen.

Warum in Stuttgart?

Die Gefahr, dass ein Strafverfahren zu diesem Massaker vor einem deutschen Gericht niemals stattfinden wird, hat sich auf dramatische Weise zugespitzt. Die Begründung der Hamburger Staatsanwaltschaft, der Beschuldigte sei aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig, lässt erwarten, dass die „biologische Lösung“ zum Tragen kommt: Die Ermittlungen werden solange hinausgeschoben, bis keiner der Täter mehr am Leben ist.

Das Fundament der „biologischen Lösung“ wurde in Stuttgart gelegt:  die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen jahrelang verschleppt, sie geradezu nachlässig und schlampig geführt (verantwortlich OStA Häußler), die Generalstaatsanwaltschaft hat ihre Pflichten der Dienstaufsicht vernachlässigt, die jeweiligen Justizminister (zuletzt: Stickelberger) haben ihr Weisungsrecht nicht ausgeübt.

Wir erinnern mit unserem Protest an die Verantwortung der Stuttgarter Justiz !

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2. Juni 2015
Einweihung der Cappellina in Sant’Anna

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Am 2. Juni 2015 fand die Einweihung der restaurierten Cappellina auf der Piazza Pardini statt, nachdem sie im März wegen des Unwetters abgesagt worden war.

Anschließend gab es im Museum einen Festakt, auf dem unter anderem der baden-württembergische Kultusminister Stoch den Beitrag der Landesregierung zur Neugestaltung des Kirchplatzes in Höhe von 30 000 Euro symbolisch überreichte.

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Spenden in Sant’Anna übergeben

2015-06-02 SantAnna_03

Die AnStifter-Intiative Sant’Anna und der AnStifter-Verein hatten nach dem verheerenden Unwetter vom März dieses Jahres zu Spenden für die Beseitigung der entstandenen Schäden aufgerufen. Viele Menschen in Stuttgart und darüberhinaus sind dem Aufruf gefolgt und haben ihre – ob groß oder klein – wichtigen Beiträge geleistet.

Dazuhin gab es die beiden Benefizveranstaltungen, die des Schellbergtrios und die der Konstanzer Musikschule (u.a.). So kam schließlich der stolze Betrag von 7409,08 Euro zusammen.

Dieser konnte am 30. Mai 2015 an den Opferverband in Sant’Anna überreicht werden. mehr…

Staatsanwaltschaft Hamburg stellt Ermittlungen ein

„Wir, die Überlebenden, verraten von Deutschland“
So titelte am 29.5.2015 die italienische Zeitung Il Tirenno.

Unsere Besuchergruppe, die sich anlässlich der Einweihung der Cappellina am 2. Juni in Sant’Anna aufhielt, konnte hören und spüren, wie entsetzt, verletzt und enttäuscht die Überlebenden Enrico Pieri, Enio Mancini, Adele Pardini und viele andere über die Verfahrenseinstellung gegen Gerhard Sommer sind.   mehr…

Twitter-Protokoll der 20. Sitzung des NSU UA am 8. Juni 2015

Live-Tweets aus dem NSU Untersuchungsausschuss des Landtags Baden-Württemberg von ‏@nsuwatch_bw, @spaghettitarzan, @fraufoo und ‏@FraktionGruenBW (am Ende der Tweets vermerkt)

Themenkomplex Ku-Klux-Klan
Tagesordung vom 8. Juni 2015
Transkribiertes Protokoll vom Landtag

Zeugenliste
1. Michael K. – KHK, LKA BW, Leiter EG Umfeld
2. Steffen B. – Mitbegründer des EWK KKK in BW
3. Jörg W. – PHM, war Mitglied im Ku-Klux-Klan
4. Jörg B. – KOK, Bruder von Steffen B.
5. Kathrin F. – PHM’in, damals Ehefrau von Matthias F.
6. Matthias F. – POK, Ku-Klux-Klan-Anwerbeversuch


am Montag Morgen bei Regen nach Stuttgart fahren, um Polizisten,  die beim Ku-Klux-Klan waren zu lauschen. kannstedirnichtausdenken – @fraufoo

Wir twittern aus dem NSU-UA in BaWü. Es geht heute um den KuKluxKlan, wir haben eine Übersicht zusammengestellt:  – @nsuwatch_bw

für Live Tweets aus dem  heute lest @nsuwatch_bw @Spaghettitarzan @FraktionGruenBW und mir oder Liste  – @fraufoo

Der NSU – UA kann beginnen. Wir sind bereit. – @Spaghettitarzan

ca 20 Presseleute, ca 20 Besucher*innen. Überraschend wenig bei dem Thema. – @fraufoo

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Frieden auf dem Kirchentag

Nun war es dann doch präsent, das Thema Frieden auf dem Evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Vorab soll es ja nicht gerade zu den absoluten Top-Themen der Veranstalter gehört haben und so ist der Frieden auch nicht allzu oft zu finden gewesen, im offiziellen Kirchentags-Programm. Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, und Konstantin Wecker hätten zum Beispiel gerne das Buch „Entrüstet Euch – für ein Menschenrecht auf Frieden“ vorgestellt. Den Veranstaltern war das „politisch zu einseitig“. Ein bisschen befremdlich wirkt es schon, wenn ein Schaulaufen von Spitzenpolitikern auf der einen Seite ein zentrales Element des Kirchentages ist, pazifistische Veranstaltungen dann aber als zu politisch einseitig abgeschmettert werden.

Das Thema Frieden war also vorab an den Rand des Kirchentages gedrückt worden. Gut, dass das nicht allerorten so hingenommen wurde. Eine bunte Mischung aus verschiedenen friedenspolitisch aktiven Organisationen, aber auch Vertreter der Kirche nahmen sich dem Problem an und sorgten mit einem inoffiziellen Begleitprogramm dafür, dass der Frieden doch noch zur Geltung kam. Auch die AnStifter waren dabei. Auf dem Markt der Möglichkeiten wurden ausgewählte pazifistische Plakate aus unseren Plakat-Wettbewerben der letzten Jahre verbreitet, in der Kirchentagszeitung PROTEST war der Frieden ein zentrales Thema. Als Höhepunkt war am Samstagmittag eine „Menschenkette für den Frieden“ quer durch die Stuttgarter Innenstadt geplant, welche von einem breiten Bündnis vorbereitet wurde. Auf einer 2,5 Kilometer langen Strecken von der Friedenskirche bis zum Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus wurde ein Zeichen gegen die US-Kommandozentralen AFRICOM und EUCOM in Stuttgart gesetzt. Genaueres ist im Aufruf zur Menschenkette zu lesen.

Über 30 Grad waren nicht gerade das ideale Wetter für eine solche Aktion und so war es bis zur letzten Minute spannend, ob die geplante Kette geschlossen werden könnte. Doch sie konnte! Um Punkt 5 vor 12 wurden dann mit ca. 2.000 Menschen doch noch die letzten Lücken geschlossen. Die viele Arbeit, welche die Organisationen Ohne Rüstung Leben, IPPNW, DFG-VK, Gesellschaft Kultur des Friedens und die AnStifter in die Aktion gesteckt hatten, hat sich also gelohnt. Das Bündnis wurde mit seinem Aufruf von zahlreichen Organisationen und Personen unterstützt, welche am Ende dieses Beitrages aufgeführt werden.

Besonders erfreulich war letztlich das Medien-Echo der vergangenen Tage. Zusammen mit zahlreichen weiteren Friedens-Aktionen am vergangenen Samstag sorgte die Menschenkette dafür, dass der Frieden nun doch im Mittelpunkt stand, wenn es um den Kirchentag ging. Die Tagesschau/Tagesthemen und die SWR-Landesschau berichteten von der Menschenkette, ebenso wie zahlreiche regionale und überregionale Zeitungen (Spiegel, Stuttgarter Zeitung etc.). Das ZDF sendete vergangene Nacht eine halbstündige Dokumentation als Resümee zum Kirchentag unter dem Titel „Was heißt hier klug?“. Auch hier spielt der Frieden eine wichtige Rolle (ab 11:30 min). Schön, dass mit Pfarrer Alfred Buß auch ein Vertreter der Kirche bei seinem „Wort zum Sonntag“ Pazifismus sowie Menschenkette aufgriff und würdigte.

Das Thema Frieden war also doch sehr präsent, dank des Zentrums Frieden an der Friedenskirche, zahlreichen einschlägigen Ständen auf dem Markt der Möglichkeiten, Veranstaltungen wie der Lesung von Margot Käßmann und Konstantin Wecker oder eben der Menschenkette. Vielleicht sind die Veranstalter des Kirchentages, ganz getreu des eigenen Mottos, auf diese Weise auch ein bisschen klüger geworden und messen dem Frieden bei der Planung des nächsten Kirchentages mehr Bedeutung bei.

Die Unterstützer:
Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Allmende Stetten, Arbeitsstelle Frieden Karlsruhe, Attac Regionalgruppe Schorndorf, Bund für Soziale Verteidigung (BSV), Deutscher Freidenker-Verband, DFG-VK, DIDF Stuttgart, Die AnStifter, Die Linke Stuttgart KV, Evangelische Arbeitsgemeinschaft Frieden und Kriegsdienstverweigerer – EAK-Württemberg, Friedensnetz Baden-Württemberg, Gesellschaft Kultur des Friedens, ICJA Freiwilligenaustausch weltweit e.V. , Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V., Interreligiöse Gemeinschaft für Frieden (IGF) Stuttgart, Jusos Stuttgart, linksjugend [’solid] BG Stuttgart , Netzwerk Friedenssteuer e.V., pax christi Rottenburg-Stuttgart , pax christi – Basisgruppe Stuttgart, pax christi – Deutsche Sektion e.V, Pfarramt für Friedensarbeit der Evangelisch Württembergischen Landeskirche, SPD Stuttgart, VVN-BdA Baden-Württemberg, Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung“ – Stuttgart, Ökumenische Aktion Ohne Rüstung Leben, Dr. Hildegard Zürn-Müller, Erich Schneider (Mössingen), Ernst-Ludwig Vatter, Gabriele Jaeger, Gisa Luu (Frankfurt), Ingrid und Dr. Johannes Bohsung, Irmgard Deifel, Jürgen Michels Sielmingen, Michael Sommer, Meinersen, Mirijam Mahler, Stefan Brües (Wiesloch)

Foto: Simon Bödeckerkette-large-66 kette-large-83 kette-large-50 kette-large-39 kette-large-53 kette-large-25 kette-large-27

Fotos: Simon Bödecker/Ohne Rüstung Leben

Wettern
O Gott

Oh Gott – Peter Grohmanns "Wettern" vom 3.6.2015

Der liebe Gott macht viel mit, wenn der Tag lang ist, auch mit seiner Kirche. Was hat er gewettert und gemahnt und Geduld gezeigt – nix zu machen. Die Kirche hat ihn nicht gehört. Heut auf den Tag genau vor 920 Jahren, am 3. Juni 1005, zogen die Christen von Konstantinopel nach Jerusalem und zeigten den Moslems, wo der Bartel den Moscht holt. mehr…

Keine Straffreiheit für V-Personen!

Am Montag wird im Innenausschuss des Bundestags über den Gesetzentwurf der Bundesregierung „zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Bereich des Verfassungsschutzes“ (18/4654). Mehr Informationen über die Expertenbefragung zum Verfassungsschutz gibt es auf der Homepage des Bundestags. Die öffentliche Anhörung ist ab 14 Uhr und wird im Internet live übertragen.

Die Humanistische Union hat schon seit längerem die Kampagne „ausgeschnüffelt“ zur Abschaffung des Verfassungsschutzes am Laufen. Auf der Unterschriftenliste ist noch Luft nach oben!
Am Montag sollen parallel zur Beratung im Innenausschuss verschiedene Aktionen stattfinden, bei der die SPD-Abgeordneten angeschrieben werden. Nach dem Motto: „Körperverletzung im Namen des Staates? Stoppen Sie Straffreiheit für V-Leute!
Link zur Twitter-Aktion
Link zur Email-Aktion

Wer sich nicht nur auf die SPD-Abgeordneten konzentrieren möchte, hier sind die Email-Adressen aller Abgeordneten des Innenausschusses:

Vorsitzender:
Wolfgang Bosbach, CDU/CSU
Stellv. Vorsitzender:
Frank Tempel, Die Linke
CDU/CSU-Bundestagsfraktion:
Günter Baumann,
André Berghegger,
Clemens Binninger,
Helmut Brandt,
Michael Frieser,
Jörg Hellmuth,
Andrea Lindholz,
Stephan Mayer,
Tim Ostermann,
Anita Schäfer,
Armin Schuster (Obmann),
Erika Steinbach,
Oswin Veith,
Nina Warken,
Marian Wendt,
Barbara Woltmann,
Heinrich Zertik,
SPD-Fraktion:
Lars Castellucci,
Gabriele Fograscher,
Uli Grötsch,
Wolfgang Gunkel,
Christina Kampmann,
Burkhard Lischka (Obmann),
Susanne Mittag,
Mahmut Özdemir,
Gerold Reichenbach,
Matthias Schmidt,
Rüdiger Veit
Linksfraktion:
Ulla Jelpke (Obfrau),
Jan Korte,
Martina Renner
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen:
Luise Amtsberg,
Volker Beck,
Irene Mihalic (Obfrau),
Konstantin von Notz
wolfgang.bosbach.wk@bundestag.de
frank.tempel@bundestag.de

guenter.baumann@bundestag.de
andre.berghegger@bundestag.de
clemens.binninger@bundestag.de
helmut.brandt@bundestag.de
michael.frieser@bundestag.de
joerg.hellmuth@bundestag.de
andrea.lindholz@bundestag.de
stephan.mayer@bundestag.de
tim.ostermann@bundestag.de
anita.schaefer@bundestag.de
armin.schuster@bundestag.de
erika.steinbach@bundestag.de
oswin.veith@bundestag.de
nina.warken@bundestag.de
marian.wendt@bundestag.de
barbara.woltmann@bundestag.de
heinrich.zertik@bundestag.de

lars.castellucci@bundestag.de
gabriele.fograscher@bundestag.de
uli.groetsch@bundestag.de
wolfgang.gunkel@bundestag.de
burkhard.lischka@bundestag.de
susanne.mittag@bundestag.de
mahmut.oezdemir@bundestag.de
gerold.reichenbach@bundestag.de
matthias.schmidt@bundestag.de
ruediger.veit@bundestag.de

ulla.jelpke@bundestag.de
jan.korte@bundestag.de
martina.renner@bundestag.de

luise.amtsberg@bundestag.de
volker.beck@bundestag.de
irene.mihalic@bundestag.de
konstantin.notz@bundestag.de

Einfach die rechte Spalte kopieren und ins Emailadressfeld einfügen!
Man sagt, es hilft höflich und sachlich zu bleiben. Vielleicht, vielleicht nicht, wers kann.

Zu guter letzt noch ein Video der HU-Kampagne:

Straffreiheit für V-Leute? Das sagen NSU-Opfer-Anwälte

Schützt der Verfassungsschutz die Demokratie? Abschied von einer Illusion.

„Schützt der Verfassungsschutz die Demokratie? Abschied von einer Illusion“ war der Titel einer Diskussionsrunde, die von der BAG Kirche & Rechtsextremismus, der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Campact und den AnStiftern organisiert wurde und im Rahmen des Kirchentags in Stuttgart am letzten Freitag stattfand.

Untersuchungsausschüsse über die Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) kamen zu dem Ergebnis, dass eine “aktive Beteiligung” von Behörden am “Aufbau verfassungsfeindlicher Neonazistrukturen naheliegt”. Die Frage war also, ob der Geheimdienst unsere Verfassung wirklich schützt und ob dieser noch zeitgemäß ist. Als Gäste waren Clemens Binninger (MdB, CDU), Dorothea Marx (MdL Thüringen, SPD), Winfried Ridder (ehem. Verfassungsschutz-Mitarbeiter) und Andrea Röpke (Journalistin) anwesend. Obwohl kein Vertreter des Bundesamts für Verfassungsschutzes teilnahm, kam es zu unterschiedlichen Einschätzungen und kontroversen Diskussionen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Martina Weyrauch (Leiterin der LpB Brandenburg) und Fritz Mielert (Geschäftsführer der Anstifter).

Clemens Binninger wies daraufhin, dass im NSU-Skandal nicht nur der Verfassungsschutz zu kritisieren sei, mehr…

Flüchtlinge oder Geflüchtete?
Die neuen Nachbarn stellen sich vor

Aus einer privaten Initiative wurde eine gelungene Veranstaltung für, mit und vor allem von Geflüchteten. „You, me and our neighbors“ auf der Kulturinsel in Bad Cannstatt war ein Beitrag für gute Nachbarschaft in ungezwungener Atmosphäre. Auf der Bühne sprachen sie über ihre Erfahrungen und Wünsche, forderten nicht nur materielle staatliche Unterstützung, sondern auch ein Recht auf Arbeit und Bildung, damit sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Aber nicht nur das: viele Flüchtlinge forderten andere Flüchtlinge auf, deutsch zu lernen; motivierten sie, auf Einheimische zuzugehen und von ihren Problemen zu erzählen.
Das Problem des Arbeitsverbot für Geflüchtete greifen auch zwei Regisseure in ihrem Konzept für die Fernsehserie „Dr. Illegal“ auf (siehe auch StZ-Artikel). Zuerst wurde der Trailer gezeigt, einige Hintergrundinfos gegeben und später am Abend der Pilot-Film gezeigt. Genauso wie diese Geschichte Flüchtlinge nicht als Opfer darstellen soll, war auch die gestrige Veranstaltung vom emanzipatorischen Ansatz geprägt. Auf der Bühne waren eben keine Menschen, die über Geflüchtete reden, wie es sonst bei öffentlich-politischen Debatten zu diesem Thema ist. Besonders kontrovers wurde dann auch die These von der „inneren Zerrissenheit Eritreas“ und den aktuellen Fluchtursachen diskutiert. Schließlich sprach noch Rex Osa, von der Flüchtlingsselbsthilfeorganisation „Refugees for Refugees“. Die Veranstalter kündigten bereits an, weitere Veranstaltungen dieser Art durchführen zu wollen.