Deutschland erwache – Grohmanns „Wettern der Woche“

Deutschland erwache – Grohmanns "Wettern der Woche"

Deutschland erwache

oder DDR ganz anders? Nee, es waren nicht die Ewig-Gestrigen, es war’n die Heutigen und die Morgigen, die im Anti-AfD-Kinderwagen, es waren die, die sonst nie da waren, alles links der Mitte, alles, was noch beweglich war von Kopf bis Fuß, alles, was sich sonst nicht rausgewagt hatte an die frische Luft. Jaaa, is ja schon gut, wir waren auch da, aber die Wenigsten. Das sah man schon an den Roten Fahnen, die nicht fehlten. Liberale Mehrheiten, die sich gegen Faschisten wehren, kriegt man nur „oben ohne“. Und ohne liberale Mehrheiten klappt’s nicht mit dem Kampf gegen die Faschisten: Die vereinigte Linke hat in diesen Zeiten weltweit keine Konjunktur.

Oben ohne – damit mein‘ ich auch, dass wir keine Aufrufe von Oberbürgermeistern oder Ministrablen brauchen. Es geht sogar ohne Promis, Kirchenfürsten und Printer. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Sie schaden auch nicht, wenn aufgerufen wird, sich gegen die rechten Stalinisten auf die roten Socken zu machen. Aber sieh gehen unter in dem mitdenkendem Massenspektakel dieser Woche. Und sie waren diesmal nicht der Garant dafür, dass die Massen strömen, ganz im Gegenteil. Die Massen sind eher skeptisch gegen die da oben, und das mit Recht. Sie trauen der kaputten Koalition nicht allzu viel zu, aber auch nicht allzu viel den Södern, Merzen und der AfD und – sorry, das geht jetzt nicht gegen Sie persönlich – noch weniger den winzigen Wundergläubigen im linken Stimmungstief. Nicht nur das. Viele trauen auch der Staatsmacht nicht so recht über den Weg – so manche Träger der Gewalten waren eben zu oft und zu jahrelang und zu sehr irgendwie verschwistert und verschwägert und verbandelt mit der Politmafia aus dem Potsdamer Villenmileu.

Vor Ort – etwa im Stuttgarter Cannstatt – koalieren AfD, CDU, FDP und Freie Wählerchen gegen die Ausstellung „Mein Name ist Mensch“ des Dresdner Designers Jochen Stankowski. Keiner muckt auf, keiner merkt’s: Diese Koalition wettert auch gegen Seenotrettung, Friedenspreise und linksgrünen Siff.

Es sind die Sorgen von Morgen, dass die Brandmauern mehr versprechen als sie halten. Die „Breite“ war unerwartet und überwältigend – in Ost und West, in Metropolen und kleinen Orten. Es waren eben nicht nur die immer erwarteten urbanen, mehr oder gebildeten und engagierten Milieus, die außer Haus lieferten, sondern eine Generationen übergreifende Zivilgesellschaft.

Es hat geruckt. Doch Vorsicht – die Kleinkarierten in eigenen Reihen werden nicht weniger. Wenn wir nicht klüger werden und aufpassen, wird’s nix mit einer nachhaltigen Front gegen den Antisemitismus, Hass und Hetze, Dummheit und Rechtsextremismus.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Gülle & Demokratie – Grohmanns „Wettern der Woche“

Gülle & Demokratie – Grohmanns "Wettern der Woche"

 

Die zwei Jüngeren unter Ihnen werden sich noch gut und gern an diesen beliebten Schlager von 1952 erinnern, nur sieben Jahre nach der Befreiung vom Faschismus:

     Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere
Nur weil die Bäume hoch sind und diese Tiere groß sind …
Die süßesten Früchte schmecken dir und mir genauso
Doch weil wir beide klein sind, erreichen wir sie nie …

Das war Kassenkampf pur – Leila Negra mit einem Mann an ihrer Seite, 1952 war auch das Jahr, in dem der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher starb. Als sein Sarg nach Hannover überführt wurde, säumten Zehntausende die 250 Kilometer lange Standspur. Heute ist das Betreten der Autobahn nur Bauern erlaubt, der Schumacher hat zugemacht.

„Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will“, drohte bereits seinerzeit meine Omi Glimbzsch, wenn sie mit ihrem Stuttgarter Freund Georg Herwegh (oft verwechselt mit Herdweg) auf die Demos ging. Das mit den Rädern ist längst das Kleine ABC des Landwirts von heute. Er kann mit seinem Trecker, erzählte mir mein Bauer, die ganze Republik lahmlegen – von einem Tag auf den anderen, wenn er will. Er will noch nicht, er spielt nur – mit Feuer, Gülle und falschen Fuffzigern. Aber als kleiner Angestellter in der Landwirtschaft verdient er die Hälfte dessen, was eine Durchschnittsangestellte an den heimischen Herd holt, während „sie“ zusätzlich noch Kinder und Hühner füttern muss und den Saustall ausmistet.

„Bild“ hat mitgemistet. Der quere Bruttolohn aller Berufs- und Tarifgruppen lag bei 38.198 Euro. Angestellte in der Landwirtschaft erhielten dagegen nur 18.509 Euro – damit das mal klar ist. Dafür hätte mein Ex-Freund Willi Hoss, Schweißer beim Daimler, nicht mal die Stoßstange abgewischt.

72 Prozent der essenden Landfremden finden gut, wenn der Bauer die Blüten treiben lässt. Leute, das sind die nicht zeitunglesenden Mehrheiten, die Hand anlegen wollen bei den Wahlen. Wenn sich der Winterwind weiter so dreht, treibt der Bauer die Regierung nach rechts in den Ruin. Dann fällt die Spargelernte aus, weil der Pole heim in die polnisch besetzten Gebiete remigriert. Anders sieht die Sache bei den Großagrariern aus. Dort betrifft die auf den Müllhaufen der Geschichte geworfene Kürzung beim Diesel nur ein putziges Teilchen der Gesamtsubventionen.

Es ist bloß der Wind, der Wind, das himmlische Kind, der die Demokratie vor sich hertreibt und die braune Gülle stinken lässt. Merke: Die süßesten Früchte ernten bei den nächsten Wahlen die Völkischen Beobachter.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. 

Bauernkrieg! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Bauernkrieg! – Grohmanns "Wettern der Woche"

 

Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann? fragte sich der Bauer, als er den letzten Schluck Diesel zu sich nahm seinen John Deere bestiegt. Die Ultimate-Edition des Treckers hat eine Spurführungsvorbereitung, ein 10-Zoll-Command-Center Display, eine Comfort-View-Kabine mit Premium-Sitz und Weitwinkel-Spiegel, eine Panorama-Windschutzscheibe, das neueste iTEC Vorgewende-Management – und einen Kühlschrank, damit der Diesel schön kühl bleibt, wenn die heißen Klima-Sommer kommen. Der Trecker kostet rund 

120 000 EU, das Kilo Gans im Laden 4,99 EU. Da reibt sich Cem Özdemir verwundet die Augen, spuckt in seine Großagrarier-Hände oder schüttelt ratlos sein grünes Haupt: Es sind die Verbraucherpreise, Cem!

Der arme Konrad hierzulande muss nach der Ernte beim Daimler am Fließband schaffen, anders kommen die Familie und der Hof nicht über die Runden. Drau besorgt Acker und Vieh und wäscht die Windeln mit der rechten Hand. Rund 4000 Höfe werden jedes Jahr aufgegeben, europaweit haben in den letzten 10 – 20 Jahren fünf Millionen Landwirte Hammer und Sichel aus der Hand gelegt. Mit solchen Einkommen gibt’s kein Auskommen. Der arme Konrad ist am Arsch. Wenn er dabei ist beim Bauernkrieg 2024, dann kann das sein letztes Bäuerle sein.

Im Erzgebirge, weiß meine Omi Glimbzsch aus Zittau, sind sie am radikalsten: Spieß voran, drauf und dran, setzt aufs Landtagsdach den roten Hahn. Die AfD liegt bei unter 40 %, ist aber die stärkste der Parteien. Die Demokratie soll brennen, sagen sie sich. 

Noch bevor in Ostwestfalen-Lippe aber dieser Hahn krähte, waren im Erzgebirge die Grenzen in die benachbarten Volksrepubliken dicht: „Rien ne va plus!“, sagte der Bauer auf gut sächsisch – und die Polizei lachte sich ins Fäustchen wegen dieser rabiaten Klimakleber und -Leugner. Die Kliniken bleiben tagsüber geschlossen – kein Durchkommen mehr für Gefahrgut aller Art und Schnelltransporte. Niemand weint.

500 Jahre Bauernkrieg. Das muss gehörig gefeiert werden. Vom Bündnis des Gemeinen Mannes wie Anno Dunnemal sind wir weit entfernt, nicht aber von der Reduzierung der für den Handel notwendigen Maßgewichte, die vor 500 Jahren die Menschen empörte, weil der Käufer weniger Ware für denselben Preis erhielt. Heute usus, und heute braucht’s viel mehr zur Empörung. Schallschutz, Wärmedämmung, Tempolimit, Reichensteuer, FDP-Verbot: Da gäb’s Randale…

Mensch, Peter Grohmann ist Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

 

Pervers oder was? – Grohmanns „Wettern der Woche“

Pervers oder was? – Grohmanns "Wettern der Woche"

Ich und pervers? Seien Sie bloß vorsichtig, ganz, ganz vorsichtig, sonst passiert noch was, Weihnachten hin oder her! Aber jetzt mal ganz persönlich und unter uns Klosterbrüdern: Ich meine die Mehrheit, was pervers angeht. Nee, nicht die in Pirna, wo ein ungesicherter Lokal-Nazi haushoch zum Oberbürgermeister gewählt wurde. 38,5 Prozent.

Der andere rechtsgestrickte Zeitgenosse gegen die unaufgeklärte Einwanderung bekam 31 Prozent, mithin 70 Prozent fürs rechtsgestrickte Flüchtlingslager der Demokratie. Und was war bei links und liberal und den Christen, wollen Sie jetzt wissen? Mangels einer Alternative stellten sich SPD, Linke, Grüne – die Volksfront lässt grüßen – und die mit noch etwas Vernunft Begabten hinter die Gegenkandidatin Kathrin Dollinger-Knuth von der CDU. Aber sie gingen mit 30 Prozent in den braunen Gewässern der Pirnaer Elbe unter.

„Jetzt muss die AfD liefern!“, forderten nach der Schlappe die Linksgestrickten. „Bloß nich!“, warnt da meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Ach so, die Wahlbeteiligung: 54 Prozent.

Anders als in Ulm und um Ulm rum. Dort schickte der wie ich jugendlich wirkende Sozialdemokrat Martin Anspacher den CDU-Amtsinhaber Gunter Czisch in die Wüste. Anspacher hatte mehr ÖPNV und weniger Autos versprochen und bekam 55 Prozent, Czisch bekam für mehr CO2 den Rest aus den Urnen. Die Wahlbeteiligung? Demokratiefeindlich, knapp 40 Prozent.

Ob das nun weise Weihnachten werden, weiß ich nicht. Andere wiederum wissen nicht, was sie ihren Haustieren schenken sollen. Das Hausblatt der Stuttgarter Intelligenzija hat mit einer vollen Breitseite den Kleinsten unter uns Menschen Vorschläge gemacht, was sie ihrem Haustier zu Weihnachten schenken könnten. Das Haustier müsse „nicht unbedingt verstehen, welches Fest wir feiern“, glaubt die Zeitung. Echt jetzt? Ausdrücklich empfohlen werden Schnüffelteppiche, Pappkartons oder gar ein Ball voller Futter.

Das Wort pervers, les‘ ich bei Wikipedia, wird oft verwendet, um Verhaltensweisen zu beschreiben, die von der gesellschaftlichen Norm abweichen und als ungewöhnlich, unangemessen oder abweichend angesehen werden: „Es ist ratsam, vorsichtig mit dem Begriff umzugehen und sich bewusst zu sein, dass er oft stigmatisierend und tabuisierend sein kann.“ Synonyme für pervers sind unter anderem: die Grenze des Erlaubten überschreitend, unerhört, schlimm, absurd, höchst merkwürdig, was die wenigsten merken – außer Ihnen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Hochstapler! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Hochstapler! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Benko, Musk, Postel, Kujau, Hoeneß, Grohmann, Kurz, Guttenberg, Haider, Merz, Bezos, Trump, Orbán, Sitting Bull, Darwin, Gates, Merkel – wer ist Betrüger, wer Betrogener? Gute Lügen und harte Wahrheiten wohnen in einem Haus, das wusste schon zu DDR-Zeiten meine Omi Glimbzsch in Zittau, die – seid bereit, immer bereit! – ihr Geld durch harte Arbeit verdiente und nun um ihre Rente betrogen wird, weil sie dummerweise an Norbert Blüm glaubte. Heute weiß sie: Marx hatte recht, die Rentner sind der Arsch der Nation. Und die Rentnerinnen erst recht.

Auf der anderen Seite der Hütchenspieler René Benko. Überall freier Eintritt, Termine ohne Voranmeldung in allen Ministerien, Ämtern, Herz-Kreislauf-Kliniken. Der schöne Bubi war stets ein hochwillkommener Gast auf allen Politpartys und Luxusjachten, selbst auf den eigenen. Profiteure und Politiker konnten voneinander lernen. Nun haben sich beide verzockt – macht aber nichts. Man kürzt die Sozialausgaben und holt die paar Milliarden schnell wieder rein. René geht sammeln, der Steuerzahler guckt in die Röhre oder gibt sich den goldenen Schuss. Gut getroffen.

Darwin (der andere) paddelte vor 20 Jahren aufs Meer und ertrank, obwohl er besser versichert war als Olaf Scholz beim Cum-Ex-Skandal. Seine Frau Anne erinnerte sich dunkel, wo die Police lag, kassierte 300.000 Dollar und wanderte nach Panama aus, wo sie mit ihrem ertrunkenen Gatten in Saus und Braus dahinvegetierte. So sind sie eben auch, die Engländer. Die Sache flog auf wie der Brexit. Schlecht getroffen.

Das alles ist ein gefundenes Fressen für die Presse, die in Zeiten des Glühweins leicht angesäuselt wirkt: drei Seiten Weindorf, vier Seiten Gastro, fünf Seiten Sport und sechs Zeilen Kultur. Die Großanzeigen werben für Kreuzfahrten und Flugreisen, bevor die Inseln ins Meer fallen. Und die sicheren Herkunftsländer sind längst nicht mehr das, was sie mal waren: landauf, landab, Land unter für die armen Schweine, die vor Hitze und Hunger, vor Terror und Gewalt zur Flucht gezwungen werden. Macht zu die Tür, die Tor‘ macht weit!

Das Außenministerium als christlich orientierter Hochstapler hat jetzt für die Jüngsten, die Kleinsten und Schwächsten in Gaza und Israel, jenseits der Grenzen und in den Lagern, Übersetzungen in Auftrag gegeben auf Arabisch, Paschtu und Dari: Aber Heidschi Bumbeidschi bum bum, bum bum – alternativ: Morgen, Kinder, wird’s was geben! / Morgen werden wir uns freun! / Welche Wonne, welches Leben / Wird in unserm Hause seyn; / Einmal werden wir noch wach, / Heysa, dann ist Weihnachtstag! Und was für ein Coup im Kindergarten, wenn die Flüchtlingskinder auf Deutsch vorsingen dürfen!

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. 

Geld stinkt nicht – Grohmanns „Wettern der Woche“

Geld stinkt nicht – Grohmanns "Wettern der Woche"

Geld stinkt nicht. Das ist eine alte christliche Weisheit, von der schon meine Omi Glimbzsch in Zittau wusste – zu Zeiten, als es noch gar kein Radio, keine Pressefreiheit und notgedrungen auch keine Selbstzensur in den Medien gab. Aber um Tacheles zu reden, reden wir von Al Jazeera. Die Journalisten der Nachrichtenredaktion vertreten unterschiedliche politische Richtungen, behauptet Wikipedia, sind weltweit aktiv und sitzen sogar in der Bundespressekonferenz. Viele haben, im Gegensatz zu mir, humanistische Bildung, Genossen! Al Jazeera sendet in nahezu allen Sprachen der Welt den unterschiedlichsten Mainstream. Aber jetzt mal Inshallah hin oder her: Wenn auf Arabisch gesendet wird, dann geht’s nicht um irgendeinen Frühling, sondern um Winter, um Krieg. Dann sagen die Geldgeber, Vordermänner und Vorsänger von Al Jazeera: Alan aintahat almutea, sinngemäß etwa „Jetzt ist aber Schluss mit lustig!“ – und da kann es schon mal zu Zerstückelungen kommen.

Als Nahostexperte weiß ich: Das arabischsprachige Programm trägt in diesen Zeiten und selbstredend in hohem Maße zur islamistischen Radikalisierung von Arabiens Massen bei und gilt als Propagandaapparat der Muslimbruderschaft. Der Aufruf zum Heiligen Krieg folgt dem Gebet auf dem Fuße und eilt ihm sogar voraus. Glauben oder lieber nicht?

Egal. Als Atheisten wissen wir, dass es so gut wie nichts gibt, was man Katar nicht vorwerfen könnte. Manches von der katarschen Praxis würden sich manche auch für unsereins wünschen, auch wenn hier mit zarter Hand die Demokratie herrscht und es noch nicht so weit ist. Deshalb ist es vermutlich gut, genau hinzuhören, ob und wo der palästinensische Protest auf deutschen Straßen ausufert, um dann rechtzeitig hart durchzugreifen – oder besser gesagt: Nie wieder ist jetzt.

Die Finanziers der Massaker halten 6,1 Prozent der Deutschen Bank, rund 17 Prozent der Stammaktien bei Volkswagen, bei Hapag-Lloyd 12,3, bei RWE 9 Prozent und sind bei Siemens der viertgrößte Investor des Unternehmens. Wer wüsste es nicht: Das Emirat ist nur ein klitzekleiner Staat, vergleichbar etwa mit Bremen oder der deutschen Schweiz, doch eins der reichsten Länder der Welt. Ich sage nur Sand (für die Augen), Erdgas (für uns) und Öl (für die Kriege). Es spricht alles dafür, dass der Einfluss Katars in Deutschland schneller wachsen wird. Almal la natun, wie der Arraber gern sagt: Geld stinkt nicht.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Rein in die Puschen, ihr Luschen! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Rein in die Puschen, ihr Luschen! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Nein, Ihr seid natürlich nicht gemeint, Gott bewahre, sondern wir! In den Sommern nach dem verlorenen Krieg (oder war’s eine Niederlage?) jagte uns meine Omi Glimbzsch morgens in aller Herrgottsfrühe aus den Federn: Kartoffelstoppeln! „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“, sagte sie mit erhobenem Zeigefinger. Klar, wenn wir die Bimmelbahn verpassten, war’s nix mehr mit der Spätlese. Vor allem wir, Flüchtlinge,

Aussiedler, Ausgebombte, Heimatvertriebene, aber wenigstens deutsch, kaperten die Dritte Klasse der Kleinbahn, fuhren zur übernächsten Station oder sogar bis Zittau und suchten die abgeernteten Felder der Bauern heim, begleitet von den mitleidig-verächtlichen Blicken der Eingeborenen.

Mal warn’s Gardoffln, andermal vielleicht Korn: Ährenlesen, sobald der Mähdrescher außer Sicht war. Es gab da noch nicht diese Vollautomaten, die über die Felder stänkern und gut programmiert die zu kleinen Früchte links liegen lassen. Nicht nur das: Sie erkennen und verachten komplett selbständig auch die grün gefärbte Kartoffel: Vorsicht, Solanin, giftig, im Gegensatz zu Chlorophyll, das Flüchtlinge gern essen.

Der Ernteautomat von heute wäre großzügig zu den Flüchtlingen von gestern. Nu gutt, der Mensch ist sein eigener Fraßfeind. Im übrigens kommt die Kartoffel aus Chile, bekannt durch den Chile-Putsch, teilweise auch aus Peru, bekannt durch die Ruinen. 

Was beim Essen aber gern vergessen, ja verschluckt wird: Die Kartoffel als solche ist eine kulturelle Aneignung, egal ob als Kartoffelpuffer, gemeine Pommes frites, Kartoffelbrei oder leckere Bratkartoffel mit Zwiebeln und Speck vom schwäbisch-hällischen Landschwein aus dem Biohof Hubicek (auch nicht wirklich ein deutscher Name!). Denn die diversen Zubereitungsarten verstecken nur die Realität. Es gibt jedoch allerlei 

hilfreiche Definitionen, was kulturelle Aneignung ist. Einig sind sich alle, dass es eine Handlung ist (in diesem Fall: Essen), „Dinge einer Kultur zu verwenden oder zu entnehmen, die nicht die eigene ist, vor allem ohne zu zeigen, dass man die Kultur verstanden hat oder sie respektiert.“ Dabei bleibt offen, wie dieses Verständnis und der Respekt zu zeigen sind. 

Mahlzeit. Aber man müsste. Man sollte. Man könnte. Gerade In diesen Zeiten, meinte ein guter Freund, müsste man jetzt. Ganz dringend sollte man, meinte eine Kollegin. Wichtig wäre vor allem, dass man mal.

Aber wann endlich, fragte mich mein Zahnarzt. Wann? Ein engagierter Freund klagte schon vor Jahren, dass, wenn man damals schon hätte.

Eben. Auf zum Handgemenge: Rein oder raus? 


Lusche Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

 

Kriegsgewinnler – Grohmanns „Wettern der Woche“

Kriegsgewinnler – Grohmanns "Wettern der Woche"

Früher, als ich noch unverletzt Pazifist sein konnte, hab‘ ich mich immer wieder heimlich gefragt, ob ich vielleicht noch früher bei den Partisanen gegen Hitler und seine Bande mein täglich Brot verdient hätte. Bella Ciao hatte es mir angetan, das alte neue Lied des bewaffneten Widerstands gegen die Nationalsozialisten. Ich war zu jung und Pazifist sein war etlichen Prüfungen unterworfen, aber viel einfacher. Nichtsdestotrotz sangen wir bei der undogmatischen Sozialistischen Jugend vor den Werbeveranstaltungen der Bundeswehr die Lieder des spanischen, französischen und italienischen Widerstands, das Chant des Partisans: Hörst du lautes Schreien unserer Brüder, die in Ketten gelegt vor Schmerz vergehen? Heute ist uns das Singen vergangen, auf allen Seiten.

Heute? Singe, wem Gesang gegeben! Insgesamt sind die weltweiten Gewinne im Öl- und Gassektor, behauptet die Internationale Energieagentur IEA, 2022 auf schwindelerregende 2,4 Billionen US-Dollar gestiegen. Das ist mehr als das Doppelte des Fünfjahresdurchschnitts. Der größte Teil dieser exorbitant hohen Profite geht an die großen Öl- und Gasexportstaaten – Erdöl und Erdgas finanzieren seit Jahrzehnten Kriege und Terror vor allem in der arabischen Welt. Gegen wen, für wen – fast vollkommen egal. Hauptsache, die Kasse stimmt.

Je mehr Krieg, je mehr Konflikte, umso höher die Profite. Da sind sich Bellizisten und Pazifisten einig. Tausende zerstörerische Raketen und viele andere Waffen setzte die Terrororganisation der Hamas nicht erst seit dem furchtbaren Terrorangriff am 7.10.2023 gegen Israel ein. Waffen, die viel Geld kosten, die die Hamas im von Israel abgeschirmten Gazastreifen niemals selbst finanzieren kann, so Pressenza, eine internationale Presseagentur, die sich auf unterbliebene Nachrichten spezialisiert hat.

Es brennt, Brüder, ach, es brennt! / Ach, unser armes Städtchen, alles brennt! / Böse Winde voller Rasen / Reißen, brechen und zerblasen / fahren in die wilden Flammen / Alles ringsum brennt! / Und ihr steht und guckt nur um euch / Und regt nicht die Händ / Und ihr steht und guckt nur um euch / wenn unser Städtchen brennt.

Ein Partisanenlied von Mordechaj Gebirtig. Er sang es mit den und für die Menschen, die in der Widerstandsbewegung des Krakauer Ghettos kämpften. „S‘ brent, briderlech, es brent!“ Gebirtig wurde am 4. Juli 1942 von deutschen Soldaten erschossen – und 40.000 Krakauer Juden.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Wir Antisemiten – Grohmanns „Wettern der Woche“

Wir Antisemiten – Grohmanns "Wettern der Woche"

Wir Antisemiten

„Nix gegen Juden im Prinzip, aber man wird ja wohl noch sagen dürfen.“ Das war gestern. Heute haben wir aus dem sicheren Hinterland stapelweise gute Ratschläge für Israel und die Juden. Die hatten wir damals auch. Unter der Hand riet man den jüdischen Nachbarn seinerzeit: Haut ab, sucht das Weite, verschwindet, wenn sie nicht eh‘ schon fort waren. Anschließend teilten wir das Tafelsilber und schützten die Täter, so gut es ging. Es ging gut. Da es naturgemäß keine Kollektivschuld gibt, waren wir fein raus. Klar, als alles zu Ende war und die Väter und Täter bei den Müttern wieder die Beine unter den Tisch strecken konnten, mussten viele wegen seelischer Probleme in Behandlung. Das war teurer als die Wiedergutmachung.

Vom Antisemitismus wollten und wollen wir naturgemäß nicht viel wissen, wir haben da böse Erfahrungen gemacht. Antisemitismus ist ja eher unangenehm und bringt einen nur in Verruf. Ein Streichholz zuviel – und schon bist du Antisemit!

Ganz unter uns: Vieles wird ja gar nicht so heiß gekocht, wie es gegessen wird. Nur ein Beispiel: Viele sagen ja, der Einfluss der Juden bei uns sei viel zu groß – aber fast 30 % sagen, das stimmt überhaupt nicht! So etwas muss einen doch froh machen, vor allem, wenn man weiß, dass bestenfalls 33 % Gefallen an der Idee finden, dass wir einen Führer haben sollten, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert und sich auch über Gesetze hinwegsetzen kann. Lächerliche 25 % sind der Meinung, dass der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten hatte. Übrigens, „die“ sind wir. Und nicht alle sind Nazis oder AfD, nein, es sind ja auch viele von unseren, die das so sehen, die auf Republik und Institutionen pfeifen und in Menschenrechten eher eine Kunstausstellung sehen. Antisemitismus und Rassismus sind keine Randgruppenphänomen von Extremisten, sondern tief in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt.

Und was sehen wir? Wie erfolgreich Schule, Bildung auf Aufklärung waren? Bis zur Machtübernahme der Populisten ist es noch ein weiter Weg, auch wenn die rechte Szene (und nicht nur in Deutschland) aus dynamischen Netzwerkern jeglichen Altern besteht. Je mehr die progressive Linke und die demokratischen Ränder der Mitte an Einfluss verlieren, umso zahlreicher werden ihre Analysen zu den Ursachen. Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst. Aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kennt keinen Zweifel. Wie treffend von Erich Fried. Der Hass auf Juden in Deutschland war nie weg, er hat nur geschlummert. Wie unangenehm. Antisemiten? Nein, natürlich nicht Sie! 

Mensch Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Noch ist Polen nicht verloren – Grohmanns „Wettern der Woche“

Noch ist Polen nicht verloren – Grohmanns "Wettern der Woche"

Es gibt keinen Zweifel, dass die Wahlen in Polen alles andere als frei waren. Dass die halbwegs geeinte Opposition unter Donald Tusk dennoch mehr Stimmen als Polens AfD erhielt, macht hoffnungsfroh, doch das muß nicht viel heißen angesichts der ausgekochten Methoden von Rechtspopulisten und Klerus. Gott behüte! Immerhin ist das Polenvölkchen mit mehr Arsch in der Hose, vielfältig, hunderttausendfach und monatelang auf den Straßen und Plätzen gewesen, jenseits von Oder und Elbe, beispielgebend für die eingeschlafenen Füße der deutschen demokratischen Republikaner. Und das alles trotz Massenmanipulation und Drohungen vorm Weltuntergang, an die man ja auch hier glaubt. Was das angeht: Man wird sehen. 

Ob und wann „die Deutschen“, die bekanntlich die Demokratie gepachtet haben samt ihren Hütern und diesbezüglich schon mal eher abfällig auf ihre Nachbarn rechts und links schauen, je so eine Mobilisierung schaffen, ist mehr als unsicher, aber sicher unwahrscheinlich. Bei uns sind wir ja schon glücklich, wenn’s Zweitausend sind, die den klugen Parolen folgen: Für die freie Republik, für Demokratie – jetzt! Für ein breites Bündnis gegen rechts gingen vergangenes Wochenende in Stuttgart großzügig gerechnet 2500 Menschen auf die Gass‘. Moment, Moment, weil’s geregnet hat! Regen hält bekanntlich die Republikaner auf dem Sofa, sonst wären es mit Sicherheit, na, sagen wir mal, OK, vielleicht… na gut, egal …

„Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!“ sagte meine Omi Glimbzsch in Zittau gerne, wenn wir im Riesengebirge, das Schlesierlied auf den Lippen, in die Pilze gingen. „Das ist der Gefährlichste!“ sagte sie dann und wann und nickte in Richtung Grüner Knollenblätterpilz. „Aber der ‚Orangefuchsige Raukopf‘ steht dem nicht viel nach“, konnt‘ ich kontern: „Der kann mit Pfifferlingen verwechselt werden, is aber deutlich brauner!“ – „Und duftet zart nach Rettich.“ – Womit mich meine Omi wieder auf den Boden der Tatsachen trieb, also ins Politische: Die Vergiftungserscheinungen der Gesellschaft nehmen zu, das Braune in allen Schattierungen wächst, selbst bei den Jungen – obwohl wir wissen genau, wo es langgehen müßte. Doch noch nie hat man uns weniger geglaubt als heute. 

Auf dem Rückweg ins heimatliche Zittau und haben wir uns übrigens verlaufen, obwohl uns die Wegweisenden alles ganz genau beschrieben hatten. Aber es war der Tag, als der Regen kam. Gibt es auch als Film.

„Höre nur, es heißt, dass die Unseren die Kesselpauken schlagen,“ so singt es schlußendlich in der Polnischen Nationalhymne. Ich hör‘ aufs Alter immer schlechter. Juda Löw, geboren am 6. Mai 1786 im jüdischen Ghetto von Frankfurt/M., gestorben als Carl Ludwig Börne 1837 in Paris, ist der Erfinder des Völkerfrühlings. „Die Lebenskraft eines Zeitalters liegt nicht in seiner Ernte, sondern in seiner Aussaat“, hoffte er. Also weitersähen.

Mensch Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Schalom Aleikum?

Krieg und Frieden sind völlig außer Kontrolle geraten. Seltsam in Zeiten, in denen es doch gerade erst gelungen ist, alles unter Kontrolle zu haben – alles: die Netze, Gedanken, Verstand und Seele und böse Geister, Börsen und Banken, Medien, Parlamente, Konsum, Gesundheit und Fortpflanzung, Arbeit, Freizeit, Vergnügen, einfach alles. Selbst die weisen Voraussagen der kritischen Intelligenz, eigene und fremde Erfahrungen, Daten, Fakten, die Lehren aus Wissenschaft und Forschung, Moral, Überzeugungen – alles scheint nutzlos, alles scheint vergebens, weggeworfen, vergeudet. Wenn zu den Waffen gerufen wird, zur Verteidigung oder zum Angriff auf Feinde aller Farben, ist alles zur Stelle, was leben und laufen kann. Jede Seite ist – je nach Volksvermögen – gut vorbereitet, die Bunker sind geöffnet, Schonkost auf Vor-rat für Jahre, alles ohne Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Schutzanzüge liegen parat, preiswerte Ware aus China, klimaneutral, recycelbar. Keine Kinderarbeit. Manchmal scheint mir’s, als werde alles getan, um ums Verhandeln herumzukommen. Verhandler sind Verräter oder Kriegsverbrecher, schlimmer als die drei Pazifisten in Moskau und Kiews, von denen Du nix hörst. Und frag‘ mich jetzt bloss nicht, wann die Russen abziehen! Hat bisher keiner gefordert.

Neulich traf ich einen, der mit denen nicht reden will, auf keinen Fall! Einen von den Höhen akademischer Gutbürgerlichkeit. Mit denen? Der meint die, mit denen wir nichts zu tun haben sollten, weil’s nichts bringt und weil die strohdumm sind. Querulanten und so. Aber wir, wir wissen genau Bescheid, wissen, was von was kommt, wie wir’s machen müssten, dass es anders wird und klappt. Es? Es ist die bessere Welt. Und „wir“, das ist die „progressive Intelligenz,“ Besserwessis, geistreiche Republikaner mit ei’m Hau auf Arendt und nur von anderen Mehrheiten gehindert, das Gute und Richtige zu tun. 

Apropos Mehrheiten: Ganz nebenbei zog eben der innerdeutsche Krieg gegen Weltuntergang und Genderei an uns vorbei ging siegreich (für die anderen) zu Ende. Jetzt ist Waffenstillstand. Eine Bier für alle, Herr Ober. 

Die anderen haben gewonnen, das Land jubelt, die Verhältnisse bleiben so stabil wie die Befürchtung, dass es noch ganz anders kommen könnt‘. Ein Drittel der Hessen blieb gern zu Hause (Hessenschau schauen). In Bayern nahmen rund drei Viertel der Wahlbeteiligten ihr höchstes demokratisches Gut ernst – und wählten rechts bis rechtsradikal. 

Ein Trost bleibt: Die Nichtwählerin und ihr Nichtwähler. Sind die die stille Reserve für die AfD – oder für die Republik? Man weiß es, aber sagt es nicht. Im Inneren des Landes ist wieder Ruhe eingekehrt. „Die“ sind jetzt die Zweitstärksten. 

Vertrauen ist nur dann gut, wenn man sich eine Enttäuschung leisten kann.

Hasso, fass den Asylanten! Hasso, fass!

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Merz jetzt die Zähne zeigen!

 

Hunderte, ach was, tausende Deutsche, Bio-Deutsche, wie bereits ein primitiver Bluttest zeigen würde, stehen sich vor deutschen Zahnarztpraxen die Füße in den Arsch, während sich in den furzwarmen Leder-liegen abgelehnte Asylbewerber räkeln und sich ihr Gebiss vergolden lassen. Wetten, dass sie auch noch hübschen unsere Zahnarzthelferinnen anmachen? Entschuldigung, aber was ist schon Volksverhetzung? Gilt denn das freie Wort im freien Land nix mehr? Für den Vorwurf der Volksverhetzung müsste man doch Friedrich Merz, dem guten Christenmenschen in spe, „mindestens nachweisen, dass er die Aussage im Wissen darum, dass sie falsch ist, getroffen hat“, tröstet jetzt Stefan Conen, Mitglied im Strafrechtsausschuss des Deutschen Anwaltsvereins, die Getroffenen. Aber Merz warnt zeitgleich auch vor wahnsinnigen Deutschen, vor Leuten mit Dachschaden, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen tät, denn Friedrich weiß: „Die werden doch wahnsinnig, die Leute, wenn die sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“ Kennen Sie noch Merzens Sozialtouristen aus der Ukraine und die arabischstämmigen kleinen Paschas – mein Gott, Walter! Aber bitte die Kirche im Dorf lassen, denn bis zur Gewalt gegen Andersdenkende ist es noch ein weiter Weg!

§ 130 Abs. 1 StGB enthält Handlungsmöglichkeiten: das Aufstacheln zum Hass und den Aufruf zu Hass und Gewalt: Beim Aufstacheln zum Hass ginge es Merz darum, die Gefühle anderer dahingehend zu beeinflussen, dass sie eine besonders feindselige Haltung gegen die betroffene Gruppe einnehmen. OK, das würd‘ schon mal hinhauen. Aber: Die Feindseligkeit muss über eine reine Ablehnung oder Verachtung hinausgehen. Ob das Merz tatsächlich gelänge, ist für die Strafbarkeit wegen Volksverhetzung unerheblich. Damals, also ’33, wenn Recht Recht und nicht rechts gewesen wäre, wären Parolen oder Flugblätter mit der Aufschrift: „Kauft nicht bei Juden“ nicht salonfähig gewesen. Heute ist natürlich alles anders – Hetzjagden beim Zahnarzt wären dennoch strafbar. Für eine Anzeige wg. Volksvernetzung wäre der Nachtbriefkasten der Staatsanwaltschaft Arnsberg, dem Dorf von Friedrich Merz, zuständig: sta-arnsberg@egvp.de-mail.de. Kennwort: Zähne zeigen.

(Der nächste online-Termin bei meinem Zahnarzt (Kassenpatient) wäre der 5.10.23, entweder gleich 8:00 h oder alternativ 16:00. Sonst halt zahnärztlicher Notdienst, für Leute wie Merz ohne Betäubung).

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Wir können nicht alle aufnehmen!

Wir können nicht alle aufnehmen – ganz meine Meinung! Bei den Alten- und Pflegeheimen warten mehr als 125 000 auf Aufnahme. OK, sagen Sie, die Alten haben ja gelernt, geduldig zu sein, aber die Kinder? Bertelsmann behauptet frech, dieses Jahr würden 384 000 auf Aufnahme warten. Aber wie lange noch? Heute sind sie noch hier, morgen könnten sie abwandern! 2022 waren es nur 266 000 – und alle haben ein verbrieftes Klagerecht. Doch die Richter fehlen, tausende und abertausende Stellen unbesetzt! Recht im Ruhestand? Mein Gott, was ist bloß aus Deutschland geworden!

Was die Kinder angeht: Es ist erfreulich, es werden jedes Jahr mehr. Sie wollen ja vor allem einmal unsere Renten zahlen. Dennoch ärgern sich Leute, werden krank an Leib und Seele. Aber kein Krankenhaus kann alle aufnehmen! Heute ist doch oft nicht mal die Feuerwehr rechtzeitig zu Stelle, wenn’s wo brennt. Es fehlt an Brandmeldern, Bademeistern, Bestattern, an Musiklehrerinnen, Müllmännern, Mathematikern, Laienpredigern, Lokomotivführerinnen. Die Bahn würde sogar Russen nehmen, sagte mir Bahnchef Lutz.

Ganz schlimm steht es vor allem in Bayern und Hessen um Schweine und Rindviecher: Viele warten vor den Toren der Schlachthäuser vergeblich auf fachkundige Metzger. Der Beruf – von altersher angesehen und honorabel – kommt in Verruf. Zu blutig, zu fettig, die Schweinehälften zu schwer, das geht auf die Knochen und angemotzt wirste auch andauend von die Veeganer“, meint meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Und jetzt sagt sogar Recep Tayyip Erdoğan, sie könnten nicht alle aufnehmen, obwohl er von uns und aus der Ukraine massenweise Kohle kriegt. Orban, der alte Charmeur und Bankrotteur, stimmt umgehend zu: „Wir brauchen eine Mauer, größer und dichter als Eure von damals“ (zitiert frei nach Grohmann). Nur Vaterlandsverräter wie Adolf Höcke wagen da noch das mutige Wort von der Mauer, die her muss. Zu allem Glück fällt selbst die künftige Präsidentin Frankreichs der deutschen Erzfeindin von der Leyen und damit uns allen in den Rücken: „Dieu sait qu’on ne peut pas accueillir tout le monde !“

Ehrlich gesagt: Es geht um sieben Millionen! Sieben Millionen, die morgen oder übermorgen fehlen, ach was, heute! Fensterbauer, Programmiererinnen, Securitys im Feinkosthandel, Schreibkräfte beim Ausländeramt, Softwareentwickler, Journalisten für Volksfeste und Fernreisen…

Wir haben uns Großes vorgenommen“, sagt die Bundesregierung, und das Mädchen aus Afghanistan kann bereits zu Schulbeginn in Obrigheim (Sie wissen schon!) vor ganzen Klasse ein Gedicht im reinsten Schwäbisch vortragen: „Dr Schilla ond dr Hegl, dr Uhland ond dr Hauff, dui send bei ons d‘ Regel, die fallet gar net auf…“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Zum Nachlesen
Die Reden von Margot Käßmann, Martin Gross und Gerhard Trabert bei der Kundgebung „Stoppt das Töten in der Ukraine“

Außerdem gibt es auf auf der Website von Ohne Rüstung Leben einen lesenswerten Bericht von der Kundgebung und den begleitenden Gesprächsforen der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.

 

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Republik kaputt?

„Wir dürfen uns beglückwünschen, daß sich dieser grausame Krieg seinem Ende zuneigt… Doch sehe ich in naher Zukunft eine beunruhigende Krise auf uns zukommen, die mich um die Sicherheit unseres Landes zittern läßt. Infolge des Krieges sind Wirtschafts-unternehmen zu enormen Einfluß gelangt, und wir gehen einem Zeitalter der Korruption bis in hohe Positionen entgegen. Die Macht des Geldes in diesem Land wird ihren Einfluß durch Ausnutzung der Vorurteile im Volk so lange wie möglich zu halten versuchen, bis der Wohlstand in wenigen Händen versammelt und die Republik zerstört ist. Ich sorge mich zu diesem Zeitpunkt mehr um die Sicherheit meines Landes als je zuvor, mehr sogar als mitten im Krieg. Gebe Gott, daß meine Befürchtungen sich als unbegründet erweisen.“ Ist das aktuell oder ein alter Hut?

Alles muss man selber machen! Der liebe Gott jedenfalls hat der Macht des Geld kein Ende gesetzt und wieder alles uns überlassen, und wir haben’s auch noch nicht gerafft, die Republiken vor den Zerstörern in Sicherheit zu bringen, nicht die eigene, und nicht die andere, von der hier Abraham Lincoln redete, US-amerikanischer Präsident 1809–1865 und der erste, der einem Attentat zum Opfer fiel.
(Zitiert in Al Gore: Angriff auf die Vernunft, Goldmann, München 2007, S. 117)

Allerdings fallen heutzutage die Helden um wie die Fliegen im Herbst: Hansi Flick, Olaf Scholz – der Sturz! – Luis Rubiales, Sigrid Kaag, Dietmar Bartsch, Sarah Wagenknecht, Oleksij Resnikow (bislang nur ein Verteidigungsminister in der Ukraine und bestimmt nicht der letzte aus dem Haus Selensky). Nur Friedrich Merz steht sehenden Auges seinen Mann, und Wladimir Putin hält genügend Abstand. Abgesehen davon soll er über ausreichend Doppelgänger verfügen, fast mehr als Hubert Aiwanger.

Zurück zur Lincoln’schen Korruption: In Deutschland belief sich die Zahl polizeilich bekannt gewordener Korruptionsstraftaten schon 2021 auf rund 7.400: Das ist ein Anstieg um rund 35 %, Tendenz steigend. Sicher ist nur, dass die meisten Fälle unentdeckt bleiben und sich die Bundesregierung in Sachen Transparenz stark zurückhält. In den nächsten Tagen findet die offizielle Anhörung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung statt (Entwurf zur Reform des Lobbyregisters).

Was am 8.10. hinten rauskommt, ist unsicher. Sicher ist nur, dass die Rechtspopulisten bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen bei der Zerstörung der Republik kaum aufhalten lassen werden können müssen.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Das Wettern der Woche – filmreif, aber diesmal ohne Film

Kaviar & Kokain

Ein Ladendieb aus Feuerbach greift beim Böhm ins Delikatessen-Regal, wird beim Kaviarkauen erwischt, schluckt nicht schnell genug runter und wird verurteilt: Knast. Der freie Wähler will’s wieder machen. „Der Kick“, sagt er – „und es schmeckt!“

Es ist nicht bekannt, warum Anna Lena Baerbock dem saudischen Halunken die Füße küsst. Ist es der Kick, ob man selbst damit zu Hause durchkommt? Man kommt. Oder war’s der beispielgebende Kanzler, der den Saudis hinten rein kriecht und von innen die Richtlinien der Politik bestimmt?

Fakt ist: Saudi-Arabiens Grenzpolizei hat allein im 1. Halbjahr Hunderte Migranten an der Grenze zu Jemen erschossen, mir nichts, dir nichts, ohne dass der Rest der Welt es sieht. Also kein sicheres Herkunftsland, liebe Flüchtlinge. Nur 655 Opfer sind bisher registriert, es dürften aber Tausende sein. Schwamm drüber – wenn da nicht die deutschen Ausbilder wären! Unsere Militärs bringen den Saudi-Offizieren vor Ort bei, dass man zwischen die Augen zielen muss. Boris Ludwig Pistorius, Oberausbilder, weiss von nichts. Die Kugeln sind an ihm vorbeigegangen, mitsamt der Dokumentation von Human Rights Watch und der Autorin Nadia Hardmann (ZDF am 21.8.2023). Das alles hat weit weniger Staub aufgewirbelt als einer dieser Klimakleber vom Stachus, Silvio B. etwa, der im jetzt Knast sitzt. Freiheit und Demokraty.

Am 15.9., dem Weltklima-Freitag, gibt’s auch wieder Staub, und bis dahin kann sich Silvio die Bayerische Verfassung zu Gemüte führen, z.B. Artikel 131, Absatz 2: Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrs-chung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereit-schaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt.

Warum nicht, fragt man sich, und Hubsi Aiwanger sieht das alles ähnlich, dazuhin noch, dass uns die Demokratie abhanden gekommen ist und wir sie uns wieder holen müssen. Ganz ohne Gewalt wird das nicht gehen, sagt sich da der Gewalttäter aus Thüringen und springt ihm bei. Die Bibel kommentiert: Ein jegliches hat seine Zeit.

Das mußte auch Robert Bilott einsehen. Der deckte auf und bewies, dass der US-amerikanische Chemie-Multi DuPont jahrelang im vollen Wissen Menschen vergiftete, zu Krüppeln machte und elend streben ließ. Die ganze Story heißt Vergiftete Wahrheit. Der Film wurde jüngst wieder ausgestrahlt – ein packender Thriller und Unterrichtsmaterial in Sachen Demokratie und Menschenrechte: Der Kampf darum geht weiter, Hubsi.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Viel Dolce, wenig Vita – Grohmanns „Wettern der Woche“

Viel Dolce, wenig Vita – Grohmanns "Wetter der Woche

Zuerst zur Kindergrundsicherung und den Leckerlis der FDP: Ein Liter Coca-Cola enthält mehr als 100 Gramm Zucker. Das Kilo Demeterzucker kriegste für vierfuffzig – aber ob die den nehmen? Echt jetzt?

Egal, Zucker macht glücklich, besonders kinderreiche Familien, der Stimmenanteil für die FDP steigt. Zugegeben, Zucker ist auch eine gewissermaßen selbstbestimmte Sterbehilfe. In Rotchina hat ein Typ 1,5 Liter Cola auf ex gesoffen und ist qualvoll gestorben: dolce morte. China ist also nicht überall unser Vorbild. Ich erinnere nur an die Gesichtsscanner von Partei, Polizei und Lufthansa, die auch alle aus China kommen. Kurzum: Zu den Risikofaktoren der FDP zählen Adipositas, Gicht, Tumore und dentale Probleme, schreibt das Ärzteblatt. Letztere haben wir ja eh seit Menschengedenken: Im Mund- und Rache-Raum sitzen rund eine Billion Bakterien, wenn nicht mehr.

Rein theoretisch könnte Mineralwasser dem süßen Gift das Wasser reichen – in keinem Bio-Wasser wurden Abbauprodukte von Pestiziden gefunden. Das macht misstrauisch und erinnert uns an die Waffenfunde bei den Reichsbürgern: Gefunden wurden 362 Schusswaffen, 347 Hieb- und Stichwaffen sowie 150 000 Schuss Munition oder so. Aber nur wenige wissen wirklich, was nicht gefunden wurde. Übrigens ist ein Liter ausgezeichnetes Mineralwasser teurer als ein Liter Cola.

Der Schwarzseher weiß: Das wahre Leben sieht für viele eher düster aus – je mehr dolce, umso weniger vita. Linke, Christ-, Sozial- oder freie Demokraten können offensichtlich die künftig Wählenden (und erstrecht die Nichtwählenden) nicht so recht überzeugen. Sie bieten den Mehrheiten kaum Trost und Hoffnung auf bessere Zeiten. Eher denkt man, wenn man denkt: Hoffentlich wird’s nicht schlimmer! Das ist nicht raus.

Klar, meine Omi Glimbzsch in Zittau (Sachsen!) und Greta können’s alleine auch nicht richten – doch bleiben am Ende wirklich nun diese Drei: Glaube, Hoffnung, Liebe? Ich brauch‘ die Straße, Menschen, die handeln. Ich, die Demokratie: Jetzt. Ich brauch‘ Debatte, Reden und Zuhören und Nachdenken, Opposition! Ich brauch‘ kritische, unabhängige Medien und überprüfbare Fakten, weniger dolce, mehr vita.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Kotbeutelspender – Grohmanns „Wettern der Woche“

Kotbeutelspender – Grohmanns "Wettern der Woche"

Kotbeutelspender in Venedig

Als ich die Tage bei der Architektur-Biennale im Venedig Station machte, um mich unter die Reicheren und Schöneren zu mischen, war alles von Wert ausgebucht. Abseits der Routen hatte ich Glück: halbwegs preiswert und direkt neben einem industriell genutzten Müllplatz, aber alles freundliche Menschen. So sind sie eben auch, die Italiener, nicht alle sind Meloni, tät‘ meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen, und summte mit Peter Alexander das Lied von der kleinen Kneipe in unserer Straße / Da wo das Leben noch lebenswert ist / Dort in der Kneipe in unserer Straße / Da fragt dich keiner was du hast oder bist. 

Hautnah am Zelt auch eine Trattoria, fünf-sechs Plätze, aber Mann spricht deutsch und dann dieses leckere Angebot: „Kässpätzle“ und „Schwäbische Maultaschen“. Was tun gegen diese kulturelle Aneignung? Ich frage Sie!

Ganz andere Sorgen haben da die Flüchtlinge vor Ort. Eine Zuger Firma zeigt zwar auf der Biennale ein tolles Fertighaus für Flüchtlinge, voll recycel-, aber halt noch nicht lieferbar: „CO-2-arme, rollbare Betonplatten bieten als äussere Gebäudehülle physische Sicherheit. Durchlässige Wege aus kohlenstoff-armem Beton verbinden die Gebäude; lichtabsorbierende Baustoffe reflektieren bei Nacht das natürliche Licht und reduzieren dadurch sowohl den Energieverbrauch als auch die Lichtverschmutzung.“ (https://uni verses.art/de/biennale-venedig/2023-architecture). 

Die Zahl der Asylbewerber in Italien ist dieses Jahr um 300 % angestiegen (viel Afrika), die Unterkünfte sind meistens zweifelhaft und häufig illegal, wenn überhaupt. Die Solidarität unter den EU-Ländern hält sich dem gegenüber stark zurück. So nächtigen unter den schönsten Brücken der Welt die Leut‘ aus Armenland, Guinea oder Bangladesh, viele unbegleitete Minderjährige. Das größte Problem, sagen die Carabinieri, ist die Notdurft, während die Camper (ohne Campingbus oder Zelt) sagen, das größte Problem seien die stets gewaltbereiten Carabinieri: Besser Betuchte werfen nun den geflüchteten Überlebenden Kotbeutelspender zu, um die Stadt sauber zu halten. Venedigs erster Bürgermeister (eher rechts außen als innen) hat sogar zwei Flüchtlingsfamilien bei sich aufgenommen, aus der Ukraine, mit anderen käm‘ er wohl nicht zu Recht, erzählen mir die aus der Trattoria, während ich auf mein Eisbein mit Sauerkraut warte. Es ist kalt geworden in Venedig.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Mehr zum Thema Menschenrechte: https://30tageimnovember.de

Das Wettern der Woche – Harte Hunde

Als harter Hund gilt, wer streng, standhaft oder kompromisslos gegen andere Hunde oder sich selbst ist – beispielsweise Volker Wissing, Produktmanager für Künstliche Intelligenz. Der Verkehrsminister kommt aus Rotenburg, ebenso ein anderer harter Hund, der nach Medienberichten elf Kameraden das Leben rettete: Klaus Störtebeker. Obwohl ihm (also Störtebeker) der Kopf abgeschlagen worden war, rannte er mutig und kopflos am Spalier seiner Seilschaft vorbei (alles voller Blut, wie im letzten Tatort, aber halt echt) und rettete so die Köpfe seiner Lieben: Seemanns Braut ist die See …

Ein frühes Beispiel von Kritischer Intelligenz ist auch die Stadt an der Wümme, die gerade eben wie 400 weitere Gemeinden der „Tempo-30-Initiative“ beigetreten ist. Der Hartleiner Wissing mag sich an den Kopf fassen, mag an seinen Klassenkameraden Klaus Störtebeker denken, der auf Nord- und Ostsee sein Unwesen trieb, während er selbst mit Chauffeur auf Autobahnen Gleiches mit Gleichem vergilt und im Stau steht: Mehrheit ist Mehrheit.

Aber es hilft wenig, dauernd auf der AfD herumzuhacken. Was ist mit Dietmar Gabriel? Ein stahlharter Geselle, feinfühlig dennoch, wenn er im Homeoffice mit Hilfe seiner KI Beethovens 10. Sinfonie vollendet (allerdings nur den dritten und vierten Satz). Nach Feierabend klappt Gabriel dann den Klavierdeckel runter und lässt seine Kontakte spielen. So öffnete einst „Gabriel der Spieler“ (wie ihn rechte Sozialdemokraten gerne nennen) Thyssenkrupp Steel die Türen ins Kanzleramt und sang dem Kanzler persönlich das Lied der notleidenden deutschen Stahlindustrie vor. Scholz wäre nicht Scholz, wenn er sich nicht erinnerte!

Doch der brutale Überfall (völkerrechtswidrig) der Russen auf die Ukraine enterte alles! Die Rüstungsindustrie macht sich berechtigte Hoffnungen auf Folgeaufträge aus diesen Völkerrechtswidrigkeiten, unsere Investoren wittern ein gutes Geschäft, so das Manager-Magazin, sinnstiftend. Wladimir Putin gilt unter den seinen als harter Hund (твердая собака): Der Pilot, Kampfschwimmer und Panzerfahrer hat es tatsächlich geschafft! Nach Medienberichten liefert der Luxemburger Stahlriese Arcelor Mittal wieder „Produkte“ nach Russland. Arcelor Mittal ist natürlich weltweit aktiv, in der DDR damals in Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt).

Ach so: Putin ist natürlich Millionär. Selbst die Hälfte aller Kongressabgeordneten in den USA – alles harte Hunde! – haben Millionen auf ihren Konten, ähnlich wie vielleicht Friedrich Merz. Ohne viel Knete, sehr sehr viel Knete hat in den Staaten niemand eine Chance, Abgeordnete:r zu werden. Im Gegensatz dazu Joe Biden: „Ein Weichei, aber Milliardär“, zwinkerte mir meine Omi Glimbzsch in Zittau zu.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.

Deutsche Wollust

Deutsche Wollust – Großmanns "Wettern der Woche"

Deutsche Wollust

Eine sogenannte „Brandmauer nach rechts“ wie in Deutschland gegenüber der AfD gibt es in Spanien nicht.: Friedrich Merz ist erleichtert, er könnte über Spanienas Himmel sofort eine Regierung bilden: Meuthen als Justizminister, Sarrazin für Kultur, Amthor für Albernheiten. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau würde jetzt einwenden: „Spanien ist doch noch garnicht von Deutschland besetzt!“ – „Omi“, tät‘ ich da mit Goethe einwenden, „was nicht ist, kann ja noch werden!“ Nirgends sonst investieren unsere Rentner so kräftig für ihren Ruhestand wie an der Costa Bravo! Nur ein Alterssitz an der Algarve ist beliebter. Die Umvolkung oder, wie Goebbels gern sagte, die Ethnomorphose, ist fast gelungen – selbst Gernika wird wieder deutsch.

Ganz abgehen davon sagt Friedrich Merz ja nur, was die meisten Biodeutschen sich eh‘ denken, was viele fürchten und was niemand gern zugibt, wegen Ansehen und so. Derartige Merz-Mehrheiten kommen so sicher wie das Amen in der Kirche, das will niemand wahr haben, aber man könnt‘ ja mal drüber diskutieren.

So blickt unsereins blickt dieser Tage statt auf die Prognosen für Trump, Höcke oder Le Pen lieber auf die Herzschrittmacherinnen in Israel: Wie ergötzlich, wie wohltuend, ermutigend, radikal und kompromisslos der Einsatz der Leute in Israel für ihre Demokratie – respektive gegen deren fortlaufende Demontage – ist! Mensch Maier, da ist mehr drin als Festkleben, auch wenn das dort alltäglich ist. Schnellstraßen, Rathäuser, Rundfunkanstalten werden blockiert, Rekruten schmeißen ihre Gewehre weg, High-Tech-Firmen drohen, nach Deutschland abzuwandern, nirgend kommt mehr ein Krankenwagen durch. Hut odeer Kippa ab! Da können sich deutsche Republikaner und Demokratinnen ein paar Scheiben abschneiden – die singen schon Halleluja, wenn bei uns Demokratie-bewegungen einmal im Schaltjahr ein paar Zehntausend dazu bewegen, gegen Kriege (nur diesen!) oder Klimanotstand (nicht mir denen!) auf die Straße zu kommen. Von Israel lernen, heißt siegen lernen, aber dort ist auch nicht alles Kibbuz, was glänzt! Wir haben ’s geahnt. Wie kein anderes Land auf dem Erden steht Israel unter ständiger, missbilligender Beobachtung. Wir gucken genauer hin, weil die bei uns auch immer so genau geguckt habe. Unsere Öffentlichkeit, die kaum noch auftritt, betrachtet nahezu obsessiv, was in diesem kleinen Land geschieht – völkerrechtswidrige Landnahmen, obskure Geheimdienstaktionen, Rassismus und eine stärker werdende nationali-stische Rechte, die sich gewaschen hat. Im Blick auf Israel geht uns das Elend am Kap Horn am Allerwertesten vorbei: Knapp eine Milliarde Menschen oder rund 20 % der Menschen hungern weltweit, der Rest der Leute schmeißt die Lebensmittel in den Müll, Unverwertbares kommt nach Asien. Das Wetter ist mal wieder sehr pessimistisch? OK, dann pack’s an. Demonstrieren, protestieren, progressive Projekte befeuern, spenden, lauter werden. Ich bin dabei. Warte nicht auf bessere Zeiten.