Redaktionelle Anmerkung

Bei den im Anstifter-Blog zum Ausdruck kommenden Meinungen handelt es sich ausschließlich um Meinungen der genannten, selbstverantwortlich handelnden Autoren und Autorinnen. Gegenreden, Kommentare zu und Zweifel an den hier erscheinenden Texten sind ausdrücklich erwünscht. Vorschläge für eigene Beiträge können über die Adresse blog@die-anstifter.de eingereicht werden.

Die Redaktion

Nacht und Nebel – Grohmans „Wettern der Woche“

Nacht und Nebel – Grohmans "Wettern der Woche"

Die größte Sorge mancher Menschen gilt dieser Tage den Glühweinpreisen auf den Weihnachtsmärkten: So macht man Politik! Denn das ungesunde Gesöff ist ja der Trost für morgen arbeitslose Stahlarbeiter und Leute, die heute zu Hause allein vor der Futterkrippe hocken: nischt drin außer dem Jesuskindlein.

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Stacheldraht am Weihnachtsbaum – Grohmanns „Wettern der Woche“

Aber wir wissen auch: Wenn alle Bahnhöfe und Flughäfen kriegs-tüchtig gemacht werden, kostet das soviel wie drei Olympische Spiele. Ob Sie glauben oder nicht: Trump hat in Paris geweint beim Anblick von soviel Bau- und Backwerk und Scheinheiligenschein, bevor er der Nato inden Tritt fasste: Bourgeoisie und Proletariat in einem Boot – das gibt es sonst nur in den Staaten. Der Chef von dat Janze, ein Teig knetender Turbolader, mag in der harten Kirchenbank einen kleinen Augenblick an Matthias gedacht haben, den Claudius Maximus – einer seiner angeblichen deutschen Vorfahren, und mitgesummt haben:

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Elon Gott ist Musk – Grohmanns „Wettern der Woche“

Elon Gott ist Musk – Grohmanns "Wettern der Woche"

Mit 300 Milliarden US-Dollar Schwarzgeld ist Elon der reichste Mensch der Welt. Was er sonst noch hat, weiß ich natürlich nicht. Vom kleinkriminellen Tellerwäscher vor wenigen Jahren zum Ober-Oligarchen – es geht also doch, sagt da meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Und sie weiß auch: Der weiße Gott aus Südafrika steckt in Kürze Donald Trump in die Tasche, besiedelt den Mars und kämpft mit eigenen Sämereien gegen das Aussterben der weißen Rassisten.

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Halt’s Maul, Alte! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Halt's Maul, Alte! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Was ist bloß in deinem Leben passiert, dass du jetzt AfD wählst?“, fragte jüngst meine Omi Glimbzsch in Zittau ihren Nachbarn. Dass er nicht sofort eins auf die Fresse gab, lag nicht allein an ihrem Alter. In der guten alten Zeit waren beide in der SPD. Ach, damals!

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Mein Scheißerle – Grohmanns „Wettern der Woche“

Mein Scheißerle – Grohmanns "Wettern der Woche"

Vor Jahren, ach was, Jahrzehnten!, wenn ich meinem Sohn die Windeln wechseln musste, strahlte er mich glücklich an: Das war mal wieder bestens gelungen! Alles Scheiße. Aber ich hatte freundlich zu bleiben. „Na, mein Scheißerle, sind mal wieder die Windeln voll?“ Und er antwortete mit dem berühmten Trump’schen Lächeln: „AA!“ Viel AA, sehr viel.

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Panik auf der Titanic – Grohmanns „Wettern der Woche“

Panik auf der Titanic – Grohmanns "Wettern der Woche"

Dort wo die Blumen blühen / Dort wo die Täler grün / Dort war ich einmal zu Hause… sang der Fremdenlegionär Freddy Quinn 1966 – bis er erwischt wurde, fern, so fern vom Heimatland, bei massivem Steuerbetrug.

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Nach uns die Sintflut – Grohmanns „Wettern der Woche“

Nach uns die Sintflut – Grohmanns "Wettern der Woche"

Der König ist nackt. Die blonde Fußpflegerin aus Pinneberg, die sich und ihrem Hundle Aurelius ein paar Urlaubstage in der Region Valencia gegönnt hatte und eben abreisen wollte, ist enttäuscht: Es gelang ihr nicht, noch vor dem nächsten Gewitter bis zu Felipe dem Sechsten vorzudringen und ihn um ein Autogramm zu bitten. „Das war die Chance meines Lebens!“, sagt sie verbittert. „Es war schon schwer genug, überhaupt ein Taxi zu bekommen, und jetzt das!“ Aber mit einem Extra-Hunni kriege man auch den härtesten Spanier weich.

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… am Golde hängt – Grohmanns „Wettern der Woche“

… am Golde hängt – Grohmanns "Wettern der Woche"

Eines der zentralen Probleme heutzutage ist, dass die Politik so eine Schande ist. Gute Menschen gehen nicht in die Politik. Beides wußte und sagte Donald Trump schon vor vielen Jahren, und dass er jemanden mitten auf der 5th Avenue in New York erschießen könnte: Die Leute würden ihn trotzdem wählen. Bitte haben Sie also noch ein paar Tage Geduld und wenden Sie sich in Zweifelsfragen an das Bundesprogramm „Demokratie leben“. 

Unter nicht mal vorgehaltener Hand hat mir übrigens diesbezüglich gerade meine Omi Glimbzsch in Zittau versichert, dass die Nordamerikanerinnen 2024 rund 15 Milliarden US-Dollar für den Wahlkampf ausgeben. Das entspricht in etwa den Haushaltslöchern Zittaus in 200 Jahren. Egal mal jetzt – Donald Trump wird drüben, also jenseits alter Mauern und neuen Stacheldrahts – nicht ohne eine gewisse Sympathie als neuer Präsident gehandelt. Und vor allem: Er wird der erste sein, in dessen Adern deutsches Blut fließt! Das alles ist nachweisbar, anders als die Herkunft der 15 Milliarden. Oder sind es 20?

OK, es ist evangelikal gesegnetes Geld dabei und mancher hart erarbeitete Dollar kommt aus Hurerei und Hehlerei, größere Summen sammeln Katzenfreunde, die nicht wollen, dass die Latinos nachts Kreuzbergs Lieblinge einfangen und bei lebendigem Leibe für Kamala Harris knusprig braun braten. Der eine oder andere Dollar mag vielleicht auch von Freunden der Handfeuerwaffen kommen, von deutschen Tesla-Käufern oder Nutzern der Netzes, die sich ein X für ein U vormachen lassen. Aber uns allen bleibt ein Trost: Am Ende des Tages, genauer in 90 % der Fälle, setzen sich die Kandidaten mit dem meisten Geld durch. Gesetzlich sind eh nur legale Spenden aus dem Ausland verboten. Das ist Demokratie, und die sollten wir nicht ohne Not schlecht machen. Abgesehen davon gibt es bei uns ja die allseits beliebte Wahlkampfkosten-Rückerstattung mit Sonderbonus für die AfD.

Letztlich gilt: Wahlen waren schon immer unsicher, wenn’s am Gelde fehlte, monierte bereits Goethe. Sicher ist heute nur, wer bewaffnet ist, entwender mit Rüstungsgütern oder mit deutschen Banken oder Schweizer Franken. Alles auf Waffenschein. Für den 5.11. gilt: Über den großen Teich gesehen sind auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Wege des Herrn rätselhaft wie der nächste Bürgerkrieg.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Unsicheres Stuttgart – Grohmanns „Wettern der Woche“

Unsicheres Stuttgart – Grohmanns "Wettern der Woche"

Manchmal bin ich ich glücklich und manchmal nehme ich’s wie’s kommt.

Apfelsaft wird teurer, Jürgen Kopp immer linksradikaler, der Papst spricht ganze zwei Frauen heilig und in Deutschland fehlen Impfstoffe für Babys. „Bei Uganda oder in der Mongolei könnte man das ja verstehen, die kriegen ja nie was auf die Reihe“, würde BILD posten. Aber bei uns? Reicht es nicht, dass 300 000 Kitaplätze fehlen – oder waren das Pflegekräfte bzw. Pflegebetten? Vielleicht Altenpflegerinnen? Wenn die Ukrainerinnen nicht ran wollen an unsere Alten, nehmen wir notfalls auch welche aus der Mongolei. 

Halt, Freunde! Ich hörte aus Kreisen der Arbeiterwohlfahrt, dass ganz entscheidend für die Akzeptanz einer Pflegekraft ihr ausnehmendes Äußeres sei: Häubchen geht immer, Schleier nie. Die Wohlfahrtsverbände und Vermittler raten übrigens schon immer von Personen aus Innerasien ab –  Epikanthus medialis, da randalieren nicht nur Höckes Opas in Erfurt! Bei männlichen Pflegebedürftigen ist es genau umgekehrt: Leute aus Südostasien sind hochwillkommen! Es ist eben alles auch eine Erfahrungssache. 

Und das gilt auch für demokratische Wahlen als Regelvermutung! Nehmen wir Moldawien. Ob die Moldauer mit einem blauen Auge aus der Westsehnsucht rauskommen, ist nicht ausgemacht. Immerhin ist Moldawien nach den Merz-Wahlen bald ein sicherer Herkunftsstaat trotz seiner Nähe zu Russland – und dann genauso sicher wie Syrien oder Afghanistan, wo viele Verbrecher wohnen – anders als bei uns. Allerdings sagen ja nun sogar die CDU/CSU unisono, dass man in unseren Städten auch nicht mehr sicher ist, vor allem wegen der Grünen. Unterm Adolf hätt es das alles sowieso so nicht gegeben. Ich sag mal so: Ich möchte Cem Özdemir – nur ein Beispiel, Leute! – auch lieber tagsüber als nachts begegnen. Allenfalls beim Leonard-Cohen-Project am 29. 

Ich starte demnächst mit meiner Omi Glimbzsch von Zittau aus eine Online-Petition für die Abhaltung freier und fairer Wahlen in den Nordstaaten von Amerika. Es kann nicht sein, dass der republikanische Tugendwächter für Demokratie und Menschenwürde im Verdacht steht, seine Wahlen hingen zu 75 % vom Geld ab und nur zu 25 % von Tesla und X. Aber das alles läßt sich von halt von hier aus nicht unabhängig überprüfen. Das ist wie mit den Kriegsverbrechern im Nahen Osten. 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Rohrkrepierer – Grohmanns „Wettern der Woche“

Rohrkrepierer – Grohmanns "Wettern der Woche"

Die Leute regen sich doch mehr über die Abschaffung vom Bargeld auf als über die Abschaffung der Menschenrechte – dabei hamse doch von beiden nich genug“, meinte meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Und so fürcht‘ auch ich, dass im Zuge der Abschaffung der Menschenrechte in vorderster Front das Asylrecht unter Artillerie-Beschuss gerät. Interessant ist da ein Vorschlag aus der Erstaufnahme in Untertürkheim: Er sieht vor, dass sich Asylbewerber bis zum Christfest (vormerken: 24. 12.) selbst ausweisen können – ein Gebetbuch im Brotbeutel für den Nachhauseweg. Wer noch jemanden mitnimmt als Handgepäck, und sei es ohne Gewalt, erhält eine Allparteien-Prämie. 

Menschenrechte – da war doch noch irgendwas! Jetzt fällt’s mir wie Streubomben von die Augen: Meine Fresse, is das lange her: 75 Jahre! Nur ich bin älter! Die Genfer Konvention von 1949 hat Kriegsverbrechen definiert, indem sie ganz spezielle Regeln aufstellte, wie Kriege nie, also keinesfalls geführt werden dürfen. Die Schonung der Zivilisten steht da an erster Stelle. Schwangere, überhaupt Mütter, Kinder. Die sind ja in vielen Ländern auch Zivilisten und vorerst noch selten Kindersoldaten. Kurzum: Eine ganz große Idee! Es ist halt immer einen Versuch wert, der Humanität zum Sieg zu verhelfen!

Doch irgendwie wurde auch das ein Rohrkrepierer: Gaza, Israel, Libanon. 

Der humane Krieg ist wie ein Boxring, stell ich mir vor: Den Gegner nie von hinten auf den Kopf hauen, auch dann nicht, wenn er flach liegt und keinen Mucks mehr macht. Keine Generika einnehmen, nur echte Drogen. Keine großen Metallstücke in die Boxhandschuhe schmuggeln, kein Pfefferspray benutzen. Wenn der Gegner flach liegt, einfach nicht aufhören. Das ist nur fair. Legal ist lediglich, dem Kampfrichter was zuzustecken – dann johlt auch das Publikum. 

Zurück zu den Rohrkrepierern. Wikipedia glaubt, dass die Kreuzzüge damals (11.-13. Jh.) von der Kirche geforderte Kriege gegen die Muslime waren, um Macht über das Heilige Land zu erlangen. Nanana! Doch! Die christlichen Kreuzfahrer sind in Palästina knietief durch Blut gewatet, sagen Augenzeugen, eben weil Muslime Heiden waren und damit von Gott ohnehin zur Hölle verdammt. Wer glaubt, wird selig.

Polizeiruf 110: Zurück zum Goßen Austausch, Alu-Hüten, Chemtrails, die wahlweise zur Klimakontrolle, Gedankenkontrolle oder der Kontrolle der Bevölkerung genutzt würden und hoffentlich zu Rohrkrepieren werden.

Wie tröstlich: Das Recherche-Netzwerk Correctiv z.B. widerlegt Kriegstreiber und sogar die AfD. Ein Schuss, der vorne rausgeht.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Das Wettern der Woche
Mit Kippa? Nur nachts.

Erstens: Es dürfe niemals sein, dass Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland in Angst und Schrecken leben müssten, sagte Olaf Scholz eben.
Zweitens: Ich würde keinem Menschen raten, mit einer Kippa auf dem Kopf durch die Stadt zu gehen, sagte ich ihm. Allenfalls nachts, sage ich heute.

Es war mir immer ein Vergnügen, morgens aufzustehen, gegen halber Siebene. In jüngster Zeit möchte ich am liebsten die Bettdecke über mir zusammenziehen – aber ich kann nicht mehr schlafen, weil ich nicht weiß, ob der Krieg über Nacht gewachsen ist. Ich tröste mich über die nächste Viertelstunde: Wenn er ganz groß geworden wär‘, würde ja jemand anrufen, es lange klingeln lassen wie der Rüdiger und dann sagen: „Peter, man müßte was machen!“ Man bin immer ich. Bis mir plötzlich klar wird: In Israel ist es jetzt ja alles später, viel später, manches zu spät – und in Gaza noch viel später als im Libanon….

50 Millionen Tonnen Schutt müssen später mal weggeräumt werden, wenn der Krieg keine Luft mehr kriegt. Der Schutt – das wird nochmal ein ganz, ganz großer Geschäftszweig!
Schlagen die Nachts zurück? Haben sie schon? Ist es ein Erstschlag oder bloß Vergeltung oder was ganz Neues? Dann hau‘ ich mir an den Kopp: Junge, sag‘ ich mir, jetzt haste die Ukraine vergessen! Wenn’s doch nur die wäre! Da kommt ja noch der Jemen dazu und der Kongo! Oder ist es Kenia? Nein, Mali. Der Sudan? Vergiss Syrien nicht, Alter, und die Uiguren. Wieso Uiguren, frage ich mich, da ist doch gar kein Krieg. Afghanistan? OK, das haben wir ja befriedet. Jetzt sitzt auch Deutschland mit im Schlauchboot.

Es ist nicht mehr schön, morgens aufzustehen, zu frühstücken und die Zeitung zu lesen. Das Vergnügen, wär’s denn eins, wäre ja eh‘ sehr kurz – die Presse wird immer dünner. Das meiste fehlt, auch an Seitenhieben. Jetzt kann dich nur noch das Netz auffangen, doch du weißt: Jede Zweite liest täglich Zeitung, wird von der Anzeigenabteilung behauptet. Aber es hilft nichts. Die Tageszeitungen erreichten knapp 50 % der über 14-Jährigen – incl. der Analphabeten. Und wen erreichen wir? Und wann? Und mit was?

Viele Neurobiologen und -psychologen wissen: Die Digitalisierung und der Wandel der Medienlandschaft machen unsere IQ-Werte deutlich dünner. Steigende Bildschirmzeiten, ständige Erreichbarkeit – das schlägt auf den Geist, macht aggressiver und letztlich dümmer. Ich hab’s ja geahnt: Das Gehirn ist schlicht überfordert. Meins auch.

Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Im Theaterhaus mit dem Leonard-Cohen-Projekt am 29.10.2024.

Portrait von Betty Rosenfeld übergeben

STUTTGART. Am Dienstag, 25. September 2024, wurde dem Gymnasium „Olga-Stift“ ein Gemälde der Stuttgarter Jüdin Betty Rosenfeld und ihrer zwei Schwestern übergeben und schulintern vorgestellt.

Betty Rosenfeld hat vor hundert Jahren diese Schule im „Westend“ der Stadt bis zur Mittleren Reife besucht. Sie wurde dann in Stuttgart zur Krankenschwester ausgebildet und übte diesen Beruf (u.a.) während des Spanischen Bürgerkriegs auf der Seite der Republikaner aus. Nach der Niederlage der demokratisch gewählten Regierung gegen die aufständischen Franquisten flüchtete B. Rosenfeld nach Frankreich und wurde von dort an die deutschen Eroberer Frankreichs ausgeliefert und in Auschwitz ermordet.

Der aus Stuttgart stammende Historiker Dr. Michael Uhl hat das Leben von Betty Rosenfeld in jahrelanger hingebungsvoller Arbeit erforscht und ausführlich dargestellt, veröffentlicht im Schmetterling-Verlag, Stuttgart. Anstifter-Mitglied Veit Feger, Ehingen/Donau (früher Verleger und Redaktionsleiter), hat bei der Attenweiler Künstlerin Marlis E. Glaser ein Portrait Betty Rosenfelds in Auftrag gegeben. M. E. Glaser malte ein farbenfrohes Bild der tapferen Stuttgarterin aufgrund von Fotos und Angaben, die Dr. Michael Uhl zusammengetragen und zur Verfügung gestellt hatte. Der Leiter des Königin-Olga-Stift-Gymnasiums, René Wollnitz, akzeptierte den Vorschlag von Veit Feger, das Bild der Schule zu spenden und es an besonderer Stelle im Schulgebäude gut sichtbar zu hängen.

Am Dienstag war nun die feierliche Übergabe an die Schule.

Schüler gestalteten die Feier musikalisch mit; die Geschwister Polina und Vadim Nikitin (Preisträger bei „Jugend musiziert“, Kinder russischer Einwanderer aus Moskau und Kasachstan) spielten einen Bach-Choral, für vier Hände eingerichtet von dem ungarischen (jüdischen) Komponisten György Kurtág.

Direktor Wollnitz schilderte das Leben von Betty Rosenfeld. Er erinnerte daran, dass es in Stuttgart Bemühungen gibt, einen Platz im „Westend“ nach Betty Rosenfeld umzubenennen.

Veit Feger erklärte, was er selbst mit dieser Bild-Stiftung zu tun habe, und verlas ein Grußwort des Historikers Michael Uhl.

Die Künstlerin Marlis E. Glaser erläuterte wesentliche Elemente ihres Rosenfeld-Portraits. „Betty als Erwachsene und Betty als Kind zusammen mit ihren beiden Schwestern Lotte und Ilse Rosenfeld mit dazu gehörenden jüdischen Symbolen aus der Kindheit.“ Auch Lotte und Ilse waren Schülerinnen an der Stift-Olga-Schule.

Ergänzt wird das Portrait von zwei der Schule gestifteten Bildern: einem Zypressenpaar, welches nach Aussage der Künstlerin Elemente des Portraitbildes enthält. Das weitere dazugehörige Bild entstand auf Vorschlag des Schulleiters: Die Schüler/innen sollten die hebräische Schrift sichtbar vor Augen haben; das Bild enthält einen Vers aus dem jüdischen Morgengebet und sieben Symbole.

Veit Feger

Bericht der Stuttgarter Zeitung (StZPlus): Schule erinnert an NS-Opfer: Betty Rosenfelds Rückkehr in die Schulgemeinschaft – Stuttgart (stuttgarter-zeitung.de)

Das Wettern der Woche
Vorsicht, Braunfäule!

„So eine Scheiße – Braunfäule!“ Meine Omi Glimbzsch in Zittau ist erschüttert. „Klimawandel“, nickt sie nachdenklich ihren Worten hinterher und ergänzt resigniert: „Zu viele Niederschläge!. Nu jaja, nu nene!“

Phytophthora infestans! Damals, ich hab’s selber augenäugig gesehen, waren ihre Tomaten eine Wucht! Kräftige grüne Blätter – und kräftige rote Früchte. Das Rot der Tomate dient dem Selbstschutz und hatte einst deutlich mehr als heute Signalwirkung. „Heute haste ja Domaadn in allen Schaddierungen und Foorben“, weiß die Omi Glimbzsch.

Ja, der Pilz! Er macht jedem gegenderten Tomatenfreund einen dicken Strich durch die Rechnung. Kraut- und Braunfäule, und das jetzt Jahr um Jahr mehr und auch noch am häufigsten in der Vielfalt des freien Landes! So viele sonnige Plätze, die Schutz vor der Braunfäule bieten könnten, gibt’s doch fast nirgends mehr.

Wenn Pflanzen nicht richtig wachsen wollen, wenn die Blüte ausbleibt, die Ernte mager ausfällt und sich Krankheiten und Schädlinge breit machen, liegt es häufig an einem müden Boden. Bei den Tomaten heißt es nun, rechtzeitig auszugeizen, damit die Pflanze gut durchlüftet wird. Bei Braunfäule-Befall gilt es, schnell zu handeln – die braunen Blätter sorgsam entfernen und in die Hausmüll-Tonne. „Und denk‘ dran: Alte Sorten sind meistens robuster und widerstandsfähiger. Außerdem schmecken sie besser als diese hochgezüchteten Sorten, woste noch jede Menge Chemie brauchst!“ Abwechslung im Beet hält die Pflanzen gesund und stark.

Und nun das Endergebnis: SPD vor AfD, BSW vor CDU – Grüne, Linke und Freie Wähler sind raus. Und ein Viertel der Wahlberechtigten hat verschlafen. Im Spree-Neiße-Kreis erzielten die Braunfäuligen 46,5 %, was aber nichts heißen mag – Infektionsgefahr! Denn die Sporen der Braunfäule halten auch harte Winter aus und werden durch Dummheit, Ignoranz, TikTok und Co. auf viele andere Arten verbreitet. Hier sind besonders die jungen Pflanzen gefährdet.

Also Mischkultur. Gemeinsam wächst sich’s besser.

Mensch! Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Demokratie-Kongress am 3.10. in Stuttgart

Das Wettern der Woche
Wasser bis zum Hals

„Darum wird der Herr die vielen Wasser des Stroms über sie kommen lassen. Der Strom wird alle seine Kanäle überfluten und über alle seine Ufer treten und er wird einbrechen in Juda und es überschwemmen und überfluten, bis er den Menschen an den Hals reicht“, drohte Jesaja. Wer hätte gedacht, dass der Prophet auch uns meinte?

Gegen alle Verwässerer der Welt können wir vom vermeintlich sicheren Ufer aus am 20. September 2024 mit den Jüngern von Friday for Future gegen den Strom der Zeit schwimmen und Rettungsringe mitbringen wie diesen:

Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag …

Und was ist mit dem Tag nach Brandenburgs Brandmauern? Auch die Ufer der Havel sind sich längst nicht mehr sicher vorm braunen Abwasser. Die Wahlämter rechnen am Sonntag mit stark steigenden Pegeln: Ob die Schutzmassnahmen ausreichen? Die schmerzfreie Bewältigung unserer Probleme ist eine Erfindung aus Merkels Zeiten – es war allzu bequem, aber letztlich eine dumme Ampelei, die haltlosen Versprechen geprüft und wider besseres Wissen weiterzugeben, Hauptsache Ruhe im Karton. Jetzt weiss man: Ene, mene Miste – es rappelt in der Kiste! Wer will schon das Gerede von der Krise (Klima, Kirche, Krieg), die von den Medienkanzeln verkündeten Krisenszenarien hören oder glauben? Die enthaltenen Botschaften werden schlicht aggressiv abgelehnt: Die Alternative triumphiert über alle Erfahrungen, alles Wissen – und unsere Eliten flüchten sich vor Schreck in die rechten Ecken. Verdammt nochmal – da ist ja schon das meiste besetzt!

Wissen was war, wissen, was wahr ist, das ist anstrengend, kostet Zeit und Geld, braucht Bildung und Geduld und Hilfe, auch von den Medien, die um ihre Unabhängigkeit fürchten. Wer unbequeme Wahrheiten nicht scheut wie etwa das Recherchenetzwerk Correctiv, wird über Nacht zur Zielscheibe von Klimaleugnern und den Mätressen der AfD. Wir wissen längst, wie sich unser Leben durch eine erhitzte Erde verändert, wie klimagerechter Wandel gelingen kann, wir wissen, wer die nötigen Maßnahmen bremst. „Eine freie, nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfene Presse ist ein Wesenselement des freiheitlichen Staates… eine freie … politische Presse (ist) für die moderne Demokratie unentbehrlich“, aber erhält natürlich viel Druck und Dreck, wenn die Wasserstände steigen. Ich frag‘ mal meine Omi Glimbzsch in Zittau, ob sie paar Groschen für Euch und die Presse übrig hat.

Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Das Wettern der Woche – Huck Föcke

Die Fregatte heißt Baden-Württemberg, nicht Brandenburg. Daher sollte der Chinese ganz, ganz vorsichtig sein: Unsere Fregatte ist bewaffnet. Wir haben in unserer Geschichte den Chinesen schon einmal die Rote Karte gezeigt – z.B. bei einer Hafenrundfahrt in Hamburg mit Olaf Scholz vor zwei Jahren und 1897, als unsere Truppen Qingdao besetzten, um eine Brauerei zu gründen. Die braut bis heute noch vor sich hin – aber keine Ahnung vom deutschen Reinheitsgebot. Und heute? Heute ist Deutschland selbst ein Beuteland, sagt Huck Föcke – es werde gegen die Interessen seiner Bürger regiert, die das auch glauben. Und das will er ändern. Laut einer repräsentativen Umfrage (INSA für „Bild“) stehen 73 Prozent der echten Deutschen der Beteiligung chinesischer Unternehmen in Deutschland überaus skeptisch gegenüber, würden aber jederzeit gern dort arbeiten.

Pecunia non olet, sagt meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Das wissen auch Menschen wie Albert Einstein, Hannah Arendt, Richard Tauber oder Sitting Bull, die froh waren, wenn’s damals wenigstens „Brot, Bett und Seife“ gab.

Geld stinkt nicht, das haben längst auch freie Radikale, freie Sachsen und freie Rechte kapiert. Sie freuen sich diebisch und einvernehmlich über Wahlkampfkosten-Rückerstattung – allein für die AfD waren es 2017 mehr als 41 Millionen Euro. Joseph Goebbels schrieb dazu am 30.4. 1928 ahnungsvoll in der Zeitung „Der Angriff“: „Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns aus dem Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit ihrer eigenen Unterstützung lahm zu legen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freifahrkarten und Diäten zu geben, so ist das ihre eigene Sache. Wir zerbrechen uns darüber nicht den Kopf. Uns ist jedes gesetzliche Mittel recht … Wir haben dem Gegner die Zähne gezeigt von den Podien der Massenversammlungen und von den Riesendemonstrationen unserer braunen Garde aus. Wir werden sie ihm auch zeigen in der bleiernen Sattheit eines parlamentarischen Plenums. Wir kommen nicht als Freunde, auch nicht als Neutrale. Wir kommen als Feinde! Wie der Wolf in die Schafherde einbricht, so kommen wir. Jetzt seid ihr nicht mehr unter euch! Und so werdet ihr keine reine Freude an uns haben!“

„Huck Föcke“ ist eine Möglichkeit, bleierne Zeiten zu überwinden. Fakten dazu gibt’s auch bei „Correctiv“. Über mehr müssen wir reden. Zum Beispiel beim Demokratie-Kongress am 3. Oktober im Stuttgarter Theaterhaus.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter, Koordinator beim Demokratie-Kongress am 3.10. in Stuttgart 

1933% – Grohmanns „Wettern der Woche“

1933% – Grohmanns "Wettern der Woche"

„Wenn die Brandmauer brennt, is Matthäi am Letzten“, ruft mir meine Omi Glimbzsch aus Zittau zu. „Hajo Exner hat hier das Direktmandat geholt – 38,4%. Nu jaja, nu nene – früher war’n wir mal die stärkste der Partein…“.

Der zweite Volksaufstand in der DDR verlief friedlich, wenn man von den Brandanschlägen, paar in die Fresse, zerstochenen Reifen und regelmäßigen Hexenjagden und Überfällen auf die Demokratie mal absieht, von den Prügeln für die Medien mal ganz abgesehen. Das dämliches Brandmauer-Gerede würd‘ jetzt ein Ende haben, orakelt der Alt-Nazi Björn Höcke aus Lünen (NRW), der in Greiz für die AfD magere 38,9 % holte.

Aus dem Wirbelsturm der beiden Landtagswahlen ist ein anderes Land hervorgekrochen, ein neues, anderes Deutschland. Nun machen wir uns alle bissel in die Hose – aber sorry: Wir wissen doch, dass eine Mehrheit der wählenden Bevölkerung in den beiden Bundesländern kaum je eine Loyalitätsbindung zu den traditionellen Parteien entwickeln konnte. „Wählen ist nicht mein Ding“, kommentierte ein sympathischer Nichtwähler in Dresden. Und die Jungen, die gewählt haben, bevorzugen braun. Dazu kommt: Viele Menschen ostwärts akzeptieren die republikanischen Entscheidungen nicht, sie verstehen deren Codes nicht, vielleicht teilen sie nicht einmal die Konzepte der Demokratie. Ebenso viele fühlen sich als Deutsche II. Klasse ohne Eisernes Kreuz oder, schlimmer noch, als Ausländer in ihrer Heimat, meint die New York Times.

Und jetzt? Es ist höchste Zeit für eine Generalüberholung der Strukturen und Zugänge zur Demokratie. Statt der Wahlkampfplattitüden allerseits brauchen wir dringlich die Auseinandersetzung mit politischen Aspekten der Demokratie, eine zweifelnde Debatte, Reflexion, Thesen und Themen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zu Rassismus, zur bunten Republik Neuland. „Wehrt Euch“ reicht so wenig wie „Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft“. Wenn Sie mich fragen: „An allem ist zu zweifeln“ (Karl Marx).

Wie weiter? Wir könnten auswandern. Aber wir könnten uns auch für die Republik stark machen, für die Menschenrechte, für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, eine freie, nicht kommerz-gesteuerte Presse, für Recherche-Netzwerke a la Correctiv und die viele anderen Medien-Mühen. Wir können dafür sorgen, dass unsere Demokratie krisensicherer wird. Wir könnten uns fragen, warum man uns, denen, die alles immer besser wissen, nicht über den Weg traut, warum unsere Argumente so wenig überzeugend sind. Und fragen: Wie gefährlich ist die AfD wirklich?

Demokratie-Foren wären nützlich, Mutmach- und Mitmach-Kongresse wie der am 3.10. im Stuttgarter Theaterhaus. Demokratie für alle? Das fängt ziemlich weit unten an, ist aber sicherer als auswandern.

Mensch! Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim DemokratieKongress am 3.10. in Stuttgart

Finger am Abzug – Grohmanns Wettern der Woche

 

Der alte Schriftsetzer findet die fünf Buchstaben für das Wörtchen „Fahne“ selbst bei Nacht im Setzkarten: Der Beruf ist tot, der Schriftsetzer lebt noch,
der Setzkasten steht zum Verkauf. Und ich freu mich über die alten Handabzüge, die vor mehr als 60 Jahren auf der ersten Korrex-Andruckpresse in meiner Buchdruckerei entstanden: „Nie wieder Hiroshima“.

Wir brauchten die Handabzüge. Als es den alten Hauptbahnhof in Stuttgart noch gab, kommunalen Wohnungsbau, eine linksradikale kommunale Polizei und noch keine Copyshops, war der belebte Platz vor dem Südeingang des Hauptbahnhofs ein gesuchter Ort für Demonstrationen – etwa eine 24-Stundenmahnwache vom 7. zum 8. August 1960, also mehr als 60 Jahren: „Nie wieder Hiroshima“.

Jetzt haben wir den Salat und die wieder die Finger am Abzug, die alten und die neuen Führer. Es juckt. Die Terrorbrüder, die Eskalateure und Demokratie-Unterwander aller Couleur vereinigen sich: Sieg oder Untergang. Wer die Wahl hat, hat die Qual, höre ich aus Zittau. 2008 war ich mit meiner Omi Glimbzsch in den Apuanischen Alpen. Wir sind alle keine großen Wanderer. Oberhalb der Marmorbrüche um Massa und Carrara liegt das Bergdörfchen Sant‘ Anna di Stazzema. An der Geschichte des aus kleinen Ortsteilen bestehenden Bergdorfs wären wir
damals vermutlich ahnungslos vorbeigewandert, hätte es ein paar ältere Menschen nicht gegeben, ehemalige Kommunisten, die ihre Partei , aber nicht ihre Erinnerungen und ihr Klassenbewusstsein verloren hatten. Sie stoppen uns und erzählen…
Die Deutschen, oft als SS oder Wehrmacht verleugnet, hatten am 12. August 1944 alles, was lebte und nicht Deutsch war, am helllichten Tage ermordet, 500 Menschen, wird gesagt. Das war heute vor 80 Jahren. Die Deutschen haben nach 1945 mit aller Gewalt und Macht verhindert, dass dieses und tausend andere Verbrechen aufgeklärt oder gar gesühnt wurden. Sie haben dafür alles Menschenmögliche unternommen. Daran wollte ich Euch erinnern, jetzt. heute, in diesen Tagen, wo die Machthabenden wieder die Finger am Abzug haben.

Wandern ist kein Ausweg.

Mensch Grohmann ist Kabarettist
und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Meine Streubombe – Grohmanns „Wettern der Woche“

Meine Streubombe – Grohmanns "Wettern der Woche"

Ja, meine. Sie werden jetzt vielleicht sagen: Der hat noch Streubomben, in seinem Alter? Nochmal ja, denn die Verantwortung nimmt mit dem Alter ebenso zu wie die Vergesslichkeit, das vergessen die meisten gerne.

Momentan, da wieder und mit gutem Recht überall vom kommenden Krieg die Rede ist und an die Alten nicht gern gedacht wird, dürfen wir unsere Abmachungen mit dem Frieden nicht aus den Augen lassen, selbst wenn sie in den Augen vieler wertlos geworden sind. Meine Streubomben sind daher aus guten Gründen geächtet. Sie haben nach Versand und in der Regel wissenschaftlich und militärstrategisch exakt kalkulierte Ziele wie den Feind, zugegebenermaßen aber vor allem unbekannte, unberechenbare und grausame Folgen für Mensch und Tier und Umwelt. Sie streunen halt überall rum.

Meine Streubomben lagern in Miesau, kaum 150 km von Stuttgart weg. Miesau liegt faktisch unmittelbar neben dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer, einem Namensvetter von Albert Schweitzer (beide SPD). Rechtlich und politisch ist für die Munition neben mir auch die wegen ihrer pazifistischen Grundhaltung gefürchtete Grüne Katrin Eder (für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität) verantwortlich: Transport. Meine Streubomben, die verbotenerweise in Miesau lagern, wurden in vertragswidriger und verbotenerer Weise in die Ukraine geschickt, um dort Krieg zu machen. Herbert Mertin (FDP) leitet als Zivilist das Ministerium der Justiz und schaut verbotenerweise zu. „Wenn wir Streumunition ächten, dann kann sie auch nicht in Deutschland gelagert oder transportiert werden“,sagt dazu Anja Resche ganz frontal. Kann, Anja, kann!

Von August 2022 bis Juli 2024 wurde Streumunition in der Ukraine in bei von beiden Kriegspartnern in großem Umfang eingesetzt, zum Teil auch gegen die Eigenen. Aber ich gehe mal davon aus, dass es sich bei den aktuellen Einsätzen der Ukraine um die von der russischen Invasionsarmee erbeuteten Bestände handelt und die illegalen Lieferungen – am deutschen Verteidigungsminister vorbei – vorerst unberührt bleiben, bis die Zeit ihrer Vernichtung kommt. Meine Bomben leben noch.

Mensch Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Bullshit – Grohmanns „Wettern der Woche“

Bullshit – Grohmanns "Wettern der Woche"

Die Hirnforschung zeigt, dass Linke in der Regel schlechter gelaunt sind als Konservative. Dabei wird leider vergessen, dass manche Linken konservativer sind als Rechte – ich könnte Namen nennen! Was lehrt uns das? Das Kidnapping traditionell linker Wählerschaften von rechts grassiert weltweit – es habe mit der Abwesenheit von Zukunft zu tun, spricht Friedrich Küppersbusch. Ich mit meinen vier Jahren Volksschule (kriegsbedingt) konnte mich lebenslang und auf die kritische Intelligenz meiner dubiosen Bekannten verlassen, bis das Internet kam. Besser als Bild, täuschte ich mich, bis ich merkte (4 Jahre!), dass das Internet hundert mal so viel Bullshit wie Papier produziert und eine Katastrophe für meine CO2-Bilanz ist. Seitdem verschenke ich keine Bücher mehr, sondern lese sie. Aber dann.

Vielleicht greift ein konservativer Mensch in die Kiste am Gartenzaun? 

Nein, nicht das Kommunistische Manifest in leichter Sprache, das wär‘ verräterisch. Den Münkler? Welt in Aufruhr tät‘ vielleicht passen. Oder Hemingway? Wem die Stunde schlägt. Da hab ich 2 von. 

Im Erdenrund gibt es mehr als 800 Millionen Erwachsene, die weder lesen noch einen ganz einfachen, kompletten Satz schreiben können. Manche können sogar nur zwei, drei Worte aufschreiben: Hilfe, Hunger, Brot. Zwei Drittel von ihnen sind Frauen, wg. Stillen und Kochen. 

Aber was interessiert mich Erdenrund? werden Sie vielleicht einwerfen. Na gut: Zwölf Prozent der Berufstätigen können in unserem Land nicht richtig lesen und schreiben und verstehen nur leichte Sprache. Das sind bissel mehr als 6 Millionen, die meisten davon Männer, nicht wg. Stillen und Kochen. Als ich klein war, hab ich immer gedacht, Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus – alles nur eine Frage der Bildung. Wennsde die hast, fällt alles andere von dir ab und du verstehst vielleicht Brecht und den Guten Menschen von Sezuan und was es mit Kindergrundsicherung, Umvolkung, Demokratie und Waffenlieferungen auf sich hat. Beim letzten Wort stutze ich, bis ich mir einfällt: Klar, ich bin gegen Waffenlieferungen, egal, wer Putin beliefert – Nordkorea, China, Iran oder Metro. 

Man müßt‘ sich auf einem Demokratie-Kongress* treffen, zum Denken und Machen: Analysen für Leute wie mich, leichte Sprache, Tipps aus der Praxis, Hoffnung. Und alles zusammen. Getreu nach Brecht: „Oh ihr Unglücklichen! Euerm Bruder wird Gewalt angetan, und ihr kneift die Augen zu! Der Getroffene schreit laut auf, und ihr schweigt?“. Ach so, der Termin: 3. Oktober 2024, Theaterhaus Stuttgart. Man sieht sich, zur Gegenrede.

Mensch! Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Wolfsgruß! – Grohmanns „Wettern der Woche“

Wolfsgruß! – Grohmanns "Wettern der Woche"

Moooohment! Der Wolfsgruß ist lediglich ein Erkennungszeichen. Er sagt uns allenfalls: Hier bist du richtig, hier stehen die Feinde der Republik. Wir sind die Gegner von Atheisten und Christen, von Kurden und anderen Babymördern, solange sie leben. Hier demonstrieren die Feinde Israels, von Armeniern, Griechen, Kommunisten, Freimaurern, Päpsten, die Gegner Europas, der USA . Wen hamwa noch?

Die Grauen Wölfe gehören zur größten rechtsstaatlich geschützten rechtsextremen Organisation in Deutschland. Spätestens seit 1968 begannen sie gezielt mit politischen Morden, denen allein bis 1980 etwa 600 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Sein sollen. Sein sollen…

Die hiesigen Grauen Wölfe fallen besonders durch eine offen demonstrierte Gewaltneigung auf. Dazu der Verfassungsschutz sehr nett: „Die unorganisierten Anhänger der „Ülkücü“-Bewegung leben ihre meist rassistischen oder antisemitischen Feindbilder unterschiedlich aus.“ Und: „Zusätzlich können Ereignisse und Konflikte im Zusammenhang mit der Türkei eine starke Emotionalisierung bei türkischstämmigen Nationalisten und Rechtsextremisten hervorrufen. Diese können sich auf die Sicherheitslage in Deutschland auswirken.“ Ja, wenn das so ist…

Fußballspiele und andere Veranstaltungen, häufig als Event bezeichnet, sind ideale Anlässe zur Rekrutierung neuer Mitstreiter – der Wolfsgruß gilt unseren türkischstämmigen Bürgerinnen und Bürgern, den alten und den neuen Einwanderern, er ist Rosenkranz und Resonanzboden für Erdogan und Özil, millionen- und aberrmillionenfach verbreitet. Er ist ein Signal: Wir sind da. Wir warten auf Dich. Bald geht’s lo-hos. Das ist kein Scherz, Herr Merz. 

Wehret den Anfängen – abseits vom Bosporus? In Frankreich haben die Freunde der Republik gelernt – und wenn’s gut geht, gewonnen. Bei uns hinken die Linken noch der Zeit hinterher. Wenn sich aber der öffentliche Diskurs über die braunen Blauen und der Umgang mit ihnen nicht grundsätzlich und grundlegend ändert, droht die demokratie-zersetzende Strategie der AfD aufzugehen. Denn die AfD, um mal Tacheles zu reden, ist nach eigenem Bekunden darauf aus, die Gültigkeit der Menschenrechte und den Rechtsstaat in Deutschland abzuschaffen – kann sein, dass die „Brandmauer“ längst nur eine naiven Behauptung ist. Die AfD hat ihre Dominanzansprüche in abgegrenzten Sozialräumen realisiert, sie ist zu einer ernsten Bedrohung für die freiheitliche rechtsstaatliche Demokratie geworden. Ihre Steigbügelhalter sind alle, die sich aus den Forderungen der AfD ein Stück für ihre Kuchen abschneiden. Aber bitte mit Sahne.

Mensch! Peter Grohmann ist Kabarettist