Wenn Diktatoren jubeln, ist die Kacke am Dampfen. Momentan erleben die Wiederkäuer des Weltuntergangs ihre inneren Reichsparteitage: die Trumputins, die Orbáns, Kaczyńskis, Lukaschenkos – und weil’s so schön ist, mit Vornamen: die Receps Tayyips Erdoğanen und tausend andere. Die ideologischen Grenzen vermischen und verwischen sich.
Die Empörung hielt sich in Grenzen, als unser Lieblingsfeind und Namens-Christ Franz Josef uns vor gut 40 Jahren als Ratten und Schmeißfliegen brandmarkte – und eigentlich nur noch kein geeignetes Unkrautvernichtungsmittel gefunden hatte. „Da wär‘ ich mir heute nicht mehr so sicher“, tät‘ meine Omi Glimbzsch aus Zittau trällern, denn jetzt wird rechts die Ernte eingefahren: „Die Helfershelfer stehen heutzutage Gewehr bei Fuß, um Butter bei die Fische zu geben!“ Manchmal braucht es den Freischuss nicht, da genügt wie in den Staaten eine Unterschrift bei Elon Musk, um 50 Dollar zu kassieren: schon wieder ein Essen gespart. Die Sprache nicht nur bei uns wird immer deutlicher – wer’s nicht glaubt: Paar auf die Fresse!
Dummheit kommt rechts wie links vor und ist tragisch, was die Linke nicht glauben mag, weil sie zu viel glaubt. Doch, doch! Immer mehr Menschen werden von Dummheit, Ignoranz und Selbstverliebtheit über Nacht befallen wie seinerzeit von Corona. Dann vergessen sie Anstand, Würde und all die vielen guten Bücher und Zeitungen, von Rosa Luxemburg oder Erich Fromm ganz zu schweigen, und würden vielleicht der nackten Gewalt ein stärkeres Stimmrecht geben, und sei es aus purer Verzweiflung. „Schuld war nur der Bossa Nova – der war schuld daran“, sang Manuela von der AfD. „Bitte glaube mir“: Man macht sich nur im Notfall selbst die Hände schmutzig.
Orbán bezeichnet seine Gegner als Wanzen, als Ungeziefer, das es zu vernichten gilt. (Keine Angst, liebe EU: Vernichtung erst zu Ostern – dann feiern wir am Ostersonntag gemeinsam den Sieg des Lebens über den Tod. Wer da wo und wann übrigbleibt, ist momentan noch offen.) Im Großen Türkenkrieg 2025 lassen wir, logisch, Frau Leyen, die Demokraten am Bosporus genauso hängen wie die Afghanen am Kir Royal.
Die bürgerliche Klasse fällt auseinander. Citoyen und Bourgeois verstehen einander nicht mehr. Übernimmt der Populismus das Erbe der repräsentativen Demokratie?, fragte die taz im März 2012. Ich sag‘ mal vorsichtshalber: ja.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter