Alle Beiträge von Peter Grohmann

Über Peter Grohmann

Peter Grohmann, Jahrgang 1937, Breslauer Lerge, über Dresden auf d' Alb, dann runter nach Stuttgart: Schriftsetzer und Kabarettist, Autor und AnStifter gegen Obrigkeitsstaat und Dummdünkel. Mitgründer: Vom Club Voltaire übers undogmatische Sozialistische Zentrum, vom Theaterhaus zu den AnStiftern. Motto: Unruhe ist die erste Bürgerinnenpflicht. Was ärgert Grohmann? Alle, die den Arsch nicht hochkriegen, aber dauernd meckern. Und an was erfreut er sich? An Lebensfreude und Toleranz

Am Sonntag will mein Süßer mit mir bummeln gehn…

O Im Bundestag gibt’s Probleme: Unsere Abgeordneten sind dort von hunderten Lobbyisten umgeben. Nur nicht in den Parlamentsferien. Nach meinen Recherchen hatten – Stand 30. Juni 2017 – 787 Interessenverteter einen Hausausweis – und damit ungehinderten Zugang zu den Parlamentsgebäuden. Das sind mehr Lobbyisten als Abgeordnete! Aber nicht jeder Lobbyist ist auch Terrorist oder anständig, manche tun nur ihre Pflicht. Ich hoffe, Sie nehmen das Ernst.

Was die Hoffnung angeht: Eben überflogen Kampfflugzeuge der US-Armee die koreanische Halbinsel – Gott sei Dank, Kim Jong Un hat in die andere Richtung geschaut. Aber er ist gewarnt: Donald meinte, Amerika werde den Krieg gewinnen. Wir hoffen auf Direktübertragung.

Grohmanns Reisewarnungen

Peter Grohmann steckt seine Nase in Dinge, die uns alle was angehen

Letzte Woche verglich der Hassprediger Peter Altmaier die Rote Flora mit einer Hassprediger-Moschee. Dort wird nach hundsgemeiner Lesart dafür geworben, Andersgläubigen den Kopf abzuschneiden, mindestens. Wir sehen: Ein halbwegs passender Vergleich im Wahljahr. Und da hilft nur eins: Die Rote Flora und ihre grüne Fauna schließen – Befehl aus Berlin. Neulich wusste ja Altmaier sinnentstellt, dass nach Strich und Faden verurteilt gehöre, wer mit seinen Aktionen Verletzungen oder gar den Tod anderer in Kauf nehme. Der Altmaister traf damit ins Schwarze, denn er kann nur die Bundesregierung und die Abschiebungen halber Kindern ins ungesunde Afghanistan gemeint haben. Oder vielleicht doch die Mischpoke, die beim G20 Gehwegplatten von Hausdächern geworfen hatte? Die Platten waren bei der polizeilichen Präsentation der Waffen in den Nach-Hamburg-Tagen nicht zu sehen, weil nicht auffindbar: Spurlos verschwunden. Übrigens war’s nicht das erste Mal in der Geschichte, dass sich Linke und Rechte, verdeckte Ermittler und Zivilpolizisten, Kriminelle, Hooligans und Partygänger zeitgleich vermummten, um Krieg zu spielen. Alles schließen, alles verbieten. Dann ist Schluss!
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Zweifel an den Obrigkeiten – für Barbara Simons

21. Juli 2017
Für Barbara Simons
1937 – 2017

Liebe Kinder,
ja, an Euch, die Kinder, will ich mich zuerst wenden.
Denn Ihr seid es ja, die Erinnerungen an Barbara Simons
am längsten mittragen werden, weit in die Zukunft hinein,
auch dann noch, wenn die Blumen von heute längst verblüht sind.

Es sind die wiederkehrenden Erinnerungen
an eine Frau, die sich weit aus den Fenstern der Gesellschaft heraus gelehnt hat,
weiter als andere Frauen und viel, viel weiter als manche Männer,
denen ihre Themen manchmal peinlich waren.

Neue Frauen braucht das Land,
Kinder, die sich erinnern, an solche wie sie,
und Menschen, die diese Erinnerungen in die Zukunft tragen.

Denn es ist doch der dauerhafte Blick, der heute fehlt,
die Erinnerung an übermorgen,
die Erinnerung an knifflige Fragen und nachdenkliche Antworten,
an blühenden Blumen in den Gärten,
aber auch an den eigentümlichen Geruch von 21 Baustellen,
an verwegene Standpunkte und Standorte.

Denn es sind eben nicht die schnellen Antworten
der Herrschenden, die überzeugen,
sondern die tiefen Fragen der Leidenden, der Schmerztragenden,
die Fragen der Frauen und Kinder,
der Unterdrückten.

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Polen – Deutschland 1:1

Kritik an polnischer Justizreform: Sitzt Deutschland im Glashaus?
Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel kritisierte das polnische Justizreformvorhaben im Spiegel mit der Bemerkung: „Wir können in der Welt nicht Rechtsstaatlichkeit und Demokratie predigen und unsere eigenen Standards nicht beachten“. Die twitterbekannte Rechtswissenschaftlerin Barbara Brandner meinte dagegen: „Wer Polen wegen der Justizreform kritisiert, sollte sich das deutsche Richterwahlrecht genauer ansehen.“
Ein zentraler Punkt der Kritik an der geplanten polnischen Regelung ist nämlich, dass der Sejm zukünftig über die personelle Bestückung eines Landesrichterrats entscheiden soll, der Richter ernennt. Damit, so die Kritiker, entscheide das Parlament indirekt auch über Richterposten, was ein Verstoß gegen die Gewaltenteilung sei. Bezüglich der Sauberkeit dieser Trennung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative sind auch die geltenden deutschen Regelungen angreifbar: Über die Vorsitzenden der Bundesgerichte entscheiden beispielsweise Bundesministerien – und die Verfassungsrichter werden nach Artikel 94 Absatz 1 Satz 2 des deutschen Grundgesetzes „je zur Hälfte vom Bundestage und vom Bundesrate gewählt.“
Da der Bundestag dieses Recht an einen Wahlausschuss weiterreichte, der mit Zweidrittelmehrheit beschließt, entscheiden nur acht Personen. Faktisch können das den Parteihierarchien wegen sogar lediglich die Führer der beiden großen Volksparteien sein. Oder eine Kanzlerin, die eine Große Koalition anführt. Es ist auch möglich, dass sich eine Partei bei Koalitionsverhandlungen das Recht sichert, einen Richterkandidaten ihrer Wahl zu nominieren (vgl. Wenig transparent und der Bedeutung unangemessen). Juristische Kommentare halten diese Situation zum Teil für verfassungswidrig und fordern öffentlichen Anhörungen der Kandidaten, wie es sie beispielsweise in den USA gibt. Ob Verfassungsrichter wie die umstrittene Susanne Baer nach solchen Anhörungen problemlos an ihre Posten gelangt wären, ist zumindest zweifelhaft.

Schorlaus neuer Thriller
Der große Plan

Wolfgang Schorlau über seinen neuen Thriller „Der große Plan“ Dengler unter den Griechen

Von Roland Müller 21. Juli 2017 – 14:32 Uhr
Unter den Krimi-Autoren der Republik ist er der politischste: Acht Romane mit dem Ermittler Georg Dengler hat der in Stuttgart lebende Bestsellerautor Wolfgang Schorlau bisher geschrieben. Im November erscheint sein neunter: „Der große Plan“ untersucht die Griechenlandkrise.

Stuttgart – Unter den Krimi-Autoren der Republik ist er der politischste: Sein Privatdetektiv Georg Dengler geht den Machenschaften von Geheimdiensten und Neo-Nazis, Militärs und Konzernen nach. Acht Dengler-Romane mit einer Gesamtauflage von fast zwei Millionen Exemplaren hat der in Stuttgart lebende Wolfgang Schorlau bisher geschrieben. Mit dem im November erscheinenden neuen Thriller will der 66-jährige Bestsellerautor die Erfolgsserie fortsetzen: Im „großen Plan“ lässt er Dengler nach Athen, in die Welt der Troika und der internationalen Finanzpolitik reisen. mehr…

Niedlich. Erst 90

Donald Trump
Quelle: Wikipedia

Am 20. Juli (na ja) feierten wir in der Stuttgarter Stadtbibliotkek.
Niedlichs 90. Öffentlich. Full Haus. Danke an Kiwus & Co, an Jan Peter Tripp, Günter Guben, Joe Bauer, HP Breuer, Friederike Roth,Wolfgag Dauner, Corula Güdemann, Georg Dielt, Ekehard Rössle uva. Niedlich war auch da, und wie. In seinem Sinne: Widerstand gegen Dummheit und Intoleranz, Rede-, Schreib- und Leseverbote. Nicht nur in der Türkei oder Polen, auch hier, sagt er.

Meine rechtsfreien Räume

Peter Grohmann steckt seine Nase in Dinge, die uns alle was angehen

Dieser Tage ist alles ganz aufgeregt wegen der rechtsfreien Räume. In den USA heißen die etwas vornehmer No-go-Areas oder im Jargon der Biodeutschen „national befreite Zonen“. In solchen Ostzonen sollte sich dann niemand mit einem Palästinensertuch, Rasta-Locken oder dunkler Haut blicken lassen. Meine rechtsfreien Zonen liegen weniger im Schanzenviertel, sondern mehr in Untertürkheim, in der Abteilung Versuch beim Daimler oder luftlinienmäßig 2000 Meter weiter westlich bei Porsche. Sie liegen in der Hohenheimer Straße und am Neckartor, just dort also, wo geltendes Recht mit Finesse und Billigung von oben permanent gebrochen wird und der Feinstaub – wohl bekomm’s – zuerst in den Lungen und dann an städtischen Mooswänden aufgefangen wird. Mitten in der Stadt und wie in Hamburg werden, so gesehen, Tote und Kranke billigend in Kauf genommen. mehr…

Unsere Kinder

Peter Grohmann

Diesmal waren wir Alten nicht dabei. Wir können nicht mehr so schnell rennen, nicht als Täter, nicht als Opfer. Aber die da brandschatzten, sind unsere Kinder. Mag sein, dass manche von ihnen inzwischen etwas zu groß geworden sind, aber unsere Kinder bleiben sie immer. Es sind die Kinder von Dir und mir, die Kinder von Seehofer, Steinmeier und Merkel, die Kinder von Olaf Scholz, Sarah Wagenknecht und von Ursula von der Leyen. Es sind Kindes des Wohlstands, der Fülle oder der Armut, des Elends nebenan. Es sind die Kinder jener Gesellschaft, die wir ihnen gebaut haben, Kinder, die das Erbe der Mütter und Urgroßväter tragen müssen. Es sind die Kinder aus unseren Kindergärten und Schulen, aus unseren Lehrwerkstätten und Universitäten. Die Kinder, allesamt, sind nicht vom Himmel gefallen, sie sind in dieser Gesellschaft groß und dumm geworden, klug und klein, bescheiden oder aggressiv, krank oder reich. Als sie auf die Welt kamen, waren sie nicht selten unerwünscht, aber da sie nun mal da waren, haben wir sie durchgefüttert und durchgeschleppt oder, je nach Lage, verwöhnt und verhätschelt oder ungezogen gemacht.

Jetzt ist es höchste Zeit, sich von ihnen zu distanzieren:
Ihr seid ungezogen, gewalttätig, kriminell, verwöhnt, ihr seid besoffen, drogenabhängig, arbeitslos, arbeitsscheu, ungebildet, ihr seid kaputt, krank, ihr seid eine Schande für unser gebildetes, schönes Land. Ihr seid undankbar. Ihr macht alles kaputt. Ihr habt auf der ganzen Linie versagt. Hättet Ihr Euch doch ein Vorbild an uns genommen!

Kommt bloß nicht heim!

G 20
Nach den Krawallen: Die übliche Ablenk-Debatte

Alle diskutieren über linken Extremismus. So soll die fehlerhafte Taktik der Polizei in Vergessenheit geraten.

Am Tag danach ist es wie fast immer, wenn in Deutschland schwere Straftaten geschehen: Politiker von Union und SPD überbieten sich mit Forderungen nach schärferen polizeilichen Maßnahmen. Nach den Hamburger G20-Krawallen soll jetzt eine europäische Extremistendatei her. Auch diesmal ist der Zweck der Forderung eindeutig: Über polizeiliche Fehleinschätzungen und falsche Taktiken soll nicht mehr gesprochen werden. mehr…

Die Stunde der Vereinfacher

Schuld der Linken
Konservative wollen der deutschen Linken die brutalen Krawalle in die Schuhe schieben. Das ist billig. Denn es ist nicht links, Kleinwagen anzuzünden.

Die Autowracks in Hamburgs Straßen rauchen noch, schon schlägt die Stunde der Vereinfacher. Manche geben sich große Mühe, der deutschen Linken – wer immer das auch sein möge – die Schuld an den brutalen Krawallen zuzuschieben. Klar habe die Randale mit Politik zu tun, twitterte zum Beispiel Jens Spahn, die konservative Nachwuchshoffnung der CDU. Schließlich hätten Teile der SPD linke Gewalt systematisch verharmlost.
Auch öffentliches Nachdenken über die Polizeistrategie wird im Moment gerne diffamiert. „Nur schäbig“ sei die Kritik von Grünen und Linken an der Polizei, findet Unions-Fraktionschef Volker Kauder. Der FDP-Politiker und Vizepräsident des EU-Parlaments Alexander Graf Lambsdorff wiederum wirft einem Grünen-Politiker auf Twitter vor, die Hamburger Polizei zu beschimpfen. Dabei hatte jener lediglich geschildert, wie er von einem Polizisten erst beleidigt und dann getreten worden war. mehr…

Joe Bauer aus Hamburg

LIEBE GÄSTE,

ich war/bin als Tourist in Hamburg, war gut unterwegs und hab in einem kleinen Hotel im Schanzenviertel gewohnt – von wo aus ich auch spät nachts noch vom Balkon aus die unschönen Ereignisse verfolgen konnte. Mithilfe meines Taschentelefons hab ich ein paar Notizen gemacht:

Samstag, 8. Jul, am Morgen.

Die Antwort auf die Frage, was ich von geplünderten Supermärkten und ähnlichen Aktionen halte, erfordert nicht besonders viel Denkarbeit. Und eine Distanzierung hat kaum mehr Inhalt als etwa das Statement, Waffen seien unter Umständen gesundheitsschädlich und deshalb abzulehnen. Distanzierung von Zerstörung ist keine Haltung, die Mut oder Engagement voraussetzt – also einfach und mühelos.

Nach ein paar Stunden Schlaf im Schanzenviertel, wo noch lange der Hubschrauber über unserer Herberge kreiste, weiß ich so gut wie nichts über die Gründe und Ursachen der Randale, nichts über die Menschen, die daran beteiligt waren/sind. Von „Anarchie“ zu reden ist nicht erhellend, weil es viele unterschiedliche Anarchie-Theorien gibt, auch die der gewaltfreien.

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Reizgas & Quecksilber

Reizgas & Quecksilber – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Zu Beginn des G20-Gipfles in Hamburg hat die Polizei mittels Pfefferspray den Aufbau eines genehmigten G20-Protestcamps in Entenwerder verhindert und auf diese Weise erfolgreich zur Eskalation der Gewalt beigetragen. Es besteht also seitens der Pfefferspray-Fraktionen Hoffnung, dass die 8000 Gewaltbereiten persönlich auftauchen und von sich hören lassen. Der Einsatz durch die Bundeswehr im Ausland ist übrigens nach dem Protokoll über das Verbot der Verwendung von erstickenden, giftigen oder ähnlichen Gasen sowie von bakteriologischen Mitteln im Kriege, kurz Genfer Protokoll, „gegenüber Angehörigen gegnerischer Streitkräfte“ verboten.
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Eintracht Dortmund

Eintracht Dortmund – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Jetzt hat er’s ihr aber gegeben, unser Martin! Die CDU/CSU, so der spätere Kanzler, ist daran interessiert, dass möglichst wenige Leute zur Wahl gehen. Wahlbeteiligung klein – CDU/CSU vorn. Und wir Sozialdemokraten haben natürlich keinerlei Chancen, etwas für eine höhere Wahlbeteiligung zu tun. Schäube hat gleich zurück gemeckert: Die SPD will den Wähler verdummen. Konter Schulz: Die Union verachtet die Demokratie! Ich hab’s geahnt!
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Mein Gott in Frankreich

Mein Gott in Frankreich – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Gott in Frankreich hat immerhin eine solide Wählerbasis von 43 % – der Oberbürgermeister von Burkelfingen nicht mal 30. Da schaun wir doch mal, was der Mann vom Durchmarsché in den nächsten Monaten damit machen kann. Sobald sich der Franzose von seinen Vacances erholt hat und wieder klar sieht, wird er merken, dass die Welt noch nicht ganz untergegangen ist und somit auch die Probleme überlebt haben. Unser Minister Müller warnt schon mal vor 100 Millionen Flüchtlingen: Afrika geht vor die Hunde, wenn’s so weitergeht wie bisher.
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Eine Flugschrift der AnStifter
Desaster, Mehrheiten, Opposition

Liebe Leute,
angesichts des Desasters, das die Parteien in Frankreich erlebt haben, gerät man ins Grübeln. Wer steckt hinter Macron? Gott in Frankreich, der Volkswille, die Fügung? Auch in Deutschland haben 700 Interessenvertreter Hausausweise zum Bundestag – es gibt also mehr Lobbyisten als Abgeordnete, und die haben manchmal mehr Einfluss als der Abgeordnete selbst. Wer in seiner Partei oder Firma vorwärtskommen will, hält besser das Maul. Momentan scheint’s ja so zu sein, dass Europa „am Arsch“ ist – es wird als Europa der Reichen, der Wirtschaft betrachtet – mit dem Siegel „Demokratie Mangelware“. Wenn wir uns zu Europa bekennen, dann ist es das Europa mit den offenen Grenzen, das Europa der Menschenrechte, ein Europa, das nicht (wie heute) die ärmsten Länder knechtet wie etwa Griechenland, sondern ein soziales und solidarisches Europa.  mehr…

Ein Frankreich der Menschenrechte

Angesichts des Desasters, das die Parteien in Frankreich eben erlebt haben, gerät man ins Grübeln. Die Frage ist also müßig, wer hinter Macron steckt – der liebe Gott in Frankreich, der Volkswille, die Fügung? Auch in Deutschland haben ja 706 Interessenvertreter derzeit einen Hausausweis zum Deutschen Bundestag – und es gibt im Parlament noch immer mehr Lobbyisten als Abgeordnete – das sagt zwar nicht alles, aber viel. Und wir wissen: Ein Lobbyist hat öfter mehr Einfluss als ein Abgeordneter. Gibt das nicht zu denken? Viele, die in ihrer Partei vorwärtskommen wollen, halten gern das Maul. Momentan scheint es ja so zu sein, dass Europa „am Arsch“ ist – es wird nicht zu Unrecht als Europa der Reichen, als Europa der Wirtschaft betrachet – mit dem Siegel „Demokratie Mangelware“. mehr…

Ted Bergmann ist tot
Ein Nachruf von Joe Bauer

Ted Bergmann, Jude, Kommunist, Widerständler – und AnStifter der ersten Stunde, ist am 12. Juni 2017 in Stuttgart im Alter von 101 Jahren gestorben. Die Trauerfeier findet am 22.Juni um  11 h auf dem Pragfriedhof statt. Zum Tod von Theodor Bergmann schreibt Joe Bauer in der StN:

Theodor Bergmann aus Stuttgart, der große politische Kämpfer, Analytiker und Optimist, ist am vergangenen Montag im Alter von 101 ­Jahren gestorben. Ein paar Tage bevor er zur Feier seines runden Geburtstags im Familienkreis nach Israel reiste, im März vergangenen Jahres, habe ich ihn zum letzten Mal besucht und seitdem oft an ihn gedacht. Ob er allein ­reise, hatte ich ihn gefragt. Ja, hat er gesagt, mit dem Taxi nach Degerloch, dann mit der Straßenbahn zum Bahnhof und mit dem Zug zum Flughafen Frankfurt.  mehr…

Angehörige der NSU-Opfer verklagen den Staat

Angehörige zweier mutmaßlicher Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) haben den Staat auf Schadenersatz verklagt. Die Klagen stützen sch auf die Pannen bei der Fahndung nach dem untergetauchten NSU-Trio. Außerdem habe die Polizei die Angehörigen zu Unrecht verdächtigt und unter Druck gesetzt. Die Käger sind Angehörige von Enver Simsek und Ismail Yasar. Simsek war am 9. September 2000 das erste Mordopfer des rechtsextremistischen NSU. Sowohl Simsek als auch Yasar waren in Nürnberg mutmaßlich von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen worden. (SZ, 18.6.17)

Frère Jacques, Frère Jacques, Dormez-vous?

Frère Jacques, Frère Jacques, Dormez vous? – Peter Grohmanns "Wettern der Woche"

Ist der linksrheinische Bruder nun aufgewacht oder ging er nur baden? Bei einer Wahlbeteiligung von 50% bei 47 Millionen Wahlberechtigten sind 32% pi mal Daumen 7 Millionen Stimmen, hochgerechnet 17%. Mit 17 hat man noch Träume, sang Peggy March schon 1965. Wir lieben Marcon – er ist gewissermaßen fast so etwas wie unser Christian Lindner – ein Wuppertaler auf der kaputten Schwebebahn. Emmanuel Marcon wäre dann der neue Friedrich Engels der Deutschen und Sahra Wagenknecht seine Domina.
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Finanzielle Schmarotzer? Also, ich bitte Sie!

Michael Hudsons „Der Sektor“ – ein Beitrag zur ökonomischen Gegenaufklärung
Sollten Sie der Meinung sein, dass im heutigen Finanzsystem die Banken „finanzielle Schmarotzer“ sind, die auf Kosten der Realwirtschaft leben, ohne selbst etwas zur Produktion beizutragen, dass der Finanzsektor mit seinen Gewinnen das politische System kapert, dass die Finanzoligarchen eine Mautstellen-Wirtschaft betreiben, um Monopolrenten abzuschöpfen, dass Grundherren, Monopolisten und „Kuponabschneider“ von den Einnahmen ihrer Anleihen, Aktien und (zumeist geerbten) Immobilien leben, dass sich das Finanzsystem der Orwell’sche Strategie der rhetorischen Täuschung bedient, dass die politische Linke ihren wirtschaftspolitischen Fokus aufgegeben und sich der neoliberalen Agenda unterworfen hat und dass das westliche Finanzsystem zu einer Geisel der US-Geopolitik geworden ist, wenn Sie glauben, dass (Stuttgarter) Häuslekäufer gezwungen sind, für ihre Immobilie zu viel zu zahlen und zu hohe Kredite aufzunehmen, dann könnte das Buch „Der Sektor“ des US-Ökonomen Michael Hudson etwas für Sie sein. Klett Cotta