Alle Beiträge von Evelyn Kunze

Das Wettern der Woche
Mit Kippa? Nur nachts.

Erstens: Es dürfe niemals sein, dass Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland in Angst und Schrecken leben müssten, sagte Olaf Scholz eben.
Zweitens: Ich würde keinem Menschen raten, mit einer Kippa auf dem Kopf durch die Stadt zu gehen, sagte ich ihm. Allenfalls nachts, sage ich heute.

Es war mir immer ein Vergnügen, morgens aufzustehen, gegen halber Siebene. In jüngster Zeit möchte ich am liebsten die Bettdecke über mir zusammenziehen – aber ich kann nicht mehr schlafen, weil ich nicht weiß, ob der Krieg über Nacht gewachsen ist. Ich tröste mich über die nächste Viertelstunde: Wenn er ganz groß geworden wär‘, würde ja jemand anrufen, es lange klingeln lassen wie der Rüdiger und dann sagen: „Peter, man müßte was machen!“ Man bin immer ich. Bis mir plötzlich klar wird: In Israel ist es jetzt ja alles später, viel später, manches zu spät – und in Gaza noch viel später als im Libanon….

50 Millionen Tonnen Schutt müssen später mal weggeräumt werden, wenn der Krieg keine Luft mehr kriegt. Der Schutt – das wird nochmal ein ganz, ganz großer Geschäftszweig!
Schlagen die Nachts zurück? Haben sie schon? Ist es ein Erstschlag oder bloß Vergeltung oder was ganz Neues? Dann hau‘ ich mir an den Kopp: Junge, sag‘ ich mir, jetzt haste die Ukraine vergessen! Wenn’s doch nur die wäre! Da kommt ja noch der Jemen dazu und der Kongo! Oder ist es Kenia? Nein, Mali. Der Sudan? Vergiss Syrien nicht, Alter, und die Uiguren. Wieso Uiguren, frage ich mich, da ist doch gar kein Krieg. Afghanistan? OK, das haben wir ja befriedet. Jetzt sitzt auch Deutschland mit im Schlauchboot.

Es ist nicht mehr schön, morgens aufzustehen, zu frühstücken und die Zeitung zu lesen. Das Vergnügen, wär’s denn eins, wäre ja eh‘ sehr kurz – die Presse wird immer dünner. Das meiste fehlt, auch an Seitenhieben. Jetzt kann dich nur noch das Netz auffangen, doch du weißt: Jede Zweite liest täglich Zeitung, wird von der Anzeigenabteilung behauptet. Aber es hilft nichts. Die Tageszeitungen erreichten knapp 50 % der über 14-Jährigen – incl. der Analphabeten. Und wen erreichen wir? Und wann? Und mit was?

Viele Neurobiologen und -psychologen wissen: Die Digitalisierung und der Wandel der Medienlandschaft machen unsere IQ-Werte deutlich dünner. Steigende Bildschirmzeiten, ständige Erreichbarkeit – das schlägt auf den Geist, macht aggressiver und letztlich dümmer. Ich hab’s ja geahnt: Das Gehirn ist schlicht überfordert. Meins auch.

Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Im Theaterhaus mit dem Leonard-Cohen-Projekt am 29.10.2024.

Finger am Abzug – Grohmanns Wettern der Woche

 

Der alte Schriftsetzer findet die fünf Buchstaben für das Wörtchen „Fahne“ selbst bei Nacht im Setzkarten: Der Beruf ist tot, der Schriftsetzer lebt noch,
der Setzkasten steht zum Verkauf. Und ich freu mich über die alten Handabzüge, die vor mehr als 60 Jahren auf der ersten Korrex-Andruckpresse in meiner Buchdruckerei entstanden: „Nie wieder Hiroshima“.

Wir brauchten die Handabzüge. Als es den alten Hauptbahnhof in Stuttgart noch gab, kommunalen Wohnungsbau, eine linksradikale kommunale Polizei und noch keine Copyshops, war der belebte Platz vor dem Südeingang des Hauptbahnhofs ein gesuchter Ort für Demonstrationen – etwa eine 24-Stundenmahnwache vom 7. zum 8. August 1960, also mehr als 60 Jahren: „Nie wieder Hiroshima“.

Jetzt haben wir den Salat und die wieder die Finger am Abzug, die alten und die neuen Führer. Es juckt. Die Terrorbrüder, die Eskalateure und Demokratie-Unterwander aller Couleur vereinigen sich: Sieg oder Untergang. Wer die Wahl hat, hat die Qual, höre ich aus Zittau. 2008 war ich mit meiner Omi Glimbzsch in den Apuanischen Alpen. Wir sind alle keine großen Wanderer. Oberhalb der Marmorbrüche um Massa und Carrara liegt das Bergdörfchen Sant‘ Anna di Stazzema. An der Geschichte des aus kleinen Ortsteilen bestehenden Bergdorfs wären wir
damals vermutlich ahnungslos vorbeigewandert, hätte es ein paar ältere Menschen nicht gegeben, ehemalige Kommunisten, die ihre Partei , aber nicht ihre Erinnerungen und ihr Klassenbewusstsein verloren hatten. Sie stoppen uns und erzählen…
Die Deutschen, oft als SS oder Wehrmacht verleugnet, hatten am 12. August 1944 alles, was lebte und nicht Deutsch war, am helllichten Tage ermordet, 500 Menschen, wird gesagt. Das war heute vor 80 Jahren. Die Deutschen haben nach 1945 mit aller Gewalt und Macht verhindert, dass dieses und tausend andere Verbrechen aufgeklärt oder gar gesühnt wurden. Sie haben dafür alles Menschenmögliche unternommen. Daran wollte ich Euch erinnern, jetzt. heute, in diesen Tagen, wo die Machthabenden wieder die Finger am Abzug haben.

Wandern ist kein Ausweg.

Mensch Grohmann ist Kabarettist
und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter

Wehrt euch! – Grohmanns „Wettern der Woche“

 

Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen: Ich bin der erste Kriegsdienstverweigerer, ich hab ’s amtlich. Keine Ahnung, wie lange solche Dokumente halten, aber ich verspreche hoch & heilig: Ich mach’s nie wieder. Vielleicht kriegen wir ja (wegen der Gleichberechtigung) jetzt auch einen Veteranentag fürs Klo säubern, Kotze abräumen, psychisch erkrankte Menschen mit aller Gewalt ruhigstellen (im Notfall: Elektroschocker), Nase zuhalten und Essen einflößen, obendrauf ’ne gute Portion Merck oder AstraZeneca, täglich 1 – 2 Selbstmorde verhindern, erzwungene Beteiligung an Menschenversuchen – tja, die Erinnerungen! Da kommt nicht nur Nachts manches hoch. „Das ist nix für schwache Nerven, da musst du standhalten!“, sagten die Ärzte. Die Steigbügelhalter der Nazis hielten bis zur Pension stand. Keiner fragte.

Wenn man sich nicht wehrt, landet man am Kreuz“, schrieb Winfried Kretschmann im März 24 dem Pabst hinter die Ohren, weil der als wichtigster Vertreter Gottes auf Erden irgendwas von weißen Fahnen gefaselt hatte. Nein, das war keine Gotteslästerung, es war Jesusschelte.

Der heute weltweit gehasste Pazifist, wer wüsste es nicht, hat momentan nicht viel zu melden. Man kann den damaligen Widerständlern gegen den brutalen Angriffskrieg der Deutschen (33 – 45) gegen den Rest der Welt vorwerfen, dass sie sich nicht einig waren im Kampf gegen Terror und Krieg, obwohl sie deren Pläne längst kannten. Man könnte ihnen etwa vorwerfen, dass sie hier bei uns nicht zu den Waffen gegriffen haben. Vielleicht hat der oberschwäbische Ministerpräsident und Jesuskritiker doch recht, vielleicht ist es gar ein Appell an alle Menschen, die sich auf Gottes Erdboden gegen Terror und Gewalt, gegen Ausbeutung, Vertreibung, Hunger und Elend zu bewaffnen und endlich zur Wehr setzen? Eine Warnung, um nicht am Kreuz zu landen wie die vielen Millionen Menschen, die von den Deutschen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden? In fast jedem Ort, jedem Betrieb schufteten sie bis zum Umfallen – oder bis zur Befreiung, auch Kinder und Frauen. Der Arzt Karl Horst Marquart ist in mehrjähriger Forschungsarbeit dem Leben und dem Tod von mehr als 200 sowjetrussischen Kindern nachgegangen – 260 starke Seiten bei kontakt@die-anstifter.de  – Kinder, die allein in den Lagern der Wohlstandsstadt Stuttgart zwischen 1943 – 1945 geboren und gestorben sind. Sie konnten sich so wenig wehren wie die Kinder heute – in Charkow, Kiew: Nah-ostwärts. 

Und jetzt? Trauer, Frust, Resignation 80 Jahre später? Oder Widerstand gegen das Vergessen? Die Gegenwehr beginnt mit Gegenöffentlichkeit.
Wir sind ein Teil davon.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Schalom Aleikum?

Krieg und Frieden sind völlig außer Kontrolle geraten. Seltsam in Zeiten, in denen es doch gerade erst gelungen ist, alles unter Kontrolle zu haben – alles: die Netze, Gedanken, Verstand und Seele und böse Geister, Börsen und Banken, Medien, Parlamente, Konsum, Gesundheit und Fortpflanzung, Arbeit, Freizeit, Vergnügen, einfach alles. Selbst die weisen Voraussagen der kritischen Intelligenz, eigene und fremde Erfahrungen, Daten, Fakten, die Lehren aus Wissenschaft und Forschung, Moral, Überzeugungen – alles scheint nutzlos, alles scheint vergebens, weggeworfen, vergeudet. Wenn zu den Waffen gerufen wird, zur Verteidigung oder zum Angriff auf Feinde aller Farben, ist alles zur Stelle, was leben und laufen kann. Jede Seite ist – je nach Volksvermögen – gut vorbereitet, die Bunker sind geöffnet, Schonkost auf Vor-rat für Jahre, alles ohne Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Schutzanzüge liegen parat, preiswerte Ware aus China, klimaneutral, recycelbar. Keine Kinderarbeit. Manchmal scheint mir’s, als werde alles getan, um ums Verhandeln herumzukommen. Verhandler sind Verräter oder Kriegsverbrecher, schlimmer als die drei Pazifisten in Moskau und Kiews, von denen Du nix hörst. Und frag‘ mich jetzt bloss nicht, wann die Russen abziehen! Hat bisher keiner gefordert.

Neulich traf ich einen, der mit denen nicht reden will, auf keinen Fall! Einen von den Höhen akademischer Gutbürgerlichkeit. Mit denen? Der meint die, mit denen wir nichts zu tun haben sollten, weil’s nichts bringt und weil die strohdumm sind. Querulanten und so. Aber wir, wir wissen genau Bescheid, wissen, was von was kommt, wie wir’s machen müssten, dass es anders wird und klappt. Es? Es ist die bessere Welt. Und „wir“, das ist die „progressive Intelligenz,“ Besserwessis, geistreiche Republikaner mit ei’m Hau auf Arendt und nur von anderen Mehrheiten gehindert, das Gute und Richtige zu tun. 

Apropos Mehrheiten: Ganz nebenbei zog eben der innerdeutsche Krieg gegen Weltuntergang und Genderei an uns vorbei ging siegreich (für die anderen) zu Ende. Jetzt ist Waffenstillstand. Eine Bier für alle, Herr Ober. 

Die anderen haben gewonnen, das Land jubelt, die Verhältnisse bleiben so stabil wie die Befürchtung, dass es noch ganz anders kommen könnt‘. Ein Drittel der Hessen blieb gern zu Hause (Hessenschau schauen). In Bayern nahmen rund drei Viertel der Wahlbeteiligten ihr höchstes demokratisches Gut ernst – und wählten rechts bis rechtsradikal. 

Ein Trost bleibt: Die Nichtwählerin und ihr Nichtwähler. Sind die die stille Reserve für die AfD – oder für die Republik? Man weiß es, aber sagt es nicht. Im Inneren des Landes ist wieder Ruhe eingekehrt. „Die“ sind jetzt die Zweitstärksten. 

Vertrauen ist nur dann gut, wenn man sich eine Enttäuschung leisten kann.

Hasso, fass den Asylanten! Hasso, fass!

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Merz jetzt die Zähne zeigen!

 

Hunderte, ach was, tausende Deutsche, Bio-Deutsche, wie bereits ein primitiver Bluttest zeigen würde, stehen sich vor deutschen Zahnarztpraxen die Füße in den Arsch, während sich in den furzwarmen Leder-liegen abgelehnte Asylbewerber räkeln und sich ihr Gebiss vergolden lassen. Wetten, dass sie auch noch hübschen unsere Zahnarzthelferinnen anmachen? Entschuldigung, aber was ist schon Volksverhetzung? Gilt denn das freie Wort im freien Land nix mehr? Für den Vorwurf der Volksverhetzung müsste man doch Friedrich Merz, dem guten Christenmenschen in spe, „mindestens nachweisen, dass er die Aussage im Wissen darum, dass sie falsch ist, getroffen hat“, tröstet jetzt Stefan Conen, Mitglied im Strafrechtsausschuss des Deutschen Anwaltsvereins, die Getroffenen. Aber Merz warnt zeitgleich auch vor wahnsinnigen Deutschen, vor Leuten mit Dachschaden, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen tät, denn Friedrich weiß: „Die werden doch wahnsinnig, die Leute, wenn die sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“ Kennen Sie noch Merzens Sozialtouristen aus der Ukraine und die arabischstämmigen kleinen Paschas – mein Gott, Walter! Aber bitte die Kirche im Dorf lassen, denn bis zur Gewalt gegen Andersdenkende ist es noch ein weiter Weg!

§ 130 Abs. 1 StGB enthält Handlungsmöglichkeiten: das Aufstacheln zum Hass und den Aufruf zu Hass und Gewalt: Beim Aufstacheln zum Hass ginge es Merz darum, die Gefühle anderer dahingehend zu beeinflussen, dass sie eine besonders feindselige Haltung gegen die betroffene Gruppe einnehmen. OK, das würd‘ schon mal hinhauen. Aber: Die Feindseligkeit muss über eine reine Ablehnung oder Verachtung hinausgehen. Ob das Merz tatsächlich gelänge, ist für die Strafbarkeit wegen Volksverhetzung unerheblich. Damals, also ’33, wenn Recht Recht und nicht rechts gewesen wäre, wären Parolen oder Flugblätter mit der Aufschrift: „Kauft nicht bei Juden“ nicht salonfähig gewesen. Heute ist natürlich alles anders – Hetzjagden beim Zahnarzt wären dennoch strafbar. Für eine Anzeige wg. Volksvernetzung wäre der Nachtbriefkasten der Staatsanwaltschaft Arnsberg, dem Dorf von Friedrich Merz, zuständig: sta-arnsberg@egvp.de-mail.de. Kennwort: Zähne zeigen.

(Der nächste online-Termin bei meinem Zahnarzt (Kassenpatient) wäre der 5.10.23, entweder gleich 8:00 h oder alternativ 16:00. Sonst halt zahnärztlicher Notdienst, für Leute wie Merz ohne Betäubung).

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Peter Grohmanns Wettern der Woche
Wir können nicht alle aufnehmen!

Wir können nicht alle aufnehmen – ganz meine Meinung! Bei den Alten- und Pflegeheimen warten mehr als 125 000 auf Aufnahme. OK, sagen Sie, die Alten haben ja gelernt, geduldig zu sein, aber die Kinder? Bertelsmann behauptet frech, dieses Jahr würden 384 000 auf Aufnahme warten. Aber wie lange noch? Heute sind sie noch hier, morgen könnten sie abwandern! 2022 waren es nur 266 000 – und alle haben ein verbrieftes Klagerecht. Doch die Richter fehlen, tausende und abertausende Stellen unbesetzt! Recht im Ruhestand? Mein Gott, was ist bloß aus Deutschland geworden!

Was die Kinder angeht: Es ist erfreulich, es werden jedes Jahr mehr. Sie wollen ja vor allem einmal unsere Renten zahlen. Dennoch ärgern sich Leute, werden krank an Leib und Seele. Aber kein Krankenhaus kann alle aufnehmen! Heute ist doch oft nicht mal die Feuerwehr rechtzeitig zu Stelle, wenn’s wo brennt. Es fehlt an Brandmeldern, Bademeistern, Bestattern, an Musiklehrerinnen, Müllmännern, Mathematikern, Laienpredigern, Lokomotivführerinnen. Die Bahn würde sogar Russen nehmen, sagte mir Bahnchef Lutz.

Ganz schlimm steht es vor allem in Bayern und Hessen um Schweine und Rindviecher: Viele warten vor den Toren der Schlachthäuser vergeblich auf fachkundige Metzger. Der Beruf – von altersher angesehen und honorabel – kommt in Verruf. Zu blutig, zu fettig, die Schweinehälften zu schwer, das geht auf die Knochen und angemotzt wirste auch andauend von die Veeganer“, meint meine Omi Glimbzsch aus Zittau. Und jetzt sagt sogar Recep Tayyip Erdoğan, sie könnten nicht alle aufnehmen, obwohl er von uns und aus der Ukraine massenweise Kohle kriegt. Orban, der alte Charmeur und Bankrotteur, stimmt umgehend zu: „Wir brauchen eine Mauer, größer und dichter als Eure von damals“ (zitiert frei nach Grohmann). Nur Vaterlandsverräter wie Adolf Höcke wagen da noch das mutige Wort von der Mauer, die her muss. Zu allem Glück fällt selbst die künftige Präsidentin Frankreichs der deutschen Erzfeindin von der Leyen und damit uns allen in den Rücken: „Dieu sait qu’on ne peut pas accueillir tout le monde !“

Ehrlich gesagt: Es geht um sieben Millionen! Sieben Millionen, die morgen oder übermorgen fehlen, ach was, heute! Fensterbauer, Programmiererinnen, Securitys im Feinkosthandel, Schreibkräfte beim Ausländeramt, Softwareentwickler, Journalisten für Volksfeste und Fernreisen…

Wir haben uns Großes vorgenommen“, sagt die Bundesregierung, und das Mädchen aus Afghanistan kann bereits zu Schulbeginn in Obrigheim (Sie wissen schon!) vor ganzen Klasse ein Gedicht im reinsten Schwäbisch vortragen: „Dr Schilla ond dr Hegl, dr Uhland ond dr Hauff, dui send bei ons d‘ Regel, die fallet gar net auf…“

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Grohmanns Wettern der Woche
Todesstrafe jetzt!

„Wenn man auch nur 10 % der Sendezeiten, die für Krimis, Männerfußball oder Volksmusik draufgehen, für’s Thema Demokratie oder ‚kritische Intelligenz ‚verwenden würde, müsste man vor uns Wählerinnen weniger Angst haben“, predigte mir meine Omi Glimbzsch in Zittau immer wieder und verstecke ihren Bakunin unterm Kopfkissen. „Nur dann bin ich wahrhaft frei, wenn alle Menschen, die mich umgeben, Männer und Frauen, ebenso frei sind wie ich“, sagte der Anarchist. Natürlich auf russisch.

Heute weiß die Linke nicht, was die Rechte tut, aber umgekehrt. Im Sommerinterview will Kanzler Scholz dem Volk aufs Maul schauen und fordert, nur solche Gesetze auf den Weg zu bringen, die auch bei einer Volksabstimmung die Mehrheit hinter sich versammeln würden. Wie wär’s mit der Todesstrafe für Schwimmbadpöbler? Wäre zustimmungsfähig, wenn’s nach dem Wahlvolk ginge. Ja, ich weiß, aber man muss sie ja nicht vollstrecken!

Der auf Humor getrimmte Kanzler hatte offenbar das Mannheimer Wahlergebnis aus dem Augen verloren: Mehr als zwei Dritteln der Wahlberechtigten war es piepegal, wer in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs Oberbürgermeister wird. Über den Buckel Desinteresse kommt auch eine Universitätsstadt nicht, aber wir wissen: besser wird’s nimmer und freuen uns: Nur etwa 55 % der Deutschen sind noch Antisemiten, da sieht man mal, was Bildung vermag! 35 % befürworten Gewalt – freilich nur gegen Andersdenkende – und 73 % mögen keine Flüchtlinge mehr aus dem Mittelmeer retten. Die Demokratie hat eben auch so ihre Tücken. Bildung für alle etwa – das ist ja auch mein persönliches Problem: Ohne Hauptschulabschluss (soviel Würde muss sein), aber mit Staufermedaille, das kostet weniger.

Außenministerin Annalena Baerbock würde die Ukraine gerne noch stärker militärisch unterstützen, sagt sie, etwa mit Minenräum- und Suchgeräten. Da seien die deutschen Ressourcen (auch wählermäßig – sagt sie nicht) begrenzt. Also lieber keine Volksabstimmung. Moderne Minenräumgeräte könnten ja auch Streubomben orten, doch nur, wenn sie geliefert werden. Die drei Hautbeteiligten Selensky, Putin und Biden sind in ihrem Handeln frei – Russland, die Ukraine und die USA haben die Streubomben-Konvention von 2010 – den völkerrechtlichen Vertrag über ein Verbot von Einsatz, Herstellung und Weitergabe von Streumunition – nicht unterzeichnet. Und wir gehen in Deckung. Wandel durch Annäherung erst nach dem Krieg – und Minen gemeinsam beseitigen.

Links blinken – Grohmanns Wettern der Woche

Immer Ärger mit der Demokratie – Grohmanns Wettern der Woche

Immer Ärger mit der Demokratie

Erstaunlich, dass die nicht auswandern: Fast 60 % von Befragten behaupten, dass sie wenig bis Null Vertrauen in die Bundesregierung haben und 80 % haben wenig bis Null Vertrauen in die Parteien. Ach, Sahra, viele wünschen sich einen starken Mann – nein, von Frauen ist nicht die Rede – , also einen, der mal richtig durchgreift (er kann auch bissel antisemitisch sein), der Schluß macht mit Genderei und Umvolkung, einen also, die Grenzen abdichtet, der Polizei den Rücken stärkt und endlich was für unsere Leute tut. So einer ist momentan weit und breit nicht zu sehen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis dahin geht ein Teil der Leute protesteshalber nicht wählen, ein anderer Teil wählt falsch und viele dürfen überhaupt nicht. Vornehm gesagt: Die Wahlmüdigkeit nimmt zu, und nicht mal ein Sieg der AfD ist ein Wecker. Drück‘ auf Schlummern statt auf Aufstehn. Nur beim Heizungsgesetz sind alle auf der Gass‘.
mehr…

Amok ist männlich – Grohmanns „Wettern der Woche“

Männliche Dominanz gefährdet das Überleben der Menschheit, sagt Prof. Christian Pfeiffer. Der AnStifter aus Hannover muss es wissen: Er hat lebenslang dazu geforscht. Umweltzerstörung, sagt er frech, ist eine männliche Domäne und Kriege wie der Putinsche auch. Doch wir können im Land bleiben – in Deutschland hat sich schwere körperliche Gewalt gegen Frauen in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt, die Zahl von Vergewaltigungen ist in den letzten fünf Jahren um eine Viertel gestiegen. Ums Zehnfache gestiegen sind auch Absatz und Umsatz gewaltverherrlichender Videospiele etc. pp., im gleichen Umfang hat die Armut hat zugenommen.

Nach einer Studie nordamerikanischer Forscher hinterlassen Videospiele mit gewalttätigen Inhalten Spuren im Gehirn des Spielers. Hirnareale, die Denken, Emotionen und Selbstkontrolle bearbeiten und steuern, verändern sich, ohne dass du es merkst. Du wirst unzufriedener, frustrierter. OK – Gewalterfahrungen in der eigenen Familie kommen dazu, Stress oder allzu geringe Bildung sind weitere Risikofaktoren. Und je mehr da zusammenkommt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du aggressiv wirst. Das alles ist übrigens Alltag in den Armeen, selbst wenn sich Annalena und ihre FreundInnen für die dummen Pazifisten von gestern entschuldigen (soll nicht wieder vorkommen).

Payton Gendron aus Conklin freilich war noch nicht wehrpflichtig und kaum 18 Jahre alt – aber die Bude voller Waffen. Keine Bücher. Er hatte seine Tat life ins Internet übertragen, sich selbst als rechtsextrem, rassistisch und antisemi-tisch gelobt und die Welt aufgerufen, sich gegen Umvolkung (Great Replacement) zu wehren. Derlei Aufrufe, vorsichtiger und unbewaffneter, kann man auch in the Länd und in den Netzen drumrum finden, ohne zu suchen.

Was uns angeht, nehmen ja Gewaltbereitschaft & Bildungsferne in gleichem Maße zu, wie die Aktien steigen. Nach dem Gang zur Mitte bei den verlorenen Wahlen im Norden und Westen könnten die neuen Dominas bei der geringen Bildung ansetzen: Mehr Lehrerinnen, mehr Geld für Musik in der Schule, öfters Singen, gemeinsames Zeitungslesen, Streiten um Umvolkung, Türkinnen, Übersterblichkeit und Wahlenthaltung. Doch für diese Art von Geschützen werden die Mittel gekürzt.

Die Meinungen und Folgerungen im vorstehende Betrag werden von den Produzenten der Videospiele, Ken Jebsen, Xavier Naidoo, zwei Wissenschaftlern und Wladimir Putin nicht geteilt, sind aber mit Grohmann einig, dass Rothschild recht hat: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen“. Wikipedia listet mehr als 160 deutsche Unternehmen im Bereich der Rüstungsindustrie auf, die ausreichend Stehvermögen und Frustrationstoleranz besitzen, bis der Krieg besiegt ist. Das kann dauern.

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)
ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter

Das nette Faschistle – Grohmanns „Wettern der Woche“

Das nette Faschistle – Grohmanns "Wettern der Woche"

Das nette Faschistle oder Do not panic – children and women first!
Alle hatten Angst vor’m 9. Mai 2022. Weiß man’s? Wer Deutschland vom Faschis-
mus befreit hat, ist vielleicht zu allem fähig. Ich geb‘ gern zu: Unsere Väter und
Großväter wollten nicht unbedingt befreit werden, und vor allem nicht von der
Sowjetunion. Ganz im Gegenteil, sie hätten lieber gesiegt, mit Gott für Führer und
Vaterland: Koste es, was es wolle. Kann man verstehen, nach all den Verbrechen,
die begangen wurden und meistens bis heute ungesühnt blieben. Die Vorsehung hat
in beiden Fällen geholfen, 1945 unseren Ahnen und heute uns: Putin will erst morgen
siegen.
Putin fällt das leicht: Die gleichgeschalteten Medien transportieren seine Botschaft
vom Verrat des Westens an der „christlichen Zivilisation“, an den Werten der
Menschheit (außer den Menschenrechte, die bleiben außen vor) erfolgreich ins
großrussische Reich: Byzanz fiel, weil es sich dem spirituellen Niedergang
auslieferte. Gestern die Osmanen, heute Drogen, Schwule, Genderei – und der liebe
Gott ganz weit weg. Putins praktische Philosophie ist eine Mischung aus deutschem
Idealismus, Psychoanalyse, italienischem Faschismus und Christentum, oder? 65 %
der Bevölkerung bezeichnen sich als Angehörige eines orthodoxen Christentums – so
was schlägt in der gelenkten russischen Demokratur bei den Wahlen gut zu Buche.
Erstens wohnen im Westen die Dämonen (kann ich bestätigen), zweitens ist die
großrussische Zivilisation einzigartig. Memorial bestreitet das. Memorial ist die erste
freiwillige Massenvereinigung in der Sowjetunion, die „von unten“ aus der
Zivilgesellschaft heraus, auf Initiative ehemaliger linker politischer Gefangener und
ihrer Angehörigen entstand und vielen jungen, politisch interessierten Menschen die
Augen öffnete und das mystisches Verhältnis zwischen Volk und autoritärer
Herrschaft kritisierte – Aufklärung über Stalin und Putin ist der wichtigste Grund für
den Untergrund und das Verbot.
Querdenker mögen sowas, Verschwörungstheoretiker lecken am Denkmal im
Kreml. Der größte Star von ihnen war Xavier Naidoo. Dem Faschistle aus Mannheim
war keine Story zu absurd. Die Erde sei gar keine Kugel, die Corona-Impfung will
aus Menschen Zombies machen und es gibt eine Welt-Elite, die Kinder in
Tunnelsystemen (Stuttgart 21?) foltert. So wird Adrenochrom gewonnen und von
Hollywoodstars zur Bekämpfung des Alterungsprozesses genutzt. Vermutlich alles
ziemlich teuer. Wenn Naidoo, der Freund von Reichsbürgern und Antisemiten,
angepinkelt wird, stehen 100 Prominente hinter ihm: Atze Schröder, Mario Adorf, Die
Prinzen, Pur, Thomas D, Tim Mälzer, Jan Josef Liefers – so viele, dass einem
schlecht wird nach Sicht auf die einseitige Anzeige 2015 in der FAZ. Vergessen wir’s.
Doch Naidoo hat in der Folge immer noch kräftig was Rechts-radikales draufgelegt,
ohne dass sich seine Gönner distanziert hätten. Das ganze kotzige rechtsradikale
Elend dokumentierte das ZDF am 4. Mai 2022.
Die AfD ist trotzdem nicht im Landtag, denn wenn Wähler wandern, bleibt kein
Auge trocken. Nachdem schon die Linken am Sinken sind, sinken auch
Sozialdemokraten: Ein letzter Gruß an die alte Volkspartei. Abgeschifft kieloben, sagt
der Volksmund. Wenn alle in selben Boot sitzen wollen, wird der Platz eng. Gerettet
wird, wer am nettesten aussieht. Ich. Do not panic – children and women first!

Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)

ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten

Krieg ist Scheiße – Grohmanns „Wettern der Woche“

Krieg ist Scheiße – Grohmanns "Wettern der Woche"

Ich weiß natürlich: So eine humanitäre Forderung geht den Herrschaften am Arsch vorbei. Selbst Marlene Dietrich hatte mit ihrem Aufruf an die deutsche Jugend kaum Erfolge: „Jungs! Opfert euch nicht! Der Krieg ist doch Scheiße, Hitler ist ein Idiot!“ ließ sie ausrichten. Die Deserteure waren wenige. Wenn sie erwischt wurden, stellte man sie an die Wand.
„Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein“, sagte Hans Filbinger. Er wurde umgehend Minister-präsident. Heute gibt es leider kaum Deserteure, nicht in Russland, nicht in der Ukraine. Wenn ein Russe im Krieg die Waffe niederlegen würde, wär‘ er ein toter Mann: Erschossen von den Kameraden Rotarmisten. Doch selbst wenn er mittels Gebeten, guten Schuhen (unwahrscheinlich) und korrekten Karten die Grenzen der westlichen Welt erreichen würde: Er hätte schlechte Karten. Er hätte kaum Chancen, reingelassen zu werden. Insoweit war mein pazifistischer Aufruf in Kontext (570) an die russischen Streitkräfte zwar gut gemeint, aber wirkungslos. Erstens, weil an der Front Kontext kaum Abonnenten hat, zweitens, weil man bei uns keine russischen Deserteure mag – übrigens erst recht keine ukrainischen, das wäre Vaterlandsverrat. Ich hatte den eventuell jetzt schon (!) kriegsmüden Jungs leichtfertig versprochen, für ihre Aufnahme bei uns geradezustehen, im Vertrauen auf das Grundgesetz, das großsprecherisch wie ich in Art. 3 behauptet, alle Menschen seien vor dem Gesetz gleich. Da fehlt u.a. der Zusatz: Aber nur, wenn sie sich einen guten Anwalt leisten können.

Noch konkreter wird’s in Absatz 3: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Ich musste unwillkürlich lachen. Kommt mir jetzt nicht wieder mit der Eisenbahn, die der ukrainische Mensch kostenlos nutzen darf, während alle andren schwarzen Schwarzfahrer umsteigen müssen und in den Knast wandern. Das mein‘ ich nicht. sondern: Zur Zeit müssen geflüchtete Deserteure und Kriegsdienstverweigerer aus Russland und Belarus ein stinknormales Asylverfahren anstrengen – „mit ungewissem Ausgang“. Die Verfolgung dieser Leute (auch von sonstewo) gilt in der BRD mitnichten als Asylgrund. Die Behörden und Gerichte hier stellten oft „extrem hohe Beweisanforderungen“ an die Betroffenen. Gelobt sei, was hart macht.

Die Weichmacher aber sind die echten Flüchtlinge – weil sie von nebenan kommen und wir damit rechnen können, zu gewinnen und dass die Ära Putin dann zu Ende geht und die Menschen zurück fliehen, um ihre Heimat aufzu-bauen. „Der Verlust des Friedens ist nicht mehr nur die Angst der Alten, die als Kinder den Krieg gesehen, erlebt haben. Der Wert des Friedens wird von den jüngeren Generationen erkannt. Der Krieg, das absolute Böse, das mit keinen Argumenten zu verteidigen, mit keinen „politischen Absichten“ zu erklären ist, kommt dieses Mal aus Russland, einem Land, das einmal meine Heimat war, schreibt Wladimir Kaminer.

Graphic Novel „Enrico Pieri“ erschienen und öffentlich präsentiert

Am 23. April 2022 wurde in Stuttgart eine wichtige Neuerscheinung der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um die Graphic Novel

Irene Lupi,  „Enrico Pieri – Nie wieder – mai più – Sant’Annas“, Stuttgart 2021

Das Buch ist im Selbstverlag des Vereins Die AnStifter e.V. (Stuttgart) erschienen.
Verlagsausgaben sind in Italien und Deutschland geplant, aber noch nicht realisiert.

Die Veranstaltung ist online dokumentiert und erreichbar über den Link.

 

Kurzbericht zur Buchvorstellung

Im Mittelpunkt der Graphic Novel steht Enrico Pieri aus Sant’Anna di Stazzema (Toskana). Er war Überlebender des am 12.8.1944 von der Waffen-SS verübten Massakers an der dortigen Zivilbevölkerung mit über 500 Opfern. Die italienische Künstlerin Irene Lupi lässt ihn seine seine Lebensgeschichte erzählen – im Dialog mit jungen Friedenscamp-Teilnehmenden aus Deutschland und Italien. Minutiös angefertigte Zeichnungen, je nach Thema farbig oder schwarz-weiß, werden durch knappe Texte ergänzt. Der appellative Untertitel Nie wieder – mai più – Sant’Annas steht für Enrico Pieris Eintreten für ein solidarisches, demokratisches Europa der Menschenrechte und der Völkerverständigung.

Die Spuren dieses Kriegsverbrechens reichen bis nach Stuttgart – 2012 stellt die Staatsanwaltschaft Stuttgart ihre Ermittlungen gegen zehn Hauptverdächtige ein. Dagegen gab es Protest, der zu intensiven Kontakten mit den Zeitzeugen und Zeitzeuginnen sowie ihren Familien und Organisationen in der Toskana führte. Die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten, die wesentlich vom Verein Die AnStifter ausgingen, blieben nicht ohne Wirkung auf die Politik: Die baden-württembergische Landesregierung engagierte sich schließlich auch finanziell bei der Förderung von Projekten wie den deutsch-italienischen Friedenscamps und beispielsweise der Graphic Novel, die nun am 23. April der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Ministerialdirigentin Karin Scheiffele, im Stuttgarter Staatsministerium u.a. für Internationale Beziehungen zuständig, würdigte das Werk auch im Blick auf den Tod von Enrico Pieri Ende des vergangenen Jahres: „Es ist Ihnen, liebe Signora Lupi, und allen Beteiligten gelungen mit der Graphic Novel … ein Vermächtnis zu schaffen für Enrico Pieri – in starken, in wirkmächtigen Bildern und Worten, die bleiben und die nachhallen.“ Sie zeigte an diesem Beispiel die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Initiativen auf und ermutigte die beteiligten Organisationen, ihre Bemühungen um Versöhnung und Verständigung fortzusetzen – gerade in diesen Tagen des Ukrainekriegs.

Irene Lupi gab Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen, auch an anderen Beispielen der Erinnerungskultur, um dann einige Aspekte ihrer Arbeit an der Graphic Novel zu erläutern.

 

Veranstalter waren die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V., Die AnStifter e.V., die Naturfreundejugend Württemberg e.V., das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, zusätzlich gefördert vom Stadtbezirk Stuttgart-Mitte.

Bezug: Das Buch ist beim Verein Die AnStifter (70182 Stuttgart, Werastr. 10) erhältlich. Bestellung per Mail über SantAnna-Stuttgart@gmx.info . Abgabe kostenlos, Spende für Versandkosten und Zukunft des Projekts erbeten.

Kontakt: Eberhard Frasch MOBIL +49 16092998995 MAIL s.o.

Einen ausführlichen Bericht zur Buchvorstellung finden Sie hier.

 

Eberhard Frasch
AnStifterInitiative-Sant’Anna Stuttgart
25.4.2022

Zeig, dass du für den Frieden bist
Ein Friedensband, ein Zipfel Frieden…

Gestern schrieb uns AnStifterin Dorothea Schulze folgende Mail:

Diese Aktion haben sie sich in Italien ausgedacht, meine Schwester hat sie mir geschickt und Peter Grohmann hat sie dankenswerterweise aufgegriffen. Er hat mir heute zugesagt, Flyer drucken zu lassen. Ich hab auch jede Menge weiße Stofffetzen…
Es ist eine Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen gegen zu
setzen gegen Aufrüstung und Krieg.

Der Text des Aufrufes:
Zeig, dass du für den Frieden bist: Ein Friedensband, ein Zipfel Frieden…

Der Krieg dauert an, er hat getötet und tötet weiter. Er wird auch dann noch andauern, wenn das Militär und dessen Strategen beschließen, dass er beendet ist …
Der Krieg wird in der Trauer der Überlebenden und in den verstümmelten Körpern vieler Menschen weiter leben, er wird in den Explosionen der Bomben zu hören sein,
er wird aus den Trümmern der Häuser zu dir sprechen. Wir wissen, dass viele auch bei uns für diesen Krieg sind.

Wir setzen daher ein sichtbares Zeichen gegen den Krieg, unser Nein,
das weiße Friedensband als Zeichen aller, die diesen Krieg verabscheuen, aller, die wissen, dass Krieg keine Probleme löst. Nirgends. Krieg ist ein Verbrechen.

Um das zu zeigen, heften wir ein Stück weißes Stoff an unsere Taschen, an unsere Jacken und Mäntel, an unsere Briefkästen, Türen, Balkone, in die Fenster, an Autoantennen, an den Kinderwagen oder die Schultasche…
Ein Zipfel Frieden, ein Friedensfunke: das weiße Friedensband.

Wenn viele von uns dieses Friedenszeichen zeigen, wird man nicht länger behaupten können, dass alle im Krieg ein Instrument der Konfliktlösung sehen.

Zeigt, dass ihr für den Frieden seid!
Zeigt es in den Kommunen, den Büros. am Arbeitsplatz, in Sportvereinen, Kirchen, Universitäten und Schulen: Ein weißer Streifen für den Frieden.

Leite den Aufruf weiter. Er kommt von Emergency Italien, einer humanitären
Nichtregierungsorganisation, die zivilen Armut- und Kriegsopfern medizinische Hilfe leistet und wurde 1994 von Dr. Gino Strada gegründet.

Ein Hauch von Frieden | Primo Levi Gymnasium

v.i.s.d.p. peter-grohmann@die-anstifter.de

 

Offener Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Foto: /challengepower.info

Seit langer Zeit setzen wir uns für die Freilassung des Journalisten Julian Assange ein.
Die engagierte Rede des
Bundespräsidenten zur Pressefreiheit bei der Verabschiedung von ZDFIntendant Bellut ermuntert uns, FrankWalter Steinmeier zu bitten, sich für die Freilassung von Julian Assange einzusetzen.
Deshalb
haben wir heute, dem 12. März 2022, einen Offenen Brief an Bundespräsident FrankWalter Steinmeier gesendet:

Offener Brief der AnStifter an
Bundespräsident Frank
Walter Steinmeier
Setzen Sie sich für die Freilassung von
Julian Assange ein

Sehr geehrter Herr Bundespräsident FrankWalter Steinmeier, mit Ihrer Rede zur Verabschiedung von ZDFIntendant Bellut haben Sie Grundpfeiler der Pressefreiheit beschrieben:

Wer das Licht der Information aussperren muss, der braucht offenbar Finsternis für das, was er tut. Berichterstattung zu verbieten, ist aus meiner Sicht ein Zeichen der Schwäche. Und ein Eingeständnis, das etwas geschieht, was nicht gesehen werden soll.

Pressefreiheit ist Autokraten und Populisten ein Dorn im Auge.

Pressefreiheit ist das Gegengift zum totalitären Wahn – zu dem Wahn, die Hoheit über die Gedanken von Menschen zu erlangen.

Der Mut von Journalisten ist „die Steinschleuder gegen
Unterdrückung und Propaganda“.

Als Bundespräsident stehe ich vor der Vierten Gewalt in großem
Respekt, aber auch im Wissen um ihre große Verantwortung für die Demokratie.

Diese Ihre Aussagen zur Pressefreiheit unterstützen wir und verstehen sie als aktuellen Aufruf an Verlage und Herausgeber, an Intendanten und Chefredakteure, an Journalistinnen und Journalisten, an Politikerinnen und Politiker, nicht zuletzt an uns Bürgerinnen und Bürger, sich für die Freiheit der Presse einzusetzen, für diesen für die
Demokratie existenziellen Pfeiler.

Deshalb treten wir an Sie mit dem Appell heran, sich mit all Ihrem Einfluss für die Freilassung des in einem Londoner Gefängnis eingesperrten Journalisten Julian Assange einzusetzen. Sein „Verbrechen“ besteht lediglich darin, Informationen über Verbrechen gegen die Menschlichkeit öffentlich gemacht zu haben. Die Freilassung von Julian Assange wäre ein Erfolg bei der Durchsetzung, der von Ihnen formulierten Maßstäbe.

Wir danken Ihnen im Voraus für Ihre Bemühungen.

Mit freundlichen Grüßen

Die AnStifter – InterCulturelle Initiativen e.V.
Der Vorstand
Manfred Scheifele, Dr. Klaus Kunkel, Hermann Zoller

Alles wird knapp – und Scheißen wird teurer – Peter Grohmanns „Wettern der Woche“

Die Meldungen überschlagen sich: In Hongkong war die Wahlbeteiligung ähnlich niedrig wie im hessischen Griesheim bei den Kommunalwahlen, und der alte Besenbinder Friedrich Merz konnte mit seiner alten Bürste fast die die Zwei-Drittel-Hürde der eigenen Partei kapern. Chapeau, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen würde. Dort gelingt das heute nur noch der AfD.

Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen, bist
schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Schau’n wir mal. Wenn von Bürsten die Rede ist, kann das Klo nicht weit sein: Doch auch hier nur Stänkereien und Horror: Die Klopapiere von Zewa, Tempo und Türk sollen 20 % teurer werden. Mein Rat: weniger Scheiße bauen, sonst wird das Spiel abgebrochen wie beim MSV in Duisburg. Dort hatten Zuschauer den Profispieler Aaron Opoku mit Affenlauten beleidigt – in Osten der Republik
Alltag auch ohne Fußball. Ein falsches Wort – und der Schiri greift sich das Leder. Anders gesagt: Vorsicht! Und unsere Jungs müssen selbst im Ausland vorsichtig sein – oder die Falle im Baltikum schnappt zu und sie sind nicht dabei, wenn’s losgeht. Beim PzGrenLehrBtl 92, in Litauen stationiert, ist es zu sexueller Nötigung, Rassismus und Antisemitismus gekommen – Alltag bei der Truppe wär‘ zu viel gesagt, aber es geht in die Richtung. Jedenfalls gab’s negative Schlagzeilen, und die sind schwerer zu ertragen als Antisemitismus!

Die deutsche Einheit soll deshalb neu organisiert werden, versichert die
Bundeswehr. Damit hatte schon Willy Brandt in den Sechziger Jahren Erfolg. „Die Sicherheit des Gegners Teil unserer eigenen Sicherheit“, sagte er wieder und wieder, bevor ihn Ruth verließ. Eine völlig vergessene Erkenntnis. OK, inzwischen ist viel Wasser die Leine und die Flüsse der Ukraine, Georgiens und Moldawien heruntergeflossen. Heute stehen die Aussichten, dass die drei Länder über kurz oder lang (aber noch vor dem nächsten Krieg) Nato-Mitglied werden, relativ gut. Die Nato und die USA haben es jedenfalls diesen drei russischen Nachbarstaaten in die Hand hinein versprochen. Unter den 30 Mitleidsstaaten sind längst schon 6 europäische Länder des ehemaligen Warschauer Pakts, 3 frühere Teilrepubliken der ehemaligen Sowjetunion und 4 frühere Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawiens. Anders gesagt: Die Sache mit dem „Wandel durch Annäherung“ hat geklappt. Brandt bekam vor 50 Jahren den Friedensnobelpreis umsonst, Putin ist ein Kriegstreiber – und
jetzt ist aber Ruhe im Karton, sonst wird zensiert.

Und innenpolitisch? Da ist vor dem nächsten Lockdown nur zu berichten,
dass Quer- und Impfdenker den Obrigkeiten von Scholz bis Kretschmann und von Polizei bis Ordnungsämtern tagtäglich abstandslos und maskenfrei auf der Nase herumtanzen – trotz Versammlungsverbot. Die neue antiautoritäre Rechte spielt von der Maaß bis an die Memel Hugoles mit dem Gesetz.

Rettet unsere Kinder – denn die Sippschaft tritt nun aus dem Schatten.


Peter Grohmann (peter-grohmann@die-anstifter.de)

ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts www.die-anstifter.de

AnStifter auf dem Weg nach Sant’Anna di Stazzema.

Fritz Hirschmann aus Murr und sein Team
Foto privat

Die Murrer Radbande mit AnStifter Fritz Hirschmann ist auf dem Weg.
Ziel: Sant’Anna di Stazzema. Das italienische Dorf in der Toscana ist seit dem 12. August 1944 untrennbar mit dem Massaker verbunden, das deutsche SS-Soldaten hier anrichteten.
Hier gehts zum Bericht in der Marbacher Zeitung.

Seit gestern sind auch die Beteiligten des diesjährigen Friedenscamps nach Sant´Anna unterwegs. Nachdem es im vergangenen Jahr wegen Corona zur Friedenswanderung umgewandelt werden musste, wird es in diesem Jahr wieder einendeutsch-italienischen Jugendaustausch vor Ort geben. Schwerpunkt in diesem Jahr wird das Thema Antisemitismus sein.

Offener Brief an den Stuttgarter Oberbürgermeister
Rettet das METROPOL

Das ehemalige Metropol-Kino Stuttgart (Foto: Wikipedia)

Dieser Tage schrieb der Filmemacher Goggo Gensch:

Sehr geehrte UnterzeichnerInnen des Offenen Briefs zur Rettung des Metropol,
Sie alle haben im letzten Jahr den Brief an den damaligen OB Fritz Kuhn unterzeichnet, die Stadt möge alles tun, um das Metropol als Kulturort zu erhalten.

In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Sie haben es vielleicht auch den Medien entnommen.

Der Vermieter des Gebäudes die Union Investment, eine Tochterfirma der Genossenschaftsbanken, hat einen Mietvertrag mit der Element Boulders GmbH geschlossen. Aus dem denkmalgeschützten ehemaligen Kino soll nun also eine Kletterhalle werden. Dabei hat die Union Investment ein zwielichtiges Spiel gespielt. Sie hatte behauptet, es hätte sich kein Kinobetreiber gefunden, der das Metropol hätte anmieten wollen. Das war gelogen, ich stand selbst in Kontakt mit den Kinobetrieben Lochmann. Heinz Lochmann wäre bereit gewesen einen Mietvertrag zu unterschreiben.
Ich mich deshalb entschlossen, eine Online-Petition an den neuen Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper zu starten.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie diese Petition unterschreiben würden. Das können Sie hier machen:

https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-das-metropol

Es wäre auch schön, wenn Sie diese Petition auch in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis bekanntmachen würden.
Das Ziel der Petition ist es, diesen für die Stadtgeschichte so wichtigen Ort, als einen Platz der Kultur, der Begegnung und des offenen Austauschs zu erhalten. Dazu muss die Stadt aber wieder über das Gebäude verfügen können. Das kann sie nur, wenn die Union Investment den Pachtvertrag ändert und die Stadt das Gebäude anmietet. Einen Verkauf an die Stadt hat die Union Investment abgelehnt.
Um dieses Ziel zu erreichen, findet aller Voraussicht nach am Donnerstag 11.2.2021 um 17.30 Uhr eine Kundgebung vor dem Metropol statt.
Es sprechen: Iris Dressler (Württ. Kunstverein), Peter Rommel (vielfach ausgezeichneter Filmproduzent), Goggo Gensch (Filmemacher), Sebastian Selig (Gründer der Facebook-Seite „Rettet das Metropol“). Joe Bauer moderiert und Moni Ramoni macht die Musik.

Danke und mit den besten Grüßen

Goggo Gensch

Winfried Wolf, Heiner Monheim, Wolfgang Hesse
Stuttgart 2030. Eine Stadt für die Menschen

Beim Studium von Statistiken, SSB- und VVS-Bilanzen und Gemeinderatsdebatten wurde mir deutlich: Die Stadt-Oberen in Stuttgart verfolgten auch in den vergangenen acht „grünen“ Jahren eine Weiter-so-Politik, die sich in Sachen Verkehr kaum unterscheidet von derjenigen, die es zuvor unter den CDU-Oberbürgermeistern gegeben hatte. Wertvolle Zeit wurde vertan, verantwortungsbewusst das Thema drohende Klimakatastrophe anzugehen…

120 Seiten Paperback, 150 x 210 mm
9,50 Euro
Peter-Grohmann-Verlag
ISBN 978-3-944137-65-0

Im Buchhandel, in der DenkMacherei, Werastraße 10, 70182 Stuttgart oder beim Peter-Grohmann-Verlag.

Hannes Rockenbauch
Mit allen für alle Stadt gestalten

Gedanken eines Architekten, Planers, Stadtrats und Vaters.

„Eine zukunftsfähige Stadt ist eine Stadt, in der sich alle aufgehoben fühlen, weil die Rahmenbedingungen stimmen. Die Lebensverhältnisse in einer solchen Stadt sind so, dass sich alle Bürger*innen damit identifizieren wollen und können. Deshalb ist es vordringlich, eine Stadtgestalt von den Schwachen und Kleinen her zu denken. Nicht umsonst heißt es, Kinder sind die Zukunft.“

Hannes Rockenbauch erzählt über seinen Werdegang vom Stuttgarter Kind im Osten, über die ersten Schritte in der Politik. Über seine Arbeit als Architekt und Stadtplaner und als Kommunalpolitiker mit langjähriger Erfahrung. Er entwirft das Modell einer Stadt für alle, in der die Herausforderungen der Zukunft von Politik und Bürger*innen gemeinsam gemeistert werden.

147 Seiten Hardcover, 140 x 220 mm
15 Euro
Peter-Grohmann-Verlag
ISBN 978-3-944137-42-1

Im Buchhandel, in der DenkMacherei, Werastraße 10, 70182 Stuttgart oder beim Peter-Grohmann-Verlag.