Bürgerhaus Rot, Auricher Str. 34a, 70437 Stuttgart
Veranstalter: eva
84 Jahre ist es her, dass in Grafeneck auf der Schwäbischen Alb mit der Aktion T4, der Tötung von psychisch kranken und behinderten Menschen begonnen wurde. Die systematische Ermordung in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten nahm hier ihren Anfang. Jetzt macht sich eine Gruppe aus Klientinnen und Klienten des psychiatrischen Wohnverbunds der Evangelischen Gesellschaft (eva) gemeinsam mit Mitarbeitenden zu einer mehrtägigen Wanderung über Alb auf – das Ziel ist die heutige Gedenkstätte Grafeneck bei Münsingen. Vorab gibt es dazu ein Podium im Bürgerhaus Rot, zu dem alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen sind. Es moderiert Friedrich Walburg, ehemaliger Abteilungsleiter der Dienste für Seelische Gesundheit bei der eva.
Bei der Veranstaltung, die am 11. September um 17 Uhr im Bürgerhaus Rot beginnt, zeichnet die Kulturwissenschaftlerin Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt die Biografie einer seelischen erkrankten Frau nach, die aus „rassehygienischen Gründen“ von den Nationalsozialisten umgebracht wurde. Daniel Hildwein, Historiker in der heutigen Gedenkstätte, spricht über „Euthanasie – Verbrechen und der Weg nach Grafeneck.“ Den Nachmittag eröffnen wird die Kabarettistin Elisabeth Kabatak. Über die Situation von psychisch kranken Menschen heute gibt Sonja Gaudisch Auskunft, Demokratiebegleiterin und Psychiatrieerfahrene.
Am 16. September startet dann eine Gruppe aus Klientinnen, Klienten und Mitarbeitenden des Sozialpsychiatrischen Wohnverbunds der eva zu einer viertägigen Wanderung mit dem Ziel Grafeneck. Dort wird am 19. September um 11 Uhr eine Abschlussveranstaltung stattfinden. „Das Thema ist schwer, aber es bewegt nicht nur uns Sozialpädagogen und Pflegekräfte. Auch unsere Klientinnen und Klienten beschäftigt das und sie fragen sich, was damals mit Ihnen geschehen wäre“, sagt Martina Hopfe-Hoffmann.
Für Klaus Masanz-Wolkewitz, Bereichsleiter des Sozialpsychiatrischen Wohnverbunds bei der eva, ist das Thema Erinnern aktueller denn je: „Wie gehen wir mit Menschen um, die dem gesellschaftlichen Rand anhaften – jetzt wo der sozialpolitische Wind die offen behindertenfeindliche AfD in den gesellschaftlichen Fokus manövriert hat?“