Club Voltaire, Haaggasse 26b, 72070 Tübingen
Veranstalter: Club Voltaire
Vortrag zum 50. Todestag Max Horkheimers am 7. Juli 1973
Vortrag & Diskussion
mit Dr. Michael Weingarten
Noch immer finden die Arbeiten Horkheimers nach seiner Rückkehr aus dem Exil nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen in den gegenwärtigen Debatten und Auseinandersetzungen eigentlich zukommen müsste. Vielmehr dominiert weiterhin das (Vor-)Urteil von Jürgen Habermas, der alte Horkheimer habe nicht mehr die Kraft gehabt zu systematischer Arbeit und er habe eine resignative und damit zugleich auch konservative Wende vollzogen.
Dies stimmt schlichtweg nicht! Denn ungebrochen hält Horkheimer an der Perspektive einer „richtigen Gesellschaft fest, in der jeder sich frei entfalten könne“. Und in einem Interview kurz vor seinem Tod hält er weiter fest, dass das „dialektische Problem des Verhältnisses von Gerechtigkeit und Freiheit“ immer noch nicht gelöst sei. Und weiter hält er als zu lösende Frage, als grundsätzliches Problem fest:
„Würde eine gewaltsame Revolution die gesellschaftliche Lage verbessern, oder würde wieder eine Periode des Terrorismus beginnen?“ Auf diese beiden zentralen Fragen und Problemstellungen allen politischen Handelns sucht Horkheimer Antworten, die den Verhältnissen der Nachkriegsgesellschaften adäquat sind. Und seine zumindest Antwort-Versuche finden sich in der Unzahl von „Notizen“ und „Denkbildern“, die er plante als Buch zu veröffentlichen, aus denen aber eine Auswahl erst nach seinem Tod erschien. Diesen Schatz gilt es eben immer noch zu entdecken und zu heben.
Michael Weingarten, Philosoph mit den Arbeitsschwerpunkten Dialektik, Sozialphilosophie, politische Philosophie sowie Theorie und Geschichte gesellschaftlicher Naturverhältnisse. Bis zur Verrentung 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Stuttgart sowie Honorarprofessor an der Universität Marburg
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