ehemalige Diskothek Penthouse, Heilbronner Str. 385, Stuttgart
Veranstalter: Citizen.KANE.Kollektiv
„Liliom“ ist eines der bekanntesten ungarischen Theaterstücke. Liliom ist auch der Nachname der Stuttgarter Queer-Aktivistin Ida Liliom. Sie ist die Urururenkelin des Protagonisten. Zusammen mit Ida überschreibt das Citizen.KANE.Kollektiv den Text über toxische Männlichkeit queerfeministisch. Ein performativer Rave in der ehemaligen Diskothek Penthouse mit dem trabanten.kollektiv.
Die Geschichte des Theaterstücks von Ferenc Molnár ist schnell erzählt: Der Karussell Ausrufer Liliom verliebt sich in Julie. Er gibt ihretwegen seinen Job bei der eifersüchtigen Karussellbesitzerin Muskat auf. Die beiden heiraten. Liliom liebt seine Frau und schlägt sie. Die Gründe für sein toxisches Verhalten sind nicht klar. Ist es die Unsicherheit durch die Arbeitslosigkeit? Oder verletzte Gefühle, mit denen er nicht umgehen kann? Als Julie ein Kind erwartet, verschärft sich die Situation. Der Text von Molnár beschreibt eine problematische männliche Hauptfigur, enthält antisemitische Aussagen und stellt die Perspektiven der weiblichen Charaktere eindimensional dar. Wie können wir mit einem Literaturklassiker umgehen, dessen Hauptfigur nicht als Vorbild taugt?
Die Performance arbeitet intensiv mit dem biographischen Material der Queer-Aktivistin Ida Liliom. Was ist, wenn Liliom der Vater des Vaters des Vaters des eigenen Papas ist? Alle Liliom-Männer sind früher oder später abwesend. Sie sind melancholisch wegen der Schwere des Lebens. Sie handeln von ihrem Ego getrieben. Das verursacht Schmerz, Unruhe und manchmal den Tod. Übrig bleiben die Frauen und die Töchter. Sie werden alt, immer älter als die Männer. Sie kümmern sich um die Scherben, die Kinder, das Trauma und im besten Fall um sich selbst.
Die Long-Duration-Performance „LILIOM – Theater.Rave.Utopie“ holt den literarischen Klassiker ins 21. Jahrhundert. Dokumentarisch-biographisches Material wird mit fiktionaler szenischer Narration und elektronischer Musik verbunden. Wir lenken den Blick auf die patriarchalen Strukturen und erschaffen eine jüdische und queere Utopie. Das Stück ist Anlass für einen gesellschaftlichen Dialog über die Notwendigkeit klassische Rollenbilder aktiv zu verlernen. Und es ist Anlass für ausgelassenes Raven in einem Safer Space. Die Zukunft ist queer.
Nicht als Rahmenprogramm, sondern als kommunikatives Herzstück zwischen den fünf Vorstellungen wird das Festival: IN:BETWEEN* stattfinden. Teil des Festivals sind ein Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurs (Krav Maga Workshop und ein DJ Workshop für FLINTA*-Personen ab 16 Jahren sein. Als Highlight präsentieren wir 2 Theatervorstellungen von 3 Schwestern #vollerLiebeimKampfmodus vom schmitz + möbus kollektiv (Köln). Außerdem veranstalten wir eine Podiumsdiskussion. Das alles geschieht im unserem Spielort, dem ehemaligen Penthouse.
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