Staatsarchiv Ludwigsburg, Arsenalplatz 3, 71638 Ludwigsburg
Veranstalter: Landesarchiv Baden-Württemberg, Förderverein Zentrale Stelle
Vortrag von Prof. Dr. Bernd Sösemann, FU Berlin
Die Hitler-Papen-Hugenberg-Regierung gestaltete sogleich nach dem 30. Januar 1933 die Informationspolitik, Medien und die Publizistik neu. Mit Hilfe von Notverordnungen wurden die Grundrechte beseitigt, der Nachrichtenfluss, oppositionelle Zeitungen und Verlage reglementiert. Da auch kritische Rundfunkredaktionen, Journalisten und Literaten zensiert wurden, konnte eine von der offiziellen Linie abweichende Meinung unterdrückt werden. Das „Ermächtigungsgesetz“, Presseanweisungen, opportunistische Verleger, Publizisten und Berufsverbände erleichterten dem Regime den Ausbau der Überwachung. Literaturkritik wurde verboten und die Presse rechtlich zu einem „öffentliches Organ“ erklärt. Jeder Schreibende hatte die Mitgliedschaft in der „Reichskulturkammer“ zu beantragen. Sie nahm lediglich „Arier“ auf und verpflichtete ihre Autoren und „Schriftleiter“, ausschließlich dem Wohl der formierten „Volksgemeinschaft“ zu dienen.
Der Vortrag informiert über die rechtlichen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im „völkischen Führerreich“. Er stellt Prozesse der sogenannten Gleichschaltung ebenso dar wie verschiedene Versuche, die öffentliche Kommunikation in der NS-Diktatur trotz der Unterdrückung mit zu bestimmen. Damit geraten auch das Publikum und die schwer zu beantwortenden Fragen in den Blick, in welchem Umfang Möglichkeiten eines „verdeckten Schreiben“ zur Vermittlung regimekritischer Inhalte genutzt werden konnten und unter welchen Bedingungen taktisch verhüllte Botschaften überhaupt zu entschlüsseln waren.
Professor Bernd Sösemann war bis 2010 Gründungsdirektor auf dem Lehrstuhl für Geschichte der öffentlichen Kommunikation und der Publizistikwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Eintritt frei; der Vortrag findet im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung „Zwischen den Zeilen“ statt.
Verschlagwortet mit: Nationalsozialismus