„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Als wir noch jung und hübsch waren, kannten wir die Antwort: Wir schrien lauthals „Nieeeeeemand“ und stürmten los. Denn der schwarze Mann ist der Rattenfänger. Beim immer noch beliebten Laufspiel in Schulen und Hinterhöfen warnt er aber ausdrücklich: „Und wenn er aber kommt?“ Die Antwort ist überzeugend: „Dann rennen wir davon!“
Nützt jetzt nichts mehr. Dort, wo wir hinrennen, ist er auch schon. Er ist schneller, als die Polizei erlaubt. Denn der schwarze Mann von heute ist beim MAD oder beim Verfassungsschutz oder irgendwas beim Informations- und Kommunikationstechnikzentrum der Bundespolizei (IKTZ). Die schwarzen Männer können natürlicherweise auch Frauen sein, sie können aus befreundeten Nationen kommen, zur Security bei Degussa gehören, zu den Diensten der Nato oder gar den Diensten des Feindes. Allesamt meist unerkannt im eignen Land, nicht selten auch als Doppelagent tätig: Der eine Geheimhurgler aus Thüringen hat gerade mal lächerliche 3000 Euro vom Staat bekommen – davon kann kein rechter Mensch eine fremde Familie ernähren. Doch Vorsicht: Für einen zweiten Job braucht’s auch eine zweite Lohnsteuerkarte.
„Geheimdienste sind so etwas wie der Feuerlöscher der Demokratie“, sagte ich einmal zu dem für mich zuständigen Verfassungsschützer. „Armleuchter vom Dienst!“, meinte der lakonisch, als ich ihm die Mitgliederliste der Cannstatter SPD übergab. Mal ganz unter uns: Alles gefälscht – aber er hat sich nie beklagt. Was nun den Feuerlöscher angeht: Den durfte die freiwillige Feuerwehr am brennenden Wohnwagen nicht so einsetzen, wie sie es gern gewollt hätte, seinerzeit. Es hätte ja noch jemand leben können, fürchteten die Feuerwehrmänner. Nach den aktuellen Vernehmungen der Feuerwehrleute dieser Tage zu den „Löschvorgängen“ am Brandort kann der schwarze Mann nur sagen: Gut gemacht, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
Aber trösten wir uns: Die offenbar gewordenen Fehler und Versäumnisse fügen sich nahtlos in die Kette vorangehender Ungereimtheiten, wie den schnellen Abtransport des Wohnmobils ohne vorangehende Spurensicherung, die ungenügende Absicherung des Tatorts oder die jahrelang falsch kolportierten Obduktionsergebnisse von Mundlos und Böhnhardt, die keinen Ruß in der Lunge nachweisen konnten. Aber so ist das eben mit Räuberpistolen. Oder würden Sie einem Untersuchungsausschuss, in dem sogar die Roten und die Rosaroten sitzen, alles zeigen? Nu klar, tät meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen – aber geschwärzt.
Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.