Schloss Elmau! 360 Millionen Euro Kosten. Themen? Plastikmüll vermeiden, Kleinbauern-Versicherung groß und Griechenland kleinkriegen, Antibiotika beobachten, Demonstrationsrecht abschaffen. 2700 Journalistinnen schauen zu. 22 000 Beamten aller Waffengattungen sind vor Ort: Alles wird gut.
Immerhin vertrat sich der Gipfel nicht nur die Füße im Tal und machte Hefeweizen und Weißwürscht weltweit salonfähig, sondern er verrat auch 15 % der Weltbevölkerung. Anders gesagt: 85 % potentielle Weißwurstesser blieben quasi zu Hause und produzierten dort ihren eigenen Plastikmüll. Hat jemand schon mal irgendwas von China oder Indien gehört, von Brasilien oder Mexiko? Von Afrikas Herkunftsländern? Oder dass sich auf Schloss Elmau 50 % der weltweiten Militärausgaben repräsentierten? Und dass viel von den Waffen an die afrikanischen Länder verscheuert wird? Wer will sich diese guten Geschäfte schon versauen lassen?
Im Wald und auf der Weide standen sich die letzten Tage der Menschheit gegenüber: Hier Bürgerwehr, ganz zivil, und da der Überwachungsstaat, hochgerüstet mit Falschaussagen und Vorurteilen, aber Auge in Auge. Armut und Hunger, Ausbeutung von Mensch und Natur – so prononciert würde das Angela Merkel nie sagen. Das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA (Kanada) und Europa, der zügige Aufbau einer fünften Gewalt des großen Kapitals mit eigenen Gerichten? Billige Polemik, meint Sigmar Gabriel. Die weltweite Militarisierung, die Krieg sind das gemeinsame Produkt von G 7, genauso wie der Überwachungsstaat und die Abschottung gegenüber Flüchtlingen, die Umweltzerstörung und eine immer hemmungslosere neoliberale Wirtschaftspolitik. Da bleibt selbst den edlen Herren Anshu Jain und Jürgen Fitschen nur der Rücktritt, bevor das kleinkriminelle Syndikat in Frankfurt auffliegt. Meine Omi Glimbzsch in Zittau wüsste Rat: „Nu, die könnten mit ihren Fähigkeiten ooch ohne Weiteres bei der FIFA einsteigen, was die sich geleistet haben!“
Richtig. Die Gier der Menschen ist unersättlich. Und die 15 % von Elmau sind Vorbild für die gesamte Menschheit, ihre Gier nach natürlichen Ressourcen ist unersättlich: Die verschwenderische Lebensweise der Industrienationen ist leuchtendes Vorbild für alle aufstrebenden Schwellenländer. Da kann man nur auf ein Wunder hoffen: Weltweit werden schon heute 50 % mehr Ressourcen beansprucht, als der Planet zur Verfügung stellt. Haben und Sein, aber fromm.
Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.
Ein Gedanke zu „Wettern: Geh sieben“
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