Stets zu Diensten, sagt der Schweizer Banker, wenn er die Klientel sicher über die heimatlichen Abgründe und Gletscherspalten führt. Ins Ungewisse geht es nie. Der weltweite Kunde vertraut seiner Bank – aber nie umgekehrt. Letztlich sind ja alle, der Banker wie seine Kunden, asoziale Nummern – Hauptsache, der Zinsfuß hinkt nicht und das Geschäfts lohnt sich, beiderseits. Moral hat da nichts zu suchen, die braucht man im Heimatland allenfalls für Wahlkampfappelle und Sonntagspredigten an Hartz-IV-Empänger. Damit wir uns nicht mißverstehen: Die Schweizer Banken stehen dabei sinnlich haftend und nur stellvertretend für eine weltweite und grandiose Geldmafia, die keine Skrupel kennt. So hat man sie erzogen. Gute Geschäftsbeziehungen sind die Hauptsache. Blutdiamanten, Waffen, Kriegsanleihen? Die HSBC hat sich doch entschuldigt! Ob es nun um das Geld von ermordeten Juden geht, Steuergelder, Staatseigentum, ist egal. Man wird schnell reich am Elend der Toten, am Leiden der Armen. Die Banken und ihre Diktatoren, Präsidenten, Generäle, Schieber sind Legende! Nun, eher zufällig, sind mal Rotlichtkönige, Fußballprofis, Spitzel der Geheimdienste, die Erben des Nationalsozialismus, Unternehmer, Damen der Charity, echte Blaublütler verraten worden. Gott segne die Whistleblower – aber Namen werden nicht genannt. Knapp zweitausend Personen mit 740 Nummernkonten, 3616 Unterkonten und mindestens 3,3 Milliarden Euro Guthaben und 229 Offshorebohrung-Briefkastenfirmen – Peanuts!
Doch jetzt mal ganz ehrlich – sitzen wir nicht alle im gleichen Boot? Klar – die einen segeln und die anderen rudern.
Auch die großen deutschen Geldhäuser – Leistung aus Leidenschaft! – sind doch in Steueroasen aktiv. Allein die Deutsche Bank gründete über ihre Filiale in Singapur mehr als 300 Trusts und Briefkastenfirmen. Reg‘ dich nicht auf, ruft uns Omi Glimbzsch aus Zittau zu: Alles verjährt. Und wenn nicht: Alles vergessen.
Mutti, der Mann mit dem Zinsfuss ist da…
Peter Grohmann schreibt sein Wettern der Woche für die Wochenzeitung Kontext – für lau.